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Dresdner Journal : 19.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-19
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.04.1899
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vez»»«pret«: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mart LV Ls., bei den Kaiser- lich d.uiichc-i Poftanftalte» onuui-ihiüchSMark; außer- halb de« Deutschen Reiche« Post- und Etempelzuschlaa. Einzeln« Rummero: 10 Ps. Grschetne«: Täglich mit Au-nahme der Sona» und Feiertage abend«. Fernspr.-SnschlußrRr Dresdner S Journal. AnkündtgunsSgedühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expeditton de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. S0. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1SSL W89 18SS Mittwoch, den 19. April abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der Forst- eimichtungs - Anstalt, Obersorstmeister Schulze in Dresden, da» ihm von Ihrer Majestät der Königin der Niederlande verliehene Offizierskrevz de» Orden» von Oranien-Nassau annehme und trage. »rueuuuvge«, Versetzungen rc. t« öffentlichen Dienste. Im «eschäftSberetche des Ministeriums de« Kultus uu» öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die Schulstelle zu AntonSthal (OrtSteil von Berm-grün). Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1Svo M. Gehalt, 72 M. für Fortbildungsschulunterricht, ev. öv M. an die Frau des Lehrer- für den weibl. Handarbeitsunterricht. Außerdem freie Wohnung und Heizung. Bewerbungsgesuche nebst den er forderlichen Beilagen sind bis 30. April an den königl. BezirkS- schulinspeltor vr. Förster in Schwarzenberg einzusenden. Nichtamtlicher Teil. Zur inneren Lage in Oesterreich. Aus Wien wird uns geschrieben: In der innerpolitischen Entwickelung ist eine Ruhe pause eingetreten, obschon die Lage selbst durchaus keine Klärung erfahren hat. Das Bewußtsein einer großen Verantwortlichkeit lastet auf allen Beteiligten und daraus ergiebt sich eine weitgehende Zurück haltung. Man weiß, daß mit dem ersten Schritte, der nun feiten der Regierung oder der Parteien erfolgt, die gesamt-politische Bewegung wieder ent fesselt wird und man zögert eben deshalb mit einem solchen Schritte. Die Beruhigung ist daher nur eine völlig äußerliche; sie entspringt der Erkenntnis, daß die allfälligen künftigen Kämpfe noch ernster und er bitterter werden dürften, als es die bisherigen ge wesen sind. Nebenbei sind wohl auch taktische Gründe im Spiel und zwar in dem Sinne, daß man da wie dort den bedeutsamen „ersten Schritt" so lange auf- jchieben will, bis alle Rüstungsarbeiten vollendet sind. Die Beobachtung der letzteren bietet aber Stoff zu mancher lehrreichen Betrachtung. Einen nicht gerade erhebenden Eindruck empfängt man von den Vorkehrungen, die im deutschen Oppositionslager getroffen werden. Die Vertrauens männer der deutschen Parteien haben sich am 9. April zu einer von der öffentlichen Meinung mit lebhafter Spannung erwarteten Beratung versammelt, um die Grundsätze ihrer politischen Forderungen fest zustellen. Ueber das Ergebnis dieser Besprechung verlautet nur, daß die Teilnehmer sich dahin einigten, nunmehr die Einzelheiten jener „Grundsätze" zu formu lieren, welche Thätigkeit beiläufig bis Mitte Mai währen dürfte. Im übrigen wurde verkündet, daß die völlige Geheimhaltung der Konferenzvorgänge sowie der fraglichen „Grundsätze" und der Anweis ungen für die Abfassung der „Einzelheiten" be schlossen worden sei. Einige Parteiblätter haben au» der Schule geschwatzt und offen erklärt, man müsse den Schleier de» Geheimnisse» über alle derzeit im Schoße der Opposiiion schwebenden Verhandlungen breiten, damit die Regierung nicht etwa bei der Fest stellung eines Sprachengesetze» die Absichten der deutschen Linken in Betracht ziehen könne. Diese Begründung der Geheimniskrämerei ist nicht weniger kleinlich als die Geheimhaltung selbst. Im Kriege ist es gewiß am Platze, daß jede taktische Anordnung so lange als möglich dem Gegner unbekannt bleibe. Unsere deutschen Führer haben aber wiederholt ver- Aunst und Wissenschaft. Konigl. Opernhaus. — Am 18. d. Mt».: «Jphigenia in AuliS." Große Oper in drei Akten. Nach dem gleichnamigen Drama Racine« von Bailly du Rollet. Musik von C. W. v. Gluck. Bearbeitet von Richard Wagner. Auch in der laufenden Spielzeit bringt da« Hoftheater die beiden „Iphigenien" Gluck« wieder zur Aufführung, wa» mit besonderem Danke anerkannt sei. Repertoir» Opern werden diese Meisterwerke ja nicht mehr werden, aber sie in paffenden Zwischenräumen den Freunden klassischer Musik darbieten bleibt eine ehrenvolle Pflicht und stellt eine löbliche That der Bühnen ersten Range» dar. E» sei unbestritten, daß die Glucksche Tonsprache unsere Empfindungen nicht mehr vollständig ausfüllt, daß el namentlich seit der allgemeinen Herrschaft der Wagner- schen Kunst manchen Hörern schwerer fällt, den dramatischen Ausdruck in Gluck« Opern unmittelbar zu erfassen und «itzufühlen E« ist eben mehr al« ein Jahrhundert seit der Entstehung dieser Werke verflossen, ein Jahrhundert, in dem Mozart, Beethoven, Weber und zuletzt Wagner die Arbeit de« Opernreformator« fortgesetzt, die Kunst mit viel reicherer Gestaltung weiter entwickelt haben Immerhin hat sich ein gut Teil de« alten bewundernden Respekt« vor den Schöpfungen de« Meister« erhalten, und gerade „Jphigenia in Auli»" bewegt un« immer wieder zu einer Reverenz vor ihrem Schöpfer. Einige heut« kühl berührende Sätze nicht gerechnet, gebt m vielen Abschnitten dieser Partitur dramatische Wahr heit mit musikalischer Einfachheit, innerliche Empfindung mit feiner Charakteristik, namentlich auch im orchestralm Bortrage, so glücklich zusammen, daß wir un« der bi« zu Erhabenheit wie zu hoher Leidenschaft gesteigerten, wohllautreichen Musik willig hingeben Wir verweisen sichert, die Ausarbeitung ihrer Forderungen bezwecke eine Plattform zu schaffen, auf der der nattonale Friede geschlossen werden solle, wenn die slawischen Konkurrenten guten Willen zeigten. Sie wissen auch, daß die Regierung mit dem etwaigen Erlasse eine» SprachengesetzeS auf Grund des 8 14 dem gleichen Ziele zustreben würde. Betrachtet man die Anbahn ung einer nationalen Verständigung, wie dies natur gemäß wäre, als die wichtigste Aufgabe der Parteien und der Regierung, so könnten die deutschen Führer die allfällige Berücksichtigung ihrer Forderungen im RegierungSentwurfe nur mit Genugthuung begrüßen. Dann wäre die Geheimhaltung dieser Forderungen kurzweg sinnwidrig und unbegreiflich — ein Urteil, das Ihatsächlich in weiten Kreisen der Bevölkerung zum Ausdrucke gelangt. Verständlich wird die Ge heimtaktik nur unter der Voraussetzung, daß man auS engherzigen Gründen einen Erfolg der Regierung in der Sprachenfrage auf deutscher Seite nicht wünscht, weil man dem Kabinett überhaupt keinen Erfolg gönnt. Damit würde aber ein politischer Antagonismus von untergeordnetem Belange zum entscheidenden Faktor in einer Frage gemacht, in der nur die ernsten und großen Interessen der Bevölkerung maßgebend sein sollten. Vielfach wird angenommen, daß die Regierung mit dem von offiziösen Blättern angekündigten selbst ständigen Eingreifen nur deshalb noch zögere, weil sie abwarten wolle, bis das Rätsel der deutschen Friedens- oder Kriegsvorbereitungen enthüllt ist. Diese Vermutung kann möglicherweise richtig sein; man wird aber unschwer auch noch andere Momente entdecken, die die Regierung vielleicht zu einem Auf schübe ihres Hervortretens bestimmen dürsten. ES ist unzweifelhaft, daß im Lager der deutschen Oppo sition ein Sonderungsprozeß stattfindet, der weiterhin zu bedeutsamen Konsequenzen führen muß. Die ge- wallsame Unterdrückung der gemäßigten Elemente wird von den Radikalen immer rücksichtsloser versucbt, und durch dieses Beginnen wird eine zunehmende Gegenströmung hervorgerufen. Die Linke zählt in ihren Reihen Männer, die ein wohlerwogenes politische» Bekenntnis schon längst mit Ehren zur Geltung brachten, bevor die radikalen Worthelden von heute den Bann über alle jene verhängten, die nicht bereit sind, Tag für Tag neue Verbitterung in den Partei kampf zu tragen. Diese Männer, deren ehrlicher Patriotismus ebenso unanfechtbar ist wie ihr Deutsch tum, wollen sich nicht dazu hergcben, im Gefolge be rufsmäßiger Hetzer einen Weg zu wandeln, der nie zum nationalen Friedensschlüsse führen kann. ES sind sonach im deutschen Lager die Anzeichen eiuer Scheidung vorhanden, und diese Anzeichen werden sehr auf merksam von jenen Mehrheitspolitikern beobachtet, welche das Heil Oesterreichs nicht in einer aus schlaggebenden Einflußnahme der Jungtschechen auf die StaatSgeschäfte erblicken. Eine andere Wandlung, die sich allmählich voll ziehen kann, betrifft ebenfalls die Konstellation der deutschen Parteien, doch handelt es sich dabei um mögliche Veränderungen, die für die Sache des Deutschtums und der Freiheit weit weniger vorteil haft wären, als die Sonderung der Gemäßigten von den Radikalen. Auf ultramontaner Seite wird neuestens die Zerstörung unserer liberalen Schul gesetze mit größtem Nachdruck gefordert, und die be züglichen Aeußerungen lassen vermuten, daß die Erfüllung dieses Verlangens der Prei» wäre, um den die Regierung eine Festigung und auch eine Verstärkung der jetzigen Mehrheit erkaufen könnte. Die einstigen liberalen Allüren manch»r Mehrheits gruppen würden dabei als längst vergessene Dinge sicherlich kein Hindernis bilden. Der Augenblick für die Anmeldung der klerikalen Forderungen ist un ¬ nur auf die erste Arie Agamemnon«, ihren Mittelsatz mit dem herrlichen Gegenspiel der Oboe und de» Fagott», auf die Klage-Arie Jphigenia«, auf Klytämnestra« er greifenden Gesang: „Ach, zum Tode verdammt durch den grausen Vater", auf da« große Rezitativ de« König» am Ende des zweiten Akte» und auf den von Wagner er gänzten packenden Schlußsatz de» Werke». Die gestrige Aufführung der Oper geschah mit den nämlichen Kräften wie die letzte vor einem Dreiviertel jahr. Hr. Scheidemantel bot al» Agamemnon wiederum eine vorzügliche Leistung, die sich in der großen Scene de« zweiten Akte« zu bedeutender dramatischer Wirkung erhob Neben ihm wirkten Frau Wittich (Jphigenia) und Frl. v. Chavanne (Klytämnestra) sowie Hr. Perron (Kalcha«), alle drei bekannte Stützen der Aufführung Nur bliebe für die äußere Illusion zu wünschen, daß Frl. v. Chavanne den zwischen der Königin und ihrer Tochter bestehenden Alter«» unterschied verdeutlichte. Den Achill sang Hr. Forch. Hammer; er gab ersichtlich sein Beste«, aber der Stil der Gluckschen Musik liegt ihm immer noch ziemlich fern, auch kann selbst in die Darstellung de« brauseköpfischen Achill einige Ruhe gebracht werden Der Chor und noch mehr da« Orchester verdienen Lob, sie trugen wesentlich zu dem sehr befriedigenden Gesamteindruck der von Hrn v Schuch feinfühlig geleiteten Aufführung bei — Da« H«u« war nur schwach besucht, aber da« Publikum folgte der Oper mit regem Anteil und spendete nach den Akt schlüffen lebhaften Beifall. P. Königl. Schauspielhaus. — Am 18 d. Mt« : „Der Tali«man". Dramatische« Märchen in vier Aufzügen (mit teilweiser Benutzung eine« alten Fobelstoffe») von Ludwig Fulda. Die ergötzliche Figur de« Korbflechter« Habakuk, die gestern Hr. Brehm vom Großherzoglichen Hoftheater in Karl«ruhe al« zweit« Gastrolle spielte, läßt mehr al« die Bertramrolle ei» Urteil über die komischen Ouali- rweifelhaft gut gewählt. Die Hebelgriffe de» Radikalismus im deutschen Lager haben die Bahn für einen Vorstoß geebnet, bei dem die letzten lockeren Bande zwischen den klerikal gesinnten deutschen MinderheitSgruppen und den unter Wolff- Schönererscher Führung geratenen Liberalen ohne Skrupel, ja sogar mit einer patriotischen Begründung gelöst werden können. Ter unselige Zwist im deutschen Lager wäre dann die letzte Ursache eines traurigen Ereignisses. Die Fehler, die man auf deutscher Seite beging, würden für die Geschichte verewigt werden durch die Vernichtung deS Besten, wa» die deutsche Bevölkerung Oesterreichs der deutsch liberalen Partei verdankte, nämlich der modernen Schule. Die Regierung handelt nicht unklug, wenn sie in der Phase, die durch all' diese Einzelerscheinungen gekennzeichnet wird, zuwartet. Die Gestaltung, die sich in der Parteigruppierung auf mehr als einem Punkte vorbereitet, kann der Regierung wesentliche Vorteile in die Hände spielen und manche schwere politische Arbeit erleichtern oder ganz ersparen. Das Zuwarten wäre unstatthaft und wohl auch unmöglich, wenn der parlamentarische Apparat seinen Dienst thun würde. Die Staatskunst der Radikalen hat aber da für gesorgt, daß diese natürliche Bürgschaft für eine korrekte Einwirkung der Parteien auf die Regierungs politik vorläufig unwirksam bleiben muß und daß die Einigkei'. ,uf deutscher Seite ernstlichst gefährdet ist, während man sie in schwungvollen ZeitungSbetracht- ungen al« unerschüttert, ja gefestigt darstellt. Wenn die Regierung das Wort ergreifen will, so kann sie dies vielleicht mit größtem Erfolg in dem Augenblicke thun, in dem die Bevölkerung sich kräftig gegen dasjenige auflehnt, war ihr von manchen Parteien gesagt und zugemutet wird. Tagesgeschichte. Dresden, 19. April. Ihre Majestät die Königin werden Sich nächsten Montag, den 24 April vor mittags 11 Uhr 51 Min ad Strehlen zu einem dreiwöchigen Kurgebrauche nach Karlsbad begeben. Im Allerhöchsten Gefolge werden sich btfinden: Ihre Excellenz Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl und Oberhofmeister Wirkt. Geh. Rat v. Malortie, Excellenz. Frau Oberhof- mcisterin v. Pflugk ist bereits heute nach Karlsbad a^eceist. Gestern abend wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin mit den Prinzlich Hohenzollernschen Höchsten Herrschaften der Aufführung des dramatischen Märchens „Der Talis man" im Schauspielhause bei. Tresdeu, 19. April. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde wohnten gestern abend der Ausführung der Oper „Jphigenia in Aulis" im Königl. Opernhause bei. Dresden, 19. April Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 8 Uhr vormittags ab der Besichtigung des Pionier-BataillonS Nr. 12 auf den Garnison UedungS- plätzen bei. Deutsches Reich. "Berlin. Se. Majestät der Kaiser besuchten gestern morgen da» Atelier de» Bildhauer« Prof. Schott, um dort ein für da» Schlachtfeld von St. Privat bestimmte« Denkmal in Augenschein zu nehmen, und begaben Sich darauf nach dem Zeughause zur Besichtigung der Fahnen und Standarten der ehemaligen Deutschen Legion. Im Königl. Schlöffe hörten Allerhöchstderselbe sodann die Vorträge de« Chef» de» Militärkabinett«, General« von Hahnke, de« Kriegsminister«, Generalleutnant» v Goßler und de« Chef« de» Admiralstabe«, Contreadmiral« Bende- mann. Um '^1 Uhr empfingen Se. Majestät den Frhrn täten de« Künstler« zu, wenngleich sie i» ihrer episodischen Zeichnung nicht im Vordergründe des Interesse« steht. Hr. Brehm besitzt ohne Zweifel ein entwickelte« komische« Talent, da« die Situationen geschickt au«zunutzen und in« Licht zu stellen weiß, ohne de« Guten zu viel zu thun. Er ist allem Anscheine nach auch ein denkender Künstler, der die Gestalten, die er verkörpert, in seinem Innern formt und ihnen so einen Schein wirklichen Leben« ver leiht. Leider bietet jedoch auch die Figur de« Habakuk dem Komiker nicht in genügender Weise Handhaben für die Bethätigung seines Talente«; die gutmütige Gallig keit im ersten Aufzuge hat durch den Dichter eme ebenso gespreizte Gestalt erhalten, wie die komische Hilflosigkeit de« durch eine Herrscherlaune zum Grafen erhobenen Korbflechter« im zweiten oder wie sein Zorn im letzten Aufzuge. Wa« besonder« an Herrn Brehm« Dar bietung auffiel, war die Thatsache, daß sein Organ nicht immer den Anforderungen stand hielt. Im ersten Auf zuge klar und volltönend, legte sich gegen den Schluß ein Schleier über den Vortrag, man hatte den Eindruck einer stimmlichen Indisposition Vielleicht war e« auch eine solche, obwohl die Neigung zu leichter Stimmermüdung schon in der ersten Gastrolle bemerkbar war Die mor gende Vorstellung wird hierüber Klarheit schaffen Nicht immer traf Herr Brehm übrigen« den richtigen Ton de« Alter«. Sein Habakuk, in der Maske ganz vorzüglich, machte stimmlich, wie zuweiln, auch darstellerisch, einrn zu jugendlich-elastischen Eindruck. So geringfügig dieser Mangel an sich war, so läßt er doch auf eine noch nicht auSgereifte Charakterifierurig«kunstSchlüßen, wa« für die Beantwortung der Frage, ob Herr Brehm die gesuchte komische Kraft sei, von nicht zu unterschätzender Bedeut- ung ist Auch über da« darstellerische Vermögen de« Gaste« wird man also erst dann entscheidend zu urteilen »ermögen, wenn man seinen „Pfrffermann" prsehen hat. W. Dg«. v Rechenberg, Konsul für Sansibar, und den General der Infanterie z D v Seebeck, der seinen Wohnsitz nach Potsdam verlegt hat — Von den größeren Vorlagen, welche noch für den preußischen Landtag zu erwarten sind, dürfte dem selben der Kommunal-Wahlgesetzentwurf wohl zunächst zu gehen. Die Nebenbahnvorlage, die gleichzeitig wiedereine Forderung für Kleinbahnen enthalten dürfte, wird wohl zu ihrer Fertigstellung noch einiger Zeit bedürfen, da einzelne schwierige Vorarbeiten zu erledigen sind. Für den Reichstag dürften an bedeutenderen Vorlagen außer dem in der Thronrede angekündigten Gesetzentwurf über den Schutz der Arbeitswilligen ein Nachtragsetat und ein Entwurf bezüglich der Handelsbeziehungen zu England zu erwarten sein Der Nachtragsetat ist hauptsächlich durch die Organisationen in der Marine verursacht, wird aber auch einige andere Forderungen enthalten. Die Handels beziehungen zu England sind, nachdem der Handels vertrag vom 30. Mai 1865 gekündigt war, provisorisch durch das in der vorigen Reichstagstagung angenommene Gesetz geregelt, durch welches der Bundesrat ermächtigt wurde, den Angehörigen und Erzeugnissen de« Vereinigten Königreich» Großbritannien und Irland, sowie den Ange hörigen und Erzeugnissen britischer Kolonien und aus wärtiger Besitzungen für die Zeit bi« zum 30 Juli 1899 diejenigen Vorteile einzuräumen, die seitens des Reich« den Angehörigen oder Erzeugnissen de« meistbegünstigten Lande« gewährt werden Vor dem 30. Juli d. I«. müßte also, wenn eine weitere gesetzliche Regelung beliebt wird, ein neues Gesetz von den gesetzgebenden Faktoren des Reich» fertiggestellt sein. Von kleineren Vorlagen dürfte u. a. noch als sicher der Patentanwaltsgesetzentwurf für den Reichstag und zwar auf einen baldigen Zeit punkt zu erwarten sein. — Von der Deutschen Plantagen-Gesellschaft der Cüd- seeinseln wird bestätigt, daß Hufnagel bereit» am 4. d. Mt». an Bord S. M S. „Falke" abgeliefert worden ist. — Im „Kaiserhof" fand gestern eine zahlreich be suchte Versammlung deutscher Zeitungsverleger statt, um Stellung zu dem PostzeitungStarife zu nehmen Im ganzen waren etwa 250 Zeitungen au« allen Teilen Deutschlands vertreten. Nach eingehenden Erörterungen wurde folgende Resolution angenommen: „Die im „Kaiserhof" versammelten, beziehungsweise ver tretenen deutschen Zeitungsverleger, zusammenberufen durch den Vorstand der Posttarif-Vereinigung deutfcher Zeitungsverleger, stellen sich durchaus auf den Stand punkt der Petition der genannten Vereinigung vom 5. April an den Reichstag Die Diskussion der ersten Lesung im Reichstage hat zu unserer Genugthuung er geben, daß die Vorschläge der Vereinigung den einzig gangbaren Weg zur Lösung der Zeitungstanfresorm zeigen, indem sie den Abonnementsprei« als wesentlichen Teil der Grundlage zu dem neuen Tarif fordern " — Die am gestrigen Tage ausgegebene Nr 15 des Reichsgesetzblatte« enthält die Bekanntmachung vom 25. März 1899, betreffend Vorschriften zur Ausführung deS Gesetze« über die Beurkundung de» Personenstände« und die Eheschließung — Da- preußische Abgeordnetenhaus beendete gestern die erste Lesung der Kanalvorlagt. Bbg v Pappen heim (tonst) versicherte, daß seine Freunde sich ernstlich be mühen würden, die Borlage annehmbar zu machen. Redner wandte sich sodann gegen den Adg. Richter, der im Jahre 1884 als Abgeordneter für Berlin eine sehr entschiedene Rede gegen Kanäle gehalten habe und nun als Abgeordneter für Hagen für den Kanal einttete. Wegen der Entnahme von Speise- wasser auS der Weser habe er ernste technische Bedenken. Ohne Kanalisierung der Weser werde das nicht angehen, und da werde der Staat Bremen auch ein Wort mitzureden haben. Was das Kohlenshndikat anlange, so ergebe schon ein Blick auf den Kurszettel, welche Not diese armen Kohlenzechen zu leiden hätten und wie sehr sie der StaatSuntersiützung bedürftig seien. Da sei freilich diesen Dividenden gegenüber die Landwirtschaft das ungezogene Kind, das durch StaatSunterstützungen ver wöhnt werde. Hoffentlich finde der Minister Mittel und Wege, dem BerkehrSbedürfniS auch ohne Kanäle zu genüge», lü g. vr. Heyl (freikons) bemerkte gegenüber dem Borredner, daß die Entnahme von Speisewasser auS der Weser für den Kanal ganz unbedenklich fei. Minister Thielen widerlegte einige tech nische Bedenken, die von Gegnern der Borlage vorgebracht wurden. Dabei bemerkte er bezüglich deS Dortmund-Ems-KanaleS, daß er stets die Meinung vertret«n habe, eS sei am besten, denselben Arvo Wolfframms Kunst-Salon. Zu der Ausstellung der Gemälde Hermione v Preuschen« im Dresdner Kunst-Salon, über die wir an dieser Stelle bereits unser Urteil abgegeben haben, ist noch eine Samm lung von Bildern hinzugekommen, die unter der neu gegründeten Firma „AuSstellungS-Verband Berlin" ihre Reise durch die deutschen Kunststädte angetreten hat Die Mitglieder dieser Vereinigung, 17 Maler und 3 Bild hauer, verfolgen bei ihren gemeinsamen Ausstellungen kein bestimmte« künstlerische« Prinzip, sondern dürften sich nur au« geschäftlichen Gründen zusammengefunden haben, da ja bei unseren gegenwärtigen AuSstellungüverhältnissen nur diejenigen auf Beachtung rechnen können, die einer ge schloffenen Gruppe angrhören Ein Zusammengehen war für die Mitglieder de« neuen Verbände« aber um so leichter, al« keiner von ihnen durch besondere Eigenart aufsällt. Sie begnügen sich vielmehr sämtlich damit, gefällige Vorwürfe für ihre Schöpfungen auszuwölben und sie in einer Weife auSzuführrn, die dem Geschmacke de« größeren kunstlieben den Publikums entspricht. Hat e« infolgedessen die Kritik ihren Arbeiten gegenüber nicht nötig, sich besondere An strengungen aufzuerlegen, so kann doch gesagt werden, daß di« Arbeiten dieser Berliner Künstler durch die Bank be rechtigten Ansprüchen genügen und einzelne sogar so ge lungen find, daß auch der größere Anforderungen stellende Kunstfreund sie mit Befriedigung betrachten wird In erster Linie gilt diese» Lob von den Arbeiten B. Grnzmer«, die sowohl in ihren figürlichen Teilen, al« in ihren landschaftlichen Hintergründen eine glückliche Hand verraten Namentlich zeichnet sich da» Bild „Bei den Epülbänken" durch die Wärme de« Tone« und die Feinheit der Luftbrhandlung au« Für die Dre«dner Kunstfreunde haben die Aquarelle von Max Fritz deshalb ein besondere« Interesse, weil man hier längere Zeit hindurch kein« Gelegenheit gehabt hat,
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