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Dresdner Journal : 31.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-31
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 31.01.1899
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Erscheinen: Läglich mit Au-nahme der Sonn- «ad Feiertage abend« Zernspr -Anschluß: Nr 1L»S Dresdner ZMNMl. A»tüu»t»n«,-«ebütre»: Gür den Raum einer aespal- trnea Zeile Keiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Vei Tabeüen- und Ziffernia» entsprechender Aufschlag Heran««e»er: »Saigliche EWeditiou de« Dresdner Journal« Dresden, Zwmgerstr 20 Fernspr -Anschluß: Nr ISAS. ^25. 18S9 Dienstag, den 31. Januar abends. Amtlicher Teil. Dre-deu, 31. Januar. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August ist gestern abend 11 Uhr 25 Min. nach Italien ge reist. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bor stände der Buchhaltern im Ministerium de« Innern, Oberbuchhalter Kommissionsrath Luther bei seinem Uebertrilt in den Ruhestand den Titel Hofrath mit dem Range in der IV. Classe der Hof rangordnung zu verleihen. Dresden, 31. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist dem zeitherigen Bezirksschulinspektor in Großenhain, Schulrat vr. pb. Karl Georg Richard Gelbe das Amt des BezirkSschulinspektorS in der AmtShauptmannschast Meißen übertragen worden Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den, zeitherigen Schuldirektor Johann George Sieber in Wurzen zum Bezirksschulinspektor im Be zirke der AmtShauptmannschast Großenhain zu er- nennrn. Se Majestät der König haben der Inhaberin der Firma Baumann u. Sendig in Dresden, Klara Marie verwitwete Sendig geb. Müller das Prädikat „Königliche Hoflieferantin" Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 30. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der König!. Sächsische Gesandte an den Thüringischen Höfen, Hofmarschall a. D. und Kammerherr, Major z.D. Freiherr v. Reitzenstein, die ihm von Er. König!. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha verliehene Silberne EhejubiläumSmcdaille anvehme und trage. Se. Königliche Majestät haben dem StationS- kontroleur Königlich Sächsischen Zollrath Giese in Berlin die Genehmigung zur Anlegung de- ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen AdlerordenS 4. Klasse Allergnädigst zu ertheilen geruht. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. I« «ejchäftSberetche de« Ministerin«« des «nltu« und öffentliche» Nnlerrtcht« Erledigt: die stäub,ae Lehrerstelle an der Schule zu Brunn bei Reichenbach i. L. Kollator: da« KSnigl. Ministerium des Ikultu- und öffentlichen Unterricht-. Einkommen: llOO M. vom Schuldienst und freie Wohnung im Schulhause nebst Nutzung vom Semüfr-und Obst garten (Die Erbauung eines neuen schönen SchulhauseS wird noch in diesem Jahre in Angriff genommen.) Hierüber 12 M für Singen bei Begräbnissen, 72 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule, l8 M für Turnunterricht, S0M HeizungS- EnlschSdigung und cvent. 72 M. für den Unterricht in weib lichen Handarbeiten. Besuche sind biS zum 15 Februar an den König! BezirkSschulinspektor Schulrat Seltmann in Plauen i B einzureichcn; — die ständige Lchrerstelle zu Möschwitz Kollator: das König!. Ministerium des Kultur und -ffrntlichen Unterrichts. Einkommen: 1200 M. Stellen gehalt, freie Wohnung und Bartengenuß, 72 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule, 36 M. sür Turn unterricht und bis zu Eintritt dcS Anspruchs aus die 1. Alters- znlagc in den der Erfüllung de» 30. Lebensjahres zunächst vorau-gehenden drei Jahren persönliche, jährlich steigende Zu lagen von 50, 75 und IVOM, sowie evcnt. 72 M. Entschädig ung der Frau des Lehrers sür den Unterricht in weiblichen Handarbeiten. Gesuche sind bis zum 18. Februar an den König!. BezirkSschulinspektor Schulrat Seltmann in Plauen i.V. tinzureichen; — die ständige Lehrerstelle in Saultitz. Kollotor: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: ttvO M , Amtswohnung mit Barten- genuß und 72 M für den FortbildnngSschulunterricht. Be- werbuaqsgesuche sind mit sämtlichen Zeugnissen bi- zum 18. Februar an den Königs. BezirkSschulinspektor Schulrat vr. Gelbe in Meißen einzureichcn. — Zu besetzen: die Kirchschulstelle inTObersrankenharn. Kollator: dar König!. Mlniüerium des^lKultu» und öss-ntlichen Unterricht« Ein ¬ kommen außer freier Wohnung im Echulhause mit Garten 1000 M vom Schuldienste, -58 M vom Kirchrndienste, 72 M für den Fortbildung-Unterricht, 18 M für Turnen und nach Umständen der Frau de- Lehrer« «0 M für den Handarbeits unterricht BewerbungSgeiuche sind bis zum 15. Februar bei dem König! BezirkSschulinspektor vr. Putzger in Borna eiu- zureichen Nichtamtlicher Teil. Zur veratAng des Mari«eetats. Nach Erledigung de- Etat» de» Reichsamts de« Innern, für die der Reichstag sieben Tage aber nicht viel mehr Zuhörer unter den Abgeordneten gebraucht hat, ist gestern die zweite Lesung de» Marineetats er folgt. Diese hätte sich wesentlich kürzer, ja fast ohne Erörterung vollzogen, wenn nicht eine von Hrn. Singer ringeleitete Sozialistendebatte zwischen der konservativen und der sozialdemokratischen Seite de» Hause» entstanden wäre. Zum Etat der Marine selbst wurde nichts von Belang vorgebracht, alle Kapitel wurden glatt erledigt. Ein so rascher und befriedigender Brrlauf der Be ratungen de» Etat» in der Kommission wie im Plenum ist seit dem Bestehen der Flotte bei keinem früheren Etat zu verzeichnen gewesen. Vergegenwärtigt man sich den Unterschied zwischen einst und jetzt an der Hand der Vorgänge bei früheren Marine EtatSberat- ungen sowohl al» auch den früheren Modus der SchifsS- neu- und Erjatzbauten, so gewinnt man die Ueberzeug- ung, daß man hier einen der größten, dauernd wirken den Erfolge der Kaiserlichen Politik^vor Augen hat. Die» wird um so einleuchtender, je mehr sich die er freulicherweise in stetigem Wachsen begriffene Ueber- zeugung von der Notwendigkeit einer angemessenen Seemachtstrllung de» Deutschen Reiches auSbreitet, eine Erscheinung, an der die nachdrücklich unternommene Belehrung der Nation über die Seeinteressen des Reiche» wesentlichen Anteil hat. Aber auch in parlamentarisch-taktischer Hinsicht ist die Art, wie das Flottengesetz zur Geltung gekommen, von Interesse. Bei Beratung derselben hat sich ge zeigt, wie man durch Nachgeben auf der einen Seite (Sextennat staat Septennat, Limitierung der Kosten nach oben) doch die Grundprinzipien (Organisation nach SchiffSart und -zahl, Jndiensthaltung rc.) zur gesetzlichen, nun von Regierung wie Volksvertretung in Zukunft nichteinscitig antastbarenAnerkennungdring-m kann. Au- dieser Sachlage heraus mußte sich für den nicht voreingenommenen Beobachter denn auch ohne weitere- ergeben, daß die von gewisser Seite unternommenen Ver suche, da- Bestehen eines neuen, natürlich „uferlosen" FlottenplanS zu behaupten, haltlose Verdächtigungen der Regierung waren. Man würde e- auf Seite der Marineverwaltung geradezu als eine Unklugheit be trachten, an der für beide Teile, Regierung wie Parla ment, bindenden gesetzlichen Gestaltung der Kriegsflotte zu rütteln, zumal die bescheidene, durch da- Flolten- gesetz festgelegte SchiffSzahl noch nicht einmal erreicht ist, wir vielmehr noch volle zwei Drittteile der Flotte erst auSzubauen haben. ES ist gegenwärtig eine Steigerung der noch nicht erreichten Flottenstärke weder zu wünschen, noch durchzuführen oder auch nur mit genügender Zuverlässigkeit zu berechnen. Die Organisation der Schlacht- und Kreuzerflotte ist zu dem nicht auf Grund theoretischer Erwägungen will kürlich festgesetzt, sondern sie ist da- Ergebnis sich- bi- siebenjähriger strategischer wie taktischer Erprobungen, die in einer Zeit vorgenommen sind, in der sich aus dem Wandel der Technik allmählich gewisse feste Normen für die SchiffStypen ergeben haben. Schon aus diesen dem Fachmann bekannten Gründen mußte eine Abweichung vom Flottenplan durchaus unwahrschein lich sein. Bemerkenswert ist, daß die Anforderungen des Marineetats in den beiden Jahren 1898 und 1899 um rund 14', Mill. M. unter der Höhe der limi tierten Kosten geblieben sind, eine Thatsache, die zu Gunsten der Verwaltung spricht und es er möglicht, etwa im Laufe de- FlottenauSbaueS eintretende Preissteigerungen für Material und Löhne sowohl als auch für technische Verbesserungen und Mehrforderungen zu Gunsten der Kriegsbrauch barkeit der Schiffe auszugleichen. Daß bei der ersten Beratung der Etats der nationalliberale Abgeordnete Sattler mr Reichstage zum Ausdrucke bringen konnte, er habe die Ueberzeugung, daß das Gefühl für Macht politik im deutschen Volke gewachsen sei, möchten wir als ein Verdienst der aus Anlaß des Flottengesetzes auf breitester Grundlage erfolgten und von feiten der Regierung sehr sachlich gehaltenen Erörterungen über dasselbe bezeichnen. ES ist wohl kaum jemals ein Gesetzentwurf, jedenfalls nicht auf dem Gebiete der Manne, durch eine so umfassende, auch außerparla mentarische Begründung vorbereitet worden, wie das jetzt in Geltung befindliche Flottengesetz. Von gewisser Seite ist die bewegliche Klage ertönt, ^>cr „Parlamentarismus" habe an Ansehen gelitten, tveil der Reichstag sich durch Bewilligung der Flotten - gesetzt- gebunden habe. Eine schärfere Selbstkritik ist ffaum denkbar und wenn in dem alljährlichen Streite km die Sätze de- Marineetats dieser „Parla- KientarismuS" ein Mittel zur Wahrung seines An sehens erblickt, so möchten wir ihm nur die Frage vorlegen, in welcher Lage er sich bei der Bekämpfung einer Flottenvorlage befunden hätte, nachdem für einen aufgelösten Reichstag neue Wahlen sich unter dem Eindrücke de» spanisch-amerikanischen Krieges vollzogen haben würden? Bekanntlich ist im Prinzip die Organisation der Marine iu bezug auf die Schlachtflotte festgelegt und ist genügender Spielraum für die wechselnde Ausgestaltung He- Beiwerkes an leichteren Schiffen gelaffen Der Verlauf de» spanisch-amerikanischen Krieges hat nun in schlagender Weise gezeigt, daß mit diesem Prinzip durchaus das Richtige getroffen worden ist, und daß die deutsche Flvtte den heimischen Verhältnissen nach die richtige Mitte zwischen Schlachtflotte und Kreuzer- bez. Torpedoflotte hält. Zu einem Streite darüber, ob man im Kriege sich auf die Panzerschlachtflotte verlassen oder ob man dem Kreuzerkriege huldigen '-All, ist in Deutschland glücklicherweise kein Boden mehr. Dasjenige, was Frankreich, woselbst die Meinungen über Cchlachtflotte oder Kreuzerkrieg so wenig geklärt sind, daß man sogar ernstlich zur unterfecischen Kriegsführung hinschwankt, seit einiger Zeit auf dem Gebiete der auswärtigen Politik erleidet, muß als ein überaus warnendes Beispiel angesehen werden. Tagesgeschichte. Dresden, 31. Januar. Das am heutigen Tage ausgegebene 1. Stück des Gesetz und Verord nungsblattes für das Königreich Sachsen ent hält: Verordnung vom 2«>. Dezember 1898, die Ent eignung von Grundeigentum zur Erweiterung der Leipzig-Hofer Staatseisenbahnlinie zwischen Leipzig und Gaschwitz betreffend; Verordnung vom 21. De zember 1898, die Emeignung von Grundeigentum für Erweiterung der Haltepunktes Oberrothenbach be treffend; Bekanntmachung vom 7. Januar 1899, die Festsetzung des Betrages der für die Naturalver pflrgung der Truppen im Jahre 1899 zu gewährenden Vergütung betreffend, sowie Bekanntmachung vom 25 Januar 1899, die Eröffnung des Betriebes auf der schmalspurigen Nebeneisenbahn von Wilsdruff nach Nossen betreffend (Dresdner Journal Nr. 21). Annst und Wissenschaft. Konzert. Am Montag gaben Frau Köhler-Grütz macher (Gesang) und Hr. Bachmann (Klavier), zwei An gehörige der einheimischen Kitnstlerschaft, im Musenhause ein Konzert, für da» sie sich guten Besuchs und sehr lebhaften Bei'all« erfreuten Die Sängerin bethätigte ihre angenehmen stimmlichen und gesanglichen Fähigkeiten in einer Reihe Lieder von Schumann, Brahm«, Corneliu», Tschaikowsky u a , die sie durchweg mit Geschmack und Empfindung vertrug Ihre Stimme klang zu Anfang etwa» trocken, namentlich in dem Cornelius scheu Liede „Komm, wir wandeln zusammen", dessen Aufschwung am Schluffe die Sängerin nicht bewältigte; allmählich gewann da» Organ aber mehr Frische und Farbe und zeigte sich voll kommen ausgiebig für die Steigerung in dem Gesänge „Don ewiger Liebe". Frau Köhler-Grützmacher machte un« mit Liedern von Chr. Sinding bekannt, die dieser nordische Komponist auf Gedichte von Gottfr Keller („Alte Weisen") gesetzt hat Sie enthalten feine melodische und harmonische Wendungen und zeigen im ganzen eine vornehme Haltung. Die Sängerin trug sie mrt voller Hingebung vor und erreichte mit den größeren der vier Gesänge auch einen günstigen Ein druck auf ihr Publikum Die beiden kleineren lassen sich im Konzertsaale schwer zur Geltung bringen Hr W Bachmann eröffnete da« Konzert mit Schu mann» kHmoll-Sonate, einer nicht leichten Ausgabe für den Au»führenden wie für den Zuhörer Die Einleitung, die mehr schwärmend aufgefaßt sein will, und di« Zwischen- stelle im Scherzo gelangen dem Pianisten nicht so aut wie die anderen Abschnitte der Komposition, die er, ohne den leidenschaftlichen Inhalt ganz aulzuschöpfen, klar und lebendig mit schöner Tonwirkung spielte Hr Bach mann hat sich im Anschlag und im Bortrag merklich ver vollkommnet; jener ist reicher, vreser reifer geworven. Da» trat vorgestern auch in der Wiedergabe der Chopin- schen Stücke hervor P Skandinavische Litteratur. In den Tagen der Wikingerzüge, da Dänen und Normänner die Küsten von Frankreich und England, von Spanien, Sizilien und Griechenland plünderten, jeder Seekönia Thor» Hammer in seiner Faust fühlte und die Drachenschiffe wälsche Seide und byzantinisches Gold zu den Fjorden und Inseln Skandinavien« trugen, müssen die Häuptling«häuskr im Norden eine wunderliche Mischung von einheimischer Rauhheit und fremder Pracht dargeboten haben Einen ähnlichen Eindruck in geistiger Beziehung ruft die heutige nordische Litteratur hervor. Die Ideen und Stimmungen der ganzen Welt sind in sie hinein getragen worden, aber, wie da» schwarze Balkenwerk de» ursprünglichen Häuptling»hause» zwischen den bunten Beuteteppichen hervorschien, so spürt man mitten in den von der Seine und der Newa herstammenden Lebens auffassungen und Vorstellungen den nordischen Grund der Dinge. Weltweite und kleinstaatliche, ja kleinstädtische Enge wohnen in den skandinavischen Litteraturen von heute seltsam nebeneinander und da» letzte Kennzeichen einer Kultur, die sich nirgend» mehr zu Hause fühlt, die Flucht in die alte Kirche, zeigt sich unmittelbar neben der wildesten Hingebung an die phantastischen Offen barungen de« neuesten PrssimiSmu« oder der Selbst- vergötterung. Zwischen die Gestaltung von außen herein getragenen Lebens und willkürliche Experimente drängt ch der innigste Anschluß an Zustände und Sitten der Heimat; ein Reali«mu«, der sich bi« zur kleinlichsten Wiedergabe de« unerquicklichsten Alltag» steigert und ein Symboli«mu«, der mit jedem Federzuae ein Welt- geheimni« offenbaren will, lösen sich rn ven nordischen Litteraturen unablässig, unvermitteltund'unau«geglichen, wir m unserer eigenen Litteratur, ab. Wer diese Erscheinungen im Ganzen überschaut, sür den haben sie wahrlich nichts Vorbildliches, aber e« ist eben das Wesen der Nachahmung, nie da« Ganze, immer nur da« Einzelne zu sehen und da« neueste Einzelne womöglich für da» Ganze zu halten Wäre die blöde Nachahmung nicht — gegen die Urber tragungen nordischer Dichtungen ließe sich gewiß nicht» einwenden E» ist der alte Stolz unserer Litteratur und unserer Bildung, sich gegen hervorragende Schöpfungen und eigenartige Geisteswerke keine» Auslandes zu ver schließen. Die Periode, in der der deutsch« Einfluß aus di« Litteratur de» stamm- und sprachenverwandten Norden» einmal geringer ist als der romanische und slawische, wird rasch vorübergehen, ja, trügen nicht alle Anzeichen, so nähert sie sich schon ihrem Ende Ja vielfach ist die Ab hängigkeit von Pari» nur ein Schein, eine Schminke gleichsam, die festen und ausgearbeiteten Züge der nor wegischen und dänischen Schriftsteller verleugnen zuletzt den eigentlichen Ursprung nicht Und wie dem immer sei, so lange wir un» die Selbständigkeit de» Empfinden» und de» Urteil» wahren, kann uns die Teilnahme an den bedeutenderen nordischen Erscheinungen nur Gewinn bringen. An der Spitze der norwegischen Litteratur der Gegen wart stehen nach wie vor Ibsen und Björnson und neue Uebertragungen ihrer Werke sind eS auch, deren wir zu nächst zu gedenken haben Von der großen (von Georg Brandes, Julius Elia» und Paul Schlenther heraus- gegebenen) deutschen Au«gabe von „Henrik Ibsen« sämtlichen Werken" (Berlin, S Fischer« Verlag) ist vor kurzem der dritte Band veröffentlicht worden, der drei Dramen der mittleren Entwickelungsperiode Ibsen« „Die Helden auf Helgoland" (Nordische Heerfahrt), deutsch von Emma Kungenseld, die „Komödie der Liebe", deutsch von Christian Morgenstern, und „Die Kronprätendenten", deutsch von Adolf Strodtmann enthält Eine Einleitung von Georg Brande« setzt da« nötige über die genannten Dramen und ihre gegenseitigen Bezüge au»rinander. Die Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag im König!. Schloff« die Vorträge de« Staatssekretär« de« Reichmarineamt«, Staat«minister«Tirpitz, und de« Kapitäns zur See v d Gröben, sowie darauf denjenigen de» Ches« de« Zivilkabinett«, vr v Lucanu». Später fuhren Se. Majestät anläßlich de« Todettage« de« Kronprinzen Rudolf von Oesterreich, bei der österreichisch- ungarischen Botschaft vor und statteten dem Botschafter Hrn v Szögyeny einen Besuch ab. Der Kaiser, Aller- höchstwelcher österreichische General«uniform trugen, ver weilten dreioiertel Stunde bei dem Botschafter S«. Majestät statteten ferner noch dem russischen Botschafter v d. Osten-Sacken einen Besuch ab — Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Rumänien hatten sich am Sonntag zum Besuche ihrer Verwandten, de« Erbprinzen Wilhelm und de« Prinzen Karl Anton von Hohenzollern und deren Gemahlinnen nach Potsdam begeben. Die Kronprinzessin hat gestern abend Berlin wieder verlassen und sich zu ihren Herzog lichen Eltern nach Gotha begeben Der Kronprinz wird am Mittwoch nach Koblenz reisen, um das ihm von Sr Majestät dem Kaiser verliehene 6 Rheinische Infanterie regiment Nr. 68 zu besuchen — Dem Reichstage ist nunmehr die angelündigte Denkschrift über die bedingte Begnadigung zu gegangen Die Denkschrift enthält die einschlagenden Bestimmungen, die in den einzelnen größeren Staaten des Reiches erlassen sind, ferner die zahlenmäßigen Er gebnisse, zu welchen die Anwendung dieser Vorschriften geführt hat, und ein kurze« Resümee, welche« die« Zahlen material beleuchtet — Die nächste Plenarversammlung de« Deutschen Handel «tage« ist für den 2. März in Aussicht ge nommen E« soll über Waflerbauverwaltung in Preußen, Aenderung de« Bankgesetze«, Gesetz über die privaten Versicherung«unternehmurgen, Schädigung de« Handel« durch Genossenschaften, insbesondere Kornhausgenossen- schaften und Landwirtschasttkammern verhandelt werden Vielleicht wird auch noch die Bildung von Genossenschaften im Kleinhandel auf die Tagesordnung gesetzt werden. — Die deutsche Eisenbahntarifkommission und der Ausschuß der Verkehr«intereflenten werden am 16. Fe bruar in Berlin eine Plenarsitzung abhalten Zur Be ratung gelangen u. a. folgende Punkte: Verpacken von Fleischwarm, Zollbehandlung auf UnterwegSstationrn, Feststellen bei Stückzahl der WagenladungSgüter, Be rechnung von Reugeld, Ueberlastung von Wagen im Vieh - verkehre — Die Befähigung der Sozialdemokratie zu öffentlichen Aemtern wird grundsätzlich im Interesse der StaatSerhaltung bestritten werden müssen Selbst Gemeinden, die sozialdemokratische Beamte angestellt haben, sind vor recht trüben Erfahrungen nicht bewahrt geblieben, und da» ungebundene terroristische Treiben der „Genossen" in den Krankenkassen hat erst recht gelehrt, daß den So zialdemokraten die Parteipropaganda über alle« geht Eine Anstellung von Mitgliedern der sozialdemokratischen Partei bei unmittelbaren Staatsbehörden ist wohl auch kaum zu erwarten; dagegen rückt diese Möglichkeit in der kommunalen Selbstverwaltung immer näher, und es ist nicht unangebracht, gegen jede Verwendung von „Genossen" für die fraglichen Stellungen Widerspruch zu erheben Auch die Wahl von Sozialdemokraten, in den Reichstags vorstand wäre ein großer Fehler gewesen; zum Glück ha! ihn die konservative Fraktion gegen den Willen der „regierenden" Partei verhindert Die „Kölnische Volks zeitung" aber giebt heute noch nicht zu, daß die Sozial demokratie wegen ihrer revolutionären Gesinnung von den Ehrenstellen im Reichstage ausgeschlossen werden müsse Sie schreibt: „Wenn man auf solche Prüfungen sich ein läßt, weiß man wohl, wo man anfängt, nicht aber, wo man aushört." Da« trifft nicht zu. Man fängt eben bei der revolutionären Sozialdemokratie an und hört bei ihr auf. DaS Zentrumsblatt wird doch nicht etwa annehmen, auch andere politische Parteien könnten offen revolutionäre Ziele verfolgen wollen Wenn die „Kölnische Volks zeitung" auch den Freisinn als „Vorfrucht" der Sozial demokratie al« in dieser Hinsicht gefährdet hinslellt, so ist eine solche freundliche Fürsorge unnötig. Ter Freisinn bat ja erst jüngst sogar seine dynastische Anhänglichkeit Uebertragungen find von besonderer Vorzüglichkeit Die eigentümliche Herbheit Ibsens erscheint in diesen Dramen und namentlich in den „Kronprätendenten" noch aus » wunderbarste von der leidenschaftlichen Liebe Ibsen« für sein Land durchleuchtet und von dem quälenden schmerzlichen Gegensätze zu Björnson erfüllt „Man muß jene Jahre mit erlebt haben, um zu wissen, welches Ansehen Björnson damals genoß um emer Geniali tät willen, die in dem Rufe nachtwandlerischer Sicherheit stand", sagt Brandes „Er schrieb Cynnöve und gleich wurde er, zumal in Dänemark, das damals noch mehr als später Ruhmc«kränze austeilte, al» der erste Mann Jungnorwegen« bezeichnet und gefeiert al« der Herold einer neuen litterarischen Epoche Alle» beugte sich vor ihm und er drang vorwärt» mit dröhnendem Schritte Ibsen führte damals seine litterarische Existenz al« der bleiche Mond unter Bjcrnsor« Sonne. Die tonangebende dänische Kritik stempelte ihn zum untergeordneten Talente, zum Experimentator, der bald die«, bald da« probiert, im Gegensätze zu dem jüngeren Berussgenoffen, der nie mals wählte, immer zugriff und naiv wie da« Genie, sich niemals vorwärts tastete." Wir wissen, wie sehr sich dies Blatt seitdem und nun wieder bi» zur Ungerechtigkeit gegen Björnson gewendet hat. Da ist« denn erfreulech, daß wenigsten« bei un« in Deutschland im gleichen Zeiträume, in dem die große Ibsenau«gabe vorschreitrt, «ine neue Uebertraguna von Björnson« vorzüglichen Erzählungen hervortritt. „Ueber den hohen Bergen", Bauerngeschichte von Björnstjerne Björnson (Leipzig, Verlag von Fr. Wilh Grunow, 18S8) betitelt sich eine neue deutsche Au«gabr dieser Erzählungen, von der der Verleger mit Recht sagt, daß sie sich treu an da« Original hält und doch fließend und in gutem Deutsch geschrieben ist, auch die eina«streuten Gedichte den Originalen entsprechend wiedergiebt In zwei Bänden enthält die Sammlung die größeren Geschichten „Arne", „kyrvöve Solbakken", „Die Eisenbahn und der Kirchhoff', „Ein fröhlicher
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