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Dresdner Journal : 28.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-28
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1899
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» ' - ' —'—— ISS v ul, arte«. Sofia. Zur Feier des Geburtstages Sr. Maje stät de» Deutschen Kaisers fand gestern in der hie sigen protestantischen Kirche ein Tedeum statt Mittag» gab der Fürst ein Dejeuner, zu dem die Mitglieder der deutschen diplomatischen Vertretung geladen waren Jtalte« Rom Anläßlich de» GeburtitageS Sr Majestät des Deutschen Kaisers sinv die deutsche Botschaft, die preußische Gesandtschaft beim Vatikan, das deutsche Konsulat und die deutschen Institute gestapft. Morgens urteile, al« seien die Maßregeln de, Regierung durch ^ransche Gesichtspunkte beeinflußt, sich frei zu machen und erklärte, e» gehe auch der Stadt gut, wenn e« der Land» Wirtschaft gut gehe Solche „ketzerischen" Ansichten hatte de« Krersinn dem von ihm bl»h«r augenscheinlich „ver kannten" Städtetag« sicherlich nicht zu,»traut Auf diese Weste ist die Niederlage, die die srersinuig-sozialdemo- i insch n„Fle,schnot"-Pot»ti!«r im Reichstage erlitten haben, dnrch di« „befreundeten" Stadtv«rtreter brsirgtlt worden — Dl« nachdrückliche Handhabung der Diszi plinargewalt, wie sie in diese, Tagung drS Reich«- tagr« geübt wi,d, hat begreiflicherweise nicht den Beifall der Demokratie und ter Soeialvemokrati«. Man faßt auf jener Seite den Begriff „Redefreiheit" so auf, al» sei dadurch für jede scharfe Aeußerung, die sonst in öffent lichen Persammlungen unter da» Strafgesetz fallen würde, nicht nur Immunität gewährleistet, sondern auch straf los« Verbreitung in der Prrffe gesichert Diese Ansicht ist durchau« unhaltbar, und wie weit man damit kommt, lehren die bi« zu Prügeleien autartenden Brthätigungen der „Redefreiheit" in verschiedenen ausländischen Parla menten Unser Reichstag vergiebt sich durchaus nicht», nean er sich unter «ine feste Präsidial Di»ziplin stellt. Im Gegenteil Auch unter der Herrschaft einer solchen Disziplin wird e« gestattet sein, „frisch von der Leber weg" zu sprechen und die Politik der „herrschenden Klaffen" zu bekämpfen; wenn dabei häßliche Redensarten und un« gehörige Spitzen vermieden werden, so wird dadurch da« Answer de» Parlaments nur gewinnen — Der sozialdemokratische Abg Schmidt hat sich freiwillig al« Verfasser eines Artikel« bekannt, wegen dessen der Redakteur der „Volksstimme" in Magdeburg zu vier Jahren Gefängnis wegen Majestätsbeleidigung verurteilt worden ist. Nunmehr hat die sozialdemokratische Fraktion einen Antrag eingebracht, der Reichstag möge die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung de» Abg Schmidt wegen Vergehen» der Majestätsbeleidigung erteilen — Die sozialdemokratische Press« behauptet auf Grund der letzten, dem preußischen Abgrordnetenhause zu- qegangenen Uebersicht über die Ergebnisse der Einkommen- desteuerung, daß hauptsächlich die Inhaber der größeren Einkommen zu Steuererklärungsbean standungen Anlaß gegeben hätten und folgert, daß gerade die Leute vom Besitze dem Staate nicht einmal das Geld opferten, zu dem sie gesetzmäßig verpflichtet seien. Einen zwingenden Beweis für die erstere Be hauptung kann die sozialdemokratische Presse nicht bei- bringen Aber nehmen wir einmal an, schreiben die „Berl. Pol. Nachr", die Behauptung wäre richtig. Dann übersieht die sozialdemokratische Pnsse doch wieder einmal die thatsächlichen Verhältnisse, wenn sie solche Folgerungen zieht Es ist ganz natürlich, daß bei größeren Einkommen mehr Gelegenheit zu Meinungsverschiedenheiten über die Steuerbarkeit vorhanden ist, al» bei kleineren Bei diesen liegen die Verhältnisse meist einfach, bei jenen ist nicht immer auf den ersten Blick klar, wie weit sie steuerbar sind. Das effektive Einkommen deckt sich eben nicht immer mit dem steuerbaren Sodann werden die Cen- siten, welche höhere Prozentsätze an Steuern entrichten müssen, auch mehr darauf sehen, daß sie mit ihren An gaben nicht etwa über die Bestimmungen betreff« der Steuerbarkeit hinauSgchen, al» diejenigen, welche die niedrigeren Sätze zahlen ES handelt sich eben bei den größeren Einkommen auch um verhältnikmäßig größere Steuersummen, die um so schwerer in« Gewicht fallen, als bekanntlich nach den direkten Staatssteuern auch die Kommunalzuschläge bemessen werden. Zu erklären wäre hieraus schon eine etwaige größere Häufigkeit der Beanstandungen der Erklärungen bei den höheren Ein kommen Wenn nun aber die sozialdemokratische Presse folgert, daß die Inhaber höherer Einkommen dem Staate die ihnen zukommenden Steueropfer zu entziehen trachten, so darf doch wohl die Frage aufgeworfen werden, wer eS denn gewesen ist, der überhaupt diesen Inhabern die höheren Steuerlasten auferlegt hat? Die Sozialdemokratie behauptet doch stet», der preußische Landtag wäre lediglich eine Vertretung der besitzenden Klassen. Nun gut, dieser Landtag war eS, welcher mit dem König und der Regie rung zusammen das neue Einkommensteuergesetz zu stände brachte, durch welches erst ein Steuersatz von 4 Proz. für die größeren Einkommen eingeführt und der Satz für die weniger großen entsprechend geringer abgestust wurde! Also dieselben Klaffen, welche sich erst selbst durch ihre Vertreter im Parlament größere Steuerlasten aufgebürdet haben, weil sie von der Richtigkeit de« Grundsatzes der Steuerabftufung nach der Leistungsfähigkeit überzeugt waren, sollten nunmehr prinzipiell darauf ausgehen, sich ihren Verpflichtungen gegenüber dem Staate zu entziehen ? Der sozialdemokratischen Presse sind die Mittel der Verhetzung »wischenden mehr und den weniger wohlhabenden Bevölkerungsklassen in letzterZeit zwar ziemlich stark ausgegangen, geradezu un sinnige Behauptungen brauchte sie aber deshalb doch nicht aufzustellen. Le st erreich-Nu gar n. Wien. Mit Rücksicht auf den durch die Hoftrauer veranlaßten Ausfall des herkömmlichen HosgaladinerS aus Anlaß des GeburtStagSfeste» Sr. Majestät des Kaiser« Wilhelm begab sich Kaiser Franz Josrph gestern vormittag in der Uniform ferne« preußischen Kaiser Franz-Gardegrenadierregimrnt«, mit d«m Bande de« Schwarzen Adlerord«»«, nach der deutschrn Botschaft, um dort seine Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen. Der Kaiser wurde im Vestibül der Botschaft von dem Botschafter Grafen zu Eulenburg und sämtlichen Herren der Botschast empfangen und in die Empfangsräume ge leitet, wo di« Gräfin zu Eulenburg den Kais«r empfing und nach dem Salon geleitete. Der Kaiser verweilte eine halbe Stunde in der Botschast und kehrte darauf in die Hofburg zurück. — Um l Uhr fand in der Botschast ein Dezeuner statt, an dem die Vertreter der deutschen Bundesstaaten und die Spitzen der «ichsdeutschen Vereine teilnahmen — Während de« gestern auS Anlaß de« Geburtstage« Sr Majestät de« Deutschen Kaiser« vom deutschen Botschafter gegebenen Galafrühstück« brachte der Botschafter einen Trinlspruch auf den Deutschrn Kaiser au», wobei er, an die Hauptereigniffe de» letzten Jahre« anknüpfend, in begeisterten Worten dem Stolze der Deutschen auf ihren Kaiser Ausdruck gab. — Abgrordnetenhau« Die gestrige Sitzung be gann mit der Verlesung der Wortlaute der eingebrachten Anträge und Interpellationen Nach einer Reihe nament- licher Abstimmungen schritt der Präsident zum Schluffe der Sitzung Sozialdemokrat Duszynski ergriff das Wort und sagte, das einzige Mittel zur Sanierung der gegen wärtigen unhaltbaren parlamentarischen Lage sei di« Auf hebung de» 8 14, um der Regierung die Waffen au« der Hand zu nehmen Redner verlangte die sofortige Ver handlung der diesbezüglichen Dringlichkeit-anträge. Gegen den Abg DaSzynSki meldete sich der Jungtscheche Abg I)r. Kramarcz zum Wort (Lärm und Zwischenrufe link«) Unter stetem Tumulte auf der Linken und Beifall auf der Rechten führte Kramarcz aus, der Antrag DaSzynSki sei geschäftsordnungswidrig, die Schuld an der Frucht losigkeit der parlamentarischen Verhandlungen trage dir Linke. Der 8 14 sei da» einzige Mittel, um die staat lichen Funktionen aufrecht zu erhalten Während der Rede de« Abg Kramarcz ist Beifallsklatschen in der Journalistenloge rechts vernehmbar Deutsche Abgeordnete rufen gegen die Journalistenloge gewendet: „Hinaus mit diesem Journalisten!", als welchen man den anwesenden Korrespondenten der „Narodni Lifty" bezeichnete. Einige deutsche Abgeordnete eilten in die Journalistenloge und forderten denselben auf, sich zu entfernen Dieser weigerte sich jedoch. Inzwischen eilen einige tschechische Abgeordnete in die Journalistenloge. Es kommt im Korridor zu einem heftigen Wortwechsel und sodann zu einem Handgemenge, bis der Ordner, Abg Graf Vetter, die Streitenden von einander trennte. Die Sitzung wurde unter großem Lärm geschloffen Nächste Sitzung Dienstag. — Nach der „Wiener Allg. Ztg." entspann sich gestern auf dem Korridor des Abgeordnetenhauses infolge de» Eingreifens des Abg Wolf eine mehrere Minuten dauernde regelrechte Schlägerei Abg. Wolf soll geschlagen worden sein; Abg. PoLpischil hätte geblutet. Noch dem Schluffe der Sitzung wurde ein Protokoll ausgenommen und die Augenzeugen verhört. — Die „Neue Freie Presse" meldet auS Buda-Pest: Die Opposition erklärte sich gestern bereit, die Obstruktion einzustellen, die Provisorien und den Ausgleich zu be willigen, wenn Garantien dafür geboten werden, daß die künftige Regierung gewisse Uebelstände beseitige und die Vexationen der Wähler abstelle. Frankreich. Pari« Der Geburtstag Er.Majestät des Deutschen Kaiser» wurde durch ein Festmahl der deutschen Kolonie, an dem über 200 Personen teilnahmrn, begangen. Ter deutsche Botschafter brachte einen Toast auf den Kaiser aus, unter dessen Zepter Deutschland mächtigen Auf schwung genommen, dir den Frieden erhalte und die Deutschen überall kraftvoll beschütze. Ein Glückwunsch telegramm wurde an Se. Majestät den Kaiser abgesandt — In Havre und Marseille sind ähnliche Feiern gewesen — Der Justizminister Lebret erhielt erst gestern früh die gesamten Akten der von dem Präsidenten Mazeou geführten Untersuchung. — Deputiertenkammer. Eastelin wünschte gestern die Negierung zu interpellieren, ob sie gedenke, der Krimiral- kammer de» Kaffation»hofe« die Revision de« Dreyfu»- ProzeffeS zu entziehen Ministerpräsident Dupuy forderte Vertagung der Interpellation um einen Monat. Eastelin erklärte sich damit einverstanden. — Prozeß Henry-Reinach Die Zeugen betraten gestern unbehelliat den Justizpalast, an dessen Eingängen fich nur wenige Neugierige eingesunden halten, alle Offi ziere waren in Zivil In den Wandelgängen de» Justiz- palaste« herrschte lebhafte« Treiben. Tie Mehrzahl der geladenen Zeugen waren erschienen Bald nach 12 Uhr begann die Verhandlung. Labori, der RechtSdeistand Reinachs, stellte den Antrag, den Prozeß bis nach der Revision de» DreyfuS Prozesse« zu veitag'N Er sagte in keinen Schlußfolgerungen, der Proreß sei nickt« als das Werk «iner politischen Part«i Al« letzten verzweifelten Versuch habe man ihn am Vorabend der Entscheidung Über die Revision de» Dreyfu»-Prozeffe« angestrengt unter dem Vorwande, der Ehr« einer Frau und eine« Kinde« Ginugthuung zu verschaffen, die niemand angegriffen habe. Ladori entschuldigte sich, daß seine Pflicht ihn zwinge, peinliche Dinge zu berühren, und wandte sich sodann gegen den Ausruf, den man erlassen hab«, um Henry zu verherrlichen, der «ine Fälschung begangen hab«, um einen Unschuldigen im Bagno festzuhalten. Weiter forderte Labori, die Verhandlung solle der Loyalität wegen erst dann durchgeführt werden, wenn der Kassationshof Licht in die Sache gebracht habe, der Reinach sich gleich fo vielen anderen mit solchem Eifer und solcher Hingebung gewidmet habe. Labori fügte hinzu, der Kassationshof betreibe, trotz der Beleidigungen und Beschimpfungen, mit welchen man ihn täglich überschütte, weiter mit Ernst sein Werk der Gerechtigkeit Er, Redner, beuge sich im vorau« vor der Entscheidung, die von allen vereinigten Kammern de« KaffationShofe« werde gefällt werden, wenn die« beliebt werde Ihm sei die« ziemlich gleichgiltig, denn jeder mann werde sich vor der Wahrheit beugen müssen Labori schloß mit der Erklärung, er verlange im Namen der Ge rechtigkeit die Vertagung der Verhandlung und protestiere gegen die schnöde Verleumdung von seiten derjenigen, die behaupten, die Rivisionisten beleidigten die Armee Saint-Auban, der RechtSbeistand der Madame Henry, bekämpfte die Vertagung und griff Reinach heftig an, der sich der Verantwortung entziehen wolle, indem er ihm feinen Preßfeldzug gegen die Armee zum Vorwurfe machte Redner fügte hinzu, man habe Furcht, weil man den versprochenen BeweG nicht erbringen könne. Er behaupte, die Unschuld Dreyfus' würde noch nicht die Schuld Henrys beweisen und verlange, daß, da alle Zeugen zugegen seien, Reinach den versprochenen Beweis liefere Labori erbat da» Wort zu einer Replik, aber der Präsident Poupardin erteilte dem Generaladvokaten Lombard das Wort, was eine lebhafte Auseinandersetzung zwischen dem Präsidenten und Labori zur Folge hatte. Al« Labori schließlich die Absicht kund gab, Anträge zu stellen, erklärte ihm der Präsident, er werde da« Wort erhalten, wenn die Reihe an ihm sei Hierauf entwickelte Lombard seine Schlußfolgerungen Er sagte, Reinach habe da« Andenken Henry« schwer beleidigt; derselbe müsse dafür Rede stehen vor derselben Gerichtsbarkeit, die er selbst gewählt habe Der Gerichtshof müsse die Angelegenheit in der Hand behalten, weil er in regel rechter Weise damit befaßt sei. Da» Geschworenengericht sei kompetent, weil Henry Offizier gewesen sei Lombard fckloß mit dem Anträge, den Antrag auf Vertagung abzulehnen Labori erwiderte, die Vertagung de» Prozesses würde dem Lande Aufregung ersparen, die mindestens keinen Nutzen brächte; wenn die Vertagung abgelehnt werde, so werde der Prozeß trotzdem nicht stattfinden (Murren im Zuhörerraume) Der Gerichtshof zog sich zur Beratung zurück. Nach einvicrtelstündiger Beratung fällte der Gerichtshof eine Entscheidung dahin, daß die Vertagung abzulehnen sei und sofortige Verhandlung stattzufinden habe Labori stellte neue Anträge und ver langte, man möge ihm bescheinigen, daß sein Klient gegen die Entscheidung des Gerichtshöfe« die NichtigkeitS- befchwerde einlege Saint-Auban beantragte in seiner Entgegnung, daß die Nichtigkeitsbeschwerde keine aus schiebende Wirkung haben solle Der Gerichtshof erkannte fchließlich, die Beschwerde LaboriS gegen die Ablehnung feine» Vertagungsantrages habe ausschiebende Wirkung. Der Prozeß Henry gegen Reinach ist somit vertagt. — Gegen 2 Uhr nachmittags erschienen gestern vor dem Justizpalast lärmend mehrere Trupp« von Personen, um zu demonstrieren; sie wurden von der Polizei alsbald vertrieben — Die von den Zugängen zum Justizpalast zurück gedrängten Antisemiten, die Kundgebungen ver ursachten, sammelten sich von neuem auf der „Place Chatelet" unter den Rufen „Nieder mit den Juden" und „Es lebe die Armee." Unter den Anwesenden bemerkte man den Deputierten Hubert. Die Polizei drängte die an der Kundgebung Bctciligten nach dem „March« aux fleurS" hin, wobei mehrere leichte Verwundungen durch Stockschläge vorkamen. — Da« „Echo de Paris" veröffentlichte gestern einen Artikel Beaurepaires, in dem dieser angiebt, daß die Untersuchung wegen der Bard betreffenden Zwischen fälle nur dem Anscheine nach von den Richtern Mareau, Dareste und Voisin, in Wirklichkeit aber von dem Minister präsidenten und dem Justizminister geführt werde Diese seien über die Schuld gewisser Richter in Schrecken ge raten und würden optimistische Noten veröffentlichen lassen, um die Oeffentlichkeit darauf vorzubereiten, an die Unschuld der beschuldigten Mitglieder der Kriminal kammer zu glauben. Beaurepaire sagte, er werde alle gesetzlichen Mittel erschöpfen, um die Wahrheit an« Licht zu bringen. wurde in der Kapelle de» Palaste» Eaffarrlli, im Beisein d«» Personal« drr deutschrn Botschast, der preußischen Gesandtschaft und vieler Mitglieder der deutschen Kolonie ein Gottesdienst abgehalten Abend« fand im Palast Caffarelli ein glänzender Empfang drr deutschen Kolonie statt — Au« Genua wird gemeldet, daß die dortige deutsche Kolonie sich zu einem Festmahle versammelt hat An Bord de« im Hafen liegenden Kreuzer« „Hertha" sand ein Gottesdienst und Lunch statt, dem die Behörden beiwohnten. — Die Kammer setzte gestern die Beratung de« italienisch-französischen Handelsabkommens fort. Die Deputierten Pavia, Salandra, Colombo, Rovasenda, Bosarelli, Rossi-Mailand sprachen sich für da« HandelS- abkommen aus Salandra sagte: Wir dürfen un« keinen zu großen Illusionen hingeben und wie wir durch unsere eigene Kraft eine schlimme Krisi« überwunden haben, so müssen wir unsere Anstrengungcn verdoppeln, um be sonder« die Lage de« inländischen Absatzmärkte« zu ver bessern. Rovasenda freut sich über den Abschluß des Abkommens aus politischen Rücksichten, weil dadurch der Bewei» geliefert worden sei, daß Italien, obgleich es »um Dreibunde gehöre, sich doch auf wirtschaftlichem Gebiete mit Frankreich verständigen könne Serralunga erklärte, daß er gegen das Abkommen stimmen werde Die Fortsetzung der Beratung wurde sodann auf heute vertagt — Wie der „Agenzia Stefani" aus Mafsauah von gestern gemeldet wird, schließt, sicheren Nachrichten zu folge, der zwischen Ra« Makonnen und Ras Man- gascha abgeschloffene Friede die völlige Unterwerfung MangaschaS unter Menelik in sich Mangascha hat feine Soldaten entlassen und sich bereit erklärt, nach Schoa zu Menelik zu gehen Die Truppen Makonnens sind aus dem Rückmarsch begriffen Da Makonnen den Wunsch geäußert hatte, man möge ihm einen Militärarzt senden, fo beauftragte der Gouverneur den Kapitän Mozzetti sich zu ihm zu begeben, Makonnen sandte ihm Geleitmann schaften und erleichtert in jeder Weise seine Reise Schweiz. Bern. Der Bundesrat entsandte »u der von der badischen Regierung angeregten internationalen Kon ferenz der Bodenseeuserstaaten zum Zweck der Revision und Ergänzung der schiffspolizeilichen Vorschriften für den Bodensee den Inspektor Bertschinger vom Eisenbahn- departcment in Bern, den RegierungSrat Kech-St Gallen und den Regierungsrat Egloff-Treuenfeld Ferner werden als technische Berater beiqezogen der Hafenverwaller Gmuer-Rorschach und der Bahnhoseinspektor Stähelin in Romanshorn. Grotzbrikanuieu. London Lord Asquith hielt gestern in Darwen eine Rede, in welcher er aussührte, daß die jüngst«n Ereig nisse durch Zerstörung gefährlicher Irrtümer die Chancen eines dauernd guten Einvernehmen« zwischen Groß britannien und Frankreich in sehr hohem Grade gefördert hätten. Der Lord besprach sodann die Wichtigkeit der Herbeiführung einer dauernden Verständigung zwischen Großbritannien und Rußland in Asien Queenstown Der Dampfer der Hamburg-Amerika- Linie „Alesia", welcher den hiesigen Hafen angelaufcn hatte, um einen erlittenen Schaden auszubeffern, setzte gestern nachmittag von hier au« seine Reife fort R us; la n d. St Petersburg. Zur Feier des Geburtstage« Sr. Majestät de« Deutschen Kaisers sand gestern in der Petrikirche ein Festgottesdienst für die deutsche Kolonie statt, den der deutsche Geschäftsträger, LegationSrat v Tschirschky und Bögendorff, der deutsche Generalkonsul, Legationsrat Maron, sowie die anderen hier anwesenden Mitglieder der deutschen Botschaft und de« deutschen Konsulats, ferner Hofminister Baron Frederiks, al« Ver treter de« Kaiser« von Rußland sowie zahlreiche hohe Persönlichkeiten beiwohnten Später sand bei dem Kaiser in Zar«koje - Sselo eine Frühstückstasel statt, an der LegationSrat v Tschirschky und Bögendorff teilnahmen. Kaiser Nikolaus brachte einen Trinispruch aus Kaiser Wilhelm au« Am Nachmittage veranstaltete die deutsche Kolonie in den festlich geschmückten Sälen de« deutschen Klub« ein Festmahl, bei dem LegationSrat v. Tschirschky einen Trinkspruch auf Kaiser Nikolaus, der bayerische Gesandte Frhr v Gaffer einen Trinispruch aus Kaiser Wilhelm ausbrachte Nach dem Festmahle sand ein Kommers statt zchaffr, rript verm Laren au? Widerspruch. Jede matrnsch« Eatwick^lunq ist eine naturalistische Die verfeinerte und erweiterte Natur^nschauunq tritt in Widerstreit nnt der dem Publikum geläufigen Art, die Natur zu sehen Toch ist e» nur eine Frage der Zeit, bi» die neue Anschauung wie den Künstler, so auch den Laien unter ihren Bann zwingt Eine naturalistische Richtung ist immer unwider stehlich. Wa« aber da« große Publikum schwerer, vielsach nie zu erfassen vermag, ist nicht jenes Neue, das auf dem Wege einer fortschreitenden Kunstentwickelung, sondern da« im individuellen Ausdruck der künstlerischen Persön lichkeit liegt. Je stärker diese ist, um so mehr erhebt sie sich über den Durchschnittsgeschmack Daher die traurige Erscheinung, daß dir großen Meister zu keiner Zeit ein samer und unverstandener waren als in diesem Jahr hundert des großen Publikum« Auf ihnen aber beruht Wert und Bedeutung jeder Kunstepoche. Umsomehr tritt an die Wenigen, denen die Empfindung dafür gegeben ist, die Aufgabe heran, alle Kraft für die Förderung de« Besten einzusrtzen Litteratur. Der Zug der Zeit, der mehr und mehr dahin geht, kein Blatt Papier aus dem Nachlasse unserer Klassiker und aller derer, die mit den Klassikern in irgend einen Bezug gesetzt werden können, ungedruckt zu lassen, hat schon längst (im 15. Bande der großen historisch kritischen Ausgabe der Schillerschen Werke von K Goedecke (1876) und in „Schiller» dramatischer Nachlaß" von I. Kettner (1895) auch die von Schiller hinterlassenen dramatischen Entwürfe und Fragmcnte an die Offentlich- keit gebracht Ter Herausgeber der letztgenannten Aus gabe dieser Entwürfe, der zum ersten Male den Zusammen hang der Papiere zu ermitteln und die Folge der ein zelnen Niederschriften so weit al« möglich festzustellen unternahm, hat gleichwohl gefühlt, daß da«, wa« für den litterarhistorifchen Forscher, den Kritiker einen Reiz rin- schließt, den Leser ganz anders berührt. „Er wird nur zu oft von den vielfach noch unsicher tastenden Versuchen, von der Masse abgerissener Notizen, trockener Di»» poyuonen und m tluchngrr Hap skizzierter Eniwürse ver wirrt oder von dem wiederholten Durchkomponieren em- zelnerCcenen ermüdet werden." Da nun aber G Keltner der Ueberzeugung ist, daß erst der Schiller» Größe als Dramatiker völlig würdigen lerne, „der neben den vollendeten Dramen auch die Torsi dieses Michelangelo unter den Dichtern überschaut, so hat er es unternommen, in einem besonderen Bande „Schillers dramatische Entwürfe und Fragmente" (Stuttgart 1899, Verlag der I. G Cottaschcn Buchhandlung) für den nicht kritischen Leser zu ordnen und au« den zerstreuten Bruchstücken die Dramen so aufzubauen, wie sie zuletzt vor dem Geiste des Dichter« standen „Bei den wichtigsten Dramen konnte zum Glück sür größere Strecken ein ausführliche» Scenar zu Grunde ge legt worden Aber auch da, wo der Text aus einer Fülle einzelner Skizzen und Notizen musivisch zusammengesetzt werden mußte, wie z. B bei den „Kindern de« Hause«" und der „Prinzessin von Celle" ist niemals an das Wort de« Dichter« gcrührt worden Außer einer Einleitung des Herausgeber» enthält der Band die Fragmente und Pläne Schiller« zu „Demetrius", „Warbeck". „Die Prin zessin von Celle", „Die Malteser", „Themistoklet", „Agrippina", „Elfride", „Die Gräfin von Flandern", „Die Polizei", „Die Kinder des Haufe»", „Die Braut in Trauer oder zweiter Teil der Räuber", „Rosamund oder di« Braut der Hölle", „Das Schiff", „Die Flibustier", „Da« Seestück", Lustspiel im Geschmack von Goethe« „Bürgergeneral", denen sich der bekannte Scherz „Körner« Vormittag" und al« Anhang das Bruchstück einer Urber setzung von Racine« „BritannicuS" anschließt. o. * Mitteilung au» dem Bureau der König!. Hof» theater. Im König! Opernhaus« geht Montag den 30 Januar mit den Damen Wedekind und Fröhlich und den Herren Scheidemantel, Gießen und Decarli Rossini« komische Oper „Ter Barbier von Sevilla" in Scene. Die Partie dc» „Vr Bartolo" singt zum ersten Male Hr. Brag Al« Einlage im zweiten Akte singt Fra« Wkbrttnd zum ersten Male die Bravourvariononen über ein Mozartsche« Thema von Adam Residenztheater. Tie Operette „Ter Zauberer vom Nil" gelangt bis mit Dienstag, den 31. d. Mt», zur Ausführung Mittwoch, den I Februar, beginnt Frl. Jenny Groß vom Lessing-Theater in Berlin ihr Gast spiel, und zwar zunächst als Josepha in dem mit großem Erfolge hier gegebenen Lustspiel „Im weißen Röß'l" von Blumenthal und Kadelburg. Eintrittskarten sind schon jetzt zu haben. — In dem am 8 Februar d Js. unter Leitung de« Hrn. Albert Kluge stattfindenden Winterkonzerte des „Dresdner Orpheus" werdcn die König! Kammcr- virtuosin Frau Milanie Bauer-Ziech (Harfe), Hr Konzert- meister Adrian Rappoldi aus Chemnitz (Violine) sowie die Kapelle des König!. Sächs 2. Grenadierregiment« Nr. 101 Mitwirken * Das vollständige Programm für da« Montag, den 30. d. M im Musenhause statisindende Konzert von Frau Walther-Bachmann (Klavier) und Frau Frieda Köhler-Grützmacher (Gesang) lautet wie folgt: Cornr- li»k: Komm wir wandeln zusammen; Schumann: Inter mezzo; Brahm«: Da« Mädchen spricht, Von ewiger Liebe; Sinding: Alte Weisen: Mir glänzen die Augen, Alle meine Weisheit, Rößchen biß den Apfel an, Wie glänzt der Helle Mond; Tschaikowsky: Kein Klagelaut, Inmitten de« BalleS; Gunkel: Volkslied; Hermann: Wenn e« schummert; v. Fielitz: E« liegt ein Traum auf der Haide (Frau Frieda Köhler-Grühmach«r); ferner für Klavier: Schumann: Sonate op 11 kis-matt; Chopin Polonaise ^s äur: Prelude äs-äur; Henselt: I» gonckola. MoSzkowsky: Tarantelle; Raff: Menuett op 72 III; Schumann: De« Abend«, op. 12 II; Gounod-LiSzt: Faufiwalzer Karten bei F. Rie«. * Max Bruchs „Gustav Adolf" bahnt sich, wir man e« Voraussagen konnte, rasch seinen Weg durch Deutsch land Im Januar hatte der Konponist sein Werk in Halberstadt und Magdeburg zu dirigieren, am 1 Februar wird e« in Gotha, edensall« unter Bruch« Leitung, am 8. in Königsberg und am 10 Februar in Dresden (Martin- Luther-Kirche) zur Aufführung gelangen; Hamburg, Kassel und verschiedene andere Städte folgen nach Sächsischer Kunstverein Neuausgestellt sind: Clarita Beyer (Kiel) „Aus dem Düsternbrooker Gehölz", Bocckel (Dresden) „Chiemsee", Hugo Börner (Dresden) „Wallfahrtskirche", „Küche zu St Thekla" und „fünf Bleistiftzeichnungen", A Diefierbacher (München) „Leyte Fahrt", E v Eschwcge (Weimar) „Herbst", Caroline Friedrich (Dresden) „Herbststrauß", Clementine Hehn (Dresden) „DamenbildniS" und „Schloß Lichrow bei Bautzen", Bernh Mühlig (Dresden) „Auf der Jagd" und „Rosenberg, gesehen vom Wege über Reinwiese rach Prebischthor", G Opitz (Dresden) „Straße in Garmisch", Gerty v Seydlitz Gerstenberg (Dresden) „Vorfrühling" und „Frühling", Otto Schurig (Dresden) „Ei, jagt mir doch die Spatzen fort", Ztug Wilh Ulmer (Dresden) „Im letzten Abendlicht", Gust. Werner (Dresden) „September« httd«" — Vergangene Woche wurden verkauft: Herm. Wunderlich „Straße in Zirl" und Bernh Mühlig „Ro'en« berg" Sonntag, am 29 Januar, beträgt da« Eintritt»« geld sür Nichtmitplicder 20 Pf. — In Ernst Arnold» Kunstsalon (Wilsdruffer Straße 1 I.) sind neu ausgestellt worden: 19 Gemälde von Th. v Horen-Wehr in Nabburg, und zwar: Baum gruppe an der Amper, Trübe Stimmung, Motiv ron Pappenheim, Mühlbach in Emmering, Abenbstimmung, Venedig, Segelschiff a. d. Ostsee, Strand a d. Flensburger Föhrde, Motiv von Emmering, An der Wiüm, Nabthal, Van der Reichenau, Guidecca-Kar.al in Venedig, Hase« in Eckensund. Schwanheim u. a m; L. Correggio, Ge birgssee; L Fahrenkrog, Elegie; Als Bachmann, Cermüne am Gardasee; N v Astudin, Ruinr Geroldstein; M Gold« Han, Kind mit Katze, Stillleben; M Schurtz, Prieme!, Verblühter Löwenrahn Im weisen Zimmer ist eine Kollektion TrockenstifbRadierungen von Schulte im. Hoke neu ausgestellt
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