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Dresdner Journal : 15.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189904153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-15
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1899
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veznrspret«: Dresden vierteljährlich: 2 Mark KO Pf., bei den -niier lich deutschen Postanstaltr» vuricljährlich »Mark; außer halb des Deutfchen Reiche« Post» und Stempelzuschlaa. Einzel« Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Su-nahme der Sonn» und Feiertage abend«. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1SÜ5 Dresdner M Journal» Ankündtgun ««gebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen» und Zissernsah entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwrngcrstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 1SV5 ^86. Sonnabend, den 15. April abends. 1899. Amtlicher Teil. Am 1. Mai diese- Jahre- wird an der Linie Mulda-Sayda, zwischen den Haltestellen Voigtsdorf und Friedebach der neue Haltepunkt Nnterfrtedebach für den allgemeinen Personen- und Gepäckverkehr er öffnet. lieber die dort haltenden Züge enthält der am gleichen Tage in Kraft tretende Sommerfahrplan die näheren Angaben, während über die Tarife da- Er forderliche durch Anschlag auf dem neuen Haltepunkte und den benachbarten Verkehrsstellen bekannt gegeben wird. Der Fahrkartenverkauf und Gepäckdienst er folgt durch Zugführer. Dresden, am 12. April 1899. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. von Kirchbach. Ernennungen, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Hm Geschäft-beretchedeSMtniftertumS der Finanzen. Der zeitherige Maschinenmeister der Königl. Pulverfabrik in Gnaschwitz bei Bautzen Hauschild ist ohne Aenderung seine» DiensiprädikatS zur Beaussichiigung der Ausführung deS Ma schinen- und heiztcchnischen Teile« de« in Dresden zu errich tenden staatlichen Fernheiz- und ElektrizilälSwerlc« angestellt worden. Im Geschäftsbereiche be» Ministertu»« be« Kult«« an» öffentlichen Unterricht». Erledigt: die zweite ständige Lehrerstelle in Thierseld. «ollator: die oberste Schulbehörde. Linlommen: neben freier Wohnung und Gartennutzung 1300 Mark und 3K M. für den Fortbildungsschulunterricht. Besuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung«- und «mt-führung«- zeugnisfe bi» zum i.Mai bei dem Königl BezirkSschulinfpektor Schulrat Lohfe in Zwickau einzureichen. — Zu besetzen: die 2. Lehrerstelle an der vierklassigrn Volksschule in Mahli« Lollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M. Gehalt, 200 M. vorausgewährte Alter-zulage, ev. AlterS- zulage längerer Dienstzeit, freie Wohnung mit Obst- und Bemüse- garien Besuche sind mit sämtlichen Prüfung«- und AmtS- führungSzeugnissen bis zum 26. April bei dem Königl. Bezirks- schulinspektor Reil in Oschatz einzurrichen. — Besucht für 1. Mai ein Vikar für eine ständige Lehrerstellr. Geeignete Bewerber, auch Kandidaten der Theologie, wollen ihre Zeugnisse um gehend bei dem Königl. Bez>rk«schulinspektor Reil in Oschatz einreichen. Nichtamtlicher Teil. Tie auswärtige Politik der Woche. Tcr Hr. Staatssekretär v. Bülow hat in der gestrigen Sitzung de- Reichstages über Deutschlands bisherige diplomatische Arbeit in der Samoasrage Aufschlüsse erteilt, die auf allen Seiten der Hauses lebhafte Zustimmung und Beifall gefunden haben. Das nahezu einstimmige Vertrauensvotum unserer parlamentarischen Vertretung mag dem Leiter deS Auswärtigen Amts als eine wohlverdiente Entschädig ung für die ungerechten Angriffe gelten, denen seine Thätigkeit auf Grund unvollständiger und durchaus parteiisch gefärbter Berichte von Blättern deS un» auf Samoa gegenüberstehenden Auslandes als Ziel scheibe dienen mußte. Nach den Erklärungen de» Hm. v. Bülow werden auch weniger wohlwollende Beurteiler zugeben müssen, daß unser Auswärtige» Amt, weit entfernt in der Samoasrage zurückzuweichen, diplomatisch die Lage jederzeit beherrscht hat. Unter mißlichen Umständen, ohne genügende Kabelverbindung mit dem Schauplatze der Ereignisse, ohne den Rück halt, den da» Vorhandensein materieller Machtmittel an Ort und Stelle gewährt, ohne einen Bundes ¬ genossen zur Rechten oder zur Linken, hat die deutsche Diplomatie das ungleiche Spiel, in dem Zwei gegen Einen standen, vorläufig glücklich zum Abschluß ge bracht und durch entschiedenes Auftreten nach den amerikanischen auch die englischen Staatsmänner von der Richtigkeit de» deutschen Standpunkte» überzeugt. Namentlich in London ist „nach Ueberwindung nicht unerheblicher Schwierigkeiten", wie der Hr. Staats sekretär sagte, die Achtung vor den vertragsmäßigen Rechten Deutschlands aufs neue hergestellt worden. Diese Rechte mit dem Aufgebote aller diplomatischen Mittel ungeschmälert zu behaupten, bezeichnete Hr. v. Bülow unter dem Beifall deS gesamten Reichstage» als unsere nationale Ehrenpflicht. Man wird in der festen, freien Sprache des Hrn. Staatssekretär- auch im AuSlande den unverfälschten Ausdruck der deutschen Volksmeinung erblicken. Hoffentlich verzichtet nun aber auch ein gewisser Bruchteil der inländischen Presse auf da- weitere AuSspinnen der unangebrachten Klagen über die „Schwäche" unserer Politik und die „tiefe Mißstimmung im Volke". Die Samoasrage ist zu einem Entrüstungsfeldzug gegen die durchaus mit der Vorsicht und dem Augenmaß unseres ersten Reichskanzler» verfahrende Leitung de» Auswärtigen Amt» so ungeeignet wie möglich. Die künstliche Gereiztheit, womit der schon er wähnte Teil unserer Presse bei Besprechung der Samoa-Frage dem Auswärtigen Amte gegenüdertrat, suchte und fand den willkommenen Anlaß za weiterer Aufregung in gewissen Meldungen englischer Blätter über einen angeblichen Vorstoß der britischen Politik auf denTonga-Jnseln. Die imperialistischen Schrei hälse in Australien fabelten von dem bereit» voll zogenen oder nahe bevorstehenden Erwerb der Tonga- Gruppe durch Großbritannien, und die Erbpächter des kolonialen Ehrgefühls in Deutschland fielen richtig auf die plumpe Mache hinein, sprachen in hohen und tiefen Tönen von einer neuen „Vergewaltigung unserer Interessen in der Südsee" und riefen „Wehe!" über unsere amtliche Politik. Besonder» vorgeschrittene Blätter dieser Richtung griffen die Reichsregierung in der stärksten Weise an — nicht weil auf Tonga etwas gegen uns geschehen sei, sondern sür den Fall, daß etwas geschehen sein könnte! Es war ein Kampf mit Gespenstern. Die Tonga-Inseln sind durch einen Vertrag zwischen dem Reich und Großbritannien au» dem Jahre 1886 ausdrücklich für neutral erklärt. Da» Londoner Kabinett ist also rechtlich gor nicht in der Lage, eine britische Vorherrschaft über Tonga zu verkünden, ohne zuvor Deutschland» Einverständnis zu haben. Dieses aber ist nicht nachgesucht worden und würde auch ohne Gegenleistungen nicht erteilt werden. Von den Vereinbarungen Englands mit Ruß land über Fragen der ostasiatischen Politik wurde auch in der verflossenen Woche jenseits des Kanals viel Aufhebens gemocht, vielleicht in der Ab sicht, Deutschland dmch Vorspiegelung englisch-russi scher Annäherung in der Samoa-Frage einzuschüchtern. Wir werden aber, so oft wir von einer solchen An näherung hören, e» wohl vorziehen, unS über den In halt etwaiger Verabredungen Rußlands mit England in St. Petersburg Auskunft zu holen, um die Londoner Angaben auf das richtige Maß zurückzuführen. Nach zuverlässigen russischen Versicherungen sind im vor liegenden Falle, vermutlich um für die kommende Friedenskonferenz einen passenden Auftakt zwischen St. Petersburg und London zu gewinnen, einige ziemlich allgemein gehaltene Erklärungen auSgetauscht worden, wonach Rußland bei seinem Vorgehen in der Mandschurei von der britischen Diplomatie fernerhin nicht mehr behelligt werden darf, während anderseits der englische Handel dort, längs der mandschurischen Bahn, die berühmte „offene Tbür" finden soll. Zu irgendwelchen politischen Zugeständnissen hat sich Rußland nicht herdeigelassen, und selbst die nicht sonderlich verpflichtende Erklärung, den britischen Krämern in Niutschwang nicht da- Thor vor der Nase zumachen zu wollen, wird in russischen Blättern schon als zu weitgehend behandelt. Nach alledem ist England von einer gegen Deutschland verwettbaren Gestaltung seiner russischen Beziehungen weit entfernt. Die niederländische Regierung hat inzwischen die Einladungen zur Friedenskonferenz im Haag er gehen lassen; der 18. Mai als Datum deS Zu sammentritts bestätigt sich. Deutschland antwortete im Sinne freundschaftlichster Zustimmung, während manvon anderer Seite weniger bereit war, dem großen Kulturgedanken des Kaisers Nikolaus zur Verwirklichung zu helfen. Die Frage der Einladung des Papstes macht noch immer Schwierigkeiten, und in Sofia herrscht tiefe Verstimmung, weil Bulgarien auf der Konferenz nur als Vasallenstaat der Pforte vertreten sein wird. In den letzten Tagen ist auch die Frage der selbständigen oder nur unter britischer Bevormund ung zu gestattenden Beteiligung der den Holländern stammverwandten Transvaal-Republik aufgetaucht — alle- Punkte, die ernste Meinungsverschiedenheiten im Hintergründe haben und deren Erörterung kein sehr liebliches Vorspiel zu einer Friedenskonferenz bildet. Am Sonnabend voriger Woche standen vor dem Kassationshofe in Paris der Chefredakteur des „Figaro" und ter verantwortliche Redakteur dieses Blattes, wegen der bekannten Veröffentlichungen an geklagt. Das Gericht verurteilte jeden zu 500 FrcS. Geldstrafe, und am Sonntag früh setzte das Organ die eben verpönten Mitteilungen ruhig fort. An die Zeugnisse der Generale Mercier und Billot schloß sich die kürzere aber wichtige Vernehmung des Artillerie- majors Hartmann, der seine fachmännischen Anhalts punkte für die Annahme entwickelte, daß die Bemerk ungen im Bordereau über dar Geschütz 120 keinen Artilleristen zum Verfasser haben könnten. Haupt mann DreyfuS gehörte aber vordem dieser Waffe an. Sehr in Einzelheiten verliefen sich die Aussagen de» Generals Zurlinden, wogegen General GalliffetS Ent hüllungen über den Ruf Esterhazys in unterrichteten Kreisen zu einer Zeit, als man noch weit entfernt war diesen Mann öffentlich zu beargwöhnen, von Be deutung waren. Ein historisches Kapitel wurde durch die Vernehmung des früheren Präsidenten der Republik, Casimir-Perier, aufgeschlagen. Der Zeuge schilderte seine privaten Verhandlungen mit dem deutschen Bot schafter in Pari» zu Anfang Januar 1895. Es er hellte daraus, daß unsere Regierung in der rücksichts vollsten Weise vorgegangen ist und die delikate Stell ung deS Präsidenten im geringsten zu erschweren ver mied. Nach Casimir-Perier folgte im „Figaro" Ge neral Gonse, der offenbar ein vollkommenes Bild des ProzeßverlaufcS zu geben entschlossen ist. Der General erscheint von der Schuld DreyfuS' überzeugt, widerspricht also der Hartmannschen Auffassung und findet PicquartS Verhalten in mehrfacher Hinsicht tadelnswert — sehr im Gegensatz zu Galliffet, der dem Obersten ein ehrendes Zeugnis ausstellte. Wie schon in der vorigen Berichtswoche, gaben auch diesmal zahl reiche Auseinandersetzungen zwischen den bei der Ver öffentlichung eine Rolle Spielenden, ihren Advokaten re. der allgemeinen Sensation da» Nebengeleile, ferner brachte da» Blatt „Voltaire" seine gesonderte Ver öffentlichung der Aussagen Palöologues vor dem Kassationshofe zu Ende, welche erst durch die späteren „Figaro"-Mitteilungcn ins rechte Licht gelangten. Die Nachricht von dem nunmehr etwas geheimnisvoll wirkenden Selbstmorde LorinierS in St. Quentin, der früher bei Henry als Sekretär fungiert hatte, trug nicht zur Beruhigung der Gemüter in der französischen Hauptstadt bei. wenn auch daS KriegS- ministerium erklären ließ, von keiner Depesche, die eS an Lorimer gerichtet haben sollte und worauf er sich erst den Tod gegeben habe, etwas zu wissen. — Für die guten Dienste Frankreich- bei den FriedenS- verhandlungen mit Spanien bedankte sich Präsident Mc. Kinley bei Loubet. — Am Sonntag trat auch der französische Ministerpräsident Dupuy vor seine engeren Landsleute und zugleich Wähler in Le Puy mit einer Rede, die zu der voraufgehenden Ansprache LoubetS in Montelimar gewissermaßen einen er weiterten Kommentar bildete. Dupuy verwies ein leitend auf die guten Beziehungen Frankreichs zum AuSlande und streifte dann die verunglückten Ver suche plebiscitärer Aufwiegler mit gebührender Ge ringschätzung. Die DreyfuS-Sache angehend, sei jetzt deren endlicher Abschluß in Sehweite gekommen. Sie werde gelöst werden durch den Kassationshof, dessen nach Recht gefälltem Spruche sich Alle zu fügen hätten. Der „Figaro" ließ sich dazu freilich die Be merkung nicht entgehen, daß zu einem solchen Aus spruche keine übermäßige DivinationSgabe nötig ge wesen sei. Den Schluß auch von Dupuys Rede bildete die Apostrophe zu Gunsten der Armee, die nicht in die leidige Angelegenheit verwickelt werden dürfe. AuS Italien sind zwei erfreuliche Kundgebungen zu verzeichnen: der enthusiastische Empfang König Humberts und der Königin Margherita auf der Insel Sardinien, sodann die weihevolle Ansprache Papst Leos XIII. an das Kardinalskollegium, nicht nur des Inhaltes wegen erfreulich, der die friedens freundlichen Ideen des Oberhauptes der katholischen Kirche in klarer Form kündete, sondern auch wegen der dabei festgestellten Thatsache, daß der greise Papst wieder hinreichend gekräftigt ist, um sich den An strengungen eines offiziellen Empfanges dieser Art zu unterziehen. DaS italienische König«paar, im Hafen Cagliaris von einem eigen» entsandten französischen Geschwader, in der Stadt vom höchsten Jubel der Bevölkerung begrüßt, wird mit der Ueberzeugung heimkehren, ein der landesväterlichen Sorge besonder- bedürftige» Gebiet de» Staates in Augenschein ge nommen zu haben. Die Insel steht bekanntlich in ökonomischer wie kultureller Beziehung hinter allen übrigen Teilen de» Königreiches zurück. Seit einiger Zeit waren aus den Kreisen deutscher Interessenten Klagen über ungleichmäßige Behandlung deutscher Waren bei der Einfuhr in türkische Häfen laut geworden; namentlich wurde Beirut genannt. Da wiederum al» begründet anzuerkenneude Beschwerden von türkischer Seite eingelaufen sind, so finden augen blicklich Konferenzen zur Begleichung der Angelegen heit statt. Rumänien und Griechenland haben fast gleich zeitig eine Kabinettskrise zu verzeichnen gehabt. Die Demission de» Ministeriums Sturdza in Bukarest er folgte am Mittwoch, nachdem einige lärmende Scenen in den Straßen vorangegangen waren, hervorgerufen durch eine oppositionelle Kundgebung. Ter Rücktritt des Ministerpräsidenten Zaimis in Athen, schon vor einer Woche angekündigt, stellte sich al» eine Konse quenz der Präsidentenwahl in der griechischen Depu tiertenkammer dar, wobei eS der RegierungSkandidat Topalis nur auf 28 von 225 Stimmen brachte. König Georg berief sofort Theotokis zur Bildung eines der Mehrheit entsprechenden trikupistischen Kabi netts, dessen Mitgliederliste bereit» entworfen ist. General Oti», der amerikanische Höchstkommav- dierende auf den Philippinen, hatte sich inzwischen entschlossen, die Operationen weiter fottzusetzen. Ein Detachement unter General Lawson machte einen dem Gegner anscheinend unerwarteten Vorstoß nach Süden und entriß ihm die Stadt Santa Cruz, wobei den Amerikanern mehrere dort ankernde Schiffe und Lunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 14 d. Mt». „Hänsel und Gretel". Märchenspiel in drei Bildern von Adelheid Wette. Musik von Engelbett Humperdinck. In der Besetzung de« Märchenspiel« haben sich während der letzten Zeit erhebliche Veränderungen vollzogen. Außer dem Besenbinder und seinem Weib«, die seit langem von Hm Nebuschka und Frau Fröhlich gegeben worden, find alle Rollen in anderen Besitz übergegangen E» verlockt« un« einmal zu sehen, wie die junge Garde hier exerziere, und insbesondere die Leistungen der Frl«. Oberländer und Nast al« Hänsel und Gr-tel kennen zu lernen. Geht man bei deren Bewertung der Erinnerung an die ersten Vertreterinnen dieser Pattien nicht allzu weit nach, s» wird man sich namentlich durch die Darbiet ung de« Frl. Nast recht befriedigt fühlen. Diese junge Sängerin bringt für ihre Aufgabe eine sehr geeig nete, ansprechende Erscheinung und eine frisch klingende Stimme mit; sie hat sich in die Rolle vortrefflich eingelebt, ist mit ersichtlicher Freude bei der Sache und überrascht geradezu durch di« Ungezwungenheit und charakteristische Mannigfaltigkeit ihre« Spiel«. Sie wirkt durch ihre Beweglichkeit auch vorteUbait, mitbelebrnd auf die Partnerin ein, die für den Hänsel etwa» zu weichlich «utsieht und, da sie noch nicht die volle Freiheit in der gesanglichen und schauspielerischen Behandlung erlangt hat, sich noch gar behutsam und schwerfälliger bewegt, al« e« Gretel« Bruder, der sich doch von der Schwester fottreißen läßt, ansteht Anderseit« ist b-, Frl Oberländer, die über eine hübsche Stimme verfügt und sehr gut au«spricht, ein löblicher Eifer nicht ;u verkennen. AI« Taumännchen ist Frl. Wuschke schon öfter erschienen, wohingegen Frl So«na al« Sandmännchen un« neu war In der Steigerung der zwei Liede«, di« ihnen zufallen und die beide da» nämliche schöne Motto bringen, drang die Stimme der erstgenannten Sängerin kräftiger durch da« hier wie an so mancher Stelle der Oper durch Mittelstimmen unnötig verdickte Orchester Die Knu«perhexe ist in der ersten Zeit einer Sängerin zuetteilt gewesen. Wenn sie später Hrn. Erl übertragen wurde, so hat e« dafür zwar nicht an dem Beispiel ge fehlt, da« von einer oder auch mehreren anderen Bühnen gegeben war, doch scheint un« da« eifere Verfahren den Intentionen de« Komponisten und seiner Musik bester zu entsprechen Hr Erl macht eine vorzügliche Matke und ist sehr geschickt in Mimik und Bewegungen, aber sein Gesang bleibt, zumal sein Tenor nicht zu den Hellen gehört, die charakteristischen Wirkungen zumteil schuldig — Hr Kutzschbach leitete die Ausführung mit großer Hingabe P Sächsischer Kuustverein. IX Unter den figürlichen Darstellungen der vlämischen Maler, die im Kunstverein au«gestellt find, nehmen die Arbeiten Jost Jmpen»' (Brüssel) die erste Stelle ein. Sie können getrost den Werken mancher alten Nieder- linder an die Seite gestellt werden Außerordentlich feine Charaktettsierung«kunst verbindet sich in ihnen mit bestimmtester Zeichnung und energischer, stimmung«voller Tonmalerei. Der Meister hat drei gleichwertige Bilder au«g«stellt, eine ungemein kraftvoll erfaßte Wir1«bau«> scene „Würfelspieler", die Bauern beim Spiel und Trunk darstrllt, eine lebendige, koloristisch sehr reizvolle Atelier- szene, die einen seine Etvdienmappen durchblätternden Maler vor seiner Staffelei sitzend zeigt, und eine reizende kleine Szene „Ruhend«« Modell", die ein junge« Weib darstellt Die Jmpen«schen Bilder betonen in ent schiedener Weis«, wa» un« heutzutapr hi« und da, allerding« ziemlich verschüchtert, ein Porträt andeuttt. dre allmähliche Abwendung von einer dedtngungslbsen Hellmalnei und die Rückkehr zu einer tiefertonigen Manier. Man kann die« freudig begrüßen, weil damit die Hoffnung genährt wird, daß manche« Extrem gemildert werde. Tie sogenannte Hellmalerei war zweifello« wichtig sür die Schaffung einer neuen malerischen Renaissance, denn sie lehrte den Künstler, die feineren Farbenwerte, die in der tieftonigrn Malerei verloren zu gehen drohten, aut- zudrücken; aber ihre in« Maßlose getriebene Anwendung brachte manche Verletzung de« ästhetischen Gefühl« mit sich; sie wuch« sich allzusehr zu einer rücksichtslos»« Waffe gegen alle«, wa« nicht unbedingt der neuen Losung zu- stimmte, au» Man kann e« in den Bildern Josef Horenbant« (Gent) „Der kleine Kranke" und „Bei der Großmutter" in charakteristischer Weise erkennen, wohin Urber- treibung in dieser Hinsicht führt. Die Schärfe der Zeichnung und di« sorgsame Brhandlung der Farbe geht hier völlig verloren in vem Bestreben, bestimmte Lichtstimmungen au«- zudrücken Weit mehr Durchbildung zeigen die Arbeiten Jule« de Wette» (Gent), der ein Bild „Verlassen" aus gestellt hat. Auch er bevorzugt eine sogenannte Milieustimm ung, sättigt dies« aber doch mit einem guten Teil künstlerischer Beseelung. Glänzende Tonmalerei liebt Gustave Vanaise (Brüssel), von dem eine „Salome", ein „Trauriger Abend" und ein „Page" au-gestellt sind. Muß man an drm'nsteren Bilde auch da» etwa» theatralische Pctho« tadeln, mit dem der Vorgang dargestellt ist, so darf man doch di» reich« Farbengebung, durch die der Künstler Pracht und Prunk charakterisiert, loben Auf dem Bilde „Trauriger Abend" feffelt di« beserltr Darstellung de« Schwermütigen in der schwarzgekleideten Frauengestalt. An älter» nieder ländisch« Maler klingen auch die Arbeiten Läon Brünier« (Antwerpen) „Mandolinenspieler" und „Schachspieler" mit ihrem gesättigten Ton, ihrer scharf pointierten Zeichnung und ihrer vorzüglichen Ctonmalerei an Richt sehr glück- lich wirkt sowohl Theofiel Lybaert (Gent) mit seinen beid«n Bildern „Heilige Elisabeth von Ungarn" urd .JefuSkindlem", wie auch Edmond van Hove (Brügge) ,mit seiner „Mater Salvatori»" Ta« erstere Bild ist konventionell aufgrfaßt, r« betont allzu nachdrücklich die Hoheit und Heiligkeit de« Thema»; e« hat etwa» von der klösterlichen Hätte der Beuroner Kunstschule an sich, die ein gewiße« fromme« Spiel der Phantasie im An- dachts- und Heiligenbild« nicht gelten lassen will Auch den beiden anderen Gemälden fehlt der beseelte Aus druck, der lyrische Schwung, der gerade bei Darstellungen dieser Art unendlich erhebend wirkt. Theo van Ryssel berge ist bereit« bei Besprechung der Jmpressionisterr- au«stellung in Arnold« Kunstsalon seiner Eigenart nach gewürdigt worden, sodaß wir un« daraus beschränken können, sestzusicllen, daß sein imKunpv«einau»glfielltet Bild- ni« durch Wahrheit de« Au«druck« feffelt, während die beiden Landschaften über eine gekünstelt erscheinende Wirkung nicht hinauskommen Po:n .tbild«r haben Hermann Richir (Brüssel) und Jef Leempoel« (Brüssel) ausgestellt. Von de« «Heren Werken ist da« Pastellstück „Porträt" und da« farbig feine Bild „Coquetterie", von d»« letzteren die gut« Studie „Malergehilfe" drsondrr« hervorzuheben Auch die Dame in ganzer Figur von dem verstorbenen Lode wijk Dubai« (Brüssel) ist eine geschmackvolle Leistung, von sorgsamer künstlerischer und technischer Durchbildung. Zum Teil sehr gute Bilder findet man unter den Stillleben- und Blumenstöcken, al« deren hervorragendste Maler unter den vlämischen Künstlern Käthe Gilsoul- Hoppe (Brüssel) und Bertha Art (Brüssel) genannt seien Die erstere Künstlerin ist mit trefflich gelungenen „Hrckrosen" und „Mohnblumen", die letztere mit farbig prächtigen „Clemati« und Schwertlilien", „Anemonen" und „Rebhuhn und Orangen" vertreten Such daS Aquarell ist in beachtenswert«: Weise in der Ausstellung vertreten Reben dem bereit« im vorigen Bericht« ««nannten Maurits Hagemann -aben Hrndrik Staquet (Brüssel), Edmond Modove (Brüssel), Victor Nytterschaut (Brüssel), Armand Heim (G«nt) und
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