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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
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- Ausgabe Nr. 2, 13.01.1966 1
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- Ausgabe Nr. 6, 10.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 7, 17.02.1966 1
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- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
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- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 48, 01.12.1966 1
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- Ausgabe Nr. 50, 15.12.1966 1
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Band 10.1966
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Ir it s- n ag en h, g- n- 0- en aß st, en zs- in ler St; sh- ng en ist nit sns ti- ler Jie ler sits eit en en, et; ng las las ife en, ret ten e- ie- ig- ck- ich it". an te- he. ine üe, er Romain Rolland Erkenntnisweg eines Künstlers materielle Vorteile im Jahrmarkt sei- weisen. In seiner Erzeugnisse der wahren Wissenschaft und Kunst werden durch Opfer, aber Ausdruck war, als Elend der Grenzenlos will sich sein Geist aus breiten in einer Zeit, da der französi schen Nation verbindliche ideale mehr denn je zu fehlen schienen. Und eigent lich war es immer ein Verlangen, nach verpflichtenden Gedanken und Idealen zu suchen, seien sie nun in einer Per sönlichkeit oder aber in den Strukturen einer Zeit oder Gesellschaft zu finden. etwas deut ¬ sollen wir denn tun?" als einer Krise, die entstanden Tolstoi nachdrücklich mit dem Massen bekannt wurde. Tolstoi fand sich in tiefes Nach denken geworfen. Wie soll man den Das nun freilich erscheint als eine Sisyphusarbeit. Wie nun aber der Dich ter bestrebt ist, Ideale zu schaffen, denen sich anzuschließen lohnt, so steht dem voraus, selbst die Suche nach Idealen aufzunehmen. Das sind Worte eines Menschen, der in einem unablässigen verantwortlichen Kontakt mit dem Leben stand und sich bemühte, über die Äußerungen des Lebens den Sinngehalt der Geschichte zu erfahren... lieh, was gemeint ist, nämlich die Auf hebung der Entfremdung des Menschen in der Gesellschaft, die sich mit der dabei mehr, unter Übeln, dem Elend, der Armut, abhel fen? Und er versuchte sich an der Auf deckung zunächst verschiedener Ur sachen der gesellschaftlichen Wider sprüche. Hier beginnt seine Verwicklung in soziale Fragen, wie R. Rolland richtig erkannte. Von hier geht dann auch der Strom aus, der die Dichter mitten in die Praxis der Umgestaltung der Welt stellen sollte. Tolstoi formulierte mit heldenhafter Logik: „Ich wundere mich immer über die so oft wiederholten Worte: ,Ja, das ist ganz schön in der Theorie, aber wie wird es mit der Pra xis sein?' Als ob die Theorie in schönen Worten für die Unterhaltung bestände, aber keineswegs, um sie zur Praxis werden zu lassen!... Wenn ich eine Sache, über die ich nachgedacht, ver standen habe, dann kann ich sie nicht anders ausführen, als ich sie verstan den habe.“ Tolstoi forderte eine Reini gung, eine neue Anstrengung, um den Menschen zu heben. So wächst auch der Kunst eine verpflichtende Aufgabe zu, und der Künstler darf nichts ande res als ganz und gar lauterer Mensch ..„Ich habe niemals aufgehört, das Leben zu beobachten - das Leben der anderen und mein eigenes, besonders mein eigenes, denn ich sehe es aus größerer Nähe. Und ich wundere mich nicht, zu sehen, wie sich die einzelnen Leben wandeln. Aber meine Augen, die sie beobachten, haben sich im Laufe eines halben Jahrhunderts auch gewandelt." nicht durch gewisse hervorgebracht." Das wird Rolland ner Zeit den Weg Liebe zur Kunst trägt sondern Liebe zur die Grundbedingung Romain Rollands Weg. wie er hier skizzenhaft in Auszügen aus dem Festvortrag Prof Schnelles zum 100. Geburtstag Rollands dargeboten wird, ist durchgehendes Bemühen, „die Welt sich anzueignen“. Sowohl dieser Weg als auch seine Skizzie rung durch den Autor scheinen uns Aussagen des nebenstehenden Arti kels nachdrücklich zu unterstreichen. Es gibt ein so unsagbar schönes Wort von ihm wie dies: „Jeder Gedanke ist ein ausgesandtes Schiff, das die nach- züglerischen Seelen ins Schlepptau nimmt." Vielleicht war es überhaupt das Grundanliegen des Künstlers und Schriftstellers Rolland und die Aufgabe des Dichters, wie er sie verantwortlich verstand, nachzüglerische Seelen ins Schlepptau zu nehmen. Rolland hält sich hier zunächst an große Künstler. Seine Idealgestalten sind dabei merkwürdigerweise keine Franzosen. Denn er huldigte Shake speare, Beethoven, Wagner und sucht aktiven Kontakt zu Leo Tolstoi durch einen langen Brief. Er hatte des sen Schrift „Was sollen wir denn tun?“ gelesen. Dort schien alles das, was spreche. Die Gesundheit kann nur gewinnen; die Kunst noch Außerdem stellt sie die Einigkeit den Menschen wieder her.“ Das klingt uns nun freilich dunkel. Allein es ist hinreichend sein, denn nicht sein Anliegen, Menschheit ist allen Schaffens. Und so antwortete er dem erseh rok- kenen R. Rolland in einem fast 40 Sei ten langen Brief in französischer Sprache auf dessen bange Frage über die Stellung der Kunst und des Künst lers in der Gesellschaft und über ihre Aufgaben: „Derjenige, der sich... unter dem Vorwand seiner Neigung für Wissenschaft und Künste ein Schmarotzerleben einrichtet, wird nie etwas anderes als falsche Wissenschaft und falsche Kunst hervorbringen. - Die Rolland teuer war, abgelehnt. Rolland geriet in Gewissensnot. Hier der große und verehrte Dichter, dessen Genius „Krieg und Frieden" hervorgebracht hatte und dazu nun die Schrift „Was vom bürgerlich-humanistischen Intellek tuellen, der sich um eine Front der schöpferischen Geister aller Nationen bemüht hatte, über ein intensives Stu dium des Marxismus bis zu seiner Selbstverständigung mit dem sozialisti schen Humanismus zurück. Seine Bücher sind fortlaufende Zeugnisse dieses Weges. Und in der „Verzauberten Seele" stellt sich schon der erste Rück blick ein. Das Versagen der alten, von ihm so hochgeschätzten Elite des Gei stes in Krieg und Nachkrieg, der be drohliche Ansturm des Faschismus stellte seinen freien Geist endlich vor die Alternative. Der Klassenkampf wird von ihm erkannt, und er findet Eingang in die Literatur, nicht zuletzt dank des großen Werkes „Die verzauberte Seele". Und nun steht die bürgerliche Literaturwissenschaft mit Erstaunen vor dem Bekenntnis dieses Mannes zur So wjetmacht: „Ich eile zu dem Kind, ich nehme das Neugeborene an.“ Nicht, daß er früher mit dieser neuen Welt unbekannt gewesen wäre. Noch vor Aufrichtung der Sowjetmacht war Lunatscharski sein Gesprächspartner. Jetzt 1935 erreichte. Rolland eine neue Etappe seiner geistigen Bewältigung der Ereignisse. Und dazu das Zusam- mentreffen mit Gorki ... Tolstoi-Biographie schreibt er dazu: „Aber das ist nicht genug, man soll nicht lügen, man soll keine Angst vor der Wahrheit haben. Man soll be reuen und den schon von der Schule her eingewurzelten Hochmut ausrotten. Schließlich soll man körperliche Arbeit tun. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen - ist das oberste und wichtigste Gebot. Und Tol stoi sagt im voraus als Antwort auf die Spötterei der Vornehmen, daß die körperliche Arbeit nicht die geistigen Kräfte hemme, sondern daß sie sie im Gegenteil steigere und daß sie den normalen Forderungen der Natur ent Rolland fügt sich in die Atmosphäre des Hauses Gorki ein, macht eine Un menge Bekanntschaften, eine Unmenge Anekdoten werden berichtet, Wider sprüche aufgedeckt. Und dann bricht mit einem Ungetüm die neue Welt der kommunistischen Jugend herein. Junge Fallschirmspringerinnen, eine Abord nung der Untergrundarbeiterinnen von Moskau, eine Komsomol-Delegation, Pioniere. Eine junge Welt voller Hoff nungen, voller Kühnheit... Welcher Mut ist in ihnen; sie sind bereit, ihre Heimat zu verteidigen, die weitere Fortentwicklung der menschlichen Ge sellschaft. Denn noch ist ihnen der Widerspruch in der Entwicklung selbst sichtbar. Die einfachen Bauern im Lande wissen noch nichts mit dem Fort schritt anzufangen - die Fallschirm springer erschrecken sie wie die Moto risierung oder Elektrifizierung und deren Folgen. Arbeiterinnen berichten stolz, wie es ihnen gelang, modernste Maschinen im Untergrundbahnbau zu bewältigen. Aber sie sind trotzdem bescheiden, wenn sie über ihre Arbeit und über ihren Fort schritt sprechen. Wie sollte Rolland, der sehr genau Echtes und Gemachtes zu unterscheiden gewohnt war, nicht von dieser neuen Welt gefesselt werden? So wirkte der sozialistische Aufbau im Lande, nicht der Personenkult be stimmte die Entwicklung. Aber eine Ge fahr wuchs immer drohender herauf, die des Faschismus. Inmitten dieser Pro bleme hilft das Zusammentreffen mit Gorki, Rolland seine letzten Zweifel zu beheben: „Die Analyse und der Kom mentar Gorkischer Konzeptionen über den wahren und den falschen Indivi dualismus, über den Willen der Mas sen und ihren heroischen Elan, der sich dem isolierten Individuum mitteiit, haben die letzten Schatten vertrieben, die noch auf meinen Vorstellungen lagen und haben mir geholfen, end lich diese Harmonie zwischen dem ein zelnen und dem Gesellschaftlichen zu finden, die ich während vieler Jahre suchte." Und so bleibt seine Übereinstimmung mit der Kommunistischen Partei Frank reichs im Jahre 1937 nicht aus, als er formulierte: „Durch die Logik des geschichtlichen Geschehens und durch ihre eigene Weisheit ist sie nicht nur die wahre Vertretung des französischen Volkes und seiner internationalen Aufgabe ge worden, sondern auch der richtigen und gesunden nationalen französischen Po litik, denn heute sind diese zwei gro ßen Dinge eins. Mit der Verteidigung der Freiheit und sozialen Gerechtigkeit verteidigt man das alte Frankreich gegen die tödliche Bedrohung der fa schistischen Imperialisten Deutschlands und Italiens." ... fortschreitenden Arbeitsteilung und Spezialisierung eingestellt hat. Unter diesem Aspekt nun ist uns eine zweite Begegnung wichtig, neben allen anderen, die die Lebensetappe Romain Rollands kennzeichnen. Wir meinen seine Begegnung mit Gorki... Juli 1935 ist es; das große Unter nehmen der proletarischen Revolution hatte siegreich bestanden. Romain Rolland selbst legte einen langen Weg to ten tis- die eht sse nn en, In- iis- ra- er- aft an- äl- ge- ra- die in ste, len las ch- zu iti- ieß ge- yi em im en- 1US rar mg :ti- Fortsetzung von SEITE 4 b. HHer hat Lenin die wichtigsten Hinweise vorge- 6kht, die diese Frage nrit dem politischen Kampf Rupfen: „Aber der zerschlagene Kapitalismus Uns nicht satt. Wir müssen von der gesamten e5Ur Besitz ergreifen, die der Kapitalismus hin- Vp“Sen hat. und aus ihr den Sozialismus aufbauen. e müssen von der gesamten Wissenschaft und Benik, von allen Kenntnissen und von der Kunst "3 «greifen. Anders können wir das Leben der rer Zeit. Wenn im Hinblick auf das Erbe der metho dologische Ausgangspunkt richtig erfaßt worden ist. so kann es eigentlich kein Ausweichen des Fach manns für das 18. oder 19. Jahrhundert vor den aktuellen Fragen geben. Im Gegenteil. Seine Ver ankerung in der Materie sichert das wissenschaft liche Urteil. Denn nicht alles muß neu erfunden oder gefunden werden. Hier tritt die eigentliche wissenschaftliche Kritik hervor, deren Entscheidun gen ja in jedem Fall bestimmt sein sollen durch den Akzent der geschichtlichen Wertung, die eine parteiliche Wertung ist und das im Auge hat, was die Dynamik einer Epoche ausgemacht hat und aus macht. Gegen diese „Allmacht der Geschichte" stellten sich Reaktionen ein. Der Künstler geriet dabei ebenso in Versuchung wie der Literaturwissen schaftler. Für den einen wie den anderen kommt GUO VADIS, Literaturwissenschaft? en- die nd le- ed laß en- ikt el- las ja kel ets tu- to- ei- nd en ab. eil or- it- 3t- tet er .er s: sin völlig unmarxistische Kritik hinneh- Gepunistischen Gesellschaft nicht aufbauen.“ 9.) Das heißt, unsere Bemühungen be- Bbern.nicht bei einem Jahr Null. Um so dringlicher S*sich in Fragen der Wertung ein für allemal Segeit zu verschaffen. Die Frage der Wertung ist Sidgentliche Angelpunkt der marxistischen Metho- Ve1 Verfehlt man ihn, so bleiben nur noch das Ä? n einen Objektivismus, das mit ge- BeFdtichen Fakten legitimiert wird (Historismus), klj^r in den Idealismus, wo sich etwa unmaß- “oghe einzelne Geschmacksurteile zu historischen en aufzuschwingen suchen. 6’6 Verantwortliche Haltung zur Literatur ist frei- Ur zu gewinnen aus der begriffenen Verflech- Snaller ästhetischen Manifestationen in die Ge- Bse. Darum kann eine marxistische Literatur- Hecnschaft auch solche schwierigen Fragen klären, SGas Hervortreten von neuen Qualitäten in so- Ssnnten Niedergangsliteraturen. Lukacs zum Bedel. der seine literarische Geschichtsauffassung Se“em Begriff des Klassizismus stützt, implizierte Ä] Wahlverwandtschaft des Bürgertums mit dem iat. Folglich wurde nicht nur die Frage der 2enh enz auf ein polemisches Gleis geschoben, vor mußten die literarischen Äußerungen des Pro- Beets eine (mit sind aktuellen wir angelangt bei der Einschätzung literarischen Erscheinungen in unse da ein schönes Wort Goethes in Betracht: „Wenn einer singen lernen will, sind ihm alle diejenigen Töne, die in seiner Kehle liegen, natürlich und leicht; die andern aber, die nicht in seiner Kehle liegen, sind ihm anfänglich äußerst schwer. Um aber ein Sänger zu werden, muß er sie überwinden, denn sie müssen ihm alle zu Gebote stehen. Ebenso ist es mit den Dichtern. Solange er bloß seine wenigen subjektiven Empfindungen ausspricht, so ist er noch keiner zu nennen; aber sobald er die Welt sich an zueignen und auszusprechen weiß, ist er ein Poet.“ Der künstlerische Ausdruck, seine Wirkung auf den Leser bezeugt also nicht nur subjektives Erleben, sondern vor allem Bewältigung der Welt. In diesem Sinne muß etwa auch in der Literatur wissenschaft klarwerden, daß übergeschichtliche Typenbegriffe dem Wesen des historischen Materia lismus fremd sind. Typologie gehört noch zum nicht abgegoltenen Wirkungsbereich der Geistesgeschichte. „Als ein Schnellverfahren der ungereiften Erkennt nis kann eine solche Typologie mit jedem Grad der Systemverwirrung paktieren. Führt sie doch die so phistische Wahrheit ins Feld, daß die verkehrteste Ordnung den Vorzug vor einer chaotischen Wirklich keit fordert.“ (Werner Krauss). So steuerte die Lite raturwissenschaft in die „Problemgeschichte“ (über Walzel zu Unger und weiter). Die angebliche Vertiefung des historischen Horizonts läuft dabei in das Ausweichen vor geschichtlichen Traditionen hin aus, die ja immer konkret sind. Ein weiteres Problem stellt sich ein mit der for malistischen Literaturkritik, die aus der Linguistik hervortrat. In neuerer Zeit wird durch die Einbezie hung philosophisch-ästhetischer Gesichtspunkte, die auf die „Sprache der Formen“ hinorientiert, die Lite raturwissenschaft auf Darstellung von Situationen verpflichtet, die keine Verknüpfung mit vorher gegangenen Entwicklungen zeigen. So wird das We sen z. B. der modernen Romanentwicklung im nach drücklichen Bruch mit aller Tradition gesehen. Logi scherweise baut sich dabei auch das Generationspro blem antithetisch auf. So steht die sich heraus bildende Literaturwissenschaft in der DDR vor einer ganzen Reihe von Aufgaben. Sie hat neben der Be wältigung ihrer Geschichte zugleich die Auseinander setzung mit schädlichen Einflüssen oder Entwick lungstendenzen zu leisten. Sie muß zu einem akti vierenden Faktoi’ in der literarischen Entwicklung werden und in der kollektiven Arbeit die Klärung der methologischen Grundfragen anstreben, um auf dieser Basis neue Erkenntnisse aus der Geschichte der Literatur zu fördern, die — selbst wiederum kri tisch gewertet — zu einem verläßlichen Ausgangs- punkt für die prognostische Einschätzung der Ent wicklung werden können. Man wird verständlicherweise zu einer klugen Ein teilung der Kräfte kommen wollen, vielleicht auch eine Rangfolge der zu lösenden Aufgaben erstreben. Hier muß die eigentliche Besinnung schnell eintre ten. Die Klärung methodologischer Fragen als Aus gangspunkt muß verknüpft werden mit dem aktiven Eingriff in die Literaturdiskussion. Wir erstreben in der Gemeinschaftsarbeit am Schwerpunkt der Fakul tät dazu die Überwindung der Zersplitterung der Kräfte und Themen und versuchen innerhalb der großen Überschrift „Sozialistischer Realismus und seine Herausbildung und Entwicklung“ eine Orien tierung auf die dringlichen Fragen 1. der Möglichkeiten, Wege und Bedingungen der Herausbildung sowie der Weiterentwicklung und der Perspektive des sozialistischen Realismus; 2. der Gemeinsamkeiten kritisch-realistischer und so zialistisch-realistischer Literatur; 3. der Formung des Menschenbildes im modernen literarischen Schaffen, insbesondere der Entwick lung des Menschenbildes im sozialistischen Realis mus. Von hier aus ergibt sich dann 4. eine sinnvolle Ab klärung komparatistischer Momente. Aus der methodologischen Besinnung in der For schung ergeben sich unmittelbare Auswirkungen auf die Lehre. Hier machen sich dann die spezifischen Möglichkeiten der Hochschulforschung besonders günstig bemerkbar. Es wird sich ergeben, daß in die Hauptvorlesungen die politischen und die gesellschaftlich-ökonomischen Entwicklungstendenzen und die Formen- und Sprachstilgeschichte einbezogen werden. Eine los gelöste Formenlehre ist methodisch unhaltbar. Die Fakten müssen in einer Sinnverbindung geboten werden, die die Gedächtnisarbeit, d. h. hier mechani sches Aufnehmen, überwindet. Dazu tritt die Spe zialvorlesung, wo die Technik der wissenschaftlichen Arbeit, die Entstehung von Forschungsergebnissen darzulegen ist. Der methodische und pädagogische Wert einer solchen Vorlesung betrifft bei weitem den Wert, den sie durch Wissensvermittlung leistet. Alles wird zunächst darauf hinauslaufen, den Kenntnisstand und das wissenschaftliche Niveau der Literaturwissenschaft weiter zu heben. Das verlangt zuerst ein tieferes Eindringen in die Fragen der Politik und Kulturpolitik unserer Partei. Hier muß dazu die Beziehung zwischen Künstler und Publi kum ins Auge gefaßt werden. Die Literaturwissen schaft muß sich darum bemühen, die großen und zu weilen auch schwierigen Kunstwerke unserer Zeit, die unter dem Zeichen des sozialistischen Realismus entstanden sind und entstehen, sowohl geschichtlich einzuordnen wie auch herauszustellen, welchen Bei trag der Künstler für die Formung der neuen Men schen geben will und gegeben hat. Hier hinein ge hört selbstverständlich auch die Frage des Neuerer tums in der Literatur, d. h. Probleme des Verhält nisses von Inhalt und Form. Als größere und wegweisende Prüfungen für die wissenschaftliche Gemeinschaftsarbeit stellen wir uns nach der studentischen Gemeinschaftsarbeit zum 20. Jahrestag der SED folgende Vorhaben: 1. ein öffentliches Kolloquium zum 30. Jahrestag des Beginns des spanischen Freiheitskampfes und zu seinen Auswirkungen auf die Entwicklung der ein zelnen Nationalliteraturen (Herbst 1966). 2. Die Vorbereitung einer wissenschaftlichen Konfe renz zu Fragen der literarischen Gestaltung von Kritik und Perspektive im sozialistischen Realis mus. Wissenschaftlich weittragende Ergebnisse der Gemeinschaftsarbeit sollen hier anläßlich des 150 Geburtstages von Kar] Marx vorgelegt werden (1968). Über diese Vorhaben wird zugleich auch die orga nisatorische Seite der Forschung und Lehre bewäl tigt werden müssen, so wie das in den Prinzipien des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschul wesen vorgesehen ist. Wir wissen, daß Lenin schrieb: „Die kulturelle Aufgabe kann nicht so schnei) gelöst werden wie die politischen und militärischen Auf gaben ... Es liegt im Wesen der Sache selbst, daß es hierzu einer längeren Frist bedarf, und auf diese längere Frist muß man sich einrichten, indem man seine Arbeit gut einteilt, indem man größte Zähig keit, Beharrlichkeit und Systematik an den Tag legt." So ergibt sich die Verpflichtung, den kontinuier lichen Fortgang der marxistischen Literaturwissen schaft zu betreiben und ihre Höherentwicklung zu sichern. UZ 11/66, Seite 5
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