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beweisen. Der dritte Satz, für den eine strenge Ge bundenheit an den Takt vorgeschrieben ist, nimmt das feurige Element russischer stampfender Volks rhythmen wieder auf. Wie ein Volkstanz gibt er sich: alle drehen sich voller Lust, sie treten zurück, um einem Solisten Baum zu geben, darauf fallen wieder alle ein in neuem Taumel — und aus diesem Wechsel ergibt sich für diesen Satz ganz natürlich die Rondo form. Virtuos steigert sich die Musik in ein zündendes Finale. Dieses hinreißende Werk läßt ganz vergessen, daß Chatschaturian sich der Klänge der heutigen Musik bedient, womit er seine Aufgeschlossenheit gegenüber den Problemen der Gegenwart beweist. 4t Als Anton in Dvoräk seine Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ (Nr. V, e-moll, op.95) schrieb, ahnte er nicht, daß ihm mit diesem W erk ein wahrhaft volkstümlicher W urf gelingen sollte. Als Huldigungan Amerika gedacht, das ihm für einige Jahre zur Heimat werden sollte, nimmt er melodische Elemente aus dem Indianischen auf, ver arbeitet er rhythmische Impulse aus Negro-Spirituals und versucht, ein Abbild des amerikanischen Optimis mus dieser Jahre vor der Jahrhundertwende zu geben. Dies gelingt ihm ausgezeichnet. Aber es ist noch mehr in dieser Sinfonie enthalten. Niemals in diesen Jahren, da er Direktor eines amerikanischen Konservatoriums war, hat er seine tschechische Heimat vergessen, nie mals hat er sein Heimweh ganz besänftigen können. Und gerade in dieses Werk ist seine Sehnsucht hinein geflossen. Vielleicht liegt es in diesen beiden Eigensch af- ten, in der Darstellung der Kraftfülle eines jungen Kontinents und im Ausdruck wehmütigen Heimwehs nach der alten Heimat, das Geheimnis der großen Wir kung dieser Sinfonie begründet. Der Bereich des menschlichen Gehaltes dieses Werkes ist dadurch so groß und umfangreich geworden. Aber das ist noch nicht alles. Die Alte und die Neue Welt konnte an diesem Werke außerdem noch eine unerhört formale Könnerschaft Dvoraks bewundern. Man vermutet ge rade bei ihm, dem Vollblutmusikanten, daß ihmformale Belange nicht so wichtig waren. Und doch ist alles da: die zwei Themen des ersten Satzes und ihre Durch führung, die dreiteilige Liedform des zweiten Satzes mit der wundersamen Melodie des Englischhorns, das kapriziöse Scherzo und das gewichtige Finale, das in der Form des Rondos mit sehr melodischen Zwischen spielen niedergeschrieben ist. Aber auch das ist noch nicht alles. Gekrönt wird dieses Werk, das so glücklich Inhalt und Form in einem Aus gleich bringt, von der Tatsache, daß alles klingt. Es klingt alle?} so schön, so hinreißend, so sinnlich, daß man diese Seite der Könnerschaft Dvoraks nicht mehr überhören kann, ja, daß man sie als vorbildlich und nachahmenswert hinstellen muß. Die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ mußte ein Wurf sein, weil sie ein vollkommenes Meisterwerk geworden ist. Und das empfand beglückt die Neue und die Alte Welt und dankte es Dvoräk dadurch, daß sie dieses Werk zu ihrem Liebling erklärte. Und das ehrt beide: Publi kum wie Komponist. Johannes Paul Thilman 111/18/149 808929/45/52