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11. Erinnerung. Chor. Weit, weit, aus ferner Zeit, aus grüner Jugendwildnis grösst dich in Lust und Leid ein wundersames Bildnis. Wohl kennst du gut der Lippe Glut, die mit dir pflog zu kosen; das Aug’ so hold, der Locke Gold, der Wangen bleiche Kosen. Denn ob in Kampf und Schmerz kein Hauch der Jugend bliebe; Nie doch vergisst das Herz den Traum der ersten Liebe. Spät nach des Tages Streit, wenn klar erglüh’n die Sterne, giebt’s dir ein treu Geleit m aller Näh’ und Ferne. Liegst du bei Nacht wohl auf der Wacht, da steht es mit am Feuer, und fährst du her durch’s blaue Meer, so siehst du’s ruh’n am Steuer. Still wie ein schüchtern Kind, so blickt’s dich an durch Thränen, will seine Locken lind an deine Schulter lehnen. Es winkt so lieb, es singt so trüb von Zeiten, die vergangen, da schmilzt dein Sinn in Heimweh hin, bist für und für gefangen. (Geibei.) IV. Zu Schlacht und Sieg. 12. Aufbruch. Chor. Die bange Nacht ist nun herum, wir reiten still, wir reiten stumm, wir reiten ins Verderben! Wie weht so kalt der Morgenwind, Frau Wirtin, noch ein Glas geschwind vor’m Sterben! Du junges Gras, was stehst so grün? Wirst bald wie lauter Koslein bliih'n, mein Blut, das soll dich färben, mein Herzblut soll dich färben! Den ersten Schluck, ans Sclnvert die Hand! Den trink ich für das Vaterland, zu sterben! Und schnell den Zweiten hinterdrein und der soll für die Freiheit sein, der zweite Schluck vom herben! Dies Kestehen. nun. wem bring ich’s gleich'? Dies Bestehen dir, o römisch Reich, zum Sterben! Dem Liebchen — doch das Glas ist leer. Die Kugel saust, es blitzt der Speer, bringt meinem Kind die Scherben! Auf, in den Feind wie Wetterschlag! O Reiter lust, am frühen Tag, zu sterben! (.Hcrwegh.) 13. An Jungfriedeis Grab. Chor. Wir liebten uns wie Brüder, der Tod hat uns getrennt; dich riss die Kugel nieder, und meine Wunde brennt. Wie kämpftest du so mutig, du löwen starker Held! Nun liegst du bleich und blutig zu Füssen mir im Fehl. 0 trauerbange Stunde, wenn ich den Scheidegruss aus deinem bleichen Munde der Mutter bringen muss. Gott zähle dich in Gnaden zum auserwählten Heer, so treuen Kameraden find’ ich wohl nimmermehr. 14. Schwur. Chor. Und dräut der Ost und grollt der West von schweren Wetterzeichen, o teures Land, wir stehen fest im Sturm, gleich deinen Eichen! Vom Land der Halligen bis wo die Gletscherspalten klaffen, stimmt an den Schlachtruf siegesfroh, die Hand an blanker Waffen! 0 du Vaterland, o du höchstes Gat, wir sind dein bis zum letzten Tropfen Blut, bis zum letzten Tag und zum letzten Schlag, komme was mag. o du Vater land. herrliches Vaterland, wir sind dein, ja dein! (Saul.) Druck von Liepsch & lieicliardt in Dresden.