Suche löschen...
Dresdner Journal : 10.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189903101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-10
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Septem Dezent» o. I Hy»«. etrole» 2, ein-Schar» l>. ttagen. tt »< I» »» on lopri», Tanabu», »cistc-M, -P ;rtut 70« > LttN MM tt 11. Md» n nach: »d« «ütz legitnuM, « Suhk. Hwitz-Nie- Hosterwrtz: 5, S«, 1» !2U, 1, r, i, !b^, Letz, üll« IH rl Late Atz alb. l«üj, neue voad- «e and WH«, md RkaM rcific-Akk« ,te Staad» öondon»^, St. PeteL vrz«»»Pret-: hör Dulden vierteljöhrlich: j Marl 50 Ps, bei den Kaiser- Nch deutschen Postanstattrn vierteijthrlich »Mark; außer- halt de» Deutschen Reiche« Poß- und Stempelzuschlaa Ewzelne Nummern: 10 Ps Erscheine«: iLgluh mit Ausnahme der Senn- und Feiertage abends Femspr-Anschluß: Nr 1 SS.» Dresdner Journal. AnkündlgunsS-tbührrn: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Ps. Unler „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20 Fernspr-Anschluß: Nr. ISS.', O57 18SS Freitag, den 10. März abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Direktor der Frauenklinik in Dresden, Ge heimen Medizinalrat Professor vr. msä. Leopold, daS Comthurkreuz zweiter Klasse des Verdienstorden» zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachzenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar: der Trans port-Oberinspektor Bahmann in Dresden und der Bureau-Oberinspektor Klötzer daselbst da» von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen -Altenburg ihnen ver liehene Ritterkreuz l. Klasse der Sachsen-Lrnestinischen HauSordenS annehmen und tragen Das Ministerium des Innern hat der Zimmerer- KronkenunterstützungS« und Begräbnißkasse der Stadt Lommatzsch und Umgegend (e. H.) auf Grund de- II. Nachtrags vom 12. Februar 1899 zu den Satzungen luscheinigt, dah sie, vorbehaltlich der Hohe des Krankengeldes, den Anforderungen de- 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 8. März 1899. Ministerium des Innern, Abteilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, vr. Vodel. Klopfleisch. Snreuuuuge«, Versetzuugev rc. im öffentliche« Dienste. I« Geschäftsbereiche de» Ministerin»,» der Ftnanie«. Pc: der Verwaltung der Staatseisenbahne» sind er- nauul worden: Priemer, zeither StationsaWent I. Kl., als BahnhosSinspektor 1l. Kl in CoSwig; Fuhrmann und Lehrmann, zeither Bureauasststenten, als Betrieb-selrettre in khemnitz und Dresden; Kröner, zeither Bahnmeisterassistent, als Bahnmeister in Dornreichenbach; die nachgenannten Bremser als Echassner: Bergert in Slollberg, Hensel', Lehmann" und Roßberg' in Dresden, Krella in Görlitz und Siegert in Chemnitz; Lein' und Thiele', zeither BremSwärtrr, al« Schaffner in Zittau und Leipzig II; Müller, zeither Wagen- rückervvcwann, al« Weichenwärter II Kl in Wünschendes; die »achgenanntcn HilfSweichenwärtcr als Weichenwärter II. Kl : Fritzsche in Coswig, Gerlach in Plagwiy-Lindenau, Rüger in Leipzig I und Pech in Zöblitz; Michael, zeither Maschinen- wäiirr, al« Maschinenwärter II. Kl. in Wülknitz; Saupe und Sittel, zeither StationSgehilsen, al» Packer in Chemnitz; Tixich, zeither Hilsspacker, als Packer in Leipzig I; Fried rich, zeither Stellvertreter, und Seidel, zeither Vorarbeiter, als Bahnwärter sür Posten Dresden-Werdau «0II und Zwönitz- Chemnitz 8. Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: Bach mann, zeither Postdirektor in Grimma, als solcher in Crim- mw'chau I« Geschäftsbereiche be» «tniftertum» »e» Kult»» unb öffentlichen Unterricht«. Erledigt: die vierte ständige Lehrerkelle in Hartenstein. Kollator: Die oberste Schul behörde Einkommen: ivvo M Grundgehalt, SSO M. un widerrufliche persönliche Zulage, SV M für den Fortbildung«- fchulunterricht und 210 M. WohnungSgeld für einen verheil steten, lsv M sür einen unverheirateten Lehrer. Gesucht sind unter Veilügung sämtlicher Prüfung«- und AmtSiührungSzeugnisse bis zum 27. März bei dem König!. BezirkSschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen — Zu besetzen zu Ostern: Sine händige Lehrerstelle an der Schule in Oel«nitz i. E. Mit derselben ist ein AusangSgehalt von 1000 M und eine persönliche Zulage von 200 M bis zum Inkrafttreten der neuen, zur Zeit in Beratung stehenden GehaltSstaffel verbunden. Außeroem werden al« WohnungSgeld ISO M. sür einen un verheirateten und Slv bis SSO M sür einen verheirateten Lehrer gewährt. Bewerber wollen ihre Gesuche mit Zeugnissen bi: spätestens zum 20. März an den Bemeinderat in OelSnitz i. E. ein reiche». Kunst und Wissenschaft. IN Konzert. Am Donnerstag abend fand das letzte der drei niederländisch-deutschen Orgelkonzerte statt, die Hr. Hans Fährmann in der JohanneSkirche zum B. 'len der Gemeindediakonie veranstaltete. An den diesmaligen Darbietungen waren die Konzertsängerinnen Frau Marg. Elb und Frau Bächi-Fährmann, die Herren Konzert sänger Ed Mann und A Reichert, Hr. Kammer virtuos Böckmann sowie der verstärkte Kirchenchor und die Kapelle des 177 Infanterieregiment« unter Leitung bei Hrn. Röpenack neben dem Konzertgeber beteiligt. Die Hauptnummer des Programm« bildete ein Stobst mater von Franz Tuma, einem Zeitgenossen und Bekannten Gluck«. Die beste Zeit diese« böhmischen Tonsetzcr« fiel in da« Jahrzehnt 1740 bi« 1750, während dessen er an der Spitze der von der Kaiserin-Witwe Elisabeth Christine begründeten Kapelle in Wien thätig war Kenner seiner Messe rühmen ihm Strenge der Arbeit und Ernst der Gedanken nach, Eigenschaften, denen man auch in seinem Stabst matsr begegnet. Diese« Werk hat nicht die Mannigfaltigkeit der Formen, die schon frühere Kompositionen beispiel«weise von Steffani und Astorga aufweisen Ohne reichere Gliederung und kunstvollen Aufbau, wechselt c»ledialich zwischenvierstimmigemChorundSoloquartettav.Die einzelnen Teil« der Komposition (mit Orgel) gehen, ausgenommen da« zweite Quartett, mit den Bersen der Dichtung de« Jacoponu« de Benedicti» Di« Themrn sind «infach im Au«druck aber echt empfunden, der Saß ist sehr gediegen in der selbständigen Stimmführung. Di« Mehrzahl der Stücke ist ganz knapp gehalttn, nur der moll-Chor und namentlich der am reichsten figurierte Schlußchor laden breiter au«. In den Soloquartetten tritt etwa« von jrner kanonischen Führung hervor, die die venetianische Schule bevorzugt hat Sich aus den Zeitstandpunkt solcher Werke, die bei allem nicht Nichtamtlicher Teil. Eine mißglückte Kuu-geb»g. v 6. Die vorgestiige Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses wurde zum wesentlichen Teil von einer gänzlich deplacierten demokratischen Kundgebung auSgesüllt, die von dem volksparteilich-freisinnigen Abg. Munckel in Szene gesetzt wurde. Dieser Parla mentarier hielt er für angezeigt, die Angelegenheit des Friedhofs der Märzgefallenen in der Beratung des Etats de« Ministeriums der öffentlichen Arbeiten in einer Weise zur Sprache zu bringen, die drr Minister Thielen mit Recht als eine „Verherrlichung der Revolution oder drr Empörung von 1848" be zeichnen konnte. Der Minister beschränkte sich des weiteren darauf, die Ausführungen der Hrn Munckel namens der Staatsregierung auf das entschiedenste zurückzuweisen, und verweigerte im übrigen jedes Eingehen auf die gar nicht in die Beratung über sein Spezialressort gehörende Frage. Der freisinnige Redner hat seine Worte wohl namentlich zum Fenster hinaus gesprochen; es ist aber doch mindestens fraglich, ob die Draußenstehenden, auf die feine demonstrativen Aeußerungen wirken sollten, den Vorstoß de- Hrn. Munckel in einem ihm genehmen Sinne deuten werden. Ein Streit darüber, ob eine gegebene geschichtliche Entwickelung so oder anders ausgefallen wäre, wenn einzelne Zwischen glieder in derselben gefehlt hätten, kann als besonder- fruchtbar kaum bezeichnet werden. Auch wer die ganze sogenannte „Bewegung" von 1848 als eine bedeutungsvolle Phase in der neueren Geschichte Preußens und Deutschlands gelten läßt, braucht darum noch nicht zuzugehen, daß die deutsche Einheit ohne diese Bewegung überhaupt nicht sich hätte verwirklichen lassen. Und ganz sicher ist e-, daß die Erkämpfung der deutschen Einheit und die Errichtung eines lebenskräftig'rr Deutschen Reiche- unmöglich gewesen wäre, wenn die Empörer am 18. März gesiegt und wenn die Kämpfe mit einer völligen Niederlage der Monarchie geendet hätten. Denn die Monarchie ist hineingewachfen in das Bewußtsein des preußischen Volke-, sie ist verwachsen mit feiner an Kämpfen, Leiden und Siegen reichen Geschichte. Die Erhaltung des in ihr verkörperten zielbewußtrn persönlichen Willens war eine absolut erforderliche Lebensbedingung des preußischen Staates, wenn sich letzterer, umgeben von krieggewohnten Nach barn und von fremdem Volkstum, emporringen sollte zu machtvoller Stellung im Rate der Völker. Darum also kann die Verherrlichung des 18. März 1848 und derjenigen, die an diesem Tage gegen die Monarchie in den Kampf zogen, von den Vertretern der monarchischen Staatsgewalt in Preußen nicht gutgeheiben werden. Hr. Munckel aber hat selbst gesagt, daß er mit seiner Rede den 18. März habe verherrlichen wollen. Eine solche, mit dem preußischen Staatsgedanken unvereinbare Verherrlichung der Re volution ist, wenn sie unter Einhaltung der parla mentarischen Form geschieht, in der Volksvertretung nicht zu verhindern. Die Berliner Polizeiverwaltung aber erfüllt nur ihre Pflicht, wenn sie der monumen talen Verewigung revolutionärer Ereignisse hindernd in den Weg tritt. Sicherlich nicht alle, tie d«r ge planten monumentalen Ausgestaltung des PortalS zum Friedhof der Märzgefallenen zugestimmt haben, hegten die Absicht einer revolutionären Kundgebung. Daß aber der Plan als in diesem Sinne gedacht von der Bevölkerung aufgefaßt werden mußte — dafür hat die zu Gunsten dieses Planes entfaltete demokratische Agitation hinreichend gesorgt. Bedauerlich ist jedenfalls der auS den Reihen de- Freisinns neuerdings erfolgte parlamentarische Vorstoß zu Gunsten der Verherrlichung einer revolutionären Erhebung. Mit um so größerer Befriedigung kann die Thatsache festgestellt werden, daß dieser freisinnige Vorstoß auf feiten aller anderen Parteien des Land tage- kräftigem Widerspruche oder ablehnendem Schweigen begegnet und eben darum völlig miß glückt ist. Lozialdemokratie und Sozialpolitik. Unter dieser Aufschrift führt die „Kreuzzeitung" folgendes aus: Im Reichstage hat kürzlich wieder einmal ein „Genösse" prahlerisch erklärt, die Arbeiter brauchten sich sür die Wohl- thaten der sozialpolitischen Gesetzgebung bei niemanden zu be danken; denn diese Gesetzgebung sei doch auS der „Furcht vor der Sozialdemokratie" entsprungen. Hier haben wir die ganze Methode der Umsturzpartei in nuee, und noch dazu in einer Form, die der Natur der Sache nach jede Widerlegung so lange auSschließt, wir e« den Agitatoren sreifieh«, ihre Behauptungen beliebig zu wiederholen. Wie wenig sie zutreffen, läßt sich jedoch mittelbar, d h. an dem Beispiele eines anderen Lande», beweisen; wenn wir auch, wie gesagt, keineswegs den Anspruch erheben, die- der sozialdemokratischen Voreingenommenheit ein leuchtend zu machen. In Belgien hat die Umsturzpartei, die dort noch viel bösartiger hervortriit, als bei uns, seit Ein- sührung des allgemeinen Stimmrecht» einen Ausschwung ge nommen, der ihr, vergleichsweise, eine einflußreiche,e parlamen tarische Stellung sichert, al» sie sie sonst irgendwo besitzt; so zwar, daß ein Bündnis mit dem Liberalismus ihr in der Ab geordnetenkammer die Mehrheit verschaffen und so den Sturz der ultramontanen Herrschaft herbeisühren würde In Belgien hätte man also weit mehr Grund zur „Furcht vor der Sozial demokratie", al« bei un»; bei alledem ist davon aber wenig zu werken. Aus dem sozialpolitischem Gebiete kommt man nicht vom Flecke, von einer wirksamen Arbriterschuygesetzgebung ist so wenig die Rede, wie von der Durchführung der Sonntags ruhe, die die Sozialdemokratie von ihrem Standpunkte mit vollem Rechte al- eine besonder- wichtige Forderung betrachtet, und dir deshalb auch zu den wenigen gehört, der sie bei uns von vornherein ihre rückhaltlose Unterstützung geliehen hat. Ebenso wenig hat die Arbeiterversicherung bisher nennenswerte Ersclge zu verzeichnen. Den ersten wesentlichen Fortschritt stellt, wie die „Soziale Praxis" bemerkt, die im Jahre 1SSS erfolgte Errichtung eines befonderen Ministerium- sür Industrie und Arbeit dar. Der Arbeitsminister Prof. Nyssens ist aber in dem Augenblicke au- dem Amte gedrängt worden, wo er im Begriffe war, mit einem Gesetzentwürfe über die Reform de- ArbeitSvertrage-, sowie mit einem anderen über die Einsührung der ZwangS- Unfall-versicherung vor der Kammer zu erscheinen. Sein Nach folger Cooremann hat zwar erklärt, daß er die gleiche Richtung verfolgen werde; zu einer gesetzgeberischen Behandlung der ge- na»ntt» Entwürfe wird e« aber in der gegenwärtigen Tagung nicht mehr kommen, und gerade das haben die Gegner de» Ministers Nyssen- im Auge gehabt, als sie ihn stürzten. Die in Belgien in dieser Hinsicht besorgte Methode ist von jeher die des Verschleppen» gewesen, und man kann nicht leugnen, bi» jetzt hat sie sich „bewährt". Dir Großindustriellen sind vor allem deshalb gegen die Sozialresorm eingenommen, weil sie sich vor deren Kosten fürchten, und bei der geringen Verzinsung des belgischen groß- gewerblichen Kapitols läßt sich das bis zu einem gewissen Grade verstehen Ein großer Teil diese- Kapital» wandert deshalb ja auch auS, um namentlich in Rußland vorteilhaftere Anlage zu suchen. Bei dem außerordentlichen Reichtume des Lande- bleibt aber noch immer soviel übrig, um den Mit bewerb daheim gewaltig zu erschweren und, wie gesagt, eine recht unzulängliche Verzinsung übrig zu lassen So lange da» sich aber nicht ändert, läßt sich von der belgischen Sozialresorm, bei dem bedeutenden, wenn auch zum Teile nur mittelbaren Einfluß der Großindustriellen, nicht viel erwarten; um so weniger, als die namentlich in den achtziger Jahren häufigen Attsstandsversuche der Arbeiter stets ohne große Mühe haben unterdrückt werden können, da cS den Leuten selbstverständlich an jeder militärischen Ersahrung wie an der nötigen Bewaff nung sehlte. Eben so gewiß ist cS, daß sich das auch in Zukunft nicht ander- gestalten würde; denn in dieser Hinsicht hat sich neuer dings nicht daS geringste geändert. Auf dem Wege der Ge walt also können die Arbeiter nicht» erreichen; sollte eS ihnen aber gelingen, die gegenwärtig herrschende Partei mit dem Stimmzettel in der Hand zu besiegen, so würde sich ihre völlige Unfähigkeit, die Zügel selber zu sühren, sehr bald er weisen, und dementsprechend eia gewaltiger Rückschlag der öffentlichen Mnnunq folaen Ihre Leiffunqen aui dem Ge- ersten Range« find, zu begeben lst nicht letcht, so auch bei Tuma« „Stabat mator"; aber im Ganzen hörte man e« doch mit Interesse und gerade am Schlüsse wurde man am lebhaftesten von dieser Musik berührt Die Auf führung geschah auf Grund einer Partitur, die von dem um Tuma« Kompositionen eifrig bemühten Musikschriftsteller Otto Schmid zur Verfügung gestellt war Sie gelang in jeder Hinsicht befriedigend P Aufführungsabend. Al« Vorläufer der Osterprüf ungen veranstaltete die Rollfußsche Musikakademie für Damen gestern in den Räumen de» Institut« einen Vortragtabend An den Klaviervorträgen, denen al« gemeinsame Merkmale angenehme Tongebung, rhythmische Zuverlässigkeit und saubere Pedalbehandluna vorteilhaft zu statten kamen, waren Schülerinnen der Herren Prof. Rollfuß, Direktor Schumann und Alex. Wolf beteiligt. Die Wiedergabe der Beethovenschen K äar-Sonate erschien abgerundeter, fließender und sicherer al« der durch zeit weilige Unsicherheit der linken Hand hin und wieder etwa« gefährdete Vortrag der ^-äur-Sonate In der „Stunde der Anfechtung", in der begreiflichen Besanaen- heit der Schüler gehen eben leider nur zu oft die für sorglichsten Ermahnungen de« Lehrer« verloren. Zur Be seitigung solcher unvorhergesehenen Umstände giebt e» nur ein wirksame« Mittel: die Gewöhnung de« Vortragenden an di« größrre Oeffentlichkeit. Mozart, Heller, Grieg, Schütt und Brüll (Duo für zwei Klavier«) hi«ß«n dre übrigrn Komponisten, die in mehr oder minder umfang reichen Tonstücken in durchweg recht ansprechender und gewissenhaft vorbereiteter Weise zu Gehör kamen Von den beiden Wolfschen Kompositionen erfreute besonder« die Gavotte durch feinmufikalische, harmonisch« und melodische Züge. Eine in Stimme und äußerer Erschein ung sympathische Sängerin, Frau Goepper, au« der Klasse Lizzie Sondermann, fügt« dem Programm mehrere Lieder sür Sopran ein, die ohne die Neigung zum Tremolieren eine noch vorteilhaftere Wirkung erzielt hätten Die Be gleitungen am Klavier führte Frau Streckfuß, die sich auch mit einigen Solovorträgen an der Vortragsordnung beteiligt«, mit löblichem Geschicke au« U. S. Die Baluschek-Ausstellung in Wolfframms Kunstsalou. Die in unserem Berliner Kunstbrief bereit« erwähnte Sammlung von Bildern und Zeichnungen de« Berliner Malers Han« Baluschek, die zu Anfang Januar in dem neuen Salon „Ribera" in Berlin zu seh n war, ist gegenwärtig in den Ausstellungsräumen von Arno Wolff ramm im Viktoriahause untergebracht Wer zum ersten Mal vor diese Gemälde tritt, wird sich von ihnen weit eher abgestoßen, al» angezogen fühlen Da» liegt in erster Linie an den Stoffen, die Baluschek in seinen Bildern vorführt, dann an der streng naturalistischen Art seiner Malerei und schließlich an der bitteren Ironie seiner Auffassung. Die Stoffe, die er sich mit Vorliebe au«sucht, sind dem Leben und Treiben der kleinen Leute und der Angehörigen de» vierten Stande« entnommen, die im Norden und Osten Berlin» ihren Wohnsitz haben Die Schilderung, die der Künstler von ihren Leiden und Freuden entwirft, ist nicht« weniger al« idealistisch. Er schreckt vor der realistischen Wiedergabe der krassesten Wirklichkeit nicht zurück und steigert noch den un angenehmen Eindruck der Roheit und Gemeinheit durch karikierende Uebertrribung, die er durch eine absichtlich« Eckigkeit und Unbeholfenheit de« Autdruck» «rreicht Wa« in den klein««, znm Tril kolorirrten Federzeichnungen, dir al» Jllustrationrn für stark gepufferte Witzblätter eine gewisse Berechtigung haben mögen, noch erträglich erscheinen mag, stößt uns in den größeren Oelbildern, z. B wie in der „Betrunkenen", die durch die Straße schwankt und »on allerlei idiotischem Volk begafft wird, geradezu biete der Gemrindepolitik, wo die Sozialdemokrattn eia« Zeit lang bedeutenden Einfluß halten, sind noch unvergessen und nicht dazu angethan, da» Verlangen nach „Mehr" zu er wecken Mit der „Furcht vor der Sozialdemokratie" ist e» also im gewöhnlichen Sinne des Worte» nicht» Bei un», wo wir über ganz andere WideistandSmittrl versagen, aber natürlich noch viel weniger al» in einem kleinen parlamentarisch re gierten Staat, wo die Möglichkeit einer sozialdemokratischen Herrschaft, an und für sich, thatsächlich besteht, wenn sie auch, wie gesagt, voraussichtlich von kurzer Dauer sein würde, bei un- ist etwas derartige» unter keinen Umständen zu besorgen, und de-halb ist eS lächerlich, zu behaupten, daß „Furcht vor der Umsturzpartei" die großen Urheber unserer Sozialresorm geleitet habe und ihre Nachfolger leite Das tiefste Wohl wollen vielmehr ist eS gewesen, war zur Kaiser!. Botschaft von 1881 und zu den Februar-Erlassen von 1890 führte „Beweisen" im juristischen Sinne aber läßt sich da» freilich nicht, und deshalb werden die „Genossen' vor ihresgleichen wohl Recht behalten. Tagesgeschichte. TreSde», 9. März. Se. Majestät der König empfingen heute vormittag die Herren Staatsminister zu Vorträgen und nahmen militärische Meldungen entgegen. Dresden, 10. März. Ihre Königl. Hcheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg werden Sich heute nachmittag H3 Uhr rach Potsdam zum Besuche Ihrer Durchlauchtigsten Verwandten des Herzogs und der Frau Herzogin Albrecht von Württemberg begeben. Ihre Königl. Hoheiten ge denken am Sonntag, den 12 d Mts., abends wieder hier einzutreffen. DentscheS Reich. * Berlin. Vorgestern abend fand bei Ihren Kaiserlichen Majestäten, wie schon kurz gemeldet, em Botschafter-Diner statt. Bei demselben saßen Se. Majestät der Kaiser gegenüber Ihrer Majestät der Kaiserin Recht» von Sr. Majestät folgten: Frau v Szögyeny« Manch, der spanische Botschafter Mendez de Vigo, Lady E Cavendish, der türkische Botschafter Tewfik Pascha, link» Madame Mendez de Vigo, der russische Bot schafter Graf von der Osten-Sacken, Oberhosmeisterin Gräfin Brockdorff, der amerikanische Botschafter Mr. Andre» White, der Staatssekretär de« Auswärtigen Amt«, EtaatS- minister v. Bülow Ihre Majestät die Kaiserin saßen zwischen dem italienischen Botschafter Grafen Lanza und dem österreichisch-ungarischen Botschafter o Szögyeny- Marich Neben diesem saß Mrs Andrew White und der französische Botschafter Marquis de Noailles; neben dem Grafen Lanza die Gräfin von der Osten-Sacken, der englische Botschafter Sir Frank Lascelle«, der Reichs kanzler Fürst zu Hohenlohe-SchillingSsürst und Oberhof marschall Graf zu Eulenburg. An dem Diner nahmen ferner die Militärattaches der vertretenen Mächte, die Kabinettschefs und Herren und Damen der Umgebung Ihrer Majestäten teil. — Gestern früh begaben Sich Beide Kaiserliche Majestäten nach Charlottenburg, um dort im Mausoleum an der Gruft weiland Sr. Ma jestät Kaiser Wilhelms I einen Kranz niederzulegen Später fuhren Se Majestät der Kaiser bei dem Staats sekretär de« Aubwärtigen Amt«, Staat«minister v. Bülow vor. Von 10 Uhr ab hörten der Monarch den Bortrag de« Kcieg«minister« v. Goßler, anschließend den de« Chefs des Militärkabinett«, General« v Hahnke, und sodann denjenigen des Ministers des Königl Hause«, v Wedel. — Am gestrigen Sterbetage des Hochseligen Kaiser» Wilhelm l war da» Innere de» Mausoleum» zu Charlottenburg in pietätvoller Weise mit einem herr lichen Flor von Blumen und Blattgewächsen dekoriert In der Stunde, in welcher zum Gedächtnis an den hohen Entschlafenen die Glocken der Kaiser Wilhelm-GedächtuiS- kirche ihre dumpfen Klänge nach der Ruhestätte de» Kaisers hinübersandten, hatte sich das Kaiserpaar nach Char lottenburg begeben Die Majestäten trafen mit dem Glocken- schlage 9 Uhr ein und fuhren durch die breit« Tannrnallee zum Mausoleum Se. Majestät der Kaiser hatten die Uniform de» Leib-Kürassierregiment« Großer Kurfürst mit dem Mantel darüber angelegt; Ihre Majestät die Kaiserin waren ab. Des Gegenstände» wegen will uns auch die „Morgenstimmung" betitelte Zeichnung, die den höchst prosaischen Abschluß eines Liebesabenteuers mit einer Deutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig läßt, veranschau licht, ziemlich bedenklich vorkommen Dagegen gewinnt die Episode aus dem Grisettenleben durch die Kunst, mit der da» Eindringen de» Morgen lichtes in dem Zimmer geschildert ist, in dem die Mädchen in mehr oder minder derangiertem Zustande den Rest einer durch- tanztey Nacht verbracht haben. Aehnliche koloristische Vorzüge besitzt auch da« Gemälde „Hinter dem Tanzsaal". Die au« dem Fenster verführerifch hervorbrechende rote Be leuchtung ist gut beobachtet, während da« sich heimlich im Garten küssende Paar und die Mutter, die ihrer vor Ermüdung fast zusammenbrechenden Tochter im jugend lichsten Alter die Leviten liest, wiederum al« Karikatur behandelt sind. Die Zeichnung mit dem tanzenden Paar, da« sich nach dem auf einer Ziehharmonika gespielten Gassenhauer „Kille, kille, Pankow" in grote«ktn Windungen erlustigt, kann man al« eine Art kultur- geschichtliche« Dokument der eigentümlichen Proletarier poesie, die sich in der Berliner Hasenheide und in Stralau-Rummel«burg allsonntäglich zu entfalten pflegt, gelten lassen Höher al« drese Schilderungen au« dem Leben der untersten Berliner Volksschichten steht der au« sech« Pastellen bestehende „Eisrnbahn-CykluS" Baluschek« Zwar ist eine gewisse Nüchternheit der Auffassung auch für ihn charakteristisch, doch wird niemand die Echtheit der Stimmung verkennen können, mit der hier der Künstler da» Leben und Treiben der Eisenbahnleute vorführt, für dessen eigenartige Poesie ihm al» Soh r eine» höheren Eisenbahnbeamten schon von Jugend auf ein entschiedene« Berständni« aufgegangen ist Da« zeigt auch die Vor liebe, die er für die Maschine zu besitzen scheint Sir ist ihm nicht« Tote«, sondern er faßt sie wie Zola al»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite