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- 6S- - Länder kranke«. Wie sich übrig«» im neuen Reichstag die Verhälwtffe der Partei« gestalt« uad Herausstellen werden, eb di« Nationalliberalen auf deren »An di« Wanddrückung* « von oben her verzug-weise abgesehen war, große Ver luste erleiden und die Eonsirvotiven aafehuitche Siege er- ringen werden, darüber läßt sich noch gar kein Uriheil fällen. Da» Hauptvb^l b i der vießmalizea Wahl log darin, haß in sehr vielen Wah kreis« drei, vier, ja hie und da sogar fünf Ean idaten ausgestellt waren. Dieser leidige Umstand Var aber die Ursache, daß die Wahlkämpfe sich so gar heiß und erbitte't gestalteten, dieser Umstand beweist aber auch, daß da» Volk in sehr vielen Wahlkreisen leider nicht «rlaunte, da» Eine, va» bet diesen Wahlen Noth thak. Line gewaltige Etimmeuzersplilterung ist demnach ganz unvermeidlich, eben so werden viele Stichwahlen - urchig »erden. So morden z B. unserem Sachse« 10 nationalliberale, 7 fortschrittliche, 9 konservative, 5 freicmservalive, 22 socialdemokratische und 2 Eandidat« mit der einfach« PaNeibezeichnung »liberal" ausgestellt. Die Zahl sämwUich« Eandidaten beträgt sohin 55, da mm aber in Sachs« nur 23 Abgeordnete zu wühlen sind, so Müssen bet der Wahl 32 Eandidaten unterliegen', und davoU wird die größte Zahl die Soclaldemokraten treffen. Daß e» tu viele« Wahlkreis« Sachsen» zu Stichwahlen komme« wird, ist -et so bewandt« Umständen unver meidlich. Kaiser Wilhelm ist ia der verflossenen Woche nach dem schön« Lustschloß Vabel«berg bet verliu über- aestedelt. Sein Befinden ist in jeder Hinsicht ganz zu- fried «stell end. In de» allernächsten Tagen wirv er in da» Bad nach Tepjitz abreis«. — Die deutsche Admiralität hat in der verflossen« Woche von der englischen Regierung tkre Miltheilung erhalten, de« Inhalt», daß da» Wrack de» deutschen Kriegt schiff « Großer Kurfürst" sich in einer für die Schifffahrt gefährlichen Lage befindet, deshalb sei t» uöthig, daß tie versuche für die Hebung de» Schiffe» Möglichst bald o«»geführt werd «. Bi» heute ist aber noch nicht festgestellt, ob dir Hebung überhaupt möglich fei. Ist die HÄung nicht möglich, so wrd da» Wrack durch Sprengmittel in der Tiefe zertrümmert werden. — Al» wirllichsS Kuriosum in Bezug auf die Reichstagswahlen dürfte Utzutheilm feta, daß im zweiten Wahlkreis in - 2«liu nicht mehr aber auch nicht weniger al» — sieben! Eandidat« aufaepellt flrd. E»finddieß: Molke, Minister Falk, Klotz, Bierberg, Schorloner-Alst, Stöcker und Baumann. , A« Auswahl unter den Eandidat« fehlt e» also in diesem Wahlkreis nicht. Der zum Tode verurtheilte Hödel hat die Frist zur Einreichung der Nichtigkeitsbeschwerde ver streichen last«, ohne von diesem Rechtsmittel Gebrauch zu «ach«. DaSUrthe l wird demnach jetzt voraussichtlich dem Kronprinzen al» dem Stellvertreter seine» Kaiserlich« Vater» zur Bestätigung vorgelegt werden. Beide« Kron- ! Prinz find aber t» den jüngsten Tagen schon eine nicht klein« Anzahl Zuschrift« eingegavgm, mit der Bitte, der ^Kronprinz möchte da»Todesunheil bestätigen. —Nobiling ist immer noch nicht so weit hergestellt, daß die gerichtlichen Vernehmungen beginnen können. In unsere« Sachse« wurde am 24. Juli der Landtag durch den Köllig «lbert feierlich geschloffen. — Kövig Albert Hebst Gemahlin haben in den letzter» Tagen der verfloss«« Woche ein« Rundreise durch die Lefitz «^geführt. Der Empfang de» Hoh« Paare» war überall ein wahrhaft herzlicher. ' Au» Baiern krachte die vm stoffene Woche folgende eben so wichtige al» intenffante Nachricht: Der päpstliche Nuntin» in Münch« wird nächst«» nach Berlin geh«, mm ein Abkommen abzuschließen, welche» ia Preußen und Deutschland den religiösen Frieden wieder Herstellen soll. Freilich dürste noch akzuwarteu sein, ob da» Werk auch geling« wird. Aufrichtig zu wünschen wäre e». Oefterreich ßt«gar« Die österreichischen Regi- «enter find immer noch nicht in Bosnien eingrrückt, weil die Unterhandlung« zwischen Oesterreich und der Türkei «och fortdauern. Die neusten Nachrichten melden, e» sei trberhMpt wenig Aussicht vorhanden, daß eine Verstän digung zwischen Oesterreich und der Türkei zu Stande kommen werde. — Große» Aussehen macht in Oestrreich die Meldung, daß sich in Goerz Graf Radetzky, der einzige Sohn de» einst so hcchgrfeierten Feldmarschall» Radetzky erschossen hat. Au» welchem Grunde, da» ist «och unbekannt. Die LÄvikeß hat endlich doch beschlossen, um einen Krieg mit Griechenland zu vermeiden, an Griechenland «in Gebiet abzntret«, dessen Grenzlinie sich von Zagora "am ägäischen Meer di» nach Morgeritt am Adratischea Meer erstreckt. Wie groß da» Gebiet ist, da» ist nicht . angegeben. Ja Italien halt« die Wühlerei« gegen Oesterreich . immer noch an, und bis zur Stunve hat e» die italienische . Regierung noch nicht für angezetgt gehalten, kräftig gegen diese nichtsnutzig« Stänkeret« auszutreten. Jedenfalls wird Oesterreich in den nächsten Tag« ein ernste» Wort , mit dem Ministerium in Italien sprechen. .In Nrairkreich hält zwar der Strike der Bergleute - im -roßen Kohlenbecken ron Auzin noch an, doch hat er .kaine größeren. Verhältnisse angenommen, und eine kleine ' . Anzahl Arbeiter hat bereit» di« Arbeit wieder ausgenommen. - Allgemein wird da» ruhige und umsichtige Auftreten der : Regierung und d>.» Militär» dm Strtkend« gegenüber tobend anerkannt. Boaapartistische heimliche Hetzereien sollen die Ursache zu dem Stricke sein. So wurde unter t«a . Arbeite« eia Brief Lulu'» verbreitet, lob dieser Brief ächt oder bloS machgnuacht ist, ist «och nicht klar gestellt,) wert« dm Arbeitern Höherer Lohn versprochen wird, wrua . Herr.Lulu einst da» Regiment über Frankreich wieder führ« wird. — S» der jüngst« Zelt -reist auch In Fraukrelch große GeschSäft»lostgteU um sich. Was hat die Menschliche Gesellschaft von der «oeialdemokratie -n erwarten? ii Wer sich über die Ziele der Soclaldemokraten unter richten will, dem empfehlen wir da» äußerst billige Schrift- chen: Wa» find sie (eie Soclaldemokraten)? 1) Revolu tionäre. 2) Gotteslästerer, Nihilisten. 3) Vaterland-lose. 4) Nlcht-Bertreter der Arbeiter, bewiesen durch.wortgetreue Wiedergabe au» ihren eigenen Werken und Schriften von G. A. JLdtke. 1 Efe sind Revalttttonäre der extremsten Richtung. „Denkt wa» Ihr Lust habt, — thut wa» Ihr Lust habt, Ihr Herren; aber Ela» laßt Tuch gesagt sein: „Um die Revolution kommt Ihr nicht herum!" (Im Voltsstaat 1871 Nor 8S.) oder: ,,E» wird un» nicht einen Augenblick einfallen, Arbei- „tern ron der Auzettekung einer Revolution „abzuredev." (In der in Breslau erscheinenden .Wahrheit' No. l7l I. 1877.) ebenso: , „Da» einzige Mittel ist eine tiefgehende uad darum „nachhaltige Revolution, eine Revolution, fried- „lich, oder, wenn e« sein muß, blutig, hervorgeruftn „und auSgefochten durch den Arteitrrstand." (Leitartikel in No. 202 der .Wahrheit'.) Wege« das »eich. „Da- Deutsche Reich kann wohl die Sozialdemokratie „telerirea, die Sozialdemokratie kennt aber keine „Toleranz gegen da» Deutsch« Reich." — (Neue Social-Demok. Nor. S9, Jahrgang 1871) «<g-w die Gesellschaft. „ .... wir haben den bestehenden gesellschaft lichen Verhältnissen den Krieg erklärt „md werden so lange kämpfen, bi» dieselben zertrüm- „mert find." (Neue Social-Demok. 1872 No. «7.) andererseits: „ . . . . Unser Streben ist ein revolutionä- „reS!" „Revolution! Furchtbare- Schreckbllb für alte „Weiber beider Geschlechter! Ja, wir stad Revolutio- „näre! Wir wollen eine Umgestaltung der heutigen Ge- ? „sellschaft an Haupt und Gliedern" (Aus der Schrift: „Zu Trutz und Schutz", von W. Liebknecht) Leipzig 187«, 4. Anfl, Seite 17.) Ueber Zweck und Ziel zieht Klarheit (der Bolksfiaat 1871. Nr. 80, Beilage) „Der Sozialismus ist die Frage, auf welche der „Kommunismus die Antwort glebt. Jener fragt „Wie?" Dieser antwortet „So!" Jener ist die Theorie, „Dieser die Praxis. Wer wahrhaft Sozialist sein will, „muß Kommunist sein. DaS Eine ist die zwingende „Folge de- Andern." Mit diesem übereinstimmend ruft Abgeordneter S. Bebel von der Tribüne de-Deutschen Reichstages am 25. 5. 71: „Wenn auch im Augenblicke PaHs unterdrückt ist, > so „erinnere ich Sie daran, daß der Kampf kn Pari» „nur ein kleine» Borpostengefecht ist und daß, „ehe wenige Jahrzehnte vergehen, der Schlachtruf de- „ProlrtariatS: „„Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Tod „der Noch und dem Müßiggänge!"" — der Schlacht ruf de» gesammten europäischen Proletariat» wer- ,.den wild!" Ihr HumanitätSprlncip markirt Friedr. Engel-, an die „Juli-Revolution in Spanien anknüpfend. (Bergt, die Bakunisten an der Arbeit, Denkschrift über den letzten Aufstand 1873 in Spanien v. F. Engels- Seite 7-8.) „Die siegreichen Arbeiter, selbst wenn die Allianzisten „sie führen, deren Motto ist: „E- muß Alle- ver- „rungeuirt werden", gehen immer viel zu großmüthig „mit ihr« befiegt« Gegnern um .... " Und wa- thaten fie dort? — Sie lynchten nebst andern hochangesehenen Bürgern den Bürgermeister von Alcoy in schauerlicher Weise. Erschaffen sämmt- liche in ihre Hände gefall«« Gendarme, zündeten mittel» Petroleum Häuser und Speicher an, und verbrannten mittels diesem auch mehrere Menschen bei lebendigem Leibe. Ferner: Vergleiche W. Liebknecht ia seinem Gchriftcheu: „Ueber die politische Stellung der Soctaldemokratie." (Leipz. 1874, 3. Ausl. Seite 7.) „Braun und Konsorten wissen sehr gut, wa- wir „wollen. Ihnen gegenüber wie überhaupt den im „Reichstag säst auSschlirßlich vertretenen herrschenden „Klaffen gegenüber ist der Sozialismus keine Frag« „der Theorie mehr, sondern einfach eine Macht- „fvage, die in keinem Parlament, die nur auf „der Straße, auf dem Schlachtfeld« zu lösen „ist, gleich jeder anderen Machtfrage". 2. Sie find di- rohesten Gotteslästerer, Ritzt- liste« vom reinsten Wasser. Denn: „Wir halten Gott für ein Asyl der Dummheit, wir betrachten Gott als das größte Uebel in der Welt, und darum erklären wir den Gott Krieg. (Vergl. „Die Eozial-Demotratie v. Rich. Schuster", 2. Aufl. S. 203.) Und wa» ist Liebknecht» Grundsatz? „Di« Verlästerung de» Namens ist nvthtg, um der „Sache den Garaus zu machen!" — vergl. Boltsstaa» 187«. Nr. 88.) Und in welcher Weife äußert sich Hasenclever? i, „Wenn für unsere Bestrebung« Rutz« da««- „stände, würden wir getrost di«. Hand de» Teufel» „a «nehme«!" (vergl. Sozial-»«»«." «71 Rl 64.) N«« widerleg« »mm die ve»eich«MWr „ehe ¬ ster GotteSlSsterei", so roh, da» stchfelpst der freireligiöseste Ma«n fast scheut dieselben wiüer zu geben, wiedergegrbea zu haben zur Bekämpfung jener Banve die sich erkühnt: Vertreter der Arbeiter, der nothletdende« Mensch heit zu neun«. s. Sie Hude« ikeß« »uterlawd r Kaiser «ud Reichs Familie, Knust uad Wissenschaft find ihn« «m noch: kulturfeindliche Begriffe." So z. B. „Das Wort „Vaterland", da» Ihr im Munde „führt, hat keine« Zauber; Vaterland in Eurem Ginne „ist uns ein überwundener Standpunkt; ehr reaktio närer, kulturfeindlicher Begriff." (vergl. W. Liebknecht s: .Trutz und Schutz", Leipzig 1874, 4. «ufl. Seite 4.) Bor der gemeinsten Beschtmpfvug de» deutsche« Kaiser» schreckt man nicht zurück. .... „Die würdigst« Krönung de» Kaiser« wäre brau- „ßen auf dem G«darrn«mnarkte vorzuuehm«, dorthin „gehört sich die Kröauag d«S modern« Kaisers." . . . „Wir erklärender Verfassung hiermit de« Krieg!" (vergl di» Rede Liebknecht s von der Tribüne des Reichs tages in der Sitzung v. S. De«br. 1870. Im Dresdn. Ioum. Nr. «88, v. 11. 18. 70. Beilagr) Und Bebel verkündet uns am 14. April 187A voa der gleichen Stelle au«: „Daß die Pariser Eommune stellenweise «och mit „einer Mäßigung verfahr« sei, die wir vielleicht tir „einem ähnlich« Falle ia Deutschland schwerlich aa lend« würden!" Wa- dort geschah, ist wohl genügend bekannt. Ma» erschoß die Geißeln, verbrannte einen gefangen« Jä» gerosfizier; zündet« da- Stadthaus und die Kanst- schätze im Louvre an, brannte mehrere hundert Prfi vatbcultchkeitea nieder, und vernichtete diverse «onu- mentale Erinnerungen, so z. B. die Bendymesäule re, auf Antrag eine» Künstler», Namm- Eourbet. »r««d «uv Bode« mutz verschwiwvsw. „Der Eonareß erklärt, daß die Gesellschaft da- Recht „hat, da» individuelle Eigenthum au Grund uad Bodm „abzuschaffen, und den Grund und Boden ia Gsmeta- „eigenthum zu verwandeln." (vergl- Resolution unb Beschluß des Baseler Eoogr. im Jahre 188») Dis geistige« BUd«ngSftStte« werde« -r- schlöffe«. „Schließt die alt« TrödelbuL«, die man „Bildung»- „stätleu nennt, „Wo da» Alter sei«« Thorhelt un» vermacht im Testa- „m«t." (vergl. das Gedicht: .Anti-Syllabu»', Separatadrus aus dem volksstaät, Leipzig.) Fort mit der Ehe nach jetzigem Begriff. „Eine weitere Konsequenz der gesellschaftlichen Um^e- „staltung ist die vollständige Gleichberechtigung der Ge- „schlechter und die Aufhebung der mit dem bürgerliche» „Eigevthum aufl» Engste verwachsenen Ehe in ihrer „heutigen Form." Die fiele Liebe, ja wir „woll« fie; wir wollen die Liebe befielen von de» „Fesseln, welch« die heutige Gesellschaft ihr angelegt „hat." „Jede Bereinigung von Mann uni „Weib, die Liebe geschloffen hat, auch wenn vom Priester „nicht gesegnet, ist eine wahrhafte Ehe." ..... „Ec- „ziehung uad Erhaltung der Kinder, trägt der Staat „rc. rc." (vergl. .Rich. Schuster' Seite 230- 232.) Die Kämpfer von 1870—„zweibeinige Thiere!* „welche Uniform tragen" und denen man den Rath „ertheilt: „Den Orden de« „eifern« Kreuze-" „in der Hosen- „tasche, statt an der Brust zu tragen. (vergl Bolksstaat 1873, Nr. 71.) 4. Gl« vertrete« «tcht die Interesse« der Ar- Vetter! Die Massen der Arbeiter sollen ihnen nur die Mittel zur Erreichung ihrer anarchistischen Pläne bieten. Denn: »Und sage, man un» nicht, wir sollten die Arbeit ermassen „richt aufregen, nicht zu etwa» verleiten, wozu sie „selbst nicht einmal Lust haben. Da» ist ei» „thörichter Einwand; ob die große Masse Lust hat oder „nicht, da» soll un» vor der Hand wenig küm- „m er u" rc. (vergl. Dresdn. Protot. a. 12. Aug. 1871, Seite io.) Und ferner resumtrt Jork au- Hamburg in Bezug ruf jene 25 Proc. Lohnzuschlag: , . „ .... und wenn die Industrie in Deulschlavd, „wie ich schon angrdeutet habe, unter keinen anderen „Bedingungen besteh« kann, so mag sie lieber heute „als morgen zum Teufel gehen. (Bravo!) . . (vergl. Dresdn. Protot. 1871, Seite 12 ) Zu Nutz und Frommen der Wählerschaft will ich noch ein Citat au» ihrem offieiellen von Liebknecht re- digirtea Organe, dem „Vorwärts" beifügen: In Nc. 60 v. I. 1877 heißt es über den Reichstag, in den sich so viele Goeialdemokrate« sehnen: Breelau ist bet den ^tzt« Wahlen für die Berliner Marionettenbude in einer Art und Weise für «ns«« Sache eingetreten, daß jeder Communifteuseele vor fieudig« Ueberrafchuva das Herz im Leibe wackelte."