Suche löschen...
Dresdner Journal : 26.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-26
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 26.05.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Eintritte der Majestäten in die Loge wurde vom Publikum die Nationalhymne stehend gesungen Hierauf nahm da« Begrüßungtkonzert de« hessischen Sängerbünde« den pro- grammmäßigen Lerlauf. Der Bcgnchungsub, uv klang au« in Wagner« Kaisermarsch, nach dessen Schluß be geisterte Hochrufe auf die Majestäten ertönten — Auf die dem Kaiser telegraphisch übermittelte Anzeige von der erfolgten Konstituierung der Schiff- bautechnischen Gesellschaft haben Se. Mu>chät Seiner Genugthuung über diesen neuesten Jnitiatioschritt auf dem Gebiete der deutschen Marinebestrebungen in nach stehendem, an den geschäftSführcndcn Borfitzenden, geh. Regierung«rat Bailey in Berlin, gerichteten Telegramm Ausdruck verliehen: ,,E« hat Mich mit lebhafter Freude erfüllt, daß die „Schiffbautechnische Gesellschaft" nunmehr begründet worden ist Sie wird berufen sein, nach dem Vorbilde der „Instttulcon of Naval Architekt«", deren Ehrenmitglied Ich seit einer Reihe von Jahren zu sein Mich erfreue, die große Industrie fördern »u helfen, welche auf da« Gedeihen und die Entwickelung ver Nation einen so weitreichenden Einfluß au»übt Wünsche der Gesellschaft eine gute Förderung auf dem weiten Gebiete; sie wird sich Meine« warmen Interesses dann immer ver sichert halten können. Wilhelm I. li" — Die Meldung der „Daily Mail", daß drei deutsche Offiziere in Jtschau von den Chinesen er mordet worden seien, wird an hiesiger amtlicher Stelle al» unbegründete Sensation«nachricht aufgefaßt; denn bi« zur Stunde liegt weder eine Bestätigung der Meldung vor, noch sind Anzeichen vorhanden, die einen solchen Aulbruch chinesischen Fanati-mu« in Jtschau in Aussicht stellten Die Expedition nach genanntem Orte hat sich vielmehr ganz programmmäßig abgewickelt. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der von un« wiedergegebene Aufsatz über die Gestaltung der Rentenstellen hat zu dem Mißverständnisse geführt, al« ob wir annähmen, auf jene Einrichtung in der Form der Kommissionsvorlage würde von der Regierung kein besonderer Wert mehr gelegt. Wir glauben demgegenüber bestimmt versichern zu können, daß auch in der subsidiären Form, welche die Rentenstellen jetzt erhalten haben, deren Einrichtung von der Regierung für notwendig und nützlich gehalten wird. — Seit längerer Zeit machen sich in den Kreisen ^er deutschen Hochic.Mchlrei» Interessenten Bestrebungen geltend, da« Interesse an der in früheren Jahrhunderten von Deutschland au« lebhaft betriebenen Fischerei im Nordmeer neu zu beleben. Einen geeigneten Platz, von wo au« der Fischfang auSgeübt und wo die Vorbereitung der Fangergebnisse für den Weiterversand vorgenommen werden könnte, glaubt man in der etwa Halbwegs zwischen Norwegen und Spitzbergen belegenen Bären-Jnsel ge funden zu haben. Um einen ersten Versuch zu machen und dabei die in Betracht kommenden Verhältnisse näher zu erkunden, wurde vonseiten des Fischerei - Verein« Ende vorigen Monat« auf zwei Schiffen eine Expedition nach jener herrenlosen Insel abgesandt. Zur wiffenschafilich geologischen Erforschung der Insel sind einige Bergleute mit an Bord genommen worden. Auf Vorstehende« beschränken sich die Ziele der Expedition, über welche kürzlich von deutschen Blättern verschiedene, auch in der ausländischen Presse bemerkte, unrichtige Nachrichten gebracht wurden. Mit Spitzbergen hat die Expedition nicht« zu thun. Dem Unternehmen eines Hrn Theodor Lerner steht die Unter nehmung de« Fischerei-Verein« völlig fern. — Ueber die Beteiligung der deutschen In dustrie an der Pariser Weltausstellung läßt sich jetzt, nachdem der verfügbare Raum vergeben, und Neuanmeldungen nicht mehr angenommen werden, schon ein übersichtliches Bild geben. Au« zuverlässiger Quelle wird dem „Confectionarr" gemeldet, daß die deutsche Maschinenindustrie in geradezu imposanter Weise vertreten sein wird. Sie wird in der Hauptausstellung einen Flächenraum von' 1 da (10000 qm) bedecken. Hierzu kommt noch eine Sonderausstellung deutscher Maschinen in Vincennes und wiederum eine besondere Ausstellung für Eisenbahnen Gleich hervorragend wird die chemische und die kunstgewerbliche Industrie vertreten sein, ebenso dürften auch die Hauptdistrikte der deutschen Textilindustrie auf der Ausstellung eine würdige Vertretung finden. Eine solche ist aber auch durchaus nötig, da Länder, die keine so ausgebreitete Industrie wie die deutsche besitzen, di« größten Anstrengungen machen. So wird namentlich die Schweiz allem Anscheine nach auf der Ausstellung eine hervorragende Stellung einnehmen. Ein öffentliche« Ge» heimni« ist e«, daß fast alle Industriestaaten bei dieser Ausstellung von dem Gedanken geleitet werden, mit dem deutschen Wettbewerb, der in dem letzten Jahrzehnt den größten Fortschritt gemacht hat, zu konkurrieren bez. ihn zu Übertreffen Um so notwendiger ist e«, die deutschen Industriellen immer wieder darauf hinzuweisen, nur das Beste vom Besten auszustellen. — Der dem preußischen Abgeordnetenhause zugegangene Nachtragsetat in Höhe von etwa 400000M. stellt u a. die Mittel ein für ein Justizgebäude in Barmen, Die Sängerin und der Verein wurden für ihre Dar bietungen von den Zuhörern mit Beifall überschüttet. P Romane zur Fraueufrage. Volks- und Spruchweisheit sagen, daß schlechte Steckenpferde scharf geritten werden müssen, damit sie um so eher zerbrechen. Wenn diese Weisheit auch auf die Litteratur anwendbar ist und die Steckenpferde hier nicht gar von Leder oder Kautschuk und also unzer brechlich sind, so könnte man sich über den rasenden Galopp, ver im tendenziösen Uebereifer auf besagten Pferden eingeschlagen wird, beinahe freuen. Je schlimmer, um so bester Gilt bei gewissen Zeitfragen der gesunde Menschenverstand und die vor allen klaren Augen liegende Wirklichkeit gar nichts mehr, überwältigt die Phrase so gar da» Naturgefühl echter Talente, so läßt sich hoffen, daß die Leser, und in unserem Falle namentlich die Leserinnen, da» Ungesunde und Unkünstlerische, was sich mit der Tendenz nach und nach verquickt hat, um so früher empfinden und erkennen werden E» ist natürlich genug, daß die Frauenfrage, der au» den modernen Leben»verhältniffen erwachsene Kamps und die Stellung, die Bildung und die Erwerbsfähigkeit der Frauen, sich in der dramatischen und erzählenden Litteratur spiegelt; e» darf nicht Wunder nehmen, daß e« vorzugs weise weibliche Federn sind, die dies« Frag« erörtern und der Welt an» Herz legen; e« ist endlich verzeihlich genug, wenn einzelnen Schriftstellerinnen im Eifer für die glück liche Zukunft de» weiblichen Geschlecht« da« Verhältni« jener einen Frage zu allen anderen die Welt bewegenden nicht immer recht deutlich bleibt. Aber hier liegt die Grenze, bi» zu welcher eine ehrliche poetische Lebenitwiedergabe möglich erscheint und jenseit« deren die tendenziöse Ver zerrung und Unwahrheit beginnt. Muß man bedauern, daß eine ganze Gruppe von Schriftstellerinnen unter dem Einfluß der Bewegung die Dinge durch gefärbte Brillen sehen, so ist e« noch viel beklagenswerter, daß an dem grellen und teilweise höchst unwahren Widerschein der Frauenfrage in der Kunst der Dämon der für Kliniken an den Universitäten in Kiel, Greifswald x., ferner da« Gehalt für den neu anzustellenden Direktor im Finanzministerium Endlich enthalt er auch die Po sition für den schon erwähnten Au«bau der Saalburg. Geplant wird die Wiederherstellung de« alten Pralorium«, und zwar auf denselben Mauern, nach denselben Ab- Messungen und in derselben Gestalt wie der ursprüngliche Bau sie aufwie«. Di« so wiedtrhergestellt« Burg soll Hinfort al« Museum benutzt werden und zur Aufnahme der reichen Sammlungen au« Homburg sowie der bei den Lime«-Au«-rabungen gehobenen Altertum«schätze dienen. Da« Ganze wird, nach wissenschaftlichen G»sicht«punkten geordnet und ub^nchlUch gruppiert, der erneuerten Saal burg eine erhöhte Anzi»hung«krast für Fachkenner wie für Laien zuführen — Die am gestrigen Tage »»«gegebene Nr 21 de« Reichä-Gesetzblatte« enthält da« Abkommen zur Regelung von Fragen de« internationale« Privatrecht« vom 14. November 1896. Kiel. Der Evangelisch-soziale Kongreß wurde gestern hier vom Lande«ökonomierat vr. Nobbe (Berlin) mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser eröffnet. Oberbürgermeister Fuß begrüßte den Kongreß im Namen der Stadt Kiel. Unter den zahlreichen An wesenden befinden sich die Berliner Professoren Wagner, Kaftan, Harnack, H Delbrück, Paulsen und Gierke München Se. König! Hoheit der Prinzregent ver lieh dem Erzherzog Franz Ferdinand von Oester reich da« 2. schwere Reiterregiment, welche« fortan den Namen „Erzherzog Franz Ferdinand" führt. Seinezeit war Kronprinz Rudolf Inhaber diese« Regiment». Bremen. Wie ,,Boe»mann« Telegraphische« Bureau" meldet, ist Hrn Geo Plate in Beantwortung seiner An zeige an Se. Majestät den Kaiser von seiner Wahl in die Verwaltung der Suezkanal-Gesellschaft folgende« Telegramm Sr Majestät de« Kaiser« au» Sangerhausen zugegangen: „Mit lebhafter Befriedigung habe Ich die Meldung von Ihrer Wahl al« Delegierter in den Oousvil äuckwioistration der vowpaguis univorssllv äu oanal maritim« ä« 8uor entgegengenommen. Indem Ich Sie und den Norddeutschen Lloyd zu diesem Zeichen de« Ver trauen« auch im Au«lande beglückwünsche, erhoffe Ich von dieser Wahl eine kräftige Forderung de« deutschen Schiffs- und Handelsverkehr«. Wilhelm, I. R." Vesterreich-Uagara. Wien. Der Kaiser empfing gestern vormittag die Ministerpräsidenten Graf Thun und Koloman Szell. Die Audienz de« Ministerpräsidenten Koloman Szell dauerte, wie die „Neue Freie Presse" meldet, über eine Stunde. Eine kaiserliche Entscheidung sei nicht unmittel bar zu gewärtigen — Die Vorstände der Parteien der Rechten sind in Wien versammelt, um die Lage zu be sprechen und ihr Votum über die Regelung der Sprachen- frage abzugeben. — Da die Entscheidung in der AuS- gleichsfrage noch nicht gefallen ist, verbleiben die unga rischen Minister noch in Wien. — Der gestrigen Sitzung des Exekutiv-Komitee« der Rechten wohnten der Ministerpräsident Graf Thun und der Handel«minister Baron Dipauli bei. Da« über den Verlauf der Sitzung ausgegebene Communiquö be sagt: Die Besprechungen der ursprünglich in Aussicht ge nommenen Fragen wurden mit Rücksicht auf die gegen wärtige politische Lage vorderhand zurückgestellt, dagegen wurde über den Ausgleich mit Ungarn nach eingehender Beratung einstimmig beschlossen: Da« Exekutiv-Komitee spricht neuerlich die Bereitwilligkeit der Majorität au«, da« Zustandekommen eine« für beide Teile der Monarchie gerechten und billigen Ausgleich« mit allen Kräften zu fördern; e« bedauert lebhaft, daß eine parlamentarische Erledigung der Au«gleich«vorlagen unmöglich gewesen, billigt vollständig den von der Regierung in den der- maligen Verhandlungen eingenommenen Standpunkt und ist bereit, die Regierung bei dieser Aktion jederzeit rück haltlos zu unterstützen und wird seine Arbeiten in den nächsten Tagen sortsetzen — In der Sitzung de« Exekutivkomitee« der Rechten gab der Ministerpräsident Gras Thun ein Exposs über den gegenwärtigen Stand der AuLgleichSaktion. In der am Sonnabend stattfindenden Sitzung wird, da die Debatte über den Ausgleich gestern zum Abschluß ge bracht wurde, ausschließlich die Sprachenfrage verhandelt werden — Der Minister des Auswärtigen Graf GoluchowSki wurde - gestern nachmittag vom Kaiser in Audienz empfangen Später hatte der Minister eine Konferenz mildem ungarischen Ministerpräsidenten Koloman Szell Auch der Finanzminister vr. Kaizl wurde nach, mittags von dem Kaiser empfangen und konferierte als dann mit dem ungarischen Finanzminister Baron v LukacS. Fraukretch. Paris. Die Deputiertenkammer nahm gestern unter großem Beifall den Gesetzentwurf betreffend die Verleihung der Kolonial-Medaille an alle Mitglieder der Expeditton Marchand ohne Erörterung an — Bei Wieder jüngsten Litteratur: die Sensattonssucht, die UebertreibungS- lust, einen so starken Anteil hat. In dem Maße, als man die Wirkung durch Verzerrung zu steigern sucht, wird sie gelähmt, aber so einfache Wahrheiten leuchten, wie e» scheint, den Vorkämpferinnen der weiblichen Gleich berechtigung nicht mehr ein. Ein Zug zur Plakatkunst schleicht sich auch in einzelne Erfindungen von Schrift stellerinnen ein, die keinen Plakatstil schreiben Zu den feinsinnigsten und besten Erzählerinnen der Gegenwart zählt Ilse Frapan, die Verfasserin der Hamburger Novellen, ganz sicher. Um so unerquicklicher erscheint uns ein Buch au« ihrer Feder, wie die Ge schichte: „Wir Frauen haben kein Vaterland", Monologe einer Fledermau« (Berlin, F. Fontane u. Co, 1899). Sie ist einer jungen Studentin au« Hamburg in die Feder gelegt, die in Zürich die Bekanntschaft einer Landsmännin, Lillie Halmschlag, gemacht hat, die dann spurlo« verschwunden und verschollen ist. Nach langer Zeit sendet sie der einzigen Freundin, die sie gefunden, ihre Aufzeichnungen zu: sie ist in« Volk untergetaucht, ist Fabrikarbeiterin m einer Cartonnagenfabrik geworden. Die Not, drr Hunger haben sie dazu gezwungen, sie hat sich umsonst um ein Stipendium beworben. Mit dem Satz „Für studierend» Frauen giebt e« weder private noch staatliche Stipendien in Hamburg. Wir Frauen haben kein Vaterland", und dem Verzweiflung«aufschrei „Meine Bücher! Meine ge liebten Bücher! Nein, nein, wir brauchen neue Bücher, Bücher, in denen auch wir Menschen sind, nicht nur Frauen. Ich will die alten Bücher nicht mehr, sie lügen, sie verleumden un« Sie sind von Leuten geschrieben, die un» nicht kenne«. Unsre Kräfte nicht, unsern glühenden Lichthunger nicht, unser« Verzweiflung nicht! Lebt wohl, ihr alten Bücher!" geht die Geschichte zu Ende; e« erscheint natür lich, daß die Verzweifelnde ihr Ohr schließlich den Klängen der internationalen Zukunftsmusik öffnet und der Herrlich keit entgegenharrt, wo e« keine Grenzen, keine Völker, keine Kriege und kein Geld, keine Männer und keine Frauen, sondern nur Menschenbrüder mehr geben wird. Und da« alle«, weil für da» Frauenstudium, da» wenige Jahrzehnte alt ist, noch keine Stipendien vorhanden sind, weil e» nicht ohne weitere» möglich ist, die unter der aufnahme der Debatte über die Interpellationen betreffend Algerien erklärte der Gencralgouverneur Laferriöre, Algier sei e« wert, daß Frunkinch viel für dasselbe thue, man dürfe das Land nicht mit der kosmopoluischen Partei veriv.chieln, deren Führer Leitte wie Max Regi« und andere Naturalisiert« und AuSläadkr sei«« — Für drn 29. d MtS. hab«« Präsident Loubet und seine Gemahlin Einladungen zu einem großen Em pfanglabend im Elysöe ergehen lasse«. Daan diesem Tage der Kassationshof, taut»« odambrv» rsunw», die Beratungen über die Revision deS DreyfuS- ProzesseS beginnen und die Jury de» Eeine-Departe- ment« über Döroulöde und Marcel Häberl, die d«» Etaat»streich»oersuch» beschuldigt sind, zu Gericht siben soll, so erblickt der „Figaro" in der Festsetzung de» Termin« für die Soiröe im Präfidentschasrspalafte eine geistvolle Verspottung, di« Hr Loubtt all«« drnen gegen über sich gestattet, die für den 29 Mai den Au«bruch ernster Ruhestörungen besorgen zu müssen glauben Die Ruhe, meint da« Boulevardblatt, «erde infolge jener sensationellen Gericht«verhandlungen nicht gestört werden, dagegen werde «« in den Salon« de« Staat«oberhaupt« an emem interessanten Gespräch«stoff nicht fehlen. Marseille. General Gallieni ist gestern auf dem Dampfer „Djemmah" hier eingetroffen Nachdem der Dampfer, der zuerst die Sanität«station Frioul hatte passieren müssen, hier eingrtroffen war, begaben sich die zur Begrüßung erschienenen amtlichen Persönlichkeiten, sowie die Gemahlin und einige persönliche Freunde Gal lieni« an Bord. Bei seiner Landung wurde der General von der Menge lebhaft begrüßt. Nach einer vom Offizier- corp« veranstalteten Begrüßungsfeier wird er abend« nach Pari« abreisen. Italic«. Rom Kammer. Die erste Sitzung der Depu tiertenkammer seit Bildung de« neuen Ministerium« fand gestern statt. Der Saal und die Tribünen waren voll besetzt. Vizepräsident Palberti verlas den Brief Zanardelli«, in dem dieser erklärt, angesicht« der infolge der neuesten Krisis eingetretenrn veränderten politischen Lage lege er da« Amt de« Kammerpräsidenten nieder. — Ministerpräsident Pelloux teilte sodann die Konstituier ung de« neuen Kabinett« mit und zählte die der Kammer zugegangenen Gesetzentwürfe auf. Er betonte die Not wendigkeit einer schnellen Beratung de« Budget« und ver trat die Notwendigkeit und Eile der politischen Maß nahmen; er bat, daß diese vor allen anderen Vorlagen beraten werden möchten. (Unruhe auf der äußersten Linken.) Der Ministerpräsident fuhr sodann fort, in der chinesischen Frage beschränke sich da« Ministerium darauf, die Verhandlungen, die infolge der Demission des vorigen Kabinetts ruhten, wiederaufzunehmen, damit eine befrie digende Lösung gesichert werde, die weder in finanzieller noch in militärischer Hinsicht die Verantwortlichkeit des Lande» in Anspruch nehme, da die Ziele der italienischen Regierung lediglich kommerzieller Natur seien. Der Ministerpräsident fügte jedoch hinzu, daß, wenn da» Ministerium auch nicht gewillt sei, die der vollziehenden Gewalt zustehenden Vorrechte antasten zu lassen, eS ander- seit« auch den Rechten der Kammer die ihnen gebührende Achtung entHegenbringe. Die Kammer würde daher auch, wenn sie dre Angelegenheit einer Prüfung unterwerfen wollte, zu der Uebcrzeugung gelangen, daß ihre Aktion«- freiheit keineswegs durch ein lait avcompU oder bestimmte Abmachungen beeinträchtigt worden sei. (Zurufe.) Der Ministerpräsident bat schließlich die Kammer, diese An gelegenheit für den Augenblick nicht zur Sprache zu bringen, und verlangte infolgedessen die Vertagung alle, Interpellationen über die auswärtige Politik und den so fortigen Eintritt in die Beratung in zweiter Lesung über die politischen Maßnahmen. Die Kammer beschloß sodann einstimmig, die Demission de« Präsidenten Zanardelli nicht anzunehmen. Hierauf begab sich Ministerpräsident Pelloux nach dem Senat, um diesem die Neubildung de« Ministerium« mitzuteilen, während die Kammer die Sitz ung unterbrach — Nachdem die Minister vom Senate, in dem Pelloux eine gleichlautende Erklärung wie in der Kammer abgegeben hatte, zurückgekehrt waren, wurde die Sitzung wieder ausgenommen Der Vizepräsident ver- la« einen zweiten Brief Zanardelli», in dem er erklärt, er glaube e» für seine Pflicht zu halten, aus seiner Demission zu bestehen, damit die Kammer ihre Meinung durch eine derjenigen Bekräftigungen «»»drücke, welche da« eigene Gefühl der hohen Vorrechte einflößt, und welche die Kraft und Würde der parlamentarischen Institutionen bildet. (Lebhafter Beifall auf der Linken.) Der Vizepräsident ersuchte die Kammer, einen Tag für die Wahl de« neuen Präsidenten festzusetzen. (Man ruft: Morgen, morgen!) Pelloux beantragte, daß di« Wahl auf den 30. d Mts festgesetzt werde, damit die ab wesenden Deputierten Zeit hätten, nach Rom zu kommen. Dilla beantragte, die Wahl auf den 27 d. Mts feft- zusetzen; über den Antrag Villa wurde nunm«hr nament lich unter lebhafter Bewegung de« Haust« adgestimmt. Er wurde mit 199 gege« 118 Stimmen bei 10 Stimm- enthaltungin abgelehnt Gemäß dem Anträge der Regier ung wurde al«dann die Wahl auf den 30. Mai fest- gesetzt — Nach emer der „Polit. Korresp." au« Rom zu gehenden Meldung ist die Frage, ob sich nicht die Auf. lösung der Kammer al« Notwendigkeit erweisen wird, im Hinblick auf die sehr heftig, Befehdung de« neue» Kabinett« Pelloux, di« von der Opposition, und zwar nicht blo« feiten« der äußersten Linken, geplant wird, brennend geworden. Di« äußerste Linke arbeite offen kundig auf diese« Ziel hin, wobei sw darauf hofft, daß der Zwiespalt zwischen der Regierung und den „kvisiluulw- nellen" Gruppen der Kammer zu einem vollständigen Bruche führen werde. Anderseits sei es gewiß, daß das Ministerium lebhaft wünsche, Neuwahlen zu vermeide» und in den Fratzen, um welche de, Kampf entbrennen wird, möglichst weitgehendes Entgegenkommen zu bekunden beabsichtige Die» gilt insbesondere von der San«»»- Angelegenheit, deren ohnehin schon reduzierter Umfang noch weiter eingeschränkt werden soll Wie e« heißt, will die Regierung nunmehr selbst auf die pachtweise Erwerb ung einer Kohlenstation verzichten und lediglich rin, Kon zession für gewisse italienische Handel«unternehmungen an- streben. Selbstverständlich müsse aber das Kabinett auch die Eventualität der Kammrrauflösung in« Auge saffe» und schon jetzt auf gewisse Vorbereitungen hierfür bedacht sein. Der Amnestieakt de« König» für die wegen B«, teiligung oder Mitschuld an den vorjährigen Mai-Aus. ständen verurteilten Personen, der anläßlich der Verfassung», feier fast mit Sicherheit zu erwarten ist, werde hiermit in Zusammenhang gebracht, indem man meint, daß di« Regierung durch diese Maßregel der etwaigen Ausbeutung der Amnestiefrage für die Wahlagitation der Radikale» und der Aufstellung von Protestkandidaturen vorzubeugen wünsche. — Bei der Abstimmung in der Kammer stimmten Sonnino, Colombo und Prinetti mit ihren Freunden vom Zentrum und der Rechten nebst zahlreichen Depu tierten vom linken Zentrum und von der Linken für die Regierung. Gegen dieselbe stimmten von der Linken die Anhänger Zanardelli« und Giolitti«, sowie die äußerste Linke. Die früheren Minister Forti«, Finocchiro-Aprile und CriSpi mit seinen Freunden enthielten sich der Ab stimmung, Rudini war abwesend Genua Ihre König! Hoheit Prinzessin Hein rich von Preußen ist gestern früh A9 Uhr nach Mai land abgefahren. Belgien. Brüssel. Die „Köln. Ztg." schreibt: Vorgestern trat hier eine Art Ehrengericht zusammen, um den Zwischen fall Moutier - Rolland zu entscheiden Da« Urteil lautete für Moutier in allen Punkten günstig Rolland war nicht erschienen, da er sich nur auf die bevorstehende Entscheidung der Mitglieder der Handelskammer beruft. Jenem Spruche einiger von Moutier selbst zusammen berufenen Franzosen erkennt Rolland jeden Wert ab. Das Urteil kann auch die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß Rolland sich mit Recht dem Gesandten Görard gegenüber weigerte, einen als Spion entlarvten Menschen unter den Mitgliedern der Handelskammer zu dulden Sollte daher die französische Regierung neben der jetzigen Kammer, die Rolland seit 1ö Jahren leitet, eine zweite in« Leben rufen, deren Mitglied Moutier wäre, so würde der Pariser „Matin" Recht behalten, der schrieb: Von dem Tage, wo e« erwiesen wär«, daß die französischen Handelskammern im Auslande politisch« Werkzeuge in den Händen der Regierung oder gar Spio nageherde sind, könnten sie der französischen Industrie keine Dienste mehr leisten. Niederlande. Haag. Ueber den bisherigen Verlauf der Friedens- konferenz geht der „Polit. Korresp " au» dem Haag folgender Bericht zu: Der Meinungraustausch, den die Delegierten bei der Friedenskonferenz mit einander pflogen, hatte den erfreulichen Erfolg, daß sich die Aus- sichten bezüglich der von der Thäligkeit dieser Versamm lungen zu erwartenden Resultate einigermaßen gebessert haben. E« muß jedoch sofort betont werden, daß sich diese günstige Wendung auf die Frage, betreffend die Einstellung weiterer Rüstungen der Staaten, nicht erstreckt. Dagegen hat in den Kreisen der Delegierten die Ueberzeugung an Boden gewonnen, daß die Konferenz in der Lage sein werde, hinsichtlich der humaneren Ge staltung der Kriegführung und bezüglich der Einrichtung internationaler Schiedsgerichte wertvolle und wirksame Beschlüsse zu fassen. Bezüglich einer anderen Frag», dir in den vertraulichen Besprechungen der Delegierten er örtert wurde, sollen sich weitgehende Meinungsverschieden heiten ergeben haben E» wurde nämlich von gewisser Seite der Wunsch au«gedrückt, daß eine der drei Kom- Herrschast anderer Anschauungen begründeten Stiftungen in einem Handumwenden auch Studentinnen zugänglich zu machen. Darum so phantastisch überhitzte Behauptungen wie die, daß die Frauen kein Vaterland hätten, darum so schlecht motivierte Ausfälle gegen die naturnotwendige Langsamkeit aller Entwickelung. Weil die Frauen keinen Fahnen-, keinen Bürgereid leisten, darum hätten sie kein Vaterland? Und Blut und Gefühl und heilige Ueber- lieferung und Bildung wären nicht«? Da« eigentlich Aergerliche dabei ist, daß solche wilde Aufwallungen un« bei einer Schriftstellerin begegnen, die doch auch in der traurigen Geschichte der Studentin Lillie Halmschlag ihr« feine Belebung«kunst und die frische Anschaulichkeit ihrer Schilderung«gabe nicht verleugnet. Und da« Schmerzliche daran bleibt, daß Empfindungen und Gesinnungen, wie sie hier der Züricher Studentin zugeschrieben sind, immer nur un« Deutschen zugemutet werden. Wer unterstände sich, einer Französin, weil sie nicht unter der dreifarbigen Fahne marschiert, weil e« keine Stipendien an der Sor bonne für sie giebt, ihr Recht auf dm Namm einer Französin abzusprechm; wer träumte auch nur davon, daß ihm auf solche Ansprache etwa» andere« al« ein Helle« Lachen antworten würde? Nur bei un« giebt e« Tausmde und aber Tausmde, die solche Spinnweben auf den Rocken bringen So sensationell unwahr nicht sowohl die Geschichte der armen Züricher Skudentin als die an sie geknüpfte Ver allgemeinerung uns erscheint, so bleibt sie an sensatio neller Wirkung weit hinter dem Roman,Halbtier" von Helene Böhlau (Berlin, F. Fontane u Co, 1899) zurück Auch Fra« al Raschid Bey hat unserer Er- zählungSlitteratur in ihrm prächtigen RatSmädelgeschichten und anderen Novellen wertvolle, frisch au« frischer An schauung de« Lebm« geschöpfte Bereicherungen gegeben. Auf der anderm Seite hat sich schon in vielen ihrer Er findungen und Gebilde die schroff tmdenziöse Uebertreib- ung geltend gemacht, die die Stellung und da« Recht der Frauen zu verbessern wähnt, wenn sie ein paar widrig« Auswüchs« unsrrer Kultur, «in paar häßlich« Aurnahmefälle und die Kehrseite der Bescheidung, die von der menschlichen Natur selbst und allem Menschenschicksal unzertrennlich ist, für da« Lebm ausgiedt. Auch drr neueste Roman „Halbtier" ist eine Variation zu dem Satz: „Sie (die Heldin) gehörte doch zu denm, die tief unter dem Begriff Mensch stehen, zu dm Körpern ohne Geisteskraft, die beschimpft, mißachtet, ohne Menschen würde lebm, zu der dumpfen gedankenlose» Hälfte der Menschheit, die nicht da» Recht hat, voll Mensch zu sein " Der Beweis solcher wilden Anschuldigung wird mit der Geschichte zweier jungen Mädchen, Töchter eine« im banalsten Rednertum verkommenen Dichter« geführt. Die meisterhaft geschilderte kleinbürgerliche Wirtschaft de« elterlichen Hause« und der Drang unzufriedener Sehnsucht stimmen die jüngere Schwester Isolde empfänglich für die überwältigmde Einwirkung deS ersten Stück« reichen freien Leben«, da« sie kennm lernt, läßt sie in die Hände eine« „Künstler«" fallen, der ein Musterbild von hochnäsiger Eleganz und brutaler Selbstsucht ist und die reine, selbstvergessene Neigung de« junge» Mädchen«, de« halben Kinde«, für seine Zwecke mißbraucht, indem er sie Modell stehen läßt. Der Vielerfahrme hatte keine Ahnung, welch süße«, reine«, ganz entflammte« Herz an seiner Brust geschlagen hat, er verachtet die Frauen auf« tiefste, da« Weib, „da« sich selbst zur Ware geworden ist", da« „mit seinen Leide» schachert", erscheint ihm widerlich. „Ein Tier, da« gejagt würde, wie da« Weib gejagt wird, dem wüchse irgmd etwa«, ein Horn, ein Giftzahn — dem Weib« mich« nicht«. E« wurd« zahm und zahmer, widerlich zahm, da« Hau«tier im vollsten Sinne!" Nun fügt e« der Zufall, daß Doktor Frey« „Bamsen", die beidm schönen Töchter, gerade auf diesem Punkte der Geschichte Erbinnen werden Herr Henry Mmgersm beliebt sodann sich um die willenlose, in ihr Frauenschicksal von vorn herein ergebene Schwester Isolde«, Marie, zu bewerben. Im weiteren Verlaufe der Geschichte geht Isolde neben dem Schwager, den sie im Tiefsten erkannt hat und verachtet, mit erzwungenem Schweigen einher, sieht alle« Elend hilf« und willenlosen Frauentum« übe, ihre arme Schwester Hereinbrechen Al« aber der Künstler in seinem üppigen Uebermut sich über di» Seelenkämpf» der jungen Schwägerin täuscht, sie nachträglich noch begehrlich i»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)