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R. Wagner. Schlaf’, holdes Kind, Ich wieg dich in Schlummer, Fern dir noch sind Die Tränen, der Kummer, Schläfst lachend noch ein. Dein Lächeln schafft Schmerzen Mir innen im Herzen, Schlaf’, Kindchen, bist mein. VII. Schlaf’ ein, holdes Kind. Schlaf’ auf dem Schoß Der Mutter, der armen, Grausames Los Raubte ihn’ ohn Erbarmen. Jetzt steh' ich allein; Ein Glück nur ist offen, Auf dich darf ich hoffen; Schlaf', Kindchen, bist mein! R. Wagner. Schlaf' ein sonder Harm, Dich hält bis zum Morgen Dein Schutzgeist im Arm, Da bist du geborgen; Ich wiege dich ein, Entschlummre mit Lachen, Ich will dich bewachen, Schlaf’, Kindchen, bist mein! Rousand. Die Heut', Liebchen, erblüht' früh die Rose, Oeffnete lieblichem Gekose Der Sonne das Purpurgewand, Laß sehn, ob abends auch noch prangen Die Farben, die gleich deinen Wangen Sind erglüht, komm’, reich’ mir die Hand! Rose. Richard Wagner. Ach, sieh nur, schon nach wen'gen Stunden, Liebchen, sind nun all’ die Reize geschwunden, Ach hin, hin ist all’ ihre Pracht! O wie schwach, Natur, ist dein Walten, Kannst mir doch nicht die Ros’ erhalten, Entblättert schon ist sie zur Nacht. Liebchen, nimm dir das zu Gennite, Nütze die Zeiten deiner Blüte, Den Traum, der nimmer wiederkehrt; Denn ist der Abend erst gekommen, Hat auch Schönheit Abschied genommen, Das hat die Rose dich gelehrt! V. Hugo. Die Erwartung. Richard Wagner. Eichhörnchen! Schnell auf die Spitze, Hoch im Baume auf schwankem Sitze, Der immer zittert wie ein Rohr; Du Storch, der treue Gast der Türme, O laß im Teich nun das Gewürme, Schwing’ hinauf dich, und stürme Zum höchsten Kreuz, zum Kreuz des Dotn’s Adler, o steig aus tiefen Klüften Empor zu den Lüften, Zu der Berge ewigem Eis. R. Wagner. VIII. Du, deren Triller erklingen, Wenn Strahlen die Dämm'rung durchdringen, Lerche, aufwärts mußt du dich schwingen, Immer empor in den sonnigen Kreis. Und nun ihr all', vom hohen Baume, npor. Vom Turmeskreuz, vom hohen Baume, Von daher wo der Himmel blaut: Seht ihr im Wind die Feder schwanken, Ein Roß, so schnell, wie kaum die Gedanken, Mit dampfenden blut’gen Flanken, * Saget an, o saget an, Habt ihr mein Lieb geschaut? W 4 Isoldes Liebestod. R. Wagner. Mild und leise wie er lächelt, wie das Auge hold er öffnet, seht ihr, Freunde, seh’t ihr’s nicht? Immer lichter, wie er leuchtet, sternumstrahlet hoch sich hebt? Seht ihr’s nicht? Wie das Herz ihm mutig schwillt, voll und her im Busen ihm quillt? Wie den Lippen, wonnig mild, süßer Atem sanft entweht: — Freunde! Seht! Fühlt und seht ihr’s nicht? Höre ich nur diese Weise, die so wundervoll und leise, Wonne klagend, alles sagend, mild versöhnend aus ihm tönend, in mich dringet, auf sich schwinget, hold erhallend um mich klinget? Heller schallend, mich umwallend, Sind es Wellen sanfter Lüfte? Sind es Wolken wonniger Düfte? Wie sie schwellen, mich umrauschen, soll ich atmen, soll ich lauschen? Soll ich schlürfen, untertauchen? Süß in Düften mich verhauchen? In dem wogenden Schwall, in dem tönenden in des Weltatems wehendem All, [Schall, ertrinken, versinken, unbewußt, höchste Lust!