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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
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- Ausgabe Nr. 39, 06.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
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- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
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Band 10.1966
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Von Söldnern, Haifischen und Klassenkampf Zum 10. Todestag Bertolt Brechts am 14. August Aus „Die Verurteilung des Lukullus" LUKULLUS . . . Ich ging nicht für mich Ich ging auf Befehl. Mich schickte . Rom DER LEHRER Rom! Rom! Rom! Wer ist Rom? Schickten dich die Maurer, die es. bauen? Schickten dich die Bäcker und die Fischer Und die Bauern und die Ochsen- treiber Und die Gärtner, die es nähren? Waren es die Schneider und die Kürschner Und die Weber und die Schafescherer, die es kleiden? Schickten dich die Säulenschleifer Und die Wollefärber, die es schmük- ken? Oder schickten Dich die Steuerpächter Und die Silberfirmen und die Skla venhändler Und die Forumbanken, die es plün dern? LUKULLUS Wer mich immer schickte: Dreiundfünfzig Städte Unterwarf ich Rom. DER LEHRER Und wo sind sie? Schöffen, fragen wir die Städte. ZWEI KINDER mit einer Tafel Mit Straßen und Menschen und Häu sern Mit Tempel und Wasserwerk Standen sie in der Landschaft. Heute Stehen nur noch ihre Namen auf der Tafel da. DER BÄCKER Warum das? ZWEI KINDER Eines Mittags brach da ein Getöse los In die Straßen schwemmt das ein Fluß Der hatte menschliche Wellen und trug . Ihre Habe hinweg. Am Abend Zeigte nur noch eine Säule Rauch DeePRESSE Ak Soldat nach Vietnam Inzwischen hatte sich die Vietnam- Krise zugespitzt und in Fort Benning wurde eine moderne, nur mit Lufttrans porten zu befördernde Infanterie-Divi sion mit ■ Spezial-Aufgaben für den Dschungelkrieg zusammengestellt, mit der auch Klaus Schmidt am 1. September 1965 nach An-Khe in der Nähe von Pleiku (im nördlichen. Teil von Südviet nam) verlegt wurde. In der unmittel baren Nähe von An-Khe errichteten die Amerikaner ein Basis-Lager, von dem aus die Bekämpfung der Vietcong-Re- bellen, erfolgte .. ,. I Der Vietnamkämvfer Klaus Schmidt nach einem Einsatz im Dschungelzebiet.. Daß an dem Ort einst eine Stadt war . . . Und in den Städten waren An Kindern zweihundertfünfzigtau send — Sie sind jetzt nicht mehr. Der große Lukullus Kam über uns auf seinem erzenen Streitwagen Und besiegte uns alle. LUKULLUS Ja, ich zerschlug ihre frechen Städte! Und ich nahm ihr Gold und vielerlei Reichtum Und ich führte weg ihr Volk als unsere Sklaven. Denn sie zinsten falschen Göttern. Ich aber stürzte sie. Also daß der Erdkreis unsere Götter Größer sah als alle andren Götter ... DIE LEGIONÄRE Im Rock des Räubers In des Mordbrenners Beutezug Sind wir gefallen Die Söhne des Volks Wie der Wolf, der in die Hürde bricht Und muß erschlagen werden Sind wir erschlagen worden. Ah ja, ins Nichts mit ihm! Hätten wir doch Den Dienst des Angreifers gekündigt! Hätten wir doch Uns den Verteidigern gesellt! Aus „An die deutschen Soldaten im Osten" Warum habe ich den Rock des Räubers angezogen? Warum habe ich das Hemd des Mordbrenners angezogen? Das war doch nicht aus Hunger, Das war doch aus Mordlust nicht. Nur weil ich ein Knecht war Und es mir geheißen wurd, Bin ich ausgezogen zu morden und zu brennen. Und muß jetzt gejagt werden, Und muß jetzt erschlagen werden. Weil ich eingebrochen bin In das friedliche Land der Bauern und Arbeiter, Der großen Ordnung, des unaufhörlichen Aufbaus, Niedertrampelnd und niederfahrend Saat und Gehöfte, Auszurauben die Werkstätten, die Mühlen und Dammbauten, Abzubrechen den Unterricht der tausend Schulen, Aufzustören die Sitzungen der unermüdlichen Räte: Darum muß ich jetzt sterben wie eine Ratte, Die der Bauer ertappt hat. Daß von mir gereinigt werde Das Gesicht der Erde... Nazikriegs Verbrecher Flick orien tiert sich auf Raketenproduktion. Die zu seinem Konzern gehörende Dynamit Nobel AG sucht durch In serate in großen westdeutschen Ta geszeitungen Diplom-Physiker, Diplom-Ingenieure und Diplom- Mathematiker sowie andere Fach wissenschaftler für „Arbeiten auf dem Gebiet der Raketentechnik“, weil der Flick-Gruppe „neue ak tuelle Aufgaben in diesem Bereich“ gestellt wurden. Die vor zwei Monaten gegründete westdeutsche Werftengemeinschaft, die für die USA für den Einsatz in Vietnam bestimmte moderne „Liberty"-Schiffe bauen will, hat — wie ihr Direktor verkündete — be gründete Hoffnung, Bestellungen zu erhalten. (Pressemeldungen aus diesen Tagen) DIE ARBEITER SCHREIEN NACH BROT. Die Kaufleute schreien nach Märk ten. Die Hände, die im Schoße lagen, rüh ren sich wieder: Sie drehen Granaten. DIE KONSTRUKTEURE HOCKEN Gekrümmt in den Zeichensälen: Eine falsche Ziffer, und die Städte des Feindes Bleiben unzerstört. AUS DEN BÜCHERHALLEN Treten die Schlächter. Die Kinder an sich drückend Stehen die Mütter und durchforschen entgeistert Den Himmel nach den Erfindungen der Gelehrten. DIE OBEREN SAGEN: FRIEDE UND KRIEG Sind aus verschiedenem Stoff. Aber ihr Friede und ihr Krieg Sind wie Wind und Sturm. Der Krieg wächst aus ihrem Frieden Wie der Sohn aus der Mutter. Er trägt Ihre schrecklichen Züge. Ihr Krieg tötet, Was ihr Friede Übriggelassen hat. ,Weite und Nfalt f realistischen leihweise" 4 letzten Zeit sind, wohl durch Essays, die auf eine bestimmte 6 sche Schreibweise, die des bür- B0 Romans, besonders eingin- " 1 Lesern des „Worts“ Besorg- 4dut geworden, diese Zeitschrift 6o6m Realismus in der Litera- 860 zu engen Raum anweisen. 668 sein, daß für realistische aWeise in ein paar Ausführun- 6eU formale Kennzeichen an- 8 Wurden, mancher Leser kam k auf den Gedanken, es sei Seinein Buch sei dann realistisch „ Den, wenn es „so geschrie- BpWie die bürgerlichen realisti- w."Omane des vorigen Jahrhun- 4 Patürlich ist <i as nicht ge- nRealistisches Schreiben kann st realistischem nur dadurch dieden werden, daß man es 1I Realität selber konfrontiert, behandelt . . . % a de uer Begriff der Enge, son- x r der Weite paßt zum Realis- Wirklichkeit selber ist weit, 68, widerspruchsvoll; die Ge- schafft und verwirft Vorbil- 1 Ästhet mag zum Beispiel die • “ e r Geschichte in die Vor- +snsperren wollen und dem das Aussprechen von Urtei- Künstler erschweren sieh Sehstlerische Gestaltung des na- 8$.Gedankengutes in der so- 6 Chen Deutschen Demokra- sie Republik selbst, indem sie 11 in der Form das Neue dand sich noch nicht bewußt S der Inhalt weitgehend die hedingt... “e Wenige Künstler gehen da- Me: Verzerrungen als einzig >5! Auffassung u deklarieren. Ä PP .‘." eh dann schnell als S e r einer Enge, einer sche- Fan Einförmigkeit. Das alles .6)er im direkten Widerspruch Vierung der Partei nach Fa Vielfalt und Reichtum un- Pialistischen 1 Kunst. (Walter Ulbricht auf dem . VI. Parteitag) % °eten. Aber der Grimmels- 4b4ßt sich das Moralisieren öystrahieren nicht verbieten, GeSkens, noch Balzac. Tolstoi S .Einführung des Lesers er- 3, Voltaire erschwert sie. Bal- '■ bDit Spannung konfliktreich; dut ohne Spannung und mit Die „Formierte Gesellschaft“ ist für mich die notwendige Weiterent wicklung der sozialen Marktwirt schaft. die uns zu einem der lei stungsfähigsten, sozialsten — zu einem der modernsten Staaten der freien Welt gemacht hat... Keine Klasse und Gruppe kann in dieser Gesellschaft ihre Ziele auf Kosten der Allgemeinheit durchsetzen. Die Formierte Gesellschaft ist auf Zu sammenarbeit und Ausgleich an gelegt. Sie verlangt den gemein samen Leistungswillen aller für einen gemeinsamen Fortschritt... Das Deutsche Gemeinschaftswerk soll ein Instrument der Formierten Gesellschaft sein... Es wird mit helfen bei der Bewältigung so gro ßer Aufgaben wie Raumordnung, Städtebau, Verkehrspolitik, wissen schaftliche Forschung, Bildung, Ge sundheit, Sport... Es gibt keine Veranlassung an einer weiteren Aufwärtsentwick lung zu zweifeln, wenn wir — wie bisher — Vertrauen zueinander ha ben.“ (Bundeskanzler Erhard vor den Bundestagswahlen 1965) Wenn die Haifische Menschen wären „Wenn die Haifische Menschen wären“, fragte Herrn K. die kleine Tochter seiner Wirtin, „wären sie dann netter zu den klei nen Fischen?“ „Sicher“, sagte er. „Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie im Meer für die kleinen Fische gewaltige Kä sten bauen lassen mit allerhand Nahrung drin, sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden sorgen, daß die Kästen immer frisches Wasser hätten, und sie würden überhaupt allerhand sanitäre Maßnahmen treffen. Wenn zum Beispiel ein Fischlein sich die Flossen verletzen würde, dann würde ihm sogleich ein Verband gemacht, damit es den Haifischen nicht wegstürbe vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trübsinnig würden, gäbe es ab und zu große Wasserfeste; denn lustige Fischlein schmecken besser als trübsinnige. Es gäbe natürlich auch Schulen in den großen Kä sten. In diesen Schulen würden die Fisch lein lernen, wie man in den Rachen der Haifische schwimmt. Sie würden zum Bei spiel Geographie brauchen, damit sie die großen Haifische, die faul irgendwo liegen, finden könnten. Die Hauptsache wäre na türlich die moralische Ausbildung der Fischlein. Sie würden unterrichtet werden, daß es das Größte und Schönste sei, wenn ein Fischlein sich freudig aufopfert, und daß sie alle an die Haifische glauben müß ten, vor allem, wenn sie sagten, sie wür den für eine schöne Zukunft sorgen. Man würde den Fischlein beibringen, daß diese Zukunft nur gesichert sei, wenn sie Gehor sam lernten. Vor allen niedrigen, materia listischen, egoistischen und marxistischen Neigungen müßten sich die Fischlein hüten und es sofort den Haifischen melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen verriete. Wenn die Haifische Menschen wären, wür den sie natürlich auch untereinander Krieg führen, um fremde Fischkästen und fremde Fischlein zu erobern. Die Kriege würden sie von ihren eigenen Fischlein führen las sen. Sie würden die Fischlein lehren, daß zwischen ihnen und den Fischlein der an deren Haifische ein riesiger Unterschied be stehe. Die Fischlein, würden sie verkünden, sind bekanntlich stumm, aber sie schwei gen in ganz verschiedenen Sprachen und können einander daher unmöglich ver stehen. Jedem Fischlein, das im Krieg ein paar andere Fischlein, feindliche, in ande rer Sprache schweigende Fischlein tötete, würden sie einen kleinen Orden aus See tang anheften und den Titel Held verleihen. Wenn die Haifische Menschen wären, gäbe es bei ihnen auch eine Kunst. Es gäbe schöne Bilder, auf denen die Zähne der Haifische in prächtigen Farben, ihre Rachen als reine Lustgärten, in denen es sich präch tig tummeln läßt, dargestellt wären. Die Theater auf dem Meeresgrund würden zei gen. wie heldenmütige Fischlein begeistert in die Haifischrachen schwimmen, und die Musik wäre so schön, daß die Fischlein un ter ihren Klängen, die Kapelle voran, träu merisch und in allerangenehmste Gedanken eingelullt, in die Haifischrachen strömten. Auch eine Religion gäbe es da, wenn die Haifische Menschen wären. Sie würde leh ren, daß die Fischlein erst im Bauch der Haifische richtig zu leben begännen. Übri gens würde es auch aufhören, wenn die Haifische Menschen wären, daß alle Fisch lein, wie es jetzt ist, gleich sind. Einige von ihnen würden Ämter bekommen und über die anderen gesetzt werden. Die ein wenig größeren dürften sogar die kleineren auf fressen. Das wäre für die Haifische nur angenehm, da sie dann selber öfter größere Brocken zu fressen bekämen. Und die grö ßeren, Posten habenden Fischlein würden für die Ordnung unter den Fischlein sor gen, Lehrer, Offiziere, Ingenieure im Ka stenbau usw. werden. Kurz, es gäbe über haupt erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische Menschen wären.“ sehr kleinen . Konflikten. Es sind nicht die äußeren Formen, welche den Rea listen ausmachen. Ausgehend von der Erläuterung der besonderen realistischen Schreib weise Shelleys fährt Brecht fort. Ein Rat „Schreibt wie Shelley!“ wäre ab surd; so wäre ein Rat „Schreibt wie Balzac!“. Diese Beratenen möchten sich da in Bildern ausdrücken, die aus dem Leben toter Leute gegriffen sind, dort auf psychische Reaktionen spekulieren, die nicht mehr einlaufen. Aber wenn wir sehen, auf wie man cherlei Weise die Wirklichkeit be schrieben werden kann, sehen wir, daß Realismus keine Formsache ist. Nichts ist so schlimm, als beim Auf- stellen von formalen Vorbildern zu wenig Vorbilder aufzustellen. Es ist gefährlich, den großen Begriff “Rea lismus“ an ein paar Namen zu knüpfen, so berühmt sie auch sein mögen, und ein paar Formen zu al lein seligmachenden schöpferischen Methoden zusammenzufassen, auch wenn es nützliche Formen sein mö gen. Über literarische Formen muß man die Realität befragen, nicht die Ästhetik, auch nicht den Realismus. Die Wahrheit kann auf viele Arten verschwiegen und auf viele Arten gesagt werden. Wir leiten unsere Ästhetik wie unsere Sittlichkeit von den Bedürfnissen unseres Kampfes ab. Aus der Rede anläßlich der Verleihung des Lenin- Friedenspreises 1966 Zuinnerst der Sphäre der Produktion und allüber die Sphäre der Produktion herrschte die Gewalt, sei es die offene des Flusses, der die Dämme zerreißt, oder die geheime der Dämme, die den Fluß nieder halten. Es handelte sich nicht nur darum, ob Kanonen hergestellt wurden oder Pflüge — in den Kriegen um den Brot preis sind die Pflüge die Kanonen. In den immerwährenden unerbittlichen Kämpfen der Klassen um die Produktionsmittel sind die Zeiten verhältnismäßigen Friedens nur die Zeiten der Erschöpfung. Nicht so. ist es, daß ein zerstörerisches, kriegerisches Ele ment immer wieder die friedliche Produk tion unterbricht, sondern die Produktion selbst gründet sich auf das zerstörerische kriegerische Prinzip. Das ganze Leben lang kämpfen die Menschen im Kapitalismus um ihre Existenz — gegeneinander. Die Eltern kämpfen um die Kinder, die Kin der um das Erbe, der kleine Händler kämpft um seinen Laden mit den anderen kleinen Händler, und alle kämpfen sie mit dem großen Händler. Der Bauer kämpft mit dem Städter, die Schüler kämpfen mit dem Lehrer, das Volk kämpft mit den Be hörden, die Fabriken kämpfen mit den Banken, die Konzerne kämpfen mit den Konzernen. Wie sollten da am Ende nicht die Völker mit den Völkern kämpfen? Die Völker, die sich eine sozialistische Wirtschaft erkämpft haben, haben eine wunderbare Position bezogen, was den Frieden betrifft. Die Impulse der Men schen werden friedlich. Der Kampf aller gegen alle verwandelt sich in den Kampf aller für alle. Wer der Gesellschaft nützt, nützt sich selbst. Wer sich selbst nützt, nützt der Gesellschaft, Gut haben es die Nützlichen, nicht mehr die Schädlichen. Der Fortschritt hört auf, ein Vorsprung zu sein, und die Erkenntnisse werden niemandem mehr verheimlicht, sondern allen zu gänglich gemacht. Die neuen Erfindungen können mit Freude und Hoffnung empfan gen werden, anstatt mit Entsetzen und Furcht. Ich selbst habe zwei Weltkriege erlebt. Jetzt, an der Schwelle des Alters, weiß ich, daß von neuem ein ungeheurer Krieg vor bereitet wird. Aber ein Viertel der Welt ist jetzt befriedet. Und in anderen Teilen befinden sich die sozialistischen Ideen im Vormarsch. Aus „An die Nachgeborenen" In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung Als da Hunger herrschte. Unter die Menschen kam ich zur Zeit des Aufruhrs Und ich empörte mich mit ihnen ... Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten. Schlafen legte ich mich unter die Mörder. Der Liebe pflegte ich achtlos Und die Natur sah ich ohne Geduld ... Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit. Die Sprache verriet mich dem Schlächter. Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich. So verging meine Zeit Die auf Erden mir gegeben war. Dabei wissen wir doch: Auch der Haß gegen die Niedrigkeit Verzerrt die Züge. Auch der Zorn über das Unrecht Macht die Stimme heiser. Ach, wir Die wir den Boden bereiten wollten für die Freundlichkeit Konnten selber nicht freundlich sein. Ihr aber, wenn es soweit sein wird Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist Gedenkt unsrer Mit Nachsicht. UZ 31/66, Seite 5
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