Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
- Ausgabe Nr. 1, 06.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 2, 13.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 3, 20.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 4, 27.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 5, 03.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 6, 10.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 7, 17.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 8, 24.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 9, 03.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 10, 10.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 11, 17.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 12, 24.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 13, 31.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 14, 07.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 15, 14.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 16, 21.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 17, 28.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 18, 05.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 19, 12.05.1966 1
- Ausgabe [Mai], Sonderausgabe -
- Ausgabe Nr. 20, 19.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 21, 26.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 22, 02.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 23, 09.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 24, 16.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 25, 23.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 26, 30.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 27, 07.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 28, 14.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 29, 21.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 30, 28.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 31, 11.08.1966 1
- Ausgabe Nr. 32, 18.08.1966 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 25.08.1966 1
- Ausgabe Nr. 35, 08.09.1966 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 15.09.1966 1
- Ausgabe Nr. 38, 29.09.1966 1
- Ausgabe Nr. 39, 06.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 42/43, 27.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 44, 03.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 48, 01.12.1966 1
- Ausgabe Nr. 49, 08.12.1966 1
- Ausgabe Nr. 50, 15.12.1966 1
-
Band
Band 10.1966
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
"rof. Dr. Or. h. c. Dr. h. c. GEORG MA YER Hochschulreform im Dienst der „Formierten Gesellschaft“ w Angesichts des lebhaften Interesses, J™ die ... „Prinzipien“ (Prinzipien zur Bstteren Entwicklung von Lehre und For- Sung an den Hochschulen der Deutschen Blokratischen Republik. D. Red.) weit Bsr den Bereich der Hochschulen hinaus kegnen, erscheint es uns angezeigt, die dmerksamkeit auf die jüngsten Empfeh- 3 en des westdeutschen Wissenschafts- zu lenken und sie mit unseren Be- .Zungen um eine den Erfordernissen der tsellschaft Rechnung tragenden Weiter- Wicklung des Hochschulwesens zu kon- Stieren... hie wissenschaftliche Entwicklung in der fischen Revolution stellt die Universi- Bemnund Hochschulen mit objektiver Not- dendigkeit vor eine Reihe von Problemen BSlinhaltlichen und organisatorischen Ge- etung des Studiums. In allen entwickel- m Industrieländern steigt der Bedarf an h?senschaftlichen Fachkräften, und dem- BtüäPrechend steigt auch die Zahl der j Anten. Die Hochschulausbildung muß 6 besonders in den ersten Stufen stär- l auf die Vermittlung der wissenschaft- S en Grundlagen konzentrieren, der Bn und Prüfungsstoff kann nicht pro- krtonal den neuen Erkenntnissen wach- ’ er muß sogar reduziert werden. Die Studenten sollen befähigt werden, die wis senschaftliche Entwicklung selbständig zu verfolgen. Das System der Höhergraduie- rung und der Weiterbildung von Hoch schulkadern muß ausgebaut werden ... Die geeinte Arbeiterklasse hat unter Führung ihrer Partei den Beweis erbracht, daß sie Wissenschaft und Hochschule zu hoher Blüte zu führen vermag. Als Partei und Regierung bereits 1951 eine tiefgrün dige Studienreform durchführten, die von den herangereiften gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Erfordernissen ausging, war von den wieder an die Macht ge kommenen imperialistischen Kräften Westdeutschlands ein Schwall von Ver leumdungen und Verdrehungen zu ver nehmen. Heute finden wir in den Empfeh lungen des westdeutschen Wissenschafts rates eine Reihe von studienorganisatori schen Maßnahmen, die unseren von damals sehr ähneln ... Eine gewisse Anpassung der Studien ordnung an moderne Erfordernisse der Wissenschaft sagt über den Charakter der Maßnahmen noch nichts aus. Entscheidend ist das gesellschaftliche System, in dessen Rahmen solche Modernisierung durchge führt wird. Wessen Interessen Wissen schaft und Hochschulwesen dienen, wie die geistigen Grundlagen des Universitäts wesens beschaffen sind und auf welcher sozialen Struktur das Bildungswesen be ruht, das sind Kernfragen jeder Bildungs- und Hochschulpolitik. Das Studium der neuen Empfehlungen des Wissenschaftsrates läßt nur die Wer tung zu, daß damit die Integration des Hochschulwesens in das staatsmonopoli- stische System beschleunigt werden soll, das ihnen von den herrschenden Kreisen der Bundesrepublik zugedacht ist, ein Mit tel zur Einfügung der Hochschulen in die „Formierte Gesellschaft“ zu sein. Nach den vorliegenden Empfehlungen des Wissenschaftsrates soll die Mehrzahl der Studenten in einem — in der Regel — vierjährigen Studium eine wissenschaft liche Berufsausbildung erhalten ... Vor dem ganzen Bildungswesen der Bundesrepublik steht als unausweichliche Aufgabe ein sozialer Strukturwandel. Fortschrittliche Bildungspolitiker, Wissen schaftler, Studenten und die Gewerkschaf ten haben — nicht zuletzt auch unter dem Wirken des Beispiels der Deutschen De mokratischen Republik wiederholt ver langt, den Kindern von Arbeitern und Bauern die gleichen Bildungschancen und -rechte einzuräumen. Die Vorrechte von Kindern der Begüterten und der in ihrer sozialen Stellung bevorzugten Schichten sollen als undemokratisch überwunden werden. Daran sind die in Westdeutschland herr schenden Kreise natürlich nicht interes siert. Sie möchten und müssen zwar einer seits das potentielle Begabtenreservoir mehr erschließen, wollen aber andererseits das Bildungsprivileg nicht antasten, höch stens etwas modifizieren. Die Masse der Studenten soll nach einem rationalisierten Studium von nur vier Jahren als Fachkräfte in den Dienst der Monopole treten. Die vorgesehene Begren zung der Immatrikulationszeit wird unter \ den gegebenen Bedingungen die Belastung aller Studenten außerordentlich erhöhen und dazu führen, daß die wenigen Kinder von Arbeitern und Bauern kaum oder nur sehr schwer das Studienziel erreichen wer den. Denn: Die Studienförderung ist be kanntlich völlig unzureichend. Die perso nellen und räumlichen Voraussetzungen für ein ordnungsgemäßes wissenschaft liches Studium sind auf vielen Fachgebie ten nicht vorhanden. Vor allem aber ist das ganze — nach Rolf Dahrendorf — nicht „arbeiterfreundliche“ Bildungswesen so an gelegt, daß der in den Empfehlungen häufig verwandte Begriff der „Befähigung“ nicht in erster Linie eine Frage der gei stig-moralischen Fähigkeiten, sondern viel mehr ein Problem der sozialen Herkunft und Stellung und der politischen Einstel lung ist... Es gibt nicht wenige Stimmen in Krei sen der Intelligenz, der Studentenschaft und der Gewerkschaften, die eine Erzie hung im Geiste des Humanismus, der Verständigung und des Friedens fordern. Aber ihre Forderungen nach einer echten Bildungsreform schlagen sich in den neuesten Empfehlungen des Wissenschafts rates nicht nieder. Im Gegenteil: Die Emp fehlungen schaffen den organisatorischen Rahmen, um die von den herrschenden Gruppen der Bundesrepublik erwünschte Erziehung ebenfalls effektiver zu gestal ten. Offenbar sind die Herren des Monopol kapitals und des Staates trotz Ostkunde unterricht und Geschichtsfälschung in der Schule, trotz anderer Methoden der Mani pulation des Menschen mit den erreichten Ergebnissen nicht zufrieden. Es paßt ihnen nicht, daß sich Studenten unter Berufung auf die grundgesetzlich verbürgte Mei nungsfreiheit gegen die USA-Aggression in Vietnam, gegen die Notstandsgesetze und gegen die Atorrüstungspläne der Bundesregierung wenden. Die Formierung eines den Herrschenden genehmen staats bürgerlichen Bewußtseins im Zuge der Formierung der Gesellschaft läßt sie nach neuen Organisationsstrukturen in der - Er ziehung der akademischen Jugend suchen... Man kann dem Vorsitzenden des Allge meinen Studentenausschusses an der Westberliner Universität beipflichten, wenn er im Hinblick auf die Beschnei dung politischer Freiheiten der Studen ten an den Universitäten und die Ver suche der CDU/CSU zur Formierung der Gesellschaft in der Bundesrepublik kürz lich feststellte, „daß die Universität — integriert in diesem Formierungsprozeß — auf dem Wege ist zu einem rationell funktionierenden Betrieb, zu einer Aka demiker-Fabrik, mit einem reglementier ten Stoff-Produzieren und -Reproduzie ren, mit der Aufgabe, möglichst billjge Spezialfunktionäre auszustoßen“. • Diese den Empfehlungen des Wissen schaftsrates im herrschenden System der Bundesrepublik zugedachte Rolle wird auch deutlich an dem Wege ihres Ent stehens. Die überaus große Mehrheit der westdeutschen Hochschullehrer und Stu denten, die von den Empfehlungen in erster Linie betroffen sind, erfährt von ihnen aus der Presse. Die Kommentare der Zeitungen laufen darauf hin. daß die Universitäten ohne prinzipielle Diskussion die Empfehlungen verwirklichen sollen. Viele Hochschullehrer und Studenten sind zu Recht empört über diese undemokra tische Verfahrensweise. Sie sollten erken nen, daß hier kein „Schönheitsfehler“ vorliegt, sondern daß diese Praxis ein Stück „formierte Gesellschaft“ ist. Als Resümee dieser Betrachtung kann festgestellt werden, daß eine demokrati sche Hochschulreform, die dringend not tut, nur möglich ist und gelingen kann, wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse demokratisiert werden. Von der „For mierten Gesellschaft“ der CDU/CSU er wachsen der Wissenschaft und dem Hoch- schulwesen unermeßliche neue Gefahren. (Aus ND vom 28. Juni 1966, red. gekürzt) le am Philosophischen Institut schon * längerer Zeit, bestehende Arbeits- J’Pe „Philosophische Probleme der Bio- p“ hat sich unter der Leitung von „ R. Rochhausen unter Einbezie- l& aller auf dem Gebiet der philoso- 6Sfhen Probleme der • Naturwissen- eTten tätigen Philosophen unserer Uni- ktät neu konstituiert. Eines der wich- i kn Ziele dieser Gruppe besteht darin, ^.Philosophische Leben an der Mathe- ^.'^-Naturwissenschaftlichen Fakultät ; Ahl zum Nutzen der Philosophie als hder Naturwissenschaften zu aktivieren, i s »mit das dringend notwendige Bünd- h zwischen Naturwissenschaftlern und „ °sophen zu pflegen und zu entwik- 80 Den Auftakt für dieses Vorhaben Sesn.wir in unserem philosophischen Aräch vom 16. Juni, zu dem etwa mAngehörige unserer Universität (über- „ynd Naturwissenschaftler) erschienen “en. Ps Referat zum Thema „Klassifikation Le"issenschaften als philosophisches Pro- A Wurde von Dr. Roch hausen gehal- q Der Referent ging davon aus, daß die 66 der Wissenschaften im gesellschaft- een Leben ständig im Wachsen begrif- 4, ist und nahezu alle Sphären des Ans durchdringt. Aufgabe der Klassi- l >on der Wissenschaften ist es, die Plizierte Struktur der Wissenschaften ezestalt eines „mehrdimensionalen Ge- 4658" zu erfassen, wodurch wiederum sd"eise für die Wissenschaftsplanung .. Wissenschaftsorganisation gegeben ^n können. k.da Klassifikationsproblem philoso- "fhe Probleme impliziert (wie z. B. die Begründung der Einheit der Wissen schaften), ist es ohne Mitarbeit einer wis senschaftlichen Philosophie nicht zu lösen. Im Verlaufe einer Analyse der historischen Entwicklung der Wissenschaftsklassifika tion wurden die philosophischen Problem stellungen herausgearbeitet. In diesem Zu sammenhang wies Dr. Rochhausen auf die historisch begründete Unvollständigkeit des Engelsschen Klassifikationsschemas hin, die besonders in der Eindimensionalität (hierarchische Abstufung der Gegenstände nach den Bewegungsformen) der Einteilung der Wissenschaften liegt. Er betonte, daß Engels bei der Einstufung von Physik und Chemie schon selbst auf die Schwierig keiten einer solchen Abstufung aufmerk sam machte. Eine umfangreiche Begründung erfuhr der Gedanke von der Einheit der Wissen schaften (besonders von Natur- und Ge sellschaftswissenschaften), wobei in kriti scher Auseinandersetzung mit Neukantia nismus und Lebensphilosophie die Manx- sehe Auffassung, daß die Einheit der Wissenschaften aus dem realen Theorie Praxis-Verhältnis des Geschichtsprozesses zu erklären ist, in den Mittelpunkt ge stellt wurde. Danach ergibt sich die Ein heit beider Wissenschaftsgebiete daraus, daß die Naturwissenschaften die theore tische Begründung der praktischen Beherr schung der Natur durch den Menschen ab geben müssen, während die Gesellschafts wissenschaften die praktische, Beherr schung der Vergesellschaftung des Men schen theoretisch fundieren sollen.*) Diese Begründung der Einheit der Wissenschaf ten schließt die Begründung durch die materielle Einheit der Welt ein. Abschließend wurden drei Klassifika- tionsprinzipien, herausgearbeitet, die aller dings nur in gekoppelter Weise zur einiger maßen vollständigen Klassifikation der Wissenschaften angewendet werden kön nen: 1. Einteilung der Wissenschaften nach Ge genständen, wobei sich Gradabstufungen hinsichtlich der Abstraktheit der Ge- gegenstände besonders innerhalb einer Grundwissenschaft (Physik oder Biologie) als nützlich erweisen. 2. Einteilung der Wissenschaften nach den ' Methoden, wodurch Entwicklungstenden zen und Verflechtungen der Wissen schaften untereinander besonders gut zum Ausdruck gebracht werden können. 3. Als besonders zukunftsträchtiges Prin zip wurde die synthetisch aufbauende Betrachtungsweise, die in der Biologie durch v. Bertalanffy expliziert wurde (synthetisches Fortschreiten vom Ele mentarprozeß der Zelle bis zu kompli zierten Wechselbeziehungen zwischen hochentwickelten Lebewesen und Milieu) angeführt. In einem kurzen Diskussionsbeitrag wies G. T erto n darauf hin, daß die System theorie L. v, Bertalanffys die These von der materiellen Einheit der Welt als Be gründung für die Einheit der Wissen schaften durch eine strukturelle Betrach tungsweise in sinnvoller Weise vertieft. Dr. Kannegießer lehnte den für Kyber netik gebrauchten Terminus „Querschnitts wissenschaft“ ab. Er unternahm den Ver such, einen allgemeinen Strukturbegriff zu explizieren, der im Prinzip in gleicher Weise für die Mathematik wie auch für Kybernetik zutreffe. Demnach sei die Kybernetik ebenfals eine Strukturwissen schaft. Prof. Dr. Harig wies ebenfalls darauf hin, daß die Untersuchung von Strukturen Mathematik, Logik und Kybernetik in einen engen Zusammenhang rückt. Er be tonte, daß die praktische Einteilung der Wissenschaften, so wie wir sie etwa in der Universitätsstruktur vorfinden, einer Un tersuchung unterzogen werden müßte. Hier- sind auch verschiedene Formen der Zusammenarbeit herangereift, die sich etwa dadurch auszeichnen, daß Vertreter verschiedener Wissenschaften mit Erfolg an ein und derselben Problemstellung ar beiten. Eine Untersuchung derartiger prak tischer Probleme sollte für die Unter suchung zur Wissenschaftsklassifikation fruchtbar gemacht werden. Die Diskussion über Wissenschaftsklassi- fikation müßte nach Meinung Dr. Wolfs dazu beitragen, den oftmals recht langen Weg von der Klärung des Gegenstandes einer sich herausbildenden Wissenschaft bis zu ihrer Eingliederung in die Lehr fächer der Universität zu verkürzen. Insgesamt hat sich im Verlauf der Ver anstaltung gezeigt, daß an der Mathema tisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ein großes Interesse an philosophischen Pro blemen der Wissenschaften besteht. Es ist geplant, im Oktober dieses Jahres eine weitere Veranstaltung durchzuführen. •) Zu diesem Problem ausführlicher nachzulesen in UZ 1/66. S. 7, Fiedler/Seidel: „Marx nicht ge lesen — gelandet bei Kant“. Klassifikation der Wissenschaften als philosophisches Problem GERHARD TERTON DDR-Staatsgrenze — Friedensgrenze ( Die DDR-Staatsgrenze fördert die Verständigung Nahezu fünf Jahre ist es her, daß am 13. August 1961 durch den antifaschistischen Schutzwall in Berlin unsere Staatsgrenze wirksam gesichert wurde. Aus diesem Anlaß - die Schmähungen und Verleumdungen des Gegners gegen diese Grenze ließen seit jenem Tag nicht nach - veröffentlichen wir heute einen weiteren Bei trag von Manfred Scholz, Fakultät für Journalistik. sunächst gilt es, Ursache und Wirkung ehtig auseinanderzuhalten, um gerade I En der verwirrendsten Roßtäuscher- sieks imperialistischer Demagogie, die Klarheit der DDR-Staatsgrenze wie Hat ihre Schutzmaßahmen als Ursache 651 als Reaktion unnormaler Bezie- zngen zu verfälschen, zu entlarven, 40 Grund der Dinge und damit zum vUSgangspunkt wirksamer Lösungen 43us toßen: Die Spaltung Deutsch- ( ■' s > das Annexionsprogramm der Eun- Eeregierung, ihr Vernichtungswille ge- .u Unseren Staat waren zuerst da, die ""atter" kam erst viel später. K“ mentarischer Abriß beweist an Reutigen Tatsachen, wer den Graben Eew tiefer ausgehoben hat: Die Deut- \ irtschaftskommission in der sowjeti- B M Besatzungszone konstituierte sich Rokonate später nach der Bildung des e srter Wirtschaftsrates in der Bi- Xechon vor der Gründung der DDR Rete der westdeutsche Staat als Sepa- "e (Weshalb er seinen Geburtstag so haft umgeht). Dem Geldumtausch in Ostdeutschland am 24. 6. 1948 war die separate Währungsreform in den West zonen am 20. 6. 1948, dem Beitritt der DDR zum Warschauer Pakt am 14. 5. 1955 (mit einer die Einheit Deutschlands fördernden Sonderklausel) die Einbeziehung der Bun desrepublik in die NATO am 5. 5. 1955, dem Wehrpflichtgesetz in der DDR am 24. 1. 1962 sechs Jahre früher bereits die Einführung der Wehrpflicht am 7. 7. 1956 in der Bundesrepublik vorausgegangen. • 12 lange — zu lange — Jahre offene Grenze haben die Annäherung und Verständigung beider deutscher Staaten keinen Schritt vorangebracht, ganz im Gegenteil: Unsere vielfältigen Vor schläge und Angebote wanderten in den Papierkorb, und man tat alles, den ersten deutschen Friedensstaat auszu bluten und für die auf Hochtouren lau fende Vorbereitung des Tages X sturm reif zu schießen. Der amerikanische Professor Apel bezif ferte die Gesamtverluste der DDR auf 83,3 Milliarden Mark. Nach dem Kieler Professor Baade schuldet die Bundesrepu blik der DDR „moralisch 100 Milliarden Mark“ (85 Milliarden Mark ohne die 25 Milliarden an Reparationen, die die DDR in der kritischen Zeit für ganz Deutschland — also auch für Westdeutsch land — aufgebracht hat). „Können Sie sich vorstellen, was man mit diesen Mitteln in der DDR investieren oder unternehmen könnte (und es wäre sehr wirkungsvoll, das im jeweiligen Bereich konkret zu illu strieren) und wie man andererseits das bei uns gespürt hätte? In gewissem Maße ist unser Wohlstand eine Folge der Diskri minierung der DDR. Wenn die Repara tionen verwirklicht würden, könnte das sozialistische System mit einem derartigen Tempo seine Vorteile erst voll beweisen, daß das Lebensniveau in beiden deutschen Staaten bald gleich wäre, wenn es sich nicht sogar zugunsten der DDR entwickeln würde. Niemandem würde dann einfallen, zu uns zu kommen, und die Frage der Be ziehungen zwischen beiden deutschen Staa ten würde einen großen Schritt zu ihrer befriedigenden Lösung näherkommen.“ (Baade in einem Interview für die Prager Zeitschrift „Internationale Politik“ vom März 1965). Man braucht nur an die Folgen der Wäh rungsspekulation und Schiebereien, der Blockadedrohungen und der wirtschaft lichen Lieferstopps zu erinnern, um zu be greifen, daß damit die wahre Höhe der uns geraubten Werte noch keineswegs voll erfaßt ist, ganz zu schwegen von dem überhaupt nicht in Zahlen anzugebenden Schaden der gezielt auf bestimmte Städte, Kreise und Bereiche konzentrierten, syste matischen Abwerbung (zum Beispiel Fach ärzte) und Desorganisation. • Der antifaschistische Schutzwall wird zu einem realistischeren Umdenken zwin gen, sagten wir schon 1961. Das wach sende Echo unserer neuen Entspan nungsinitiativen in Westdeutschland, im westlichen Ausland, der nach 20 Jah ren erstmalig wieder aufgenommene Dialog der beiden größten deutschen Parteien und die zunehmende „Entdek- kung“ der DDR, der zu unseren Gunsten ausfallende Vergleich ihrer revolutionä ren Errungenschaften mit dem histori schen Nachholebedarf in Westdeutsch land nach dem Bau der „Mauer“ bewei sen es. Am deutlichsten spiegelt sich der realisti sche Erkenntnisprozeß wohl in den Wor ten Sebastian Haffners wider: „Im ganzen muß man heute sagen, daß Ulbrichts Revo lution, unter hoffnungslosen Bedingungen tollkühn begonnen und unerschütterlich durchgestanden, schließlich doch erfolgreich gewesen ist — und zwar, wie schon gesagt, als bisher einzige Revolution der deutschen Geschichte.“ Sie „hat ein ebenfalls für Deutschland völlig neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem auf die Beine gestellt, das heute bereits stabiler wirkt als das traditionelle, restaurierte der Bundesrepu blik“, ein System, dessen „Grundlage ein brillant konzipiertes, hochmodernes Bil dungssystem ist...“ (zitiert nach der west deutschen Zeitschrift „konkret“). • „Der unfreiwillige Blutspender für die reiche westdeutsche Bundesrepublik hat sich spät, aber noch rechtzeitig darauf besonnen, daß er sein Blut selber braucht“, wie es in dem zweiten offe nen Brief des ZK der SED heißt. Selbst westdeutsche Beobachter können nicht umhin einzugestehen: Die Sicherung un serer Staatsgrenze schuf die Vorausset zungen zur vollen Wirksamkeit der Vor züge der sozialistischen Gesellschafts ordnung und zur Herausbildung einer neuen Menschengemeinschaft, die sich immer mehr zur ausstrahlenden Keim zelle des künftigen friedlichen und ein heitlichen deutschen Vaterlandes ent wickelt. Der „stärkste aller Antriebe zur Herstel lung der nationalen Identität Ostdeutsch lands ist vermutlich... die Berliner Mauer gewesen... Die Wahrheit ist, daß die Men schen im Osten in vieler Hinsicht weit .deutscher 1 sind als die im Westen...“ (Bruce van Voorst, Chef des Bonner Büros der amerikanischen Zeitschrift „News week“). „In diesem Land, das es nicht gibt, haben wir festgestellt, daß — ob man es will oder nicht, ob man diesen Staat liebt oder nicht — ein neues, ein anderes Deutschland lebt und sich entwickelt, ein Deutschland, mit dem man rechnen muß“ (Journalist Jean Heinen in der belgischen katholischen Ge werkschaftszeitung „La Cite“). Wir lern ten „auch 16jährige kennen, die ihre DDR mit Stolz gegen alle Argumente westlicher Besucher verteidigten, als ob sie ihr per sönliches Eigentum wäre, das ihnen jemand antasten wollte“ (der hessische Gewerk schaftsfunktionär Klaus Beheim nach dem Deutschlandtreffen 1964). So ist es nur charakteristisch, daß zu dem bestimmendsten Eindruck einer so bekann ten Schauspielerin wie Inge Keller wäh rend ihrer Gastspielreise in Westdeutsch land die „Heimatlosigkeit“ ihrer west deutschen Kollegen „inmitten der Attrak tivität der Schaufenster“ und deren „Fas sungslosigkeit angesichts der Attraktivität unserer sozialistischen Menschengemein schaft“ gehörte. Aus all dem ergibt sich: Der antifaschistische Schutzwall war, ist und wird niemals ein Hindernis für An näherung, Verständigung und Entspan nung in Deutschland sein, sondern ist an gesichts der vom westdeutschen Imperialis mus heraufbeschworenen Lage zur wich tigsten Voraussetzung erfolgreicher Ge spräche, Verhandlungen und Beziehungen geworden, die ohne Erhaltung des Frie dens. Anerkennung der Realitäten und eine Atmosphäre der Ruhe und Sachlichkeit ja nicht möglich sind.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)