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— 746 — s«u epidemisch aufaettetm zu sein, denn die ArbeitSetu- Mungm d« Grnvenarbeiter im Departement „de» Nord" hab« am 6. August von Neuem begonnen; auch alle die Arbeiter tu den großen Kohlengruben von Denain arbeiten nicht «ehr. In Hericourt haben die Weber zu feieru begonnen: avch die Fabrikarbeiter in den Werken von Anievx im Departement der Loire haben Strike erklärt. — Ebenso haben unarfähr 400 Landarbeiter in Comine» ia Departement du Nord die Arbeit eingestellt. Italien, so behaupten seit einigen Tagen eine An zahl größere Zeitungen, soll durch italienische» Geld den erbitterten Widerstand der Bosnier gegen die österretch'- scheu Truppen angeschürt haben und unterstützen. Sollten aber nicht viel eher die „gutes Freunde" die Oesterreich in Petersburg fitzen hat, die Hand mit im Spiel haben? Der begehrliche Rus des „jungen" Italien nach Triest und Südthrol wird aber mit unbegreiflicher Dreistigkeit immer vou Neuem wieder erhoben. England rüstet allmälig ab und schickt sich an, sich in Cyperu vollständig häuslich einzurichten. Die neu sten Nachrichten au» London melden, die Regierung Eng land» soll beschlossen haben, Neu Guinea, eine der Haupt» inselu de» fünften Erdtheil» Australien, zu annectiren. Allerdings soll schon seit längerer Zeit ein solcher Schritt von der englischen Regierung geplant gewesen sein; doch dürste Pie Bestätigung dieser Nachricht immerhin noch ab- zuEarten seiu. Deutschland. Am 4. d. M. wurden beim Babe Salzschirs Nach mittag» zwischen 3 und 4 Uhr von einem Schreinergesellen 2 SAüffe au» einem Revolver abgefeuert und hat einer dieser Schüsse die auf dem Balcon vor dem Curhause mit Mehrern andern Damen befindliche Gattin de» ReichStagS- abgeortneten Dr. Löwe getroffen, wodurch dieselbe auf der rechten Seite der Brust verletzt wurde. Glücklicherweise war die Entfernung vom Schießenden 150 Meter weit und die Kugel daher matt, weshalb, wie da» „Fuld. Kreisbl." schreibt, nur eine Kontusion mit geringer Blutung entstand. Der Wter wurde verhaftet. München, d. August. Die gestrige Stichwahl zum deutschen Reichstag, kug ganz den Charakter einer unga rischen. ReichStagSwahl. Die Lebhaftigkeit, sja die Wuth, mit der die Parteien einander gegenübertraten, ließ schon während de» Tage» die Befürchtung austreten, daß e» zu einem Tumult kommen werde. Allerdings erwartete man nicht den Ausbruch einer solchen Demonstratio», wie sie thatsächlich stattfand. Je näher da« Ende de» SkruttnianiS war, desto größere Volksmassen sammelten sich in der Sendlingerstraße, in welcher sich die Redaktion der „Neue sten Nachrichten- wie auch da» Lentralbureau der natio- nallibrralen Partei befindet. Al» da» Wahlresultat »ine kolossale. Niederlage der nationalliberalen Partei verkündete (der nationalliberale Kandidat Freiherr v. Stauffenherg erhielt 6522 Stimmen, während auf den von den verbün deten Schwarzen und Rothen aufgestellten ultramontanen Kandidaten Rupert nicht weniger als 9745 Stimmen fie len), da krach unter dem wogenden Menschenmeere ein drrartige» Pfeifen, Schreien und Johlen los, daß man eine förmliche Katzenmusik vor sich hatte. Da schrie Je mand aus der Menge: „Wenn Ihr Liberalen schon keine Fahnen. hcrauShängt, so hängt doch wenigsten» die Juden heraus.- Und die vom Bier und von dem Ereignisse be rauscht- Masse schrie: „Juden 'raus, Juden 'rau»!- Nach geraumer Zeit erschien eine größere Abteilung Gendarmerie mir/ gufMflanztem Bajonnet, wie auch eine berittene Gerdärmerie-Abtheilung, welche versuchten, die Straße (die.breiter als die Wiener Mariahilferstraße ist) zu säu bern.. Da man fürchtete, daß das Hau» der „Neue sten Nachrichten- gestürmt werde, wurde das Thor desselben geschloffen, bevor die Koryhäen der natlo- nalliberalen Partei dasselbe verlassen konnten. Es schien., wirklich, als ob der Pöbel, unter dem sich be sonder» viele Weiber befanden, Arge» im Schilde führe. Da erbarmte sich der Himmel und goß unter Donner und Blitz eine Waffermenge nieder, daß man glauben konnte, alle seine Schleußen seien geöffnet. J-doch auch der Regen war nicht im Stande, die erhitzten Gemüther vollständig abzukühlen. In den zahlreichen GambrinuStempeln der Eeadliuzerstraße dauerte der Lärm bis 1 Uhr Nachts. Um 10 Uhr kam unter Trommelschlag eine Abtheilung Infan terie zur Hauptwache im RathhauS, um dieselbe zu ver stärken und um in die Stadt StrApalrouillen auSzuschtcken. V!» heute Morgen dauerte« dir Demonstrationen, welche unserer Stadt wahrhaftig nicht zur Ehre gereichen. Ich glaube, Wünschen ist die einzige Stadt in Deutschland, in der man zu deü Reich»tagSwahlen bewaffnete Macht brauchte. Oesterreich. Wien, 9. August. Nach einem Telegramm de» „N. Wiener Tagbl." auS Maglai verloren die Insurgenten bei der Besetzung der Stadt durch die österreichischen Truppen 50 Todte, 35 Gefangene. Die Zahl der stand- 'echtllch.erschossenen Aufständischen beträgt sieben. Bei BrinM (2t Meilen südwestlich von Zepce) sollen große Jasuigentenbauden steheu. Wien, 11. August Au» Zepce wird vom 8. Au gust gemeldet: Gestern rückten zwei Brigaden der 6. Di vision auf etneut sehr gebirgigen Terrain von Maglai gegen Zepce vor. Der Feind, der ungefähr 6000 Mann stark, war und 4 Geschütze hatte, wurde au» zwei Pofiti- e««M«ach hartnäckige« Widerstande zurückgeworfen. Da» 27. JägerbMatllvn zwang durch einen Flankenangriff ein reguläre» BataUlo» vvnNizam» mit 7 Offiziren zur Streck- a»g d« Wass« mW erbeutete 4 MunttionSwagen. Der Feldzeugmeister PHIlppovich hat sich mit seiner Save wie« derholt dem feindlichen Seschützfeuer ausgesetzt. Die Der- lufie der Oesterreicher beziffern sich auf 58 Todte und ver wundete. Pest, 9. August. Gestern kamen hier viele ver wundete au» Bosnien zu Schiff au behuf» Verpflegung; wie die OppofilionSblätter berichten, mehrer« Hundert. Aremkrslch Pari», 9. August. Gestern Abend 9 Uhr fand im Clrcu« Fernando die große Versammlung der pariser Kut scher Stott, von denen sich ungefähr 6000 ringefunden hatten; aber nu- 3000 fanden im Circu» Platz, der Rest stand auf der Straße oder kneipte bei den Wein- und Cafewirthen der Umgebung Jean Moritz, Secretär der SyndicatS-Kammer, der den Vorsitz führte, stattete zuerst dem Polizei-Präfecten seinen Dank ab, daß er die Erlaub- nlß zu der Versammlung ertheilt habe, und setzte dann da» von dem BerwaltungSrath angenommene Programm auSeinavder. Der Bortrag wurde von lärmenden Bewer- kungen unterbrochen, woraus der Präsident erklärte, er sei davon unterrichtet, daß mehrere Personen der Versamm lung in der Absicht auwohnten, die Ruhe zu stören; die Commiffare hätten aber Befehl, die Ruhestörer vor die Thür zu setzen. Nach dieser Erklärung wurde die Ruhe nicht weiter gestört. Die Versammlung nahm folgende Beschlüsse an : 1) Eine bessere Fütterung und Behand lung der Pferde; 2) Uebergabe der UnterstützongScasse der Gesellschaft an die Kutscher; 3) Vereinbarung über die Summe, welche die Kutscher jeden Tag abzuliefern haben, durch eine zur Hälfte au» Patronen, zur Hälfte au» Kut schern bestehende Jury; die Summe wird nach den Bü chern der Patrone aus den früheren Jahren festgesetzt; 4) die Dauer der Arbeitszeit wird auf vierzehn Stunden festgesetzt; jeder Kutscher-hat im Monat zwei Tage, um sich auszuruhen. Die Versammlung ernannte hierauf zwanzig Delegirte, die Vollmacht haben, mit der Oow- PLNIS äes pstites voiturös und den übrigen Patronen zu unterhandeln. Die Versammlung drückte h erauf der Presse ihren Dank aus für die Unterstützung, de sie den Kut schern gewährt, und trennte sich um 11j Uhr, ohne daß die Ruhe im geringsten gestört wurde. Italic«. Rom, 10. August. Cardinal Nina richtete ein Cir- cularschreiben an die Nuntien «nd erklärt, daß er die von Franchi verfolgte Richtung einhalten werde; er empfiehlt Klugheit, um keine unnützen Verlegenheiten zu schaffen und den Mächten zu beweisen, daß der heilige Stuhl be strebt sein wird, mit denselben die Bande aufrichtiger Freundschaft aufrecht zu erhalten, die gleichmäßig die Sorge für Seelen wie die Staatsgewalt schützt. Ein Brief von der italienischen Grenze meldet, daß italienische Revolutionäre balv auf dem bosnischen Auf standsgebiete erscheinen werden „Sie können eine Ver größerung Oesterreichs, während Italien keinen Fuß auf Albanien setzen darf, nicht ertragen", heißt eS in dem fragwürdigen Schreibe». Das Somogher Komitat protestirt gleichfalls gegen die Okkupation. Spattic«. Madrid, 9. August. Nach einer amtlichen Mel dung hat in Navalmoral in der Provinz CacereS in Estre- madura eine aufständische Bewegung stattgefunden, eine Schaar Aufständischer hat die Republik proklamirt und den Eisenbahnschnellzug angehalten. Die Behörden haben Maßregeln zur Verfolgung der Aufständischen getroffen. Rußland Jetzt erst erfährt man, daß im Paffe von Schipka nicht weuiger al» sechstausend russische Solvaten erfroren find. Wie dem „GoloS" an« San Stefano telegraphirt wird, hat das Oberkommando deshalb eine förmliche Un tersuchung beschlossen. Man hört augenblicklich sehr viel von „Untersuchungen" aber nichts von den Resultaten derselben. Nach einer Mittheilung der „D. Z." aus Pe tersburg werden die Sammlungen für die russische Kreu zerflotte ununterbrochen und sonderbarer Weise nach dem Friedenskongresse mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt. Bis her sind an milden Gaben für das große nationale Werk ungefähr drei Millionen Rubel eingeganaen. Nan etschließt sich aber gleichzeitig für verschiedene russische Patriotmeine neue Quelle von Betrügereien. Kaum ist der Oberst Schumakin, eine von den Koryphäen der Panslavisten- partei und Busenfreund des Fürsten MeschtscherSki, des Redakteur» deS „Graschdanin", mit 70,000 Rubeln von den gesammelten Flottengelder nach Amerika durchgebrannt, und schon wieder ist von anderweitigen Spitzbübereien die Rede. Ein aktiver russischer Marineoffizier NamenS Ro- schestwenSki tritt nämlich iu mehreren Petersburger Bliit- tern mit der Beschuldigung auf, daß russische Agenten, welche in der letzteren Zeit ein Kaperschiff in Holland um 700,000 gekauft haben, hierbei wenigsten« 500,000 Rubel entweder eingestrichen oder zum Fenster hinauSge- worfen habe, da ras in Rede stehende Schiff alt und gänzlich ruinirt sei. Russische Blätter meinen, daß di: Ent hüllungen deS Marineoffizier» Roschestwenski Anlaß zu einem „sehr heiklen" BetrugSprozrff« bilden werden. Sächsisch» tt«d -Mich» Ang»sca««hettcr» Schneeberg, den 12. August. Aue, 11. August. Zur 100jährigen GeburtSseier Lu dwig John'» waren auf Einladung dr» hiesigen Turn- verein» mit diesem die freiwillige Turaerfeuerwehr, die Turnvereine von Bockau, Schlema pnd Auerhammer, sa wie die Knaben- und Mädchen-Riege zvsammengetrttm. Di« manuichfaltigeu, häufig f«hr schwierig« Hebungen auf da» festlich geschmückt« Festplatz unter Leitung dich um dt« Weckung und Hebung turuerischea veseu» aus hiesigen Orte wohlverdienten Turnlehrer» Herrn Kießling, so wie die Eröffnungsrede (Turnwart Li»-. Mathefin») und Festrede (Ingenieur Rohn) sprachen ungemein aL Die ganze Stimmung de» Festplatze» bewies, daß da» Andenken an den birdern Alten, der für die Erweckung wahren deutschen volk-thum» so viel gethan und geM«, tief genug im deutschen Herzen ruht. Zwickau, 9. August. In der vergangenen Nacht hat sich in einem «ohlenwerke in Oberhohndorf der 18jährhge Bergarbeiter Hermann Wiedemann von hier, in der Ab sicht, sich da» Leben zu nehmen, in den Schacht gestürzt und hat seinen Tod gefunden. Ueber die Ursachen dies« Selbstmorde«, welchem in verhältnißmäßig kurzer Zeit drei ganz gleichartig ausgeführte Selbstemleibongen iu hiesiger Umgegend vorausgegangen waren, ist etwa» nicht zu er mitteln gewesen. Die Chemnitzer Polizei hat die dortselbst zelther bestandene Mitgliedschaft de» Allgemeinen deutsch« Arbei terverein» und der Metallarbeiter-Gewerkschaft aufgelöst. Diejenigen, welche an einem dieser Vereine theilnehmm, haben Geldstrafe bi» 200 M. oder Freiheitsstrafe bi» M 6 Monaten zu erwarten. Dresden, 8. August. Unbegreiflich ist da» Be nehme« der hiesigen Fortschrittspartei. Es scheint, daß man sich da» Vorgehen der leipziger Herren vom Fort schritt zum Muster genommen, die ihren besonder« Ruh« darin zu erblicken scheine«, sich zum übrige« Publika« stet« in einen Winkel von 45 Grad zu stelle». War e» sehr bedauerlich, daß mau in den DreSd. Nachr. Herm Walter gelegentlich seiner Candidatur ia ordinärer Weise durch den Schmutz gezogen, so ist demselben doch nicht mehr und nicht weniger widerfahren, al» jedem der beides andern Candidaten, und so liegt doch auf. der Hand, daß diese Angriffe nicht von den Männern auSzegangen, dk an der Spitze der vereinigten liberalen und konservativ« Partei sichen. Dafür gibt schon deren Charakter die Gewähr. Nachdem am Dienstag eine Versammlung d«s Fortschrittspartei resultatloS auseinandergegaogen, ohae sich zu einem Eintreten für die Friesen'sche Candidatur einigen und überwinden zu können, obwohl Herr Waller persönlich erklärte, für Herrn v. Friesen stimmen zu wil len, steht kaum zu bezweifeln, daß Bebel deu Siegerkranz wiederum auf die Stirn sich drückt. Und was wird da» Schlußergebniß für die Fortschrittspartei sein? Sie hat sich eine billige Genugthuung verschafft, hat sich aber i» den Augen aller politisch Urtheilsfähigen um all« Credit gebracht und wird sich nicht wundern dürfen, wenn was sie in Zukunft außer aller Berechnung und Berückfichtk- gung läßt. Dresden, 12. August. Wenn die Reise de» deut schen Kaiser« nach Gastein noch zur Ausführung gelang soll angeblich auf der Rückreise desselben von dort k« Salzburg eine abermalige Begegnung de« Kaiser» mit unserm König Albert und mit Kaiser Franz Joseph statt haben. Beide letztgenannten Fürsten, würden von Steier mark an-, wo sie zur GemSjagd weilen werden, mit der neuen Strecke der RudolphSbahn über Salzthal nach Salzburg fahren, da König Albert diese landwirlhfchastNß schöne Bahn kennen zu lernen wünscht. Seit circa 14 Tagen ist in Lom matsch da» Schar- lachfieber unter den Kindern mit solcher Vehemenz ausge treten, daß fast täglich einige Steröefälle vorkommen nick» ist die» für ein Städtchen wie Lommatsch, mit 3000 Ein wohnern, gewiß nicht ohne Bedeutung. Fast ausschließlich betrifft e» Kinder nicht unter sechs Jahren. So find z. B. b,m Sckmbmrchermeister Eduard Mäckel zwei erwachse ne Kinder im Zeiträume von vier Tagen am Scharlach gestorben. Feuilleton. H»rodias. Novelle von W. Höffer. (Fortsetzung.) „Georg!" „Nun und? Willst Du leugnen, daß Ihr neulich ür einem Zank begriffen wäret? Denkst Du, ich wüßte nicht, daß er Dich liebt wie ein Narr?" Jetzt beging Mathilde einen Fehlgriff. Sie fürchtete, zwischen den Brüdern die herrschende Erbit terung zu schüren, und leugnete daher Alle». „Johanne» fragte mich, weshalb ich geweint hätte, Georg, da» war e», was wir zusammen sprachen", antwortete sie. „O, still" sagte er, ich brauche keine Geständnisse. Sieh nach, daß unser Eigenthum von den Dienstboten ge hörig verpackt wird und fertige eine Liste der fehlend« Stü cke an. Ich will nämlich dem Götzen dieses Hause» keine» seiner Glieder rauben, mag der Popanz sowohl da» Silber wie da» Leinen und auch den Diamamschmuck behalten. Ich bin im Stande, Dir da» alles doppelt und dreifach zu ersetzen. - Dann ging er in seine Zimmer und ließ di« junge Frau allein. Mathilde lehnte die Stirn gegm da» Fen ster, sie war kaum fähig, zu denken, alle» in ihr stürmte und gährte im wilden, empörten Chaos. Nur eia einzige» Gebet, ein heißer glühender Wunsch rang sich lo» an» ihrem erschütterten Herzen: „Großer Gott, hab Erbarmen, laß mich nicht wahnsinnig werd« l" . 6. Al» Georg in sein Zimmer kam und, fast aufmrirbar v°a den Qual« und Stürmen der letzten Zell, sich i- dte Polster warf, um wenigsten» körperlich auSzuruheth d»