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BIOGRAPHISCHE HINWEISE Claude Aehille Debussy stammt aus St. Germain-en-Laye bei Paris, wo er als Kind einer völlig unmusikalischen Familie am 22. August 1862 geboren wurde. Mit 11 Jahren schon besuchte er das Konservatorium Paris und wurde 1884 mit dem Rom-Preis ausgezeichnet. Nach einem kurzen Aufenthalt in Italien lebte Debussy wieder in Paris. Dort starb er am 26. März 1918. Er schrieb Werke für Orchester (La Mer, Der Nachmittag eines Fauns, 3 Noc turnes), für Klavier (Suite Bergamesque, Children, Corner, Images), Lieder (nach Texten von Verlaine und Mallarme), Kammermusik (Streichquartett, Violinsonate, Soloflöte) und die Oper „Pelleas und Melisande“ (1902). Debussy ist der Hauptvertreter des Impressionismus, jener Kunstrichtung, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der französischen Freiluft malerei ausging und die gesamte europäische Kunst, auch Dichtung und Musik, aufs nachhaltigste beeinflußte. Impressionismus bedeutet Eindrucks kunst. Das ist eine letzte Verfeinerung und Überfeinerung der Romantik. Es geht um die Wirkung zartester Färb- und Lichtbrechungen, das Kolo ristische steht im Vordergrund, die Stimmungsmalerei, auch in der Musik. Das Nichtgreifbare wird geschildert: der Mondschein, das Sonnenflimmern, der Nebel. Das Unwirkliche triumphiert. Nicht der Inhalt, die Substanz eines Musikstückes sind ausschlaggebend, sondern die Wirkung, das gewisse Etwas, die Nuance. Und so verstehen wir, wenn ein Musikwissenschaftler unserer Tage vom. Impressionismus sagt, daß er eine reine Aristokratie des Erlebens vertritt. In seinem Versdrama „Der Tod des Tizian“ singt der Dichter Hugo von Hofmannsthal: „Das ist die Lehre der verschlungenen Gänge, das ist die große Kunst des Hintergrundes und das Geheimnis zweifelhafter Lichter. Das macht so schön die halb verwehten Klänge!“ Debussy ist ein Meister dieser halbverwehten Klänge, und oft hat er draußen in der Natur, in der Landschaft, im Wind diese halbverwehten Klänge gesucht. Lassen wir den französischen Komponisten selbst sprechen: „Ich war in einer herbstlichen Landschaft, in der mich die geheimnisvolle Magie der alten Wälder bannte. Aus dem Fallen der vergoldeten Blätter, aus dem fernen Glockenläuten, das die Felder in Schlaf wiegt, stieg ein zarter, betäubender Klang auf, der mich in tiefes Träumen versenkte. Ich war allein. Vielleicht liebte ich die Musik niemals inniger als an solchen Tagen, wo niemand von Musik sprach.“