Volltext Seite (XML)
steinen für das nächste Jahr aufgestellt. Hiernach soll ein Teil des Jagdschenkenweges gewalzt, die übrigen Straßen und Wege nach Bedarf ausgebessert werden. Der Gemeinderat beschließt demgemäß. 5. In Sparkassenangelegenheiten beschließt man dem Vorschläge des Ausschusses entsprechend a) die Beleihung eines hiesigen und eines auswärtigen Grund stückes ; b) die Gebühren für Einlagebücher in Zuknnft nicht mehr bei der 1. Einzahlung, sondern bei der 1. Rückzahlung in Abzug zu bringen. 6. Ueber die in hiesiger Gemeinde bestehenden Stiftungen und Legate sind zufolge einer Verfügung der König!. Amtshauptmannschaft Regulative aufzu stellen. Die vom Vorsitzenden entworfenen Regulative werden genehmigt. 7. Schätzung Zugezogener. 8. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von einigen Mitteilungen, welche sich nicht zur Veröffentlichung eignen. Oktober - Betrachtungen des Rentier Frohlieb Schmerzensreich. In leidlich schönem Herbstgewand — zog der Oktober durch das Land, — verschonte an dem Vater Rhein — vor rauhem Frost den edlen Wein, — denn kund gab uns der Winzer Schar: — „In Aussicht steht ein gutes Jahr!" — Währ'nd diese Nachricht unbe wußt — von jedes braven Zechers Brust — verscheuchte einen schweren Alp, — ließ plötzlich der Professor Falb — das Wetterprophezeihen sein — und ging zu seinen Vätern ein. — Es kani sein größter krit'scher Tag, — dem er trotz Theorie erlag. — Sehr kritisch war auch allerwärts — der Mond für vieler Mädchen Herz. — Fort mußte der geliebte Schatz — an irgend einen fernen Platz, — um hier bei Reiten und Mar- fchier'n — stramm als Rekrut zu exerzier'n. — Ist anfangs zwar die Sache schwer, — so tönt's doch nach der Kriegskunst Lehr' — bald durch der jungen Krieger Reih'n: — „O welche Lust, Soldat zu sein!" — Mit Freuden, durch der Liebe Band, — tun sie die Pflicht für's Vaterland. — Der Kaiser schätzte diese Treu — durch den Erlaß, in dem aufs neu - — er zu den Vorgesetzten spricht: — „Mißhandelt mir die Mannschaft nicht!" — Ein weit'res schönes Kaiserwort — sprach er als lichter Glaubenshort — — zu seiner Söhne Einsegnung — mit edeler Be geisterung : — „Schafft immer auf des Heilands Pfad — ohn' Unterlaß von früh bis spat!" — Fürwahr zu dieser ernsten Stund' — ein herrlich Wort aus Kaisers Mund. — Hiergegen bot ein traurig Bild — von Elternliebe — nicht g'rad mild, — uns Bay reuths kunstumwob'ne Stadt, — wo Dippold man verurteilt hat. — Ein Scheusal, das mit Heuchlertrug — ein armes Kind zu Tode schlug. — Des weiteren tat in Berlin — ein Wucherprozeß sich vollzieh'n, — auch hielten noch von jedem Staat — dort die Finanz minister Rat, — wie man die große Ebbe stillt — und neu des Reiches Kassen füllt. — Im Ausland war von Reiselust — erfüllt so manches Herrschers Brust, — Frankreich zum Beispiel bei sich sah — den König von Italia. — Dem Franzmann, diesem armen Tropf — stieg der Besuch sehr wüst zum Kopf. — Auch Leopold vom Belgerland — halt' sich nach Öster reich gewandt, — wo er bei Hofe freundlich bat, — zu retten seinen Kongostaat. — Doch Kaiser Franz kannt' lange schon — den Schlaukopf auf dem Brüss'ler Thron — und blieb kalt bis zur Abschiedsstund' — wie ein bestimmter Teil vom Hund. — Am besten wär es sicher da, — Pold böt' sein Land in Afrika — zum Kaufe Herrn Lebaudy an, — der sich zum Kaiser krönte dann. — Nach Petersburg, Berlin und Wien — wollt' Serbiens Peter gerne zieh'n, — doch schlug man überall im Nu — die Tür ihm vor der Nase zu. — Ein treu Gedenken hat bewahrt — auch Englands König seiner Fahrt, — d'rum schriftsteller er jetzt sogar, — und nur der Russen großer Zar — ist, — wie in Rom man von ihm spricht, — aufs Reiser nicht so sehr erpicht- — Von dem hieß es noch weit und breit, — daß bei ihm, in nicht langer Zeit, — der Klapperstorch trifft wieder ein, — ein Zarewitsch mags diesmal sein! — So kam der Windmond schnel heran, — und von dem guten Weihnachtsmann — erzählt, — im Stübchen mollig warm, — man sich nun bald bei reich und arm. — Das stimmt das Herz so lind und weich — selbst mir, dem Frohlieb Schmerzensreich. Das Leben in Pompeji, wie es sich nach den Ausgrabungen darstellt, schildert der Professor Luigi Fischetti von der Universität Neapel, der Architekt der Ausgrabungskommission. Die Aus grabungen in Pompeji haben das Leben der alten Stadt vollständig wieder erstehen lassen, nicht nach überlieferten Berichten, sondern nach den Häusern, Möbeln, Kleidern und Berichten, die die Pompejaner handschriftlich hinterlassen haben. Wir haben jeden Zoll des Bodens, alle architektonischen und anderen Schätze studiert und gezeigt, wie man Pompeji heute wieder aufbauen könnte. Man kann sich danach ein vollständiges Bild machen, wie das Volk jener Zeit lebte, arbeitete und begraben wurde. Es ist, als ob ein moderner Zauberer uns mit seiner Zauberrute die Jahrhunderte rückwärts getragen und uns in der blühenden Sommerfrische Pompeji vor dem schrecklichen Jahre 79 niedergesetzt habe. Pompeji stand damals auf seiner Höhe; die hier gefundenen Kunstgegenstände zeigen, daß die besten Künstler der damaligen Zeit zur Verschönerung der Tempel und Sommerhäuser der reichen Römer beitrugen. Es war ein heiteres und lustiges Leben, das Cicero und Horaz und tausend andere Patrizier von der heißen Tiberebene nach Zompeji lockte. Es war die Sommerfrische der da- mligen Zeit mit allen möglichen Zerstreuungen für Vergnügungssüchtige. Außer den reichen Leuten gab es natürlich auch Kaufleute, die für deren Bedürfnisse zu sorgen hatten, und der Handel wurde wie in allen reien Städten geführt. Daß die Wahlen auf dem Forum heiß umstritten wurden, ersieht man aus den aufgefundenen Wahlzetteln und Flugschriften. In Pompeji war auch keine Gottheit ohne ihren Tempel, besonders wurden die Göttinnen Fortuna und Venus verehrt, auch Bachus war nicht vergessen. Die öffent- ichen Gebäude und Tempel waren reich ausgestattet. Das wichtigste Gebäude auf dem Forum war die Basilika, eine bedeckte Halle, deren Säulen zum Stützen des Daches 128 Fuß hoch waren. Hierhin flüchteten die Geschäftsleute bei schlechtem Wetter, hier wurden öffentliche wichtige Angelegenheiten besprochen. Am Ende der Basilika sprachen die Richter Recht. Auf dem Forum gaben die Behörden Feste. Ein Teil des Forums war mit kleinen Verkaufsständen besetzt, in denen Geldwechsler, Juweliere und Bankiers ihre Geschäfte betrieben; hier verkauften auch die Straßen verkäufer ihre Waren. Säulenanschläge erregten die Aufmerksamkeit der vorübergehenden Menge. Die Gemeinderatswahlen, die geheim waren, fanden auf dem Forum statt. Die Pompejaner hatten auch große Bäder, in denen viele Bankette abgehalten wurden. Für eine Kleinigkeit erhielt man Zutritt zu den Bädern; aber jeder brachte seine eigenen Handtücher, Salben usw. mit. Nach dem heißen Bade kam das kalte, das im Sommer gekühlt wurde. Nach dem Bade rieb der Diener den Badenden die Haut ab, um sie geschmeidig zu machen. Dann wurden die parfümierten Oele ropfenweise auf den Körper gebracht, der leicht mit dickem Wollstoff gerieben wurde. Nun folgte vielleicht ein Besuch bei den Gladiatoren, die man bei ihren Hebungen beobachten konnte, um „seine Sesterzien auf ihr Blut zu wetten". Die Kasernen der Gladiatoren bildeten einen großen Hof, der von einem Portikus voir 100 Säulem umgeben war. "Darunter waren die 60 Zellen, in denen die Gladiatoren den Tag der Spiele erwarteten. Dann begab sich der prachtliebende Römer in das Amphitheater, das 12800 Personen Platz bot. Nirgends war die soziale Linie schärfer als hier gezogen; es mußte schon ein kühner Plebejer sein, der den Weg zu den pompejanischen Aristokraten erzwang. Szenen aus der Arena find auf den Gräbern der berühmtesten Gladiatoren dargestellt. Die An ziehungskraft des Amphitheaters war so groß, daß das begeisterte Volk dahin drängte. Außer reich ver zierten Helmen wurden den Siegern Palmzweige und Kränze zuerkannt. Es gab aber auch zwei Theater, in denen Trauer- und Lustspiele gegeben wurden. Die Billets waren gewöhnlich aus Metall. Hier wurden die berühmten griechischen und lateinischen Trauer- und Lustspiele gegeben; die Straßen Pompejis mit ihren erhöhten Seitenwegen und drainierten Rinn steinen sind an sich sehenswert. Zahlreiche öffentliche Brunnen waren mit Bildwerken geschmückt, die Wasser versorgung war reichlich und gut geregelt. Au den Hauptstraßen lagen Läden mit marmornen Laden tischen und Schaufenstern. Man fand Anzeigen der verschiedenen verkauften Waren, und einige Häuser waren, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, mit roten, weißen und grünen Vierecken bemalt. Einer der berühmten Bankiers Pompejis war Caicilius Ju- cundus, aus dessen aufgefundenen Rechnungstäfelchen sich ergibt, daß er von seinen Kunden zwei Prozent monatlich nahm und bei Auktionen den Preis Hoch trieb. An allen Ecken fand man Weinläden; in einigen wurden außer Getränken auch Speisen verkauft. Sehr interessant ist der Friedhof in Ustrina, wo die Pompe janer bei ihren Grabmälern ihre Toten einäscherten. Unter den kleinen, zu allen möglichen Zwecken gebrauchten Geräten finden sich Hacken, Anker, Weberschiffchen, Segelmachernadeln, Hämmer, Breithacken, Spaten, Rechen, Forken, Kellen, Ambosse u. s. w. Die Aerzte in Pompeji müssen sehr geschickt gewesen sein, nach den vierzig chirurchischen Instrumenten zu urteilen, die man gefunden hat. Man hat Lanzetten, Zangen, Sonden, Brenneisen, Seziermesser und Spiegel ge funden. Es gab zwei Arten Aerzte, Spezialisten, die ihre Patienten in ihrem eigenen Hause empfingen, und praktizierende Aerzte, die ihre Patienten besuchten. Die Leute kleideten sich mehr auf griechische Art. Die Frauen trugen Binden, ihre Gesichter waren geschminkt, und ihr Haar wurde mit Brenneisen gekräuselt. Sie trugen Elfenbein- und Schildpattkämme und Haar nadeln, die mit kleinen Venus- und Amorbildern ge ziert waren. Die Ohrringe waren aus Gold, Perlen oder Korallen, und man hatte Armbänder aus Fili- ;ran, die mit Edelsteinen besetzt waren. Die graziös allende Tunika war aus Seide, Wolle oder einem anderen Stoff und seegrün, azurblau, blau, safrangelb, gelb, rot und purpurn gefärbt. Die Ruinen Pompejis prechen beredt von einem frohen Leben, und selbst >er Tod mit dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen, >en Festen und Opfern gab fast Anlaß zu einem Feier tag. Es war ein kurzes und lustiges Leben, in dem Wein, Weib und Gesang, Malerei, Bildhauerkunst und Tanz, Theater und Arena ihre große Rolle spielten. Nachbarskinder. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. (4. Fortsetzung.» „Nun, — NUN, nur nicht gleich oben hinaus, Liebste," beschwichtigte Hilda mit boshaftem Lächeln die Aufgeregte, „ist es etwa nicht wahr, daß Du neulich Abends am Brunnen mit dem Herrn Ingenieur Kloßmann zusammentrafst? Ich hörte doch davon reden." „Das geschah rein aus Zufall!" „Na, siehst Du, und solch ein „Zufall" wird dann immer gleich als Absicht hingestellt, — ja, ja, die Leute, die guten Nachbarn, — inan sollte es nicht glauben, wie sie gerne klatschen und aus der Mücke einen Elephanten machen!" Das hatte scherzhaft geklungen, aber es verbarg sich dahinter ein geheimer Spott. Der Doktor machte ein so finsteres Gesicht, man konnte glauben, er wollte sich im nächsten Moment auf die Schwätzerin stürzen. „Die Mutter klagte gerade über Durst," wandte sich Eva wie in halber Entschuldigung an den jungen Mann, „ich konnte ihr doch einen frischen Trunk nicht versagen, ich lief eilends zum Brunue», ohne nach rechts oder links zu blicken; es ist wahr, Herr Kloß mann sprach mich an und fragte mich wegen der Wohnung, die in unserem Hause leer steht. Ich gab Auskunft, indem ich ihm sagte, er möge sich au den Besitzer des Hauses selbst wenden, da wir ja nur in Miete wohnten. — Das ganze Gespräch dauerte kaum einige Minuten, ich machte keinen Hehl daraus, daß ich so bald als möglich nach Hause zu kommen wünschte. Nun wird die an sich ganz harmlose Sache aufgebauscht, als wäre ich dem Herrn nachgelaufen." „Sie sind mir durchaus keine Rechenschaft über Ihr Tun und Lassen schuldig, mein Fräulein," sagte Doktor Linde in gereiztem Tone, „es kümmert mich Wirklich nicht, was Sie mit jenem Herrn sprachen." Man sah es dem jungen Manne an, er war schlechter Laune, und bemühte sich vergebens, dieses Empfinden niederzukämpfen. Auch Eva wandte sich ab. Sie fühlte sich im Innersten verletzt durch die Worte des Doktors. Nur Hilda schien von dem allen nichts bemerken zu wollen, sie trat ans Fenster und trällerte halblaut: „Jetzt gang i ans Brünnele, trink aber net, Da — such i mein herztausigen Schatz, find'n aber net." „Du willst also wirklich nicht mit zum Ball gehen?" fragte sie über die Schulter zurück. „Nein! — Ich habe zu arbeiten!" „Itun, so bleibe zu Hause und gucke meintwegen in den Mond, wie es alle Verliebten machen!" — Der Doktor verabschiedete sich kurz, mit ihm zu gleich schlüpfte auch Hilda hinaus. Eva sah den Beiden nach, — sah wie die Freundin dem Doktor zum Abschied keck die Hand entgegen streckte — doch dieser schien es gar nicht zu sehen; er grüßte nur kurz und flüchtig, um gleich darauf im nächsten Hause zu verschwinden. An diesem Abend wunderte sich Frau Linde sehr, daß ihr Sigmund so wenig Appetit zu haben schien, sie wunderte sich umso mehr, als sie ihm seine Lieb lingsspeise, junge gebratene Hähnchen mit Apselkompott, eigenhändig bereitet hatte. Er stocherte mit der Gabel an den knusperigen Dingern herum, bemerkte es kaum, daß die Mutter ihm die saftigsten Stückchen vorlegte und daß sie ihn von Zeit zu Zeit forschend von der Seite betrachtete. Endlich legte er, mit einer halb ungeduldigen Bewegung, die Serviette hin und stand auf. „Was ist denn nur heute mit Dir? Du bist ja so merkwürdig wortkarg?" erkundigte sich die alte Frau und kam ihm besorgt nach getrippelt, indem sie ihm liebevoll die Haare aus der Stirn strich. „Es ist nichts Mutter, — ich habe genug gegessen." „Aber Du hast ja noch gar nicht angefangen!" „Laß mich doch und quäle mich nicht immer mit Fragen, Du siehst doch, — ich bin verstimmt." Er trat dabei etwas hart mit dem Fuße aus, in seine Stirn grub sich eine finstere Falte. Die Mutter wandte sich verletzt ab. Er kannte diese Art und wußte, daß er der Guten wehe getan hatte. Im nächsten Augenblick war ihm das schon wieder leid. Er trat neben sie und hob das Kinn der alten Frau mit dem Zeigefinger in die Höhe. Da sah er, daß sie die Lippen fest auseinander gepreßt hatte und daß in den Augen Tränen standen. Ein heißes Gefühl wallte in ihm auf.