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Die schöpferische Anwendung und Bereicherung des Marxismus-Leninismus, die feste Verbundenheit mit der Sowjetwissenschaft, die enge Verbindung der Theorie mit der gesellschaftlichen Praxis und die parteiliche, kämpferische Auseinandersetzung mit der imperialistischen Ideologie, mit dem Revisionismus und Dogmatismus — das sind Grundlagen unserer Gesellschaftswissenschaf ten, auf denen ihre wissenschaftlichen Leistungen und ihre ideologische Wirk samkeit wesentlich beruhen. Kurt Hager auf dem 9. Plenum Die Hauptaufgaben der GeseIIschafts- Wissenschaften und die Sektion Philosophie Die Aufgaben der marxistisch-leninistischen Gesell- schaftswissenschaften werden gegenwärtig vor allem durch den Kampf gegen den Imperialismus und seine Ideologie sowie gegen den „modernen“ Revisionis mus bestimmt. UZ fragte Professor Dieter Wit tich, den stellvertretenden Direktor der Sektion Philosophie/Wissenschaftlicher Sozialismus, wie die Sektion dieser Aufgabe gerecht werden will. Wir erfuhren: Nach gründlichen Auswertungen des 9. Plenums zunächst in den Parteigruppenversamm lungen wird jetzt das überarbeitete Programm der neugegründeten Sektion geprüft. In einer Beratung führender Wissenschaftler und sämtlicher FDJ-Grup- pensekretäre der Sektion sollte am Mittwoch disku tiert werden, inwieweit es dem vom 9. Plenum ge forderten Niveau genügt. • Zur Debatte stehen dabei u. a. klare und auf lange Sicht verbindliche Aufgabenstellungen der Forschung, wie sie Kurt Hager forderte. Die Sektion hat für die nächsten Jahre vier Pro jekte geplant, die direkt der Gestaltung des entwik- kelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in unserer Republik dienen sollen: — Das Lehrbuch „Erkenntnistheorie“, mit dem der gesellschaftliche Erkenntnisprozeß in der sozialisti schen Gesellschaft dargestellt werden soll. Gleichzei tig wird es ein zweites Projekt theoretisch vorberei ten, das sich daran anschließt, nämlich — ein Werk über die philosophischen Grundlagen der Wissenschaft von der Wissenschaft. Dabei geht es vor allem um den Platz der Wissenschaft, insbesondere der Gesellschaftswissenschaft in der sozialistischen Gesellschaft, um die Veränderungen, die die. Wissen schaft bei der Verwirklichung ihrer Aufgabe, dem Sozialismus bestmöglich zu dienen, erfährt bzw. erfahren muß. Und natürlich geht es in dieser Arbeit auch darum, nachzuweisen, warum die sozialistische Gesellschaft der Wissenschaftsentwicklung ungleich günstigere Bedingungen bietet, als die kapitalisti sche. — Bis 31. Januar 1969 soll außerdem eine Teilarbeit zum Projekt „sozialistische Bewußtseinsbildung“ vor liegen. Diese Teilarbeit heißt „Wissenschaft und Ideo logie“. — Daneben ist an Vorarbeiten für ein 1973 fertigzu stellendes Lehrbuch „Wissenschaftlicher Sozialismus“ zu tun, denn schon in den Jahren bis 1973 sollen Teil-' arbeiten daraus veröffentlicht werden — Lehrmate rialien und zu Lenins 100. Geburtstag eine Arbeit ..Lenin und der Aufbau des Sozialismus“. Innerhalb von zwei Monaten gelang es, durch eine breite Gemeinschaftsarbeit die einzelnen Teile einer Auseinandersetzung mit den „modernen“ Revisioni sten fertigzustellen. Unter dem Titel ..Die philoso phischen Grundlagen des modernen Revisionismus“ wird gegen die Auffassungen von Fischer. Adorno, Bloch und anderen polemisiert. („Universitätszeitung“ beginnt in ihrer nächsten Ausgabe mit dem Vorab druck von Auszügen aus diesen Arbeiten — zuerst „Ernst Fischers Revision am Marxismus“ von Prof. Dr. Alfred Kosing). Angehörige der Sektion sind außerdem beteiligt an einem umfassenden Gemeinschaftsvorhaben der Universität insgesamt über die Theorie des Imperia lismus, das unter Leitung von Prof. Dr. Arzinger steht, Vertreter des Wissenschaftsgebietes Geschichte der Philosophie untersuchen in diesem Zusammen hang beispielsweise Probleme der bürgerlichen Ideo logieauffassung, die zugleich für einen der Sektions schwerpunkte bedeutsam sind. Bemerkenswert ist, daß mit Ausnahme der außer ordentlich kurzfristigen Arbeit über den. Revisionis mus in alle Projekte die Studenten fest einbezogen und mit verantwortlichen Teilaufgaben betraut sind. Grundsatz der Sektion ist, daß jeder Student, der das Grundstudium absolviert hat, Mitglied einer For schungsgemeinschaft ist, in der er Jahresarbeiten. Staatsexamensarbeit bzw. Diplomarbeit und ge gebenenfalls seine Dissertation anfertigt. Auch die wissenschaftlich-produktiven Aufgaben der ersten beiden Studienjahre sind von den Forschungsgruppen der Sektion abhängig, etwa indem Studenten Biblio graphien anlegen, die für die Arbeit in einer dieser Gruppen benötigt werden. Kurt Hager forderte langfristig verbindliche Auf gabenstellungen für die Gesellschaftswissenschaften als Voraussetzung vertraglicher Regelungen für die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen, als Be dingung echter sozialistischer Großforschung, durch die allein auch im gesellschaftswissenschaftlichen Be reich Spitzenleistungen, höchste Effektivität der For schung möglich werden. Die Genossen der Sektion betonten, daß gerade auch ein forschungsbezogenes Studium, wie sie es vorgesehen haben, nur an Hand solch langfristiger Projekte denkbar ist. Die For schungsarbeit muß mindestens fünf Jahre — die Dauer eines Studienganges — vorausgeplant sein. Zum Beispiel wird die Forschungsgruppe „Philoso phische Probleme der Wissenschaft von der Wissen schaft“ erst 1969 gegründet. Schon heute aber wer den von Studenten dafür Vorarbeiten geleistet. Die Studenten, die dieser Forschungsgruppe angehören „Dis Revolution führt jede These mit bewundernswerter Folgerichtigkeit bis an das logische Ende und deckt un barmherzig die ganze Armseligkeit, die ganze Frevelhaftigkeit jeder fal schen Taktik auf." Dieser abendfüllende Spielfilm des Regisseurs Juri Karassik ist ein interessantes Kunstwerk über die Revolu tion und den Bürgerkrieg. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Widersprüche und Differenzen, die sich zur Zeit des V. Allunionskongresses der Arbeiter- und Bauern sowjets im Juli 1918 zwischen den Bolschewiki und den linken Sozialrevolutionären ergeben haben. Mit diesem Film wurde ein einprägsames und glaubwürdiges Bild Lenins geschaffen, der vor allem als kluger Organisator und intellektueller Führer Rußlands gezeigt wird. werden, sind zur Zeit Mitglieder der Forschungs gruppe Erkenntnistheorie. Genosse Prof. Wittich glaubt, daß die Sektion mit dieser Konzeption, die wie gesagt noch diskutiert wird, den Grundgedanken des Plenums entspricht. Er betonte aber zugleich, daß die Entscheidung dar über. ob auch aus einer richtigen Konzeption Spit zenleistungen entspringen — zwei der Projekte sind unmittelbare- Beiträge zum 20. Jahrestag der Deut schen Demokratischen Republik —, abhängig ist von einer konsequenten Erziehungsarbeit innerhalb der Sektion und ihrer Parteiorganisation. So forderte er für die Arbeit an den genannten Projekten noch konsequentere Orientierung auf die Lösung echter ideologischer Fragen, die Überwindung von Haltun gen, die auf das Wiederholen und Zusammenfassen einzelwissenschaftlicher Erkenntnisse reduzieren, die die Lösung ideologischer Probleme durch Logik, Se miotik, Kybernetik ersetzen wollen, statt sich ihrer für die spezifischen Aufgaben zu bedienen. Erforderlich ist — so versucht Prof. Wittich das Problem zu veranschaulichen — z. B. eine Auseinan dersetzung mit bürgerlichen Ideologien oder auch ob jektivistischen Auffassungen bei uns zum Wahrheits- problem, etwa unter dem Motto „Wer kann in Deutschland die Wahrheit sagen?“, nicht aber eine auf die 'logische Abhandlung reduzierte Arbeit zum Wahrheitsbegriff. Die Genossen der Sektion sind sich darüber im klaren, daß dazu zahlreiche und ständige Auseinan dersetzungen in Kolloquien, in den Forschungsgrup pen notwendig sind. Das gleiche gilt für den von Kurt Hager geforderten Offensivgeist, die parteiliche Leidenschaft, die zunächst eine Aufgabenstellung der Sektion verlangt, an der sich solche Haltungen ent wickeln können, d. h. Aufgaben, die echte Probleme unserer Entwicklung und Auseinandersetzung mit dem Gegner beinhalten. Dabei ist zu beachten, daß das dennoch nicht spontan geschieht, sondern zugleich die tiefgründige ideologische Arbeit mit den Mitglie dern der Sektion verlangt. Die Erreichung des not wendigen theoretisch hohen Niveaus verlangt dar über hinaus ein ganzes System von Weiterbildungs kursen und ähnlichem in der Sektion. Zur Zeit sind solche Kurse für Fragen der Ökonomie, des soziali stischen Aufbaus, auch für moderne Logik und Ky bernetik vorgesehen. . t Auch die MitgliederversamMlung der SED-Grund organisation an der Sektion, in der nach den er- wähntn Parteigruppenversammlungen die Auswer tung des 9. Plenums fortgesetzt wird, wird sich mit diesen Problemen befassen. (Fortsetzung von Seite 1) Diese Erkenntnisse, verbunden mit der Losung „Keine Wiederholung der Fehler von 1918!“ bestimmten den Inhalt der wichtigsten Presseorgane der deutschen Antifaschisten beson ders zum 25. Jahrestag der Novem berrevolution 1943. „The German American“, Sam melpunkt der deutschen Kommuni sten und fortschrittlichen deutschen Antifaschisten in New York (A. Nor den, G. Eisler. A. Schreiner, K. Ober mann u. a.), brachte z. B. mehrere Artikel von Albert Norden über die Aufgaben und Ergebnisse der No vemberrevolution In der in Mexiko erscheinenden Zeitschrift „Freies Deutschland“ wür digten Alexander Abusch. Paul Merker und Kurt Rosenfeld den 25. Jahrestag der Novemberrevolu tion. Außerdem fanden Feierstunden, Vorträge und sogar Rundfunksen dungen in deutscher Sprache zu die sem Ereignis statt. Die im Verlag „El libro libre“, Mexiko, erschienenen Bücher von A. Abusch („Der Irrweg einer Na tion“). Paul Merker („Deutschland Sein oder Nichtsein“), wie auch das in New York herausgegebene Buch „The Lesson of Germany“ von Al bert Norden/Gerhard Eisler/Albert Schreiner schließen bei der Behand lung der deutschen Geschichte die Novemberrevolution in sich ein und greifen besonders die Dolchstoß legende an. In England veranstaltete der „Freie Deutsche Kulturbund“ eben falls Feierstunden und Prof. Alfred Meusel hielt an der „Freien Deut schen Hochschule“ Vorlesungen über ..Deutschland im I. Weltkrieg“, und „Von der Novemberrevolution zur Nazi-Diktatur“. Diese wenigen Beispiele des Rin gens der deutschen Kommunisten um Revolutionäre Tradition - Waffe im Klassenkampf I ein richtiges Geschichtsbild von der j Novemberrevolution zeigen schon, | daß die Bedeutung beider Entwick lungslinien der deutschen Geschichte unter besonderer Betonung der pro gressiven. humanistischen Linien in I allen Emigrationszentren unter An- I leitung durch das ZK der KPD eine I Hauptrolle spielte. Worin lag die Bedeutung dieses Prinzips? 1. Die verstärkte Behandlung der Geschichte der deutschen Arbeiter bewegung, das Herausstellen ihrer revolutionären Traditionen war eine Hilfe im Kampf um die Her stellung der Einheitsfront, speziell der Einigung der kommunistischen und sozialdemokratischen Emigran tengruppen. Eine Hauptmethode war dabei auch die Darstellung des Kampfes bedeutender Führer der deutschen Arbeiterbewegung im Zusammenhang mit der November revolution z, B. Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs. Die KPD entwickelte das Bild eines Volks- he] den, das dem eines durch die faschistischen Ideale geprägten „Helden“ und der Elite-Theorie entgegengesetzt war. 2. Die Erforschung und Propagie rung revolutionärer Traditionen wurde zu einem wichtigen Instru ment bei der Durchsetzung der Volksfrontpolitik. Eine richtige Bündnispolitik — unter den Bedin gungen der Emigration die Eini gung aller deutschen Hitlergegner und der verschiedensten politischen Von Edith Fisch, Institut für Deutsche Geschichte Faksimile aus „The German American" im Jahre 1944 Emigrantengruppen — erforderte die Behandlung der progressiven Traditionen aller Bündnispartner. Ein Beispiel dafür ist der Kampf eines ehemaligen kaiserlichen Off- ziers, des Kapitänleutnants . Hans Paasche. 1918 auf der Seite der Re volution . (dargestellt 1944 im „The German American“ vgl. Faksimile), In besonderem Maße trafen diese progressiven Traditionen auf die Revolution 1848. den Kampf der preußischen Reformer, den Kampf gegen Napoleon 1812/13; die Bauernkriege und die Reformation zu. 3. Die KPD beachtete nicht nur die revolutionären Traditionen des eigenen Volkes, sondern auch die anderer Nationen. Die Entwicklung eines fortschrittlichen Bildes der deutschen Geschichte war mit einer verstärkten universalgeschicht lichen Betrachtung und der Methode des historischen Ver gleichs verbunden. Im Zusammen hang mit der .Novemberrevolution finden wir deshalb oft Vergleiche .mit, der siegreichen Oktoberrevo ¬ lution in Rußland. 4. Schließlich spielten die revolutio nären Traditionen eine wichtige , Rolle bei der Auseinandersetzung mit der faschistischen Ideologie im Kampf gegen jede Verfälschung . und jeden Mißbrauch. Aber nicht nur gegen die fa- j schistische Ideologie mußte re- j kämpft werden, sondern auch ge- ■ gen reaktionäre Miseretheorien. Ausdruck einer solchen Misere theorie waren z. B. die Thesen des Lord Vansittart. gegen die beson ders in der englischen und nord amerikanischen Emigration vorge gangen werden mußte. Vansittart I identifizierte Hitler . mit dem deutschen Volk, hielt eine siegrei che Revolution in Deutschland für unmöglich und wollte eine „Reedu- cation“ von außen, durch die Alli ierten., vornehmen. Die Möglichkeit einer demokratischen Entwicklung und Selbstverwaltung wurde dem deutschen Volk abgesprochen. Die deutschen Kommunisten konnten durch die Hervorhebung der revolutionären Tradition des deutschen Volkes wie auch anderer Völker wichtige Ergebnisse im Kampf um die Sammlung der fortschrittlichen deutschen Emigran ten, um die Zurückdrängung der faschistischen Ideologie, gegen den Vansittartismus und alle Spaltungs versuche (z. B, von der Gruppe um Friedrich Stampfer, New York) erreichen. Die Geschichte lehrt uns anderer seits. daß ein revisionistisches Ver halten zu den revolutionären Tra ditionen wichtige und notwendige Reserven im ideologischen Kampf ungenutzt läßt und zu ernsten po litischen Fehlern führen kann. Die typisch revisionistische Hal tung zu den revolutionären Tradi tionen äußerte sich in dieser Zeit im Unglauben an die demokrati schen Möglichkeiten des deutschen Volkes und ignorierte die progres sive Entwicklungslinie. Diese Re visionisten unterstützten auf diese Weise die Thesen eines Vansittart. Waltet’ Ulbricht setzte sich z. B. 194J mit R. Hilferding auseinander, der wegen seiner Miserekonzeption in der deutschen Geschichte keinen Raum für die Erkenntnis der fort schrittlichen Traditionen hatte. Ebenso schädlich ist eine prinzipien lose. sektiererische Überbetonung revolutionärer Traditionen. Beispiel dafür ist die Haltung des damali gen Generalsekretärs der KP der USA. Earl Browder. Seine Haltung basierte auf einer Identifizierung von bürgerlicher und proletarischer Demokatie. Er ignorierte die Klas senposition und die Hauptaufgaben der Kommunistischen Partei. Die Ausnutzung der revolutionä ren Traditionen für die Einheits- und Bündnispolitik ist heute, be sonders durch die Verschärfung des ideologischen Klassenkampfes, für die kommunistischen Arbeiterpar teien von größter Wichtigkeit. Die kontinuierliche Politik der KPD und der SED wie auch die Geschichte der marxistischen Geschichtswissen schaft der DDR vermitteln dafür bedeutende Erfahrungswerte. UZ/68, Seite 3