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Bekanntmachung, die Zuführung der schulpflichtig werdenden Kinder in die Schule betreffend. Der unterzeichnete Schulvorstand hat beschlossen, die Zuführung der Ostern 1903 schulpflichtig werdenden Kinder Montag, den 20. April a e. und zwar der Knaben vormittags um 1« Uhr, der Mädchen nach mittags S Uhr im Klassenzimmer Nr. 1 (Kirchschule) geschehen zu lassen. Rabenstein, am 17. April 1903. Der Schulvorstand. Kugen Werkel, Vorsitzender. Stück — 22°/g von erwachsenen männlichen 104 7°/o 32 41 146 142 Gemeindemitgliedern erwachsenen weiblichen Gemeindemitgliedern Fortbildungsschülern Volksschülern Volksschülerinnen. „ - 9°/o „ -31°/o Bericht über die Volks- und Fortbildungsschule zu Rabenstein auf das Schuljahr 1902/03. (Schluß.) §) Anhang. Mer Jugendschriften »nd Schüterbibliothek. Es gibt wohl kaum ein Gebiet unserer modernen Literatur, auf dem alljährlich so viel neu erzeugt wird, als auf dem der Jugendschrifteu. Um die Weihnachtszeit sollen in Deutschland nach nicht zu tief gegriffener Schätzung allein 4 — 5000 neue Produkte auf den Büchermarkt geworfen werden. Das meiste dieser Neu schöpfungen ist — erbärmliche Mache; die Jugend schriftstellerei wird nur zu oft als ein Handwerk angesehen, sie wird geschäftsmäßig betrieben. Eine wirkliche Dichtung aber läßt sich nicht aus dem Aermel schütteln, au ihr hängt ein Stück Leben. Die Hauptsache einer Jugendschrift ist die, daß sie recht viele Auflagen erlebt; ob sie der deutschen Jugend etwas dauerndes bleibt, das ist oft Nebensache. Hier muß Abhilfe ge schaffen werden—aber Wied DieserGedanke ist es gewesen, der die Lehrerschaft in verschiedenen Orten unseres deutschen Vaterlandes veranlaßte, aus ihrer Mitte Jugendschriftenvereinigungei.1 zu bilden, welche sich zur- idealen Aufgabe setzten, aus der Menge unserer deutschen Jugendliteratur nach eingehender Prüfung das aus zuwählen, was den Kindern wirklich als gute Kost gereicht werden konnte. Bei dieser Prüfung hat es sich heraus gestellt, daß unter 10 Jugendschriften kaum eine war, die wirklich den Namen einer solchen verdiente. Da mit aber weiter die viele Arbeit nicht vergebens war, galt es, Mittel und Wege zu ersinnen, um das große Publikum mit den Ergebnissen der Prüfungen bekannt zu machen. Aus dem Verzeichnis wurden die Perlen der deutschen Jugendliteratur herausgezogen und dieser Auszug verbreitet, um den Eltern die Wahl der Bücher zu erleichtern. Um nun die Lektüre unserer Kinder besser überwachen zu können, richtete das Lehrerkollegium am Schluffe des vorigen Jahres an den Gemeinderat die Bitte, die Verwaltnng der Volksbibliothek, mit welcher Weise entsprochen und Herr Lehrer Hartmann mit der Verwaltnng der Volksbibliothek betraut. Der Bibliotheksausschuß besteht jetzt aus dem Herrn Gemeindevorstand, Herrn Pfarrer Sattler, den Herren Gemeinderatsmitgliedern Kretzschmar, Barth und Matthes und sämtlichen ständigen Lehrern. Der Ausschuß hielt am 5. März eine Sitzung ab, in welcher der unterzeichnete Berichterstatter als Vorsitzender gewählt und beschlossen wurde 1) einen Katalog drucken zu lassen, der zum Preise von 15 Pf. abgegeben werden soll; 2) zur Vereinfachung der Verwaltung Formulare Herstellen zu lassen, die sowohl bez. der Zahl der Leser als auch der Benutzung einzelner Bücher und ganzer Abteilungen eine genaue Statistik ermöglichen; 3) für die Volksbibliothek anzuschaffen: Seiner, der Burenkrieg (II. Teil); Woenig, eine Pußta- fahrt; Max Schmidt, der Musikant; Kügelchen, Jugenderinnerungen; Wilh. Rabe, Chronik der Sperlingsgasse; Ebers, »omo sum; Felix Dahn, kämpfende Herzen; Gustav Freitag, die verlorene Handschrift. 4) für die Schülerbibliothek anzukaufen: a) Das Märchen vom gestiefelten Kater v. Speckter; b) Bechsteins Märchen; c) Märchen für die deutsche Jugend; 6) Rosegger, Als ich noch Wald bauernbub war (I); e) Hermann Wagner, Ent deckungsreisen in Wald und Heide; 5) Eschner, Natur und Menschenhand. Im 1. Vierteljahre 1903 wurden allein 465 Bücher ausgeliehen und an Lesegeld 33 Mk. 4 Pf. vereinnahmt, während in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres nur 163 Stück ausgegeben wurden und das Lesegeld 20 Mk. 11 Pf. betrug. Von den 465 ausgeliehenen Büchern wurden benutzt: Hierbei richten wir an alle Eltern unserer Kinder die dringende Bitte: Helft uns im Kampfe gegen die verderbliche Schundliteratur! Gewährt euren Kindern Zeit, die Bücher unserer Bibliothek zu lesen! Wir kämpfen für des deutschen Volkes und Vaterlandes kommende Tage; denn was wir der Jugend erringen und schenken, das weihen wir der Zukunft. III. Mitteilungen über die Aortbitdungsschute. Die Fortbildungsschule zahlte am 1. Dez. in 2 Klassen 91 Schüler. Der Unterricht wird von den Herren Rau und Merz erteilt. Ostern 1903 wird eine 3. Fortbildungsschulklasse errichtet. Dieselbe hat der Schulvorstand Herrn Hartmann übertragen. Der Unterricht findet im Sommerhalbjahre Montag früh von 7 — 9 Uhr, im Winterhalbjahre von 8 — 10 Uhr statt. Das sittliche Verhalten einzelner Schüler er forderte zuweilen harten Tadel und Strafe. Doch ist dies nur ausnahmsweise geschehen; im allgemeinen war das Betragen der Schüler gut. Ostern 1903 gelangt ein neuer Lehrplan für die einfachen Fortbildungs schulen des Schulinspektionsbezirkes Chemnitz II zur Ein führung. Derselbe ist vom Herrn Schulrat Richter bearbeitet und in Konferenzen mit den Fortbildungs schullehrern des Bezirks beraten worden. Rabenstein, den 7. April 1903. A. Schönherr, dirig. L. Hlabenstein. Alle diejenigen Knaben, welche Ostern 1903 in die hiesige Fortbildungsschule einzu treten haben, habeu sich Montag, den 20. April a. c. früh 8 Uhr hierzu anzumelden. Die Anmeldung hat in Zimmer 2 der Kirchschule zu erfolgen. Hierbei ist das Entlassungszeugnis vorzulcgen, welches beim Aus tritte aus der zuletzt besuchten Schule ausgehändigt worden ist. Lori. (Nachdruck verboten.) sehr viel widerrechtlich angeeignet hatten und ihren Herrn betrogen, wo es immer ging. Schließlich machte sich einer nach dem anderen davon. Sie verließen den Lindemannshof, wie die Ratten ein sinkendes Schiff. das Unheil noch schlimmer machte. In das brennende Gebäude wagte sich schon gar niemand mehr hinein, das Feuer griff mit rasender Schnelligkeit und verheerender Macht um sich und fand in den bis zum Dachboden gefüllten Scheunen immer gute Nahrung. Machtlos standen die Menschen dem entfesselten Element gegen über, sie mußten sich lediglich darauf beschränken, von dem Vieh und Mobiliar zu retten, was zu retten war. Einhalt konnte die herbeigeeilte Feuerwehr kaum tun, denn Wasser war nicht genügend vorhanden, man war auf die Pumpbrunnen angewiesen; was diese liefern konnten, kam kaum in Betracht gegenüber dem fürchter lichen Flammenmeer, das von allen Gebäuden, den Scheunen und Ställen, nichts verschonte, als ein kleines etwas abgesondert stehendes Häuschen, eine Art Aus traghäuschen, in dem man verschiedenes altes Gerümpel, unbrauchbar gewordene Ackerwerkzeuge und dergleichen aufzubewahren pflegt. Dies Häuschen bildet nun die einzige Zuflucht des Besitzers, den der übergroße Jam mer völlig niedergeworfen hatte. Anfangs raufte er sich die Haare, in Verzweiflung rannte er um den rauchenden Trümmerhaufen, er gebärdete sich wie ein Wahnsinniger — vergebens bemühte man sich, ihn zu beruhigen — er hörte auf keinen Zuspruch. „Die Ernte, — die ganze Ernte," jammerte er immerzu, „was foll ich nun beginnen, ich bin ein armer ruinierter Mann!" Wie das Feuer eigentlich entstanden, wußte nie mand, doch vermuteten einige Brandstiftung, weil es an allen Ecken zugleich gebrannt haben sollte. Der herrische, jähzornige Mann hatte allerdings öfters Streit mit seinen Knechten gehabt, vielleicht, daß einer sich rächen wollte,— wer konnte es sagen? Vielleicht war es auch durch Unvorsichtigkeit geschehen, kurz die Entstehungsursache blieb unaufgeklärt. Jetzt saß der unglückliche Mann dumpf dahinbrütend in der niederen Stube des kleinen Häuschens und sprach kein Wort. Um die Wirtschaft kümmerte er sich schon gar nicht mehr, von den Dienstboten konnte jeder schalten und walten, wie es ihm beliebte. Es gingen gar seltsame Gerüchte in der Umgegend über den Haushalt des Lindemannshofes. Man er- mbltt siib. Vak. dio nnaotronon Dioustvoton si<D sfgmi 11. Selbstsüchtig, wie des Menschen Natur einmal ist, hoffte auch Lori, daß aus dem großen Unglück, das auf dem Lindemannshof eingezogen war, für sich selbst ein Glück erstehen zu sehen. Nun mußte Johannes doch zurückkommen, er konnte doch den Bater nicht allein lassen in all dem Jammer, der ihn betroffen. Und wenn der Geliebte erst wieder da war, — dann, ja dann würde er ganz gewiß von ihrer Krankheit hören, er würde sie besuchen, und sie sah ihn wieder. Sie würde ihm erzählen von ihrem großen Schmerz, von allem Leid und Kummer. In all diese Gedanken phantasierte sie sich hinein wie ein Kind, unablässig zauberte ihre gegen wärtige, hoffnungssreudige Stimmung die schönsten Bilder vor ihrer Seele. Dabei begann ihr Herz rascher zu pochen, an dieser Hoffnung richtete sie sich auf. Der Vater schien in der letzten Zeit ebenfalls versöhnlicher geworden zu sein. Es war nicht anznnehmen, daß er Johannes die Tür weisen würde, — nein — das konnte er gar nicht. Lori sprach einmal andeutungs weise darüber, und fand sofort heraus, daß der Vater- tatsächlich seinen Sinn geändert hatte. Sie durfte jetzt mit ihm von Johannes reden, er wurde gar nicht mehr böse, sondern ging bereitwillig auf das Thema ein. Lori war glücklich darüber. Merkwürdigerweise besserte sich ihr Zustand in diesen Tagen soweit, daß man hoffen durfte, sie würde bald das Bett verlassen können. Der Arzt stand hier selbst vor einem Rätsel. Während draußen der Winter seinen Einzug hielt, herrschte im Berneckschen Gutshause Heller Sonnen schein. Der Alte wurde wieder heiter, der finstere Schatten, der seine Stirn umdüsterte, wich allmählich. „Ich hatte vor dem Frühjahr kaum auf eine Besserung zu hoffen gewagt," sagte der Doktor kopf schüttelnd, „und nnn — diese auffallende Wendung, es ist mir nicht recht klar." Berneck lächelte. Er hatte aus Loris Reden längst herausgefunden, was diese Aenderung hervorgebracht hatte, und er hoffte mit seinem Kinde. Aber leider war die Besserung nicht von langer Dauer. Als wiederum Woche um Woche ins Land zog, ohne daß eine Nachricht von dem so heiß Ersehnten eintraf, da erloschen die Rosen, die die Hoffnung auf „Jch*möchte,-^daß — Johannes käme', —mich m seine Arme nähme — und küßte — und dann möchte ich sterben!" Noch immer lächelte Lori. So meinte Berneck sie noch nie gesehen zu haben und eine heiße Angst stieg ihm aus dem Herzen zum Kopfe. Er faltete unwill kürlich die Hände, traurig saß er an dem Lager und die Lippen bewegten sich leise, wie im Gebet: „O Gott, laß mein Kind nicht sterben und führe ihn, — Johannes zu uns zurück, ehe es zu spät ist!" rang es sich aus seinem Innern. Plötzlich ertönte draußen ein furchtbarer Lärm. Alles rief und fchrie zusammen, die Knechte und Mägde liefen hin und her und zeigten erschrocken nach ein und derselben Richtung. „Dort, seht dorthin!" Drüben hinter dem Walde stieg eine dichte Rauch säule empor zum abendlichen Himmel, der sich nach und nach blutrot färbte, immer höher und höher flogen die Funkengarben empor, unheimlich stoben sie nach allen Richtungen auseinander. „Was ist das?" „Feuer — o Gott, das Unglück, — der Lindemanns hof brennt!" — so schrie alles durcheinander. „Bis Hilfe von den umliegenden Ortschaften oder der Stadt da ist, kann es zu spät sein!" schrie Berneck seinen Dienstboten zu. „Rasch, eilt Euch, rettet, was zu retten ist — die ganze Ernte ist in der Scheune, — o Himmel, wenn die Scheunen brennen, ist alles verloren, — ich kann nicht mit, ich muß bei Lori bleiben, das arme Kind wird ohnehin schon recht unter dem Schrecken leiden, aber Ihr, — geht, geht alle und rettet, — schnell!" Die Schaar stob davon. Berneck vergaß, daß es das Haus seines Tod feindes war, das in Flammen stand, — vergaß, — daß jener Mann ihn so fnrchtbar beleidigt und daß er ihn gehaßt bisher, wie Keinen. Berneck sah nur die Gefahr, in der die ganze Habe dieses Mannes schwebte und wußte, daß Linde mann nie einen Pfennig für Versicherung gegen Feuer ausgegeben hatte, weil er stets sagte, das sei hinaus geworfenes Geld, bei ihn: kommt so etwas gar nicht vor. Wo der Herr des Hauses nur die Augen richtig offen hält, braucht man keine Versicherung. Eigensinnig hielt er an dieser Ansicht fest. Und nun, — nnn drohte das Feuer alles in Schutt und Asche zu legen. Die Knechte vom Berneckschen Gutshofe waren die ersten, die auf der Brandstätte anlangten. Das Feuer wütete mit furchtbarer Gewalt, angefacht von einem starken Wind, der kalt vom Norden her wehte und Original-Roman von Irene v. Hellmuth« <26. Fortsetzung.) Gespannt ruhten die Augen des Alten auf dem zarten Gesicht, das sich leise etwas rötete; dabei flog ein verklärtes, fast überirdisches Lächeln dar über hin. „In Deiner Macht wird es Wohl kaum stehen, aber — schön wär's eben doch — wenn es sein könnte," sagte Lori, den Kopf schüttelnd. Nun?" „Du mußt aber nicht böse sein, Vater!" ..Nem.—.nein!" . . . ,