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Dresdner Journal : 17.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-17
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 17.04.1899
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^ 7" 722 nison statt. Nachdem der Kaiser mit einer glänzenden Suite, in der sich fast sämtlich« Militärattaches befanden, di« Treffen abgeritten war, erfolgte der Vorbeimarsch Der Kaiser wurde aus dem Hin- und Rückweg« vom Publikum enthusiastisch begrüßt. — Da« „Reutersche Bureau" in London erfährt, die am Sonnabend von un« veröffentlichte Meldung der „Neuen Freien Presse" über di« Antwort der enzy besuchten mit den bei Höchstdenselben zur Zeit weilenden Durchlauchtigsten Verwandten heute vormittag den Zoologischen Garten. Oesterretch-Uugar«. Wien. Wie bereit« in der letzten Nummer de« Blattes gemeldet wurde, fand am Sonnabend in An treten gewesenen Bergarbeiter unter dem Einflüsse und , der Leitung der sozialdemokratischen Partei stehen, erhellt, Wesenheit de« diplomatischen Corps und eine» zahlreichen von den früher angeführten Thatsachen abgesehen, unter Publikum« die Frühjahrsparade der Wiener Gar- Anderem daraus, daß den Vorsitz im Kongreß der be kannte sozialdemokratische Agitator, ehemalige Bergmann Schröder (der auf dem vorjährigen Kongresse, nach seiner Entlastung au« dem Zuchthause, zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde) und ein sozialdemokratischer Reichstag«- abgeordneter führten. Die im Zusammenhangs mit dem Kongreß in Halle abgehaltene Generalversammlung de« deutschen Berg, und Hüttenarbeiterverbande« aber wurde Tagesgeschichte. Dresden, 17. April. Ihre Majestäten der König und die Königin erteilten gestern vormittag nach dem Besuche des Gottesdienstes einige Audienzen im Residenzschlosse. Nachmittags 5 Uhr fand bei Ihren König lichen Majestäten in Billa Strehlen Familien tafel statt, an welcher außer den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses die nach genannten Höchsten Herrschaften teilnahmen: Se. Königl. HoheitderGroßherzogvonMecklenburg-Schwerin, Se. Königl Hoheit der Herzog und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Herzogin Philipp von Württemberg, Se. Königl. Hoheit der Herzog und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Herzogin Albrecht von Württemberg, Ihre Königl. Hoheit die Frau Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Ihre Hoheiten die Herzöge Paul Friedrich von Mecklenburg- Schwerin und Adolf von Mecklenburg-Strelitz und Ihre Durchlauchten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich von Hohcnzollern. Heute vormittag HU Uhr kamen Se. Majestät derKönig ins Residenzschloß, nahmen zunächst mili tärische Meldungen entgegen und empfingen dann die Königl. StaatSmmister und HofdepartementSchesS zu Vorträgen. Dresden, 17. April. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzessin Mathilde und der Prinz Albert wohnten gestern, Sonntag abend, derJubiläumS-Aufführung „Die Schöpfung", Oratorium von Haydn, in der Dreikönigskirche bei. Dresden, 17. April. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August hat Sich vergangene Nacht nach Zittau begeben, um daselbst heute und morgen den Compagnie-Besichtigungen des 3. In fanterieregiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" beizuwohnen. Höchstderselbe gedachte auch bei dieser Gelegenheit einer Einladung des StadtrateS zu Zittau zur Auerhahnjagd im städtischen Forst Folge zu leisten, sowie dem Oybin-Museum des Hrn. vr. Moschkau einen Besuch abzustatten. Dresden, 17. April. Vorgestern Nachmittag 4 Uhr 27 Min. trafen aus Potsdam Se. Königl. Hoheit der Herzog und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Herzogin Albrecht von Württemberg mit den Durchlauchtigsten Söhnen, den Herzögen Philipp Albrecht und Albrecht Eugen zum Besuche Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg und der bei Höchstdenselben weilenden Durchlauchtigsten Eltern ein. Die hohen Verwandten wurden auf dem Haupt bahnhof von Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prin zessin Johann Georg begrüßt und nahmen im PalaiS Parkstraße Wohnung. Dresden, 17. April. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg von einem früheren sozirl demokratischen Reichätrasabgeord« neten eröffnet, während ein gegenwärtig dem Reich«läge angehörender sozialdemokratischer Abgeordneter die Haupt- rede hielt. Wie unter solchen Umständen bestritten werde« kann, daß Kongreß und Verband ein sozialdemokratische« Gepräge an sich trugen, ist unverständlich. Bemängelt wird ferner der Hinweis de« offiziösen Berliner Organ« darauf, daß der alte sozialdemokrulische Verband nur einen Bruchteil der deutschen Berg- und Hüttenarbeiter in sich schließt Die Zahl der Verband«mitglied«r wird von dem eigenen Vorstande auf höchsten« 28 OVO angegeben Da aber nun nach der Geoerbezählung die Zahl der Bera- und Hüttenarbeiter in Deutschland ungefähr eine halbe Million beträgt, so gehören dem Verbände noch nicht 6 vom Hundert der Arbeiter dieser Berus»kategone an. Auch in dieser Beziehung find mithin die erhobenen Ei». Wendungen nicht stichhaltig. — Die „B. P. N." schreiben: Unsere Mitteilung, daß di« Verwaltung einiger Zwanglinnungen m sozialdemokratische Hände überlangen sei, wurde von einem Blatte angezweifelt. Jetzt brmgt da« sozial demokratische Zentralorgan die Meldung, daß die Schuh, macher.Zwangsinnung in Lübeck in Erwägung gezogen habe, sich al« Korporation am Maifestzuge zu beteiligen. Hoffentlich ist danach den Zweiflern an der Richtigkeit unserer Mitteilung die nötige Klarheit über den Charakter einzelner Zwang«innung»verwaltungen gekommen — Da» preußische Abgeordnetenhaus setzte vor gestern die erste Lesung der Kanalvorlage fort. Abg. Schwarze (g.) meint, man habe die Rentabilität der Schiff, fahrt aas dem Kanal mit Unrecht bezweifelt. Für Westfalen sei der Kanal eine unbedingte Notwendigkeit, da die gegen, wärtigen BerkehrSverhältnisse in ihrer Unzulänglichkeit eine ernste Kalamität für den staatlichen Besamtverkehr herbeisühreu könnten. LandwirtfchaftSminister Frhr v. Hammer stein erörterte die Entstehungsgeschichte der Vorlage. Lie Idee einer Verbindung de» Rheine- mit der Llbe sei bereit» im vorigen Jahrhundert entstanden. Rach dem Jahre 1870 fei der Plan von neuem durch die Kommunen angeregt und die Ausführung deS Kanals durch den Staat gewünscht worden. Dabei sei stets die Frage erwogen worden, ob rin solcher Kanal auch den landwirtschaftlichen Interessen entspreche. Wenn der Bau de- Kanal- abgelehnt werde, dann werde das Privat kapital sich des Unternehmen» bemächtigen und dann verliere die Regierung den Einfluß auf die Tarisiestsetzung. (Lebhafter Widerspruch, Lachen rechts.) Nachteile, die der Kanal für einzelne landwirtschaftliche Bezirke habe, seien nur gering gegen über den allgemeinen Vorteilen, die nach technischen Berech nungen eintreten würden Die Kompensationsansprache seien ganz unannehmbar. Die Industrie brauche den «anal; lehne man ihn ab, dann verschärfe man nicht bloS den vorhandenen Verkehrsnotstand, sondern auch den Gegensatz zwischen Industrie und Landwirtschaft, der bisher in ersreulicher Weise verhüllt worden sei. Der Minister wie» al-dann aus die bedeutendcn Zuwendungen hin, die sür den Osten durch die Hohenzollern gemacht seien, seit die Orden-ritter dort den Boden mit ihrem Blute beseuchtet hätten. Der Mittellandkanal sei ein politisch und wirtschaftlich absolut notwendiges BedürsniS. Abg Gras Strachwitz (Z) verlangte als Vorbedingung sür die Annahme der Vorlage den Nachweis, daß die in Betracht kommen den Interessen gleichmäßig berücksichtigt seien. Er sülchte, daß die von dem Kanal erhofften Vorteile aus politi schem, wirtschaftlichem und militärischem Gebiete nicht ein treten würden. Er sei der Ansicht, daß die Vorlage nur dann zur Annahme gelangen könne, wenn nach gewiesen werde, daß die Kanalgegner Unrecht hätten. Der Landwirtschaft könne man alle die Vorteile, die ihr von dem Kanal in Aussicht gestellt seien, viel leichter gewähren, wenn man ihr Staffeltarise gewähre, die man wegen der Handelsverträge habe auiheben müssen Die Kommission werte ernstlich prüscn müssen, wie der Berühr in unserem Vaierlande billiger und schneller gestaltet werden könne. Minister Thielen betonte, er halte an dem Kostenanschläge sür den Kanal fest, und versicherte, daß eine Ueberschreitunq de- An schläge» ausgeschlossen sei Auch werde sich der Mittelland kanal zweifellos gut rentieren. Mit den Kanalverhältnissen Englands und Amerikas ließen sich die unsrigen nicht ver gleichen. Der Kanal werde unter den günstigsten BerkehrS- au-stchten gebaut werden. Empfehlenswert würde e» sein, wenn einmal das ganze hohe Haus die Verhältnisse im Kohlenrevier au- eigener Anschauung kennen lernte ES sei kaum zu glauben, mit welchen Schwierigkeiten der Verkehr dort zu kämpsen habe. Geh. Oberbaurat Kummer ging aus die Meliorationen ein, die mit dem Kanalbau sür dir davon berührten Gegenden ver bunden sein würden und verteidigte die Zuverlässigkeit der Kostenanschläge, die sehr vorsichtig ausgestellt seien, so daß eine spätere Ueberschreitung ausgeschlossen erscheine. Abg v d. Borght (natl.) erklärte, der Kanal sei durchaus nötig und empsahl die Annahme der Vorlage. — Nächste Sitzung Montag: Kanal vorlage. Dentsche, «et». * Berlin. Sr Majestät der Kaiser hörten vor. gestern vormittag die Vorträge de« Chef« deü General- stabe«, General« Grafen v. Schliessen, und de« Chef« de« Militärkabinett«, General« v Hahnke. Um 1 Uhr nahmen Se. Majestät da« Frühstück beim Oberstallmeister Grafen v Wedel ein Nach der Rückkehr in« Königl. Schloß arbeiteten Se. Majestät Zur Abendtasel bei Ihren Ma jestäten war der Oberstallmeister Graf Wedel mit Ge mahlin geladen: von 10 Uhr ab fanden musikalische Vorträge der russischen Sängerin Frau Marie Gorlenko- Dolina und der Cellistin Elsa Rüger statt — Gestern morgen besuchten Ihre Majestäten den Gotte«dienst in der Jnterim«-Domkirche Um H12 Uhr sprachen Se Ma- jestät der Kaiser in dem Lawn-Trnni«.Saale de« Schlosse« Monbijou die Maler v Menzel, v. Kossak und Röchling. — Die „Nordd. Allg Ztg." hat die Mitteilung der Braunschweiger „Neuest. Nachr", S«. Majestät der Kaiser habe gelegentlich geäußert, wenn er, der Kaiser, im Jahre 1866 mit zu beraten gehabt hätte, würde Hannover nicht annektiert worden sein, al« jeder Begründung ent. kehrend bezeichnet. Die Braunschweiger „Neuest. Nachr." nennen nunmehr al« ihren Gewähr«mann, demgegenüber der Kaiser die Aeußerung gethan haben soll, den Major a. D. und Königl. Kammerherrn Götz v. Olenhusen. Der letztere erklärt indessen im „Hannov. Courier", „daß Se. Majestät der Kaiser sich ihm gegenüber nie über die Annexion Hannover« ausgesprochen hat und daher die ihm (Hrn Götz v. Olenhusen) untergeschobene Aeußerung niemals von ihm gemacht ist". Im übrigen behalte er sich alle weiteren Schritte gegen die Verbreiter jener Nachricht vor. Außerdem schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrer zweiten SonntagSauSgabe: „Die Braunschweiger „Neuest. Nachr." versuchen, ihre bereit« al« dreiste Er findung gekennzeichneten Angaben über eine angebliche Aeußerung Se. Majestät de« Kaiser« aufrecht zu erhalten, indem sie den Major a D. und Königl Kammerherrn Götz v. Olenhusen al» Gewährsmann namhaft machen. Wir wiederholen den Braunschweiger „Neuest. Nachr", daß die Behauptung, Se. Majestät der Kaiser habe unter irgendwelchen Umständen ein Bedauern über die Annexion Hannovers ausgedrückt, erlogen ist. — Frhr. Speck v. Sternburg, der die deutschen Interessen in der Samoa-Kommission vertreten soll, steht seit zehn Jahren im Dienste de« Auswärtigen Amte«; vorher gehörte er der Königl. Sächsischen Armee an Er trat 1870 ein, wurde 1883 Rittmeister im 19.(Königin-) Husaren-Regiment, wurde 1884 L la suito gestellt und auf ein Jahr beurlaubt und kam dann in da« 17. Ulanen- Regiment, in dem er verblieb, bis er 1889 al« Haupt- mann ä la 8uits de» Generalstabes zur Gesandtschaft nach Washington kommandiert wurde. Im Jahre 1891 wurde er al« charakterisierter Major der Gesandtschaft in Peking auftragsweise al« Legationssekretär beigegeben und 1894 mit der Uniform de« 19. Husaren-Regiment« z. D. gestellt. Im März 1896 kam er nach BuenoS-AyreS und im Oktober derselben Jahre» nach Belgrad. Dort erhielt er im Dezember 1897 den Charakter al« Legationsrat. Seit dem Februar 1898 ist Frhr. Speck v. Sternburg Erster Sekretär bei der Botschaft in Washington. — In der am 13. d. Mts. unter dem Vorsitze de« Staatsministers, Staatssekretärs de« Innern vr. Grafen v. Posadowsky abgehaltenen Plenarsitzung de« BundeS- rats wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen: der Entwurf eines Gesetzes für Eisaß-Lothringen wegen Ab änderung de« ErbschrftSsteuergesetze», die Vorlage wegen Änderung der SchiffsvermcssungS-Ordnung, der Gesetz entwurf über die Gebühren für die Benutzung de» Kaiser Wilhelm-Kanals, der Entwurf einer ReichS-Schulden- ordnung, der Nachtragrantrag Preußens wegen Ausführ ung des Börsengesetzes, sowie die Reichttagsbeschlüsse, be treffend die Einsetzung einer Reichskommission zur Beauf sichtigung der mehreren Staaten gemeinsamen Wasser straßen, und betreffend die Errichtung kaufmännischer Schiedsgerichte. Die Zustimmung wurde erteilt: einem Anträge, betreffend zollfreien Einlaß der von der inter nationalen Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg zurückgelangenden Güter, dem Entwürfe von Bestimmungen über die Arbeitszeit in Getreidemühlen, dem Entwürfe von Bestimmungen, betreffend Ausnahmen von dem Ver bote der SonntagSarbeit im Gewerbebetriebe, der Vor lage, betreffend die Anerkennung belgischer Prüfungszeichen sür Handfeuerwaffen im Deutschen Reiche, der Vorlage, betreffend die Abänderung der Nummer XIV der An lage 8 zur Verkehr«ordnung für die Eisenbahnen Deutsch lands, endlich dem Anträge Sachsen«, betreffend neue Satzungen der Arbeiter-Pension«kasse der Königl Sächsischen Staat«eisenbahnen. Außerdem wurde über die Sr. Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschläge wegen Besetzung mehrerer Stellen beim Reichsgericht, sowie über eine An zahl von Eingaben Beschluß gefaßt — In einer vorgestern abend im Reich»tag«bause stattgehadten, au« allen Teilen de» Reiche« zahlreich be suchten Sitzung de« Großen Au«schusse« de« Zentral verein« für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt wurde die folgende Resolution de« Gesamtoorstande« einstimmig angenommen: „DerZentral- vereia für die Hebung der deutschen Fluß- und Kanal schiffahrt begrüßt, indem er unverändert auf dem Boden seiner Resolution vom 7. Mai 1897 steht, den von der Königl. StaatSregierung eingebrachten Gesetzentwurf betr Ausführung de« Rkein-Eldekanal« auf da« freudigste Er halt an der Ueberzeugung von der Notwendigkeit de« Au«baue« eine« umfassenden Wasserstraßennrtzr« für Deutschland nach wie vor fest. Ein notwendige« Glied diese« Wasserstraßennetze« ist seiner Ansicht nach der Rhein-Weser-Elbe-Kanal. Der Große Ausschuß empfiehlt daher die Herstellung de« Rhein-Weser-Elbe-Kanal« unter Berücksichtigung derjenigen wirtschaftlichen Ausgleichungen, die sich bei näherer Prüfung al« berechtigt Herausstellen " — Die Aufgabe de« Konaresse« zur Bekämpfung der Tuberkulose al« Volkskrankheit, welcher unter dem Allerhöchsten Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und dem Ehrenvorsitze de« Reich«kanzler«, Fürsten zu Hohenlohe-Schilling»fürst, in der Pfingstwochr in Berlm stanfmdet, ist erfreulicherweise vom Publikum durchau» nchug erkannt worden. Man glaubte anfänglich in manchen Kreisen, daß e« sich bei dieser Veranstaltung de« unter dem Vorsitze de» Staatssekretär» Grafen v. Posa dowsky thätigen deutschen Zentralkomitee« sür Lungen heilstätten um sachwissenschaftliche Beratungen handle, bei denen die Gelehrten der Medizin sich in da« Studium der Tuberkulose vertiefen wollten Dies ist bei dem Pfingstkongreß nicht beabsichtigt. Er soll sich vielmehr von fachwissenschastlichen Tagungen der Aerzte ganz wesentlich dadurch unterscheiden, daß lediglich bereits erforschte und wissenschaftlich anerkannte Thatsachen, soweit sie für die Bekämpfung der großen Volktseuche praktischen Nutzen haben, in gemeinverständlicher Form von Autoritäten vor getragen werden. Der Kongreß ist deshalb eher al« ein sozialhygienischer, sozialpolitischer anzusehen, zumal e« sich in erster Linie darum handeln wird, die Hilf«mittel der großen deutschen ArbeiterverficherungS-Gesetzgebung in ihrer Anwendung auf die Volksgesundheit«pflege und Seuchen bekämpfung der weiteren Oeffentlichkeit vor Augen zu führen In welchem Umfange da« Publikum diesen Zwecken de« Kongresses volles Verständnis entgegenbringt, zeigt nicht allein die Zusammensetzung de« in der Bild ung begriffenen allgemeinen Berliner Kongreßkomitee«, dem Vertreter aller Gesellschaftskreise angehören, sondern auch die Liste der für den Kongreß angemeldeten Mitglieder au« allen Teilen deS Reiches, welche sich au« Angehörigen aller Berufsstände und zugleich aus Delegierten der ver schiedensten staatlichen und sonstigen Behörden, Korpora tionen und Vereinen aller Art zusammensetzen. Namentlich bringen die industriellen Arbeitgeber, in deren thatkräftiger Unterstützung die deutsche Heilstättenbewegung eine ihrer hauptsächlichsten Stützen gefunden hat, und ohne deren einsichtsvolle Mitwirkung die Abwehrmoßregeln gegen die Schwindsucht schlechterdings erfolglos bleiben würden, den Beratungen ein lebhafte« Interesse entgegen. Die Vor träge aus dem Kongresse werden, entsprechend ihrem Zwecke, weite Kreise aufzuklüren und mit feststehenden hygienischen Grundsätzen schnell bekanntzumachcn, sehr kurz und ge meinverständlich gehalten sein. Erörterungen über nicht völlig geklärte medizinische Fragen werden selbsterständlich zu vermeiden sein. Nähere Auskunft über den Kongreß erteilt das unter dem Vorsitze des Herzog« von Ratibor thätige Organisationskomitee, dessen Bureau sich Berlin VV., Wilhelmplatz 2, befindet. — Dem „Vorwärts" zufolge ist Privatdozent vr. NronS bereits benachrichtigt worden, daß das Disziplinar verfahren gegen ihn eingeleitet woroen ist. Die von ihm angesagten Vorlesungen sind nicht ans schwarze Brett der Universität angeschlagen werden. — Demokratische Blätter geben ihrer Entrüstuntz dar über Ausdruck, daß in der „Berl. Corr." der vor einigen Tagen in Halle abgehaltene „I!. Kongreß deutscher Berg- und Hüttenarbeiter" als eine sozialdemo kratische Veranstaltung gekennzeichnet worden ist. Der „Vorwärtt" hat sogar behauptet, daß der von den Führern des alten sozialdemokratischen Verbandes einberufene Kon greß im Gegensatz zu der sozialdemokratischen Partei stehe. Richtig ist, wie demgegenüber bemerkt werden muß, nur, daß der Kongreß die Erörterung parteipolitischer Themata in zweckbewußter Absicht zu vermeiden bestrebt war. In welchem Maße aber die in Halle versammelt oder ver- einer Partei, die sich die Niederwerfung der Staats ordnung zum Ziele gesetzt hat. Im übrigen wieder holt der Herr Professor hier genau da«, was wir al ben Grundgedanken seiner früheren Auslassungen hervorgehoben hatten: daS staatliche Vorgehen zur Er richtung von Kampfgenossenschaften, um höhere Löhne zu erstreiten; er glaubt, den Weg zum sozialen Frieden in dem Bestehen einer allumfassenden Organi sation der Arbeitnehmer gefunden zu haben Die Verirrungen dieser doktrinären Lehrmeinung sind so häufig nachgewiesen und durch die praktische Erfahrung bestätigt worden, daß man dieselben hier nicht zu er örtern braucht. Wir haben dem Brentanoschen sozial politischen Aktionsprogramm namentlich deshalb Be rücksichtigung geschenkt, weil der Herr Verfasser seine Forderungen gewissermaßen als die Frucht reifer fach männischer Erkenntnis dem staatlichen „Dilettantismus" gegenübergestellt hatte. Der Herr Verfasser beruft sich darauf, daß er in den einschlägigen Fragen seit 30 Jahren auf dem Kampfplatze stehe. Seit 30 und mehr Jahren ist aber auch die staatliche Sozialpolitik in Deutschland am Werke, und sie hat wahrlich mehr positive Erfolge gezeitigt als die theoretischen Kon struktionen des Hrn. Prof. Brentano, der über die „Dilettantenarbeit" der verbündeten Regierungen spöttelt, weil diese auf den gegebenen Verhältnissen weiter zu bauen sich für verpflichtet erachten. In diesem Streben werden sie sich auch durch Hrn. Brentano nicht irremachen lassen. Ursprünglichkeit, die dem herrlichen Werke eine Lebens dauer bis in ferne Zeiten verbürgen Die Veranstaltung der JubiläumSaufsührung, die durch den Besuch Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen Georg, der Prinzessin Mathilde und des Prinzen Albert ausgezeichnet war, ist an erster Stelle Hrn Musikdirektor Felix Ramoth und den Vorständen de« Bachvereins und des Neustädter Chorgesangverein« zu danken. Die vereinigten Chöre erfreuten durch sichere Beherrschung ihrer musikalischen Aufgaben, durch Wohlklang und rhythmische Festigkeit. Hinsichtlich der Temponahme waren mehrfache Abweichungen von den Dresdner, durch Aufführungen in den Jahren 1882, 1884, 1889 und 1892 bestätigten Traditionen zu bemerken. So hat man den Chor „Mit Staunen" (^Ilvxro mocksrato) im ersten und das Duett zwischen Adam und Eva im dritten Teile noch nie in einem so lebhaften Zeitmaße gehört, als in der gestrigen Aufführung. Die melodischen Linien der Gesänge kamen dabei kaum zu voller und eindringlicher Geltung. Bis auf die Weglassung einer Wiederholung in der Arie „Holde Gattin" kam das Oratorium völlig originalgetreu zur Aufführung. Ueberwältigend wirkte wieder, und zwar nicht zum wenigsten durch da« machtvolle Eingreifen der Orgel (Hr. Töpfer), der grandiose O-äur.Akkord bei den Worten: „Und e« ward Licht!" Bekannt ist die Aeußer ung Haydn« über die packende, ja erschütternde Wirkung dieser scheinbar so einfachen Stelle. Um die in letzter Stunde erfolgte Uebernahme der Sopransoli machte sich Frl Melanie Dietel verdient Ihre frische, klare Stimme und ihr technische« Können kamen namentlich in der tonschönen Wiedergabe der Arie „Nun beut die Flur" vorteilhaft zur Geltung. Gewandt und sicher wußten sich die Herren Emil Pinks au« Leipzig und Victor Porth mit den Tenor- und Barytonpartien de« Werkes abzu finden, während der Raphael de« Hrn. Wilh. Rabat dem Sänger namentlich nach der Tiefe zu sehr günstig lag. Bi« zum tiefen v vermochte die markige Stimme zweimal hinabzusteigen In dem von der Kapelle des 2. Grenadierregiment« Nr. 101 gestellten, durchaus zu verlässigen Orchester überraschten die Klarmelten und Flöten durch ihren Wohlklang. Die gelungene, dankens werte Aufführung war verhältnismäßig gut besucht. U. S. 17. Kongreß für innere Medizin zu Karlsbad. III. Den Hauptgegrnstand der DonnerStagS-Sitzung bildeten die Referate und die Diskussion über Leukämie und Leukocytose. Da« erste Referat gab Löwit-Innsbruck. Leukämie und Leukocytose sind Krankheiten, die eine Ver mehrung der weißen Blutkörperchen (Leukocyten) mit sich bringen Die Ursache der Erkrankung liegt in den Blut bereitenden Organen, und zwar Milz, Lymphdrüsen und Knochenmark Bei der Erkrankung des Knochenmarke« findet sich im peripheren Blute eine Amöbe, die Löwit Vaomamovba IsuKasmiL« waxv» nennt. Bei der Er krankung der Lymphdrüsen finden sich im peripheren Blute nur selten Parasiten; in den Blutzellen bildenden Organen findet sich dagegen die von Löwit bezeichnete vasmaioosba leukaslniae vivax. Dazwischen giebt eS Mischinfektionen. Die Uebertragung der leukämischen Infektion gelang an Versuchstieren, die häufig erst nach mehreren Monaten zu Grunde gingen. Der Amöbennachweis im Blute zeigte sich konstant auch am frischen, ungefärbten Präparate Die Infektion konnte durch Impfung von Tier auf Tier übertragen werden Dagegen gelang noch nicht die künstliche Kultur der Hämamöbe. E« macht den Eindruck, al« ob die Entwickelung einer Amöben generation im Reagenzglase unter entsprechenden Be dingungen gelingen würde. Der zweite Referent, Minkowski-Straßburg, betonte die Bedeutung der Zellchemie bei dieser Erkrankung und wie« auf die Wichtigkeit der Untersuchung der-Zell kerne hin Bi» man aber in der Lage sein werde, die Ergebnisse solcher Untersuchungen für die Deutung von klinischen KrankheitSerscheinungen zu verwerten, ser noch ein weiter Weg zurückzulegen Hierbei sei da« Studium der Stoffwechselprodukte der Leukocyten von immenser Wichtig ¬ keit. In mancher Beziehung habe man bereit« jetzt wuttige Ergebnisse geliefert, so vor allem in der Lehre von der Harnsäurebildung, die in ihrer modernen Gestalt ihren AuSgang von den Beobachtungen der gesteigerten Harnsäureausscheidung bei der Leukämie und Leukocytose genommen habe — Praktisch klinisch solle man die Leukämie von der Leukocytose trennen Leukämie fei eine schwere progressive unheilbare Krankheit, Leukocytose eine vorübergehende, vielfach sogar heilsame KrankheitSerschein- ung. Die Trennung beider Krankenbilder müsse am besten durch die Gesamtheit der Symptome erfolgen, ebenso müsse das klinische Gesamtbild für die Unter scheidung der verschiedenen Formen maßgebend sein. — E« giebt drei Hauptgruppen von Leukämie: die genuine Leukämie, die akute Leukämie und die chronische Lymphämie. Die Leukocytose kommt physiologisch bei der Verdauung vor, pathologisch bei akuten Infektionskrankheiten. Auf diesem Gebiete stehen der Therapie wertvolle Handhaben in Aussicht, da man in der Lage ist, durch verschiedene Organextrakte, Bakterienprodukte und Medikamente die Zahl der Leukocyten im Blute zu vermehren oder zu vermindern. Die ersten Anregungen zur Behandlung Leukämischer mit derartigen Mitteln hat der vor kurzem in so tragischer Weise als Opfer seiner Pflichttreue an der Pest verstorbene vr. Müller gegeben. Nicht lange mehr und der von Virchow vor fünfzig Jahren aus gesprochene Satz: „Ich «indiziere für die farblosen Blut körperchen eine Stelle in der Pathologie" geht auch sür die Therapie in Erfüllung. Zum Präsidenten de» nächsten Kongresses in Wies baden wurde Prof. Jaksch-Prag gewählt An derDiSkusfion beteiligten sich u a KrauS-Prag und Grawitz Berlin. Letzterer berichtete über seine hochinteressanten Versuche über Leukocytose an Tieren, indem er da» Knochenmark frisch resecierter Rippen untersuchte. Grawitz machte darauf aufmerksam, daß auch andere Organe noch Leukocyten bilden Da» Studium der Leukocyten sei ein großes Forschungsgebiet Kühnau-Bre-lau, der viele Fälle in Schlesien beobachtet hat, sprach über leukämische Nierenoeränverungen Jacod-Berlin steht aas dem Standpunkte, daß die weißen Blutkörperchen eine Schutz wehr bei akuten Infektionskrankheiten bilden. Goldscheidrr- Berlin betonte die Bedeutung oer Löwitschen Forschungen und Entdeckungen, sprach aber sein Bedenken gegcn die Uebertragung der Leukämie aus. KrauS-Graz hat in seinen Fällen bei Leukocytose die Zunahme de» Fibrin» gehalte» de» Blute» beobachtet Krönig-Berlin macht seine Diagnose au» dem Zerfall der weißen Blutkörper. Tas Schlußwort nahmen die beiden Referenten Löwit teilte mit, daß er feine Epoche machende Methode io extenso zur Nachprüfung publizieren werde, da sie mündlich ver breitet zu Irrtümern Anlaß geben könnte. Die Nachmittag»sitzung wurde wieder mit De monstrationen eröffnet: Die Heidelberger Klinik hat eine Sammlung von Gallensteinen ausgestellt, die in der erwähnten Anstalt durch Operationen entfernt wurden Löwit-Jnnsbruck zeigte die vielfach besprochenen Häma möben. Durch da» Mikroskop betrachtet breitet sich die Amöbe am Rande der Leukocyten nach Art von Spinn fäden au«. Während die Leukocyten blau gefärbt sind, haben die Amöben rote Färbung. Folgende Vorträge wurden gehalten: Petersen-Heidelberg besprach rin Grenzgebiet der internen Medizin und der Ehirurbir. Er giebt die An zeigen zu chirurgischen Eingriffen ber gutartigen Magen- erkrankungen Noorden-Frankfurt äußerte sich zur Behandlung der chronischen Nierenkrankheiten; er übte Kritik an der weitverbreiteten Mode, den Nieren kranken nur da» weiße Fleisch zu gestatten, da« braune Fleisch aber zu verbieten; wichtiger sei die Frage der Wasserzufuhr Durch da« jetzt üblich« Verfahren, den Patienten mit Schrumpfniere sehr viel Milch und Mineral wasser zu verordnen, werde da» Gefäßsystem ungebührlich überlastet und da« Herz gefährdet. Auch wandte er sich gegen den Mißbrauch, Kranken mit Schrumpfniere syste matisch« Milchkuren zu verordnen, oder sie zu Trinkkuren an alkalische Quellen tNeuenahr) zu sende«. Fernes
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