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GrWv.^DMsfreimd. Amtsblatt Mr Lie königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädte! Schneeberg, Schwakenberg und Wildenfels. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn« und Feiertage. — Preis vierteljährlich 1 Marl 80 Pfennige — Susertion-gebühn«: die gespaltene Aelle 10 Pfennig,, die tweispaltige Zeile amtlicher Inserate 2b Pfennige. — JuserttonSanuahme für die am Abende erscheinende Nummer bi« vormittags 10 Uhr. Bekanntmachung. Nachdem Beo* »»»B. Priester in Grünbain für den Iwpfbezirk Ber«Kb«ch al» Jmpfarzt verpflichtet worden, wird Solches hier- ml zur öss^utlichru Kenntviß gebracht. Schwarzenberg, am 22. Mai 1878. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Frhr. von Wirsing. Bekanntmachung. Die Ausführung de» CorrectionSbaueS Tract II. der hiesigen Dorffiraße soll in ^ner Länge von 1200 Meter in zwei Abteilungen vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten au den Mindestfordernden vergeben werden. Leistungsfähige Bewerber lövnen die bi- zum 31. d. M. ausgefüllt, versiegelt und mit der Aufschrift „Wegebauosserte" zurück zu gebenden Blanquet» bet den Unter zeichnete« in Empfang nehmen. Diejenigen Bewerber, welche bis zum 8. Juni d. I. leinen Bescheid erhalten, haben ihre Offerte al» abgelehnt zu betrachten. Zschocke«, am 21. Mat 1878. Der Gemeinderath. Brückner, Gem. Borst. Bekanntmachung. Weg« vorzunebmender Reinigung der Erpeditlondlocalitäten bleibt nächste Mittwoch, den SS. Mai 1878 die Sparkasse geschloffen und werden an demselben Tage bet dem unterzeichneten Stadt« rathe nm dringlich» Polizetsachm erpedirt. Schwarzenberg, am 25. Mai 1878. Der Stadtrat h. Weidauer. Lagesgeschichte. Wochenschau. Zeit und Umstünde führen aus hem großen Welt- thraier einen steten Wechsel der Bilder und Ereignisse her- bei. So stand jetzt seit Monaten der verbissene Streit -Wischen England und Rußland, von der hechernsten Frage: »ob Krieg, ob Friede?" begleitet, au der Spitze aller po litische« Tagesereignisse, und alle Welt beschäftigte sich mit dieser Frage. Auch unsere Wochenschau hat Monate hin- t«ch, wie viele andere Blätter, die „orientalischen Wir ren" au die Spitze ihrer Umschau gestellt, weil sie eben ihrer unendlichen Tragweite und Wichtigkeit halber das allgemeinste Interesse in Anspruch nehmen. Da hieß e» in der verflossenen Woche plötzlich: „Lin ander Bild!", herbeigesührt rurch die Umstände, aber ein Bild, das so recht vorzugsweise und einzig und allein unser Deutsches Reich anging, denn seit längerer Zeit verlebte da» deutsche Reich nicht eine solche Woche wie die verflossene, in der e» recht eigentlich hieß: „Hangen und Bavgen in schwebender Pein." Die verworfene That der schimdlicksten Rietertracht de» elenden Hödel hatte unseren Reichskanzler veranlaßt von FriedrichSruh au» nach Ber lin die Parole avSzugeben: Schleunigst ein Gesetz zu schaf fen zm Abwehr sccioldewkkatischer Ausschreitungen, weil der Sammermcnsch Hödel seit längerer Zeit ein eifriger Handlol ger und Unteragitator der socialdemckratischenPar- Ick war. Das Ministerium in Berlin ging schleunigst ans Werk, um den Gesetzentwurf noch dem Reichstag zur Ge- »chwigung verlegen zu können. In wenig Togen ernster Brrothung im BurdcSrath war der Gesetzentwurf unter dem Ttt l: „Vorlage zur Abwehr socialdemokratischer Au«- schrcitur^en" fertig. Er umfaßt nur sieben Paragraphen. Doch der BundeSrath hat den dehnbarsten Paragraphen sechs gestrichen. Dieser Paragraph bedrohte Irden mit dreimoralltcher Gefängnißstrafe „der in socialdemokratischem Slum öffentlich durch Rede oder Schrift eS unternimmt, die bestehende rechtliche oder sittliche Oronung zu untergra be«". Nachdem der Gesetzentwurf dem Reichstag übergeben worden war, wurde er durch die Presse in allen öffent- licheu Blattern mit Windeseile veröffentlicht. Allein di, ««abhängigen Glätter fast aller Farben sprachen sich, je »och der Parteifarbe, mit mehr oder weniger Schärfe gegen dm Gesetzen ^urs au» und durch das ganze deutsche Reich verbreittte sich eine Art geistiger Aufregung und in allen -ffmtllchen Gesellschaften gab dieses „AuSnahmegisetz" rei chen S off zu eingehender Besprechung. Aber wahrlich lwrchavs nicht au» dem Grunde, weil der Gesetzentwurf gegen die Socialdemokratie gerichtet ist, denn darüber sind ja die Meinungen und Ansichten aller Klardenkenden urd Unpar- -briischen vollständig einig, daß der Socialdem- krati-mu» «Ker der staalSgefährlichsten Auswüchse der Neuzeit ist, »eil er de» gewaltsamen Umsturz der Staat«- und Gesell schafts-Einrichtungen predigt und weil er zur Verachtung aller jetzigen menschlichen Einrichtungen oufruft und seinen Appell an die Gewalt nur mit heuchlerischen Phrasen nm« hüllt: — sondern einfach aus de« Grunde, well der in Rede stehend« Gesetzentwurf viel zu dehnbar, zu unklar und embestimmt ist und obendrein derPolizei eine viel zu große Gewalt eimäuwt, so daß er sehr leicht dazu führe« kau«, Ja ««ter Umständen dazu führen muß, die wirklich gut ge- fi-mie freisinnige Press« in Fessel« zu schlage« m»v«et«e «ufMstn ur d Zu verfolg««, di« wahrlich weit entfernt sind »di« Ziele der Locialdemokralie anzustreben." Durch ta» gmue «eich sah «an deshalb st» den eisten Tage« der Mr flosst'!«« Woche mit einer wirklich fieberhaften Span- EG d« vechmdlmG« VS -Üchsts-es üb« dich» Gw erklärte: Der BundeSräth lege auf die Westerberathung keinen Werth mehr. Der Gesetzentwurf war also mit vol ler ? Majorität gefallen. An demselben 24. Mat trat der Reichstag Abend» 7 j Uhr nochmal« zu einer Sitzung zusammen, welche in dieser Session die letzte war, denn nach beendigter Tagesordnung wurde der Reichstag vom Minister Hofmann im Namen de» Kaiser» geschloffen. Allgemein hatte man in parlamentarischen Kreisen gefürch- tet, aus die Ablehnung te» in Rede stehenden Gesetzrnt- Au» R«mKwße« ertönen die bittersten Klagen über da» Auftreten und nicht-würdige Genehmen der russischen Soldateska. Außerdem sollen russische Agenten in meh ren Strichen de» Lande» der Bevölkerung eröffnen, daß die Russen nächsten« die Regierung de» Landes in Re Hände nehmen uud den Fürsten entthronen würden, dam aber würden die Russen die Steuern — herabsrtzen (!?) oder — gänzlich erlassen (!!) auch werde mm den rumii- nischen Bauern ausgedehntere uud bessere Ländereien schen ken rc. Und dergleichen elende Wühlereien werden vou ran Russen in der schamlosesten Weise betrieben. Da» ist d«r russische Dank sür dir bei Plewna geleistete Hülse. In Krawkreich florlrt die Weltausstellung. Zu Hunderttausend m komme» die Besucher auf das MaG* selb, man hört nur zweierlei Klagen in Pari-: über dem zn großartigen Menschenandrang zu dem riesigen Palast der Ausstellung, wodurch viele Unzuträglichkeiten entstehen, da» ist die Klage der Bewohner ven Par!«, und die Nicht «raf «-M- aller Vas S--iallA«p-^ in der Reich»tax«-Sitzuog am Freitag, 24. Mai. Meine Herren, ich wünsche ausrichtig, daß die ge- ehrten Mitglieder, die gestern und heute die Regier«^ Vorlage bekämpft haken, nicht allzu bald in die Lage H«- rathen mög««, eben diese« Gesetz od«r rin ähnlich«», leicht m-gestaltet mit noch größeren Beschränkungen, sübp vo« der Re-tmuG zu verlang«. U mag sei», daß dir über da» Ergebutß der Sendung Schuwaloff» ojficiö» ver lautet, klingt sehr — dünn uud kleinlaut. Sohin also noch immer die seit Mcnaten anhaltende Ungewißheit. E« heißt also einfach: abwarten! Endlich muß e« doch zu setzentwurf entgegen, uud alle Welt war begierig, ob der > nicht sür wahrscheinlich gehalten. Dagegen schreiben wie- Reichstag diesen Gesetzentwurf «nnehmeu oder ablehnen > der andere gut unterrichtete Zeitungen: Wa« bi» jetzt werde. In den Tagen de« 23. und 24. Mai stand nun ! "" die Gerathung des M Rede stehenden Gesetzentwürfe» auf! der Tagesordnung de« Reichstage«. Die Verhandlungen wurden bet furchtbar Überfüllten Tribünen mit der größten Würde und Ruhe geführt. Die RrichSregieruug trat na- türlich warm sür den Entwurf ein, und selbst der „große Schweiger? Moltke trat als Redner auf und sprach kräftig sür das Gesetz. Die Gegner aber ginge« dem Ge- setzentwurf scharf zu Leibe, betonten aber ave ohne Au«, nähme, daß e» dringend geboten sei, aus gesetzlichem Wege gegen die Eccialdemvkratie und ihr staatSgesährliche» Trei ben etuzuschreiten, aber mit dieser Gesetzvorlage werde nicht nur Pa« Uebel ärger gemacht, sondern e« müßten darau große Uebelstände für jede reelle freisinnige Meinung er- pariser klagen über die furchtbar hohen Preise in den Hotels und Kaffeehäuser«. In Italien sieht e» nach den neusten Nach richten recht trostlos mit dem Geschäftsgang aus, so dich man fast an Uebertteibung glauben könnte. So meldet einer der neusten Berichte aus Rom: Der Mangel <m Arbeit und Verdienst nimmt in Rom wie in ganz Italien in beängstigender Weise überhand. Die glänzendsten Luxus- Magazine auf dem Corso von Rom uvd Umgebung wer- sen ihren Besitzern ost kaum genug ab, um mit WeS und Kind in den allerschlechtesten Sradttheilen ein entbeh- rimgSvolleS Leben zu fristen. Die kleinen Geschäftsleute fallen wie die Fliegen und tausend Arme von Handwer kern und Arbeitern find ohne Beschäftigung. Kein Lag vergeht, ohne daß dem Hungertode nahe Leute auf der Straße ausgerefft und nach dem Hospital geschafft wer den, nnd wer die Provinzen ein weoig bereist hat, entsetzt sich wohl» abrr vvndert sich nicht zu hören, daß in «in«m Städtchen Calabrien« neuerdings IS Leute vor Hunger gestorben find. , wursi« werde die — Auflösung des Reichstages ausgespro chen werden, allein die Auflösung erfolgte nicht. — Am 23. Mai Nackmittag ersolgte die feierliche Auffahrt der Marokkanischen Gesandtschaft beim Kaiser, die ein un geheuer zahlreiche» Publikum unter den Linden versam melt hatte. Die Gesandtschaft besteht aus acht Personen uud überreichte dem Kaiser reiche Geschenke. Dieselben waren in sü.ns mächtigen Kisten «Mhalteu, die an sich schon Kunstwerke bildeten. Reiche Malerei undGold- ornameute zierten ihre Außenfläche. Die Kisten waren un geöffnet in das Palai» d«» Kaisers gebracht. Kein Auge eine« Europäer-, so lautet« d«r Befehl de» marokkanischen Sultan«, sollte die Geschenke eher sehen, ehe sie der Kai- fer erblickt hatte. Die Geschenke selbst geben un» rin lebendige» Bild von maurischer Tracht und Pracht: sei dene Gewänder, Pantoffeln, Gürtel sür Männer uud Frauen, Tisch- und Pferdedecken au« prächtigen Stoffen ge fertigt und mit überreicher Stickerei, thrtl« in Sold, the.l» tu Silber auSgesührt, ist erheben gehalten und zeigt al» Dessin Ornamente uud viel verschlungene Linie-», so wie Glumm uud Thiere Eine Anzahl ganz edler ber- berschrr Pferde werden »och Nachfolgen. — Der Reich«, kanzler weill immer noch auf tzrieortch»r»he uud wird pe- riodtsch immer noch von seine« Nervenschmerzen heimge- sucht. Doch empfing er am 20. Mat den russisch-engli schen Gesandten Schuwaloff uud verkehrte längere Zeit mit ihm. Schuwaloff hatte auch in Berlia Audienz beim Kaiser. Schuwaloff, der nun glücklich wieder vo« Peters burg i« London «iugetreffe« ist, führt v>« gleichfalls von Mirrem. So wie weit sich dvrch Schuwaloff» Reise nach Petersburg der Stand der Ding« zwische« England und Rußland günstiger gestaltet hat, darüber verlautet immer nach nicht» wirklich Sichere«; doch »ird au« Eugla«d selbst gemeldet, „Re Elemente ei ner Verständigung zwischm England «Uv «nßlard seien gewormem Der russische Kaffer sei ««»land mit erhrhli- che» Zvgestänbviffm eMgegengekowweu." Auch der Zu- einem Abschluß komme«, falle er nun so oder so au». Sn der Türkei regen sich Wied« unruhige Geist«. Su Konstantinopel gab e» in der verflossene« Woche eine Revolte vor dem Palast« de« entthronten Sultan« wobei viel Blut floß, doch wurde sie rasch unterdrückt. Die Betheiliglen werden den 'Lutsch mit ihren Köpfen bezah len müssen, wenn „Kvpfab" nicht schon vollzogen ist, dam in selchen Dingen übt man in der Türket schnelle Justiz. Im Palast de« Sultan«, d« sogenannten „Hohen Pforte" „ , wüthete eine bedeutende Feuersbrunst, die «inen Theil be ¬ wachse«. Uud so geschah e-, daß nachdem die zweite Le- sehr umfangreichen Palastes in einen Trümmerhaufen ver- süug am 24. Mai beendigt uud 8 1 mit 2S1 gegen nur wandelt hat. — Der Ausstand in Rumelten ist immer S7 Stimmen abgelehnt worden war, der Minister Hostnan« ! uoch niO gestillt, sondern greift immer weiter um sich.