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Dresdner Journal : 04.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-04
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 04.04.1899
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Ylli Tre-den vierteljährlich: 2 Marl L0 Pf., bei den Kaiser- Uch d-uikticn Postanstalten ^rteljährtuh 3 Marl; außer- halb de» Deutschen Reiche» «öst. und Stempelzuschlag Einzelne Nummern: 10 Pf. »rscheiue«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend», gmispr-Anschluß: Nr. 1S»S. Dresdner Journal. «nlündigun,«gebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Df. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche lkWedition de» DreSdner Journal» Dre-den, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. irvL. ^76. Dienstag, den 4. April abends. 18SS. Amtlicher Teil. Dresden, 29. März. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät der König- ist dem Stu denten der Chemie Anton Ferdinand Heinrich Reichen bach in Leipzig für die von ihm am 4. Januar dieses Jahre- unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eine- 19jährigen Mädchen- vom Tode de» Ertrinkens in der Pleiße daselbst die silberne Lebens rettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben den Briefträgern Weber und Christ in Dresden daS Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatSange- hörige Kaiser!. Russische Staat-rath, Gymnasial- Oberlehrer Robert Böhme in Kiew den ihm von Er. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St StaniSlauS-Orden 2. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der König!. Italienische Konsul Krause zu Leipzig da- ihm von Sr. Majestät dem Könige von Italien verliehene OffizierSkreuz de» Ordens der Krone von Italien annehme und trage. Bekanntmachung. Der Postrath Garthe in Coblenz ist vom 1. April 1899 ab zum Postrathe bei der Kaiserlichen Lber-Postdirektion in Chemnitz ernannt worden. Ferner ist vom gleichen Zeitpunkte ab dem Post- inspektor Weise in Gumbinnen eine neuerrichtete Postinspektorstelle bei der Kaiserlichen Ober-Post- direktion in Leipzig und dem Postinspektor Gentzsch in Halle (Saale) eine Postinspektorstelle im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Dresden über tragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 der Verfassung deS Deutschen Reiches zu diesen Anstellungen die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 29. März 1899. Finanz-Ministerium. Für den Minister: vr. Diller. Wunderlich. Bekanntmachung, die Concessionirung der Feuerversicherungs- Genossenschaft Deutscher Buchdrucker in Leipzig betr. Das Ministerium de- Innern hat ter Feuer versicherungs-Genossenschaft Deutscher Buch drucker in Leipzig auf Grund der eiugereichten Unterlagen die nachgesuchte Genehmigung zum Be triebe der Feuerversicherung im Königreiche Sachsen auf Grund von 8 2» de- Gesetze- vom 28. August 1876 unter Vorbehalt de- Widerrufes ertheilt. Gemäß 8 2 der Ausführungsverordnung vom 20. November 1876 wird die- hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 28. März 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Münckner. Gruen«»»ge», Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Am Geschilft»beretche de» «intsterium« der Kinanze». »)Bezirk»steuervtrwaltung Angestellt al»Expedienten: Giehelt bei der Bezirk-steuerein nähme Chemnitz, Brentb«! bei der Bezirk-steuerrinnahme Meißen und Karsch bei der Bezirk-steucreinnahme Zwickau. — Versetzt die Expedienten: Kaden in Chemnitz zur Bezirkssteuereinnahme Löbau, Wittig in Löbau zur Bezirkssteuereinnahmt Leipzig, Rö»ler in Zwickau zur Bezirk-steuereinnahme Zittau. — Entlassen auf Ansuchen: der Expedient Reibbach in Zittau. b) Technische» Personal der Steuervervaltung. Befördert: die BenncffungSingenirurassistenten beim Zentral- bureau für Steuervermessung Küttler und Buchheim zu Bermessung»ingenieuren, Ersterer in Pirna, Letzterer in Zwickau, der BermessungSassisteut Steutz el zum Bermeffungsingenieur- assistenten sowie die Beometer Raschke und Zipfel zu Ber- messungSassistenien bei dem genannten Zcntralbureau. — An- gestellt: al» Geometer bei dem Zentralbureau für Steuer- vermessung der Feldmefser Müller. — versetzt: die Ver- messungSingenieure Oschätzchen in Annaberg zu dem Zentral- bureau für Steuervermessung in Dresden, Zschoche in Pirna nach Annaberg, Philipp in Großenhain nach Dretdrn, Windisch in Zwickau nach Großenhain. — Pensionirt: der Bermessungtingenieur Schilling in Dresden. — Entlassen aus Ansuchen: die vermeffungsassistenten Hippner und Seidel in Dresden. I» «eschtft«»eret»e de» Miniftert«»» de« Innern. Angestellt wurden: der zeitherige Konstructeur Alfred Igel al« Assistent bei der Gewerbeinspeciion Chemnitz und der zeit- herige Ingenieur-Chemiker Friedrich Anton al» Assistent bei der Gewerbeinspection Dresden. — Befördert wurden: Ge- werbeinspector Karl Otto Richard Müller in Chemnitz zum Vorstände der Gewerbeinspection Wurzen und Gewerbeinspector Martin Werner Prössel in Dresden zum Vorstande der Ge- werbeinspectiou Aue. — versetzt wurde: Gewerbeinspector Johann Theodor William Schubert von der Gewerbeinspection Wurzen zur Gewerbeinspection Zwickau. — Pensioniert wurde: Gewerbeinspector Reinhold Wiener in Aue. Am G«schift»deretche de« Miniftertum» de« Kult»« und -ffentltche« Unterricht». Erledigt: die 2 Lehrer stele an der Sklassigen Schule zu Königshain b. Mittweida. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: neben freier Wohnung 1200 M. Behalt, 60 M. für Stellvertretung im Kirchendienst, 36 M. für Sommerturnen und 4S M. für Er teilung deS Unterricht» in der Fortbildung»schule. Besuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis in dir neueste Zett bi- zum 24. April bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schul rat vc. Böhme in Rochlitz einzureichen. — Zu besetzen: die neuerrichtete 8. ständige Lehrerstelle in Weinböhla. Kollator: das Kvnigl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richt«. Der Anfangsgehalt beträgt 1200 M. und 160 M. WohnungSgrld und steigt nach der GehaltSpaffel bis 2700 M. nach 2S ständigen Dienstjahren. Bewerbungsgesuche sind mit den erforderlichen Beilagen bi» zum 15 April an den Kvnigl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Gelbe in Meißen einzu reichen; — die Kirchschulstklle zu Kitzscher. Kollator: da« König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: außer freier Wohnung mit Gartrn 1000 M. vom Schuldienste, 328 M. vom Kirchendienste, 72 M. für Fort bildungsschule, 18 M. für Turnunterricht und nach Umständen 60 M der Frau des Lehrer» für den Handarbeitsunterricht. BewerbungSgrsuche mit sämtlichen Zeugnissen sind bi» zum 12. April ber dem König!. BezirkSschuliufpektor Vr. Putzger in Borna einzureichen.s Im Geschäftsbereiche de» evangelisch-lutherischen Landesconsistorium» sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: davon sind zu besetzen X. nach dem Kirchengrsetze vom 8. Dezember 1896 im 1. Halbjahr 1899: r»o»t: 8 im regelmäßigen Besetzungsoersahren: da» Pfarramt zu Nre»ka mit Nauwalde (Großenhain) — Kl I — Col lator: da» evangelisch-lutherische Landesconsistorium; da» Pfarramt zu WellerSwalde mit Liebslbütz (Oschatz) — Kl VII (8) -- Tollator: Rittergutsbesitzer v. Oppel auf^Zöschau. — Hierüber ist zu besetzen: das nrubegründete Diaconat an St. Petri in Dresden (Dresden l) — Kl. I — Collator: der Stadtrath zu Dresden. — Dagegen wurde an gestellt: Alwin Paul Quellmalz, PredigtamtScandrdat, al- Tiaconus in Liebstadt und Psarrer in Borna (Pirna). Nichtamtlicher TeU. Arbeit-- und Ruhezeiten in Ladengeschäfte». Die in der neuesten Novelle zur Gewerbeordnung angestrebte Festsetzung einer Minimalruhezeit von 10 Stunden für die in offenen Verkaufsstellen be schäftigten Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter, sowie die ebendaselbst vorgesehene Herbeiführung eine» einheit lichen Ladenschlusses werden zur Zeit in den be teiligten Berufskreisen und deren Fachorganen lebhaft erörtert. Bei dieser Gelegenheit treten vielfach Wünsche zu Tage, die über die Grundlinien des dem Reichs tage vorliegenden Gesetzentwurfes teilweise weit hinauS- greifen. Eine ganze Anzahl kaufmännischer Vereini gungen ist bezüglich des Ladenschlusses der Meinung, daß eine allgemeine reich-gesetzliche Regelung desselben platzgreifen müsie, während die Gewerbegesetznovelle die höhere Verwaltungsbehörde ermächtigt, auf Antrag von mindestens zwei Dritteln der beteiligten Geschäfts inhaber nach Anhörung der Gemeindebehörden für alle oder einzelne Geschäftszweige anzuordnen, daß während bestimmter Stunden in der Zeit zwischen 8 Uhr abends und 6 Uhr morgens oder in der Zeit zwischen 9 Uhr abends und 7 Uhr morgen- die Ver kaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein müssen. Die Durchführbarkeit und Zweckmäßig keit einer gesetzlichen Vorschrift über den gleichzeitigen Schluß der Verkaufs!äden ist, wie die „Ber!. Korr." ausführt, vor einigen Jahren in der Kommission für Arbeiterstatistik eingehend erwogen worden. Damals sind durch Umfragen mittels Fragebogen und durch mündliche Vernehmung von Auskunft-Personen die Ansichten und Wünsche sowohl der HandelSgehilfen al- der Prinzipale in weitgehendem Maße erkundet worden. Wenngleich schon damals die gesetz liche Festlegung der Ladenzeit von mehreren Seiten, namentlich von den Gehilfenvereinen, als eine Notwendigkeit dargestellt wurde, so fallen doch die praktischen Bedenken gegen eine schematische Regelung der Frage so schwer in- Gewicht, daß in der Ge werbeordnung-Novelle von dem Erlaß einer ZwangS- vorschrift zur Verkürzung der Geschäftszeit Abstand genommen worden ist. Ist in einem Orte die über wiegende Mehrheit von Kaufleuten derselben Branche der Meinung, daß die Ladenzeit einzuschränken sei, so wird sich ihnen im Falle der Annahme des Entwurfs so wie so die Möglichkeit bieten, ihren Willen zu all gemeiner Geltung zu bringen, wobei e- von nicht zu unterschätzendem Vorteil ist, daß auf lokale und zeit liche Unterschiede gebührend Rücksicht geuommen werden kann. Die kaufmännischen Vereinigungen, die sich darauf berufen, daß sie die Auffassungen breiter Be- rufSkceise vertreten, werden unschwer so viel Stimmen sammeln können, um eine einheitliche lokale Ladrn- schlußstunde auch gegen die Opposition der Minderheit durchzusetzen. Der Weg zum Z'ele ist in der Novelle gewiesen. Bemängelt wird ferner, daß den HandelSgehilfen eine, wie manche meinen, zu karge Ruhezeit (10 Stunden) zugemessen wird, anstatt für die Gesamt heit der Verkaufsläden die Arbeitszeiten zu normieren, womit angeblich auch denjenigen Geschäftsinhabern gedient wäre, die kein Personal in ihren Diensten haben. Dieser Einwand geht von einer falsches Voraussetzung aus. Die Absicht deS Gesetzgebers ist in erster Linie darauf gerichtet, den kaufmännischen Angestellten Schutz vor Ueberanstrengung zu ge währen. Dementsprechend wird zunächst diesen in abhängigen Stellungen befindlichen Personen eine an gemessene Ruhezeit verbürgt. Die selbständigen De taillisten, welche allein oder nur mit Hülfe ihrer Fa milie daS Geschäft betreiben, kommen hierbei nicht in Betracht. Fühlen dieselben daS Bedürfnis, auch ihrer seits die Arbeitsstunden zu begrenzen, so steht ihnen solcher auf dem Wege der Vereinbarung mit anderen Prinzipalen durch Einführung einer allgemeinen Laden schlußstunde frei. Dem sozialdemokratischen Verlangen aber, die Minimalruhezeil durch einen möglichst kurz bemessenen MoximalarbeitStag zu ersetzen, wird der Reichstag schwerlich seine Zustimmung erteilen. Ein solcher Antrag ist wohl geeignet, die sozialdemokrati schen Agitationen von Neuem zu beleben, keineswegs aber, an Stelle des Guten etwa- Besseres zu setzen; vielmehr würden solche Anträge der Erledigung des bedeutungsvollen sozialreformatorischen Entwurf- be trächtliche Schwierigkeiten bereiten. Endlich wird gleichfalls von sozialdemokratischer Seite darüber Klage geführt, daß nicht alle in kauf männischen Berufen beschäftigten Personen der Wohl- that einer Sicherung ihrer Ruhezeiten teilhaftig wer den sollen. Der vorliegende Gesetzentwurf ist aber ausgegangen von den Erhebungen der Kommission für Arbeiterstatistik über die ArbeitSverhältnisse der in den Ladengeschäften thätigen Angestellten, beschränkt daher seine Geltung auch auf die unter den Titel VII der Gewerbeordnung fallenden HülfSpersonen in den „offenen Verkaufsstellen". Da es nun unmöglich ist, die auf Grund amtlicher Untersuchungen über die Verhältnisse bestimmter ErwerbSzweigr vorgeschlagenen gesetzgebe rischen Maßnahmen auf andere Berufsgruppen auSzu- dehnen, für die da» zur Begutachtung erforderliche Material nicht vorliegt, so können auch die sozial demokratischen Klagen nur dazu dienen, da» Zustande kommen de» Gesetzes zu erschweren und zu verzögern. Die Lamoafrage hat sich bekanntlich kurz vor Ostern durch die Ereignisse bei Apia noch verschä-ft. Sie steht jetzt im Vorder gründe der politischen Erörterungen und beschäftigt die deutsche Diplomatie in besonderem Maße, wie die unvorhergesehene Rückkehr de» Hrn. Staatssekretärs v. Bülow von seinem Osterurlaube darthut. Wir haben am Sonnabend schon geäußert, daß e» für die deutschen Politiker gelte, auch gegenüber dem gewalt samen Eingreifen der Amerikaner und Engländer ruhige» Blut zu bewahren. Ein Teil unserer Presse ist allerdings in Wallung geraten und hat namentlich England gegenüber eine scharfe Tonart angeschlagen, indem betont worden ist, daß die Haltung der Briten auf Samoa nicht im Einklänge stehe mit den Frennd- schaftSbeteuerungen und FreundschaftSwerbungen, an denen man es mit bezug auf Deutschland von London aus seit Mitte vorigen Jahres nicht hat fehlen lassen. Dir starke Sprache dieser deutschen Blätter ist zum Teile auch durch den Umstand hervorgerufen worden, daß, während die Bereinigten Staaten amtlich ihre Ueberraschung und ihr Bedauern über die aus Apia gemeldeten Geschehnisse ausgedrückt haben, die englische Regierung eine solche Kundgebung bisher noch unterlassen hat. Ohne im Augenblick auf diese Dinge näher einqehen zu wollen, verzeichnen wir die vorliegenden Meldungen, von denen einige am Sonnabend bereit» rinem Teile unserer Leser bekannt geworden sind. Bus Apia, 18. März, ist in Berlin folgende amtliche Meldung ringetroffen: Am 13. Mürz ist die provisorische Re gierung von ihrem Sitze auf der Halbinsel Mulinuu bei Apia vertrieben worden. Mulinuu und der Strand von Apia wurden durch Engländer, Amerikaner und die Krieger der Tanu-Partei be setzt. Am lS. eröffn-len da- amerikanische und die englischen Kriegsschiffe das Bombardement aus die Umgebung von Apia. Zweimalige Beschießung und zahlreiche Gefechte der Landung»- abteilung verliefen ohne besondere- Ergebnis und ohne er hebliche Verluste, welche zudem meist durch eigenes Feuer der Landungsabteilungen verursacht wurden. Beim Bombardement schlug ein Kurzschuß in dar deutsche Konsulat, ein anderer Schuß in da- Wohnhau- de- Verwalter- der brutschen Pflanzung Baitele ein. Niemand verletzt. Kunst und Wissenschaft. Nefidenztheater. — Am 2. d. Mt«.: „Der Schlaf- Wagenkontrolleur." Schwank iu drei Akten von Alex. Bisson Deutsch von Benno Jacobson. „Zum Ein siedler." Lustspiel in einem Akte von Benno Jacobson. (Beide Stücke zum ersten Male) Der neue Biffonsche Schwank, der gestern mit Hrn. Richard Alexander al« Gast zum ersten Male in Szene ging, stellt den Superlativ dessen, waS an Unsinn und Tollheit auf die Bühne gebracht werden kann, dar; er ist ein lehrreiches Beispiel dafür, wie verhängnisvoll dem Shmrnkoichter unter Umständen da« Unterfangen werden kann, die Farce zu überspannen. Noch einen Schritt weiter, und der tosende Jubel im Publikum hätte sich m eine echte und rechte Verstimmung umwandeln müssen — wen» diese« p t Publikum angesichts der ihm durch die gewagtesten Schwankspäße einfach aufgezwungenen Lichlust all« küble Ueberlegung nicht verloren hätte. Da« Etück, so unterhaltend und belustigend seine Wirkung ist, leistet in Bezug auf die Wahl der Mittel an Skrupel losigkeit da« Aeußerste. Et macht zur komischen Figur, die das Gam« trägt, einen Menschen, der Mitleid und Teilnahme weit m?hr al» Verspottung und Lächerlichmachung verdient: einen nervo« Erkrankten Der im Schwank mit Vorliebe an- gewendete, an und für sich schon frivol« Theatereffekt de» BerrücktwekdenS einerPerson wird in demBissonschenSchwank auf die Nadelspitze getrieben, indem ein vorher kerngesunder Mensch systematisch in den Zustand eine» Uebergeschnappten Hineingetrieben wird. Hätte nicht ein in seiner Komik so gesund-drolliger, harmlos-kräftiger Darsteller wie Richard Alexander den Schlafwagenkontrolleur Godefroid gespielt, so hätte man wahrhaftig Mitgefühl mit diesem Manne haben müssen, der ein galante« Abenteuer mit den fürchter lichsten nervenzerstörenden Peinigungen büßen muß. Der In halt d«S Stücke«, eine Vermischung derjenigen de.^.Madame Bonivrrd" mit dem der Blumschen „Streue", ist etwa der folgende: Der Ehemann George Godefroid, der auf einer Reise nach Bordeaux in Erfahrung gebracht hat, daß bei der Schlafwagengesellschaft ein Namensvetter von ihm al« Kontrolleur angestellt sei, hat seiner Gattin und deren Eitern gegenüber sich diesen Titel zugelegt, um unter dem Vorgeben, er bekleide diese Stellung, von Donnerstag« bi« Montags der ehelichen Fessel entschlüpfen und auf galant« Liebesabenteuer auSgrhrn zu können. Durch den wirklichen Schlafwagenkontrolleur Godefroid, mit Vornamen Alfred, wird George» Frau über die kecke Schwindelei deS Gatten aufgeklärt und beschlossen, durch eine List, die Erregung der bekannten Pofleneifersucht, den ungetreuen Gatten in die Arme seine« Weibe« zurück- zuführen. Dieser Vorwurf hätte für den Schwank natürlich nicht auSqercicht. Ek wird folgendermaßen auf die komische Wirkung zugespitzt: Georg Godefroid, bestrebt, die ihm durch da» anmaßende Gebaren seiner Schwieger mutter unbequem gewordene Ehefessel zu brechen, hat im Kronleuchter einen Phonographen verborgen, der, eine Stimme von oben, der von Visionen besessenen Schwiegermutter verkündet, der Erzengel Michael rate, den Schwiegersohn au« der Ehe mit ihrer Tochter frei zu geben Auch hinter diesen zweiten Schwindel kommt der wirkliche Schlafwagenkontrolleur, ein nicht minderer Schalk wie sein vermeintlicher Amtsbruder, und im Einverständni« mit dessen Gattin wendet er den Spieß gegen Georgi, indem er ihm durch besagten Phonographen erklären läßt, er werde zur Strafe für seine Untreue den Verstand verlieren Wie in einem Schwanke, besonder« in einem französischen Schmink«, natürlich, läßt sich der Schwindler durch sein eigene» Schwindelmanöver selbst be schwindeln I», noch mehr, a!» in sehr geschickter Weise ihm seine Gattin und deren Eltern im Hause der Familie, wo der Gegenstand seine« Herzen« und der in Szene g«. setzten Schwindelfahrten, »in achtzehnjährige« Backfischchen, sich befindet, al« Hallucinationen erscheinen, glaubt er steif und fest an die Wahrheit der phonographischen Prophe zeiung. Er hält sich für übergeschnappt. Die tollen Situationen lösen sich schließlich in der bekannten Schwank taktik: er sinkt reuevoll in die Arme der Gattin, und der wirkliche Schlafwagenkontrolleur umarmt al» beglückter Bräutigam den Backfisch. Da« neue Stück reicht hinsichtlich der wirksamen Gliederung drr Handlung nicht entfernt an „Madame Bonioard" derselben Verfassers heran; Biffon geht sehr summarisch zu Werke, indem er eine Anzahl fo schablonen- mäßiger Pariser Schwankfizuren, daß man glaubt, sie mit denselben Worten schon in einem Dutzend anderer französischer Ehebruch«schwänke hab« sprechen hören, in eine Reihe von Begebenheiten hineinsetzt, die von drei Witzpointen beherrscht werden: dem Phonographen, dem Bestreben de« Ehemannes, durch «in Schwindelmanöver von seiner Frau lo«zukommen, und der Quittung über diese« Manöver durch den Gegenschwindel Alfred Gode froid«. Daß Biffon seine Idee nicht ungeschickt auf- bautn und durchführen werde, war vorauszusehen, d«nn Bühn«nroutine und Witz besitzt er, Unterhaltung versteht er zu schaffen und di« Lachlust zu entfesseln. Nicht geringen Anteil an dem stürmischen Heiterkeit«, erfolge de« Schwanke« hatte Hr. Richard Alexander, der beim ersten Betreten der Szene al« guter und wohl gelittener Bekannter vom Hause bereit« mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde Er spielte den ungetreuen Ehe mann Godefroid mit unwiderstehlicher Komik und so übermütiger Laune, daß man um seinetwillen dem Ver fasser verzeihen konnte, daß er mit Entsetzen Spott an dieser Figur treibt und treiben läßt. An Munterkeit de« Spiel« und liebenswürdiger Komik Hrn Alexander bei nahe gleich kam Hr Karl Witt, der Darsteller de« wirklichen Schlafwagenkontrolleurs; auch Frau Minna Hänsel war al« Schwiegermutter am rechten schau- spielerischen Platze Die übrigen Rollen hatten angemessene Vertreter gefunden Dem Schwanke ging ein Einakter Benno Jacobson« „Zum Einsiedler" vorau-, der die Wiedereinkehr eine» Silberehepaare« in da« Hotel schildert, in dem e« vor einem Vierteljahrhundert die erste Etappe der HochzritS- reise durchlebte. Durch einen Zufall gerät in da« Zimmer der alten Leute ein ganz neubackenes Ehepaar, da» seine erste HochzeitSreisenetappe hier halten will Beide Paare begegnen sich, und in frischem und munterem Dialoge spielen sich in dem einstigen Hochzeitsgemache der alten Leute zwischen diesen und dem jungen Paare eine Reihe netter Szenen zum Teil pikanter, zum Teil sentimentaler Art ab. Die beiden Hochzeitspaare wurden durch die Dame» Julie Kronthal und Lucie Matthias und die Herren Iuliu» Nasch und Fritz Burmester in anziehender Weise verkörpert Da« kleine, harmlose Werk fand freundlichen Beifall W DoengeS Die Frühjahrsausstellung i« Ernst Arnolds Kuustsalon. IU. Auch die Grupp« drr Neuimpr«ssionisten ist in der Arnoldschen Ausstellung keineswegs vollständig vertreten ES fehlen vor allem Lucien Pissaro, der Sohn Camille Pissaro«, und H E. Cross, der sich al« Maler von Straßenbildern einen Namen gemacht hat. Dafür find George« Seurat, der berufenste Vorkämpfer de« Pointillieren«, ferner der schon von unserer !8S7er Ausstellung her bei un« bekannte Th6o vanRysselberghe und Paul Signac, der litterarische Wortfiihicr der ganzen Truppe, gut vertreten. Alle diese Künstler gehe» von der Meinung au«, daß da« herkömmlich« Mischen der Farben auf der Palette nur stumpfe Töne ergeben könne, und daß e« daher vorteilhafter sei, alle zusammen gesetzten Farben in ihre Urfarben zu zerlegen und dem Ange de« Beschauer« die Mischung selbst zu überlasse» Daß ein solche« Verfahren, wenn «« maßvoll angewendet wird, bisher nur selten erreichte farbig« Wirkungen «r-
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