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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
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- Ausgabe Nr. 2, 13.01.1966 1
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- Ausgabe Nr. 5, 03.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 6, 10.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 7, 17.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 8, 24.02.1966 1
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- Ausgabe Nr. 32, 18.08.1966 1
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- Ausgabe Nr. 39, 06.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 42/43, 27.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 44, 03.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
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Band 10.1966
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ie soll es in Deutschland weiter- gehen?“ — unter dieser Fragestellung hatte der „Friedenskreis Dachauer Bürger“ zu einem gesamtdeutschen Ge spräch eingeladen, an dem als Vertreter des Friedensrates der Deutschen Demokra tischen Republik Herr Ulrich, stellvertre tender Chefredakteur der „Union“, Dres den, und ich teilnehmen sollten. Ich kam zum ersten Mal in meinem Leben nach Da chau. Erschüttert verließ ich es wieder, aus drei Gründen erschüttert: Weil ich im Museum des ehemaligen KZ erneut mit den barbarischsten Greueln des Faschismus konfrontiert wurde und es einem immer wieder unglaubhaft vor kommt, was Menschenhirne vor 25 Jahren in einem der hochentwickeltsten Staaten ausgesonnen hatten, um ihre politischen Gegner nicht nur physisch zu vernichten, sondern sie zuvor auf möglichst bestia lische Weise zu quälen. Ich war nicht darauf gefaßt, gerade im Dachauer Stadtbild den Revanchismus in Aktion zu finden. Aber bei unserem Fuß weg vom Bahnhof zu dem Einberufer des Gesprächs — etwa 40 Minuten lang — fan den wir fast keine anderen Straßenbezeich nungen als diese: Sudetenlandstraße, Me mellandstraße, Banatstraße, Königsberger Straße, Danziger Straße, Breslauer Straße, Siebenbürgener Straße usw. usf. Keine Straße fanden wir, die den Namen auch nur eines der vielen Opfer des Dachauer KZ getragen hätte. (Ich kann nicht sagen, ob es solche Straßen gibt oder nicht. Ich hatte leider keine Zeit, mir Dachau gründ licher anzusehen.) Als wir bei dem Einberufer der Ver sammlung eintrafen — es war 10 Minuten namen wird von einer SPD-Mehrheit re» giert, der Landrat, der die Versammlung verbot, gehört der SPD an. * Das Internationale Forum in Köln, zu dem die Deutsche Friedensgesellschaft am 16. Juli 1966, dem Vortag ihrer 3. Friedens fahrt auf dem Rhein, eingeladen hatte, konnte ungehindert stattfinden. Lediglich ein geladener tschechoslowakischer Frie- ' densfreund, übrigens Mitglied der Akade mie der Wissenschaften, hatte kein Visum erhalten. Trotz ungünstiger ■ Umstände (Übertragung eines Fußball-Weltmeister spiels, an dem die westdeutsche Mann schaft beteiligt war, strömender Regen) war die Stadthalle Köln-Mühlheim — die größte Halle Kölns — bis auf den letzten Platz besetzt. Teilnehmer des unter Lei tung von Frau Dr. theol. Hannelis Schulte, Heidelberg, stehenden Podiumsgesprächs zur „Sicherung in Europa durch Verträge und Rüstungsbeschränkungen" waren Prof. Dr. Delfgaaw, Holland, Jean Schäfer, Ge werkschaftssekretär und Mitglied der fran zösischen Nationalversammlung, Prof. Dr. Bukowski, stellvertretender Vorsitzender des polnischen Friedensrates und Abgeord neter des Sejm, Dr. Kapitola, Chefredak teur des Zentralorgans der Sozialistischen Partei der CSSR, Prof. Rosenow, ein be kannter Historiker der UdSSR, der sich insbesondere mit Fragen des deutschen Faschismus und der Geschichte West deutschlands beschäftigt, sowie ich als Ver treter des Friedensrates der DDR. Es wurde sachlich und sehr offen diskutiert. Trotz drückender Hitze hielten die Zu hörer mit großer Disziplin pausenlos über’ desrepublik. Irgendwie waren sie politisch interessiert oder doch wenigstens beunru higt, hatten die weitverbreitete Lethargie allem Politischen gegenüber überwunden. Aber die Zeitungen — selbst die böswillig sten — mußten einstimmig zugeben, daß es so etwas seit langem nicht gegeben habe. Der Kölner „Expreß“ schrieb vom „größten Ost-West-Gespräch im internatio nalen Rahmen, das seit 1945 westlich der Elbe stattgefunden hat“. * Welch „objektiver“ Berichterstattung die westdeutsche Öffentlichkeit ansonsten aus gesetzt ist, dafür ein Beispiel: Die „Köl nische Rundschau“ — im Kopf „Unabhän gige Zeitung für Köln“ und das Motto „Für Wahrheit und Fortschritt“ — überschrieb ihren Bericht mit der reißerischen Zeile „Friedensgesellschaft ohne Maske“, und als Untertitel fügte sie hinzu: „Prokommu nistischer Appell in Köln-Mülheim“. Es störte sie offensichtlich nicht, daß von den Teilnehmern des Podiumsgesprächs nur zwei — Prof. Rosenow und ich — Kommu nisten waren, eine Tatsache, die dem Be richterstatter völlig bewußt war. Nach einer einleitenden Tirade über die „Selbst preisgabe der noch vor wenigen Jahren durchaus ehrbaren Deutschen Friedens gesellschaft“ wurde festgestellt, die Teil nehmer des Podiumsgesprächs hätten „hemmungslos gelogen“. Dann folgten an gebliche Beweise für diesen vom Bericht erstatter, einem Herrn Arthur von Machui, festgestellten Fakt. Es sei behauptet wor den, „daß sich die ,DDR’ bis 1955, also bis zur NATO, geradezu nach freien Wahlen in der Zone gedrängt habe“, „daß die SED Straßennamen in Dachau - Keine Zeit zum Mittagessen - Ein Glanzstück an WESTDEUTSCHE Von Prof. Dr. Johannes Rößler IMPRESSIONEN Rabulistik - Vier verteilten 10000 Flugblätter - Offenheit unter vier Augen nach Behördenschluß —, hatte dieser gerade das Versammlungsverbot erhalten. Der Zeitpunkt der Zustellung war gut gewählt: er machte sofortigen Einspruch unmöglich. Der Verbotsentscheid kostete 100 Mark „Verwaltungsgebühr“. Für die „wider rechtliche“ Durchführung der Versamm lung wurden Gefängnisstrafen nicht unter sechs Monaten angedroht. Der Grund? Auf den Flugblättern, die zur Teilnahme auf riefen, war etwas darüber gesagt, warum die Gespräche zwischen SPD und SED in Karl-Marx-Stadt und Hannover zunächst nicht stattfinden können. Das „Handschel- len-Gesetz" — auf dem Flugblatt keines wegs so genannt — wurde als „Gesetz ge gen Völkerrecht und Grundgesetz“ charak terisiert. Da aber auch andere westdeutsche Bürger, darunter Kommunisten, zu dieser Einschätzung gekommen waren und diese publik gemacht hatten, wurde die Ver sammlung des „Friedenskreises Dachauer Bürger“ verboten, weil der dringende Ver dacht bestünde, daß auf der Versammlung die verbotene Kommunistische Partei Deutschlands fortgesetzt werden sollte. So einfach ist das. Sage etwas, was vor dir auch ein Kommunist gesagt hat, und schon Stehst du außerhalb von Recht und Gesetz. Anmerkung: Die Stadt Dachau mit ihrer Versammlung revanchistischer Straßen drei Stunden aus. Die meisten Fragen von ihnen waren an die Vertreter der Sowjet union und der DDR gerichtet. Mitunter waren die Fragen naiv, zeugten von poli tischer Unbildung und Verbildung, aber alle waren sichtlich von dem Bestreben diktiert, einen Ausweg aus der verfahre nen Politik zu finden, wie sie von offiziel ler westdeutscher Seite noch immer be trieben wird. Viele Jugendliche unter den Zuhörern, viele Gewerkschaftsfunktionäre, nicht wenige Angehörige der SPD. Wie groß das Interesse an Dikussion war, zeigte sich nach der Versammlung, als die Gesprächsteilnehmer förmlich belagert wurden. Manche Zuhörer entschlossen sich spontan, an der am nächsten Tag stattfin denden Rheinfahrt teilzunehmen, um dort weiterdiskutieren zu können. Kein Teil nehmer aus der PDR kam auf dem Schiff dazu, die vorgesehene Mittagsmahlzeit einzunehmen. Das war nicht das einzige Mal, wo wir auf Essen verzichteten, weil es angesichts des ungeheuren Informa tionsbedürfnisses einfach nicht möglich schien, zu sagen: So, nun machen wir Schluß, denn wir wollen essen gehen. Natürlich waren die Teilnehmer am Fo rum und an der Friedensfahrt auf dem Rhein kein repräsentativer Querschnitt durch die gesamte Bevölkerung der Bun weltrevolutionären Ideen längst nicht mehr anhänge und dergleichen mehr“. Wegen dieser — gelinde gesagt — Erfin dungen des Herrn v. Machui schrieb ich dem Chefredakteur und forderte ihn auf, eine ihm von mir übersandte Berichtigung zu veröffentlichen. Die Berichtigung blieb natürlich aus. Statt dessen kam ein drei Seiten langer Brief des Herrn v. Machui. In ihm streitet er meine Wiedergabe des in Köln Gesagten keineswegs ab, will aber darin nur eine Bestätigung seiner Formu lierungen sehen. Die offenbare und bös willige Verdrehung der Aussagen begrün det er damit, ihm „als Staatsbürger und ins- besonders als Journalist bliebe nichts an deres übrig, als jeweils eine komplette Stellungnahme zu beziehen. Dann habe ich also nicht nur über die äußeren Vorgänge, über die Personen und ihre Äußerungen als solche zu berichten und mich zu er klären, ich muß auch mit sagen, wie alles gemeint ist und welchen Zwecken es dient“. Aber die oben keineswegs auszugs weise, sondern vollständig wiedergegebe nen Zitate zu den Problemkreisen Wahlen und Ideologie der SED beweisen: Herr v. Machui berichtet nicht über „die äußeren Vorgänge“ und die „Äußerungen als sol che“, sondern nur, wie er sich die Sache denkt. Es wäre für die Leser sicher ein Dazu wurdejn Köln hemmungs los gelogen; zum Beispiel, daß sich die „DDR“ bis 1955, also bis zui NATO, geradezu nach freien Wahl len in der Zone gedrängt habe; Eine der Erfindungen des Herrn v. Machui von der „Kölnischen Rund schau". Die Berichtigung Prof. Dr. Röß lers wurde unterschlagen. großer Spaß, den gesamten Briefwechsel kennenzulernen. Da das bei dem knappen Raum kaum möglich ist, wenigstens eine Kostprobe. Auf die Frage „Warum wer den keine freien Wahlen auf gerufen?“ — die der Fragesteller in richtiger Erkenntnis, daß sich die DDR nicht majorisieren las sen könne, mit dem etwas naiven Vor schlag versah, „die Stimmen könnten pro zentual ermittelt werden, da die DDR we niger Wähler besitzt“ — hatte ich geant wortet, daß Wahlen seit 1955 nur der End punkt einer allmählichen Annäherung bei der deutscher Staaten sein könnten. In die sem Zusammenhang legte ich dar, wie 1955 das Tor zu gesamtdeutschen Wahlen durch den Beitritt Westdeutschlands zu den Pa riser Verträgen zugeschlagen wurde. Seit her sei die Wiedervereinigung nur etap penweise zu erreichen und gesamtdeutsche Wahlen lediglich als krönender Abschluß dieses langwierigen Prozesses zu denken. Vom Charakter der Wahlen in der DDR war weder in diesem noch in einem an deren Zusammenhang die Rede. In der von mir geforderten Berichtigung sagte ich deshalb: „Es wurde nicht gesagt, ,daß sich die DDR bis 1955, also bis zur NATO, ge radezu nach freien Wahlen in der .Zone’ gedrängt habe’. Vielmehr habe ich fest gestellt, daß von seiten der DDR immer wieder — von 1945 bis 1955 kurz vor der Ratifizierung der Pariser Verträge — An gebote gemacht worden seien mit dem Ziel, gesamtdeutsche freie Wahlen durch zuführen. Die Verdrehung dieser Aussage durch Herrn v. Machui ist besonders infam deshalb, weil sie nicht nur die geschicht liche Wahrheit entstellt, sondern zugleich mit einem Taschenspielertrick einem Red ner der Veranstaltung in den Mund legen will, dieser habe ,freie Wahlen in der Zone’ gefordert. Ich bin jedoch allen Auf fassungen des Herrn v. Machui zum Trotz der Ansicht, daß es in der DDR seit eh und je freie Wahlen gegeben hat, so daß eine Zäsur in bezug auf diese Wahlen völlig unsinnig ist.“ Herr v. Machui macht nicht den ge ringsten Versuch, diesen von mir rekon struierten Tatbestand zu Bestreiten. Den- noch schreibt er frech und gottesfürchtig; ich hätte mit meinem Brief seine Dar stellung bestätigt. Und jetzt kommt ein Glanzstück an Rabulistik: „Auch wenn Sie schreiben, Sie hätten lediglich gesagt, vor Begründung der NATO hätten Staat und Partei in Mitteldeutschland freie Wahlen in ganz Deutschland angeboten, so haben Sie für jeden, der logisch zu denken ver mag, damit zugleich zum Ausdruck ge bracht, daß es damals nach dem Willen von Ostberlin eben und gerade auch in Mittel deutschland freie Wahlen hätte geben kön nen und sollen.“ Nach diesem Kabinettstückchen läßt Herr v. Machui unvorsichtigerweise durch blicken, warum er nicht wahrheitsgemäß berichtet hat: „Mit dieser Behauptung aber wollten Sie bei Ihren Kölner Zuhörern zweifellos den Eindruck erwecken, und Sie haben das auch, wie protokollarisch fest gehalten, gesagt, daß es die Schuld der Bundesregierung in Bonn gewesen wäre, daß jene Chancen zu freien Wahlen in ganz Deutschland und also auch in Mit teldeutschland nicht genutzt werden konnte. Sie haben dabei aber auch davon gesprochen, daß dies Angebot Ostber lins ... wiederholt gemacht worden wäre, ohne seitens von Bonn angenommen worden zu sein. Ich habe das, wie ich glaube sinngemäß, mit den Worten wie dergegeben, Sie hätten ausgesagt, Ostberlin hätte sich vor der NATO-Zeit geradezu nach freien Wahlen auch in Mitteldeutsch land gedrängt." Abgesehen davon, daß das letzte „auch dieses Ergusses im veröffentlichten Bericht des Herrn v. Machui fehlt, ist doch zu se hen, daß er durchaus richtig aufgefaßt hat, was ich in Köln sagte. Aber über diese „Äußerungen als solche “ zu berichten und sie erst anschließend verlogen zu kommen tieren, das geht offenbar schon über die in Bonn praktizierte Pressefreiheit. Und so etwas hat die Stirn, zu behaupten, wir hätten hemmungslos gelogen, so etwas führt das Motto „Für Wahrheit und Fort schritt“ im Wappen! So etwas macht in Bonner Gefilden öffentliche Meinung und hält sich dabei noch etwas auf seine Ver antwortung „als Staatsbürger und ins- besondere als Journalist“ zugute. * Es gibt Erfreulicheres zu berichten. Über all, ob in Köln oder Dachau oder anderen Orten, sind Menschen mit großer Einsatz bereitschaft am Werk, die geschichtlice Wahrheit zu verbreiten. Sie scheuen keine Mühe, ihre Opferbereitschaft könnte man chen von uns beschämen. In Dachau habe» vier Mann in zwei Tagen fast Zehntausend Flugblätter verteilt (die nämlichen, die dann den Vorwand zum Verbot hergeben mußten) und keineswegs etwa nur aus gelegt oder in die Briefkästen gesteckt sondern vor den Betrieben, vor Kauf häusern usw. an einzelne Personen aus gegeben. In München wurde gerade det Vietnam-Rapport .vorbereitet, der übet den Bayrischen Rundfunk eine erschüt ternde Anklage gegen den schmutzige’ Krieg in Vietnam und die zunehmende Be teiligung westdeutscher Stellen erhob. Id habe die feste Überzeugung gewonnen: die Wahrheit kann in Westdeutschland zW* verfolgt und unterdrückt, aber nie mel zum Schweigen gebracht werden. * Namen zu nennen in diesem letzten Ad 1 schnitt verbietet die Situation. Ich hab mit verantwortlichen Funktionären det Gewerkschaften und der' SPD gesprocheni und überall habe ich Bereitschaft zum P 0 ’ litischen Gespräch gefunden. Dabei warel meine Gesprächspartner keineswegs „0P" positionelle", sondern im großen und gan” zen doch davon überzeugt, daß die Bu desrepublik der DDR auch politisch über legen sei. Aber daß gesprochen, daß ve handelt werden muß, schien ihnen allet die einzige Möglichkeit, aus der Sackgass herauszukommen. Nur — die Angst vor Re pressalien hält sie zunächst noch zurüÄ von sich aus solche Gespräche zu organi sieren. Ein Ortsvorsitzender des DGB, mi. dem ich mehrere Stunden sprach, sagte mi freimütig: „Natürlich interessieren mid politische Gespräche. Mich interessiert Ihra Meinung sehr. Aber wenn mich jemand vorher telefonisch oder schriftlich um ein solches Gespräch in meinem Dienstzimme bitten würde, müßte ich ablehnen, mit ihr zusammenzutreffen. Das ist Beschluß über geordneter Leitungen.“ Der Oberbürgen meister einer Stadt von nahezu 200 000 Einwohnern, Abgeordneter des Landtags war schon etwas selbständiger. Er hattl keine Bedenken, mich ins Rathaus einzu. laden. Dort widmete er mir etwa secbä Stunden. Es war ein sehr freimütiges und offenes Gespräch, das wir führten. Di Meinungen prallten hart aufeinander. Abe es gab nur eine unsachliche Bemerkung die sofort mit dem Ausdruck des Bedaln erns zurückgenommen wurde. Bei allen riesengroßen Vorbehalten uns gegenübe ist er zu Kontakten bereit. Dabei müsse 65 sich bei einer eventuellen offiziellen Be gegnung mit Vertretern einer Stadt au) der DDR natürlich auf komunalpolitiscb, Themen beschränken. Aber er hält sich 002 fenbar nicht dogmatisch an die Linie d SPD-Parteivorstandes, denn er fügte hinz daß eine solche Delegation aus der DD durchaus das Recht habe, von sich aus ode im Zusammenwirken mit gesellschaftliche Kräften auch politisch in „seiner“ Stad aufzutreten, und er selbst würde gern 82 solchen politischen Gesprächen in dies oder jener Form teilnehmen. Organisiere" freilich könne er sie nicht. Bei allem Bedauern, daß mich ang sichts dieser „Offenheit unter vier Augen befiel — denn mit solcher Offenheit 101 sich das Blatt in Westdeutschland nicp. wenden —, habe ich doch den Eindruck 82 Wonnen, daß auch hier eine Veränderung zu spüren ist, die früher oder später ihren sichtbaren Ausdruck finden kann, wen wir sie in geeigneter Weise unterstützen- WISSENSCHAFT IN DER DDR Gelehrte aus Kuba besuchten DDR-Institute Eine Delegation des Nationalen Forschungs zentrums der Republik Kuba unter Leitung von Direk tor Prof. Dr, Jose Combo besichtigte zwei Wochen lang Forschungsinstitute, Hochschulen und Kliniken in der DDR. Der Delegation gehören weiter an der stellvertretende Direktor des Instituts Prof. Dr. Wil fredo Torres und Prof. Dr, Fernando Blanco. In einem ADN-Gespräch gaben die Gäste ihrer „äußersten Zufriedenheit über die erzielten Ergeb nisse“ Ausdruck und berichteten über „eine ganze Reihe bedeutsamer Vereinbarungen, die mit verschie denen Forschungsinstituten in Berlin, Dresden, Jena und Leipzig getroffen wurden und für beide Länder von Vorteil sind“. In den DDR-Instituten machten sich die Wissenschaftler vor allem mit der Organisierung und Planung der Wissenschaft vertraut. Die Dele gation ist in die Sowjetunion weitergereist. Neue Hochschulinstitutionen Nach Jena und Leipzig wurde nunmehr am Insti tut für Pädagogische Psychologie der Humboldt- Universität eine psychologische Beratungsstelle ein gerichtet. Effahrene Pädagogen, Psychologen, Neuro logen, Psychiater und Jugendfürsorger behandeln UZ 36-37/66, Seite 4 hier im engen Zusammenwirken u. a, mit der Ab teilung Volksbildung des Magistrats von Groß-Berlin, mit Berliner Schulen und dem Haus der Gesundheit verhaltungsgestörte und leistungsmäßig fehlentwik- kelte Vorschulkinder, Schulkinder und Jugendliche. An der Martin-Luther-Universität Halle wurde am Germanistischen Institut eine Abteilung für Literatur soziologie gegründet. Neue Hochschule in Baku Am 1. September dieses Jahres öffnete in Baku eine neu errichtete Hochschule für Volkswirtschaft ihre Pforten. 1800 Studenten werden hier von über 300 Dozenten (darunter 18 Professoren und Doktoren der Wissenschaften) an den fünf Fakultäten (Indu strieökonomik, Volkswirtschaftsplanung, Fonds — Kre dite - Statistiken, Buchhaltung und Abrechnung, Warenkunde) unterrichtet. Jüngste Universität Rumäniens Mit Beginn des neuen Studienjahres öffnete die fünfte Universität Rumäniens in Craiova ihre Pforten. Sie wird über sieben Fakultäten verfügen, und zwar eine mathematische, chemische, philologische, wirt schaftswissenschaftliche, elektronische sowie eine landwirtschaftliche-gärtnerische Fakultät. Ferner wird zur Universität das Pädagogische Institut gehören, das innerhalb von drei Jahren Lehrer für Geschichte; Geographie und Naturwissenschaften ausbildet. Be reits im ersten Jahr werden an der Universität 353 Hochschullehrer tätig sein, davon 158 Professo ren, Dozenten und Lektoren. Die neue Universität wird u. a. über 24 Hörsäle und 61 Laboratorien, die mit modernen in- und ausländischen Apparaturen ausgestattet sind, verfügen. Zu ihr gehören ferner zwei Bibliotheken mit mehr als 167 000 Bänden und 13 700 Zeitschriften. UdSSR exportiert Gesundheit Zur Zeit sind 400 sowjetische Ärzte im Ausland tätig, deren Arbeit dort hohe Anerkennung findet. Das erklärte gegenüber der „Prawda" Gennadi Nowgorodzew, Mitarbeiter des sowjetischen Gesund heitsministeriums. Einen wesentlichen Beitrag zur Ent wicklung des Gesundheitswesens in den jungen un abhängigen Nationalstaaten leistete die Sowjetunion über die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Vor kurzem erst hat die Sowjetregierung der WHO. 75 Millionen Einheiten Antipocken-Impfstoff zur Ver fügung gestellt. Unterricht trotz Bombenterror Gab es auf dem Territorium von Nordvietnam unter französischer Herrschaft für 100 Dörfer nur eine höchst primitive Schule, so verfügt heute jedes Dorf über eine Grundschule, drei bis vier Kreise über eine Mittel- oder Oberschule. Insgesamt gibt es 10150 allgemeinbildende Schulen und 160 mittlere Fach schulen. An den 15 Hochschulen und Universitäten studieren fast 30 000 Studenten. In den ersten vier Jahren des Fünfjahrplanes der Erwachsenenbildung haben drei Millionen Erwach sene die vierte Klasse absolviert und weitere 420 000 die siebente Klasse beendet. Die zehnte Klasse wurde von 37 000 Bürgern erfolgreich abgeschlossen, Trotz der nahezu ununterbrochenen USA-Bombenangriffe nehmen in Nordvietnem gegenwärtig mehr als vier Millionen Menschen - einschließlich Schüler - am regelmäßigen’Unterricht teil. FDJ-Delegation auf SDS'Kongreß Eine Delegation der FDJ nahm auf Einladung des SDS-Bundesvorstandes an der 21. Ordentlichen Delegiertenkonferenz des westdeutschen Studenten bundes SDS in Frankfurt am Main teil. Günter Schneider, Leiter der FDJ-Delegation, überbrachte der Konferenz die Grüße des Zentralrates und sagte unter dem Beifall der Delegierten: „Angesichts der aufziehenden Gefahr für die Zukunft unserer Nation ist es notwendiger denn je, die gemeinsamen Inter essen in den Lebensfragen zu suchen und zum ge- meinsamen Handeln zu gelangen, damit die demo kratische Jugend in beiden deutschen Staaten der Koalition von Notstandsplanern und Atomstrategen die vorgezeigten Pläne durchkreuzt.“ Die Konferenz erklärte sich in einem Beschluß mit den Forderungen der Nationalen Befreiungsfront Südvietnams und der amerikanischen Opposition ge gen die USA-Aggression solidarisch und verlangte den sofortigen Abzug der USA-Truppen aus Vietnam sowie die Einstellung jeder Hilfe der Bundesrepublik für das Saigoner Regime. Die entschiedensten und aktvisten Teile der westdeutschen Opposition gegen den Vietnamkrieg will der SDS zu „wirksamen öffentlichen Kundgebungen und Demonstrationen zusammenführen.
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