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— 1037 — neben selbständigen Gewerbtreibendcn auch GewerbSge- hilfen als Mitglieder willkommen seien. Um also „eine Ueberbrückung der Kluft zwischen dem Bürger- und Ar beiterstande" zu schaffen, „um alle Ordnungsparteien um -ein gemeinsames Banner zu gemeinsamer Arbeit zu schaa- ren", dazu bedarf eS unserer Meinung nach keines neuen Vereins, der nur eine bedauerliche Zersplitterung vorhan dener Kräfte herbeiführcn würde. Und übrigens, so meinen »vir, wird die Kluft zwischen dem Bürger- und Arbeiterstunde, und, setzen wir hinzu, zwischen noch ver schiedenen andern Bevölkerungsklassen, durch die wenige» in einem Jahre stattfindendcn Versammlungen wohl schwerlich in gewünschter Weise ausgcfüllt werden, wenn sich sonst im tagtäglichen Verkehre die Persönlichkeiten prinzipiell fern bleiben. Jeder Mann, sei er was er sei, hat einen gewissen Grad von Achtung zu beanspruchen, so lange er sich im Verkehre anständig benimmt. Theilen wir alle diese Anschauung, dann schaffen wir vielleicht mehr, als durch vereinzelte Vorträge und Discussionen. Aber wir wollen diesen Punkt nur kurz berührt haben, obschon er ausführlicher Erörterungen wcrth ist. Wenn wir darauf hiugcwiescn haben, daß wir, wenn man einzig und allein Besserung der Zustände von einem Bercine erwartet, in unserm Gcwcrbcvereine alle Bedingungen er blicken, um eine Kluft auszufüllen und alle Ordnungs parteien zu vereinigen, so könnte man dem entgegenhal ten, daß der neue in Aussicht genommene Verein ja „all gemeine politische Bildung fördern" wolle, und daß dies nicht Sache des Gewerbevereines sei. Gewiß hat ein Gewerbeverein nicht Politik zu treiben und unser Verein speziell hat sich auch uuscrs Wissens nie in dieses Fahr wasser begeben. Aber die Frage sei uns gestattet: Glaubt mau einen Verein, welcher Fragen der Politik in engster Begrenzung erörtern will, auf die Dauer lebenskräftig zu erhalten, wirk mau nicht auch allgemeine volkswirth- schaftlichc Angelegenheiten, als die am meisten interessi- rcndcn, zur Besprechung ziehen müssen? Wir möchten das Letztere von unserm Standpunkte aus behaupten und dem nur hinzufügen, daß derartige Gegenstände, — erinnert sei dabei an die Stcuerfrage, an die verschiedenen Zweige der Statistik, an Gesundheitspflege und die Wohnungs frage, an Gesetzgebung im Gewcrbcgcbiete u. s. w. —, so recht eigentlich zur Behandlung in einen Gewcrbeverein gehören. Und nun wollen wir wünschen, daß durch die eben ausgesprochenen Ansichten sich die Aufmerksamkeit aller derjenigen, welche von einer gegenseitigen Annäherung der Bürger und Arbeiter und von damit zusammenhängenden Bilbungsfragcn sprechen, auf unsern Gewerbeverein len ken und daß somit dem letzteren eine größere Anzahl Vor tragender zugeführt werden möge, die gewiß, so können wir auf Grund vorliegender Erfahrungen behaupten, zahl reiche und dankbare Zuhörer finden werden. Lößnitz, den 7. Novbr. In der gestern stattge fundenen Sitzung des Stadtverordnetencollegiums wurde an Stelle des verstorbenen besoldeten Herrn Stadtrath Gruner, Herr Tuchhändler Friedrich August Günther gewählt. Von der k. Kreishauplmannschaft Zwickau ist der in Reichenbach i. V. bestehende „Boigtländischc Zeitungs- Verein" auf Grund 8 1 und 8 6 des ReichsgesrtzeS vom 21. Okt. 1878 verboten worden. Chemnitz. Nicht selten hört man im Publikum die Meinung äußern, eS werde aus dem Konkurse von Haase u. Sohn entweder gar keine oder doch nur eine ganz geringe Dividende ausfallen und einzelne Gläubiger sollen in Folge solcher Gerüchte ihre Forderungen um wenige Prozente an Spekulanten abgetreten haben. Wie wir von gut unterrichteter Seite hören, steht mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß ca. 25 Z zur Ber- theilung kommen werden, von welchem Betrage die erste Rate vielleicht schon iu wenigen Monaten auS- gezahlt wird. Diejenigen, denen Ansprüche an dm Kon kurs zustehen, werden daher gut thun, wen» sie die Ver luste, die sie erleiden müssen, nicht noch dadurch vergrö ßern, daß sie ihre Forderungen um wenige Mark ver schleudern. Der Stadtrath zu Pegau erläßt eine Bekannt machung an die Bewohner von Pegau, worin er sie auf fordert, selbst mit thätig Hand anzulegen zur Unterdrü ckung der überhandnehmcnvcn Rohheiten der Heranwach senden Jugend und auf diese Weise die Gemeindebehörde in ihrem schweren Amte zu unterstützen. Leider könne man, so sagt der Stadtrath, häufig beobachten, daß rohe Ausschreitungen, die Seitens der Jugend auf offener Straße begangen würden, vom Pnblikum, welches diese Rohheiten mit ansicht, entweder stillschweigend geduldet oder, was noch schlimmer, mit Wohlgefallen betrachtet werden. Anstatt nun immer gleich nach der Polizei zu rufen, die doch unmöglich überall sein könne, möchten da her Eltern, Pftegceltcrn, Vormünder, Lehrherren und Är^ beitgeber, bez. alle Mitbürger, denen das Wohl der Ju gend ani Herzen liege, selbstthätig mit dafür sorgen, daß die Verwilderung der Jugend verhindert werde unv Schliß dige die nöthige Züchtigung empfangen. 4. Ziehung 5. Klasse 94. Königl. Sächs. Landeö-Lotterie, gezogen am 7. November 1878. 30000 Mark auf Nr. 26252. 15000 Mark auf Nr. 5881. 5000 Mark auf Nr. 11534 27739 32589 54819. 3000 Mark auf Nr? 2894 9410 16414 17390 18786 20331 23554 24063 25236 30592 34405 34800 35702 36455 46697 47236 51678 53391 56052 59551 66091 73570 76997 83018 84887 86993 90278 90964 93325 95165. 1000 Mark auf Nr. 4660 5342 6061 7988 8782 21423 21616 21675 21466 21547 23127 23264 24793 25480 26426 29861 30307 34998 36193 37561 39064 43361 44217 48096 49751 55311 5663057964 64703 71248 71913 72580 77876 78953 79208 95445 95405 96468 98574 99955. 500 Mark auf Rr. 1372 10999 11247 12517 12293 13287 19612 20510 22260 23230 23249 29241 30548 37076 39975 41713 42356 4530046838 49019 49215 51028 51076 53977 54405 58120 62018 62531 65554 65206 69356 72818 73861 80825 80267 83218 88705 89414 96309. 300 Mark auf Nr. 284 679 959 1311 1720 2828 4929 5698 5044 5302 6548 6678 8684 9291 9047 .9499 11422 11417 11714 12667 13189 13830 14612 15215 16510 16173 17526 18155 18024 19280 20507 20671 20766 21682 22699 22520 24859 24454 24660 25630 26999 26404 28972 28129 29834 29008 29477 29222 31056 31509 33750 37000 37673 38754 40622 43075 43424 44956 45301 45523 46257 47623 47787 47937 50764 50018 51835 5281153932 55906 55375 56476 56268 56359 57806 59595 60015 62514 63094 64505 64676 66163 67574 68415 69680 70902 72490 72455 72785 75404 75639 76374 77397 77098 77679 78636 78852 7985d 79522 80730 81548 83175 84303 84453 86722 86995 88430 88820 88495 89640 89189 90750 92862 94142 94904 97215 97890 99354 99916 99843 99343. Feuilleton. Gerettet durch Liebe. Roman von Karl Wartcnburg. (Fortsetzung.) Rhoden war ein Mensch mit heftigen, wilden Begier- - den, ein Fanatiker des SinneSgenusseS. Dem Genuß opferte er Alles, seine Begierde zu befriedigen warf er jedes Hin derniß, das sich ihm cntgegenstelkte, zu Bode». Er war ein gefährlicher Mensch; denn seine kräftige Natur gestattete ihm alle Ausschweifungen, ohne daß die selben seine kräftigen Fähigkeiten schwächten. Er besaß immer die Kraft, mit Geschick Böses zu thun, wenn cs galt, eine Leidenschaft zu befriedigen. Der Grundzug solcher Naturen und Charaktere ist die rücksichtsloseste - Selbstsucht. Wenn der Zustizrath unter den vertrauten Genossen seiner Ausschweifungen war, bei Filippo Falicri oder im 0->t« 8,6^ und das Gespräch auf die Auffassung dcö Lebens kam, hörte man ihn oft sagen: „Was wollen Sie? Ich sage mit jenem Engländer Darwin: Das Leben ist ein Kampf um's Dasein. Aber das Dasein hat für mich nur Bedeutung, wenn ich cs mit allen Sinnen führen kann. Ich führe den Kamps um den Besitz eines Weibes mit derselben Energie, als gälte es meinem Le ben. Denn wenn ich ein Weib begehre, so ist mir das Dasein nichts, so lange ich mein Begehren nicht bcfrie- ' digt habe." Sein Verhältniß zu Frau Antonie Frehwald war durch zwei Beweggründe bestimmt: die junge, frische, hüb sche Frau, die, obwohl Wittwc, fast noch Mädchen war ihrer Erscheinung nach, reizte seine Sinnlichkeit: und in dem bedeutenden Vermögen der jungeu Kommcrzienräthin erblickte er einen Schatz, in deu er mit vollen Händen grei fen konnte zur Befriedigung der Wünsche seiner Genußna- tur. Denn cs war nicht Habsucht, was den Jnstizrath reizte, sich in den Besitz des Vermögens seiner Frau und der reichen, jungen Wittwe zu setzen. Er suchte nur darin die Mittel zur Fortführung einer Lebensweise, ohne die für den Genußmeuschen das Dasein keinen Werth hat. Erfuhr Susanne den Tod ihrer Mutter und übernahm ! sie die Erbschaft, so verlor er damit die bedeutenden Ein- i künfte aus derselben und seine Existenz war auf'S Ernst- § lichste bedroht, zumal da Antonie doch noch immer auöge- wichen war, wenn er mit feiner Werbung Ernst machte. Und was sollte ihr jüngstes Gebühren bedeuten? War eS Koketterie, war eS Laune? Er fühlte den Boden unter seinen Füßen schwanken und eine gewisse Beklommenheit bemächtigte sich seiner. Hätte er ahnen können, daß Fra» Antonie das Dasein seiner Stieftochter gekannt, sowie den Charakter seines Verhältnisses zu seiner verstorbenen Fra» seine Betrachtungen würden noch viel düsterer gewesen sein, als sie eS ohnedies an diesem Abend waren. Zeh»,les Kavit l. Louise Ritter hatte die Eboli im „Don Carlos" ge spielt; die Vanini die Königin. DSS Haus war erdrÜ- . ckend voll gewesen. Auch Paul nnd Max, waren unten den Zuschauer» iin Parterre. Louise hatte Paul an» Morgen der Vorstellung brief lich gebeten, das Drama zu sehen und am Schlnß die Worte beigefügt: „Ich erwarte Sie nach den» Theater in meiner Wohnung. Ich sehne mich, mit Ihnen zu sprechen. Antonie ist unwohl, ich fühle mich recht einsam." Vanini wie Louise spielten vortrefflich. Sie wurden mit Beifall, Blumen und Kränzen überschüttet. Als Paul das Theater mit Max verließ, sagte er: „Ich gehe noch einen Augenblick zu Louise Ritter, willst Du mich be gleiten ?" Max lehnte ab. „Sie wird nicht gern Dich in Ge sellschaft kommen sehen," lächelte er, und als Paul ihn verwundert anblickte, fügte er hinzu: „Uebrigens muß ich noch in eine Versammlung, die wegen der Landtagswah len stattfindct." „In den Volksvcrein?" frug Paul. Max nickte. „Ich möchte, ich könnte auch diesen politischen Din gen Geschmack abgewinnen," meinte Paul; „aber noch vermag ich cS nicht." „Weil Du Dich noch nicht mit ihnen ernsthaft be schäftigt hast," antwortete Max, „weil Du noch nicht weißt, wie innig alle diese politischen Dinge, die Dir viel leicht so trocken, so ungenießbar, so kleinlich erscheinen, mit unserer ganzen Entwickelung — ich rede nicht von der eines Volkes allein, sondern von der unseres ganzen Geschlechts — zusammenhängen." Paul schüttelte den Kopf. „Es ist nicht die Unkenntniß mit diesen Dingen, die mich kalt läßt. Ich habe die Vorgänge in unserm Staa- tenlebcn früher lebhaft verfolgt — mein Vater selbst war ein eifriger Politiker und Zeitungsleser — aber ich frage mich immer: Wozu das Alles?" „Ma; schüttelte den Kops. „Du bist auf dem besten Wege, ein indischer Blu menmensch zu werden; richte Dich auf, richte Dich auf! Vielleicht giebt die Liebe Dich dem Leben wieder!" „Die Liebe?" frug Paul. „Welche Liebe?" Max lächelte. „Ich glaube, daß wird Dir die schöne Cboli besser erklären, als ich." „Du bist im Jrrthum, Max," sprach Paul mit sanf ter und trauriger Stimme, „ich habe keine Lust weder am Leben noch an der Liebe. Dieses Dasein mit allen seine» Herrlichkeiten ist mir zuwider. Ich sehne mich zurück nach meiner stillen Heimath nnd zu den Gräbern meiner Eltern. Dort möchte ich mich hinlcgcn und sterben." „Sei ein Mann, Paul. Dächten Alle wie Du, so würde die Menschcnwclt still stehen. Noth und Elend und die Verzweiflung des Untergangs über sie hercinbrcchen." „Und ist die Welt jetzt nicht voll der Noth und deS Elendes, trotz aller unserer Fortschritte und Kultur?" Noth und Elend werden nimmer aufhören, aber der Kreis, den sie umfassen, wird immer kleiner werden. Die Fortschritte auf allen Gebieten menschlichen Wissens und Könnens werden ihnen immer mehr Opfer entreißen. Wir > müssen kämpfen nm der kommenden Geschlechter willen." ! (Fortsetzung folgt.) Wohthucnd muß cs jcdcn Menschenfreund berühren, daß jährlich Tau sende ihre Heilung dem berühmten Werke „Dr. Airh'S Na tu r h c il m c t h o d e" verdanken, wie dies aus den zahlreichen darin abgedruckten Danksagungen hervorgeht, i Das reich illnstrirte Buch ist gegen 1 Mk. 20 Pf. franco ! zu beziehen durch Richters Verlags-Anstalt, Leipzig. Ki r che n n ach richtenaus Sch neeberg. Am 21.' Sonntag nach Trinit. früh 8 Uhr Beichte nnd Communion Herr Diac. Mathe, um 9 Uhr Herr Sup. Noth, um halb 2 Uhr Herr Diac. Mathe. > Kirchennach rich ten aus Zwöni tz. ! Am 21. Sonntag nach Trinit. predigt Vormittag Herr p Neidhardt über 1. Petr. 1, 22—28. Nachmittag Herr Diac. Böthig. UM 8 >1 Liebig s Kumys-Cxtraet 8 ist nua, Forschungen Auioritäwn sichere-, diät. Rad,ka l-M i Nc l b.i: M Hai - sch wi »esu ch t, Lu ngcn leiden ilubercuwie, Abzehrung, Brustlrankhein, W M aaen , x a r m nnd Bronchrai-Eatarrh (Husten mit Answurf,, Rücken- IW m a rk« s ch wind sucht, Astbwa, Bleichsucht, allen Schwäch er» stänken 8Ä mameniiich n»ch schweren Aranlhciiem. Aisten von 6 Flacon an » Flaro» i M. 50 « Ps. excl. Be>vackung versend, wit Gebraucksa, w.: Hartung« Kumys-Anstalt, Ber in W » VeNäng O>>mhinei-Slr. 1. Die Flacon« sind nur ächt, nenn sie mit Wf uns ere, Firma versehen. AerzU. Brochnre äve, Aumhe-Aur liegt jeder Seu D düng bei DD Wo alle Mittel erfolglos, mache man vertrauensvoll den letzten Versnch W mit Kumhs. Gesammt-Feuerwehr Wildenfels. Künftigen Sonntag, den 10. November: Hauptübung. Aufstellung Nachmittag punkt 3 Uhr mit Gcräthcn auf dein Schulplatz. (1—2) Liebold, Branddirector, i 800Thlr. werden gegen ganz sichere 2. Hhpothek ge- , sucht. Gefällige Adressen unter ! tv Expedit. dS. Bl. erbeten. 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