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Dresdner Journal : 09.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-09
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1899
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Dresdner M Journal Vei»»Prei«: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark 50 Pf, bei den Kaifer- lich dsiit,ch>u Pvstanstalien vierteljährlich 3 Mark; außer halb de- Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend-. Fmispr-Anfchluß: Rr. ISSL. stlnküudi,««„gebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Heransgebcr: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dre-den, Zwingerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 129.» O 106 Dienstag, dm 9. Mai abends. 1899. Diejenigen Aezieyer unseres Akrttes, die es von hier aus nach einem andern Aufenthaltsorte nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber- weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die Gebühr beträgt im ersten Monate eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monate 40 Pfg. und im dritten Monate 20 Pf. Wir bemerken hierzu, daß überwiesene Blätter beim Postamte des gewählten Aufenthaltsorts in Empfang zu nehmen sind. Die etwa ge wünschte Zustellung ins Haus muß daselbst be sonders beantragt werden. Auf ausdrückliches Verlangen besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die dadurch entstehenden Kosten richten sich nach dem Gewichte der einzelnen Sendungen. Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Ernennungen, verfetzangea re. tm öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche »e» MtniftertumS »er Finanzen. Tei der Postverwaltung sind ernannt worden: LSsfler, Pester, Entschel, Meyer, Teuchert, StSffgen, Gehlert, Pendorf, Nitzsche, Ziem, Harth, Janitschke, Fischer, Kühne, Horbach, Mai, Günther, Steinbock, Hoppe und Prüfer, zeither Postanwäitcr, al- Postassistenten im Be zirke der Kaiserlichen Ober-Postdirektion zu Leipzig; Thümer, Hauswart, als Postagent in KSblitz (Oberlausitz); Thiemig, zeither PosthülsSstelleninhaber, al- Postagent in Lenz (Bez. Tresdcn); Kurth, zeither PosthülsSstelleninhaber, als Post- agent in Brockwitz (Bez. Dresden); Schönfelder, zeither PosthülsSstelleninhaber, al- Postagent in Wittgendorf (Bez. Dresden); Linke, Gastwirth, al» Postagent in Oberseiffenbach (Erzgeb.); Stelzner, Kausmann, al-xPostagent in Großdobritz (Bez Dresden); Goltzsche, zeither PosthülsSstelleninhaber, als Postagent in Zitzschewig (Bez. Dresden). Am Geschäftsbereiche de» Ministerin«,» de» Kultus und öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: eine ständige Lehrersielle an der Schule zu Thalheim i. E, Kollator: der Gemeinderat daselbst. Einkommen 1400 M für einen unver heirateten und 1500 M sür einen verheirateten Lehrer em- schließlich des WohnungSgeldes. Die GehaltSstaffel unterliegt gegenwärtig einer Revision und ist eine Erhöhung der Gehalte in Aussicht genommen. Gesuche unter Beifügung der Zeugnisse sind bis zum 28 Mai an den Gemeinderat in Thalheim ein zureichen; — I. die 7. ständige Lehrerstelle in Einsiedel bei Chemnitz Kollator: die oberste Schulbehörde. Das Anfangs gehalt von 1250 M. erhöht sich regulativmäßig durch die aller drei bez vier Jahre zu gewährenden Zulagen bis auf 2450 M. ausschließlich des WohnungSgeldes, da» 200 M. sür einen un verheirateten und 350 M für einen verheirateten Lehrer be trägt; II. die ständige Lehrerstelle an der oberen Schule in Bräunsdors bei Oberfrohna Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause mit Garlennutzung 1200 M. Gehalt, 100 M. persönliche Zu lage, 72 M. sür zwei Ueberstunden, 36 M. für den Turn- und event. 72 M. für den FortbildungSschulunterricht, sowie 100 M. sür Heizung deS Schulzimmers. Bewerbungsgesuche um diese beiden Stellen sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis zum 25 Mai bei dem Königl. Bezirk-schulinspektor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Zur Kabinettskrise in Rom. Schon seit Wochen schien das Schicksal des Kabi- nettsWclloux von einer einzigen Frage abhängig zu sein, deren Entscheidung bei dem Wiederzusammen- tritte der Kammer fallen mußte. Diese Frage lautete: wird die Regierung im stände sein, inmitten der zer klüfteten Parteiverhültnisse eine Augenblicksmehrheit für die Billigung der Thaten und Pläne de» Mini sterium» zu schaffen, oder wird die Sammlung der auseinander strebenden Kräfte im Zeichen der Oppo sition erfolgen? Beide Lösungen galten in Rom selbst noch vor kurzem als möglich. In der italienischen Kammer ist heute weder eine Mehrheit, noch eine Minderheit in dem Sinne vorhanden, den man sonst mit diesen Bezeichnungen verknüpft. Jede der gegen wärtig im Vordergründe stehenden Fragen bildet den Ausgangspunkt einer eigenen Gruppierung. In bezug auf jede dieser Fragen giebt es eine Mehrheit, deren Ansichten und Wünsche in keiner Weise mit denen einer Minderheit übereinstimmen und zwischen allen diesen Mehrheiten herrschen wieder ganz ebenso wie zwischen den Minderheiten die schroffsten Meinungs verschiedenheiten. Die Verteilung von Freunden und Gegnern der Regierungsmaßnahmen war bezüglich der überseeischen Fragen eine ganz andere, als in betreff der wirtschaftlichen und finanziellen Reformen und eine dritte Gruppierung tauchte stet» sofort auf, wenn das Interesse des Parlaments sich den innerpolitischen und sozialen Verhältnissen zuwandte. Angesichts einer solchen Lage erforderte die Lenkung des StaatSschiffes durch die parlamentarischen Un tiefen eine taktische Gewandtheit, die auch das Ver mögen erfahrener Staatmänner von militärischer Schulung übersteigen konnte. Die Herren Pelloux und Canevaro erfreuen sich dieser besonderen Vorbild ung; sie haben aber trotzdem die Aufgabe nicht be wältigt, für die Abstimmung des einen Tages ein Bündnis mit Gruppen einzugehen, deren erbitterter Widerstand schon bei der morgigen Abstimmung über eine andere Angelegenheit nicht zu verhindern, sonoern nur durch Bündnisse mit der Opposition von heute zu überwinden wäre. Die Freunde des Ministerium» Pelloux haben diesem die Fähigkeit zugetraut, der Schwierigkeit einer derartigen Situation Herr zu werden. Man darf auch mit Fug und Recht behaupten, daß die Ent scheidung vom Zufalle abhing. Hätte die Regierung die Kammer bei der Wiedereröffnung durch eine glänzende rhetorische Leistung überrascht, so konnte die mühevolle Kleinarbeit fortgesetzt werden, die bis zur Ferienpause das Dasein des Kabinetts sicherte. Die greifbaren Leistungen der Regierung auf dem Wirt- schastlichen und finanziellen Gebiete verliehen dem Ministerium unzweifelhaft einen gewissen Rückhalt und die jüngsten Sympathiekundgebungen Englands und Frankreichs linderten immerhin die Enttäuschungen, die man kurz vorher eben durch diese Mächte erlitten hatte. Den Räten der Krone schwebte offenbar der Wahl spruch des Königshauses, das „Sewpre uvanti!" vor, als sie den Kampf mit den unberechenbaren parla mentarischen Gewalten von neuem aufnahmen. Sie wollten die Aufmerksamkeit der Freunde und Gegner auf Thaten der Zukunft lenken und so begrüßte Hr Canevaro die Kammer mit einer Darlegung der in China geplanten Aktion. Die derzeitige Phase der letzteren ist aber nicht geeignet für die öffentliche Schaustellung, und die Kritik hat doppelt leichtes Spiel, weil gerade bei der Verurteilung des noch gar nicht begonnenen, erst vor bereiteten Werkes beliebiger Mißbrauch mit dem Hin weise auf die Prüfungen getrieben werden kann, die dem Königreiche aus früheren überseeischen Unter nehmungen erwachsen sind. Die von Canevaro kürzlich im Senate abgegebenen Erklärungen über die Tripolis- Frage begünstigten diesen Mißbrauch, obschon sie ebenso maßvoll wie loyal waren. Jene Erklärungen lieferten willkommene Waffen für eine Opposition, die jedes koloniale Unternehmen mit den Argumenten der Schwarzseherei bekämpfen will, und die Stimmung der Kommer ließ sich unschwer dahin beeinflussen, daß die Antrittsrede Canevaro« zu einem Mißerfolge wurde. Allerdings war der Minister auch von eigenem Ver schulden nicht gänzlich freizusprechen. Die krankhafte Verworrenheit der Patteiverhältnisse mag ihn dazu bestimmt haben, daß er die Anhänger der früheren Regierung durch Verlesung dokumentarischer Behelfe an ihre einstige Geneigtheit zur Durchführung einer Aktion in China erinnerte — die Wirkung dieses Schachzuges war aber eher eine peinliche als eine vorteilhafte. Hr. Pelloux erfaßte rasch die Lage. Er forderte den Abbruch der Debatte, die sonst unzweifelhaft mit einer formellen Niederlage geendet hätte. EiueFort- s tzung der Debatte erfolgte bekanntlich nicht, da der KabinettSchef der Kammer nur noch den DemissionS- schritt des Ministeriums mitteilte, wobei er in würdigen Worten die Verantwortlichkeit der Gesamtregierung für die Politik Canevaros betonte. Die Entscheidung ist dort gefallen, wo man sie noch vor kurzem am wenigstens erwartete, d. h. bei der Erörterung deS chinesischen Planes, der im all gemeinen seitens der Parteien und der öffentlichen Meinung eine wohlwollende Aufnahme erfahren hatte. Die Krisenpropheten haben den Gang der Dinge anders vorgezeichnet. Sie rechneten mit einer Schlappe des Kabinetts bei der Beratung der finanziellen Maß nahmen oder der neuen Ordnungsgesetze und mit der „Ausschiffung" der unmittelbar beteiligten Ressort minister, während die Stellung Canevaros als minder gefährdet galt. Die Ursache des Krisenausbruches ist aber für die nächste Entwicklung vollkommen gleich- giltig. Die parlamentarische Stellung des Hrn. Pelloux, der gemäß dem Willen seines Herrschers die Neubildung des Kabinetts versucht, wird durch die jüngsten Vorgänge womöglich noch erschwert. Man verübelt ihm nun auch den Rückzug, den er antrat, ohne die Kammer zu einem Beschlusse gelangen zu lassen. Somit wird der Vertrauensmann des Monarchen durch ein neues Moment auf den Pfad gedrängt, der einzig und allein zu einer befriedigenden Lösung führen kann. Das Ziel dieses Weges ist die Klärung der Parteiverhältnisse, die Schaffung einer Mehrheit, die das ehrliche Wollen und eifrige Wirken der Staats männer auch ehrlich und eifrig unterstützt. Erreicht Hr. Pelloux dieses Ziel, so wird er nicht nur sein Verbleiben auf dem leitenden Posten, sondern auch die Gesundung des italienischen Parlaments, die er sprießliche Thätigkeit der künftigen Regierung er möglicht haben. Der Maßstab für die Größe eines solchen Erfolges ergiebt sich aus der Würdigung derjetzigen Lage. Die Errungenschaft wäre eine so bedeutsame, daß Hr. Pelloux kaum zögern darf, den Preis des Verzichtes auf persönliche Empfindungen dafür einzusetzen. Tie Ereignisse haben bewiesen, daß die Anhänger Pelloux' nicht stark genug sind, um einer Regierung eine feste parlamentarische Stütze zu gewähren und so die Ver wirrung zu beseitigen, welche nicht nur die Kräfte der Volksvertretung, sondern auch die des Reiches lähmt. DaS naheliegende Auskunftsmittel der Par lamentsauflösung und Ausschreibung der Neuwahlen würde kaum eine durchgreifende Aenderunq der Situation bewirken. Soll aus der neuen Mission Pelloux' die Bildung einer dauernd lebensfähigen Regierung hervorgehen, so ist die Heranziehung neuer Elemente von erprobter Leistungsfähigkeit unvermeidlich, wobei die Auswahl nicht in kleinlichem Sinne ge troffen werden darf. Diese Erwägungen ergeben sich von selbst aus der Entwickelung der letzten Jahre. Wir haben dabei absichtlich die internationalen Be ziehungen des Königreiches nicht berührt. Die Bundestreue Italiens ist unabhängig von Minister krisen. Sie ist die logische Folge der richtigen Erkenntnis der eigenen Interessen, einer Erkenntnis, deren Dauer durch die Weisheit deS Königs und durch die Einsicht aller unbefangenen Staatsmänner Italiens verbürgt wird. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Mai. Se. Königl. Hoheit der kom mandierende General Prinz Georg wohnte heute von 8 Uhr vormittag ad der Besichtigung des 1. Ba taillons des 12. Infanterieregiments Nr. 177 auf den Garnison-Uebungsplätzen bei. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser nahmen im Schlöffe Urville gestern vormittag die Vorträge des Chefs de« Militärkabinetts, Generals v Hahnke und des Chefs des Zivilkabinett« vr. v. Lucanus entgegen — Se. Majestät der König von Schweden und Norwegen ist gestern von Weimar in Berlin eingetroffen. — In unklaren Washingtoner Meldungen wurde dieser Tage berichtet, daß Generalkonsul Rose in Apia die Instruktion erhalten habe, sich einer Prokla mation des amerikanischen und des englischen Konsuls, betreffend die Einstellung der Feindseligkeiten und den „Rückzug" MataafaS, anzuschließen. Wie die „Berl. N N." hören, ist Generalkonsul Rose von Berlin aus angewiesen worden, sich an einer gemeinsamen Kundgebung zu be teiligen, welche sämtlichen Samoanern das bevorstehende Eintreffen der Kommission bekanntgeben und sie ermahnen solle, bis dahin ihre Streitigkeiten ruhen zu lassen. Es ist selbstverständlich, daß Hr. Rose zur Teilnahme nur an einer solchen Kundgebung verpflichtet wurde, die deutsche Rechte und Interessen nach keiner Richtung preisgab und der Entscheidung der schwebenden Differenzen durch die Kommission in keiner Weise präjudizielle. — Die Kommission des Reichstags zur Vorberatung des JnvalidenversicherungSentwurfs hat nunmehr an das Plenum ihren Bericht über ihre Arbeit erstattet Die hauptsächlichsten Aenderungen, welche die Kommission an der Vorlage der verbündeten Regierungen vorgenommen hat, beziehen sich auf die andere Verteilung der Rentenlast und auf die örtlichen Rentenstellen. Nach den Beschlüssen der Kommission würden zur Deckung der Gemeinlast der Versicherungsanstalten, die durch drei Viertel sämtlicher Altersrenten, die Grundbeträge aller Invalidenrenten, die Rentensteigerung infolge von Krank heitswochen und die Rentenabrundungen gebildet werden soll, in jeder Anstalt vom 1. Januar 1900 ab vier Zehntel der Beiträge buchmäßig auszuscheiden sein Dem Gemeinvermögen sollen für seinen buchmäßigen Bestand von der Versicherungsanstalt Zinsen gutgeschrieben werden Ergiebt sich bei dem Ablauf der für die eventuelle Aenderung der Beitragsbemessung vorau«gesehenen Fristen, also zunächst am 31 Dezember 1910, daß das Gemein vermögen zur Deckung der Gemeinlast nicht ausreicht, so hat der Bundesrat für den nächstfolgenden Zeitraum über die Höhe deS dem Gemeinvermögen zu überweisenden Teils der Beiträge unter Ausgleichung der entstandenen Fehlbeträge oder Ueberschüsse zu beschließen Eine Er höhung des dem Gemeinvermögen zu überweisenden Teils der Beiträge bedarf der Zustimmung des Reichstags Die vornehmlichste Aenderung, die damit gegenüber dem Vorschläge der verbündeten Regierungen getroffen ist, ist die, daß nicht das schon vorhandene Vermögen geteilt, sondern die Teilung in Gemein- und Sonderlast erst mit dem Beginn des Jahres 1900 für die dann zu erheben den Beiträge anfängt. Außerdem ist die Gemeinlast enger begrenzt, da der Regierungsvorschlag sie durch den Kapitalwert der Zahlungen für Altersrenten, die Grund beträge für Invalidenrenten rc. gebildet sehen wollte Den örtlichen Renten st elllen ist durch die KommissionSbeschlüffe der strenge obligatorische Charakter genommen Während nach dem Regicrungkvorfchloge die Landeszentralbehörden nach Anhörung des Vorstandes der Anstalten Rentenstellen errichten mußten, ist ihnen jetzt nur die Ermächtigung dazu übertragen, auch ist die gleiche Vollmacht den Vorständen der Versicherungs anstalten erteilt, beide Organe können jedoch frei be schließen, ob sie die Errichtung der Rentenstellen sür not Lunst und Wissenschaft. Tie Deutsche Kunstausstellung Dresden 189S. V. Die Dresdner Malerei. Zu den charakteristischen Eigenschaften der älteren deutschen Kunst gehört ihre auf lokajen und provinziellen Einflüssen beruhende Mannigfaltigkeit Diese ihre Be- fonderheiten treten nicht nur in den Werken der Bau kunst hervor, bei denen sie sich zum Teil durch die Be schaffenheit des Materials erklären, sie zeigen sich vielmehr auch, wiewohl in geringerem Grade, in den Schöpfungen der Maler, sodaß es nicht schwer fällt, die einzelnen Lokalschulen auSeinanderzuhalten. In abgeschwächtem Maßstab« ist dieser Grundzug der deutschen Kunst auch noch in unserem Jahrhunderte zu erkennen, und selbst heute noch läßt er sich, wenigstens in den Werken einzelner Künstler, die e« vorziehen, außerhalb der größeren Kunst städte zu wohnen und zu schaffen, nachweisen. Je deutscher ein Künstler erscheint, desto stärker pflegen seine Stammes- eigentümlichkeiten in seinen Werken hervorzutreten. Die charakteristischen Züge des Wieners oder doch mindesten« de« Oesterreicher«, z B seine besondere Vorliebe und Be gabung sür vie Musik, prägt sich in dem ganzen Schaffen Schwind« deutlich au«. Wer Spitzweg kennt, wird seine Freude gerade an seiner Verherrlichung de« spezifisch Münchnerischen Philistertums haben, und daß in Menzel« Werken ein gute« Stück de» altpreußischen und Berline rischen Geiste« lebendig geworden ist, braucht kaum noch einmal wiederholt zu werden. Bei un« in Sachsen war Ludwig Richter der letzte hervorragend« Maler, dir die bei aller lokalen Begrenztheit und Philisterhaftigkeit doch so liebenswürdigen Eigenschaften seine« Stamme« und seiner «ngeren Heimat unbewußt für seine Kunst zu verwerten verstand. Er hat keinen ihm nur annähernd ebenbürtigen Nachfolger gefunden, und was sich etwa al« letzter Rest der älteren Dresdner Malerei in unserer Ausstellung findet, wie die Bilder Eduard Leonhardis in Losch- witz, ist so sehr hinter der Entwickelung der ganzen Malerei in Deutschland zurückgeblieben, daß wir sein Vorhanden sein nur al« störend empfinden Alle besseren Arbeiten, die uns in den verschiedenen Dresdner Abteilungen unserer Ausstellung entgegentrrten, gleichgiltig, ob wir den der Dresdner Sezession über lassenen Saal oder die Räume der Dresdner Genossen schaftler durchmustern, führen uns die Thatsache klar vor Augen, daß von einer Dresdner Lokalschule nicht mehr die Rede sein kann. Im Gegenteil machen sich gerade bei uns die verschiedenartigsten Einflüsse geltend, die sich zumeist aus der Geschichte unserer Akademie und durch die Berufung von außerhalb Dresdens ausgebildeten Lehr kräften erklären Beispiele der süßlichen Düsseldorfer Romantik, die sich auch durch Bendemann und Iuliu« Hübner bei un» eingebürgert hatte, lassen sich kaum noch ausfinden. Höchsten» könnte der Christuskopf von Ludwig Otto (Nr. 36K), der an die sentimentale Frömmigkeit erinnert, durch die einst Andrea» und Karl Müller mit ihren Malereien in der ApollinariLkirche in Remagen da» Entzücken ihrer Zeitgenoffen erregten, in diesem Zu sammenhang genannt werden. Auch Ferdinand Pauwel«, der dazu berufen war, die durch Schnorr vertretene Münchener Historienmalerei durch den Koloritmu» der Belgier auf eine andere Grundlage zu bringen, steht mit seinen drei au» früherer Zeit stammenden historischen Genrescenen (Nr. 372 — 374), die un» trotz ihrer ge diegenen malerischen Au»führung und Zeichnung kalt lassen, weil uns ihr Gegenstand vollständig gleichgiltig ist, ganz vereinzelt da. Erwin Oehme dagegen, der e« fast immer noch verstanden hat, durch eine eigenartige, flotte Technik für seine Arbeiten zu interessieren, fällt diesmal durch den beträchtlichen Abstand, den sein« beiden in Wachsfarbe ausgesuhrten Märchendilber (Nr. 362 — 363) von dem allgemeinen Niveau der Ausstellung zeigen, unvorteilhaft auf. Leider bewegen sich auch Friedrich Preller in seiner „Rhön-Landschaft" (Nr. 402) und ebenso Franz Schreyer in seinem „Moor" und „Märztag" (Nr 449 und 451), sowie Jacque« Schenker in seinem „Winter abend" und „Hasen von Mevagisoy" (Nr. 434 und 435) so sehr in gewohnten Bahnen, daß ihre Landschaften, ob wohl sie eine sichere Routine verraten und sich leicht Freunde im Publikum erwerben werden, für diejenigen, die in einer Ausstellung wie in der unsrigen vorzugs- nach dem Eigenartigen und Selbständigen, aus dem sich neue Bahnen entwickeln können, ausspähen, kaum in Betracht kommen. Größeres Interesse können unter den Arbeiten der älteren, in Dresden heimisch gewordenen Malern nur diejenigen Paul Kieß lings und Leon Pohles beanspruchen. Die Porträts de« ersteren, vor allem dasjenige eines Geige spielenden Knaben (Nr. 236), sind so frisch und lebendig und so vornehm im Arrangement, daß sich in dieser Hinsicht nur wenige andere Porträt« der Ausstellung mit diesen vor trefflichen Leistungen zu messen vermögen, und das kleine Bildnis des Prof Gottbard Kuehl, das den Leiter unserer Ausstellung in seiner Werkstatt darstellt (Nr. 235), zeigt auf» neue die oft an Kießling bewunderte Fähigkeit charakteristischer Behandlung und seine ungewöhnliche Treffsicherheit, die bei ihm mit einem entschiedenen kolo ristischen Raffinement Hand in Hand geht Die Bildnisse Leon Pohles, der allein mit sechs neuen Arbeiten ver treten ist, sind nicht gleichwertig Am besten hat unS das Kindrrbildni» (Nr. 394) im Saale der Kunstgenoffen schaft gefallen, während un« da» für die Galerie bestimmte Porträt Sr Majestät de« König« (Nr 399) nicht nur wenig ähnlich vorkommt, sondern auch in Bezug aus die Malerei und die ganze Auffassung weit hinter den früheren Arbeiten de» Künstler» zurückzustehen scheint. Im übrigen ist der in merkwürdig kurzer Zeit er ¬ folgte Aufschwung der Dresdner Malerei, der im wesent lichen auf die Berufung der Professoren Kuehl, Preller und Bantzer an unsere Akademie zurück,usühren ist, in den Dresdner Sälen auf Schritt und Tritt erkennbar Aber so hoch wir die einzelnen Leistungen auch anschlagen mögen, so augenscheinlich bleibt die Thatsache, daß das spezifisch Dresdnerische aus der Kunst unserer heutigen Maler verschwunden ist Eine ähnliche Erfahrung machen wir ja auch mit den Werken, die von anderen deutschen Kunststädten zu uns gekommen sind Sie hängt mit der geringen Seßhaftigkeit, die wie überhaupt unserer Zeit, so namentlich unseren Künstlern eigen ist, auf das In nigste zusammen. Mehr wie je gilt für sie der Wahl spruch: „Obi bene, ibi pstria". Heute in München und morgen in Berlin, tragen sie kein Bedenken, wenn sich für ihr Fortkommen eine günstige Gelegenheit bietet, ihren Wohnsitz rasch zu wechseln und sich an einem fremden Orte ansässig zu machen. Diese Freizügigkeit ist unserer Stadt innerhalb der letzten Jahre sehr zu statten gekommen Das unheimliche Anwachsen der Künstler schar in den großen Kunststädten Berlin und namentlich in München, und die daraus sich für die materielle Existenz ergebenden Schwierigkeiten haben so manchen Jünger der Kunst bestimmt, seinen Wohnsitz nach Dresden zu verlegen, wo noch heute im Verhältnis zu der von Jahr zu Jahr wachsenden Einwohnerzahl die hier lebende Künstlerkolonie wenig zahlreich ist und schon durch diesen Umstand die DaseinSbedingungen verhältnismäßig günstig erscheinen Auf diese Weise erklärt e» sich, daß wir gegenwärtig unter unseren Malern und Bildhauern eine lange Reihe solcher anführen können, die weder aus Dresden noch au» Sachsen gebürtig, sondern von auswärts zu uns aezogen sind. Ein großer Bruchteil von ihnen verdankt ihre Schulung nicht einmal unseren heimischen Kunstinstituten, sie sind vielmehr an den verschiedensten Orten Deutsch land«, ja sogar außerhalb der Grenzen unseres Vater landes ausgebildet worden Selbstverständlich unterliege«
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