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Dresdner Journal : 27.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-27
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1899
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— Die Börsensteuer hat bekanntlich nach dem vor- läufigen Ausweise für da» Rechnungsjahr 1898 einen Ertrag von rund 32 Mill M auszuweisen gehabt Damit nähert sie sich wieder der höchsten Einnahme, die sie bisher nach dem Inkrafttreten des Gesetzt« vom 27. Apnl 1894 und demgemäß überhaupt zu verzeichnen gehabt hat In dem ersten Jahre nach der Erhöhung der Börsensteuer, in welchem teilweise noch die alten Steuersätze erhoben wurden, im Etatsjahre 1894/95, be lief sich der Ertrag der Steuer aus 25,5 Mill. M , um in dem darauffolgenden zu der größten bisher erreichten Höhe, auf 35,5 Mill. M, zu steigen Dieser Ertrag entsprach den Erwartungen, die man bei der Einführung der Steuererhöhung gehegt hatte, indesie» hielt er nicht an Schon im folgenden Jahre fiel er um über 7 Mill M und zwar auf 28,2 Millionen, um sich im Jahre 1897/98 fast auf derselben Höhe mit 28,7 Mill M. zu halten Für den Abschluß der Reichshauptkasse waren diese Ertragsrückgänge um so unangenehmer, al» in die betreffenden EtatSooranschläge auf Grund der günstigen Ergebnisse für 1895/96 hohe Summen eingestellt waren und beim Reichshauptkassenabschluß dann immer ein mehr oder weniger großer Fehlbetrag sestgrstellt werden mußte. Für da« Rechnungsjahr 1898 wird die« nicht der Fall sein. Im Gegenteil, die Börsensteuer hat diesmal, wie die meisten Reichseinnahmezweige, zu den Ueberschüssen über den Etat beigetragen — Die „Frankfurter Zeitung" hat einen Aufsatz ge- bracht, welcher von der Voraussetzung ausgeht, daß der bisherige Unterftaat«sekretär im preußischen Finanz ministerium, Wirkliche Geh. Rat Meinecke aus seinem Amte als Präsident des Disziplinarhofe» für nicht richterliche Beamte ausscheidet. Diese angebliche Thatsache wird mit dem Ergebnisse des Disziplinarverfahrens gegen den Professor der Berliner Universität Oe. Delbrück in Zusammenhang gebracht und von einer „Bloßstellung" ge sprochen, die sich das König!. Staatsministerium hierbei zugezogen habe. Endlich wird die Annahme ausgesprochen, daß die Absicht bestehe, den Präsidenten des Ober verwaltungsgerichts auch an die Spitze'des Disziplinar- hoseS für nichtrichterliche Beamte zu berufen, um so ver mittelst einer „Personalunion der Präsidien" eine „schärfere Richtung des Kampfes gegen den Umsturz" zu ermöglichen. Die Voraussetzungen wie die Schlußfolgerungen des Artikels sind, wie die „Nordd. Allg. Ztg." heute erklärt, gleich falsch Denn 1) davon, daß der Ausfall des Disziplinar verfahren« gegen Hrn. Prof. Delbrück dem Staatsministerium Anlaß zu irgend welchen besonderen Erwägungen geboten hätte, kann schon deshalb nicht die Rede sein, weil eine Berufung gegen das Urteil de« Disziplinarhofes nicht ein gelegt worden ist. 2) Die grundlegende Voraussetzung des Artikel« trifft nicht zu, da Exzellenz Meinecke aller dings aus seinem Amte als Unterstaatssekretär im Finanz ministerium, keineswegs aber von demjenigen eines Präsi denten des Disziplinarhose« für nichtrichterliche Beamte zurückgetreten ist. 3) Alle Vermutungen über Neubesetzung de« Präsidium« de» Disziplinarhose« für nichtrichterliche Beamte, mithin auch die Behauptung von einer beab sichtigten „Personalunion" sind völlig haltlos, da der an geblich neuzubesetzende Posten überhaupt nicht vakant ist. — Unter der Aufschrift „Ein verlorener Posten" bringt die Münchener „Allg. Ztg." folgende gegen Hrn. E Richter bez die „Freis. Ztg." gerichtete Ausführung: Al« vor noch nicht voll zwei Jahren in der Presse dre ersten schüchternen Versuche auftauchten, unser Volk über die Bedeutung einer maritimen Machtstellung für seine wirtschaftliche Entwickelung aufzuklären, horchte ganz Deutschland verwundert auf, die Parteigewaltigen aber, denen diese Lehre nicht in ihr Programm paßte, fielen voll Zorn über diese angeblichen Offiziösen her und hatten allerlei Schmeichelnamen für sie übrig. Ueberraschend schnell ist inzwischen die Weltgeschichte darüber zur Tages ordnung übergegangen; Haiti, Kiautschou, Cuba, Manila und Samoa reden eine vernehmliche Sprache, der Wider stand ist auf der ganzen Linie verstummt, selbst die Ver treterin de» freisinnigsten Programms, die „Franks. Ztg ", die vor zwei Jahren an den beispielsweise auch von un« verfochtenen Ansklärungsbestrebungen nicht immer freund liche Kritik übte, erkennt vorbehaltlos an, daß zwischen der gepanzerten Faust und den HandelSintercssen recht be deutsame Wechselwirkungen obwalten. Nur einer, einer nur steht auf dem Posten, und da ihn auch die „Franks. Ztg " im Stiche läßt, so wird für ihn deren ehrliches Zu geständnis zu einer allgemeinen Redewendung, und er ap pelliert als letzte Instanz an die Parteigenossen, von denen schwerlich einer diese Aeußerungen unterschreiben wird. Seltsam genug, wenige Zeilen unter dem oben er wähnten letzten Appell berichtet der Begründer der „Frei sinnigen Zeitung" über die etwas übel angebrachte Tisch rede Kapitän Coghlan». Er versucht, und darin stimmen wir ihm bei, diese Rede al» da» Ergebnis einer ziemlich stark ausgeprägten akter äinner - Stimmung hinzustellen, für uns aber hat diese Rede doch noch eine weitergehcnde Bedeutung E« ist die deutsche Flagge, für welche der amerikanische Bramarba« so wegwerfende Worte hatte, in bezug auf die englische würde er sich wohl auch in noch vorgerückterer Stunde einigermaßen bedacht haben, ehe er den Mund so voll nahm, und für un« besteht trotz Hrn Eugen Richter kein Zweifel, daß die Kanker« schwer- lieh im Verlauf der letzten Monate eine so übermütig« Haltung der Welt und in«besonde,e un« gegenüber ein genommen hätten, wenn nicht ihre Erfolge im Kriege mit Spanien sie verblendeten und zu der Ansicht verleiteten, daß sie mit un« und unserer bescheidenen Flott« «in ebenso leichte« Spiel haben würden Die „Freisinnige" wird au« diesen Zeilen wieder heraus lesen, daß wir eine Flotte verlangten, groß genug, um unsere Seegeltung derjenigen England« gleichwertig zu machen Wir haben bereit» nachgewiesen, daß diese Behauptung die Wahr heit entstellt, nur fürchten wir, daß, wenn ihr Begründer auf feinem verlorenen Posten durchau» verharrt, bald auch fein letzter Ruf zum Appell keine Gefolgschaft mehr herbeirufen wird; nicht lange mehr, und e« wird keine Abgeordnete mehr geben, die, wenn er spricht, da» gehor same „Lachen link»" produzieren. — Da» preußische Abgeordnetenhaus nahm gestern in dritter Lcsung den Befttzenlwurf, betreffend dir Aushebung jagdpolizeilicher Strafbestimmungen in den Bezirken Köln, Hamm und Frankfurt a M., ferner den Befetzrntwurf über die Verlegung der preußifch-österreichischen Grenze läng» deS Przemfafluffe«, fowie in erster und zweiter Lesung da» Gesetz, betreffend die Bullenhaltuv g in den Ge meinden der Provinz Sachsen, an. Dre Nachweisung über die Verwendung der für landwirtschaslliche Ge- treidelagerhüuser bewilligten Mittel wurde durch Kenntnisnahme für eiledigt erachtet E» folgte die erste Lefung deS Gesetzentwurfes, betreffend die Bewilligung weiterer Staatsmittel (b Mill M) zur Berbeffcrung von Arbeiterwohnungrn. In Verbindung hiermit wurde die Denkschrift über die Ausführung der früheren den gleichen Zweck verfolgenden Gesetze beraten Abg. LotichiuS (natl.) bat, daraus Bedacht zu nehmen, daß künftig mehr kleinere Häuser angelegt werden Er beantragte, Gesetzentwurf und Denkschrift an die Budgetkommifsion zu verweifen. Minister v. Miquel betonte, beim Bau von Arbeiterwohnungen müsse hauptfächlich Rücksicht aus die lokalen Verhältnisse genommen werden. Abg. Sänger (frs. Vp.) besprach die in Franksurt am Main getroffenen Massnahmen, die unzureichend geworden seien. In der Denkschrift vermisse er jede nähere Angabe, unter welchen Bedingungen die Wohnungen den Arbeitern überlassen würden. Minister v. Miquel entgegnete, in den Fällen, wo der Staat die Bauten auSsühre, wüiden die Wohn ungen an staatlich beschäftigte Arbeiter überlassen; wo der Staat Unterstützungen an Privatunternehmer gewähre, stelle er die Bedingung, dass den staatlichen Arbeitern ein Vorrecht beim Vergeben der Wohnungen gesichert werde. Abg. v. Riepenhausen (kons.) trat ebensalls für den Bau kleinerer Häuser ein. Abg. Hirsch (frs. Bp.) bat die Kommission, die Kontrakte sich daraufhin avzuschen, ob sie zur Beeinträchtigung deS Koalition-rechtes der Arbeiter gebraucht werden könnten. Den Bau der Wohnhäuser möge man nur den Bau - Genossenschaften überlassen. Minister v. Miquel erwiderte, man habe leider mit der Unterstützung von Privatgesellschaften nicht überall die ge hofften Erfolge erzielt; vielmehr sei eS nölig gewesen, selbst ständig mit dem Bau von Wohnhäusern vorzugehen. Abg. Fetisch (lonf) empfahl, wiitschastlich rationell zu bauen. Ein- samilienhäuser feien ein Luxus. Die Vorlage und die Denk schrift werden nunmehr an die Budgetkommission zur Vorberatung überwiesen. ES folgte die Beratung des An trages v Kardorss (frk ), die Regierung wolle beim Bundes rat dahin wirken, dass die Mittel, die zur Gewährung von Beihilfen von 120 M an alle al- berechtigt anerkannte Veteranen fehlen, durch Nachtragsetat alsbald belchafft werden Nachdem Abg Arendt (srk.) den Antrag begründet hatte, bemerkte Minister v Miquel, er halte dies Vorgehen für bedenklich wegen der Konsequenzen, die sich daraus ergeben würden ES liege doch zunächst den Gemeinden die Ehren pflicht ob, sür diese alten Leute zu sorgen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Sodann wurden noch Peti tionen erledigt. Nächste Sitzung: Montag. Oesterreich-Ungarn. Wien. Der Minister de« Auswärtigen Graf GoluchowSki ist von Buda-Pest hierher zurückgekehrt. — Vorgestern nachmittag fand im Ministerrats- Präsidium unter dem Vorsitze des Ministerpräsidenten Grafen Thun eine mehrstündige Ministerkonferenz statt, an der alle in Wien anwesenden Mitglieder de« Kabinett« teilnahmen. Graz. Im gestrigen Landtage kam ein Bericht des VersassungSausschusse» über die Anfrage Posch, Kottu- linSky und Genossen, betreffend die Handhabung des 8 14 de« Staatsgrundgesetze«, zur Verhandlung. Der Bericht gipfelt in folgendem Anträge: Der steier märkische Landtag spricht seine Ueberzeugung dahin au«, daß die seiten der Regierung beliebte Hand habung des ß 14 des StaatSgrundgesetzeS über die Reichsvertretung mit dem Wortlaute und dem Geiste dieser Gesetzesbestimmung im Widerspruche steht, somit dem österreichischen Staatsrechte widerstreitet. Der Landtag legt demnach gegen diesen Vorgang seine ent schiedene Verwahrung ein und betont aufs nachdrücklichste die dringende Notwendigkeit, unter der Anerkennung ver natürlichen Rechte des deutschen Volksstammes in Oester reich und damit unter der Zurückführung de« Staate« in die verlassenen Bahnen seiner geschichtlich begründeten und natürlich gegebenen Entwickelung ehestens zur Her stellung verfassungsmäßiger Zustände und geordneter parlamentarischer Verhältnisse zu gelangen. Buda-Pest. In der gestrigen Sitzung des Abgeord netenhauses beantwortete der Ministerpräsident v. Szell eine Interpellation de» oppositionellen Abg. Edmund Barta, d«tr die Anleihe von 11 Mill Gulden, wegrn deren der gemeinsame Finanzminister v. Kallay zur Deckung der Kosten der bosnischen Eisenbahnen mit der Leipziger Bank ein Abkommen getroffen habe Szell sagte, dies« Anleih« im Nominalb«trage von 11 Mill. Gulden und mit einer Verzinsung von 4H Proz. fei ab geschlossen worden, jedoch nicht mit der Leipziger Bank, sondern mit einer Gruppe, zu der sich einzelne Banken Oesterreich« und Ungarn« mit der Leipziger Bank ver einigt hätten. Die ungarische Negierung habe von den Bedingungen des Anleihegeschäft« Kenntnis genommen, auch auf dessen Abschluß den gesetzlich ihr zustehenden Einfluß genommen, jedoch auf die Festsetzung der einzeln«» Bedingungen nicht «ingewirkt, weil sich dies nach der bisherigen Praxi« nicht als zweckmäßig und not wendig erwiesen habe Ministerpräsident v Szell erklärte im weiteren Verlaufe der Verhandlung, daß die Finanzen und der Kredit Ungarn« auf fo fester Grundlage stehen, daß sowohl Ungarn wie auch Österreich Anspruch aus eine vierprozentige Anleihe haben. Schließlich wurde die Ant wort de« Ministerpräsidenten mit großer Majorität zur Kenntnis genommen In Beantwortung einer Inter pellation de« Abg. Franz Major, ob der Minister de» Aeußern beabsichtige, ein Gebiet an der chinesischen Küste zu pachten, oder ob dies schon eine vollzogene Thatsache sei, erklärte der Ministerpräsident v. Szell, der Minister de» Aeußern habe derzeit nicht die Absicht, ein Gebiet in China zu erwerben, von einer vollzogenen Thatsache könne nicht die Rede sein. In Beantwortung der Interpellation Pichler betreffend einen Zwischen fall, an dem ungarische Rumänen und der Wiener Bürgermeister vr. Lueger beteiligt seien, bestritt Ministerpräsident v Szell die Wahrheit der Behauptung, daß ungarische Rumänen nach dem Verbote einer von ihnen geplanten Versammlung sich telegraphisch an Lueger gewandt hätten, damit er ihre Beschwerden vor den Monarchen bringe, er gab vielmehr nur zu, daß eine solche Absicht möglicherweise bestanden hat. Der Inter pellant Pichler sprach hierauf von Aeußerungen gegen Ungarn, die vorgestern Lueger im niederösterreichischen Landtage gethan habe und die lächerliche Expektorationen seien, und knüpfte daran die Frage an den Ministerpräsi denten, ob er sich vor Lueger fürchte und deshalb seine Ausfälle unerwidert lasse. Unter dem Beifall des ganzen Hause« erklärte hierauf der Ministerpräsident, daß er sich weder al« Privatmann noch al« Ministerpräsident vor vr. Lueger fürchte. Er, Redner, achte seine Stellung zu hoch, als daß er sich dazu herablassen würde, die hohlen Drohungen vr. Luegers ernst zu nehmen und mit ihm im ungarischen Parlament zu polemisieren. Der Interpellant und da« Hau« nahmen diese Antwort mit einhelligem Beifall zur Kenntnis. Frankreich. Pari«. Gestern fandca zwei Versammlungen statt, eine von den Anhängern der Revision, die andere unter dem Schutze der Mitglieder der Ligue de la patrie franvaise. Am Schluss« beider Versamm lungen kam e« zu einem Handgemenge zwischen den Anhängern beider Parteien; mehrere Personen wurden verwundet. Italien. Rom Deputiertenkammer. Der Deputierte Randaccio fragt den Marineminister, ob e« wahr sei, daß er einen Kreuzer vom Typus de» englischen Lch n s „Diana" zu kaufen beabsichtige. Marineminister Palumbo antwortet in bejahendem Sinne und verweist auf die geringe Anzahl der italienischen Kriegsschiffe. Die De putierten Randaccio de Nobili und Salandra er klären sich gegen den beabsichtigten Ankauf und führen al« Gründe dafür an: 1) Italien bedürfe gepanzerter, nicht aber nur geschützter Kreuzer; 2) Italien besitze 4 Regierung»- und mehrere Privatwerften und brauche deshalb sich nicht an das Ausland zu wenden; 3) e« sei ein Widerspruch, erst Schiffe an das Ausland zu ver kaufen und jetzt Schiffe zu kaufen. Palumbo rechtfertigt den beabsichtigten Ankauf, der von großem Nutzen sei, da e« sich um ein Schiff von großer Geschwindigkeit handele. Palumbo fügt hinzu, di« Verhandlungen, die über den Preis von 10 200000 Lire eingeleitet seien, könnten nicht aufgeschoben werden. Er habe, al» er unter Brin Unterstaatssekretär gewesen sei, den von Brin be werkstelligten Verkauf von Schiffen nicht gebilligt, Brin habe ihm aber damal« entgegengehalten, höhere staatliche Interessen sprächen für den Verkauf. Randaccio und zehn andere Deputierte bringen hierauf einen Antrag ein, durch welchen die Regierung aufgefordert wird, die Verhandlungen über den Ankauf des Schiffe« bis zur Beratung des Marinebudgets einzufiellen. Ueber diesen Antrag wird die Kammer heute beraten. (Die Anfrage Randaccio« bezieht sich auf den vonArmstrcng für Chin» erbaute« Kreuz«, „Harchi") veltle». Brüssel In Lüttich hat der Ausstand größeren Umfang angenommen und sich auf zwei wertere Kohlen bergwerke, die von Glain und Et Nicola», ausgedehnt Es kommen beträchtliche Mengen ausländischer Kohlen an. Mehrere Fabriken mußten «inen Teil ihrer Feuer löschen, mehrere andere werden genötigt sein, ,n kurzem di« Arbritrn völlig einzustellen Im B«ck«n von Mons hat sich di« Zahl der Ausständigen um 390 vermehrt und beträgt jetzt 13 175, im Bassin du Centre ist di« Zahl d«r Ausständigen um 474 zurückgegangen und be trägt jetzt 12 610, im Becken von Charleroi bat die Zahl der Ausständigen um 300 zugenommen und pellt sich nunmehr auf 21 600. überall herrscht Ruhe Grndtrttannle». London Die „Times" veröffentlichen einen ge heimen Bericht des russischen Finanzmmifter» Witte an das Minifterkomitee über die englisch-russischen Handelsbeziehungen. Der Bericht besagt, England sei der einzige Markt, auf dem Rußland einen Aus gleich für die gegenwärtige Depression seiner Landwirt schaft finden könne Zudem komme England ebensosehr al» Markt für die Unterbringung russischer Anleihen m Betracht. Solch ein Markt sei England auch vor de» Wirren an der afghanischen Grenze gewesen. Diese Un ruhen hätten aber Rußland bewogen, seine An leihen in Berlin unterzubringen und später unter dem Drucke der politischen Verwickelungen in Frank reich. Bezüglich diese« letzten Punkte« glaubt der Finanzminister nicht, daß man große Hoffnungen für die Zukunft hegen könne. Frankreich finde, nachdem e» Geld in russischen Werten angelegt habe, e» überflüssig, weiterzugehen; Frankreich verschließe im Gegen teil die Thür seines Marktes vor Rußland durch Schutz zölle, während es im Begriff sei, seine Waren nach Ruß land zu importieren. Diese Erwägungen hätten ihn (Witte) veranlaßt, der Lage de« englischen Marktes be sondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. (Wiederholt) Spante«. Madrid. Der „Liberal" veröffentlicht Erklärungen de« Finanzminister« Villaverde, in welchen dieser ver sichert, die Meldungen der Blätter über seine Finanz projekte seien in keiner Weise begründet. Er habe niemandem seine Ansicht über die Frage, ob die Renten- steuer sich auf die Inhaber der Titel der auswärtigen Schuld erstrecken solle, mitgeteilt. DSnemark. Kopenhagen. Die Regierung designierte den dänischen Gesandten in London de Bille zum ersten und den ehemaligen Kriegsminister Oberst Schnack zum zweiten Delegierten auf der Konferenz im Haag. Der Assistent im Ministerium des Aeußeren Baron Otto Reedtz Thott wird der Delegation beigegeben. valgarie«. Sofia. Die Regierung hat die Einladung zur Konferenz im Haag erhalten. Al« einziger Delegierter ist der bulgarische Agent in Et. Petersburg Stanciow bestimmt. Amerika. Washington. Als Beweis, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika gewillt sind, freundschaftliche Beziehungen zu Deutschland ausrecht zu erhalten, wird hier dre Thatsache angesehen, daß Präsident McKinley den Plan für die Legung eine« neuen Kabel» zwischen Deutschland und Amerika genehmigt hat. — Das Marine-Departement hat folgende Erklärung erlassen: Kapitän Coghlan hat dem De partement geantwortet, daß die Blätter seine Worte nicht mit voller Genauigkeit wiedergegeben hätten. Er habe weder eine Unehrerbietigkeit gegen die deutsche Flagge noch eine Mißachtung derselben beabsichtigt. Er bedaure es auf das tiefste, daß feine Aeußerungen eine derartige Auslegung erfahren haben. Kapitän Coghlan wird einen Verweis erhalten und die Angelegenheit in gebührender Weise erledigt werden. — Ein Korrespondent der „Evening World" meldet au« Manila von gestern, Admiral Dewey habe ihm einen Brief von Admiral v Diederichs gezeigt, in welchem derselbe ihm seinen Glückwunsch auisprach zu feiner wohlverdienten Beförderung, und desgleichen feine, Deweys, Antwort. Dewey sagte zu dem Korrespon denten, alle angeblichen Differenzen zwischen ihm und v. Diederichs seien Zeitungsmache. treten. Wie ander«, ruhiger und edler muten die in griechisch-italischem Stile gehaltenen Schmuckformen an, die später wirklich zur Ausführung gekommen, jetzt auch bereit» von den angrenzenden Straßen aus klar eikrnnbar sind und sich die beste Zeit griechischer Kunst, die vor nehmsten Zeugnisse ihre« Siegeslaufs auf italischem Boden zum Vorbilde genommen haben! Den geschilderten und im Rohbau und der Außen- bekleidung fertigen Hallenbauten ist ein zu bedeutender Höhe ansteigender Postamentbau vorgelagert, von dessen Plattform man jetzt eine umfassende Aussicht über ganz Rom und Umgebung von dem Südrand des Saniculus aus link« bi« zur Gegend von Maria Maggiore nach rechts genießt Er wird die kolossale bronzene Reiter- statue Viktor Emanuels tragen, die im Atelier de» Bild hauer» Chiaradia im Mausoleum des Augustu» ihrer Vollendung entgegengeht. Hinter dem Postamentbau und auf die Rückwand des Denkmals sich aufbauend wird sich ein Portikus erheben. Sein Fußboden wird etwa in Höhe der Fenster der Kirche Aracoeli zu liegen kommen, seine Bekrönung zu der von Denkmalsbauten wohl kaum erreichten Höhe von 63 H m ansteigen. Er verdeckt aller dings vollständig die Seitenfassade der Kirche, die ja architektonisch nichts Bemerkenswertes bietet, er wird aber auch der Reiterstatue einen wirkungsvollen Hintergrund schaffen. Denn seine wie des gesamten Denkmals Be kleidung wird von dem weiß leuchtenden Bresciasandstein q> ! lldet werden, der seine Farbe, wie ältere BreScianer Bauten beweisen, kaum verändert und äußerst wetterhart ist. In den nächsten Monaten sollen 10 000 gm diese» wertvollen und von Sacconi zum ersten Mal für modern« Monumentalbauten herangezogenen Material» au» den Bre«cianer Sandsteingruben herbeigeschafft werden. ES führt da« auf die eingangs erwähnte neuerlich er- solqte Bewilligung bedeutenderer Summen für die Z'Nnihr.ing der Arbeiten Es sind für die nächsten vier Rechnungsjahre insgesamt 8 Mill Lire bewilligt, von denen etwa 3',^ Mill dem Rechnungsjahre 1899 bis 1900 zu gute kommen sollen Die Gesamtkosten des Denkmal» sind auf 24H Mill veranschlagt Von ihnen sind für Preisausschreiben, Expropriationen, Gehälter, Schuppenbauten rc. und die Reiterstatue etwa 5'L Mill, verbrauch!, 5 Mill, sind verbaut. Es stehen also noch 14 Mill, zur Verfügung Gras Sacconi macht sich an heischig, die Arbeiten in acht Jahren zu vollenden. 20 Jrhre würden bei den riesenhaften Verhältnissen des Denk mals keine so sehr lange Bauzeit darstellen Ich kann nach meiner Wanderung durch und auf da« Denkmal mich nur dem Wunsche eine« römischen Blatte« anschließen, daß wie die anderen Schmerzenskinder römischer moderner Bauthätigkeit ihre einflußreichen Vorkämpfer haben, wie die Poliklinik den Unterricht»minister Bacelli, der Justizpalast den Kammerpräsidenten Zanardelli, daß so auch das Viktor Emanuel-Denkmal in dem jedesmaligen Arbeitsminister einen so thatkräftigen Vertreter finde wie jetzt in dem Minister Lacava. v. Gr. Generalversammlung der Deutschen Shakespeare- Gesellschaft. Die diesjährige Generalversammlung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft wurde, wie wir bereits kurz ge meldet haben, am Sonnabend in Weimar abgehalten AIS Ort der nächsten Versammlung der Shakespeare- Gesellschaft wurde abermals Weimar bestimmt Nach Erledigung der wesentlichen Punkte der Geschäfts ordnung gab der Vorsitzende Hrn. Prof. vr. Aloy» Brandl von der Berliner Universität das Wort zu seinem Fest vortrag über „Shakespeares Vorgänger". An einer Stätte wie Weimar, so ungefähr begann der Redner, erscheine es ihm engherzig, unter Shakespeare» Vor gängern nur die Geister zweiten und dritten Range» zu verstehen, die unmittelbar vor ihm die Londoner Bühne beherrschten; würdiger sei es, ihn mit seinesgleichen zu sammenzuhalten, wie mit den großen Tragikern de» griechischen Altertum«, von denen eine Linie direkter Nachwirkung bi« zu Shakespeare herab zu verfolgen sei. Allerdings seien die grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem altklasfischen und dem romantischen Drama nicht hinwegzuleugnen. Gewiß wär« auch da« streng durch geführte Pathos der griechischen Tragödie, fowie die einseitige Lustigkeit der Plautinischen und Terenzischen Komödie verschieden von dem gemischten Tone bei Shakespeare. Ferner seien Unterschiere in dcr Technik vorhanden; bei den Alten beginne die Hand- lang fast stets erst nach dem fertigen Konflikt, sodaß nur die Katastrophe darzustellen wäre. Anders bei Shakespeare; der zeigt die Liebe Romeo« im Entstehen und läßt Lear auf offener Bühne die wahrheitsliebende Tochter verstoßen. Verschieden sei ferner auch die geringe Zahl der Personen im antiken Drama und die Be wältigung der Massen bei Shakespeare. Weiter dort breite Erzählung und lyrische Ergüsse durch den Chor, hier die in Handlung umgesetzte Empfindung; endlich im attischen Drama der Altar auf der Bühne, das rituelle Element, dem hier eine konfessionslose, sittlich-ernste Weltlichkeit entspricht. So scheine allerdings zwischen den Alten und Shakespeare eine unüberbrückbare Kluft zu liegen. Dagegen fei jedoch viele« einzuwenden. All' die genannten Unterschiede feien doch nicht allein ent scheidend; schon im Drama des Euripides war der stark« Unterschied zwischen Tragödie und Komödie durchbrochen; auch bei Sophokles, ja selbst in den „Eumeniden" des Aeschylo». Uebrigen« fänden sich auch bei Shakespeare Tragödien ohne komischen Einschlag, wie z. B. „Richard Ul" und wohl auch „Othello". Ferner sei in der griechischen Tragödie der Konflikt nicht immer schon da, wie die Entwickelung der sich an einander reihenden Dramen mit Iphigenie als Mittelpunkt u. a. beweisen. Die Unterschiede seien also schließlich nur relative. Dagegen fehle e« nicht an mancherlei Ueber einstimmungen So wäre die griechische Ausfassung deS Tragischen al« einer über da« Gewöhnliche so hoch hinau«gehenden Leben«führung, daß der Held dadurch auf Erden unmöglich wird, bei Shakespeare wiederzufinden. Dabei seien einzelne Charaktertypen den beiden dramatischen Schulen gemein; so erschein« Klytämnestra, di« Buhlrrin und Rächerin, wieder al« Tamora im „Titu« Andronicu«". Aehnliche Parallelen ergeben Oreste« und Hamlet, König Oedipu« mit Antigone und Lear mit Cordelia, Alkesti« und Hermione, Pyrgopolimki« vei PlauruS und Sir John Falstaff. Man könne da, besonders seit dar lateinische Schuldrama des 16. Jahrhunderts ans Licht gezogen worden sei, genauer die Fäden verfolgen, Lie sich von Aeschylo« und Sophokles bi« zu Shakespeare hin ziehen. Den lateinischen Dramenschreibern gebühre der Ruhm, die Kunstform und viele Charaktertypen der griechischen Tragödie nach England verpflanzt zu haben. Zwei Männer wären zu nennen: der Schotte Buchanan und der Londoner Grimald. Auf die lateinischen Schuldramen folgte der Beginn der Senecaübersetzungen in« Englische von 1559 bis 1587. Hier stoßen wir auf die Nachahmer, die man gewöhnlich als „Shakespeares Vorgänger" bezeichnet. Ihre Wirksamkeit bestand zumeist in der Einbürgerung antiker Muster, die jetzt, getragen von der heimatlichen Sprache, in die weitesten Kreis« drangen. Das älteste Bei spiel eines höfisch englischen Trauerspiel« ist da« von den beiden feindlichen König«söhnen Ferrex und Porrex, die an Eteokle« und Polyneike» erinnern. Im Jahre 1561 für Elisabeth verfaßt, führt r« bereit« die Entstehung de« Konfliktes vor, bewegt sich aber sonst im ununterbrochenen Patho», erzählt die Hauptgeschehnisse und hat noch Len Chor. Einen Fortschritt bezeichnet da« Volkstheater „Appiu» und Virginia", wohl das öltest« Stück Ler Volksbühne, da« sich erhalten hat, erinnert an Jphigenia und Jephta» Tochter, verzichtet bereit« auf den Chor und enthält eine komische Rolle (vapbararck), sucht auch sonst durch allerlei Theatralische« die Schaulust Le» Publikum» zu kitzeln. Mit der Adaptierung der Technik ging tzjx Nationali sierung antiker Charaktertypen Hand m Hand Mit der Gestalt der Klytämntstra sucht« man auf Maria Stuart zu deuten, die damal« ihren ersten Mann durch Mord verloren und den Mörder mit verdächtiger Eile ge- heiratet hatte Zwanzig Jahre später, al» da» Haupt der Stuart auf dem Schaffst fi«l, wurde der Klytämnestra- typu» «eradezu Modesache Ein anderer Typus, der des «dein Mädchen«, wurde durch den Einfluß der Lieb««- dichtung modernisiert; man denk« nur an di« Btllimperi«
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