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Dresdner Journal : 31.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-31
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 31.05.1899
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veiNSspretsr Wir Dresden vierteljährlich r « Mark S0 M., bei den Kalscr- Uch deutschen Postanstaum viecleliägilichSMark; außer halb »e« Deutschen Reich«» Pvß- und Stempelzuschlaa. Eiazela« Nummern: 10 Pf Urschet»«»: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Ferner-Anschluß-Nr. ir»L. Zres-ner M ZMrml. AakA»»t«»«««««»üdre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zelle so Pf. Vei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Hera»«»eber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwmgerstr. SO. Fernspr -Anschluß. Nr. 12-5 ^-123 18SS Mittwoch, den 31. Mai abends. Diejenige« Bezieher ««seres Mattes, die es von hier aus nach einem andern Aufenthaltsorte nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber- weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die Gebühr beträgt im ersten Monate eine- Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monate 40 Pfg. und im dritten Monate 20 Pf. Wir bemerken hierzu, daß überwiesene Blätter beim Postamte des gewählten Aufenthaltsorts in Empfang zu nehmen sind. Die etwa ge wünschte Zustellung ins Haus muß daselbst be sonders beantragt werden. Geschäftsstelle der Drerdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 31. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den LandgerichtSrath beim Land gerichte Dresden vr. Karl Friedrich Paul zum LandgerichtSdirektor und den Amtsrichter beim Amts gerichte Dresden vr. Oskar Kormann zum Land richter, beide beim Landgerichte Dresden, zu er nennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den seitherigen Stempelfiskal, Finanzrath Wohl rab unter Belassung des Titels Finanzrath zum Mitgliede der Generaldirektion der StaatSeisenbahnen zu ernennen. Dresden, 23. Mai. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist auf die erledigte Revicrverwalterstelle auf Hartmannsdorfer Forstrevier der Oberförster Rouanet vom Grünhainer Forstrevier versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Fahrgeldkassirer bei der Staatseisenbahn verwaltung Brennert in Leipzig das Berdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in Ruhestand getretenen Sekretär Kleber bei der Staatsschuldenverwaltung das Berdienstkreuz zu verleihen. Bekanntmachung. Die nachstehende Bekanntmachung wegen Aus reichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreib ungen der 3'/,procentigen Reichsanleihe von 1889 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 30. Mai 1899. Finanz-Ministerium, 1. Abtheilung. vr. Diller. Bekanntmachung. Die ZinSscheine Reihe II Nr. 1 bis 20 zu den Schuldverschreibungen der 3k°/,igen Deut schen Reichsanleihe von 1889 über dre Zinsen für die zehn Jahre vom 1. Juli 1899 bis 30. Juni 1909 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienslraße 9294 unten links, vom 8. Juni d. I. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Fest tage und der letzten drei Geschäftetage jedes Monat», ausgereicht werden. Die ZinSscheine sind entweder bei der Kontrolle selbst am Schalter in Empfang zu nehmen oder durch die ReichSbankhauptstellrn, die ReichSbankfiellen und die mit Kasseneinrichtung versehenen Reichsbankneben stellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpost kaffen, an deren Sitz sich eine der vorgedachtrn Bank anstalten nicht befindet, zu beziehen. Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen mit einem Ver- zeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher eine nummerierte Marke al» Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine aus drückliche Bescheinigung, so ist e» doppelt vorzulegen. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen ZinSscheine zurückzugeben. Durch die Post sind die ZinSscheiuanweis- ungen an die Kontrolle nicht einzusenden. Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen mit einem doppelten Ber zeichniß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurück- gegeben und ist bei Aushändigung der ZinSscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten AuSreichungSstellen unentgeltlich zu haben. Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen. Berlin, den 15. Mai 1899. Reichsschuldenverwaltung. v. Hoffman«. Srnevuunge», Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. 3« Geschäftsbereiche des Ministerin«»« «er Finanzen. Bei der Poftverwaltung ist ernannt worden: Oberst, zeither Postassistent, al« Postverwalter in Wüpenbrand. 3« Geschäftsbereiche tze« Ministerin»« tze« Kult»« vntz äffeutltche« Unterricht«. Zu besetzen, da« nru- errichtete Echuldirrktorat in Lauter. Kollator: die oberste Schulbehörde. Da« Einkommen beträgt Lvov M. einschl. WohnungSgeld. Befähigung zur Erteilung veusprachlichen Unterricht« erwünscht. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche nebst allen erforderlichen Beilagen bi» zum 10. Juni an den König!. Bezirkrfchulinfpektor vr. Förster in Schwarzenberg ein senden. Nichtamtlicher Teil. Sozialreformer «ad Sozialretzolntionäre. Während die Herren Singer und Liebknecht in Brüssel weilen, um dort den internationalen Sozialistenkongreß vorzubereiten, sehen wir bei uns in Deutschland nach wie vor extreme Sozialpolitiker am Werke, durch das sie unter der Behauptung, die Sozialdemokratie „versöhnen" zu wollen, Be unruhigungen in weite Kreise der Gewerbetreibenden tragen und, bewußt und unbewußt, die Schwierigkeiten zwischen Arbeitern und Arbeitgebern vermehren. ES ist schwer faßlich, daß diese Sozialpolitiker trotz der vielen Mißerfolge, die sie bi» jetzt nicht nur auf feiten der gewerbetreibenden Bevölkerung, sondern auch in Arbeiterkreist« und namentlich in der Sozial ¬ demokratie davongetragen haben, noch immer bei ihrer Anschauung verharren, es sei möglich, durch bloße« Entgegenkommen und einseitige Pflege der Arbeiter interessen die Sozialdemokratie zu entwaffnen und sie in die Reihe der OrdnunaSparteien herüberzuführen. WaS die Sozialpolitiker der radikalen Richtung bis her geleistet haben, hat doch immer nur dazu gedient, die sozialdemokratische Propaganda zu beleben, die Ansprüche der Arbeiter — die dank der verhetzenden Agitation der „Genossen" doch nun einmal nicht zu befi ledigen sind — zu steigern und im Volke die Opferwllligkeit für weitere soziale Reformen herab zudrücken ES wäre zur besseren Belehrung jener sozial reformerischen Stürmer und Dränger von großem Rutzen, wenn sie sich einmal den Zweck der inter nationalen Sozialistenkongresse, deren nächster jetzt zu Brüssel sorgfältig vorbereitet wird, vor Augen «führen wollten. Nach der Ansicht der drängenden Sozialreformer vertritt die Sozialdemokratie aus schließlich Arbeiterinteressen und dient die inter nationale Organisation der „Genossen" in erster Linie dem internationalen Arbeiterschutze. Nun lese man einmal, war in dem Rundschreiben, mit dem zu der vorbereitenden Brüsseler Konferenz eingeladen worden ist, zum Ausdruck gebracht wird. Dort heißt e« u. a.: „Es ist wesentlich festzustellen, daß das Proletariat nicht durch den guten Willen der Herrschenden befreit wird, daß er in den Besitz seine- Rechtes, des Eigentums, nur kommen wird, wenn es die Gewalt ist; eS wird aber nicht die Gewalt sein, wenn es sich nicht durch eine gemeinsame und verabredete Aktion der Macht bemächtigen wird, die heute die Bourgeoisie in der Hand hat . . . ES handelt sich nicht darum, ein Personal von Herrschenden durch ein anderes zu er setzen, sondern die politische Macht der Bourgeoisie, die Festung ihrer sozialen Macht, niederzuschlagen und die Gesellschaft umzuformen Der Staat, als Zwangsmittel der arbeitenden Klassen, wird zerstört, sobald er besiegt und durch die Kollektivarbeit er setzt ist." Dar ist eine Kriegserklärung der internationalen Sozialdemokratie an den heutigen Staat und an die heutige Gesellschaft in optima torma. Wer gegen den Ernst einer solchen offiziellen Kundgebung die Augen verschließt und ihr gegenüber unmaßgeblichen „MauserungS"-Schristen, wie der Bernsteinschen, größere Bedeutung beimißt, handelt entweder unklug oder frivol, also in jedem Falle unverantwortlich. Durch die Teilnahme der Herren Liebknecht und Singer an der vorbereitenden Konferenz, deren Aufgaben in dem er wähnten Rundschreiben so unzweideutig gezeichnet sind, ist ein neuer Beweis erbracht, daß die Leitung der deutschen Sozialdemokratie auf dem revolutionären Standpunkte steht und darauf auch ferner zu ver harren willens ist. Mag man also bei un» au- opportunistischen Gründen die „revolutionäre Phrase" beiseite lassen und sich stellen, als sei auch der Begriff Revolution in bezug zur sozialdemokratischen Beweg ung garnicht so schlimm gemeint: in Wahrheit ist es der internationalen Sozialdemokratie mit dem „Nieder schlagen" der Bourgeoisie und mit dem „Umformen" der Gesellschaft voller Ernst. Wie mögen die zu Brüssel versammelten sozial revolutionären Häupter, insbesondere die deutschen dort verständnisvoll mitwirkenden „Genossen" hohn lachen, wenn sie die Bemühungen sehen, die der Heranziehung der Sozialdemokratie zur Mit arbeit an dem neugegründeten „internationalen Arbeiterschutzkomitee", daS unsere „bewährtesten" Sozialreformer umfaßt, gewidmet sind, und wenn sie von den Verhandlungen Kenntnis nehmen, die in diesen Tagen in Kiel auf dem „Evan ¬ gelisch-sozialen Kongresse" gepflogen worden sind! Während die „bürgerlichen" Sozialreformer ernsthaft darüber beratschlagen, wie man die Sozialdemokratie durch immer weiteres Eingehen auf ihre „Gegen- warts"-Pläne zu „versöhnen" im stände sei, während man die Lage der Arbeiter so schwarz wie möglich und daS Unternehmertum so eigensüchtig und hart wie nur denkbar schildert, verständigen sich die inter nationalen Sozialrevolutionäre in aller Stille über die Mittel und Wege, um die gesamte Bourgeoisie — einschließlich jener sozialreformerischen Weltverbesserer — „niederzuschlagen". Man wird vermutlich wieder einwenden, zwischen sozialdemokratischen Worten und Thaten sei ein großer Unterschied, zudem beweise die „gemäßigte" Haltung der deutschen „Genossen", daß an Gewaltthaten nicht zu denken sei; schließlich aber sei die Macht der Staates eine so starke, daß er ein revolutionäres Unternehmen überhaupt nicht zu fürchten habe. Von heute auf morgen besteht wohl allerdings eine solche Gefahr nicht. Aber man vergesse doch niemals, wie stark die Sozialdemokratie organisiert ist, von wie langer Hand sie ihre internationalen Pläne vor bereitet und wie eS nur einer bestimmten Anlasser bedürfen würde, um die gut gerüsteten und geschulten Sozialrevolutionäre auf den Plan zu rufen. Gerade das unauffällige Konspirieren der sozialdemokratischen Parteihäupter der ganzen Welt in Brüssel muß eS allen um daS Gemeinwohl besorgten Staatsbürgern wieder einmal sehr nahe legen, daß der Bestand der Sozialdemokratie eine stete und täglich wachsende Ge fahr bildet. Solchem zielbewußten Fortschritten der Sozial demokratie aller Länder gegenüber nimmt es sich wie eine Spielerei aus, wenn auf deutschem Boden Kon gresse tagen, deren ausschließlicher Zweck eS ist, der Sozialdemokratie den besten Willen zum Entgegen kommen zu zeigen. Noch immer hat die Sozialdemo kratie die ihr von jener Seite weit entgegengestreckten Hände zurückgewiesen, denn ihr liegt an der Versöhn ung nicht-: ihr Ziel ist der Kampf, der Kampf bis zur Vernichtung. ES wäre endlich an der Zeit, wenn das gesamte deutsche Volk, statt sich sentimentalen Neigungen hinzugeben, diesen Kampf mit aller Schärfe, mit ganzer Macht aufnähme. Deutschland i» Schautuug. In diesen Tagen find die Verhandlungen zwischen dem Schantungsyndikate und der Reichsregierung über die von dem Syndikat« in Schantung in Angriff zu nehmenden Eisenbahn- und Bergwerksunternchmungen zu einem er freulichen Abschluffe gelangt. Alle Schwierigkeiten, die bisher der Erteilung der erforderlichen Konzessionen feiten« de« Reiche« entgegenstanden, sind nunmehr gehoben Der Verlauf dieser monatelangen Verhandlungen hat nach zwei Richtungen hin ein sehr befriedigende« Ergebni« erzielt. Zunächst ist e« den Bemühungen der beteiligten Behörden gelungen, die verschiedenen Interessengruppen, die sich an der wirtschaftlichen Erschließung Schantung« beteiligen wollten, unter einen Hut zu bringen; dadurch ist die Bürgschaft gegeben, daß nunmehr einheitlich und plan mäßig mit ausreichenden Mitteln und mit voller Thatkraft an dre große Aufgabe herangegangen wird, dem deutschen Gcwerbcüeiß ein neue« und hoffentlich ertragreiche« Gebiet im fernen Osten zu erschließen. Daneben aber ist e« auch gelungen, für da« Reich solche Zugeständnisse zu erzielen, wie sie bisher in diesem Umfange unsere« Wissen« noch seitens keine« anderen Kolonialunternehmen« zugestanden worden find; dazu zählt nicht bloß die Verpflichtung, für den Bau und den Betrieb der Bahnlinien nach Möglich keit deutsche« Kapital zu verwenden, dazu zählt weiter nicht bloß eine wesentliche Mitwirkung der Regierungsbehörden bei dem Betrieb der Eisenbahnen und der Bergwerke, dazu zählt vor ollem eine weitgehende Beteiligung de« Michos an den Einnahmen de« Syndikat« al« Beitrag zu den Aufwendungen de« Reiche« für di« Hafenanlag«n Kunst und Wissenschaft. Erster Wettstreit deutscher Männer-Gesangvereine um den Kaiserpreis in Kaffe! am 26. und 27. Mai 18SS. Die Festtage in der alten hessischen Kurfürstenstadt Kassel sind zu Ende. Ueberallhin, wo deutscher Sang und deutsche Art zu Hause sind, hat der Telegraph am Sonn abend daS Ergebni« de« ersten Wettfingens verkündet. Der schöpferischen Thatkraft unsere« Kaiser« ist der Ge danke zu dieser eigenartigen festlichen Veranstaltung ent sprungen In einem Erlast vom 27. Januar 1895 stiftete der Kaiser, um Seiner Teilnahme an dem Aufblühen de« deutschen Männergesanges besonderen Ausdruck zu geben, einen Wanderpreis. Anderthalb Jahre später brachte ein zweiter Erlaß die genauere Formulierung mit der Be stimmung, daß der erste Wettstreit deutscher Männer- oesangvereine im Sommer 1899 in Kassel stattfinden sollte Au« dem schönen Gedanken ist nunmehr nach einem Zeitraum« von vier Jahren ein« schöner« That er blüht. Unvergeßlich werden die erhebenden Eindrücke für alle Festteilnehmer bleiben, unaullöfchlich werden di« Tage von Kassel in der Geschichte de« deutschen Männergesang verein« stehen. E« ist ein weitverbreiteter Irrtum, die Entwickelung de« deutschen Männergrfange« mit der allgemeinen Ent wickelung der deutschen Musik zusammenfallen zu lassen Die Anfänge de« deutschen Männergesanpr« sind vielmehr erst in dem ersten Jahrzehnt unsere« Jahrhundert» zu suchen Zelter gründete 1809 au« Mitgliedern der Berliner Singakademie die erste Liedertafel. Seinem Beispiele folgten bald ander« Großstädte, wie Leipzig und Frankfurt. Heute giebt e« keine Stadt, keinen Flecken, der nicht mindesten« einen Mannergesangverein auf zuweisen hätte. Im deutschen Vaterlande haben diese Vereine noch eine ganz desonder« Bedeutung erhalten; neben ihrem segensreichen Einfluß auf die deutsche Volk»- seele haben sie sich in den Zeiten nationaler Demütigung und nationaler Erhebung al« die echten Pflegepätten de« deutschen Patriotismus erwiesen. E» ist bewunderungswürdig, in welcher geradezu glänzenden Weis« dem Kaiserlichen Willen von der Staot Kassel Auldruck gegeben ist. Zu ihrem Schmucke hatten sich Natur und Kunst vereinigt. Wie ein grünblumige« Band durchwob die Frühlingspracht die reich mit Fahnen, Kränzen und Guirlanden geschmückte Stadt, die sich am Donnerstag anschickte, den Kaiser, den Protektor de« Feste«, und die Kaiserin zu empfangen. Die hochgespannte Festfreude vermocht« selbst die Ungunst der Witterung nicht herabzustimmen. Eine in dem Kurpark im unmittelbaren Anschluß an da« Orangerieschloß erbaute, durch Gröhe, Vornehmheit und Zweckmäßigkeit gleich imponierende Festhalle nahm die Festbesucher und die Sänger, die zusammen auf 6000 Personen geschätzt wurden, auf. Nach einem Begrüßung«- konzert am Donnerstag, da« in der Hauptsache von dem Kapellmeister vr. Franz Beier geleitet wurde, und «inen sehr befriedigenden Verlauf nahm, traten am Freitag und Sonnabend die achtzehn zum Wettbewerb angemeldete« Männergesangvereine in die Schranken. Da« Lo« hatte drei Abteilungen von je sech» Vereinen in Vor- und Nachmittagskonzerten entschieden Jeder Verein mußt« vor einem Liede eigener Wahl das von der Kommission bestimmt« Prei«li«d, den „Choral von Leuthen" vortragen Di« Komposition von Reinhold Becker auf einen Text von Hermann Vesser ist au» einer ähnlichen Idee wie „Prinz Eugen" von Loewe hervorgewachsen. Di« Gipselung ist in dies«« Fall« der Choral „Nun danket All« Gott", den am Abend nach d«r siegreichen Schlacht bei Leuthen ein Einzelner anstimmt und in den dann begeistert da» ganze Lager einstimmt Die Schwierigkeiten find zuweilen recht bedeutend, nach Höh« und Tiefe wird den Stimmen viel zugemutet. Die Komposition spannt sich in drei Oktaven, vom großen bi« zum zweigestrichenem 6 au« und hält den Tenorlangein denhöchsten Lagen. Trotzdem wurdeaber »«Auf gabe von fast allen Vereinen ausgezeichnet gelöst. Merkwürdig war die Erscheinung, daß größtenteil« d,e Intonation stieg, nur vereinzelte waren gesunken. Bei den vielen vortreff, lichen Leistungen mag d,e Entscheidung für die Prei«richter schwer geworden sein, umsomehr, al» auch die zweite Auf gabe, da« Vom-Blatt-Singen überraschend gut autfiel. Zur Einübung eine« von Edwin Schulz neu komponierten volkstümlichen Liede« „Es zog ein Reiter wohl in den Krieg", da« in seiner natürlichen Schlichtheit keine be sonderen Schwierigkeiten stellte, den Tenor auch nicht über da« eingestrichene A hinauSführte, war den acht zur engeren Bewerbung zugelaffenen Vereinen am Sonnabend kurz vor der Entscheidung eine Stund« Zett gegeben. Der Vorzug, den hierbei Vereine mit intelligenten und musikalisch gebildeten Mitgliedern genießen, trat deutlich zu Tage, und die Frage, ob ein« Gleichberechtigung in diesem Falle am Platze ist, erscheint nicht ungerechtfertigt E« war daher auch eine ganz besondere Freude, als dem Essener Männergesangverein, dessen Mitglieder au» Arbeitern bestehen, ein Prei«, wenn auch der letzte, zu erkannt wurde Man muß e« miterlebt haben, um den Jubel und die Begeisterung ganz zu verstehen, die di« Festhalle bei der PreiSverteilung nach der feierlichln Verkündigung durch einen Herold erfüllten Unvergeßlich wrrdrn allen Festt«iln«hmern die Minuten bleiben, al» die Kaiserin mit eigener Hand den Präsidenten de» Kölner Männergrsang» verein», Hrn v. Othegraven, mit dem Wanderprei» de» Kaiser», einer prachtvollen Orden»kette au» Dukatengold, Rubinen und roter Emaille, schmückte und eigenhändig die noch gestifteten Ehrenpreis« an die Dirigenten de» Bremer Lehrergesangverein«, de« Mannergesangverein« „Concordia" in Essen, de« Hannoversche« Männergrsang- verein«, der Karl»ruher „L»edertafel" und de« Essener Männergesangverein« in der Kaiser!. Loge verteilte und al« der Kaiser die Prei«gekrönten unter kräftigem Hände drucke mit Worten freudiger Anerkennung entließ (^«sff Ztg ") Die deutschen Künstler im Salon 18SS sind dünn gesät. In den Malerei-Abteilungen finden wir bei der Socivte des artiste« fran^ai» 10 Gemälde von ihnen ausgestellt, bei der Sociötö nationale de« beaux-art« 26, die von 16 deutschen Malern geschickt find. Wir fassen unter dem Begriff „deutsche Maler" allerding« die Elsässer nicht mit, ebensowenig natürlich die Deutsch-Schweizer und die Deutsch-Oesterreicher. E« ist schwer, unter der Masse der Gemälde die der deutschen Maler herauszufinden, denn der Katalog verzeichnet nicht ihren Platz. Diese« muß man mit Hilfe der Diener suchen, und nur eine verschwindend geringe Zahl fällt durch ihren Charakter sofort al« deutsche Gemälde in die Augen. Die deutschen Maler zeichnen sich die«mal weder durch Größe, noch durch besondere Merkmale ihrer Bilder au«. Auch sind sie nicht immer vorteilhaft plaziert Verfehlt wäre e«, wollte man au« dem Aul- gestellten auf di« deutsch« Kunst nur entfernt schließe« Diele Franzose« find aber gewiß hierzu geneigt und werden mit Genugthuung glauben, daß die deutsche Kunst gegenüber der franzöfischrn doch eigentlich gar nicht« bedeute Lasse« wir sie bei diesem Trugschluß. Sie find ja über Deutschland ohnehin nicht zu belehre« Den Katalog der Cha, u s Ely', c« Kunstler müssen wir bi« zur Nr. 753 durchblättern, um aus den ersten Deutschen zu stoßen (Deutschen Namen begegnet man bi« dahi« einige Male, aber fie werden von Franzosen getragen.) Dieser erst« D««tsche ist ein alter Bekannter, ein Württrm- berge,, Otto v. Faber du Faur, geboren in Ludwig«burg bei Stuttgart, Vater de« deutschen Konsul« in Christiani« (früher in Pari»). Er ist mit zwei Gemälden vertreten:
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