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90. Mittwoch, M M. AM iM Grzgeö."DoLssrmnd. (1-2) Geißler. Dautenhahu. Nach dem für die königlichen und städtischen Behördm in Aue, Grünhain, Hattenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Ne«! Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. ^Lagesgefchichte. Sber Gesetzentwurf r „Ler Verkehr mit Lebensmittel«," der seit vierzehn Tagen dem Reichstag verliegt und gegen- »äriig den einer Eemmisfirn, die aus 21 ReichStagSakg. besteht, gevrüftwird, erregt allgevielnes Jutereffe im Reich«. Eigevthümlich mußte es aber berühren, wen« bei der ersten VeraHurg des ganz gewiß höchst nothentigen Gesetzes eine Anzahl Abgeordnete sich gegen da« Gesetz rder wenigstens gegen viele sehr nothwendige Paragraphen aussprachen; noch interessanter aber «ar e«, daß zwei ReichSboten — Dr. Mendel und (unser) Braun — sich soweit verstiegen, daß sie in längeren Reden sogar die Nothwend gleit eine» Gesetzes über den Verkehr mit Lebensmitteln bestrittet», und sich dabet aus die alte abgedroschne Phrase bezogen, welche die Lebentwittelsälscher jederzeit geltend zu machen suchten: »Die Gelehrten seien noch gar nicht einig darüber, was tv einzelnen Füllen als Fälschung und als gesundheits schädlich onzusehen sei.* Aber gerade in dieser Beziehung »«dient ter Gesetzentwurf alles Leb, zumal die Motive zu ! de» Gesetz mit großem Fleiß ausgearbeitet find, wobei jede Hauptart der Lebensmittel (Mehl, Brod, Bier, Milch rc.) ! besonders berücksichtigt ist. Wie häufig, ist eS z. B. bet Verhandlungen über LebenSmittelsälschung unter der Herr- schast der bisherigen Gesetze vorgekommen, daß Freispre chungen auf das Gutachten der herbeigezogenen Sachver ständigen erfolgten, ja erfolgen mußten, weil da« Gesetz keine klaren, unbestreitbare« Bestimmungen für den vorlie genden Fall enthielten. Sind aber Vermtheilurgen vor- ! gekommen, so konnten sie häufig nicht auf den Ausspruch ! des Gesetzes, sondern auf die vernunftgemäße, praktische! Auffassung veS Richters hin «folgen. So ist es, um nur ein Beispiel anzuführen, mit dem Glycerin beim Gier. Weil Glycerin gerade kein Gift Ist, «klärt eS der eine Sachverständige für durchaus un schädlich, der andere hält eS für einen unverdaulichen, den Bekanntmachung. In der Nacht vom 23. bi« 24. März diese« Jahre« find au« einem Hause In HeinrichSort mittelst Ansteigen«: Zuckerwaaren, 1 Stückchen Butter und 1 Geldkasten mit einem Inhalte von 6 Mark gestohlen worden, wa« zur Ermittelung der LHSter und Wiedererlangung de« Gestohle nen hierdurch bekannt gemacht wird. Wildenfels, den 6. April 1878. Das Königliche Gerichtsamt das. Mentor würde gerate in dieser Beziehung Alle» beim Alten gelassen haben, denn man darf da nur die Sachverstän digen, d. h. die Herren Metzger z. B. in München hören. Sie erklären eS beinahe für unmöglich, eine Wurst ohne Mehl herzustellen. Jedenfalls gebHdiefe Zuthat dem Fab rikat olle möglichen Vortheile, Wohlgeschmack u. dgl.mehr. Bier ist nach dem neuen Gesetz aus nichts Anderem als ans Wasser, Hopfen und Malz herzvstellen und wird na mentlich das G ycerin al» auf MalzerspUrniß, also Täu schung, berechnet und als gesundheitswidrig erklärt. Kurz der GesrtzeSvorschlag und namentlich die beigegebenen Mo tive find al« durchaus zweckentsprechend zu betrachten, desto charakteristischer für unsere Zeitrichtung und namentlich für die Partei, aus deren Mitte fie zu hören waren, find die Stimmen, welche dieses Gesetz al» ein tyrannisches bezeich nen wollen. Es sei unerhört, daß man sogar Zuchthaus auf unschuldige GefchäftSkniffe fetze u. s. w. Freilich aber: Eine Schattenfeük hat da« neue Ge- setz auch, indem eS der Polizei eine fast unbeschränkte Gewalt einräumt, die unter Umständen zu allerlei Schika- ren und widrigen Schreiereien führen kann. In diesem Punkte bedarf ee^Gesetzentwurf allerdings hie uud darin« Aeuderung und die Einundzwanziger-Commisfion wird hier gewiß die verbessernde Hand anlegen. Deutschland. Berlin, 15. April. Die „Nordd. Aüg. Ztg.' schreibt: Tie hiesige diplomatische Agentur Rumäniens ist ermächtigt, in bündiger Form die ZeitungSwelvung zu de- mevtiren, daß aus Wunsch des Fürsten Gorlschakosf Co- galnicenu bet dem Fürsten Rumänien» die Absetzung de» rumänischen Agenten in Wien, Balatschcanu, nachgesucht habe. Weder Kürst Gorlschakosf, noch einer feiner Ange stellten habe sich jemals direkt oder indirekt an die rumä nische Regierung gewendech um die Abberufung Balatsch- canu'S zu verlargen. . Dortmund, 11. April. Die hiesige, bisher sehr ! in Flor gewesene atlkarholische Gemeinde (mit zwei GUP- > lichen und zwei Lehrern) steht jetzt auf dem Pmkte, der Gefahr der baldigen Auflösung au-gesetzt zu sein. Die ! Angelegenheit verhält sich nach ein« Correlpoudenz der i „Weserztg.* folgendermaßen: Ueber da» Privatleben de» , Pfarrer» dieser Gemeinde, Dr. Hochstein, hatten dessen : verschiedene Haushälterinnen Nachrichten verbreitet, die, ' wenn fie wahr, Thatsachen behaupteten, deren ein Geist licher sich nicht schuldig machen darf. Hierdurch fühlte sich ein Theil der Gemeindemitglieder, uud zwar gerade die gebildeteren, veranlaßt, dieserhalb den Pfarr« zu inter- pellwen, indem fie ihn aufforderten, fich entweder in der Sache retn zu waschen, oder die betreffenden Haushälterin nen wegen Verleumdung zu verfolgen. Herr Hochstein be schränkte sich einfach darauf, feine Unschuld zu versichern, ! wodurch die Interpellanten aber nicht beruhigt wurden. Unter diesen Umständen kündigte der Dr. Hochstein seine hiesige Stellung auf, wurde aber bei Gelegmheit der „Neu wahl eine» Pfarr«-' von den nur in gering« Anzahl anwesenden Gemrindemitgliedern, unt« welchen fich auch die Interpellanten befanden (die mit weißen oder sonst werthlosrn Stimmzetteln stimmten) mit beratend« Majo rität wiedergewählt. Nunmehr erhoben die Interpellanten Protest gegen die Giltigkeit der Wahl au« formellen Grün den uud beantragten seiner bet dem Bi'chof Dr. Reinken« «nt« Vorlegung eine« sehr bedeut «den Attenmaterial« die DiSciplinaruviersuchuug gegen den Dr. Hochstein. Letz- t«er »md« ab« von Neuem al» Pfarrer der Gemeinde Dortmund bestätigt. Dir Antwort hinauf »ar, daß elf d« angesehensten «ad leistungsfähigste»» Mitglied« ihr« Erscheint täglich mit Ausnahme d« Sonn- und Feiertage. — Preis vierteljährlich 1 Mork 8V Psenuige — JnsertionSgebühren: di« gespaltene Zelle 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. — JnsertionSannahme für die am Abende erscheinende Nummer bi» vormittag» 1V Uhr. . . ... — Bekanntmachung. --So dem zum BerwSgea de» Kaufmann» Friedrich Hermann Dörfel in Sauter eröffneten Creditwes« sollen dir zur Masse gehörigen Möbel. Hau»- und Wirthschaft»- aeräthe, Kleid«, Betten, Wäsche, da» gesammte Materialwaaren- und Spirituosen rc. Sag«, sowie eine Partyie Tabak uud Ltgarren am 2«. April »878 «>d « den darauf folgenden Tagen und zwar jeden Tag, von Vormittag» 9 Uhr an, i» Dörfelfcheu Wohnhause Cat. Nr. 64 meistbietend, gegen sofortige Baarzahlung öffent lich »ersteigert werden, wa» hierdurch bekannt gemacht wird. Schwarzenberg, den 15. April 1878. Königliches Gerichtsamt daselbst. Hattaß. Osr. «afchlrqm Körper belästigenden undZzu Uebelkeiten Ber- «mlafsung gebenden Stoff. D« praktische Richt« wird sich nun veranlaßt fühlen, einfach den gesunden Menschen- »»rstavd zn Rath zu ziehen, welcher ihm z. B. betreff» de« Glycerin» sagen muß, daß ein aus den ekelhaftesten thiaischen Abfällen gewonnenes Produkt unmöglich für die ««schliche Grsundhe t ganz einflußlos sein könne. Durch die umfangreiche Darlegung und die höchst darkevtw«the Beigabe der Motive de» in Rede stehenden Gesetze» wird ober, so weit es eben Menschen möglich ist, ganz Aar gestellt, wa» in dich« und jenem Fall al» verfälschung anzusehen und zu bestrafen ist. So heiD es z B. beim Mehl: „Alle Beimischungen, Kreide, Gtzp« rc. sind gesundheitsschädlich. Fremde Mehlsorten, wie da» Mehl von Erbsen Linsen rc, dem Welzen- oder Roggeumehl rc. beizumifchen ist Betrug.' Nach dem HGyttigen Verfahren arbeiteten sich nur in sehr we- «ige» Fälle« di« Richter durch die von der Berthel- »Hur- vorgebrachten Einwände zu dieser Entscheidung d«ch. Jetzt sprechen die Motive drS Gesetzes selbst. Besonder» gut ist da» Lapttel von den Würsten und dem Fleisch überhaupt. Hier heißt e« im neuen Ge- ßetzGmiwurf, daß jeder Zusatz von Mehl zu dm Würste > al» auf Täuschmeg abgesehen zu bettachten sei, denn da» Mehl »erde zrrgesetzt, um desto «ehr Wasser der Füllung beigeben zu können, welche» durch'« Mehl verschluckt werde. Ei» komme m, daß elue Würst mit nur 30 Prozent Fleisch «ch imuwr al» normale Wurst gelte. Es dürft« sohin Ge bei diesbezüglich« verhandiuug« in letzt« Zeit — » W- « Mainz mehrfach vorgekommen« freisprechenden Grieurtulffe ebenfalls für di« Zukunft wegfallen. Eiave- Htz atzue Eingehen auf da« einzelne und ohne strittmLom- «»Stritt aus der altkatholischen Kirchengemeinschaft erklär ten, von denen 9 in ven Schooß der „alleinseligmachend«' Kirche zurücktteten und 2 sich dem Protestantismus zuwru- den werden. Durch diesen Au-tritt wird die Steuerkrast d« Gemeinde so empfindlich geschwächt, daß die fernere Existenz derselben bedenklich in Frage gestellt ist. Bei de« Aufsehen, welche» diese Angelegenheit allgemein erreg« wird, dürste e» von Interesse sein, die Gründe, welche die Ausgetretene» für ihren Austritt angebeu, hier mitzuthei- len. Dieselben lauten: „Die Erledigung h« rc. (oben besprochenen) Angelegenheit hat in un» die Ueberzeuguug gereift, daß d« AltkatholiziSmuS in sein« praktisch« Ent wickelung, in seiner Repräsentation, überhaupt m sein« greisbaren Form nicht dazu angethan ist, um un» derjenige zu gewähren, wa» wir von einer religiösen Genossenschaft zu fordern berechtigt find.' Oeftevreteh Wien, 14. April. Rach hi« vorliegend« Mel dungen aus Bukarest von heute hätte die rumänische Re gierung wegen de» Ein, ticken» zahlreich« russisch« Streit kräfte in Rumänim wiederholt bei Rußland rau Aufklä rung gebeten und, veil keine Antwort darauf erfolgt sei, beschlossen, deshalb einen Protest an die Mächte zu richt«. D« Zuzug russischer Truppen in Rumänim dauert fort. Wie«, 15. April. DerMeldvug der „Pol. Korresp:' «utgegen, wie allen anderweitig lautenden Version« vurvrn die von Jgnatieff überbrachten Bemerkung« de» Mm« KabinetS, bettest» des Vertrage» von Sau Stefano seit«» de» Petersburger Kabiuet» bis jetzt noch nicht beantwortet. — Die »Pol. Korresp.' meldet au» Bucharest vou Hutt», die Regierung erhielt Mittheilung, daß 120,900 Ruff« zur Okkupation Rumäniens bestimmt find; täglich rück« neue russische Abthetlungm ein. Ragusa, 14. April. 32 JusurgentmchefS au» d« westlichen Herzegowina, welche nach Cettinje berufe« waren, find auf der Rückkehr von dort heute hier ringe- troff«. Dieselben begeben sich noch in dm Nacht uach Popovo, um die Feindseligkeiten unt« montenegrinischer Fahne wied« aufzunehmen; die Sasurgentenchef» find ent schlossen, fich der Türkei nicht zu unterwerfen. England London, 12. April. Der hiesige Lyrrespondeat der „Hamb. Nachr.' stgasliflrt eine neueKundgebmgEng land» an die Mächte, sobald da» Rundschreiben de» Würsten Gortschakow amtlich hier zur Kenntnitz gebracht w«Ym ist, und fügt hinzu: Die» ist bereit» im jüngsten Conseil beschlossen wordm, und zwar wird in diesem Schriftstücke der Marquis v. Sali-bury daraus Hinweisen, daß Eaümd nicht so sehr gegen irgend einen besonderen Punkt »«Frie densverträge von San Stefano Einwand «hebe, al» g«« die in früheren Mittheiluugm Rußland» enthaltene An nahme, daß jener Vertrag al» ein staatsrechtliche» Grund gesetz dem Völkerrechte ohne vorherige eingehende Diskussion eine» jeden einzeln« Artikels seit« d« europäisch«» Mühte im Congreffe einverleibt werd« könne. England »^Ruß land da» Recht nicht streitig mach«, nach ei sm Abmachungen zu treffen; allein diese müßten dauv ausschließlich prwMe angesehen werden, von denen «SA Europa nicht berührt würde uud velchr für Europa Ma« bindenden Charakter hätten. England wird daher tu aller nächster Zeit wird« Rußland argen«»« bet««, daß G die Pariser Verträge als rechtskräftig aaerkenrt, trotz der verschieden« »«letzun-m derselben durch den jüngsten Krka, so lange Kia Ersatz dafür unter Zustimmung der europä ischen Mächte «schaff« worden ist. Wa» nun di« russische Anregung betrifft, die am Schluffe dr» nmesten russisch« ArtmstückeS ein» Platz fand, nämlich >aß es fich ruchsoh- lm hätte, Gegenvorschläge zu mach«, so sieht da« britffche