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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 12.1968
- Erscheinungsdatum
- 1968
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196800009
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19680000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19680000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 12.1968
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- Ausgabe Nr. 44, 21.11.1968 1
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Band 12.1968
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„Die hier vorgelegte Biographie will daher all jenen, die heute auf deutschem Beden Marx’ Werk fort-' setzen, all jenen, die sein Vermächtnis erfüllen, den Menschen Marx nahebringen: den suchenden Jüng ling und den gereiften Mann, den vom Hunger Be drohten und stets Wissenshungrigen, den liebenden Gatten und sorgenden Vater, den Lehrer der Klasse und den Gründer der Partei, den Revolutionär der Wissenschaften und den Wissenschaftler der Revolu tion, den treuen Patrioten und glühenden proletari schen Internationalisten, den Denker und Kämpfer“, heißt es in der Vorbemerkung der Verfasser zur Karl- Marx-Biographie, die darüber hinaus noch wertvolles historisches Hintergrundmaterial über die Verhält nisse im 19. Jahrhundert liefert und ihren Platz in jedem Bücherschrank finden dürfte. In der neuen Karl-Marx-Biographie geblättert Schon der Student Marx erregte Aufmerksamkeit Als Student in Bonn Karl Marx verließ Trier Mitte Oktober 1835 und reiste mit dem Schiff mosel- und rheinabwärts nach Bonn. Dort sollte er nac dem Wunsch seines Vaters Jura stu dieren. Das Leben in Bonn — die Stadt war kaum größer als Trier — war völlig be herrscht von der Universität und ihren etwa 700 Studenten. Die Universität machte Bonn zum geistigen Mittelpunkt der preu ßischen Rheinprovinz, aber über dem gei stigen Leben in Bonn wie in ganz Deutsch land lagen damals dunkle Schatten. Karl Marx ging mit großem Elan ans Studium. Neun Vorlesungsreihen, meist über juristische Probleme, doch auch über Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte, wollte er belegen, so daß ihm sein Vater schrieb: „9 Kollegien scheint mir etwas viel, und ich wünsche nicht, daß Du mehr tust, als Körper und Geist vertragen kön nen. Wenn Du indessen keine Schwierig keit dabei findest, so mag es gut sein. Das Feld des Wissens ist unermeßlich und die Zeit kurz.“ Marx fand keine Schwierigkeiten. Aber bald stellte er fest, daß ihn die mei sten Vorlesungen nicht befriedigten. So schränkte er den Vorlesungsbesuch ein und begann nebenbei mit dem Selbststudium nach eigenen Plänen, das später in Berlin die Hauptmethode seines Studiums werden sollte. Aus den Briefen des Vaters wird deut lich. daß der junge Student kein trockener Streber war. Das Leben in Bonn war so bunt, so romantisch, so neuartig, daß es auch ihn in seinen Bann zog. Bei diesem studentischen Treiben ging es mitunter recht feucht und fröhlich zu. Die Söhne der Mosel waren, keine Abstinenzler, auch Marx nicht. So wurde er wegen nächt licher Ruhestörung und Trunkenheit im Juni 1836 von der Universitätsbehörde mit einem Tag Karzer bestraft. Allerdings war diese Strafe nicht streng, denn Besuche von Kommilitonen waren erlaubt, was dazu führte, daß im Karzer weiter gezecht wurde. Doch selbstverständlich erschöpfte sich das studentische Leben nicht in Trink- und Sangesfreudigkeit. Auch duckten sich beileibe nicht alle bürgerlichen Studenten vor Schikanen der Polizei und der Arro ganz der adligen Studenten. In manchen bäumte sich ihr Bürgerstolz auf, und sie wiesen die Pöbeleien der Junkersöhnchen mit Spott und manchmal auch mit den Fäusten oder mit der Klinge zu rück. Zu ihnen gehörte der junge Marx. Nicht nur, daß er sich einem Verein jun ger Dichter anschloß, hinter dessen lite rarischem Anliegen sich mit großer Wahr scheinlichkeit auch politi he Zwecke ver bargen. Im August 1836 hatte er sogar ein Duell, vermutlich mit. einem Sprößling der Adelskaste. Der Vater sah diese Entwicklung mit großer Sorge, und noch vor dem Ende des ersten Studienjahres teilte er der Bonner Universitätsbehörde mit, daß Karl das Stu dium in Berlin fortsetzen sollte. Zur Philosophie zogs ihn Marx kam nach Berlin, fest entschlos sen, fleißig zu arbeiten, zu studieren. Hir herrschte eine völlig andere Atmosphäre. War Bonn eine Kleinstadt, so Berlin eine Großstadt mit über 300 000 Einwohnern. Gab es an der Bonner Universität etwa 700, so an der Berliner dreimal soviel Studenten. In Bonn bestimmte die Univer sität Bild und Leben der Stadt, in Berlin der königliche Hof und das preußische Militär. In Bonn entzog sich kaum ein Student der täglichen Zecherei; in Berlin konnte man sich unauffällig von allem Getriebe fernhalten und intensiv studie ren wahre Kneipen sind andre Uni versitäten gegen das hiesige Arbeitshaus" war die Meinung des Philosophen Ludwig Feuerbach über die Berliner Universität. Es gab in Berlin auch keine Landsmann schaften oder ähnliche studentische Ver bindungen; der König hatte sie nicht er laubt. Er ..fühlte vor allem Drang, mit der Philosophie zu ringen“. Zwar studierte Marx — getreu seinem Versprechen gegen über dem Vater — Rechtswissenschaften und verarbeitete schon im ersten Berliner Semester einen riesigen Berg von Fach- literatur, weit mehr, als das normale Lehr pensum vorschrieb. Doch dieses Aneignen einzelner Tatsachen und Lehrsätze befrie digte ihn nicht. Ohne Philosophie sei nicht durchzudringen, gestand er dem Vater. Aber mit welcher Philosophie? Seiner bisherigen Bildung und Erzie hung nach war er in philosophischer Hin sicht Idealist, beeinflußt besonders von Kant und Fichte sowie von den Ideen der französischen Aufklärer, von Voltaire und Rosseau. So durchdachte er zunächst in den ihm vertrauten Gedankengängen alle Gebiete des Rechts und fügte sie in mühsamer Arbeit zu einem System der Rechtsphilosophie zusammen, riß jedoch bald sein ganzes Gedankengebäude wieder ein. weil es seinem kritischen Geist nicht standhielt. Das geschah mehrmals, wobei er sich erneut mit allen wichtigen Fra gen der Philosophie auseinandersetzte. Immer wieder begann er von vorn. Im mer wieder prüfte er Weg und Resultat in erbarmungsloser Selbstkritik. Immer klarer erkannte er die Enge und die Un wissenschaftlichkeit des subjektiven Idea lismus, für den die Welt nicht objektiv, sondern nur als Schöpfung des eigenen Bewußtseins existiert. Und bald begann ei' zu erkennen, wie er seinem Vater schrieb: „Dagegen im konkreten Ausdruck lebendiger Gedankenwelt, wie es das Recht, der Staat, die Natur, die ganze Philosophie ist, hier muß das Objekt selbst in seiner Entwicklung belauscht, willkürliche Einteilungen dürfen nicht hineingetragen, die Vernunft des Dinges selbst muß als in sich Widerstreitendes fortrollen und in sich seine Einheit finden.“ Das waren bereits Hegelsche Gedanken gänge. „Von dem Idealismus, den ich, bei läufig gesagt, mit Kantischem und Fichte- schem verglichen und genährt, geriet ich dazu, im Wirklichen selbst die Idee zu suchen. Hatten die Götter früher über der Erde gewohnt, so waren sie jetzt das Zen trum derselben geworden“, so bekannte er in dem einzigen erhalten gebliebenen Brief jener Jahre dem Vater am 10. No vember 1837. Hatte er zunächst im Widerspruch zur Hegelschen Philosophie gestanden, so war er nun ein Schüler Hegels geworden. Mit 19 Jahren hatte der junge Student bereits das Wesentliche in der Philosophie des Meisters entdeckt: die dialektische Me thode. „... immer fester kettete ich mich selbst an die jetzige Weltphilosophie“, be richtete er dem Vater und bezeichnete seinen Übergang zu Hegel als eine Wende marke in seinem Leben. Ein erstaunliches Urteil, denn dieser Übergang, sollte in der Tat zu einem Ausgangspunkt für dieEnt- wicklung des wissenschaftlichen Kommu nismus werden. ------------------------- Im Doktorenklub Als sich Marx die Hegelsche Philosophie, besonders dessen Dialektik aneignete, ge schah dies bereits in einem Kreis Gleich gesinnter, von denen mehrere bald eine wichtige Rolle in der junghegelianischen Bewegung spielten. „Durch mehre Zu sammenkünfte mit Freunden in Stralow geriet ich in einen Doktorklub, worunter einige Privatdozenten und mein intimster der Berliner Freunde, Dr. Rutenberg. Hier im Streite offenbarte sich manche wider strebende Ansicht“, berichtete Karl Marx im November 1837 dem Vater. Dieser Doktorklub war kein Kränzchen kirchen- und regierungstreuer Akademi ker, sondern ein Sammelpunkt scharfsin niger und streitlustiger Gesellen, die die Das Marx-Denkmal auf dem Swerdlow-Platz in Moskau Feto: Karl-Marx-Biographie Kritik an der Religion — eine ungeheuer liche Todsünde! — auf ihr Banner ge schrieben hatten. Bedeutende Werke und Kampfschriften der damaligen Zeit wur den hier konzipiert, diskutiert und kriti siert. Dieser Kreis versorgte fortschritt liche Zeitungen und Zeitschriften mit gei stigen Waffen. Aus ihm holte sich der Privatdozent für Theologie Dr. Bruno Bauer Anregungen für seine Vorlesungen, der Realschullehrer Kail Friedrich Köp pen für seine historischen Untersuchun gen, der Lehrer Dr. Alfred Rutenberg für seine journalistischen Arbeiten — jeder für seinen tagtäglichen Kampf und für seine wissenschaftlichen Studien. Hier ent wickelten sie in leidenschaftlichen Streit gesprächen ihre philosophisch-theoreti schen und politisch-ideologischen Ansich ten. In diesen Klub der Berliner Junghege lianer wurde nun der Student Karl Märx eingeführt. Bald gehörte er trotz seiner Jugend — die meisten Angehörigen des Klubs waren mehr als zehn Jahre älter und längst keine Studenten mehr — zu den Mitgliedern, von denen die'stärksten gei stigen Anregungen ausgingen. Enge Freund schaft verband ihn mit Bruno Bauer und Adolf Rutenberg. Bruno Bauer, der an fangs starken Einfluß auf den neun Jahre jüngeren Studenten ausübte, sah in ihm sehr bald einen ebenbürtigen Partner, mit dem er alle Probleme der Zeit und auch persönliche Sorgen beraten konnte. Friedrich Köppen empfand ebenfalls tiefe Zuneigung zu dem geistsprühenden jungen Gefährten. Doch so viel der junge Student auch von seinen älteren Freunden lernen konnte und gelernt hat — sein Denken bewegte sich bald auf anderen Bahnen als das ihre. Während jene sich der Hegelschen Dialektik vorwiegend auf geistig-speku lativem Gebiet, vor allem in der Reli gionskritik, bedienten, ohne konkreten Bezug zur Realität, wuchs in Marx das Bestreben, die Philosophie auf die Wirk lichkeit anzuwenden. Marx unterschätzte keineswegs die Bedeutung, die die Kritik an der Religion hatte. Er selbst schrieb wenige Jahre später, das historische Ver dienst des Doktorklubs würdigend: „...die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.“ „Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammer tales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“ Wie nachhaltig Marx in diesem Kreis gewirkt hat, verrät in witziger Weise ein Spottgedicht, das nach Marx’ Weggang aus Berlin entstand und dessen Verfasser der junge Friedrich Engels, 1841/42 Garde artillerist in Berlin, doch Marx persönlich noch unbekannt, und Edgar Bauer, Bruder von Bruno Bauer, waren. Da hieß es, noch in Erinnerung an den temperamentvollen und furchtlosen Gesinnungsfreund: „Wer 1 jaget hinterdrein mit wildem Ungestüm? Ein schwarzer Kerl aus Trier, ein mark- haft Ungetüm. Er gehet, hüpfet nicht, er springet auf den Hacken Und raset voller Wut, und gleich, als wollt er packen Das weite Himmelszelt und zu der Erde ziehn, Streckt er die Arme sein weit in die Lüfte hin. Geballt die böse Faust, so tobt er sonder Rasten, Als wenn ihn bei dem Schopf zehn tausend Teufel faßten.“ Kataloge der Bibliotheken bedeutender Persönlichkeiten sind für die Wissen schaft wichtig, man denke nur an die Be deutung des Ruppertschen Katalogs für die Goethe-Forschung. Für die Marx-Engels- Forschung war ein entsprechendes Ver zeichnis seit langem ein dringendes Desi derat (vgl. dazu auch UZ 38/1967. S. 5 Sp. 5). Von Engels’ Büchern gab es bisher über haupt keinen Katalog; eine Liste der Bücher von Marx existierte lediglich hand schriftlich. Sie wurde 1850 von dem Arzt Robert Daniels angefertigt, einem Mitglied des ..Bundes der Kommunisten“: ihm hatte Marx 1849 seine Bibliothek anvertraut, als er aus Deutschland ausgewiesen wurde. Beide Bibliotheken hatten ein bewegtes Schicksal, vor allem die von Marx. Teile von ihnen befinden sich heute in Berlin. Moskau, Amsterdam, Mailand und an an deren Orten: ein Buch ist bis nach Japan gelangt. Nach jahrelangen Vorarbeiten erschien nunmehr im Dietz Verlag Berlin: Exlibris Karl Marx und Friedrich Engels (Einlei tung und Redaktion: Prof. Dr. Bruno Kai ser, Katalog und wissenschaftlicher Appa rat: Inge Werchan.). Der Katalog führt rund 700 Bücher, Sonderdrucke usw. (im folgenden kurz: Bände) auf, die mit Sicher heit oder doch mit einiger Wahrscheinlich keit Marx bzw. Engels gehört haben. Ein Verzeichnis der etwa 80 russischsprachigen Bände kommt gesondert in Moskau her aus. So nützlich ein — gegebenenfalls ko- Exlibris Karl Marx und Friedrich Engels Wichtige Neuerscheinung zum Karl-Marx-Jahr produzierter — Gesamtkatalog gewesen wäre, so sehr ist es doch zu begrüßen, daß vorläufig wenigstens eine Übersicht über %/e des heutigen Bestands zur Verfügung steht. Knapp 800 Bände sind jetzt noch greif bar, und mancher Band wird im Lauf der Zeit wieder auftauchen; auch Titel Nr. 504 ist erst während des Druckes von „Ex libris“ aufgefunden worden. Aber allein Marx dürfte in der Londoner Zeit weit über 2000 Bände besessen haben. Zwar fehlte vieles aus seiner Kölner Bibliothek, aber es war auch nicht wenig hinzugekom men. Wie lückenhaft der heutige Bestand sein muß, wird einem unabhängig von sol chen Vergleichen beim Durchblättern des „Exlibris“-Katalogs klar. Hegel ist nur mit zwei Bänden vertreten. Lassalles Heraklit- Buch fehlt. Auch eine Bibel dürften Marx und Engels besessen haben; Daniels’ Liste enthält immerhin ein griechisches Neues Testament. Vor allem sind Marx’ und Engels’ eigene Werke z. T. überhaupt nicht, z. T. nur einmal vorhanden; dabei müßten doch zumindest alle bis zu Marx’ Tod er schienenen Arbeiten von Marx und Engels in beiden Bibliotheken gestanden haben. Es existieren noch etwa 200 Titel aus den Bereichen Allgemeine Geschichte und Ar beiterbewegung, rund 145 wirtschaftswis senschaftliche Werke, etwa 60 philoso phische Arbeiten, ungefähr 30 technische und naturwissenschaftliche sowie 20 land wirtschaftliche Bücher, dazu Statistisches, Militärwissenschaftliches und anderes. Sprach- und Literaturwissenschaft sind sehr knapp vertreten. Fast völlig fehlt Dichtung und nichtwissenschaftliche Prosa. Die Titel sind alphabetisch nach Verfas sern geordnet; in einer Neuauflage sollte der Katalog durch ein Sachregister er schlossen werden. — Auf die bibliogra phischen Daten folgen Angaben über Wid mungen — ein Kuriosum: Charles Bonnier empfahl sein Werk „Un moment“, eine „feuilletonistische, Mallarme zugeeignete Phantasie“ (S. 36), Engels mit den Worten: On ne peut pas toujours faire du socia- lisme); Angaben über Eigentumsvermerke von Vor- und Nachbesitzern; über den Er haltungszustand; über Gebrauchsspuren (z. B. „unaufgeschnitten“); über die Er wähnung in Daniels’ Katalog. Sehr wich- 'tig sind die in Auswahl gegebenen Hin weise auf handschriftliche Vermerke: An streichungen sowie kommentierende und wertende Marginalien, die z. T. abgedruckt sind; sie zeugen sowohl von Gelehrsam keit — z. B. weist Marx darauf hin, daß das Apophthegma „credo quia absurdum“ nicht auf Augustin, sondern auf Tertullian zurückgeht (Nr. 62) — als auch von Tem perament, so Marx’ Glosse zu einer Pas sage in Steinthais „Ursprung der Sprache“: „Rindvieh die Sprache entspringt auf soc[ial]em Boden“. Was man im Katalog vermißt, ist die Angabe der Standorte (mit Signatur). Die Einleitung handelt von Marx und Engels als Bücherkäufern, Bücherfreun den, Bücherbenutzern; von der Geschichte ihrer Bibliotheken, von den Bemühungen um die Katalogisierung ihrer Bücherbe stände; von den Kriterien, nach denen ein Buch als aus Marx’ oder Engels’ Bibliothek stammend angesehen werden kann. (Manche Titel wurden nicht aufgenommen, weil ihre Provenienz als zu wenig ge sichert erschien; bei anderen wurden im Apparat entsprechende Zweifel geäußert.) S. 19 f. sind — z. T. ungedruckte — Vor arbeiten zur Thematik der Einleitung ge nannt. Der Band enthält noch zwei wichtige Beigaben: 50 Faksimiles von Titelblättern und Textseiten aus Büchern von Marx und Engels sowie S. 209 ff. den Abdruck von Daniels’ Verzeichnis; seine bibliographi schen Angaben wurden z. T. ergänzt. Daniels' Liste zeigt, im Besitz welcher Bücher Marx 1849 gewesen ist. Wertvoll wäre darüber hinaus ein Verzeichnis der übrigen Werke, von denen man — z. B. aus Marx’ und Engels’ Korrespondenz — weiß, daß Marx und Engels sie je besessen oder auch nur benutzt haben, ob diese Bücher nun Freunden oder öffentlichen Bibliothe ken gehört haben. Nützlich wäre auch.- als Gegenstück zu bekannten Monogra phien über andere Persönlichkeiten — eine Arbeit z. B. über Marx als Benutzer der Bibliothek des British Museum; der Rezen sent kann allerdings nicht beurteilen, ob dafür genug Material zur Verfügung steht. Zusammenfassend ist zu sagen: Bruno Kaiser und Inge Werchan haben mit der Herausgabe des „Exlibris“-Bandes einen wesentlichen Beitrag zur Marx-Engels- Forschung geleistet. Dozent Dr. Werner, Philologisches Institut UZ 5/*8, Seit« 5
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