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Dresdner Journal : 06.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189903066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-03
- Tag 1899-03-06
-
Monat
1899-03
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 06.03.1899
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vez»»»»ret»: Alk Dresden vierteljährlich: » Marl SO Ps , bei den Kaija» lich beulten PvswiflUllle» v>ri!k!-,^dUlch»Marl; außer. Haid dr« Deutschen Reiche« Poft- »ad Stempelzuschlog. tuizela« Nummern: 10 PI Erscheine»: Täglich mit Ausnahme da Vonn- »ad Feiertage abend«. Fernjp! .«»schlub-Rr 1»»». Dresdner M Journal. A»lü»dia»«««grbützr»»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnst 20 Ps. Unter „Eingesandt" dir Zeil« dv Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Hera»«,eber. Königliche Expedition de« Dre«dner Journal- Dresden, Zwingerstr. SO Strnspr..«nschlub:Nr.ir»». ^53. 1899 Montag, den 6. März abends. Amtlicher Teil. Dresden, 6. März. Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern sind am ver gangenen Sonnabend abend 9 Uhr 37 Min. in Dresden eingetroffen und haben im Residenzschlosse Wohnung genommen. TreSde«, 6. März. Se. Großherzogl. Hoheit der Prinz Maximilian von Baden ist gestern adend 7 Uhr 20 Min. nach Berlin abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, die Revierverwalterstelle auf Georgengrüner Revier de» zeitherigen Forstassessor auf Hund-Hübler Revier Rosenbaum unter Ernennung desselben zum Ober förster zu übertragen. Se. Majestät der König haben dem VermessungS- mgemeur Schilling in Dresden das Ritterkreuz 2. Klasse des Verdienstordens Allergnädigst zu ver leihen geruht. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Pianoforlefabrikant Wilhelm Schimmel in Stötteritz den ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachfen-Weimar- Eisenach verliehenen Titel Großherzoglich Sächsischer Hoflieferant annehme und führe. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in 8 17. 2 deS BoK-schulgesetze- vom 26. April 1873 in Verbindung mit 88 2 und 15 der Prüfungsordnung für Lehrer und Lehrerinnen an Volksschulen vom 1. November 1877 ist bis auf weiteres der BezirkSfchulinspektor, Schulrat vr. Gelbe in Meißen zum Kommissar für die Wahlfähigkeitsprüfungen am Seminare in Nossen ernannt worden. Dresden, am 22. Februar 1899. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. Auerbach Erneu Versetzungen rr. im öffentliche« Dienste. I» «eichift-bereiche »e» «iutsterium« »es Kultus vn» -ffentltche« UuterrtchtS. Zu besetzen ist die unter Sollator des Königl. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterricht- stehende zweite ständige Lehrerstelle an der Kirch- ichule zu Cunewalde. Einkommen 1200 M. und freie Woh nung Bewerbungen sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisie bis zum o. März bei dem Königl. BezirkSschulinspelior Bach in Löbau i.S. einzureichen; — dieNebenfchulstclle inRieder- tzohndors. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: Knpei freier Wohnung mit Gartennutzung 1200 M Gehalt, 3k W für den Turn- und 72 M für den FortbildungSfchul unterricht; außerdem 72 M an die Frau des Lehrers für den Handarbeitsunterricht, falls sie diesen erteilen kann Ersuche änb unter Beifügung sämtlicher Prüfung«- undAmtSführungs- Mgmsfe bis in die neueste Zeit bei dem Königl BezirkSschul- mlvelwr Schulrat Lohse in Zwickau bis zum 20. Marz einzu- r eichen. Nichtamtlicher Teil. Dir Sozialdemokratie in der jüngsten Militärdebatte. Mit der Haltung der Sozialdemokratie^in der zweitägigen Beratung über den Militäretat rechnen zwei offiziöse Auslassungen ab. So schreibt zunächst die „Berl. Corr." über die Sozialdemokratie und die bürgerlichen Parteien: „Trotz der tiefgehenden prin ¬ zipiellen Meinungsverschiedenheiten, welche zwischen den bürgerlichen Parteien bestehen, hat die zielbewußte, auf die Erschütterung der staatlichen Autorität ge richtete parlamentarische Taktik der Sozialdemokratie eS zu Wege gebracht, daß, wenigsten- dem gemein samen sozialdemokratischen Gegner gegenüber, daS Be wußtsein der Solidarität sich bei den bürgerlichen Parteien immer deutlicher zu zeigen beginnt. Als da- erfreulichste Ergebnis der letzten Freitogssitzung des Reichstages kann die Aeußerung dieses Solidari- tät-bewußtsein» bezeichnet werden. Die Debatte über den Militäretat, die sich, wie alljährlich, zu einer Sozialistendebatte großen Stils auswuchS, bot dem nattonalliberalen Redner vr. Paasche Gelegenheit, zunächst seinen religiösen Standpunkt gegenüber der zersetzenden sozialdemokratischen Kritik energisch hrrvor- zukehren- War schon diese Thatsache an sich bedeutungs voll und vielversprechend im Sinne eine- Zusammen schlusses aller staatSerhaltenden Parteien, so gewinnt dieselbe ganz besonders an Gewicht dadurch, daß die später von einem Parteigenossen der national liberalen Redners im Namen der ganzen Fraktion bekräftigten Erklärungen des Abgeordneten vr. Paasche gerade bei Gelegenheit besonders scharfer Angriffe der Sozialdemokratie gegen die Armee er folgten. Wenn von feiten deS Zentrum» die prin zipielle Annäherung der Nationalliberalen zunächst nicht ohne den Hinweis auf frühere Kämpfe entgegen genommen wurde, so begegnete die grundsätzlich ver söhnliche Aktion deS gemäßigten Liberalismus doch vollem Verständnisse auch bei dem Zentrum. Die Bedeutung der sich anbahnenden gemeinsamen Front stellung der bürgerlichen Parteien gegenüber der Sozialdemokratie, der die-mal auch von feiten des Freisinns keinerlei Unterstützung zu teil wurde, fand bei der Sozialdemokratie volle Würdigung, waS au» den heftigen Gegenreden ihrer Vertreter hervorging, die sich bereit» al» Glieder einer MehrheiiSpartei zu fühlen gewohnt waren, plötzlich aber sich völlig isoliert sahen. Zunächst sind nur die Anfänge einer gemein samen Kampfstellung der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokratie zu verzeichnen. In der immer schärfer sich gestaltenden, die Grundlagen der Staats- wesenS untergrabenden sozialdemokratischen Propaganda ist aber die Notwendigkeit und zugleich die Wahr scheinlichkeit eines immer festeren Zusammenschlusses aller staatSerhaltenden Elemente für die Zukunft ge geben. Dieser Zusammenschluß bietet die wertvollsten Bürgschaften für eine glückliche Entwickelung der in unpolitischen Verhältnisse deS Vaterlandes." Die zweite Abfertigung der Sozialdemokratie, speziell des Hrn. Bebel, besorgt die „Nordd. Allg. Ztg." durch folgende Darlegung: „In der bei ihm üblichen Weise hat der Abg. Bebel auch diesmal wieder die Beratung des MilitäreiatS im Reichstage dazu benutzt, um Angriffe und Anschuldigungen gegen die Armee zu richten, über deren Haltlosigkeit er selbst wohl von vornherein am besten unterrichtet war. DaS „System Bebel", daS Zusammentragen von beweislosem Material lediglich zu dem Zwecke der Diskreditierung unserer Heereseinrichtungen und der Lockerung der militärischen Disziplin, ist schon seit Jahre» gebührend gekennzeichnet, und es zeugt von einer nicht eben hohen moralischen und politischen Selbsteinschätzung, wenn der Abg. Bebel trotz der ihm regelmäßig widerfahrenden Abfertigung stets von neuem sich dazu hergiebt, einem gcwisfen parteipoli tischen Popularitätsbedürfnis auf die Kosten zu ver helfen. Hr. Bebel hat eS durch die ausgedehnte An Wendung seines „System-" fertig gebracht, daß ihm kaum noch von irgend einer Seite da- Benefizium des „objektiven Irrtums" bei subjektiver Wahrheit-liebe zugestanden wird; denn wer so wie er jede Vorsichts maßregel hinsichtlich der Feststellung eines That- bestanörS außer acht läßt, bevor er die schlimmsten Behauptungen auf der Rednertribüne des Reichstages vorbringt, kann kaum noch Anspruch darauf erheben, daß man ihm seine subjektive Ueberzeugung von der Richtigkeit des Borgetragenen glaubt. Der sozial demokratische Wortsührer scheint daS Mißliche seiner Stellung einigermaßen empsunden zu haben, denn er suchte sich durch die Bemerkung zu falvieren, er bringe die Beschwerden nur im Interesse der Armee selbst vor. Der KriegSminister hat dieses „Wohlwollen" mit Recht scbarf zurückgewiesen; eS wird auch schwer lich irgend jemanden über die wahre Tendenz der sozialdemokratischen Angriffe auf die Armee täuschen. Die Art des Bebelschen Wohlwollens für die Armee wurde vom Kriegsminister in der zweitägigen Debatte, die sich an die EtatSposition „Gehalt des KriegS- ministerK" knüpfte, wiederholt in die richtige Be leuchtung gerückt. Der Minister gab dem Avg. Bebel unzweideutig zu verstehen, daß er über seine Absicht, Verbitterung zu erzeugen und eine Verschlechterung der Disziplin in der Armee herbeizuführen, im Klaren fei. Wenn auch Hr. Bebel und feine Helfershelfer nur zugeben wollten, die von ihnen vertretenen Be hauptungen seien nur in „Kleinigkeiten" berichtigt worden, und e- seien ihnen nur „geringe Abweichungen von der Richtigkeit" nachgewiesen worden, so wird die öffentliche Meinung aus dem Verlaufe der Debatten den Schluß ziehen, daß die sozialdemokratischen An griffe auf die Armee sich auch diesmal als absolut ungerechtfertigte erwiesen haben. Bezeichnend für die Art dieser Angriffe war schon die Dürftigkeit de- „Materials", das der Abg. Bebel als die Ausbeute eines ganzen Jahre- vorsührte; für die Haltlosigkeit dieser Angriffe und die Wurmstichigkeit der „Methode Bebel" noch bezeichnender war aber der Umstand, daß den sozialdemokratischen Rednern au» den übrigen Parteien des Hauses auch nicht ein einziger Helfer erstand. Freisinn und Demokratie hüteten sich, mit Hrn. Bebel gemeinsame Sache zu machen. Die drei großen Parteien des Reichstag- aber, die Kon servativen, da- Zentrum und die Nationalliberalen, waren einmütig in der schärfsten Zurückweisung der Bebelschen Angriffe Der Ehrenschild unserer Armee ist auch aus diesen Debatten blank und glänzend her vorgegangen, und der Reichstag hat in seiner er drückenden Mehrheit dem unerschütterten Vertrauen in die Armee und ihre Leitung beredten Ausdruck gegeben. Da» ist daS Fazit der zweitägigen Debatte." Ostafiatische Ä«ste«qebiete i« fremde« Besitz. Wie bekannt, will sich Italien die San-Mun-Bai seitens Chinas abtreten lassen. Wahrscheinlich soll es in derselben Form geschehen, wie eS bei der deutschen Erwerbung von Kiautschou der Fall war, d. h. in der Form einer lange dauernden Pachtung China hat die Forderung Italiens zunächst abgelehnt, aber die euro päische Regierung wird wohl mit allim Nachdruck, d h.mit Hilfe einer Flottendemonstration darauf zurückkommen. Der Vorgang ist jedenfalls an sich sehr tu merkenswert, da Italien auch nicht annähernd so umfangreiche Handelsintercssen in Ostasien besitzt wie Deutschland. Es zeigt sich, daß man die Erwerbung eine» festen wirtschaftlichen Stützpunkte- an der Küste China-, das in der Gegenwart immer mehr wirtschaftlich den westlichcn Staaten erschlossen wird, auch in Italien für eine Notwendigkeit ansieht, waS mittelbar eine Bestätigung der Richtigkeit des deutschen Vorgehens in Kiautschou in sich begreift. Die San-Mun Bai liegt unter dem 29 Grade 10 Min. nördlicher Breite, etwas südlich von Ningpo an der chinesischen Küste, also nicht weit von dem nördlich davon gelegenen Hafenorte Shanghai. Sie ist eine große, geräumige Seebucht, deren innere Um grenzung noch nicht einmal genau vermessen ist und der<n Eingang durch eme größere Anzahl von Inseln gedeckt wird, sodaß sich mehrere durch enge Kanäle gehende Zufahrten zur Bucht bilden. Die Tiefen verhältnisse find günstige, da die Wassertiefe zwischen 14 und 10 m variiert und das Einlaufen der größten Kriegsschiffe gestattet. In die Bucht münden von Westen der Haeyu und der Ninghau. Am Südufer derselben, etwas landeinwärts und an einer schmalen Bucht gelegen, befindet sich die Stadt Kientyau. Am NordauSgange der Bucht liegt die Stadt Sheipoo. Die Bucht ist unbefestigt, noch nicht völlig vermessen und von 800 bis 1000 Fuß hohen Hügeln um geben. Anläßlich der geplanten italienischen Erwerbung sei hier kurz eine Übersicht über diejenigen Häfen OstchinaS gegeben, welche sich zur Zeit bereits in fremdem Besitz befinden. Im Norden beginnend, ist zunächst der Hafen Port Arthur zu erwähnen, der bekanntlich von Rußland in Besitz genommen worden ist, bedeutend erweitert und vollständig als Kriegshafen mit allen Werstanlagen und Befestigungen ausgebaut wird. Port Arthur liegt am Eingang zum Golf von Petschili und beherrscht denselben vollständig. Im innersten nördlichen Winkel des vorgenannten Golfes, in der Bucht von Liaotong, sollen die Japaner in dem Hafenort Niutschwang eine sogenannte Konzession erworben haben; jedoch ist näheres hierüber nicht be kannt. Der Ort selbst liegt in Wirklichkeit in der russischen Interessensphäre, da Rußland die ganze Halbinsel Liaotong und die Mandschurei beherrscht. Abgesehen von den sogenannten Konzessionen bez. Settlements, welche kaufmännische Niederlassungen be zeichnen, deren Gebiet von China den betreffenden Staaten zur Versügung gestellt worden ist, sind in fremdem Besitz die folgenden Häfen zu nennen: Zuerst Wei-Hai- wei an der Nordostspitze Shantung- in englischem Besitz Der Hafen ist ebenfalls durch einen dauernden Pachtvertrag seitens Englands erworben mit einer kleinen dahinter liegenden, die östliche Spitze der Halbinsel Shantung umfassenden Sphäre. Wei-Hai- wei wird seitens der Engländer ebenfalls befestigt, dortselbst wird eine britische, aus chinesischen Ein geborenen geworbene Besatzung unterhalten Südlich davon an der Südküste der Halbinsel Shantung folgt sodann das deutsche Pachtgebiet von Kiautschou. Lage und Umfang derselben ist bekannt. Hier findet in erster Linie eine Nutzbarmachung des Gebiete- zu wirtschaft lichen Zwecken als großer Handels- und VerkehrS- hafen, der au-qiebigen Bahnanschluß noch dem kohlen - reichen Hinteilande erhält, statt. Auch ist der Hasen sofort in regelmäßige Postdampffchiffverbindung mit Schanghai, der Endstation der deutsch asiatischen Reichspost-Dampferlinie gesetzt worden. Sodann würde die von Italien ins Auge gesoßte Erwerbung folgen Weiter südlich etwa aus dem 22. Grade Nord breite und Il4. Grade östlicher Länge befindet sich die britische Besitzung von Hongkong, ursprünglich nur eine große und mehrere kleine Inseln umfassend, die jedoch jetzt durch Erwerbung größeren Gebietes auf dem chinesischen Festlande bedeutend au-gebaut wird Honkong ist sowohl Handels- wie auch britische Flottcnstation und bildet einen der hervorragendsten Stützpunkte des gesamten ostasiatischen Handels. Westlich von Hongkong liegt die kleine portugiesische Besitzung Macao, die auch nicht annähernd zu der Bedeutung sich emporgeschwungen hat, wie Hongkong sie über mehr als seit vier Jahrzehnten besitzt. Schließlich ist nahe der Grenze von französisch Tonkin der Hafenort Laichou zu verzeichnen, woselbst Frank reich Besitzrechte erworben Haden soll, über deren Umfang und Bedeutung jedoch wenig eingehende oder zuverlässige Nachrichten bekannt geworden sind. Die fortschreitende fremdherrliche Erwerbung von Eigentum auf chinesischem Boden bezeichnet einen benierkenswerten Schritt in der Ausschließung des chinesischen Reiches, die seulerz it damit ihren Anfang Kunst und Wissenschaft. Resideuztheater. Am5 d Mt« : Don Cesar Operette in drei Akten (mit teilweiser Benutzung eines Stosse« von Dumonoir) vonO. Walther. Musik von R. Dellinger. Da« auf Engagement abzielende Gastspiel de« Hm Franz Schuler vom Stadttheater in Frank furt a M. gab der Direktion de« Residenztheater« Unheil, die einst vielgefeierte und noch heute in ihrer melodischen Frische, ihrer geschickten Instrumentation und bühnenwirksamen Szenenbehandlung gegenüber mancher ihrer jüngeren Schwestern in Ehren bestehende Operette unsere» autgezeichncten Residenztheaterkapellmeister« erneut auf de» Spielplan zu setzen und damit den vielen Freun de» de« Komponisten eine Freude zu bereiten Da Opereltenheldentenöre beinahe noch dünner gesät sind, «l» Opernheldentcnöre, so darf man da« Engagement de« gastierenden Künstler«, der zwar nicht zu den ersten, aber doch zu den guten zweiten seine« Fache« zählt, befür worte» Da« Organ de« Sänger«, ein Tenor von bary- tonalrr Färbung, entspricht hinsichtlich de« Umfange« den Größenverhältnissm de« Hause«, e« entwickelt nach der Höh« hin genügenden Glanz, besitzt in der mittleren und tiese» Lag« Fülle und Kraft und spricht zumeist mühelo« an. Der Bortrag de« Sänger« ist wohldurchdacht, seine Dekla mation klar und scharf, die innere Anteilnahme am Spiel eine lebendige und dieses selbst gewand und eindruck«- »oll «ad in allen Phasen unmittelbar berührend Kleine störende Eigenheiten in der Textau«sprache, die uns auf- fielen, auch ein hier und da hervortretende« Offensingen wird sich der Künstler leicht abgewöhnen können — Sehr »iel, sowohl gesanglich wie darstellerisch, blieb al« Maritana Fran Midi Meininger ihrer Rolle schuldig, während der prächtige Pueblo E«cudero der Frau Julie Kronthal in scher Beziehung eine so lobenswerte künstlerisch« Leistung war, daß der Wunsch gerechtfertigt erscheint, dieser viel seitigen Künstlerin in künftigen Fälle« die Maritanarolle anzuvertrauen und ihre jetzige Partie mit Frl Poldi Gersa zu besetzen Eine künstlerisch abgerundete, recht beifällige Leistung bot Hr Marcel Waldek al« König dar Die ansprechenden Ensemblesätze wurden in sorg fältiger Abschattierung und sehr gefällig vorgelragen W. Dg« Konzert. Wenn ein zeitgenössischer Dichter in seinen prosaischen Schriften gelegentlich die Ansicht au«gesprochen hat, die Menschheit sei auf dem Wege, die Lust und da« Vergnügen an harmlose» Freuden zu verlieren und im Meere einer pessimistischen Weltanschauung allmählich zu versinken, so dürfen Felix Schweighofer und die Herren de« Udelquartett«, die sich in voriger Woche in Dresden die landsmännischen Hände reichten, im künstleri schen Sinne al« „Wohlthäter der Menschheit" bezeichnet werden. „Denn", so führt jener Dichter weiter au«, „wenn wir un« bester freuen lernten, so würden wir am besten verlernen, Anderen wehe zu thun"... Köstlich war da« Behage», da« die von einem echten, urwüchsigen Humor erfüllten Borträge de« Udelquartett« zum auf richtigen Vergnügen de« zahlreichen Hörerkrrife« am Sonnabend um sich verbreitete», und schier unverständlich war e«, daß man trotzdem einige Konzertbesucher be obachte» konnte, über deren ernste« Antlitz selbst »ach den gelungensten Nummern der beliebte» Sänger kaum der Schatten eine« Lächeln« huschte Zu welchem Zwecke, so darf man wohl fragen, sind jene Besucher in den Saal gekommen, wenn ihnen die Freude an einem harmlose» künstlerischen Scherz abhanden gekommen ist? — Di« Aufführung enthielt säst ebensoviel mit größter Bereit- Willigkeit dargebotene Zugaben, al« Programmnummern An der „Ouvertüre zur Zauberflöte", nach einem alten Text für vier Männerstimmen eingerichtet, fehlte kaum ein wesentlicher Ton, selbst da« Tempo des be- rühmten Tonstücke« war in seinen Grundzügen fest- gehalten. Schade nur, daß der Vertreter de« ersten Tenor« den schwierigen und anstrengenden Anforderungen der Bearbeitung in der Höhe stimmlich nicht ganz ge wachsen war. Zu einer eindruck«vollen „Ballade" gestaltete sich der schattierungsreiche, technisch vollendete Vortrag de« Märchen« „Der Wolf und die sieben Geislein" von Joseph Piper, wie denn auch die übrigen Programm nummern und Einlagen, unter denen sich einige von früher bekannte und beliebte „Treffer", auch prächtige Solovorträge de« Hrn Prof Udel befanden, auf« neue bestätigten, daß die Darbietungen de« Wiener Quartett« in der That eine künstlerische Eigenart darstellen, die in dem oben angedeuteten Sinne zur Zeit ihre«gleichen sucht Daß die Aufnahme der Gäste eine von besonders herzlicher und lebhafter Anteilnahme getragene war, bedarf wohl kaum der Bestätigung U S Verein für Erdkunde. Am 3 d Mt« erörterte Hr Prof vr. Ruge im Dresdner Verein für Erdkunde die Frage: Wo ist Columbu« beigesetzt? Al« vor sechs Wochen, am 20. Januar, die Reste de« Columbu«, nachdem sie in Havanna, der nunmehr für Spanien verlorenen Stadt, der Gruft entnommen und wieder nach Spanien gebracht worden waren, in Sevilla beigesetzt wurden, ist in der breiteren Öffentlichkeit wohl nirgend« der Thatsech« ge dacht worden, daß seit mehr al« zwanzig Jahren ein lebhafter Streit darüber geführt worden ist, ob Columbu« in San Domingo aus Haiti oder in Havanna aus Cuba begraben liege, ein Streit, der eine ganze Litteratur her- vorgerusen hat Di« Entwickelung und die Entscheidung diese« Streite« legte Hr Prof Ruge in seinem Vorträge dar Zunächst wie« er darauf hin^ daß wie so manche« im Leb«» de« Entdeckers der Neue» Welt dunkel sei, so auch über seinen Todestag bi« vor fünf Jahren Un gewlßheit geherrscht habe. El» Tagebuch von Valladolid, wo Columbu« die letzte Zeit seines Lebens zubrachte, erwähnt seinen Tod in der Zeit, wo dieser nach geschicht lichen Nachrichten eingetreten sein muß, gar nicht; erst durch die Auffindung eines andern Tagebuches, da« dann im Jahre 1894 veröffentlicht worden ist, wurde mit Gewißheit nachgewiesen, daß Columbus am 2V, nickt, wie man nach anderen Quellen auch annehmen konnte, am 21. Mai de« Jahre« 1506 gestorben ist Einige Jahre später, wahrscheinlich 1509, wurde seine Leiche nach Sevilla gebracht, fand aber auch hier noch keine bleibende Stätte, sondern sie wurde in Erfüllung eine« vom Entdecker b«i Lebzeiten ausgesprochenen Wunsches in San Domingo auf Haiti beigesetzt Für die Überführung nach San Domingo in die dortige Kathedrale wird gewöhn lich da« Jahr 1536 angegeben; doch steht dem entgegen, daß nach einer noch vorhandene» Urkunde Karl V. erst 1537 dem Enkel de« Columbu« die Erlaubnis dazu gab Dieser Enkel war 1540 bi« 1543 Generalstatthalter in San Domingo, also muß in dieser Zeit die Überführung erfolgt sein Bei dem in unserer Zeit au»gebrochenen Stritte über die wahre Grabstätte de« Columbu« werden auch dessen Nachkommen erwähnt, da zwei von ihnen, der ältere Sohn und ein Enkel, ebensall« in San Domingo be- grave» worden find Der ältere Sohn, Don Diego Colo», Admiral von Indien, ging 1509 als General- gouverneur nach San Domingo, kehrte ab«r wiederholt nach Spanien zurück, weil er dort gegen den FiSku« einen Prozeß führte um die Auszahlung de« Anteil« o« den Einkünften von den entdeckten Ländern, der Columbu« und seine» Nachkommen vertragsmäßig zustand Er lieh 1519 Karl V. 10000 Dukaten und erhielt dafür z» seinem Range al« Admiral noch den Titel eine« Bize- könig« von Indien Er starb 1526 und wurde gleich dem Vater i» der Kathedrale von Sa» Domingo be- graben Sein älterer Soh«, also de, Enkel de« Columbus,
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