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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 12.1968
- Erscheinungsdatum
- 1968
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196800009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19680000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19680000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Saxonica
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 12.1968
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Band 12.1968
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Prodekan Prof. Dr. Schuster-Sewc, Direktor des Sorbischen Instituts 1946 Neulehrer, 1968 Prodekan Als Wissenschaftler beeindruckt mich im Entwurf unserer sozialistischen Verfassung natürlich besonders der Artikel 16, der die Wissenschaft und Forschung sowie die An wendung ihrer Erkenntnisse als wesent liche Grundlage unserer sozialistischen Ge sellschaft festleg.t. Er ist Ausdruck für die große Bedeutung, die im sozialistischen Staat der Wissenschaft als entscheidender Produktivkraft beigemessen wird. Er unterstreicht zugleich die große Anerken nung, die von Partei und Regierung der täglichen Arbeit des Wissenschaftlers ent gegengebracht wird. Natürlich steht die Wissenschaft heute auch in Westdeutschland und in anderen kapialistischen Ländern an vorderster Stelle. Der entscheidende Unterschied ist jedoch der, daß die Wissenschaft im Kapi talismus nur Machtinstrument der herr schenden Klassen und der von ihnen ge steuerten Monopole ist. Sie wird von ihnen auf das schändlichste für ihre menschen feindlichen Interessen mißbraucht. In unserem Staat dagegen ist durch den Ab schnitt 4 des Artikels 16 jeglicher gegen den Frieden, die Völkerverständigung, gegen das Leben und die Würde der Men schen gerichtete Ilflißbrauch der Wissen schaft verboten. Wissenschaft und Bildung sind in der sozialistischen DDR kein Privileg von Aus erwählten und Begüterten mehr. Die neue Verfassung bestimmt für jeden Bürger das gleiche Recht auf Bildung, und jedem ste hen die Bildungsstätten offen. Als Sohn eines sorbischen Arbeiters weiß ich dies ganz besonders zu schätzen. Ähnlich wie für Tausende meiner deutschen Altersge nossen waren mir Oberschule und Univer sität einst nur weite, unerreichbare Wunschträume. Erst im Staat der Arbeiter und Bauern wurde das schier Unmögliche zur Wirklichkeit. 1946 als Neulehrer in einem sorbischen Dorf beginnend, habe ich zusammen mit der Entwicklung der DDR Stufe um Stufe meiner Laufbahn erklom men. um heute als Wissenschaftler an einer so bedeutenden Bildungsstätte wie der Karl-Marx-Universität in der verant wortlichen Stellung eines Prodekans an der Gestaltung unserer sozialistischen Wissen schaft unmittelbar mitzuwirken. Es ist Ausdruck des zutiefst demokrati schen und humanistischen Charakters unseres sozialistischen Staates, daß heute auch ein Angehöriger der sorbischen natio nalen Minderheit eine solche akademische Funktion bekleiden darf. Dein war nicht immer so! Als in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der sorbische Wissenschaftler Dr. J. P. Jordan an der Leipziger Universität zugleich erstmalig in Deutschland slawistische Vorlesungen zu halten versuchte, wurde er bald wegen seiner slawischen Nationalität und seiner demokratischen Gesinnung durch die da maligen reaktionären Kräfte von der Uni versität vertrieben. Für einen so bedeu tenden Slawisten wie den Sorabisten Prof. Dr. Ernst Mucke (1854—1932) waren die Pforten an den deutschen Universitäten zeitlebens versperrt. Heute aber garantiert die erste sozialisti sche deutsche Verfassung im Artikel 39 den Bürgern der DDR sorbischer Natio nalität nicht nur das Recht zur Pflege ihrer Muttersprache und Kultur, sondern unter streicht zugleich die großzügige Förderung dieses Rechtes durch den Staat. Gemeinsamkeit aller Schichten durch führende Rolle der Arbeiterklasse VOLKSAUSSPRACH E ZU M VERFASSU NGSENTWU RF UZ stellte Prof. Großer folgende Fragen: Wie wird in der neuen Verfassung das Zu sammenwirken aller Klassen und Schichten bei der Machtausübung garantiert? Bereits im Kapitel I des Verfassungsent wurfes wird hervorgehoben, daß das Zu sammenwirken aller Klassen und Schich ten unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer Partei in den Grundlagen unserer Gesellschaft fest verwurzelt ist. Die Deut sche Demokratische Republik ist „die poli tische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land“, und „das feste Bündnis der Arbeiterklasse mit der Klasse der Ge nossenschaftsbauern, den Angehörigen der Intelligenz und, den anderen Schichten des Volkes“ gehört zu den „unantastbaren Grundlagen der sozialistischen Gesell schaftsordnung“. Die von Ausbeutung be freite Gesellschaft bildet die Grundlage für das Wirken neuer Triebkräfte, deren Wichtigste die ..Übereinstimmung der poli tischen, materiellen und kulturellen Inter essen der Werktätigen und ihrer Kollek tive mit den gesellschaftlichen Erfordernis sen“ ist. Diese Grundlagen und gemein samen Grundinteressen bilden die ent scheidenden materiellen Garantien für das Zusammenwirken aller Klassen und Schichten bei der Machtausübung. Diese Gemeinsamkeit unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leni nistischen Partei, die sich bereits bei der Verwirklichung der ersten Verfassung un serer Republik bewährt hat, kommt darin zum Ausdruck, daß Angehörige aller Klas sen und Schichten, aller Parteien und Mas senorganisationen in den demokratisch ge wählten Volksvertretungen auf allen Ebe nen tätig sind. Erstmalig wird auch ver fassungsrechtlich — in Artikel 3 des Ent wurfes — die Nationale Front des demo kratischen Deutschland als organisierter Ausdruck des Bündnisses aller Kräfte des Volkes gewürdigt. Über die vielfältigen Formen des Systems der sozialistischen Demokratie und durch ihre gesellschaftlich nützliche Tätigkeit sind die Angehörigen aller Klassen und Schichten an der Gestal tung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus beteiligt. Es ist Ausdrück der führenden Rolle der Arbei terklasse und ihrer Partei und Anliegen ihrer Bündnispolitik, in kameradschaft licher Zusammenarbeit die grundlegende Zielsetzung der gesellschaftlichen Entwick- lung und die Hauptwege ihrer Verwirk lichung gemeinsam mit allen Bevölke rungsschichten herauszuarbeiten. Im Entwurf der neuen Verfassung werden allen Bürgern der Deutschen Demokratischen Republik gleiche Grundrechte zugesichert. Wie steht es damit, wenn es um das Recht auf Bil dung geht? Ist in diesem Zusammenhang nicht der Artikel 32 des Verfassungsentwurfes als eine Einschränkung des Artikels 31 zu be trachten? Warum geht man bei der Immatri kulation an den Universitäten und Hochschu len und bei der Stipendienzahlung von der sozialen Herkunft aus? Hier geht es offensichtlich um drei Pro bleme. Zum ersten wird in Artikel 31 das glei- die Recht jedes Bürgers auf Bildung for muliert, das vor allem durch weitere Ver wirklichung des einheitlichen sozialisti schen Bildungssystems, dessen Kern ¬ bestandteil die allgemeinbildende polytech. nische Oberschule ist, garantiert wird. Auch in anderen Artikeln des Verfassungs entwurfes (z. B. 16 und 30) wird die Not- Wendigkeit hervorgehoben, allen Bürgern eine den ständig steigenden gesellschaft- liehen Erfordernissen entsprechende hohe Bildung zu vermitteln. Dabei schließt un ser Bildungssystem eine Vielzahl von We gen und Formen der..Aus- .und Weiterbil dung nach Abschluß der- Oberschule ein. Zum zweiten konkretisiert der Artikel 32 die Verwirklichung des Rechtes auf Bil dung hinsichtlich des Überganges zur nächsthöheren Bildungstufe bis zu den höchsten Bildungsstätten. Der reale Cha rakter der sozialistischen Demokratie und die Einheit von Rechten und Pflichten, von Rechten und den erforderlichen Garantien kommen hier anschaulich darin zum Aus druck, daß die Gesellschaft wie auch der einzelne darauf orientiert werden, die Übereinstimmung der gesellschaftlichen Erfordernisse mit den Kollektiv- und Ein zelinteressen herzustellen. Eben darum geht es, wenn hervorgehoben wird, daß beim Übergang zur nächsthöheren Bil dungsstufe 1. das Leistungsprinzip, 2. die gesellschaftlichen Erfordernisse und 3. die soziale Struktur der Bevölkerung zu be rücksichtigen sind. Deshalb besitzen diese Prinzipien auch keinen einschränkenden Charakter, sondern tragen dazu bei, das Recht auf Bildung entsprechend den ge sellschaftlichen Bedingungen und Möglich keiten im Interesse der raschen Vorwärts ¬ entwicklung des Sozialismus und der Ent faltung der Persönlichkeit des einzelnen umfassend zu realisieren. Da die soziale Struktur der sozialistischen Gesellschaft durch das Bestehen verschiedener Klassen und Schichten gekennzeichnet ist, die Ar beiterklasse heute und in Zukunft an den Brennpunkten des sozialistischen Aufbaus den Hauptanteil bei der Entwicklung und Festigung unserer sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung hat und die Si cherung ihrer " führenden Rolle im Inter esse der Gesamtentwicklung liegt, muß dieser Faktor seine Berücksichtigung fin den. Wenn im Verfassungsentwurf gesagt wird, daß Stipendien und Studienbeihilfen nach sozialen Gesichtspunkten und hach Leistung gewährt werden, so schließt das auch die Beachtung der konkreten sozia len Lage (Familie, Tätigkeit vor dem Stu dium usw.) ein. Zum dritten sei auf den Abschnitt 5 des Artikels 31 verwiesen, wo es heißt: „Die Lösung dieser Aufgaben wird durch den Staat und alle gesellschaftlichen Kräfte in gemeinsamer Bildungs- und Erziehungs arbeit gesichert!“ Das bedeutet für uns, die vorhandenen Möglichkeiten entspre chend den gesellschaftlichen Erfordernis sen mit hoher Effektivität zu nutzen und durch hohe Leistungen Mittelmäßigkeit zu überwinden. Dieser Auftrag der Verfas sung ist gleichermaßen an Lehrende und Studierende gerichtet. Unsere Verfassung Sie bedarf der Kraft der Bürger ... Die weitere Entwicklung der DDR unter der neuen Verfassung stellt an das Verantwortungsgefühl jedes Bürgers unseres Staates neue und höhere An forderungen. Die Verfassung — als Pro gramm der gesellschaftlichen, ökonomi schen und kulturellen Entwicklung der DDR - ist zur Realisierung der hohen humanistischen und politischen Ziele darauf angewiesen, daß alle Bürger mit ihrer ganzen Kraft und Begeiste rungsfähigkeit dazu beitragen, sie zu realisieren und mit Leben zu erfüllen. In diesem Sinne verpflichten sich alle Mitarbeiter des Instituts, mit besten Kräften zur weiteren Entwicklung der DDR beizutragen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bemühungen, zu noch größeren Erfolgen in Lehre, Forschung und Erziehung zu kommen. Weiterhin werden die Mitarbeiter des Instituts der sozialistischen Landwirtschaft noch mehr als bisher Unterstützung gewäh ren und insbesondere zur Erreichung einer hohen Effektivität in der tierischen Produktion unter industriemäßigen Pro duktionsbedingungen beitragen. Kollektiv des Vet.-Physiologisdi- Chemischen Instituts Sozialistisches Kollektiv spricht mit Patienten über die Verfassung In unserem sozialistischen Kollektiv der Hautklinik Station 68 wurden die einzelnen Artikel des Verfassungsent wurfs diskutiert ... Wir sind mit ganzem Herzen dabei und werden wie bisher als Schrittmacher dieses Vertrauen recht fertigen und von Marx und Engels ler nen, um unsere Republik ökonomisch und politisch zu stärken. Wir verpflichten uns, mit allen Patienten auf unserer Station über unseren neuen Verfas sungsentwurf zu sprechen. i. A, Zaumseil Richtschnur für die tägliche Arbeit .. . Wie wir morgen leben werden, das hängt vom Denken und Handeln eines jeden von uns ab. Unsere neue Ver fassung wird die Richtschnur für unsere tägliche Arbeit sein.' A. M. Barth, Versuchstechnikerin, inst. f. Tierzucht und Milchwirtsch. Jugendobjekt an der Chirurgie . ., Wir sind bereit, höhere Anforderun gen und mehr Verantwortung zu über nehmen, und sind bestrebt, durch Höchstleistungen die Versorgung unse rer Patienten weiter zu verbessern und um einen wissenschaftlichen Höchst stand in unserem Fachgebiet zu ringen. Als Jugendobjekt übernahmen wir von Herrn Prof. * Kotte den Auftrag, eines wissenschaftliche Dokumentation für die allgemein-chirurgischen Stationen auf der Grundlage eines Lpchkartensystems zu erarbeiten. FDJ-Gruppe Chirurgische Klinik Realisierung der Verfassung ist harter Klassenkampf ...Vergessen wir nicht, daß unsere erste Verfassung in härtestem Klassen- kampf mit einem erfahrenen und skru pellosen Gegner entstand, daß der Weg von ihr bis zur Diskussion unserer sozialistischen Verfassung ein opferrei cher Weg mit intensiver Arbeit war, auf dem sich als unsere größte Errungen schaft der sozialistische Mensch und die sozialistische Menschengemein schaft herauszubilden begann. Der Rückblick auf diesen Weg mit seinen großen Erfolgen muß uns veranlassen, die Diskussion um unsere Zukunft mit Freude und vollem Verantwortungs bewußtsein zu führen. Prof. Dr, Gerhard Zschäbitz Zwischen Marcuse und Marx Die KPD ist zu einem Zeitpunkt mit ihrem Prögrammentwurf an die Öffentlichkeit getreten,, da die außer parlamentarische Opposition über die Ufer tritt, innerhalb derer sie Bonn gerade noch verkraften zu kön nen glaubte, und sich in ihr die Er kenntnis langsam Bahn bricht, daß allein mit Reformen und Reförm- chen am Bonner System nichts Wesentliches zu ändern ist, daß viel mehr eine grundsätzliche Umstül pung der gesellschaftlichen Verhält nisse vonnöten ist. Allerdings ist die daraus entsprin gende politische Aktivität der Westdeutschen und Westberliner Studenten gegen Vietnamkrieg, Neo faschismus und Sozialabbau, für Demokratisierung der Hochschulen noch in vieler Hinsicht zersplittert Und diffus sowie mit antikommu nistischen Ressentiments und — ge rade unter Intellektuellen und Stu denten — mit vielen in der bürger lichen Ideologie wurzelnden sek- tiererischen und revoluzzerhaften Vorstellungen belastet. Deutlich wird dieser Stand an der Haltung eines der führenden Funktionäre der oppositionellen Studenten. Rudi Dutschke, der zwar einerseits zu der richtigen Erkenntnis fand, daß die UZ 10/68, Seite 5 bürgerliche Gesellschaft durch eine andere Ordnung ersetzt weraen musse, andererseits aber äußerte, die Übernahme des traditionellen M^r- xisiHUä sei nicht möglich, nicht eine geschlöSShne Ideologie sei das Gebot der Stunde, sondern permanente Diskussion. Was die andere Ordnung betrifft, so sind die Vorstellungen darüber sehr nebelhaft. Diese Auffassungen sind wesent lich geprägt von Theorien bürger licher Ideologen vom Schlage des Philosophen Marcuse, die die Um gestaltung der Gesellschaft von einer Intelligenz-Elite 'erwarten, die füh rende Rolle der Arbeiterklasse leug- DIE LETZTEN WOCHEN IN WESTDEUTSCHLAND nen und sich wesentlich auf die Ne gation des Bestehenden beschränken. Die Bourgeoisie fürchtet solche Ideo logen nicht. Das hat Marcuse selbst eingestanden, als er feststellte: „ ... die Macht kann es sich leisten, daß ich ... das alles sagen kann .. Die westdeutsche Bourgeoisie fürch tete aber Marx und seine Partei, die den Massen eine richtige Orien tierung in ihrem antiimperialisti schen Kampf gibt, die z. B. den Stu denten rät, sich stärker mit den Ar beitern zu verbünden. Hier bietet der Polizeistaat alle Mittel auf, um zu verhindern, daß sich praktisch politische Bewegung und revolutio näre Theorie verbünden. Id Die Westberliner halten nicht still Man sollte gelegentlich daran er innern, daß die Probleme, um die gegenwärtig besonders zugespitzt in Westberlin gefochten wird, nicht iso lierte Westberliner Probleme sind. Es ist Bonner Politik, gegen die der Kampf der Westberliner sich richtet. Schütz ist ja eigens nach Westberlin geschickt worden, um diese Politik durchzusetzen. Sie zeichnet sich aus durch Furcht vor der Alternative, wie der Terror gegen die KPD und ihren Programmentwurf zeigt; durch Furcht vor dem Beispiel, die sich in Hetze, Verleumdung und Aggressionsabsichten gegen die DDR manifestiert; durch Furcht vor Verände rungen, aus der die brutale Knüppelei gegen die Wahrnehmung demokrati scher Grundrechte durch wen auch immer resultiert; und durch Furcht, die aktive Unterstützung der USA für die eigenen Aggressionspläne zu verlieren, was zu besonderer Wut und Grausam, keit bei der Verfolgung aller Gegner des Vietnamkrieges führt. Das gilt für Westdeutschland wie Westberlin. Daß der Protest dagegen in Westberlin größeren Widerhall fin det, hat sicher mehrere Ursachen. Eine wesentliche ist: Dort wütet auch die Reaktion am stärksten, und das ist nicht zufällig. Auf der Hetzkundgebung vor’ dem Schöneberger Rathaus am vergan genen Mittwoch proklamierte Schütz ausdrücklich die Zugehörigkeit West berlins zur Bundesrepublik. Mit gutem Grund. Schütz’ Auftrag ist die Leitung der ersten Etappe der Bonner Aggres sion: die Annexion Westberlins und seine Einverleibung als 11. Bundes land. Der Erfolg in diesem ersten Kampfabschnitt ist entscheidend für die nächste Etappe, die Annexion der DDR, die sie größenwahnsinnig zum 12. Bundesland machen wollen. Man kann sich in Westberlin noch viel weniger als anderswo eine Oppo sition gegen diese Pläne leisten, weil sie das Funktionieren des Brückenkop fes Westberlin in dieser zweiten Etappe der Aggression gefährdet. Schütz' Poli tik also ist Bestandteil der offiziellen Bonner Politik, die in die Periode der unmittelbaren Kriegsvorbereitung ein getreten ist. Die besondere Rolle, die dabei Westberlin zugedacht ist, führt zum verschärften Terror gegen die Be völkerung, zwang die Terroristen aller Gattungen, die Masken fallen zu las sen. So sah man an jenem Mittwoch SP-Schütz, -Mattick, -Sickert, CDU-Am- rehn, die Neo-SA NP-Thaddens und so gar die meist im Dunkel bleibenden Drahtzieher, die westdeutschen Mono pole (die für Kundgebungsteilnehmer sogar Überstundenzuschläge zahlten!), gemeinsam in der Öffentlichkeit agie ren. Das alles und die Vorstufen dieser Eskalation der Aggressionsvorbereitun gen halfen aber auch der Westber liner Bevölkerung bei der Erkenntnis von der Größe der Gefahr, die Kiesin- ger und Schütz, BDI-Berg und Thadden über sie bringen wollen. Und es zeigte sich die erste Fehlkalkulation in der Rechnung der Aggressoren: die West berliner halten nicht still. rom Erkenntnis des Klassenkampfes „Der Rechtsstaat funktioniert nur, wenn massenhaft Druck auf ihn ausgeübt wird“, stellte Rudi Dutschke am Sonntag vor acht Tagen fest, nachdem die von Schütz fünfmal ver botene Demonstration der 20 000 gegen die USA-Verbrechen in Vietnam doch stattgefunden hatte und die 3000 bereit gestellten Polizisten nicht zum Einsatz kamen. Der Satz ist wichtig, als Erkenntnis der Tatsache, daß die ser Staat überhaupt gezwungen werden kann. Der imperialistische Staat ist im Gegensatz zu unserem ein dem Menschen fremdes Gebilde, es scheint ungreifbar und damit unangreifbar. Die Demonstrationen in Westdeutschland und Westberlin und die Reaktion der Repräsentanten dieses Staates reißen nun ein Stück nach dem anderen von diesem Schleier, beweisen täglich, wer dieser Staat ist, wessen Staat es ist. Und sie zeigen, unter welchen Voraussetzungen ihm und seinen Herren beizukommen ist: „massenhaft Druck“ und vor allem vereinter Druck aus allen Bevölkerungs- schichten. Längst ist die Mär von der studentischen Minderheit ge platzt. Nachdem daran sowieso keiner mehr glaubte, erlaubte sich „Der Spiegel“, das durch eine repräsentative Umfrage bestätigen zu lassen: 67 Prozent aller Studenten sind willens, gegen die westdeutsche Politik in Bonn und Westberlin zu demonstrieren. Was „Der Spiegel“ Wohlweislich unterließ, war eine ähnliche Umfrage unter der Arbeiterklasse. Gerade die Gemeinsamkeit der Demonstranten — vom SED-Vor sitzenden Danelius und zwei oppositionellen SP-Stadträten über Gewerkschaftsfunktionäre, Arbeiter bis zu den Stu denten — sicherte aber den Erfolg der Demonstration vom Sonntag. Am 2. Juni, wo es fast ausschließlich gegen Studen ten ging, wurde die Polizei noch losgelassen, am 18. Februar wagte man das nicht. Was am Sonntag in Westberlin passierte, war Klassen kampf gegen die Imperialisten der USA und gleichermaßen gegen die westdeutschen. Allein diese Erkenntnis bedeutet viel. Sie war Grundlage dieses Erfolges und gewinnt an Wert, weil sie sich nicht auf die Demonstranten beschränkt. Schon hagelt es aus ganz Westdeutschland Proteste gegen West berlins DGB-Boß Sickert, weil er die Klasse verriet, die zu führen ihn seine Funktion verpflichten würde. Ms.
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