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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
- Ausgabe Nr. 1, 06.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 2, 13.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 3, 20.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 4, 27.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 5, 03.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 6, 10.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 7, 17.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 8, 24.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 9, 03.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 10, 10.03.1966 1
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- Ausgabe Nr. 14, 07.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 15, 14.04.1966 1
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- Ausgabe Nr. 17, 28.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 18, 05.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 19, 12.05.1966 1
- Ausgabe [Mai], Sonderausgabe -
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- Ausgabe Nr. 21, 26.05.1966 1
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- Ausgabe Nr. 24, 16.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 25, 23.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 26, 30.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 27, 07.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 28, 14.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 29, 21.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 30, 28.07.1966 1
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- Ausgabe Nr. 39, 06.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
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- Ausgabe Nr. 44, 03.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 48, 01.12.1966 1
- Ausgabe Nr. 49, 08.12.1966 1
- Ausgabe Nr. 50, 15.12.1966 1
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Band 10.1966
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Du und die INFORMATION Kanäle des kalten Krieges Der Bonner „Minister für gesamtdeut sche Fragen“, Mende, fordert von den west deutschen Rundfunkanstalten periodisch, sie sollten ihr Programm noch stärker auf die „mitteldeutschen Hörer und Zuschauer“ ausrichten. Als Spezialist für verdeckte Kriegsführung gegen die DDR „empfiehlt“ er Sprachregelungen (zu heftige Schmähun gen können die Landsleute .drüben' leicht verärgern), unterbreitet Vorschläge für neue Sendereihen „mit Blickrichtung Osten“ und verspricht einen hochdotierten Ehrenpreis für das Fernsehspiel, das die Wiedervereinigung nach seiner, Mendes, Konzeption am eindringlichsten propagiert. Den ministerlichen Worten folgen Taten: ..Lückenlose Kette von Sendern strahlt Westfernsehen in die Sowjetzone", trium phierten schon vor geraumer Zeit West berliner Frontstadtblätter. Ein „maßgeben der Gesichtspunkt“ bei der Standortwahl für neue Sender sei, so heißt es in einem der Berichte, „stets auch der gute Fernseh empfang jenseits der Zonengrenze“. Man rüstet die Sender mit besonders hohen Masten aus, „um möglichst weit in das Gebiet jenseits der Zonengrenze einstrah len zu können.“ 1) VORREITER DER RANGER Wozu der kostspielige Aufwand? Um den Bürgern der DDR aktuelle Sport berichte auf den Bildschirm zu bringen? Um ihnen den neuesten „Krimi“ frei Haus zu liefern oder eine zoologische Plauderei mit Prof. Grzimek? Es ist kaum anzunehmen, daß sich der Minister persönlich bemühte, wenn es Funk und Fernsehen nur darum ginge, den „Brü dern und Schwestern im Osten“ eine nette Unterhaltung zu „spendieren“. Wie auch zu bezweifeln ist, daß zu solchem freundlichen Zweck enorme Summen für Spezialanten nen und zusätzliche Sender ausgelegt wür den, die das westdeutsche Programm in die DDR einstrahlen. Mende und seine Hilfs truppen in den Rundfunkhäusern verfolgen eine ganz andere, weit weniger freundliche Absicht: Nadi den Plänen, die sein Ministe rium und die Generale der Bundeswehr zur gewaltsamen Eroberung der DDR entwor fen haben, heißt das erste Ziel, ideologische Aufweichung und Unterhöhlung der DDR, das Säen von Zweifeln, Unzufriedenheit und Unstimmigkeiten zwischen Bürgern, (Staatsapparat und Partei. Eingeschleuste Terroristengruppen, Ran ger und der Vormarsch der Bundeswehr sollten die nächsten Etappen sein. Marschbefehle für Bundeswehr und Sa botagetrupps sind schnell ausgestellt, daß der Überfall auf die DDR einen Weltkrieg bedeutet, ist einkalkuliert — Sorgen macht den Herren nur die Bevölkerung der DDR, die durchaus nicht bereit ist, die Bundes wehr als „Befreier“ zu begrüßen. Damit aber steht und fällt die ganze „Rechtferti gung“ des Unternehmens vor den West deutschen, den Völkern der NATO-Ver bündeten und vor der Welt. Hier nun sol len Funk und Fernsehen in die Bresche ge worfen werden. Als „wichtigste Brücke nach drüben“ — so Mende — sollen sie durch falsche Informationen, durch eine Ablenkung von wichtigen Problemen und durch massive Hetze die Bürger der DDR geistig so unter Druck setzen, daß diese zu mindest nicht mehr aktiv für ihren Staat eintreten, ihn vielleicht sogar verraten.' „Rundfunk und Fernsehen sind Waffen, vielleicht moderner und entscheidender als die neuesten Atomraketen“, schrieb einmal der „Vertriebenen-Anzeiger“, eines der übelsten Revanchistenblätter. 2) Hamburger Rowohlt-Verlag erschienenen Schrift. Um Paczenskys Worte zu konkretisie ren: In den Rundfunk- und Programm beiräten sitzen nach den letzten hier greif baren Veröffentlichung 18 Minister und Staatssekretäre der früheren und jetzigen Bundesregierung, 19 Minister und 4 Mini sterpräsidenten von Länderregierungen, 8 führende Revanchistenfunktionäre, min destens 32 Unternehmer, 3 Bankiers usw. Hier nur einige bekannte Namen: Rai ner Barzel, Scharfmacher der CDU-Bun destagsfraktion, bekannt für eigene Ge danken zur Eroberung der DDR; Hans Krüger, als Massenmörder entlarvter ehe maliger „Bundesvertriebenen - Minister“; Bernhard Leverenz, Justizminister in Schleswig-Holstein, verantwortlich für zahlreiche widerrechtliche Verhaftungen von DDR-Bürgern und westdeutschen Demokraten; Rudolf Hanauer. Bayrischer Landtagspräsident, in die „Baura“-Betrugs- affäre verwickelt; Stephan Thomas, Chef des „Ostbüros der SPD“, Spezialist für Hetze und Sabotage gegen die DDR: Dr. Werner Mühlbradt als Repräsentant der „Bundesvereinigung der Arbeitgeberver bände“, also der politischen Dachorganisa tion der Konzerne; Johann Baptist Gradl, CDU-Bundestagsabgeordneter, Starredner auf Revanchistenkongressen, maßgeblicher Initiator des „Grauen Planes“ zur Liqui dierung der DDR. Die wenigen Namen mögen genügen — über den Geist, den sie Funk und Fern sehen aufzwingen, dürften Zweifel nicht möglich sein (und wie erst vor wenigen Monaten die Absetzung einer kritisch-sati rischen Sendung „Hallo, Nachbarn“ oder ganz jüngst die plötzliche Streichung eines Interviews mit dem Philosophen Karl Jaspers, der Herauswurf des Leiters der aktuell-politischen Sendereihe „Panorama“, Joachim Fest, oder die Entscheidung, der DFU keine Sendereihe zu gewähren, be wiesen, scheuen sie nicht davor zurück, ihre Macht zu mißbrauchen). DIE BESTOCHENE TAGESSCHAU Wie können West-Rundfunk und -Fern sehen ihrem Auftrag aber gerecht werden? Wer von unseren Bürgern den schwarzen Kanal einstellt, sieht doch nicht bewußt politische Kommentare und Übersichten, sondern Sportberichte, Filme. Unterhal tungssendungen: allenfalls die „Tages schau“, von der er meint, daß sie ja „nur Nachrichten“ bringe. Kommentatoren wie Matthias Walden kauft kaum einer unserer Bürger noch ab, was sie an vergewaltigter Politik zu bieten haben. Sie haben sich selbst zu unglaub würdig gemacht. Der „Tagesschau“ aber oder der Nachrichtensendung des Deutsch landfunks, die man kurz vor dem Krimi oder gleich nach dem „Aktuellen Platten teller“ mit anhört? Diskussioneh bewei sen: Was in diesen Sendungen gesagt wird, hinterläßt Spuren auch im Denken des DDR-Bürgers, der sie verfolgt. Denn: „das sind ja Nachrichten, Tatsachenmeldungen, also müssen sie doch der Wahrheit ent sprechen ..,“ Der Gedankengang ist verständlich. Es ist für den ehrlichen Menschen schwer, sich vorzustellen, ein anderer könne mit der Miene des Biedermannes ganz unver froren die dicksten Lügen auftischen. Ge rade auf diesen Glauben des schlichten Bürgers an eine elementare Ehrlichkeit spekulieren jedoch gewisse Volksverfüh rer. Ja, bürgerliche Sozialpsychologen, die sich mit der Wirkung von Presse und Rundfunk befassen, haben sogar die Lehre aufgestellt, mit Nachrichten, die nach An sicht des „kleinen Mannes“ nur unumstöß liche Tatsachen melden, sei der Leser und Hörer viel leichter zu beeinflussen als mit kommentierenden Beiträgen, deren Inhalt er eher in Zweifel zieht. Dabei kann die „Nachricht“ völlig falsch sein oder auch „nur“ etwas Wesentliches verschweigen oder einen falschen Zusammenhang be dingen. Doch wir gingen von der „Tagesschau“ aus. Sagt sie die Wahrheit oder belügt sie den ihr vertrauenden Bürger? Über lassen wir die Antwort bürgerlichen Kol legen der „Tagesschau“-Redakteure! In einer groß angelegten, über mehrere Monate reichenden Analyse dieser Haupt nachrichtensendung des ersten Programms des westdeutschen Fernsehens kommt die Hamburger Zeitschrift „deutsches Pano rama“ 1 ) zu dem Ergebnis, daß diese Sen dung „gar nicht darauf angelegt ist, schnell, objektiv und korrekt zu informieren“, son dern vielmehr von der Unterschlagung be stimmter Nachrichten bis zur Falschmel dung alles tut, um bei ihren Zuschauern ein verzerrtes Weltbild zu erzeugen. In Nachrichten über den Krieg der USA gegen das vietnamesische Volk übernimmt die Tagesschau beispielsweise — mit dem Segen der Regierung Erhards — unbesehen alle Siegesmeldungen amerikanischer Presseoffiziere, auch wenn sie sich damit vor ihren Zuschauern lächerlich macht. Stän dig werden Meldungen gebracht: „Die Be völkerung wendet sich zunehmend von den Vietkong ab“; peinlich, als dann die Nach richt durchrutschte, „daß die Verluste der .südvietnamesischen Regierungstruppen seit 1960 schon höher lägen, als die amerikani schen Verluste im zweiten Weltkrieg und im Koreakrieg“. Die „Tagesschau“ meidet, daß der USA-Botschafter im Mekong-Delta „Reis aus amerikanischen Heeresbeständen an die Bevölkerung verteilt“ — sie ver schweigt. daß die Bevölkerung in diesem Reis-Anbauzentrum hungert, weil die Amerikaner ganz systematisch die Ernte vernichten, um die Partisanen auszuhun gern. Die Tagesschau verschweigt, daß amerikanische Terrorbomber Krankenhäu ser, Schulen und Kirchen zerstören, faselt aber ständig von „Friedensbemühungen“ Johnsons. Und an die Berichte des Goebbels-Rund funks von „siegreicher Frontbegradigung“ erinnert es endlich, wenn die „Tagesschau“ an die Meldung von einer Niederlage der Ledernacken anhängt: „Nach amerikani schen Angaben war das Gefecht dennoch erfolgreich, weil die Vietkong weit höhere Verluste erlitten als die Amerikaner.“ „deutsches panorama“ resümiert: „Unsere Tagesschau übernimmt alle Behauptungen der amerikanischen psychologischen Krieg führung: daß alle Vietkong Kommunisten sind, daß alle amerikanischen Äußerungen ernst zu nehmen sind, daß die Lage immer so aussieht, wie die Amerikaner sie dar stellen.“ Soweit die Hamburger Zeitschrift. Man könnte ihre Analyse beliebig erweitern, beispielsweise auf die Lüge hinweisen, die die Tagesschau jedes Mal ausspricht, wenn sie die bewußt für die Befreiung der Hei mat kämpfenden südvietnamesischen Pa trioten als „Rebellen“ abwertet und das im ganzen Volk verhaßte Marionetten regime als „rechtmäßige Regierung“ be zeichnet. Doch lassen wir es mit dem Ge sagten bewenden. Verzichten wir auf wei tere Belege: wie die Tagesschau lügt, wenn sie statt DDR „Zone“, „Mitteldeutschland“ oder sonst etwas sagt, statt Bundesrepu blik aber oft genug anmaßend „Deutsch land“; wie 8 von 9 westdeutschen Sendern CDU REGIERT DIE FUNKHÄUSER Daß Mendes gefährliches Vorhaben in den Funkhäusern der Bundesrepublik auf wenig Widerstand stößt, ist leicht zu er klären. Ein ebenso ausgeklügelt wie ein fach wirkender Lenkungsmechanismus ga rantiert, daß Funk und Fernsehen stets die Linie Bonns vertreten: Die politische Grundrichtung und bestimmte Einzelheiten des Programms wie auch die personelle Besetzung der Redaktionen werden in jeder der acht westdeutschen Länder-Rund funkanstalten (Westdeutscher Rundfunk, Bayrischer Rundfunk, Radio Bremen usw.), zu denen jeweils ein Fernsehsender gehört und in der Anstalt „Zweites (West-)Deut- sches Fernsehen“ von einem Rundfunkrat, dem Verwaltungsrat und einem Programm beirat bestimmt. Entscheidungen werden von diesen zumeist durch die jeweiligen Landesparlamente berufenen Räten nach dem Mehrheitsprinzip gefällt. „... In der Bundesrepublik heißt diese Mehrheit zwar nicht bei jedem Sender, aber doch für die Gesamtheit der Anstalten: CDU, CSU ... Die Mitglieder oder Freunde der Regierungspartei ... sorgen dafür, daß die Interessen der Regierung berücksich tigt werden .. ."3), so beurteilt das der be kannte westdeutsche Journalist Gert v. Pa- czensky, der selbst jahrelang im Nord deutschen Rundfunk arbeitete, in einer im UZ 30/66. Seite 4 Von Peter Hamann und das Fernsehen nicht ein einziges Wort über die Ostermärsche verloren und die „Tagesschau“ die Bonner Revanchisten kundgebung am 14. Mai als friedliches Treffen zeigte, obwohl Polizei und revan chistische Rowdys protestierende Jugend liche blutig schlugen ... Das ist die „objektive Information“ des schwarzen Kanals. - Das zeigt aber auch, wie falsch der Glaube ist, man könne sich ein richtiges Bild vom Weltgeschehen am besten durch den „Vergleich beider Sei ten“ machen, zwischen denen die Wahr heit liege. Die „goldene Mitte“ ist keine tiefere, sondern . umgekehrt eine einge schränkte, eine Wahrheit mit Abstrichen, die eine Orientierung erschweren. UNPOLITISCHE UNTERHALTUNG? Aber der Sport, die Unterhaltung? Da werde doch keine Politik getrieben? Sehen wir davon ab. daß wohl niemand den Kanal oder die Welle wechselt, wenn zwischen Sport- und Unterhaltungssendun gen für wenige Minuten Nachrichten oder ein Kommentar vorgetragen werden. Wich tiger ist, daß auch in solchen Sendungen handfeste politische Beeinflussung ver packt ist. nur liegt sie eben nicht zur An sicht obenauf. Sie ist in ihnen vielmehr verborgen einmal als Weltanschauung; Lebensauffassung und Moral imperialisti scher Prägung und zum anderen als di rekte antikommunistische Hetze. Sei es ein Kriminalfilm („Hitchcocks Leichen sind die besten“), sei es eine Heimatschnulze mit Jürgen Bäumler (blonde Bankangestellte entscheidet sich für deutschen Forstgehilfen, italienischer Nebenbuhler ist ein Ganove), ein Schlager festival (man singt schon ein sentimentales Lied über US-Soldaten in Vietnam — ohne Protest, ohne Warum) oder sonst eine „leichtgeschürzte“ Sendung. Stärker oder schwächer, besser oder schlechter versteckt werden Ideale genährt, eine Moral erzeugt und Ansichten demon striert, die nicht die unseren sind — Bru talität oder Lebensangst, extremer Egois mus und Besitzgier, chauvinistische Über heblichkeit gegenüber anderen Völkern und die Verachtung des Menschen. Es ist kein Zufall, wenn westdeutsche Pädagogen und Pfarrer klagen. Film, Fern sehen und Illustrierte förderten systema tisch Unmoral und Verrohung der Jugend; Es gibt eben eine Art der Darstellung von Verbrechen und Unmoral, die noch unreife Menschen zur Nachahmung reizt, statt sie abzustoßen. Und es gibt eine Art, das Leben darzustellen, die nicht zum Schaffen für sich selbst und die Gemeinschaft an regt. sondern zum Träumen vom süßen Müßiggang, verantwortungslosem Ich-Den- ken oder auch zu pessimistischem Zweifel. Gar nicht weiter ausführen wollen wir. daß in all diesen Sendungen ganz selbst verständlich das kapitalistische System des Privateigentums an den Produktionsmit teln (Voraussetzung des „interessanten“ Playboy-Lebens eines Guter Sachs und seinesgleichen), die undemokratische Un terdrückung der Frau und die bürgerliche Philosophie nie angegriffen werden, daß der westdeutsche „formierte“ Staat still schweigend als „reine Form der Demokra tie“ und „soziale Idylle“ anerkannt wer den. vom Kommunismus aber höchstens mit Schaudern und Naserümpfen gespro chen wird. Vgl. auch Dr. Gerhard Jung: „In formation — Informationspolitik“ in UZ 25/66, Seite 4; Prof. Dr. E. Du- siska: „Gesellschaftliche Information — klassenbedingt“, in UZ 27 66, Seite 4; Peter Hamann: „Ein System falscher Information“ in UZ 28 66, Seite 4; Prof. Dr. Franz Knipping: „Meinungsmonopole und formierte Gesellschaft“, in UZ 29 66, Seite 4! ER DE AI SE De Univ« Die direkte antikommunistische Hetz« kann aber auch in Unterhaltungssendun gen noch deutlicher werden. Da sendete das Zweite (West-)Deutsche Fernsehen bei spielsweise ein Fernsehspiel „Das verräte rische Licht“. Sein Inhalt? Wir möchten uns eine eigene „Besprechung“ ersparen und statt dessen die kurze Inhaltsangabe zitieren, mit der die westdeutsche Pro grammzeitschrift „hör zu“ ihre Leser ani mieren wollte. Sie entspricht dem „Spiel- völlig: „Bruder erkrankt. Sofortiges Kom men nötig“. Mit diesem Telegramm wird Beate Zöllner, Sekretärin in der Konstruk- tionsabteilung eines Flugzeugwerkes in die Zone gelockt. Ihr Reiseziel ist das Zucht haus in Halle an der Saale. Dort verbüßt ihr Bruder Wolfgang eine zehnjährige Zuchthausstrafe. Beate wird von Dr. Ko nitz, einem Polit-Beamten, empfangen. Er erklärt ihr. daß Wolfgang an Tbc erkrankt sei. Gleichzeitig bietet er dem Mädchen die Freilassung ihres Bruders an. Dafür soll Beate für die Zone Spionage treiben ..." ung heute der l liehet den 1 Aggr De Natürlich tut es Beate dann nicht, oder doch nicht vollendet, und die „Agenten der Zone“ fallen herein... Die Aussage ist deutlich: Hetze gegen die DDR, die ..di« Bürger ins Zuchthaus werfen und lie- bende Verwandte brutal erpressen", um „durch Spionage wirtschaftlich voranzu kommen“. Der Betrachter schaudert - und schluckt den Antikommunismus willig, ohne an die alte Volksweisheit zu denken: „was ich selber denk und tu .. Pro S Ei f del ‘ US Wir sprachen eingangs von der Konzep tion Mendes, die Bürger der DDR ideolo gisch unter Druck zu setzen. Zweifel zu säen und Unzufriedenheit, eine falsche Einstellung zur Gesellschaft, zum Staat zu nähren: Die Unterhaltungssendungen sind ein Pferd im Rennen Mendes' Es läuft für ihn, wenn ein Supermann im Fließband verfahren „kommunistische Untermen schen“ umbringt, wenn „Schlesien“ und das „Sudetenland“ zum Ziel der Sehnsucht aufgeschnulzt werden und „Egerländer Musikanten“ blasen: Es bringt ihm Ge winn ein, wenn im Sportfunk Westdeutsch land zu Deutschland wird, die DDR aber — je nach Laune zur „Zone“ oder „Mittel deutschland“. Mendes „Grauer Plan“ wird aber auch gefördert, wenn bestimmte bürgerliche Moralvorstellungen und Ideen, Egoismus. Träume vom süßen Leben, Desinteresse an der Gesellschaft („Jeder stirbt für sich allein“) das zerstören, was das Leben in unserer sozialistischen Gesellschaft, was unsere Presse und unsere Schule den Menschen anerziehen: das Bewußtsein, daß das Glück des einzelnen abhängt vom Glück der Gesellschaft und seiner eigenen Leistung. Und das geschieht in ..Unterhal tungssendungen" — mit noch größerer Wir- kung als in einem doch offenbar politischen Kommentar geschieht es hier tropfenweise, also in kleinen Dosen, aber stetig, emotio nal wirksam, weil in dramatische Hand lung umgesetzt und unauffällig, weil in einer Sendung, von der der Bürger keine Beeinflussung erwartet. Das Rezept faßte das NATO-Organ „Revue militaire gene rale“ treffend zusammen: „Jedesmal wenn sich ein Rock and Roll, ein Calypso in einem kommunistischen Bewußtsein festsetzt, trägt es dazu bei. andere Dinge auszuwischen, und diese anderen Dinge resümieren sich immer in Begriffen der Ideologie.“ Anmerkungen: ') Spandauer Volksblatt 9. 4. 1961 ?) „Der Vertriebenen-Anzeiger“. März 1964 3) von Paczensky „Die Folge der Ära Aden auer im Fernsehen“, in: Information oder herrschen die Souffleure, Reinbek bei Ham burg. 1964. S. 121 4) „deutsches panorama“. Hamburg. Nr. 1 - und 3. 1966 ■ n am Sehmu LTag Reten ' dur " Lu lordvi ihr hen “ftpi h Kranl Rngen * Di< Bndet 1 Svietna Bletnan Rpf z ^sion Balen bität l Mscl "seh i Verstä Verte ? un Bng 1 L unse Smesi die 1 C ler U w- 1 gdhres . 3110 Wi Jes 3 uns X.dari SGeutsc Par für CDU-Politiker bestimmen den poli tischen Inhalt des westdeutschen Rundfunks und Fernsehens. Revan chistenveranstaltun gen werden als fried liche Willenskund gebungen dargestellt, der Ostermarsch westdeutscher Atom waffengegner z. B. jedoch totgeschwie gen. Das ist ihre „objektive Informa tion“. Das Ziel ihrer Informationspolitik: Vertuschung der wahren Absichten des Imperialismus, Aufbereitung des Bodens für eine mi litärische Aggres sion durch ideolo gische Diversion Wichtigste Mittel: Rundfunk und Fern sehen. Foto«: Zentraibid
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