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Dresdner Journal : 10.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-10
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1899
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der Königin trafen gestern Am Bahnhofe weilt. Das Befinden Ihrer Majestät ist fortdauernd sehr befriedigend. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser Lieber, GcafKlinckowstroem, Graf zu Stolberg-Wernigerode, Graf Kanitz, vr. Munckel, vr. Pachnicke, Frese, Braun, vr. Porsch, Kreb», Prinz Ärenberg, Prinz zu Schönaich- Carolatb, Frhr. v. Stumm, vr. Hasse, vr. v. Jazdzew«ki und Frhr. v Erffa beiwohnten. — Wie au« dem Berichte der Kommission zur Vor beratung de« JnvalidenversicherungSentwurf» her vorgeht, ist für die namentlich auch au« Zentrum»kr«isen geförderten Bestrebungen auf Ausschluß von Land wirtschaft und Handwerk au« der Invaliden versicherung keine Aussicht vorhanden Die verbündeten Regierungen haben erklären lasten, daß sie keine Linie von dem Umfange der Versicherung«pflicht zurückgehen würden E« ist auch nicht gut einzusehen, schreiben die „B P N", wie die Angestellten in Landwirtschaft und Handwerk, die zusammen mit ihre« Arbeitgebern nunmehr bereit« nahezu ein Jahrzehnt Beiträge entrichtet und sich schon dadurch ein Anrecht auf eventuelle Entschädigung durch Invalidenrente und bei Erreichung de« siebzigsten Jahre« sichere durch Altersrente erworben haben, nunmehr abgefunden werden sollen Jedoch dieser Fall wird, wie gesagt, gar nicht in Frage kommen. Im Gegen teil, nach den Aeußerungen, die in der Rni-Stag«- kommission von verschiedenen Seiten über die Stellung nahme der Landwirtschaft zur Invaliden - Versicherung in letzter Zeit gefallen sind, ist festzustellen, daß die Stimmung, die gegenüber dem sogenannten „Klebegesetze" gegenwärtig auf dem platten Lande gehegt wird, sich doch vor der früherer Zeiten wesentlich unterscheidet. Es wird ja nicht überall so sein, daß, wie in der Kommission de« Reichstag« behauptet wurde, das JnvaliditätSversicherungS- gesetz da» populärste Gesetz geworden ist, aber soviel läßt sich doch als ziemlich sicher annehmen, daß von der früheren Mißbilligung jetzt wenig mehr übrig ge blieben ist. — Die Notwendigkeit der sorgfältigen Prüfung aller bei dem Erlasse eines Gesetze« über die Besteuerung der großen Warenhäuser, Bazare rc. in Betracht kommenden Verhältnisse, wie sie u. a durch die Einholung von Gutachten kaufmännischer und anderer Korporationen in die Wege geleitet ist, läßt e« der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge als ausgeschlossen erscheinen, daß dem preußischen Landtage noch in der gegenwärtigen Tagung ein ent sprechender Gesetzentwurf vorgelegt wird. — Der deutsche Gewerkschaftskongreß hat vor gestern zu Frankfurt a. M seine Thätigkeit begonnen. Die sozialdemokratische Presse unterläßt es selbstverständ lich nicht, auch dieses „wichtige" Ereignis mit den be währten Phrasen einzuleiten Als piöos äs resistaneo steht natürlich die „Zuchthausvorlage" voran. Eigentlich müßte den Arbeitern die Sache doch endlich schon lang weilig geworden sein. Wie kann man über Dinge fort gesetzt klug sprechen, von denen man absolut nichts kennt? Dieser Gegenstand dürfte denn auch wieder nur durch Ab- leierung der bekannten Schlagworte und Annahme der in allen Formen bereits mehrfach gefaßten Resolution seine Erledigung finden, ohne daß eine besondere „Erregung" zurückbleibt Der Bericht, den die Generalkommifsion dem Kongresse vorgelegt hat, weiß wieder von großen Fort schritten der gewerkschaftlichen Bewegung zu melden und betont, daß diesejbe seit 1891 von 287 659 auf 507 747 Mitglieder gewachsen sei Dieser Fortschritt, meint die „Kons Korr ", ist im Laufe einer siebenjährigen intensiven Agitationsperiode nicht gar so stark; namentlich wenn man in Betracht zieht, daß allein der Verband der Maurer über 60000 und der der Metall arbeiter 75430 Mitglieder zählt. Die Generalkommission ist darum auch weit mehr bemüht, „da« Er rungene festzuhalten", als neue Erwerbungen zu machen. Nach dem Kassenberichte hat die Generalkommission im letzten Jahre über 200000 M vereinnahmt und diesen ansehnlichen Betrag bis auf 30000 M. verausgabt. Da von sind über 100000 M für Agitation und Verwalt ung draufgegangen, während rund 50000 M. als Dar lehen an Verbände gegeben worden sind. Diese Ziffern sollten den Arbeitern doch einmal die Augen darüber öffnen, was ihnen durch die Gewerkschaften für ihre großen Beiträge geboten wird. Dabei reicht die Generalkommission noch nicht einmal mit ihren großen Einnahmen, sondern sucht sie auf jede Weise zu erhöhen, denn eS ist beabsich tigt, immer noch wieder neue besoldete „Beamte" anzu stellen Man sehe sich dagegen einmal die englischen Ge werkschaften und die Fülle materieller Vorteile an, die diese ihren Mitgliedern bieten. — DaS preußische Herrenhaus hielt nach längerer Pause gestern wieder Sitzung Das Andenken des verstorbenen Mitgliedes des Hauses Fürst zu Jsenburg-Birstein wurde ' durch Erheben von den Plätzen geehrt Zur Beratung stand der Bericht der verstärkten Kommunal-Kommission über den , Gesetzentwurf betreffend die Anstellung undVersorg- ung der Kommunalbeamten. Die 88 1 bis 7 der Vor lage, die die allgemeinen Bestimmungen enthalten, wurden an genommen. 8 8 blieb ebenfalls unverändert. § S läßt Aus nahmen von der (nach §8 grundsätzlichen) lebenslänglichen An stellung zu. Nach kurzer Debatte wurde 89 angenommen, des gleichen 8 10. 811 legt der Aussichtsbehörde das Recht bei, in Fällen eines ausfälligen Mißverhältnisses zwischen der Be soldung und den amtlichen Ausgaben der Beamtenstelle eine da« Gelöbnis ab, daß sie mit der größten Hingebung und Pflichttreue an der Herstellung desselben arbeiten würden, und schloß mit einem Hoch auf den obersten Kriegsherrn. Se. Majestät der Kaiser erwiderten hierauf, e« sei Seine ernste Sorge, für die Sicherheit Seiner treuen Unterthanen und treuen Metzer Bürger zu sorgen und gleichzeitig die Stadt Metz von der engen Um wallung zu befreien ES werde hoffentlich ein Werk geschaffen werden, das dem Feinde für alle Zeiten Wider stand leisten würde. Bei der darauf stattfindenden Grund steinlegung sagten Se. Majestät: „Im Namen Gottes de« Vaters, de« Sohnes und des heiligen Geiste« lege Ich den Grundstein dieser Feste und taufe dich „Graf Haeseler"!" Während Se. Majestät die drei ersten Hammerschläge auf den Stein thaten, spielte die Musik die „Wacht am Rhein". Um 11 Uhr begaben Sich Se. Majestät nach dem Gorgimont, wo je eine Kompagnie des Infanterieregiments Nr. 130 und 131 aufgestellt war. Nach Besichtigung der Befestigungsarbeiten wurde dort das Frühstück ein genommen Nach einstündigem Verweilen kehrten der Kaiser nach Ar« zurück und fuhren sodann mit der Eisen bahn nach Metz. Heute findet die Besichtigung des KönigS- Jnfanlerieregiments Nr. 145 und daran anschließend auf dem Divisionsübungsplatze bei Frescati die Revue über die gesamte Metzer Garnison statt. — Ihre Majestät die Kaiserin trafen gestern mittag mit den beiden jüngsten Kaiserlichen Kindern in Metz ein, besuchten das Blandinen- stist und die Krippe und begaben Sich sodann nach Le« Bordes, um das dortige Johannesstift zu besichtigen. Von hier fuhren Ihre Majestät nach dem Hause des Bezirkspräsidenten v. Hammerstein, wo der Kaiserin die Vorstandsmitglieder des Vaterländischen Fraucnvereins vorgestellt wurden. — Se Majestät der Kaiser haben an die Witwe de» Generals v. Falkenstein folgendes Telegramm ge richtet: „Tief erschüttert durch die Mir soeben zugehende Nachricht von dem so völlig unerwarteten Ableben Ihres Gemahls, spreche Ich im Namen der Kaiserin Ihnen Unsere aufrichtigste und herzlichste Teilnahme aus Gott allein kann Trost geben in so schwerem Leid. Da Ich noch gestern das Glück hatte, Mich des liebenswürdigen, frischen Wesens de» Entschlafenen zu erfreuen, Mich per sönlich zu überzeugen von seinem segensreichen Wirken in der von ihm mit gerechtem Stolze bekleideten, verant wortungsvollen Stellung, so empfinde ich die Größe de» Verlustes um so mehr. Um einen in Krieg und Frieden gleich bewährten Offizier, um einen ihrer besten Generale trauere Ich mit Meiner Armee, (gez): Wilhelm I. R" Gleichzeitig sandten Se. Majestät auch dem General kommando des XV. ArmeecorpS in Straßburg ein längeres Beileidstelegramm. — Wie die „Kölnische Volkszeitung" erfährt, haben Se. Majestät der Kaiser den Generalobersten Frhrn. v Lok mit Seiner Stellvertretung bei der Beisetzung de» Kardinal« Krementz beauftragt. — AuS Anlaß der Beratungen, die in diesen Tagen über den Abschluß eine« Uebereinkommen« zum gegen seitigen Schutz der Urheberrechte an Werken der Litteratur und Kunst zwischen dem Reich und Oesterreich-Ungarn hierselbst gepflogen werden, fand bei dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe gestern abend eine Tafel statt, zu welcher der österreichisch-ungarische Botschafter v. Szögysny- Marich mit dem Botschaftsrat Grafen Thurn, der öster reichische Ministerialrat Frhr v Call, der ungarische Ministerialrat Töry, die Staatsminister vr. Bosse, Graf Posadowsky und v. Bülow, der Staatssekretär Nieberding, der Unterftaat-sekretär Frhr. v. Richthofen, die Kommissare der beteiligten Reffort« und andere hochgestellte Persönlich keiten Einladungen erhalten hatten — Bei dem Staatssekretär de« Auswärtigen Amte« Staatsminister v. Bülow fand vorgestern ein parla mentarisches Diner statt, dem außer dem Präsidium de« Reichstages u a. die Abgeordneten v. Kardorff, vr. früh von Kürzel in Ar« a d Mosel ein , , hatten drei Eskadron« de« Magdeburg'schen Dragoner- regiment« Nr. 6, welche al« Eskorte bestimmt waren, Aufstellung genommen Se Majestät bestiegen sofort dm bereitstehenden Wagen und fuhren aus die Spitze de» St. Blaiseberge«, auf welchem ring« um die Ausschachtungen für die Befestigungsarbeiten ein kombinierte« Bataillon aufgestellt war Außer den unmittelbarm Vorgesetzten de« Bataillon« warm die höheren Offiziere der Metzer Garnison erschienen Auf der Höhe de« St Blaiseberge« wurden Se Majestät vom Chef de« Ingenieur- und Pioniercorp» General v. d. Goltz empfangen Se. Majestät schritten die Front der ausgestellten Pioniere ab und begrüßten besonder« da« bayerische Pionierbataillon. Hierauf hielt General v. d Goltz eine Ansprache an den Kaiser, in der er au«führte, diese« Bauwerk liefere einen neuen Beweis der treuen Fürsorge Sr. Majestät für da« Reich, seme Größe und Sicherheit Der General gab im Namen aller, die bei dem Werke thätig sein würden, angemeffeoe und der Leistungsfähigkeit der Stadt entsprechende Besoldung seftzusctzen. Oberbürgermeister Bender (Bres lau) beantragte, diese Bestimmung ganz zu streichen. Geh. Rat Freund entgegnete, daß diese Bestimmung kein Novum zu der Gesetzgebung enthalte, sondern heute bereit« thatsächlich geübt werde. Räch längerer Debatte wurde 8 11 unverändert nach deaKom- missionSbeschlüffen angenommen. Alsdann wurde 8 «2 beraten, um dem Fürsten H. v BiSmarck, der abend- abreisen wollte, Gelegenheit zu geben, einen von ihm zu diesem Paragraphen gestellten Antrag zu begründen. § 22 beläßt e« bezüglich der Provinzial- und Bezirksbeamten von Kastel und Wiesbaden bei den bl-herigen Bestimmungen. Der Antrag des Fürsten H. v. Bismarck will diese Bestimmung auch aus die Beamten deS Lauenburgischen KommunalverbandeS auSdrhnrn. Der An trag und mtt demselben 8 22 wurden angenommen. Dir 8812 bis 14 wurden debatteloS genehmigt, z Id wurde mit einem präzisierenden Zusatze, der vom Oberbürgermeister Del brück (Danzig) beantragt war und die BeitragSleiftung der Beamten sür die Reliktversorgung betrifft, angenommen. Der Rest der Vorlage wurde genehmigt mit einer Aenderung im § 2d, wonach bezüglich der Beamten für Hessen-Nassau die jährlich« Steigerung ihrer Pensionen vom 12. bis 24. Dienst - jahre jährlich um '/,« festgesetzt wird. Schließlich wurde daS ganze Gesetz angenommen. — Nächste Sitzung Mittwoch: Petittonen. Stuttgart. Die Beerdigung de» verstorbenen kommandierenden General» de« XV. ArmeecorpS General« der Infanterie Frhrn. v. Falkenstein fand gestern vor mittag unter großer Beteiligung der Bevölkerung hier statt. Der Beerdigung wohnten Se. Majestät der König, die Prinzen de« König!. Hause« und al« Vertreter Er. Majestät de« Kaiser« Generaladjutant Frhr. v. Falken hausen bei. Die Leichenrede hielt der Garnisonpfarrer Blum. Die Leichenparade kommandierte Generalmajor v. Hiller. Oefterretch-Uugar«. Wien. Der Minister de« Auswärtigen Graf GoluchowSki hat sich gestern nachmittag nach Buda- Pest begeben. Prag Landtag Der Oberstlandmarschall teilte gestern mit, daß die deutschen Abgeordneten seiner Auf forderung, im Landtag zu erscheinen, nicht nachgekommen seien. DaS Hau« möge also den bestehenden Vorschriften gemäß entscheiden, ob diese Abgeordneten ihrer Mandate verlustig erklärt werden sollen oder nicht. Abg. vr. Engel erklärte, auf Grund reiflicher, zwischen den Klubs der freisinnigen Abgeordneten und der Großgrundbesitzer ge pflogener Erwägungen stelle er den Antrag, die Ver handlung dieser Angelegenheit zu vertagen, um die Deutschen nicht durch die Entziehung ihrer Mandate der Möglichkeit einer Kontrolle zu berauben. Der Oberst landmarschall erklärte den Antrag für zulässig. Abg. vr. Baxa sprach sich gegen den Antrag Engel aus und beantragte die Einsetzung einer zwölfgliedrigen Kommission, die bis zur nächsten Sitzung über diese Angelegenheit be richten und Anträge stellen soll Dieser Antrag wurde nicht genügend unterstützt, vr. Engel betonte nochmals, seine Partei handle gerecht und klug, wenn sie trachte, die zwischen den beiden Nationen bestehende Kluft nicht zu erweitern. Der Antrag Engel wurde hierauf mit allen gegen fünf Stimmen angenommen. Buda-Pest. Kaiser Fran, Joseph empfing gestern vormittag den österreichischen Ministerpräsidenten Grafen Thun in Privataudienz. Bald darauf fand im Minister präsidium eine Konferenz statt, an der von ungarischer Seite der Ministerpräsident Koloman v. Szell, Finanz minister v. Lukacs, Handelsminister Hegedues und Acker bauminister Daranyi, von österreichischer Seite Minister präsident Graf Thun, Finanzminister Kaizl und Handels minister Baron Dipauli teilnahmen. (Wiederholt.) — In der heutigen Konferenz der österreichischen und der ungarischen Minister wurden die schwebenden Fragen besprochen Die Besprechungen, die von H11 Uhr vormittags bi« 3 Uhr nachmittags dauerten, wurden noch nicht abgeschloffen, und e« dürften weitere Verhandlungen in Aussicht genommen sein. — Die österreichischen Minister, welche zu den Ausgleichsverhandlungen hierher gekommen waren, sind gestern abend nach Wien zurückgekehrt. Der Minister de« Aeußern Graf GoluchowSki ist hier tingetroffen. Frankreich. Paris. Der Senat hat gestern seine Sitzungen wieder ausgenommen. Der Referent Prevet legte den Be richt über das Budget für 1899 vor. Die Besprechung de»selben wurde auf Freitag anberaumt. Im weiteren Verlauf der Sitzung stellte La dich e die Frage, welche Entscheidung da« Bureau de« Senat« bezüglich de« sonder baren Vorgehens Papilland« getroffen, der, von dem Senator Joseph Fabre wegen Beleidigung verklagt, alle Senatoren al« Zeugen vorgeladen habe. Falliöre» er widerte, da« Bureau sei der Ansicht, daß der Antrag auf Ablehnung der Forderung in Kollektivform unangebracht sei, da es sich um eine Beleidigung handle. DaS Bureau erhebe gegen den in der Vorladung getriebenen Mißbrauch Einspruch, laste jedoch jedem Mitgliede des Senats volle Freiheit de« Handeln« — In der Deputiertenkammer teilt« der Präsident Deschanel gestern mit, der Deputierte Eembat wünsch« die Regierung zu interpellieren über die Art, wie sie da» Recht der Vereinigung zur Verteidigung der Republik auffaffe. — I» der Sitzung, die da» neua«b,,ldrte Bureau de» Kassation»hofe« gestern abhielt, erklärte Beauprö, er würde den Bericht über di« Revision de« DreyfuS-Prozrffe« etwa zu Pfingsten vorlegen können. — Die Kommission zur Prüfung der Anträge auf Verfassung«revision sprach sich gestern mit allen gegen zwei Stimmen im Prinzip für die Revision au« Die im Anträge Gerville-Rsache geforderte Verminderung der Zahl der Deputierten und Beschränkung de« Stimmrechtes für den Senat fand nur feiten« einiger weniger Ausschuß mitglieder Zustimmung — Die „Agence Hava«" erklärt nochmal« die Nachricht für unbegründet, daß der Ministerpräsident Dupuy und der Justizminister Lebret irgend jemandem den Auftrag erteilt hätten, mit Esterhazy zu irgend welchem Zwecke zu u-rterhandeln Die „Agence Hava»" bezeichnet e» ferner al« unrichtig, daß Dupuy und Lebret sich direkt oder indirekt an den Anwalt Ester- hazy« Cabane« gewandt hätten, um diesen zum Schweige» zu bewegen. — In der Duell-Angelegenheit Millevoye. Chenavaz sind die beiderseitigen Zeugen nach Au«tausch von Erklärungen zu der Ansicht gelangt, daß kein Anlaß zu einem Duell vorliege. — Die Gesandtschaft der Südafrikanischen Republik läßt durch die „Agence Hava»" die Gerüchte von einem der Transvaalregierung übermittelten Ultimatum der englischen Regierung auf da» entschiedenste für un begründet erklären. — Einer Blättermeldung gegenüber, daß Marchand auf dem Wege von Harrar nach Dschibuti ermordet worden sei, erklärt die „Agence Hava«", daß auf dem Ministerium der Kolonien keine Nachricht hierüber ein- getrosien wäre. Belgien. Lüttich. Auch im Lütticher Kohlenbecken hat die Zahl der Ausständigen abgenommen. Gestern nahmen 1500 Grubenarbeiter die Arbeit wieder auf. Der Ge meinderat von Seraing billigte 5000 Frcs. zur Unter, stützung der Streikenden, der Gouverneur der Provinz hat sich jedoch an die Regierung gewandt, um diesen Beschluß zu annullieren. Die Lage ist immer noch ziemlich kritisch Italien.; Rom. Eine der „Polit. Korresp." au» Rom zu- gehende Meldung betont, daß die großen, allgemein vor. hergesehenen Schwierigkeiten der Kabinettsbildung einerseits auf die Sanmun-Frage, anderseits auf die so vielfache Spaltung der Kammer in kleine Fraktion«, zurückzusühren seien. Eine Verständigung bezüglich der Fortsetzung der ostasiatischen Aktion müsse natürlich einen Hauptpunkt des Programms bilden, das General Pellour mit den für den Eintritt in das Kabinett ausrrsehenen Persönlichkeiten zu vereinbaren hat. Die Aussicht, für die Durchführung des in China begonnenen Unternehmen» eine Majorität in der Kammer zu finden, sei genug, eine Thatsache, über die sich General Pelloux keiner Täuschung hingeben könne. Anderseit« wäre e» aber für jede» künftige Kabinett eine sehr peinliche Aufgabe, diese» Unternehmen, in dem sich die italienische Diplomatie schon so weit engagiert hat, einfach fallen zu lassen. E» würde sich nun allerdings da» Auskunftsmittel der Kammer auflösung darbieten. Der Erfolg einer solchen Maßregel müsse jedoch in beiden Richtungen al» sehr zweisellM angesehen werden, da die Zersplitterung der Voll»- vertretung in eine große Anzahl von Gruppen gerade durch die häufigen Neuwahlen gefördert worden ist und überdies eine Vermehrung der Stimmen für die Fort setzung der ostasiatischen Aktion in der Kammer, angesichts der im Lande vorherrschenden Abneigung gegen diese» Unternehmen, im Falle von Neuwahlen kaum zu er warten sei. — Wie der „Popolo Romano" meldet, konferierte gestern der Ministerpräsident Pelloux längere Zeit mit Sonnino und Visconti - Venosta. Das Blatt fügt hinzu, daß die Verhandlungen auf dem besten Wege seien und die Lösung der Krise unmittelbar be- vorstehe. — Die Abendblätter veröffentlichen Nachrichten über den gegemvärtigen Stand der Ministerkrisis, welch« sich durchaus widersprechen. In Wirklichkeit dauerten die Verhandlungen zur Lösung der Krisi» zwischen Pelloux und verschiedenen politischen Persönlichkeiten gestern fort, doch fehlt noch jede bestimmte Nachricht über da» Ergebnis der Verhandlungen. Spante«. Madrid. Kriegsminister Polavieja hat de« General RioS ermächtigt, nach Spanien zurückzukehre», sobald er e« für angängig erachtet. waren, 23 Proz der Gesamtzahl. Die durchschnittliche Stärke der Winde entsprach 3 5 Grad der Beaufort-Skala (10 - Sturm) oder einer Geschwindigkeit von 5.9 in in der Sekunde. Nur am 30. steigerte sie sich bi» zum „stürmischen" Charakter. Der Luftdruck entsprach einem mittleren monatlichen Barometerstände von 752.3 mm. Den Aufzeichnungen aus den letzten dreißig Jahren zufolge beträgt er (auf die Höhenlage der jetzigen Station von 115 m bezogen) 750.6 *. Die Schwankungen des Luftdrucks erreichten 743.3 mm (1876) und 756.9 mm (1880). Die äußersten Barometerstände dieses Monat» waren bi» jetzt: 622.2 mm (1876) und 772.5 mm (1867). Dem vorstehenden Berichte liegen die Beobachtungen der meteorologischen Station am Bismarckplatze (Technifche Hochschule) nach den Veröffentlichungen in den Wochen berichten de» städtischen Statistischen Amtes zu gründe. Kammermufikfeft in Bonn. Seit vorigem Sonntag haben die Veranstaltungen des von dem Verein „BeethovenhauS" in Bonn veran stalteten vierten Kammermusikfeste« begonnen Wie in früheren Jahren, so soll der Reinertrag dem Geburtshause Beet hoven« und dem darin befindlichen Beethoven-Museum zu gute kommen Da« Fest wurde mit einer Reihe Bachscher Kompositionen eingeleitet. Da« v-moN-Konzert für drei Klaviere mit Begleitung von Streichinstrumenten gelangte mit vollendeter Präzision zum Vortrag, obgleich noch in letzter Stunde Frl. Bender au« Berlin für die er krankte Frau v. Keudell eingetreten war Außer ihr waren noch zwei Damen, Frau E. Engelmann au« Berlin und Frau Ziese-Schichau aus Elbing, an der Ausführung beteiligt Den Höhepunkt der ersten Ab teilung bildete Bach« v-moll-Konzert für zwei Geigen, gespielt von Joseph Joachim und Karl Halir. Auch eine Sonate aus dem sogenannten „Musikalischen Opfer" — einer Huldigung Bachs für Friedrich II. —, die die Herren Ross-Wien (Violine), Kukula-Wien (Flöte) und Grueter«-Bonn (Klavier) vortrugen, fand reichen Beifall. Hr. Felix Kraus aus Leipzig sang mit klang voller und ausgezeichnet geschulter Barytonstimme — aber vielleicht nicht immer mit der nötigen Größe der Auf fassung, zwei geistliche Lieder von Bach. In der zweiten Abteilung des Konzerts erfreute er im Verein mit Frl. Adrienne Osborne aus Leipzig, die über eine kraftvolle, sympathische Altstimme verfügt, durch ein Kammerduett von Händel. Frl. O-borne sang außerdem eine anmutige Arie au« Glucks komischer Oper „Die Pilgerfahrt nach Mekka". Am erwartungsvollsten hatte man wohl den Darbietungen der beiden Quartett-Vereinigungen Ross (Wien) und Joachim (Berlin) sntgegensehen. Erstere spielte ein Quartett von Dittersdorf, letztere da« sogen. Nachtigallen-Quartett (op. 33 Nr. 3) von Joseph Haydn. Die Leistungen beider wurden mit stürmischem Beifall be lohnt Die geräumige und akustisch ausgezeichnete Beethoven-Halle war fast bis auf den letzten Platz ge füllt. Neben dem gewohnten einheimischen Konzert publikum bemerkte man zahlreiche auswärtige Musiker und Musikfreunde Der zweite Abend de« Musikfestes brachte aus schließlich Kompositionen von Franz Schubert. Das be deutet für den Hörer gleichsam ein Untertauchen in ein Meer von Wohllaut und Melodie, zumal, wenn, wie hier, zwei der reifsten Kammermusikwerke de« Meisters zur Aussührung gelangen. DaS v-moll-Quartett wurde von den Wienern (Rose) vorgetragen. Ihr Zusammenspiel ist vollendet; keine der Stimmen drängt sich in den Vordergrund; olle« hat leichten und eleganten Fluß und der Vortrag ist überall bi« in« Einzelne sein aus« gearbeitet Aber etwa« scheint doch zu fehlen: eine ge wisse Kraft und Fülle der Tongebung und rin« scharf ausgeprägte Rhythmisierung, Vortrag«eigenschaften, die daS Musikstück erst zu seiner vollen plastischen Wirkung gelangen lasten Diese Eigenschaften zeichneten den Vor trag de« Berliner Quartett« au«, welche« da« Konzert mit dem O-ckur - Quintett op. 163 beschloß, in dem Hr Robert v Mendelssohn da» zweite Violoncell übernommen hatte Technisch und musikalisch gleich voll endet war die Wiedergabe zweier Impromptus und der „AomevtL musieaur" durch den englischen Pianisten Hrn L. Borwick. Der vokale Teil des Konzert» wurde wieder von Hrn. Felix Kraus und Frl. Osborne ausgeführt. Wir wissen nicht, ob man Schubert einen Gefallen erweist, wenn man ein Lied wie „Dem Unendlichen" oder einen Wechselgesang wie „Hermann und Thusnelda" öffentlich aufführt oder ob solche Stücke, in denen eine Art dekla mierenden RecitativS vorherrscht, nicht überwiegend ein historische« Interesse beanspruchen. Dagegen ist ein Lied wie „Die Allmacht" einer packenden Wirkung stets sicher, die auch diesmal durch den meisterhaften Vortrag des Hrn. Kraus in so hohem Maße erreicht wurde, daß sich der Künstler zu einer Zugabe entschließen mußte. Sinn vollerweise wählte er das Lied: „An die Musik" Das Bonner Publikum weiß da» Vortreffliche, das ihm ge boten wird, in vollstem Maße zu schätzen, wie auch diesmal wieder der stürmische und anhaltende Beifall bewies. („Frkft. Ztg.") * Man schreibt un« von der Münchener Jahre«. Ausstellung 1899 im König!. GlaSpalaste: Die Jury für die JahreS-Ausstellung hat sich gebildet und setzt sich zusammen wie folgt: Sektion Malerei: Vor sitzender: Prof. HanS Petersen, Schriftführer: Paul Nauen; August Dieffenbacher, Prof. August Fink, Frank Kirchbach, Hugo Kotschenreiter, Karl Kronberger, vr. Franz v Lenboch, Akad.-Prof. Karl Raupp, Philipp Röth, Akad.-Prof. Otto Seitz, Akad - Prof. Alexander v. Wagner. Sektion Bild hauerei: Vorsitzender: Prof. Josef v. Kramer, Fritz Christ, Friedrich Kühn, Josef Menge«. Sektion Geographische Künste: Vorsitzender: Wilhelm Rohr, Georg Hensinger, I. M Holzapfel Weltgeschichte. Unter Mitarbeit von Georg Adler, Karl Arendt, Karl Georg Brandi«, Berthold Bretholz, Konrad Haebler, Eduard Heyck, Iuliu« Jung, Klemen« Klein, Arthur Kleinschmidt, Josef Kohler, Felix v Luschan, Richard Mahrenholtz, Richard Mayr, Wladimir Milkowicz, Karl Pauli, Joh. Ranke, Friedr. Ratzel, Rudolf v. Scala, HanS Schjöih, Emil Schmidt, Heinrich Schurtz, Karl Sethe, Alex. Tille, Armin Tille, Wilh. Walther, Karl Weule, -s Evuard Graf Wilczek, Hugo Winckler, Heinrich v. Wlislocki und Han« v Zwiedineck-Südenhorst herausgegeben von HanS F. Helmolt. Mit 24 Karten, 46 Farbendruck, tafeln und 125 schwarzen Beilagen. Erster Band. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, 189S. X, 630 S. 8° Geb. 10 M (auch in 2 brofch Halb bänden » 4 M). An „Weltgeschichten" haben wir durchaus keinen Mangel. Noch immer erlebt der alte „Schioster" neue Auflagen, dank vor allem dem eigenen Zauder seiner von einer starken Persönlichkeit zeugenden Vortragsweise; noch immer gilt der „große Weber" bei aller Trockenheit für ein außerordentlich brauchbare» Nachschlagewerk; auch die Spamersche Weltgeschichte hat in ihrer dritten, erst vor kurzem abgeschloffenen Auflage ihre unleugbaren Vorzüge Alle diese Werke halten sich an die althergebrachte Schablone; sie beschränken sich im wesentlichen planmäßig auf die Geschichte der Nationen, die al« die jeweilige» Kulturträger angesehen werden, halten sich an di« übliche Einteilung in Altertum, Mittelalter und Neuzeit,' so oft auch schon Bedenken gegen diese Einteilung ausgesprochen worden sind, und behandeln innerhalb dieser Zeiträume und ihrer Unterabteilungen die Völkergeschichten neben einander, synchronistisch. In dem Werke, dessen erster Band unS vorliegt, wird zum ersten Male der Versuch einer neuen Einteilung und Behandlung der Weltgeschichte oder, wie man wohl richtiger sagen würde, der Mensch heitsgeschichte gemacht. Der Herausgeber, von dem der Plan herrührt, steht auf dem Standpunkt« Fritdrich Ratzel», der in seiner Völkerkunde, seiner Anthropo- Geographie und einer Reihe anderer Werke die Gedanken des Vater» unserer wissenschaftlichen Erdkunde, Karl Ritter», nach einer bestimmten Richtung hin in frucht barster Weise weiter auSgibaut hat; von diesem Stand punkte au« hat er für sem Werk di« Gruppierung nach «thno-geographischen Gesichtspunkten grwählt. Für eia«
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