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sss Weidauer. Gew«btreib«de, bei denen zum Gebrauche i» ihrem Gewerbe geet-uete, mit de« gesetzliche» EichuugSstewpel uicht versehene, oder -urichtl-e «aa-e, Gr« wichte oder waageu vorgefuudea werde», oder welche sich eiuer andereu Verletzung der Vorschrift« über die Maaß« und Gewicht-polizei schuldig »ach«, mit Geldstrafe bi» zu 10V Marl oder mit Hast bi» za 4 Wochen bedacht »och besonder» aufmerksam gemacht mit dem Bewerten, daß hier künftig allgemeine Maaß- und Gevicht»revislonen unter Zuziehung eine» Eichmeister» erfolg« und gegen Zuwiderhandlung« streng etugeschrltten werden wird. Schwarzenberg, am 21. Mat 1878. Den s. und 4. Juni Jahrmarkt in Grünhain. Sonnabend, dm 1. Juni ». Nachmittags 5 Mn, soll die die»jährige »ra-tmtzima »e» »um Vtraube'schen Hause gehörig« Gart«», und hierauf die Gra»nutzung de» Hospitalgarten» au Ort und Stelle geg« sofortige Bezahlung und unter den sonstigen vorher bekannt zu machenden Bedingung« ««tre tend verpachtet werd«. Schneeberg, am 28. Mai 1878. Tagesgeschichte. Die Fata Morgana des Kongresses. Roch ist der Erfolg der Sendung de» Grafen Schu« waloff mit einem gehetmnißvollen Schleier umhüllt; an dm Ecken jedoch, an welchen derselbe ein klein wenig gr. . lüstet ist, guckt wieder einmal da« Bild de« Kongresses hervor, welcher diesmal nicht nur feste Umrifie zeigt, son ders bezüglich dessen sogar schon Tag und Ort de» Zu- fawmentritt» verlautet. ES mag wohl Veranlassung sein, solche zuversichtlich auftretende Nachrichten für einigermaßen verfrüht anzusehen, immerhin scheint aber so viel feststehend, daß die Schuwaloffschen AuSgleichvorschläge die Elemente der Verständigung zwischen England und Rußland geschaffen hab« und daß Rußland sich darein schickt, England weit- gchmd« Forderungen nahezu alle» verlangte Entgegen kommen zuzugestehen, und auch in den sauren Apfel beißt, dem Kongresse die Diskussion des ganzen Friedensvertrages von San Stefano anheimzugeben. Der Friede ist dadurch freilich noch nicht gesichert, der Kongreß ist es aber, inso« weit nach den viel« Enttäuschungen der letzten Monate überhaupt eine sichere. Annahme erlaubt ist. lieber Part», von woher häufiger zuverlässige Auf schlüffe über dm Stand der Orientstage gekommen find, erfolgt die Mitteilung, daß, nachdem Rußland eingewilligt habe, dm Vertrag von San Stefano auf dm Tisch de- Kougreffe» zu legen, die Zustimmung der meist« Mächte zu dem Kongresse ertheilt sei und der Zusammentritt des- felbm am 11. Juni in Berlin erfolgen würde. Die Si tuation präzifirt sich durch diese Wendung dahin, daß der Ausgleich der englisch-russischen Differenzen bevorstehend ist, und daß, wmn die Schuwaloffschen Vorschläge end gültig im englischen KabinetSrath Genehmigung gefunden haben, die englisch-russische Phase der Orientstage dem europäischen Stadium Platz zu machen haben wird. Die Behandlung der Orientalia auf dem Kongresse bedeutet eine europäische Berathuug, welche selbstverständlich weit über den «gen Rahmen der anglo-rusfischen Interessen hivauStritt, in welchem sie in den letzten Wochen eingeengt war. Um zu einer annähernd haltbar« Ordnung zu ge lang«, ist eS ebm nöthig, daß alle bei der Orientstage in» Spiel kommend« Interessen ihr« Ausgleich finden, und diesen Ausgleich herzustellen ist die Aufgabe des Kon gresses, deren riesenmäßige Schwierigkeit sich von selbst ergiebt. Wenn der Kongreß sich von vornherein auch al» Schlußakt der jüngsten englisch russischen Verwickelung darstellt, so ist damit eine besondere Friedensbürgschaft noch keineswegs geboten, da die Fragen der übrigen In- tereffw «och «ach wie vor, bezw. jetzt mehr denn je, eine verhängnißvolle Rolle spiel«. Es werden auf dem Kon- greffe, wo immer derselbe stattfindet, alle iy die orienta lische Krists mehr oder minder verwickelten Mächte ihre AmeudrmentS zu dem Vertrage von San Stefano stellen md ist schon jetzt sicher- daß nur ein Theil derselben mit den englischen Forderungen zusammeofällt. Ist der Kon greß somit auch immerhin als eine weitere Etappe zur stiedllchen Lösung zu begrüßen, so darf man sich doch nicht verhehlen, daß die Umrisse der Lösung der orienta lischen Frage, wie sie jetzt dämmernd hervortret«, keines wegs allen Theilen Befriedigung ihrer Ansprüche siche«. Besonder« werd« bereits au» Oesterreich Stimm« laut, welche von dem Moment an, wo der Kongreßgedanke wieder auflebte, den Zweifeln SuSdruck gaben, daß der österreichischen Interessensphäre genügende Berücksichtigung gesichert sei. Such die anderen Frage«, besonder» insoweit sie die Donaustaatm betreffen, werfen auf die Berhand- langen deS Kongresse» düstere Schatt« und bieten Klippen dar, welche trotz der versöhnlichsten und freundlichsten Stimmung aller Betheiligten da» Kongreßwerk keineswegs vor dem Scheitern sicher stellen. Die Weiterentwicklung der Dinge ist aber um so mehr mit Vorsicht abzuwarten, als sich gerade jetzt wie schon so oft in der orientalischen Frage gezeigt hat, daß ganz außerhalb der Berathungen am grünen Tische sich die unvorhergesehensten Ereignisse absptelm. 2m gegenwärtigen Augenblick ist da» unvor hergesehene Ereigniß die Gähruna in der türkischen Haupt- statt, deren Rückwirkung auch auf die Gestaltung der orien talischen Lösung von schwer zu berechnend« Folgen sein könnte. Trotz aller günstigen Dispositionen des Augenblicks möchten wir daher die größte Zurückhaltung bei Abschätzung der Fried«»svmptome betonen. Der Kongreß sichert die WiSfichten auf den Fried« nur dann, wenn die dmkbar günstigst« Wendung« zu Gunsten diese» Resultate» zu sammentreffen. So lange der Kongreß sein Werk nicht vollbracht hat, dauer« auch die Zweifel und die Ungewiß heit fort, mb die Peinlichkeit der Lage wird höchsten» durch dm et«« Trost gewildert, daß die ««ste Wendung, wie solche durch da» Wirderaustauch« der Fata Morgana de» Konaceffe» sich darstellt, geeignet ist, die Dauer der U«- gewchheit einigermaßen abzukürz«. Heinke. 'Reichskanzlers^ vielleicht einfacher, a!» ein hier und da auftauchende» Mißtrauen «unehmen will. Nur die Methode des Reichskanzler» ist eine ihm etgentbümliche; ihr fehlt e- nie an Größe und Kühnheit de» Entwürfe». Wa» De in der letzten Zeit gefehlt hat, da» ist die richtige Be rechnung zwischen Krafterforderniß und d« bereit« Mit teln zur Durchführung. ReichSeisenbahaproject, Tabakk- monopol, Socialistengesetz haben in ihrem Auftreten, in ihre« Wesen und, wie wir glauben, in ihrem Schicksal eine «t- verkennbare Aehnlichkeit. Mit einem gewaltig« Ansatz wird ein fernliegendes Ziel markirt — aber wmn e» «u» im Emst genommen werden soll, so zeigt sich, wie e» allM west abltegt und ein vergeblicher versuch mehr ist z» ver zeichnen. Keiner dieser vergeblichen versuche aber bleibt auf allen betheiliqten Selten ohne tiefgehende verstimm«-, keiner läßt dir Dinge, wie er ste vorgefuoden; e» erfolgt kein Resultat als eine gewisse Verwirrung md so hat sich jene Temperatur herausgearbeitet, die heute im ReichSta- zum klu-druck kam. Welche Kraft geht so der Allgemeia- heit verloren und wirkt schließlich oft nur zerstörend. Wir sprechen diese Dinge au», ohne uns vermessen zu wolle«, irgend ein Heilmittel anzugeben; e» ist hier ebm auch ei« unwendbare» Geschick, da» sich geltend macht und mit d« die Nation im Allgemein« wie die liberale Partei ine Besonderen zu rechne« lern« muß." In Sachen Hödel» hat nun auch der Reich»tag»ab- geordnete Liebknecht ein freiwillige» Zeugniß abgegeben. Derselbe meldete sich am Sonnabend beim Untersuchung»- lichter Stadtaericht»rath 2öhl, um einige Z-ugenau-sag« gegen dm Attentäter zu machen. Der genannte Herr glaubt Material genug zum Beweise dafür zu hab«, daß Hödel nicht seiner, sondern einer anderen Partei an dm Rockschöß« hängt. Hödel ist ihm persönlich bekannt. Er schildert denselben nicht nur al» ein in jeder Beziehung verkommene» Subjekt, sonder« meint auch, daß Hödel bä aller Frechheit und Beredtsamkeit, die er währmd der statt gehabten Untersuchung zur Schau getragen hat, doch dm Eindruck eines höchst schwachköpfizen Menschen mache, wie die» seine unftäten Augen und seine Jdiotenstirn schon hk«^ länglich beweisen. Oesterreich Wien, 27. Mai. Der Kongreß wurde von all« Mächten angenommen und tritt am 11. Juni i« Berlin zusammen. Wien, 28. Mai. Dir ,Pol. Korresp." meldet au» Konstantinopel: Die Pforte hat dem englisch« und fran zösischen Botschafter zwei Dokumente eingehändkqt, welche den übrigen Mächten notifizirt und dem Kongresse vorge legt werd« sollen. Da» eine resumirt die Verhandlung«, welche dem Vertrage von San Stefano vorausgiugm und verbreitet sich eingehend über die Schwierigkeit«, womit die türkilch-n Unterhändler zu kämpfen hatte«. Da» andere enthält ein ausführliche» Programm über die im ottomanischen Reiche einzuführenden Reformen. Wien. Die österreichische Aktion hatihren Anfang genom men. Von kompetenter Sette wird bestätigt, daß unter Zustim mung der Pforte österreichische Truppen am 25. die tür- kische Donaufestung Adakaleh besetzten, obwohl Artikel 3 des Vertrage- von San Stefano deren Schleifung ftipulirte. Adakaleh wird bi» nach Beendigung deS Kongresse» besetzt bleiben. Die Besetzung erfolgte durch eine Abtheilung »«» 78. österreichischen Infanterie-Regiment« Baron Sokchovic. Die türkische, ungefähr 100 Mann betragende Garnison übergab den Platz in aller Form und zog dann mit Sack und Pack ab. Die „Neue Freie Presse" meldet, daß die Uebergabe auf Grund eine» vom Graf« Ztchy mit der Pforte getroffenen Abkommen» erfolgt ist. Die Okkupation betrifft in diesem Falle allerdings eia geringfügige» Objekt, eine Art von winzige« Gibraltar auf der Donau, aber e» ist da» Ei» gebrochen, der erste Schritt ist geschehen Md die anderen können nun und werden sicherlich Nachfolge». Als Festung ist Adakaleh wenigstens derzeit nicht von Be lang, weil man dieselbe vom serbischen Ufer au» »einseh«" kann; aber in Bezug auf die Freihaltung der Schifffahrt auf der Donau besitzt die Insel im Ganzen eine nicht zn unterschätzende Bedeutung. Die Besorgniß, daß au» dieser beginnenden Aktion Oesterreichs eine Verwicklung mit Ruß land erstehe« könnte, beeilt sich eine Petersburger DepSsche des „W. T. B." vom Gestrigen zu verscheuch«. Die Besetzung AdakalehS durch Oesterreich — so besagt diese» Telegramm — dürfte keinerlei Schwierigkeiten Hervorrufe«, da dieselbe, wie die „Agevce Raffe" bemerk, schon auf einer früheren Kombination zu beruhen scheint. Die Nachricht der „Agence HavaS", daß die Zustimmung Oesterreichs zur eventuellen Kongreßeinladung «och im Rückstände sei, wird ebenfalls von W. T. B. au» offiziös« Berliner Quelle al» falsch bezeichnet. An Oesterreich sei t« erster Linie die vertraulich« Anfrage Wege« lei«« even tuellen «etheiltgung ergangen und dieselbe in «im zu- stimmend beantwortet worden. , London, 28. Ma^^« Kronprinz «ad die priazesstn de» deutsche« Reiche» Md vo« Pr«ß« stattete» «i« Rückblick «mf de« letzt g-schl-ffeire» Reichstag sagt un», daß da» Ergebniß seiner Arbeit« dießmal ein ziemlich unbedeutende» ist. Wirklich Durchgreifende» und die allgemeine Lage verbessernde», entschieden in da» staat liche Leb« eingreifende Gesetze wurde« nicht geschaffen, ob wohl der Worte viele gewechselt wurd«. Auf die höchste, bedeutsamste und wirklich impoatrenve Höhe einer großen parlamentarischen Versammlung hob sich in dies« Session uns« Reichstag i« dm zwei letzt« Tagen seine» Beisam mensein» in den Tag« de» 23. und 24. Mai bei der Berathuug de» Gesetzentwurse» über die socialdemokrati schen Ausschreitungen, denn diese beiden Tage bracht« die geistig bedeutsamsten und inhaltsreichsten Debatte« i« d« ebm geschloffenen Reichstags-Session. Alle Fraktionen führten ihre besten und erprobtesten Redner in da» parla mentarische Feuer, und von allen Seiten wurde mit ein« solch« Ruhe, mit ein« solchen Würde gesprochen, ohne alle und jede persönlichen Reibungen, sich nur streng an die hochernste Sache haltend, daß dem dmkenden Patrio ten da» Lesen dieser höchst zahlreichen und durchdachte« Red« einen wirklichen geistigen Smuß bereitet. Wmn da», was in dm genannt« zwei Tagen i« unserem deut schen Parlamente in so würdig« und eindringlich« Weise gesprochen worden ist, allseitige Beherzigung Md ernste Beachtung findet, so könnte da» wohl zu ein« durchgrei fenden Besserung unser« so vielfach verfahrenen socialen und religiösen Zustände verhelfen. Diese Verhandlungen am 23. und 24. Mai haben der preußischen und der Reichsregierung zahlreiche Gesichtspunkte gegeben an die angeknüpst werden kann, um unsere socialen Zustände üb« kritische Verhältnisse hinauszuführen, an deren Vorhanden sein keine der maßgebenden Personen und Parteim die Schuld von sich ablehnen kann, denn gefehlt wurde seit fünf, sechs Jahren von allen Seit«. Plenar-Sitzungen hat d« Reichstag in der ebm ge schloffenen Sesfiou 56 gehalten. Von den 35 Gesetzent würfen, die ihm von der RüchSregierung zuqingen, hat er 24 erledigt. Die Mehrzahl dieser Gesetze war ab« nicht von hoher Bedmtung für da» staatliche Leben. Die be deutsamste Vorlage in Bezug auf da» gewerbliche Leben war die Novelle zur Gewerbeordnung. Daß die Gewerbe ordnung an vielen Schwächen und Mängeln leidet, ist seit sie in Kraft getreten, so ganz allgemein anerkannt, daß e« unnöthig ist, darüber nur noch ein Wort zu verlier«, denn welche bittre Klagen die Gewerbetreibenden au- allen Theilen deS Reiches seit Jahre« üb« viele Bestimmungen de» in Rede stehenden Gesetze» geführt habm, ist ja all bekannt. Freilich müssen wir aber gestehen, daß auch die Verbesserungen, die jetzt in der Gewerbeordnung vom Reichstag durch die Novelle angebracht wurden, leider! noch nicht genügen. In vielfacher Beziehung konnte noch mehr geschehen. Es Hilst Alles nichts, da« Gewerbegesetz ist seiner Zeit im Reichstage zu eilig berathen worden. Vieles Alte, das sich im Laufe langer Jahre treu bewährt hatte, wurde prüfung-los über Bord geworfen. Es sollte eben mit dem neuerstandenen Reiche mit einem Schlage n« werd«. Jetzt kommen die Nachwehen. Nun, ist da», wa» jetzt die Novelle zum Gewerbegesetz bietet, imm« »och nicht da-, wa« da« deutsche Handwerk und die heimische Industrie «wartet hatte, so ist e« doch ein guter Anfang, d« uns sich« hoffen läßt, daß dem er sten Schritt sich« auch weitere Schritte folg« werden. Daß ab« durch solche fortwährende Nachträge zu einem so wichtige« Gesetz dessen Handhabung gewaltig erschwert wird, wenn immer eine Novelle auf die andere verweist, da- liegt klar qm Tage. Deuischlaub. Berlin, 28. Mai. Die auf den 11. Juni anbe raumt gewesene Abreise de« Kaiser- nach Em» ist gutem Vernehmen nach aufgeschoben. Die von auswärtigen Blät tern gebrachte Nachricht, die Einladungen zum Kongresse seien bereit» an die Kabinete abgegangen, wird hier unterrich- teterseitS al» unbegründet bezeichnet. Die Berl. Nat.-Ztg., da» Organ der Nationalliberalen, veröffentlicht au- Anlaß der letzten Niederlage, welche die Regierung durch die Abstimmung über da» Socialistengesetz erfahren hat, einen Artikel, der sich wie ein förmlicher Gcheidebries der Partei an Bismarck liest. Die Schluß sätze diese» Artikels lauten: „Seit langen Jahren haben die liberale Partei und der Reichskanzler gemeinsam gearbeitet, ab«, ob ste sich gegenseitig je verstanden haben, erscheint un» heute mehr wie zweifelhaft. Daß die Na- tionallibrralen Ministerportefeuille» ausschlagen, daß ste «schloff« gegen Vorschläge de» Reichskanzlers stimmen könnten, das war vielleicht nicht in die Berechnungen de« Fürst« Bi»«arck ausgenommen. Und doch erklärt fich die» au» demselben Idealismus, der so lange Jahre in > die mühsame und drückende Roll« ein« Verständigung von > Fall zu Fall sich sügte, ein JdealiSmu», der au« der Uaterordnma unt« di« Bedürfnisse dr« Reiche« sich ein« mrverbrüchlich« Pflicht «rächte. Aber auch die Natur de»