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Dresdner Journal : 26.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-26
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1899
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Beilage zu 119 des Dresdner Journals. Freitag, den 26. Mai 1899, abends Nachrichten aus -eu Landesteileu. Leipzig. Vorgestern abend verstarb hier berHofduch- Kinder Hr Gustav Fritzsche nach vor wenigen Lagen vollendetem KO. Lebensjahre. Der Verstorbene war ein „Satfwaäo man" in de« Worte« bester Bedeutung und wurde durch da« Vertrauen seiner Mitbürger in die zweite Erändekammer gewählt, wo er der konservativen Partei an gehörte Luch in kommunalen und genossenschaftlichen Ange legenheiten Kat er ungemein eifrig und erfolgreich gewirkt — Lu» Anlaß de« 25 jährigen Bestehen» der „Deutschen Sprachschule"' übergab die Firma Iuliu« Klinkharbt al« Verlegerin in Gemeinschaft mit den Herren Schul direktoren Baron, Junghann« und Schindler in Dresden al» Verfassern de« bezeichneten Werke» am 1. April d. I». dem Sächsischen Pestalozziverein« die Summe von l O OOO Mark in Wertpapieren mit der Bestimmung, daß dirselbe von dem genannten Vereine verwaltet und unter dem Namen Kurstiftung de« Verleger» und der Verfasser der „Deutschen Sprachschule" den Stiftungen de« Verein« einverleibt werde. Die Zinsen der Stiftung sind zur Unterstützung solcher bedürftigen Lehrer und Lehrerinnen de« Königreich« Sachsen bestimmt, welche behuf« Wieder herstellung ihrer Gesundheit sich erner längeren oder be sonder» kostspieligen Kur zu unterziehen haben. — Von Elisabeth Auguste Häder wurden der Bienerschen Blinden anstalt 3KO M und der Stadt zur Verwendung für ver schämte Arme ebenfall» 350 M. vermacht. Der Rat be schloß, da» Vermächtnis mit Dank anzunehmen. — Der Fleischverbrauch in unserer Stadt hat, auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, im vorigen Jahre eine gering fügige Abnahme erfahren. Auf die einzelnen Fleisch gattungen verteilte sich der Verbrauch für die beiden letzten Jahre wie folgt: 1897: Rindfleisch 22,5 kg, Kalbfleisch 7,8 kg, Hammelfleisch 3,6 kg, Schweinefleisch 28,6 kg, zusammen 62,5 kg; 1898: Rindfleisch 23,2 kg, Kalbfleisch 7,0 kg, Hammelfleisch 3,5 kg, Schweinefleisch 28,4 kg, zusammen 62,1 kg. Der Verbrauch an Rind fleisch hat also eine Zunahme erfahren, wogegen im Ver brauche der anderen Fleischgattungen, namentlich aber in dem de« Kalbfleisches, eine Abnahme eingetreten ist. Von wesentlicher Bedeutung ist dieselbe allerdings nicht. — In der „Tuchhalle" hatten Knaben gespielt und waren an den dort aufgestellten Tuchschränken herumgeklettert. Hierbei war einer dieser Schränke umgefallen und hatte einen der spielenden Knaben erschlagen. Schellenberg. Ein größeres Elektrizitätswerk beabsichtigt die Aktiengesellschaft Siemers u. Halske zu erbauen, fall» genügende Abnahme elektrischen Strome» für Licht-, Kraft- und Heizzwecke gesichert wird. Da» Werk soll die Städte Schellenberg, Lengenfeld, sowie die Gemeinden Börnichen, Borstendorf, Eppendorf, Grün hainichen, KrumhermerSdorf, Leubsdorf, Hammer,Leubsdorf, Marbach, Reifland, Rauenstein, Dorfschellenberg, Wald kirchen, Wünschendorf, Zschopenthal, sowie benachbarte Orte mit elektrischer Energie versorgen. Brambach. Da« hölzerne Gerüst auf dem Kapellenberge wird sehr baufällig Der hiesige Verein der Naturfreunde hat den Plan, das Gerüst durch einen massiven oder eisernen Turm zu ersetzen, doch bedarf er hierzu der Unterstützung weiterer Kreise. Auch al« Ort für die vogtländische BiSmarcksäule ist der Kapellenberg in Vorschlag gebracht worden Pirna. Bei dem während de» Frühjahre« gewöhn lich verstärkten Wasserzuflusse nach dem Elbstrome, nament lich aber bei Hochfluten wie der jüngsten, werden dem Flußlaufe Steine, Sand und andere Gegenstände zugeführt, die sich dann in der Fahrrinne für die Kähne und Schiffe festsetzen und leicht für die Schiffahrt gefähr lich werden können Zur Beseitigung solcher Verkehr»- hinderniffe wird dann alljährlich mit der Stein Hebe masch ine die Fahrrinne von den Hindernissen befreit. An der hiesigen Elbbrücke wurde gestern diese Hebe. Maschine zusammengestellt; sie dürfte in den kommenden Wochen ihre Thätigkeit entfalten Wucher schau. Da« Bürgerliche Gesetzbuch mit Erläuterungen für das Studium und die Praxi« von vr. H. Rehbein, NeichSgericht«rat. Berlin, Verlas von H W. Müller. „Der vorliegende Kommentar soll dem Studium und der Praxi« dienen. Darauf beruht seine Methode. Da« Bürgerliche Gesetzbuch ist kein neue«, gemachte« Recht, sondern da« Ergebni« eine» geschichtlichen Entwickelung«- prozesse«. Da« Bürgerliche Gesetzbuch ist au» dem ge meinen und Preußischen Recht erwachsen. Ohne Kenntni» be,der Rechte ist e» vielfach überhaupt nicht zu verstehen. ,,E» erfordert ein ernste» Studium aus der Grund lage beider Rechte Wenn die erste Anforderung an sein Verständnis die genaue Kenntni« seine« System« und de« inneren Zusammenhänge« seiner weitverzweigten Recht«grundsätze vorautsetzt, so ist di« zweite Anforderung die Erkenntni« seine« Zusamnnnhanges au« dem br«- kerigen Recht Da« ist der erste Gesichtspunkt, von dem bei der Bearbeitung au«gegangen wurde." „Auch darauf ist bereit« hingewiesen, daß der Wissen schaft und Praxi« dem Bürgerlichen Gesetzbuch gegenüber eine außerordentlich schwierige Aufgabe gestellt ist. Auch der vorurteil«freie Beurteiler de« Gesetze« wird nicht lange darüber im Zweifel sein, daß da« Bürgerlich« Gesetzbuch weder ein einfache«, noch ein klare« Recht bietet Auf mehr al« einem Gebiete find die großen, leitenden Grundsätze verhüllt geblieben. Wissenschaft und Praxi» werden sie aufzudecken und lebendig zu ge stalten haben. Der Praxi» wird die große Auf gabe erwachsen, da» vielfach dogmatische Gesetz mit Leben zu erfüllen. Und e» wäre ungerecht, zu leugnen daß da« Bürgerliche Gesetzbuch bewußt dem Richter dazu freien Raum und freie Hand läßt; zu diesem Zwecke die Ergebnisse der bisherigen Rechtsprechung, die fortwerfrn einen Schatz fortwerfen bieße, zu verwerten, hat sich der Kommentar an zweiter Stelle zur Aufgabe gestellt. Damit soll der Praxi« gedient werden." Soweit da« Vorwort de« Verfasser«, welche» am besten Einblick in seine Auffassungen und Absichten giebt Diese können nur gebilligt werden. Für Länder, welche nicht dem Gebiete de« gemeinen oder de« Preußischen Rechte« angehören, ist der Hinwei« von besonderer Bedeutung, daß ihren Juristen die Beschäftigung mit diesen Rechten nicht erspart bleiben kann, soweit sie zur Erkenntni« de« Bürgerlichen Gesetzbuch«« «rfordrrlich ist. Sie wird in Sachsen weniger mit dem von der Universität und durch die bi«herige Recht«entwickelung vertrauten gemeinen Recht, wohl aber mit dem Preußischen Recht meist erst nach geholt werden müssen AuS diesem Grunde und al« ein sehr geeignete« Mittel hierzu hat der vorliegende Kom mentar auch für sächsische Juristen unmittelbaren Wert. Rehbein ist unsere« Wissen« der Erste, der e« unter nommen hat, allein einen Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch zu schreiben. Diese Aufgabe bedarf einer außer ordentlichen Kraft. Wo diese aber vorhanden ist, gewährt sie dem Werke neben anderen den großen Vorzug der Einheitlichkeit und einer Vertiefung, welche bei der Teilung unter mehrere Verfasser nicht möglich ist Rehbein besitzt jene Kraft voll, wie seine älteren schriftstellerischen Pistungen erwarten lassen und die vorliegenden beiden Lieferungen de« Kommentar« beweisen Er leistet sogar mehr, al« da« Vorwort verspricht, nämlich eine tiefe und höchst lehrreiche Erläuterung de« Bürgerlichen Gesetzbuches undseine« Zusammenhänge« nicht nur mit dem gemeinen und Preußischen, sondern auch mit anderen Rechten, insbesondere dem coäv und dem sächsischen Bürgerlichen Gesetzbuch, allenthalben unter reicher Verwertung der Litteratur und Rechtsprechung. Der Kommentar wird ohne Zweifel seinen Platz unter den besten seiner Art finden. Er wird drei Bände um fassen, etwa 40 M. kosten und voraussichtlich bi» zum Inkrafttreten de» Bürgerlichen Gesetzbuches vollständig er schienen sein. In die letztere Voraussicht der Verlags- Handlung setzen wir nach den bisherigen Erfahrungen mit allen Kommentaren zum Bürgerlichen Gesetzbuch Zweifel. Staub, Kommentar zum Handelsgesetzbuch (ohn« Seerecht) von 0r. Hermann Staub, Rechtsanwalt in Berlin, Justizrat. 6. und 7. Auflage, enthaltend das neue Handellgesetzbuch Berlin 1899. I. I. Heine« Verlag. Wie nicht anders zu erwarten stand, erscheint Staub» Kommentar zum Handel«gesetzbuche, welcher sich sofort mit seiner ersten im Januar 1893 erschienenen Auslage vor allem anderen durch seine Brauchbarkeit «»»zeichnete, zur rechten Zeit in einer neuen Bearbeitung vor dem und für da« neue Handelsgesetzbuch. Sie ist in rascher Folge bereit» bis zur 3. Lieferung und di» zu Z 159 vorgeschritten. Sie zeigt alle die bekannten und hohen Vorzüge der früheren und dankt e» dieser, daß sie sogleich in einer doppelten Auflage (der 6. und 7. de» Kommentars) erscheinen muß Neue Gaben von hohem Wert enthält die Allgemeine Einleitung, welche be handelt: I. di« Entstchungsgcschichte de» neuen Handel»- gesetzbuche« und seine Gestalt; II. sein Anwendungs gebiet; IH. die Recht«quellen de« Handelsrecht«; IV. Fragen der Beweislast; V. die Stellung de» Weibe« im Handels recht. Der Abschnitt „Fragen der Bewrislast" enthält die beste Ausführung der Ansichten, welche der Verfasser vertritt. Freilich überreugt auch sie un» nicht und sie be weist mithin u. E. am schärfsten deren Haltlosigkeit, ein Ergebni«, welche«, obwohl negativ, doch von größtem Wert ist. Die Aufdeckung von Fehlendem in der Bewei«- führung der Gegner (insbesondere Stölzl») liefert noch keinen Beweis für Staubs eigen« Meinung, und dieser Bewei» ist ihm auch sonst nicht gelungen. Staubs Leb haftigkeit, welche fast an Schärfe grenzt, ersetzt ihn nicht. E» handelt sich also bei seinen Fragen der Beweislast im Grunde selbst um eine Frage der Beweislast, nämlich ob diese Staub oder seine Gegner trifft. Wir sind über zeugt, daß der treffliche Kommentar die Anwendung de« neuen Handelsrechte« ebenso wirkung«voll fördern wird wie bi«her die de« alten In der KSuigl. Sächsischen Hofbuchhandlung H Burdach, Schlotzstraße SS, sind in der Zeit vom 1Ü bi« 20. Mai folgende Renigkeitrn eingetroffen: Panteniu», LH. H , Wilhelm Wolf- schild. 2 Bände 8 M — Christiansen, O., Der Holzbaustil » M. - Lands, R., Stadt- und Landhäuser. 7 M. Sv Ps. — Paller, R. v., Der Fahrrad Reparateur » M — Di» hohe Jagd, Gebunden. SO M. — M. v tkaisenberg, Die Sinter vom Sporn. Gebunden. üM — Siosenmeyer, Bogenlampen. L M. — Weil, Elektrische Straßenbahnen. 3 M. — v. Siebold, Der ewige Krieg und die Friedenskonferenz, 80 Pf. — Barre, I,« ooä« viril ullsmnnä. SM— Evert, Der Arbeiterschutz und seine Entwickelung im iS Jahrhundert 1 M. — Jntzr, Bericht über die Waffrrverhältniffe der Gebirgspasse Schlesiens. SM. — Echoen, Der Lippeiche Schiedsspruch und die PiuSker- sche Kritik. SM- Beckh, H, Die BeweiSlast nach dem B. G -B. SM. — Hiller v. Gaertringen, Thera. Band 1. Text und Alla«. 1 M. 80 Ps. — Schäppe, I, Bausteine zur Schule der Zukunst IM. — Biedeimann, K , Zeit- und Lebensfragen aus dem Gebiete der Moral 1 M. SU Ps — Pichler, A., Allerlei Geschichten aus Tirol. » M. — M - Tlotten, Amerika, Reifedilder. 2 M. SV Pf. — Jahn, Ethik. 3 M SV Pf — Ridec Haggard, Swallow. 2 rols. 3 M. 20 Ps. — Gerland, E., Da» Archiv de» Herzogs von Kandia im König!. Staatsarchiv zu Benedig. 3 M SV Ps. — Lieb mann, O., Gedanken und Thatsachen. I. Band. SM — Jahresbericht der chemischen Technologie. XI-IV. 24 M. — Loo, Ruß- und Rauchsroge. l M SO Ps. — Maraffe, Backfischbriese auS Kairo. 1 M. — Rohlfs, Or. weck., Heil kunde und GesundheitSlehre. b M 40 Pf. — Schiffner, Der Erbvertrag. SM— Beling, Grundzüge deS Strafrecht». 2 M. — Zell, F, Bauernmöbel. SO M - Ewart, Goethes «ater. 2 M. — vleibtren, «, Der böse Wille des Militaris mus. 1 M. öv Ps. Vermischtes. * Man schreibt uns aus unserem Leserkreise: Der große Brand einer der jetzt immer zahlreicher werdenden modernen Warenbazare in Braunschweig, der sechs Menschen da« Leben kostete, hat auf die höchst gefähr liche Bauart bez Ausstattung der Auslagen vieler der artiger Geschäfte hingewiesen. Die riesigen Schau fenster, die oft nicht nur die Höhe des Erdgeschosse« einnehmen, sondern bi« in daS erste Stockwerk durchgeführt sind, werden mit den leichtesten brennbaren Stoffen, wie Tüll, Bändern, Strohhüten rc, in reicher Weise ausgeputzt, wobei zur Beleuchtung Glühlampen in meist ver schwenderischer Fülle verwendet werden, die oft so an gebracht sind, daß sie direkt die Ausladen berühren E« ist nachgewiesen, daß durch diese Glasbirnen, die vielfach unrichtlgerweise für ungefährlich gehalten werden, schon bedeutend« Brände verursacht worden sind, weshalb man in dieser Hinsicht ein viel wachsameres Auge haben sollte. Entsteht ein Brand in einem derart auSgestatteten Schau fenster, so ist e« bei der Umgebung desselben, wie über haupt bei dem ganzen Inhalt der dahinter und nebenan gelegenen Räumlichkeiten selbstverständlich, daß die Flammen binnen wenigen Minuten großen Umfang ge winnen, ehe nur irgend jemand etwas dagegen zu thun vermag Ist die Umgebung der Ladenthür, wie vielfach üblich, gleichfalls mit Stoffen rc. behangen, so ist der Fall nicht schwer denkbar, daß die im Laden befindlichen Personen ganz plötzlich den Weg durch Flammen ver sperrt finden Noch gefährlicher gestaltet sich ein solcher Brand für die Angestellten de« Geschäft«, die in den oberen Stockwerken, in Werkstätten, Lagerräumen rc. thitig sind. Diese Leute werden in den ersten Minuten, wo sie sich vielleicht noch retten könnten, von der Gefahr gar keine Kenntni« haben, sie vielmehr erst erlangen, wenn es zu spät ist, denn vielfach führen die Wege von diesen Arbeit«stätten nicht auf besonderen Treppen durch einen vom Laden getrennten Haus flur, sondern direkt durch den Laden hindurch. Man glaubt mit diesem System am besten Unredlich keiten de« Personals zu verhindern, oder man ist bemüht gewesen, den Raum möglichst auszunutzen. Welch' große Gefahr aber gerade da« Fehlen eines gesondert von den Ladenräumen gelegenen Treppen- und Hau«flur« bildet, wird bei einigem Nachdenken klar werden Auch dort, wo in dem ersten Obergeschosse noch Verkauf «räume sich be finden, müßte ein Notausgang nach einer Haustreppe vorhanden sein, da auch Käufer natürlich nicht mehr durch den untern brennenden Ladenraum nach außen gelangen könnten. Derartige Baulichkeiten, denen die Baupolizei- behörden bi«her zu gelinde entgegengetreten zu sein scheinen, befinden sich jetzt in allen größeren Städten; sie sollten sich wenigsten» nunmehr einer besonderen Aufmerksamkeit der zuständigen Lufficht«organe erfreuen, damit künftig derrrtiqe Katastrophen verhütet bleiben. * Eine Scene im Vorzimmer de« Oesterreich- ischen Kaiser« Ein« rührende Scene trug sich in Pest während der allgemeinen Audienzen im Vorzimmer de« Audienzsaale« de« Kaiser« Fran, Josef zu. Dem ,H. Cour." berichtet man darüber: Zur Audienz hatte sich auch die Hauptmann«witwe Popade au« Fogara« eingefunden Sie überreichte dem Kaiser ein Bittgesuch, in welchrm sie um ein Gnadengehalt ansuchte Al» sie nämlich ihren Gatten heiratete, war er schon pensioniert, und infolge dessen hat die Witwe keinen Anspruch auf seine Pension Der Kaiser übernahm da« Bittgesuch der Witwe und be merkte huldvollst: „Ihre Angelegenheit wird geregelt werden" Vor Glück strahlend verließ die Witwe den Audienzsaal und teilte, im Vorzimmer angelangt, den Umstehenden die Antwort de« Kaiser« mit Da fragte jemand die Witwe: „Hat Se. Majestät Ihr Gesuch mit dem Allerhöchsten Handzeichen versehen?" „Nein!" ant wortete überrascht Frau Popade „Dann wird Ihr Ge such abschlägig beschreden werden", meinte der Betreffende mit einer Sicherheit, die keinen Zweifel zuließ Al« di« Witwe, welche unter den kümmerlichsten Verhältnissen lebt, dies hörte, wurde sie plötzlich von einem Wein krampfe befallen Den Lärm, welcher jetzt im Vorzimmer entstand, hörte auch der Monarch, «nd er ließ sich über dessen Ursache berichten Als dem Kaiser dann von der Sache Meldung erstattet wurde, ließ er der Witwe au« seiner Privalschatulle sofort 1000 Gulden einhändigen und sie versichern, daß ein kaiserliche« Wort keine« Hand zeichens bedarf. Ueberglücklich verließ nun die Witwe die Burg * Ein neuer Nachwei« der Todesursache wurde von dem bekannten Pariser Gericht»arzte Lacassagne in der dortigen Medizinischen Wochenschrift erörtert Die Methode ist durchaus eigenartig und physiologisch gut begründet. Sie stützt sich auf die Untersuchung de« Zu stande« der Leber bei Leichen. Es ist bekannt, daß eine der Hauptfunktionen der Leber darin besteht, daß sie de» Zuckergehalt im Blute zu regulieren hat Sie hält den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker zurück und speichert ihn in der Form von Glykogen auf, sobald sich ein Ueberschuß von Zucker im Blute zu zeigen droht. Umgekehrt ist die Leber in gesundem Zustande jederzeit in der Lage, au« ihrem Glykogen.Vorrat Zucker an da» Blut abzugeben, wenn ein Mangel daran in dem Leben«- safte de» menschlichen Körper« eintritt Begreiflicherwerse aber sind die Vorräte der Leber nicht unerschöpflich und können den vom Körper an sie gestellten Anforderungen nur bi« zu einem gewissen Grade und für eine gewiss« Dauer genügen Wenn das zuckerarme Blut eine Zeitlang fortgesetzt den Glykogenschatz der Leber in Anspruch nimmt, so versagt schließlich auch diese« wichtige Organ den Dienst, und dann ist der Eintritt der Katastrophe unvermeidlich. Lacassagne ist zu der Ansicht gelangt, daß in der Er schöpfung der Leberdrüsen eine der wesentliche« direkte» Ursachen für den Eintritt des Todes be, vielen lang wierigen Krankheiten zu sehen ist. Es ist selbstverständlich, daß alsdann die Leber nach dem Tode keine oder nur verschwindende Mengen von Zuckerstoff aufweisen kann. In diesem Zustande völliger Erschöpfung befindet sich die Leber zum Beispiel nachweislich bei Personen, die an chronischer Tuberkulose, an Krebs, an langsam wirkenden Vergiftungen rc. gestorben sind Da» Gegenteil muß der Fall sein bei solchen, die einem plötzlichen oder gewaltsamen Tode anheim gefallen sind Wenn jemand im Zustande völliger Gesundheit durch einen Unqlücksiall oder durch ein ganz plötzliche« gewaltsame« ürtlgnis innerhalb eine« bestimmten für die Erhaltung de« Leben« unentbehrlichen Organ« dahlnpera"! wird, so wird die Leber im Augenblicke de« Tode» keine«weg« erschöpft sein, sondern noch einen beträchtlichen Gehalt an Glykogen besitzen, den ein sehr kurzer Tode«kampf nicht hat erschöpfen können. Lacassagne schlägt daher vor, in ;edem Falle, bei dem e« sich um die Ermittelung der Todesursache eines Menschen handelt, den Zustand der Leber zu untersuchen Man wird darau« in allen Fälle« erkennen können, ob da« Dahinscheiden de« Betreffenden auf Grund eine« längeren Leiden« oder jeines plötzliche« Ereignisse« erfolgt ist. Da« Verfahre« bietet außerdem den Vorteil, außerordtiulich leicht anwendbar zu sein, da der Nachwei« von Zucker selbst in kleine« Mengen keinerlei Schwierigkeiten macht 8. 6. Wie au« London geschrieben wird, fand am Dienstag der alljährlich einmal vor sich gehende Verkauf von Pferden au« dem König!. Gestüt de« Prinze» von Wale« in Sandringham statt. Dieser Tag wird al« einer der schönsten Festtage im ganzen Bezirke bettachtel, und Alt und Jung, Reich und Arm amüsiert sich dabei köstlich. Der Platz, auf dem die edlen Rosie veräußert werden, findet in Bezug auf landschaftlichen Reiz sobald nicht seinesgleichen Vor sich hat man die wogende See, hinter sich da« in herrlichem Grün prangende Gelände und zur rechten Seite ein pittoreske« alte« Kirchlein, de« Sigrid Bang. Roman von Ernst Remin. 32 (Fortsetzung.) „Stühle!" sagte Sigrid über ihre Schulter weg zum alten Bornemeier, „Käthe, wir warten hier!" „Stühle!" gab der Alte im gleichen Kommandoton den Befehl an Karl Wedekind weiter und wollte sich seitlich in den Laubengang drücken. „He, Bornemeier!" rief ihm Sigrid zu. „Sie sind ja überhaupt wohl toll, Alter, wa«? Da vorne am Ufergang die kleine Holzbank, warum streichen Sie die denn eigentlich jeden zweiten Tag? Damit sich keiner draufsetzen soll? Du weißt, Kaih«, man hat da so einen hübschen Blick auf die Flußmündung. Aber immer, wenn man sich da hinsetzen will, hat der Alte sie wieder beschmiert und 'n Zettel angeklebt: ,Frisch gestrichen^. Wie ich da« finde!" „Geschieht rein aus Fürsorge für die gnädige Frau" — der Alte grinste über da« ganze Gesicht — „damit die gnädige Frau sich da nicht hinsetzen sollen. Denn die gnädige Frau setzen sich immer so forsch in unsre alten morschen Holzbänke, und da könnte da« knacken, und die gnädige Frau könnten sich mal mit'« Helle seidne Kleid in't grüne Gras fetzen!" „Scheren Sie sich zum Henker mit Ihrer Für sorge, alter Moll, bringen Sie e» nicht dahin, daß ich 'mal Ihretwegen mit Herrn Harding spreche!" Bornemeier trollte sich fort „Alter Molll" murrte er vor sich hin, den Laubengang hinunter, „Alter Moll, sehr schön, fehr richtig, Fräulein Bang, 'n alter Maulwurf. Ne, dit iS hier nich nötig, dat stch eine Bang auf die andere Bank setzt, ne! Alter Moll, warte man, et kommt wohl noch mal der Momang, Fräulein Bang!" „Na, Ltukai", sagte inde« Sigrid, „littls änrlmF, nu 'mal hopp und zeig' uns mal, was du schon kannst, Käthe, hilf ihr doch auf« Rad!" „Mama, das versteh' ich ja nicht," wandte Käthe ein. „Wenn das Kind nun .. ." „Ach was, die ist behend, wie 'n Eichkätzchen, wenn die selbst fällt, die thut sich nicht» . .." „Nein, Mama," begann Käthe mit entschiedener Auflehnung, aber schon war Liuka» voll Eifer auf die Maschine geklettert, die Käthe mit Mühe und Not hielt, da sie sie ungeschickt gefaßt hatte. Sogleich indes trat der braune Mann hinzu und stützte sach gemäß Kind und Rad. „Na nu traben!" kommandierte Sigrid. „So — hin und her" — und sie zeigte mit dem Sonnenschirm, was sie meinte. Der Dajak legte seine Linke auf seine Brust und verneigte sich mit tiefem Respekt Tann setzte er Kind und Rad in Bewegung und trabte davon. Aber Sigrid konnte lange warten, er bog am Ende der Allee nicht wieder um, sondern brachte da» Kind in Sicherheit. „Ich glaube, der Orang-Utang hat mich absichtlich schief verstanden — wahrhaftig, er kommt nicht wieder. Na. man ist doch hier unter euch rein wie verraten und verkauft. Ich werde e» Harding sagen." * * * Auf dem Wege zur Stadt hatte Harding den Wind gegen sich — Jost blieb vor ihm Und Harding feuerte mutwillig den unbändigen Galopp von Jost» fchwerem Hengst noch an, indem er hinter ihm drein zischte und taktmäßig die schrille Glocke anzog. „Laß da» sein!" schrie ihm Jost endlich zu. Die Schaumflocken flogen von dem Gaul, als sie in Kölde einritten. Froschhammer preschte durch die Straßen, daß alles ängstlich auSeinanderstob. Und auf dem elenden Pflaster gewann der Reiter einen weiteren Vorsprung vor dem Rade. Als Asmus in den Wedemayerschen Blumenladen trat, öffnete ihm Jost bereit» mit einem spöttischen Diener die Thür und lief an ihm vorbei zu seinem Pferde. „Orchideen?" fragte A»mu» drin die Verkäuferin. „Famo»! Die geben Sie mir mit. Kosten? Na, egal, warum hat 'n die der Baron nicht genommen?" „Waren dem Herrn Baron zu teuer, Herr Harding!" ASmuS knöpfte die Jacke unten zu und legte die Blumen in ihrem Seidenpapier quer oben in den Bausch. Und draußen hatte er den Wind nun für sich. Bald war er Jost an den Hufen. Dann setzte er sich neben ihn und pumpte ihn im schärfsten Wettlauf Schulter an Schulter völlig au», und dann zog er schön glatt weit von ihm davon, indem er mit freund lichem Kopfnicken von ihm Abschied nahm. Er hatte die Blumen bereit» auSgewickelt und an die Damen verteilt, at» Jost schimpfend ankam. „Na, ärger' dich nicht!" tröstete ihn Asmu». „Du hast nicht gewonnen, und ich habe nicht gewonnen. Ich war zwar erster, aber e» ging ja um Rosen, und ich habe Orchideen gebracht. Tote» Rennen, sagt die Sportbehörde!" „Ach wa»! Da liege, du Quark!" Jost warf sein Blumenpaketchen wütend in da» Gebüsch Auf so 'nem Schinder freilich!" Und mit deinem verdammten Klingeln und Hinlerdreinhetzen hast du ein' ja rein verrückt gemacht, ASmuS!" Käthe ging mit peinlich verzogenem Gesicht fort. „Ra, und du steck dir da» man ja gleich an — darf ich dir vielleicht 'ne Stecknadel borgen?" ging eS zu Sigrid weiter, welche stand und den Stengel von einer der Orchideen durch zwei ihrer Taillenknopf- löcher zog, während SsmuS ihr die andern Blumen hielt. „Rührende Gruppe! Na, immer zu, ich will nicht genieren." Damit ging Jost weg und ließ A»mu« und seine Frau stehen. Sigrid sah ihm kühl nach und zuckte die Achseln. „Sagen Sie", fragte ASmus, „Sie waren doch im Haufe, ist er mit seiner ersten Frau auch schon so gewesen?" „O, Harding, das waren Scenen — und selbst in ihrer letzten Nacht..." erschrocken brach sie ab. Asmu» wartete. Doch Sigrid hielt ihre Lippen fest verschlossen. „... In ihrer letzten Nacht.. .?" sagte er. Aber sie schüttelte stumm den Kopf. ,Zch danke Ihnen, Harding, von Herzen, daß Sie, wenn Jost so ist, so ruhig bleiben. Ich weiß, e» wird Ihnen nicht leicht. Aber wie einer Frau dabei ist, vor anderen . . ." „Was soll ich machen? Ich kenne ihn ja. Bon klein auf! Er nahm nie 'n Blatt vor den Mund. Wie ein Großgrundbesitzer benimmt er sich ja eigent lich nicht. Ader wissen Sie, haben Sie die Adern an seiner Stirn gesehen, eben zuerst? Es kann ihm doch 'mal bei 'nem solchen Jähzornanfall. . ." „Was passieren . . " vollendete sie mit einer un heimlichen Ruhe. Dann atmete sie tief, stand stumm und sah vor sich hin, wie in eine weite Zukunft. „Nun, da» wollen wir nicht hoffen!" sagte Aßmus leichten Tone», „aber — dann wären Ei« . . . eine Witwe, Frau Sigrid . . .!" (Fortsetzung folgt.)
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