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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
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- Ausgabe Nr. 2, 13.01.1966 1
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- Ausgabe Nr. 5, 03.02.1966 1
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- Ausgabe Nr. 7, 17.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 8, 24.02.1966 1
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- Ausgabe Nr. 29, 21.07.1966 1
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- Ausgabe Nr. 39, 06.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
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- Ausgabe Nr. 44, 03.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
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Band 10.1966
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Zu Problemen der 13. Tagung des Zentralkomitees der SED Nas ist und 9 varum Rentieren vir auf eine ‘olitik ler Mitte? Auf dem 13. Plenum stellte Walter Ulbricht in seinem Referat die zum wie derholten Male seitens der DDR unterbrei teten, auf Revancheverzicht. Atomrü stungsverzicht, Anerkennung der Realitä ten in Deutschland und Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden deut schen Staaten zielenden Aufforderungen und Vorschläge an die Regierung der west deutschen Bundesrepublik unter die Lo sung, Bonn möge eine Politik der Mitte betreiben. Dazu hat es in allen Bereichen unserer Universität rege Diskussionen ge geben. Wir wollen versuchen, auf einige aufgetretene Fragen zu antworten. Es bedarf wohl keines ausführlichen Nachweises, daß die Feststellung des 11. ZK-Plenums, wonach die Hauptkräfte des Imperialismus nicht stärker, aber ag gressiver geworden sind, sich in den letz ten Monaten in Westdeutschland in einem Maße bestätigt, das eine allseitige Krisen stimmung im Bonner ancin regime an zeigt. Die Bukarester Beratung im Früh jahr dieses Jahres und die Zurückweisung der Bonner Alleinvertretungsanmaßung durch die DDR hat den politischen Ge schäftsführern der westdeutschen Mono pole, den geistigen Vätern des „Grauen Planes“ ihr Konzept gründlich verdorben, nach dem sie auf leisen Sohlen die DDR zu isolieren und sie schließlich gewaltsam zu okkupieren gedachten. Die Ausein andersetzungen in den Führungsgremien der CDU/CSU — man kann auch sagen zwischen einzelnen Gruppierungen der Monopolbourgeoisie — über verschiedene taktische Varianten der westdeutschen Außenpolitik, über militärstrategische Konzeptionen, über die Wege zur Erlan gung der Verfügungsgewalt über Atom waffen und über die perfekte Durchset zung der’ Notstandsgesetze reflektieren die allgemeine Zerfahrenheit, die sich nach dem immer offensichtlicheren Scheitern und Verzögern ihrer Programme — ver ursacht durch die Politik und wachsende Festigkeit der DDR und der sozialistischen Staaten sowie in gewissem Maße auch durch die erstarkende demokratische Be wegung in Westdeutschland selbst — aus breitet. In der Ökonomie haben der Kampf der Monopole um die Höhe der Profite und die Militarisierung der Wirtschaft eine Schärfe erreicht, bei der sich die Risse im Gemäßer des staatsmonopolistischen Kapitalismus nicht mehr übertünchen las sen. Der Haushaltentwurf der Bonner Re gierung für 1967 ( z. B. bringt sie zum Aus druck in einer Vielzahl von indirekten Steuererhöhungen, Einschränkungen von Sozialleistungen und Abwälzung staat licher Sozialleistungen auf die Versicher ten. Das Feuer, mit dem jetzt auch in Westeuropa und in der Bundesrepublik dem KZ-Baumeister Lübke und solchen Leuten wie Pfitzner eingeheizt wird, tut ein übriges, um die Fieberkurve des westdeutschen Staates in die Höhe zu trei ben. Für immer mehr Menschen im Westen wird so sichtbar, daß es heute um die Frage geht, die Erich Kuby bereits 1960 einmal in die Worte faßte „Siegt Hit ler bei Bonn?“ — Das alles schließlich ein gebettet in die allgemeinen Divergenzen in der NATO und durch sie maßgeblich beeinflußt, führte dazu, daß die Siegesge wißheit der Vorwärtsstrategie vom Winde verweht ist, wie. es Walter Ulbricht auf dem Plenum ausdrückte, und daß die nackten Widersprüche des imperialisti schen Systems immer deutlicher sichtbar werden. In dieser Situation, da die Regierung Erhard das aussichtslose Geschäft betreibt, zwei Dinge unter einen Hut zu bringen, die sich absolut nicht vereinen lassen, nämlich einmal das Weiterverfolgen der alten Ziele und zum anderen die Zusam menführung der Interessen der verschiede nen imperialistischen Mächte und Mono polgruppen, da sie also bemüht ist. „die Quadratur des Kreises“ zu lösen, sieht sie sich heftigen Angriffen der Männer um Adenauer, Strauß, Barzel und Gersten maier ausgesetzt. Durch jene also, die auf kürzestem Wege die Widersprüche durch schärfsten innenpolitischen Kurs und Ver schärfung der aggressiven Politik, in die sie auch die USA einbeziehen möchten, aus dem Wege zu räumen gedenken, die auf kürzestem Wege das verwirklichen möchten, was gerade in diesen Tagen in Gestalt der NATO-Übung „Fallex 66“ „realistisch bis zum Exzess erprobt, wird“: den „Übergang vom Friedens- in den Kriegszustand“ („Frankfurter Allgemeine Zeitung“). Gescaichtliche Parallelen zu der Situation, in der sich die Erhard-Regierung Ich habe nicht etwa die Absicht, Herrn Erhard gegenwärtig den Weg -zu empfehlen, der den Erfahrungen der DDR und der demokratischen Kräfte in den europäischen Ländern ent spricht. Es wäre für die Bevölke rung der ■ beiden deutschen Staaten und für die Sicherheit in Europa je doch schon von Nutzen, wenn in Bonn eine Politik der Mitte betrieben würde, das heißt eine Politik, die davon aus geht. daß ein Nebeneinanderleben der beiden deutschen Staaten auf lange Zeit unvermeidlich ist und deshalb Schritte unternommen werden sollten, die der Erhaltung des Status quo die nen. Eine solche Politik der Mitte läßt es empfehlenswert erscheinen, das Gerede über die Wiederherstellung der Grenzen von »1937 zu beenden und die Illusion aufzugeben, daß es jemals eine Situation geben kann oder sich Möglichkeiten zeigen können, die kapi talistische Herrschaft .in Westdeutsch land nach Osten auszudehnen. Wir for dern von den herrschenden Kreisen in Westdeutschland auch nicht, daß sie den Sozialismus der DDR übernehmen. Wir gehen also von den realen Möglich keiten aus. (Walter Ulbricht auf der 13. Tagung des ZK der SED) jetzt befindet — so der Weg von Brü ning über Papen und Schleicher zu Hitler, ein Weg, der ebenfalls mit Verfassungs bruch, Notstandsverordnungen und Steuer erhöhungen im Interesse der Rüstung ge pflastert war — besagen, daß sie unweiger lich immer weiter nach rechts abtreiben wird, wenn sie nicht zu einer tatsächlichen Alternative findet. Diese Alternative aber kann zum gegen wärtigen Zeitpunkt, will man nicht von einem illusionären Standpunkt an die Dinge herangehen, nur eine Politik der Mitte sein, hin zu bürgerlich-demokra tischen Positionen, die auch für eine groß bürgerliche Regierung akzeptabel sind. Eine andere Orientierung kann es nicht geben, weil es zum gegenwärtigen Zeit punkt in Westdeutschland, angesichts der eindeutig auf CDU/CSU-Kurs festgeleg ten Politik der SPD-Führung und der noch ungenügend entwickelten und un genügend wirksamen demokratischen Be wegung keine Kraft gibt, die imstande wäre, grundsätzliche demokratische Um wälzungen in Westdeutschland einzulei ten, und deshalb eine Politik, die von der Erhaltung des Status quo — bezogen auf das Nebeneinanderbestehen der beiden deutschen Staaten und die politische Ord nung Europas — ausgeht, schon von Nut zen wäre für die Sicherheit in Europa. Zum anderen entsprechen die sich dar aus ergebenden konkreten Forderungen — Verzicht auf Expansion und Grenz revision, auf Alleinvertretungsanspruch, Griff nach Atomwaffen und Notstands diktatur — nicht nur den Bestrebungen zu einer politischen Neuorientierung, die sich in einer Reihe NATO-Länder aus breiten, sondern sie knüpfen auch an die in der' demokratischen Bewegung in der Bundesrepublik entwickelten Forderun gen und Zielstellungen an — womit diese Orientierung eine reale Basis hat. Sic wird helfen, diese Kräfte in ihrem Kampf gegen die Verschärfung der Spannungen nach außen und die damit einhergehende Verschärfung der undemokratischen Dik taturbestrebungen im Innern zu formie ren und ihnen letztlich auch das Wesen, der Politik unseres Staates klarer hervor treten lassen. Erinnert sei in diesem Zu sammenhang nur an die Denkschrift des westdeutschen Schriftstellers Hans Mag nus Enzensberger „Katechismus zur deut schen Frage“, in der er unter anderem feststellte: „Kein Staat bedroht in Europa einen anderen mit der gewaltsamen Verände rung seines Gesellschaftssystems, mit einer Ausnahme . . . Diese Prozesse müs sen unter Kontrolle gebracht werden . . . Die Politik ' des Alleinvertretungs anspruchs ist aussichtslos." Und weiterhin fordert er, „daß die Bundesrepublik sich förmlich von allen Plänen lossagt, die auf eine westdeutsche Beteiligung an der Verfügungsgewalt über nukleares Kriegsgerät hinauslau fen . . .“ Günter Lippold Gesetz gegen die Anmaßung Slawistikstudenten, Gruppe 111/3: 228/66 721166 1 Eine solche Regelung betont die Ge setzlichkeit der ungesetzlichen -Maß nahmen gegen DDR-Bürger und be deutet außerdem eine Diskriminie rung für alle Bürger unserer Repu- blik .Azrszraesggsxagszzgnesg8zgyyg8y965 Als Bürger der Deutschen Demo kratischen Republik unterstehen wir einer einzigen Gesetzgebung: der jenigen. die wir uns selber gegeben haben. Wenn die Bonner Regierung glaubt.- nach dem Beispiel Hitlers völkerrechtswidrige Ansprüche stel len, und. auch noch verwirklichen zu können, dann macht sie sich Illusio nen über die internationale wie über] die nationale Konstellation. An den Grenzen der sozialistischen Staaten und damit auch an den Grenzen der DDR hören die Erpressungsversuche der Monopolisten und ImperialistenI auf, wirksam zu sein. jMMKMMMI Mit Empörung haben wir erfahren, daß Bürger unserere Republik, die von offiziellen westdeutschen Organi- ) sationen zu Veranstaltungen nach Westdeutschland eingeladen worden waren, widerrechtlich festgenommen und an der Weiterreise gehindert i wurden. Wir protestieren gegen diese Rechtsanmaßung der Bonner Regie- . rung, die Gesetze der Bundesregie rung auch auf Bürger unseres Staates anzuwenden. Wir können uns auch nicht mit der geplanten Sonderrege lung in Form eines „freien“ Geleits 1 für Bürger unserer Republik einver- । standen erklären,5235 g8828 HBSmHEEFDie Bonner Re gierung möchte sich durch diese Rechtskonstruktion be stätigen lassen, daß wir alle, Bürger der DDR, ihrer Ge setzgebung und ihrer Justjz- maschine unterstünden.A8t versucht, die notwendigen Schritte zur Ent spannung und Normalisierung zwischen ^eiden deutschen Staaten zu blockieren. In einer Vielzahl mündlicher und schrift licher Äußerungen, die nur in einem win zigen Ausschnitt in unserer Zeitung wider gespiegelt werden konnten, wiesen Wissen schaftler, Studenten, Arbeiter und Ange stellte unserer Universität vor wenigen Monaten den anmaßenden Anspruch der westdeutschen Bundesregierung, die Bürger der DDR ihrer Jurisdiktion zu unterwerfen, mit aller Bestimmtheit als revanchistisches Manöver zurück und verwahrten sich ent schieden gegen solch diskriminierende Übergriffe westdeutscher Organe gegen über Bürgern unseres Staates, wie sie zum Beispiel die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Hedwig Voegt und andere Uni versitätsangehörige am eigenen Leibe ver spüren mußten. Diesem Verlangen nach Rechtssicherheit entsprach die Volkskammer auf ihrer jüng sten Sitzung mit der Annahme des Geset zes zum Schutze der Staatsbürger- und Menschenrechte der Bürger der DDR, das diejenigen unter Strafe stellt, die, vom Alleinvertretungsanspruch ausgehend, Bür- der der DDR wegen Ausübung ihrer ver fassungsmäßigen Staatsbürgerrechte ver folgen, und das den Geschädigten Wieder gutmachung zusichert. Der Irrealität und Völkerrechtswidrig keit der Revanche-Paragraphen des Bon ner Strafgesetzbuches und des Hand schellengesetzes steht damit ein Gesetz ge genüber, das in klarer Form der politischen Realität in Deutschland und dem Völker recht staatsrechtliche Gestalt gibt. Gewerkschaftsgruppe des Instituts für Politische Ökonomie: Ermächtigung zu absoluter Willkür I Das erwähnte Gesetz ermächtigt die Bonner Regierung und ihre Polizeibehör den zu absoluter Willkür gegen uns Bürger der DDR und gegen die Bürger anderer Staaten, Mit diesem Gesetz wird von den imperialistischen Kräften der CDU/CSU Prof. Dr. Edith Braemer, Institut . für Deutsche Literaturgeschichte: Wir unterstehen nur den Gesetzen, die wir uns selber gaben Prof. Dr. Dr. Hermann Budzi- slawski, Fakultät für Journalistik: Groteske Zumutung Wir - werden den -völker rechtswidrigen Alleinherr schaftsanspruch . der Bonner Regierung über Deutsche außerhalb ihres territorialen Bereichs niemals anerkennen. Wir protestieren gegen die historisch einmalige Unver- frorenheit, uns Bürger der DD! einer fremden Justiz uzterwerfen zu wollen und damit den Frieden in Europa ernstlich zu gefährden. eise- indrücke us der olks- publik hina Vom 26. August bis 20. September 1966 weilte ich als Mitglied einer Reisegruppe in der Volksrepublik China. Wir waren in den Städten Peking, Tsinan, Sutschou, Schanghai, Hangdschou und Kanton und versuchten natürlich, so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln. Eindrücke waren dann auch reichlich vorhanden, leider ent sprachen nicht alle der ursprünglichen Vor stellung; der Historiker kam zwar auf der Reise voll auf seine Kosten —, der Alt historiker ging dafür leer aus. Während der Reise hatten wir ausrei chend Gelegenheit, die „Kulturrevolution“ an Ort und Stelle zu studieren. Eigentlich sträubt sich die Feder, diesen Begriff hier für zu verwenden, und sei es auch in Gänsefüßchen. Denn diese Erscheinung hat in Wirklichkeit einen konterrevolutionären Charakter. Irregeleitete Jugendliche, meist zwischen 12 und 18 Jahren, wurden auf- geputscht, Kulturdenkmäler zu vernichten; in Hausdurchsuchungen wurde alles aus Wohnungen hinausgeschleppt, was angeb lich einem proletarischen Leben wider sprach: Bücher, die nicht von Mao ge schrieben waren, Porzellangeschirr, Sofas und sogar Haustiere. Antiquariate wurden geplündert — unsere chinesischen Dolmet scher sagten dazu „geordnet“ —, öffentliche Bücherverbrennungen, ausgeräumte Tem pel und Pagoden, gestürzte steinerne Lö wen zeigten neben widerlichen öffentlichen Exzessen gegen angebliche „Konterrevolu tionäre“ den Weg der „Kulturrevolution“. Mit dieser Aktion versucht eine kleine Gruppe, die sich um die Armeeführung unter Lin Biao gruppiert, die politische Macht an sich zu reißen und einen zu er wartenden Führungswechsel auf ihre Weise vorzubereiten^ „Ren Min Ribao“, die Pe kinger Volkszeitung und zugleich das Zen tralorgan der KPCh, wird völlig von dieser Gruppe beherrscht. In Kundgebungen auf dem Tien-An-men-Platz in Peking werden die Mao-Trupps besonders durch die Haß tiraden Lin Biaos und Tschou En-lais auf- geputscht. Mao bleibt als großer Dirigent im Hintergrund. Aber es wäre falsch an zunehmen, als würde sein Name von den anderen nur mißbraucht, es gibt genügend Äußerungen von ihm. die besagen, daß er und Lin Biao gemeinsam diese Bewegung leiten. Die Mao-Trupps stehen selbst außerhalb der Kommunistischen Partei Chinas und außerhalb des Jugendverbandes. Letzterer existiert faktisch nicht mehr; da sich an geblich in seine Leitung „Revisionisten eingeschlichen“ haben, wurde die ganze Leitung zerschlagen. Die Mao-Trupps sind nach Schulen und Hochschulen organisiert, ihre Oberleitung liegt in den Händen der Armeeführung. Man wird Mitglied dieser Organisation nach Ablegung einer Prü fung, in der man die Kenntnis einiger Mao-Schriften nachweisen muß, und legt abschließend einen Eid auf Mao Tse-tung ab. Diese Mao-Trupps bilden die Massen bewegung, mit der die erwähnte Gruppe der Armeeführung sich die Macht erobern und sichern will. In Kundgebungen und Zeitungsaufsätzen werden die Mao-Trupps als Avantgarde v o r der Kommunistischen Partei Chinas hingestellt. Nicht die KPCh, sondern sie sollen die Träger der „Kultur revolution“ sein. Sie erhalten dabei zwei Hauptaufgaben: 1. die Beseitigung aller aus dem Parteiapparat und aus den Partei organisationen, die angeblich revisionisti schen Ideen verbunden sind, 2. die Besei tigung der angeblich „bürgerlichen akade mischen Autoritäten“ von den Universitä ten und Hochschulen. Worum geht es dabei eigentlich? In den vergangenen Jahren hatte es sich gezeigt, daß manche Parteiorganisationen, auch an Universitäten, Kritik am Mao-Kult und an der Antisowjethetze übten. Zwar trat diese Kritik in intellektuellen Kreisen vor allem historisch verkleidet auf — man schrieb Theaterstücke und Novellen, in denen Helden der liberalen Opposition aus der Ming-Zeit und noch früherer Dyna stien gefeiert wurden —, aber diese kriti sche Richtung gewann an Boden. Diese, jetzt von Mao und der Armeeführung ein geleitete Bewegung hat nun die Aufgabe, diese Oppositionsgruppen zu zerschlagen, die Kommunistische Partei Chinas in ein Instrument der Militärdiktatur umzuwan deln und alle Bürger, die auch nur die leiseste Kritik am Mao-Kult und an der Antisowjethetze geübt hatten, zu terrori sieren. Man will auf diese Weise verhin dern, daß nach einem Abgang Maos in China die Kräfte erstarken, die in der Lage wären, die KPCh auf den Weg des Marxismus-Leninismus zurückzuführen. Der Mao-Kult übersteigt alle Vorstellun gen. Es gibt öffentliche Lesungen aus sei nen Werken auf Straßen und Plätzen, einer liest Satz für Satz vor, und die Um stehenden sprechen Satz für Satz nach. Auf dem Flughafen von Hangdschou wur den wir im Flugzeug von der Stewardeß während des Starts der Maschine nicht mit dem erwarteten Luftbonbon, sondern mit einem Kapitel aus Maos Werken be grüßt. Im Variete in Schanghai wurde zwi schen zwei Auftritten eine Mao-Lesung eingelegt; mit Stolz zeigte man uns von den Mao-Trupps „neu geordnete“ Tempel, in denen nichts mehr an ihre frühere Die sogenannte proletarische Kultur revolution ist der zum Scheitern ver urteilte Versuch einer Gruppe der chinesischen Führer, die komplizierten Probleme des Übergangs vom Kapita lismus zum Sozialismus in China unter völliger Mißachtung der objektiven Gesetze des sozialistischen Aufbaus, unter Preisgabe des Marxismus-Leni nismus, der Leninschen Normen des Parteilebens, der Prinzipien des demo kratischen Zentralismus, der sozialisti schen Demokratie und der sozialisti schen Gesetzlichkeit auf dem Wege rein militärisch-administrativer Leitung und Organisation des gesamten gesellschaft lichen Lebens lösen zu wollen ... Es ist kennzeichnend, daß es den chinesischen Führern nicht gelingt, ihre Linie mit Hilfe der Organisationen der Partei durchzuführen. Im Gegenteil: Die Repressalien richten sich offensicht lich in erster Linie gegen die ehrli chen, dem Sozialismus ergebenen Kader der Partei. Der abenteuerliche Kurs richtet sich überhaupt gegen die Par tei und ihre führende Rolle. Unter Führung der Armee wurden deshalb als Stoßtrupps die sogenannten „Mao- Trupps“, die „Komitees der Kultur revolution“ geschaffen... Das chinesische Volk hat im Kampf um seine Befreiung vom Imperialismus und im Aufbau eines neuen Lebens große Leistungen vollbracht. Ihm wer den jetzt von einer Führung, die sich vom Marxismus-Leninismus entfernt hat, Maßnahmen aufgezwungen, die sich gegen die Sadie der internationa len Arbeiterklasse, aller antiimperia listischen Kräfte, in erster Linie aber gegen die ureigensten Interessen Volks chinas und seiner sozialistischen Errun genschaften richten. (Aus dem Bericht des Politbüros an die 13. Tagung des ZK der SED) Funktion erinnert: dafür hingen Mao-Bil der, Mao-Gedichte und Auszüge aus Maos Schriften auf Wandteppichen gewirkt oder in Wandstickereien an den Wänden, aus den ehemaligen buddhistischen Tempeln waren Mao-Tempel geworden. Der alte orientalische Kaiserkult ist wieder auf erstanden. Aber am unangenehmsten berührte uns doch die in eine Ekstase gesteigerte Anti sowjethetze. Es gab keine Gemeinheit, keine Niedertracht, keine Verleumdung, die man nicht den sowjetischen Genossen anhängte. Auf den Straßen wurden von Mao-Trupps Transparente getragen: Bevor wir uns mit dem USA-Imperialismus aus einandersetzen, müssen wir den modernen Revisionismus von Moskau zerschlagen. Geradezu erschreckend war, wie diese Antisowjethetze schon in das Denken ein facher chinesischer Genossen eingedrungen war. Pausenlos wird dem chinesischen Volk durch Presse und Rundfunk einge hämmert, daß es in der Lage sei, aus eigener Kraft die Führung der Weltrevo lution zu übernehmen usw. Natürlich. gab es zahlreiche Versuche, uns in Trinksprü chen und Bankettansprachen, in Freizeit gesprächen oder in Busfahrten auf die Linie der Mao-Trupps hinüberzuziehen. Diese Versuche endeten mit einem Fiasko: Wir erklärten klipp und klar, daß wir als Bürger der Deutschen Demokratischen Re publik hinter unserer Regierung stehen würden, deren Standpunkt zur Sowjet union mehr als einmal veröffentlicht wor den sei. Und es war eine Freude zu sehen, daß die Gruppe in dieser Frage, obwohl von zwanzig Reiseteilnehmern nur zwei Mitglieder unserer Partei waren, im we sentlichen einheitlich auftrat. Als wir zurückkehrten, waren die Mate rialien des 13. Plenums der SED schon ver öffentlicht. Es war für mich beim Studium dieser Materialien direkt wohltuend, nach den niveaulosen Haßtiraden auf dem Tien- An-Men in Peking wieder eine exakte po litische und wissenschaftliche Analyse un serer Lage zu lesen. Ich fand meine eige nen Eindrücke in der Einschätzung, die das 13. Plenum über die Vorgänge in China gegeben hat, voll und ganz bestätigt. Prof. Dr. R. Günther, Leiter der Abteilung Geschichte des Altertums und Fachrich tungsleiter Geschichte UZ 41/66, Seite 5
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