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Dresdner Journal : 22.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189903221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990322
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-22
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 22.03.1899
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diese« von der Natur reich bedachten Sängers unverkenw Kunst und Wissenschaft. P bar ist von Gesängen auf dem Scheidemantel mit einer 2l. d. Mt« : „Der Akten Nach dem von Heinrich Proch zu denen der Verfasser die meisten Figuren feines Schwanke« verurteilt Weit vorteilhafter kann sich rin komische« Talent in der Nolle de« Eugen Rümpel, jene« unglückseligen angehenden Mimen, der da« l nicht aus zusprechen vermag, Hervorthun. Hr Karl Witt erweckte mit der drastischen Darstellung dieser Gestalt wahre Stürme von Heiterkeit Auch Frau Minna Hänsel al« Schriftstellerin Josephine Krüger hatte mit ihrer in Maske und Spiel gleich trefflichen Leistung die Lacher und den Beifall aus ihrer Seite Da« Zusammenspiel der Mitglieder de« Residenz- theaters mit dem Gaste war ein in jeder Beziehung tadellose»; alle Darsteller waren mit Lust und Liebe bei der Sach- und dürfen somit, jeder zu seinem Teile, auf den Beifall Anspruch erheben, der von dem vollbesetzten Hause in freigiebigster Weise gespendet wurde Da« Lauf«sche Stück dürfte sich erneut als Zugstück bewähren und dem Residenztheater in dieser Woche volle Häuser sichern W Dg« Königl. Opernhaus. — Am Troubadour". Oper in vier Italienischen de« S. Cammerano Musik von Verdi. ->r» -l« Konzert. Da« zum Besten de« VincentiuS- Verein« von Hrn Generalmusikdirektor Hofrat v Schuch gestern im Saale de« VercinShause« veranstali ic Konzert war durch den Besuch Sr Majestät de« König« und Ihrer König! Hoheiten de« Prinzen Georg, der Frau Prinzessin Johann Georg und der Prinzessin Mathilde au«gezeichnet. Der Andrang zu dieser Auf führung war so außerordentlich, daß nicht nur da« Podium und der Orgelchor besetzt, sondern in dem großen Raume thatsächlich nur noch ein einziger freier Platz aufzu» finden war: derjenige auf der Orgelbank. Wie au« einem unerschöpflichen Füllhorn wurden musikalische Gaben ver schiedenster Art in abwechselungsvoller, fast zu reichlich bemessener Weise über die Hörer auSgrstreut Al« glänzende und zugkräftige Sterne unserer Hofoper er schienen Frl Malten, Frau Wedekind und Hr Für gestern abend war eine Aufführung von „Figaro« Hochzeit" angekündigt, in der Frau Fiora ihre dritte Gastrolle geben sollte. Da« Herau«bringen dieser Oper hatte Schwierigkeiten verursacht, sie waren aber von der Th aterleitung in ihrem entschlossenen Bestreben, den einmal aufgestellten Spielplan auch durchzufahren, durch Berufung zweier au«wärtiger Sängerinnen, de« Frl Reinl vom Berliner Hostheater und der Frau Beuer vom Leipziger Stadttheater, behoben worden. Da erkrankte gestern nachmittag Frau Fiora, und gegenüber diesem neuen Falle ließ sich Abhilfe nicht mehr treffen, sodaß zu einer anderen Oper gegriffen werden mußt«, zum „Troubadour", worin sich wenigsten« eine der au«wärtigen Künstlerinnen, Frl. Reinl, bethätigen konnte. Sie sang die Leonore und zeigte sich al« eine wohlerfahrene Sängerin, deren Sopran nicht gerade voll aber intensiv klingt, gut gebildet erschemt und namentlich für dramatischeTonfärbungen geschult ist Frl Reinl fügte sich mit bemerkenswerter musikalischer Sicherheit in da« Ensemble ein und erzielte an den Höhe punkten ihrer Rolle, für di« sie durchweg einen zutreffenden Spielausdruck geltend machte, entschiedene, vom Publikum lebhaft anerkannte Wirkungen Dramatisch besonder« ein drucksvoll gelang Leonore« Duett mit Manrico im letzten Aufzuge Neben dem Gaste thaten sich Frl v Chavaune (Aznrena) und Hr Perron (Graf Luna) hervor Hr Forchhammer (Manrico) erfreute an manchen Stellen durch eine maßvolle Tongebung und sorgfältigen Vortrag, mir dnm überhaupt da« künstlerische VorwärtSfireben Plane, die so großen und altgememen Erfolg erzieiren, daß sich die Ausführenden zu je einer Zugabe verstehen mußten. Besonder« eindringlich wirkten G. Henschel« breit auSlegende „Morgenhymne" für Baryton, Schumann« „herrliche Widmung" und E. Eckert« musikalisch etwas dürftiges, aber mit den glänzendsten Gesangseffekten auS- gestattete« „Schweizer Echolied". Dem Schumannschen „Hidalgo" darf man jedoch in der Wiedergabe durch eine Tenorstimme, wie e« seinerzeit durch Hrn v Zurmühlen geschah, den Vorzug geben Al« Pianistin von Geschmack und Eleganz führte sich Frl Johanne Stockmarr mit Kompositionen von Sinding, Glincka Balakirew und Liszt (Tarantelle) ein, während Frl Juanita Brockmann aus« neue die erfreulichen Hoffnungen bestätigte, die man bis her auf ihr schönes Talent für virtuose« Violinspiel setzen durste Unter den Vorrügen eine« Meisters seines In strumentes spielte Hr. Georg Wille vom Leipziger Ge- wandhauS-Orchester eine Violoncello Sonate von Locatelli mit nicht allzu großer und männlicher, aber ungemein lieb licher, weicher und gefälliger Tongebung Nicht minder vortrefflich gestaltete sich die Mitwirkung des Genannten in dem Mozartschen 0 änr-Streichquartette, dem im Ver ein mit den Herren Mar Lewinger an der ersten, Max Rother an der zweiten Violine und Bernhard Unken - stein an der Viola eine in feinster Abtönung und tech nischer Sorgfalt de« Zusammenfpiel« hervorragend schöne Wiedergabe zu teil wurde Schade nur, daß die Wirkung de« Eingang«satze« durch die Unruhe solcher Konzert- besucher, die vor allem um der GesangSsoliften willen ge kommen zu sein schienen, etwa« beeinträchtigt wurde Erwähnt sei noch, daß Hr Hofschauspieler Wiecke dem Programme drei der gedankenreichsten Gedichte Goethe« erfolgreich einfügte, und daß di« Begleitungen am Klavier durch Hrn Kapellmeister Kutzschbach in anfänglich zwar etwa« nervöser, im übrigen aber in musikalisch sicherer und an schmiegender Weise «»«geführt wurden U S. Residenztheater. — Am 21. d MtS.: „Pension Schöller". Schwank in drei Akten nach einer Idee W Jacoby« von Karl Lauf« (Neu «instudiert) Eine Welt, in der man sich langweilt, ist e« gewiß nicht, in die Karl! Lauf« die Besucher seiner schwank- artigen Posse versetzt, wern auch diese Welt nur voller Harmlosigkeit und Munterkeit ist, wenn ihr auch, was man heutzutage gemeinhin unterhaltend nennt: der höhere Esprit, die verfeinerte Genußfreude fehlt. Laus« läßt einen biederen Provinzialen, Philipp Klapproth, der daheim sich um da« Wohl seiner Gemeinde verdient machen möchte, nach der Weltstadt Berlin kommen in der aus gesprochenen Absicht, die Einrichtungen einer Privaiirren- anstatt kennen zu lernen, um mit den gewonnenen Er fahrungen seiner Gemeinde, die eine solche Anstalt zu errichten beabsichtigt, zu dienen. Zwei übermütige junge Leute führen den alten Herrn in eine ehrsame Familien pension, indem sie ihm vortäuschen, daß diese eine Privat heilanstalt für Irre sei, und hier spielen sich nunmehr zahl reiche Episoden von au«gelassenstem Posisnchamktcr ab, die jedenfalls den einen unbestrittenen Erfolg haben, daß sie den Theaterbesucher in heiterste Laune versetzen Wer wollte angesichts dieser Thatsache kritisch wägen und rechten über die mancherlei Uebertreibungen, in denen sich der Verfasser gefällt, über die zum Teil recht ehr würdigen Späße und Witze, die in diesem Schwanke dem Zuschauer vorgesetzt werden, und über die etwa« gewalt same Konstruktion dc« dritten Akte«? Die Rolle des Philipp Klapproth, die Hr Felix Schweighofer nach einer kurzen Unterbrechung seine« Gastspiele« in dem Lauf«schen Schwanke gestern spielte, ist wiederum keine solch«, in der da» spezifisch komisch« Talent de« Gaste» zu charakteristischem Au»drucke kommen kann; er vermag nur die allgemeinen Purzelbäume mit zu schlagen, der au». Und nia" Um IVNä I8.6S 6.85 wok-o luker »n >wöls und wird seren nken. dann eland Kind k ge eitert hrem nden. t sich lichen : den it der l be- n sich idsor- > de« Zug aus- sahen, aschen allen ndere leihen da« eine» nnen- einem anzen , da« dickem penen : den ießen. nstern ihrem Eine nach; ; vom «letzt Frau -faßt«, n aus Erst e au» angte, mmen. rsucht, rlitten rwehr- ehrere varen, ich an suchte, I aber Hau» Soli,ei immer t das )ervor deren diesem Konen Eism- ä- Amtlicher Leit. Dresden, 14. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bürger schuld» ektor Friedrich Emil Engert in Frankenberg das Ritter kreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Beamten der Staatseisen- bahnverwaltung und zwar: dem Büreaudiener Illing in Dresden, dem Nachtfeuermann Bauer in Meusel witz, den Packern Feurich in Löbau und Scheibner in Werdau sowie den Weichenwärtern 2. Klasse Großer in Schandau, Rädel in Dresden und Thielemann in Lugau das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Dresden, 20. März. Mit Allerhöchster Genehmig ung Sr. Majestät des König» ist dem Schutzmann Paul Porzig und dem Monteur Rudolf Arthur Lindner, beiderseits in Chemnitz, für die von ihnen am 13. De- cember vorigen Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eine» Mädchens vom Tode de- Ertrinkens im Chemnitzflnsse die silberne Lebens rettungsmedaille nebst der Besugniß zum Tragen der selben am weißen Bande verliehen worden. Grnenanu-e«, Versetzungen re. tm öffentliche« Dienste. I» Geschäftsbereiche de» Mtntfterinm» de» Kultu» und öffentliche« Unterricht». Erledigt: die 4 ständige Lehrerstclle in Breitenbrunn. Koklator: die obe> sie Schul- dkhüid«. Einkommen: außer freier Wohnung 1100 M. Gehalt und die pesetzlich geordneten AlterSzulagen B>w«rbungS- gefuche nebst den erforderlichen Beilagen find bi« zum 1. April an den Königl. Bezirl-schulinfpektor vr. Förster in Schwarzen berg einzufenden. — Zu besetzen: die S. Lehr,»stelle in Langenbernsdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, neben freier Wohnung 1200 M. und 3« M. für Turnunterricht. Gesuche stad unter Beifügung sämtlicher Prüfung-- und AmttsührungSzeugnisse bi- zum 4. April bei dem Sönigl. Bezirk-schulinspektor Schulrat Lohte in Zwickau einzureichen: — die 2. Lehrerstelle an der Kirchschule zu Herold Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schuldauie 1000 M. Jahresgehalt, 100 M. persönliche Zulage, SO M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule und bis aus weitere« 144 M. für Ueber- ftunden. Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind bi- zum 1. April an den Sönigl Bezirk-schuliusprltor Schulrat Schreyer in Annaberg einzusenden: — die 3 ständigeLehrerstelle inJahn»- dorf. Kollator die oberste Schulbehörde Einkommen: 1000M. Sehali, bis »um Inkrafttreten de« neuen LehrergehaltSgefetze» 200 M. persönliche Zulage, 72 M. für Unterricht in der Fort bildungsschule und freie Wohnung im Schulhause. Außerdem werden der Frau des Lehrer- bei etwaiger Uebernahme de» UnierrichtS in weiblichen Handarbeiten 21« M. gewährt. Ge suche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung«- und Amt»- sührung-zeugnifle bi- zum 10 April brr dem König! BezirkS- schulinspektor Schulrat Richter in Chemnitz einzureichen. — Al» Bertreter für einen erkrankten Lehrer an der Stadtschule zu Bernstadt wird für längere Zeit ein Bikar gesucht. Gehalt jährlich lO00 M. und WohnungSgeld Meldungen nebst Zeug nissen bi» 3' März an den König!. Lezirksschulinspekior Bach in Löbau. Nichtamtlicher Teil. Der Ehrbegriff der Lozialdtmokratie. u. 6. Die letzte MontagSsitzung des Reichstages wurde zur größeren Hälfte wiederum von einer Svzialistendebatte ausgefüllt, in der die Sozialdemo kratie sich zwar anfang» als Anklägerin geberdete, schließlich aber eine scharfe Verurteilung über sich selbst ergehen lassen mußte Der Sozialdemokratie kann nach Lage der Gesetz gebung da» Eindringen in die BolkSvertretnnq nicht verwehrt werden Diese Thatsache macht sie sich za nutze und erhebt mit wachsender Dreistigkeit die Forderung, ihre Weltanschauung al- vollkommen gleichberechtigt mit derjenigen der bürgerlichen Parteien anerkannt und ihre Vertreter al» voübrrechtigte Teil» nehmer auch an allen, der Festigung der staatlichen Autorität und des nationalen Gedanken» dienenden Organisationen zugelassen zu sehen. Diese Forderung enthält nicht nur einen Widerspruch in sich selbst, sie wirft auch ein bezeichnende» Schlaglicht auf den in den Reihen der Umsturzpartei gepflegten Ehrbegriff. Gelegentlich der dritten Lesung des Etats, bei der auch über da» Wesen der Kriegervereine debattirt wurde, äußerte der Herr Staatssekretär des Innern: „Ein Mann, welcher sich zur Sozialdemokratie bekennt, also Republikaner ist und die Monarchie beseitigen will, ist in meinen Augen ein ehrloser Mann, wenn er in einem Kriegervereine bleibt", und weiter: „wenn die Kriegervereine sich dar Ziel setzen, die Treue zu Kaiser und Reich zu pflegen, dann müssen sie auch dahin wirken, daß ihre Mitglieder dieser Gesinnung auch im öffentlichen Leben und bei den Wahlen Aus druck geben", und endlich: „wenn ein Beamter Sozial demokrat ist, so bricht er damit seinem Könige oder Fürsten den Eid der Treue; denn er bekennt sich zu einer Partei, die offen den RepublikaniSmuS predigt. Er ist ein unwürdiger Geselle, denn er dient einem Herrn, den er innerlich bekämpft, und niemals werde« wir ein solche» Verhalten al» moralisch bezeichnen können." Da» sind die Anschaungrn von Ehre, die in der überwiegenden Mehrheit der bürgerlichen Parteien be stehen und zu denen auch die verbündeten Regierungen in ihrer Gesamtheit sich bekennen Mit diesem Ehr begriffe steht derjenige der Sozialdemokratie in un versöhnlichem Gegensätze Durch den Mund des Ab geordneten Bebel ließ sie verkünden, daß es ihrer Anschauung nach genüge, wenn ein Sozialdemokrat darauf verzichte, al» Mitglied eines Kriegerverein» Politik zu treiben, und daß der Eid den Beamten nur zu treuer Berufsersüllung innerhalb seines Dienst zweiges verpflichte. So also kommentiert Herr Bebel den Beamteneid, durch den der Beamte mit seiner ganzen Persönlichkeit unwandelbare Treue bi» zum Tode dem Kaiser oder seinem Landesherrn gelobt! Und mit einem solchem Eide sollte eS vereinbar sein, einer Pariei anzugehören, welche die Niederwerfung der Monarchie blwußt betreibt? Immer tiefer öffnet sich die Kluft, welche die Sozial demokratie von der überwiegenden Mehrheit des deut schen Bürge, tum» trennt. Verschieden voneinander sind längst nich, mehr allein die politischen Überzeugungen beider Gruppen. Die ganze Empfindungswelt beider ist völlig verschieden und miteinander nicht mehr vereinbar. Die Sozialdemokratie hält für erlaubt und zulässig, was im Sinne der Mehrzahl der nickt sozialdemokratisch Gesinnten als der Gipfel unsittlicher Heuchelei anzusehen ist. Die sozialdemokratischen Redner erklären e» mit der ManmSehre vereinbar, einem Monarchen den Eid der Treue bis zum Tode zu schwören und gleichzeitig einer Partei anzugehören, der nach den Worten eben dieser Redner niemand auch nur einen Augenblick länger an gehören darf, der ein Hoch auf den Monarchen au»- bringt oder in ein solches Hoch einstimmt! Die Möglichkeit derartiger Debatte« in der deutschen Volksvertretung läßt mit erschreckender Deutlichkeit er kennen, einen wie zersetzenden Giftstoff die Sozial demokratie in unser Volksleben und in die Empfindungs welt der Nation hineinträgt und wie sehr die Aus scheidung diese» Giftstoff» ein Gebot der Notwendig keit ist, wenn dem deutschen Volkskörper die Lebens kraft erhalten bleiben soll. Sehr bedauerlich ist eS, daß die Redner der Frei sinnigen Volk-Partei, wenn sie auch weit davon entfernt waren, für den sozialdemokratischen Ehrbegriff einzu treten, doch auch in dieser Debatte an der Seite der Sozialdemokratie kämpften. Sie hatten hierzu keinen Anlaß, da selbst von konservaliver Seite trotz aller hier gegen den Freisinn bestehenden Gegnerschaft aus drücklich zvgestanden wurde, laß die Zugehörigkeit zur Freisinnigen Partei kein Hindernis für die gleichzeitige Zugehörigkeit zum OffizienorpS oder zu einem Krieger vereine bilden könne. In dieser Debatte handelte e» sich nicht um Einzelfälle, die auch hier ganz außer Betracht bleiben sollen In dieser Debatte handelte e» sich vielmehr darum, ein Zeugnis abzulegen für die monarchische Gesinnung und sür den Sittlichkeitsbegriff des deutschen Bürgertums, und in einer solchen De batte sollten olle bürgerlichen Parteien al» geschlossene» Ganze» der Sozialdemokratie gen «nüber stehen, deren vöikerverderbende Macht an dem Felsen der deutschen Monarchie kraftlos zerschellen wird. Z«r Berwalt«»g von Kiantscho«. Bor kurzem ist die Bauverwaltung de- deutschen Pacht- g biete» voa Kraulschou in zwei Abteilungen getrennt worden, eine Bauabteilung 1 und 2. Die erstere betrffst den Bau der dort zu errichtenden Hafrnanlagen ^Hafenbau) nebst dem zuge hörigen Landrrwerb und w rd von dem Bauinspeklor Giomsch geleitet; die zweite Bauverwattung un saßt die Hochbauten nebst dem dazugehörigen Landerwerb, an ihrer Spitze steht der Bau meister Knapst. Dit Berwaltunq der Kolonie Kiautschou eniwickelt sich den steigenden Bedürfnissen emsprechend in immer umfangreicherem Maße Da Anlagen für langjährige Dauer nnd einen zu er- wartrnden umfangreichen Berkehr dort geschaffen werden müssen, so ist auch in dem Etat sür die Beiwaltung de- Gouverne ment» Kiautschou für da» Rechnung»jahr 18iw bekanntlich eine größere Summe, 8S00000M. vorgesehen und vom Reichstage auch bewilligt worden. Die Verwaltung teilt sich in eine große Anzahl von Zweigen. An der Spitze steht da« Gouvernement, sür dar S7üoo M. ausgewoisen sind. Sodann solgt die Zivilverwaltung mit einem Etat von 3l«000 M.; dirselbe zer fällt in daS Clvilkommiffariat, dem die Aufforstung der Kolonie, die notwendigen bergbaulichen Unlersuchungen zur Feststellung des Vorkommen- von Kohle, Erzen rc. obliegen und die Polizeiverwallung; die Justizverwaltung, der auch da- Ge- sängni-wesen unterstellt ist; die Bauverwaltung sür den Hoch bau, w lcher die Unterhaltung der vorhandenen Bauten, Her stellung neuer Baulichkeiten, Beschaffung und Unterhaltung der Bangerätschaften untersteht; die Hafenbauverwaliung, welcher di« Borbereitungen und spätere Ausführung der Hasenbauten obliegt; die Hasenverwaltung, deren Ausgabe die Unterhaltung und der B trieb der Leuchtfeuer, Seezeichen, Signalstationen und Telephoneinrichtungen ist. Sodann folgt die Militärverwaltung, welche die Besatzvngs- truppen, da» Berpflegungeamt und die Artrllerievrrwaltuvg umfaßt, für die im ganzen 154210» M auSgeworsen sind Die gemeinsamen Einrichtungen sür Zivil und Militärverwal tung bestehend in ter Verwaltung der Dienpgebäude und Grundstücke, der Seelsorge nebst Unterricht, der Lazaret- und Krankenpflege, Sassrnverwaltung rc., erfordern 128« 600 M. Ein beveutend.r Posten ist als erste Rate für dir Hafen bauten einschließlich de- LandermerbS vorgesehen; er beziffert sich aus l öOOOi O M. ES handelt sich hrerdrr um die Her stellung umsangreicher Hasenanlagen sür den Verkehr ter HandelSschiffahrt, deren Äu-sührung bekanntlich hervorragend« günstige örtliite Wasiervrrhäliniffe in der Kolonie vorfindet, sodaß man mit Zuversicht erwarten kann, daß hier Hasenanlagen von besonderer Vorzüglichkeit dereinst vorhanden fern werden. Für die Hochbauten einschließlich teS LanderwerbS sind ebenfalls 1L0 OVO M im lausenden Jahre auSgeworsen; da eS sich um die Anlage einer ganzen Stad», welche in unmittel barer Nähe der Lhinesenstadt Tsiniau, auch Sitz der Verwaltung, gebaut wird, handelt, sowie speziell um die Herstellung zahl reicher Dienftgebäude, so ist eS erklärlich, daß im laufenten Jahre erhebliche Mittel hierfür aufgewenbrt werden müssen Für BrmierungSauegaben sind 800 000 M auSgeworsen; eS ist selbstverständlich, daß eine Kolonie von einer Bedeutung, wie sie Kiautschou besitzt bzw mit Sicherheit in Zukunft er langen wird, diejenigen militärischen Maßnahmen rechtzeitig getroffen werden müssen, welche dem Besitze den erforderlichen Schutz zu verleihen vermögen Die Arm erungSouSgaben sind dabei auch für den Bau voa Batterien und militärischen Magazinen sowie sür die Beschaffung von Geschützen und Hand waffen bestimmt. Da» Seezeichenwesen und die Vermessungen sind An gelegenheiten, die bei .der Küstenkolonie von hervorrog-nder Bedeutung sind. Für diesen Zweig der Verwallung sind 1086 4N0 M. auSaeworsen ES bandelt sick> hierbei um die Herstellung der Seezeichen in der verschiedensten Gestalt; so soll ein Feuer 1. Ordnung geschaffen werden, ein Leitseuer 4 Ord nung sowie die erforderlichen Baken- und Hasenfeuer, daneben muß die Betonnung tu» Fahrwasser» erledigt werd.n ES wird außerdem ein Observatorium sowie eine Signalstatton angelegt und sür Telrgraphenanlagen und Vermessungen in ausgiebiger Weise gesorgt. — Für unvorhergesehene Ausgaben, die unter derartig neuen Berbältniffen stets erwartet werden müssen, sind 388 800 M. auSgeworsen, sodaß sich die bereits genannte Summe von 8'^ Mill M ergiebt Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Aufwend ungen, die deutscherseits sür Kiautschou g-macht werden, sich in Zukunst in jeder Beziehung bezahlt machen werden: da gebt au- allen Meldungen und Berichten, die aus der deutschen Kolonie kommen, für den w befangen Urteilenden klar hervor. ES findet sowohl eine Steige>ung des sich immer reger ge staltenden Schiffahrt-verkehr», sür den zunächst besondere Dampser eingestellt wurden, statt, als auch fortgesetzte Zunahme der wirtschaftlichen Ihätigkeit, wie au- den Berichten Uber die Gründung und Finanzierung von verschiedenen wirtschaftlichen Unternehmungen hervorgeht. Der AnSspruch, daß kiautschou mehr wert fei als die ganzen übrigen deutschen Kolonien in Afrika, ist zwar nicht buchstäblick, als zutreffend anzusehen, aber er kennzeichnet doch die Auffassung, die man in einsichtigen Kreisen von der Bedeutung der Erwerbung aus chinesischem Boden heg«. Tagesgeschichle. Dresden, 22. März. An der heutigen Tafel bei Sr. Majestät dem Könige nahm Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August teil. Tre-de«, 22. März. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde be suchten gestern abend das zum Besten des BincentiuS- vereins veranstaltete Konzert im BereinShause (Zinzen- dorfstraße). Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde beehrte heute vormittag in Begleitung der Hofdame Gräfin Vitzthum v. Eckstädt die Lsterprüfung der Mädchenklasscn 3» und 4a der 16. BezirkSschule, Polier straße 29, durch Höchstihre Anwesenheit. Deutsche- Reich. .* Berlin. Ihre Kaiser!. Majestäten trafen gestern vormittag 11 Uhr die Rückreise von Kiel nach Berlin an, wo die Ankunft auf dem Lehrter Bahnhof um 5 Uhr nachmittag« erfolgte — Der Reichstag ist gestern in die Ferien ge gangen, um nach Ostern seine THStigkeit wieder auf zunehmen. Außer dem Reich«hau«halttetat sür 18S9 hat er von größeren Vorlage» in dem Abschnitte zwischen Weihnachten und Ostern die beiden Heeresvorlagen und da« Gesetz, betreffend di« Errichtung eine« besonderen Senat« sür da« bayerisch« Heer beim Reichsmilitärgericht in Berlin völlig erledigt; da« letztere ist bereit« publiziert worden. Von kleineren Regierungsvorlagen haben die Vereinbarung zwischen Deutschland und Peru wegen der Stellung der beiderseitigen Konsuln und da« Zusatz- Übereinkommen zu dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtoerkehr die dritten Lesungen passiert Von den Anträgen, die der Initiative au« dem Hause ihre Entstehung verdanken und zur Erledigung ge langt find, find zu nennen der auf da« Jesuitengesetz be zügliche sowie der Antrag auf Herabsetzung de« Zolle« für die Pongee« Ter letztere hat die Zustimmung de« BundeSrate« erlangt und ist bereit« al« Gesetz verkünd« Die große Mehrzahl der dem Reichstage vorliegenden Entwürfe harrt aber noch der Erledigung, eine Anzahl derselben ist noch nicht einmal zur ersten Lesung gelangt Dazu ist e« sicher, daß dem Reichstage nach Ostern noch Vorlagen von Bedeutung zugehen werden, wie der Ent wurf über den Schutz de« ArbeitSverhälttnfses und über die Handelsbeziehungen zu England. Der Reichriag wird demnach nach Ostern ein bedeutende« Arbeittmaterial zu bewältigen haben — Der Geh Baurat Wallot, der sein Amt m der Au«schmückung«kommission de« Reichstags niederaelegl har, bleibt Leiter de« in Aussicht genommenen Baues der Präsidialwohnung — Der Stand der Arbeiten an der einheitlichen reich«ae!etzlich«n Regeluna des Avothrkenwesen« Beiu»»prei»r - Für Dre-den vierteljährlich» r Mack 50 Pf., bei den Kaiser» sich deutschen Postanstaltri, vtnteljähriich 3 Mack; außer» halb d«S Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 1V Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der S,un- und Feiertage abend». Aerufpr -Anschluß: Nr. 1TKÜ. i? 67. Aukün»l«un«»gtbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile «0 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Fournal» Dresden, Zwrngerstr. 20. Fernspr-Anschluß: Rr.ir»». 1889. Dresdner Mumal. Mittwoch, den 22. März abends.
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