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riats wurde der neue ästhetische Gegen* stand vieler hervorragender deutscher Künstler, weil sie erkannten, daß es die Voraussetzung für die Verwirklichung ihrer eigenen Träume von einem huma nistischen Vaterlande bildete. Heute sind die Werke von Anna Seghers, Friedrich Wolf, Hans und Lea Grundig, Hanns Eisler, Bertolt Brecht, Johannes R. Becher und vielen anderen Zeugnis dafür; daß die Angehörigen der revolutionären proletarischen Partei bereits in der Phase der kapitalistischen Gesellschaft, noch un ter deren Bedingungen stehend, Repräsen tanten einer Persönlichkeitsentwicklung sind, wie sie in der sozialistischen Gesell schaft von allen Menschen erreicht werden kann und muß. II. DIE KUNSTPOLITIK DER PARTEI ALS WIDERSPIEGELUNG DES NEUEN MENSCHENBILDES UND ENTSCHEIDENDE VOR AUSSETZUNG SEINER KÜNSTLERISCHEN GESTALTUNG Bisher hatten wir als entscheidend für die Beziehung Partei und Kunst den ob jektiven Prozeß der Herausbildung eines neuen Menschenbildes gefaßt. Wir hatten gesagt, daß der gesamtgesellschaftliche Umwälzungsprozeß, den die Werktätigen in unserer Republik in Angriff genommen haben, einen qualitativ neuen Gegenstand darstellt. Mit diesem, wenn auch primären Moment der Herausbildung einer sozialisti schen nationalen Kunst ist das Problem zunächst nur von einer Seite betrachtet. Die neue Qualität der sozialistischen Kunst setzt jedoch gleichermaßen die künstlerische Persönlichkeit voraus, die be fähigt ist, den Gegenstand adäquat umzu setzen, ihm künstlerisch Gesicht zu geben. Der führenden Rolle der Partei von diesem Gesichtspunkt aus nachzuspüren macht sich dadurch unbedingt erforderlich. Der Künstler findet zunächst die objek tive Realität — die Natur, die Gesellschaft und letztlich auch- sich selbst als inhärenten Bestandteil dieser Realität — vor. Von die ser objektiven Realität aus bezieht der Künstler aber nicht nur seinen Gegenstand als ein passives Etwas zur Reproduktion, sondern er bezieht auch als Teil der Gesell schaft seinen Auftrag. Nicht für einen Warenmarkt in Sachen Kunst schafft der sozialistische Künstler, sondern in vollem Bewußtsein der gesell schaftlichen Folgen seiner Arbeit, als Teil arbeiter beim Aufbau des Sozialismus- Kommunismus, als ein aktiver Bestandteil des vielschichtig bewußt geplanten Prozes ses, der sich unter der Führung der Partei in unserer Republik vollzieht. Aus dieser Erwägung heraus wird vielleicht auch deut licher, warum das Entstehen einer neuen Realität, insbesondere eines neuen Men schenbildes, der Ausgangspunkt für die Be antwortung der Frage nach der führenden Rolle der Partei sein konnte. Die neuen menschlichen Qualitäten sind nicht nur Ausgangspunkt im Schaffenspro zeß, sie sind auch insofern Endpunkt, als der Künstler ja bestrebt sein wird, sie durch sein Werk mit bilden zu helfen. Diese Aufgabe kann er übrigens nur er füllen, wenn er sich selbst mit umgestaltet, um den neuen höheren Anforderungen, die menschlich und künstlerisch an ihn gestellt werden, gerecht zu werden. Für die Poesie sind die folgenden Worte Bechers gedacht, in denen es um die Be deutung des Menschenbildes geht, um das Bild des Menschen, der gestaltet wird, und das Bild des Menschen, der gestaltet, doch viel Bedeutung liegt auch für andere Genres der Kunst in ihnen: „Der Charakter, die Persönlichkeit sind es, um die sich die Poesie kristallisiert und die der Poesie ihren eigentlichen Halt geben. Jede Bruchstelle im Charakter äußert sich im Dichterischen, keine noch so ausgeklügelte Sprache, keine noch so ziselierte Verstechnik vermöchten mensch liche Fehler zu überdecken. Im Dickicht bewahrt sich nur schlecht ein Geheim nis ... Lauheit und Unentschiedenheit des Gefühls werden offenbar; dem Dummkopf gelingt im Gedicht kein Versteckspiel. Menschliche Qualität ergibt die Güte eines Gedichts, und es ist nicht schwer zu be weisen, daß diese menschliche Qualität aufs engste zusammenhängt mit den fort schrittlichen Kräften, die in der Zeit wir ken." Die Persönlichkeit des Dichters, seine politische Reife, der Grad seiner Kennt nisse der Gesellschaft, sein moralischer Habitus und schließlich der Faktor, der die vorhergenannten Momente im Kunstwerk produktiv umschlagen läßt: die künst lerische Meisterschaft, das ist die subjek tive Voraussetzung für eine voll entfaltete sozialistische Kunst. Als Produzent von Kunstwerken ist der Künstler gleichzeitig ein Produzent von Bewußtseinselementen, und in doppelter Form ist er Vermittler von Erkenntnissen: 1. indem er dem Menschen ein richtiges