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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
- Ausgabe Nr. 1, 06.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 2, 13.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 3, 20.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 4, 27.01.1966 1
- Ausgabe Nr. 5, 03.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 6, 10.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 7, 17.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 8, 24.02.1966 1
- Ausgabe Nr. 9, 03.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 10, 10.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 11, 17.03.1966 1
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- Ausgabe Nr. 13, 31.03.1966 1
- Ausgabe Nr. 14, 07.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 15, 14.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 16, 21.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 17, 28.04.1966 1
- Ausgabe Nr. 18, 05.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 19, 12.05.1966 1
- Ausgabe [Mai], Sonderausgabe -
- Ausgabe Nr. 20, 19.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 21, 26.05.1966 1
- Ausgabe Nr. 22, 02.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 23, 09.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 24, 16.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 25, 23.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 26, 30.06.1966 1
- Ausgabe Nr. 27, 07.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 28, 14.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 29, 21.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 30, 28.07.1966 1
- Ausgabe Nr. 31, 11.08.1966 1
- Ausgabe Nr. 32, 18.08.1966 1
- Ausgabe Nr. 33/34, 25.08.1966 1
- Ausgabe Nr. 35, 08.09.1966 1
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- Ausgabe Nr. 38, 29.09.1966 1
- Ausgabe Nr. 39, 06.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 42/43, 27.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 44, 03.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 48, 01.12.1966 1
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- Ausgabe Nr. 50, 15.12.1966 1
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Band 10.1966
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A uf ganz Deutschland bezogen, können wir sagen, daß es den historischen I Fortschritt beschleunigt, wenn sich in inem Teil Deutschlands die sozialistische fationalkultur in einem deutschen Arbei- er-und-Bauern-Staat entwickeln kann. Auf le innere Entwicklung der sozialistischen ationalkultur in der Deutschen Demokra- schen Republik bezogen, können und dür- en wir keinen Augenblick die komplizier- En Probleme ignorieren, die sich daraus "geben, daß es noch einen imperialistischen ätschen Staat mit entsprechenden Ten- enzen und herrschenden Strömungen der Kulturentwicklung gibt. Die komplizierten Probleme, die sich dar- us ergeben, sollen am Beispiel der künst- ftischen Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik dargelegt wer- en, gene Lebenserfahrungen und die Weisheit der Partei Wir wissen, daß ein erfolgreiches künst- etisches Schaffen eine dialektische Einheit on Lebenserfahrung, Weltanschauung und Kunsterfahrung (Beherrschung der künst- etischen Darstellungs- und Ausdrucksmit- ( 1, Wissen von den bisherigen Errungen- haften der künstlerischen Kultur der Menschheit), voraussetzt. Eine Besonderheit des künstlerischen Raffens, die mit den Besonderheiten des tünstlerischen Objekts wie der künstleri- then Methode eng verbunden ist, besteht Weht zuletzt in der unter Umständen gro- Aus einem Vertrag Von Prof. Dr. Erhard John, Direktor des Instituts für Ästhetik und Kulturtheorie, im Marxistischen Kolloquium an der Philologischen Fakultät VZ 3/66, Seite 5 ßen emotionalen Wirkung, die auf den Künstler der einzelne, besondere Fakt, das Unmittelbare Erfassen von Lebenserschei- Zungen ausüben kann. . Künstler unserer Republik, vor allem unge, die Imperialismus und Militarismus hicht mehr unmittelbar erlebt haben, er- leben unmittelbar und plastisch Schwierig- eiten beim sozialistischen Aufbau und Widersprüche, die in diesem überwunden Werden müssen. Bleiben sie nur bei der Unmittelbarkeit ihrer Lebenserfahrung Stehen, so können sie sehr leicht die direkt srlebten Widersprüche unseres Aufbaus überschätzen, die Bedeutung der nicht so Unmittelbar erlebten antagonistischen Gegensätze innerhalb Deutschlands und der Welt überhaupt unterschätzen. Ohne die eltanschauliche Fähigkeit, allgemeinere Zusammenhänge auch in einer theoretisch Vermittelten Form zu begreifen und emo- tonal zu erleben, können sie einer solchen Gefahr nicht erfolgreich begegnen. Das Erwerben dieser Fähigkeit und ein sntsprechend richtiges praktisches Handeln * st in der sozialistischen Praxis eng ver- Dunden mit der praktisch-politischen und geologisch-erzieherischen Tätigkeit der Partei der Arbeiterklasse. Tatsächlich ist bei der heutigen Kompliziertheit des poli- Wschen, ideologischen und ökonomischen Klassenkampfes eine umfassende Einsicht In die wesentlichen Zusammenhänge des Sesellschaftlichen Lebens wie ein darauf aufbauendes richtiges praktisches Handeln qur im Kollektiv zu gewinnen. Und charak- feristisch für die Partei der Arbeiterklasse St es, daß ihr Kern und ihre Führung ein Kampferprobtes Kollektiv politisch erfahre- ner Kader darstellt, das — gestützt auf die Wissenschaftliche Weltanschauung des Mar- Xismus-Leninismus, die wissenschaftliche Analyse der Lage, auf reiche Erfahrungen p der Leitung des politischen, wirtschaft- chen und kulturell-ideologischen Klassen- Fampfes, ferner gestützt auf die vielfältigen sfahrungen von Arbeitern, werktätigen “auern und Intellektuellen — konkrete Er- . Meinungen des gesellschaftlichen Lebens Aom Standpunkt der Grundinteressen der arbeiterklasse und aller mit ihr verbün- seten werktätigen Schichten, also vom Standpunkt des allgemeinen gesellschaft- 'dien Fortschritts aus, analysiert und die suhrende Kraft beim politischen, wirt- Sfhaftlichen und kulturell-ideologischen Aufbau darstellt. Nur eine umfassende Analyse der gegen- "ärtigen Situation, nicht ein bloßes Erör tern speziell künstlerischer Fragen, kann zum Beispiel gegenwärtig für den Künstler in seinen spezifischen Schaffensfragen zu richtigen Schlußfolgerungen führen, Aufweichung unter der Flagge „spezi fisch künstlerischer" Fragen Für die gegenwärtige Situation ist doch ein deutliches Verschärfen nicht nur der politisch-militärischen Aggressivität der imperialistischen Kräfte (im Weltmaßstab sichtbar im schmutzigen Krieg der USA- Imperialisten in Vietnam, im Maßstab der deutschen Entwicklung im Streben der Bonner Ultras nach Verfügungsgewalt über Atomwaffen) kennzeichnend, sondern die sichtbar sich verstärkenden Anstrengungen, ideologischen Einfluß zu gewinnen. Das Scheitern der „Adenauerschen Kon zeption“ der „Befreiung der -Sowjetzone“, das am 13. 8. 1961 anschaulich sichtbar wurde, die wachsende ökonomische Stärke unserer Republik, die im Manöver „Okto bersturm“ sichtbare Einheit und Geschlos senheit der Staaten des Warschauer Ver trages — die den westdeutschen Revanchi sten die Grenzen ihrer Möglichkeiten demonstrierten —, waren für die imperia listischen und aggressiven Kreise West deutschlands Anlaß, ihre ideologische Diversion in der Hoffnung zu verstärken, durch eine „innere Aufweichung“ Voraus setzungen für die sogenannte „verdeckte Kriegführung“ zu schaffen. Äußerlich geht es vielleicht bei dieser verstärkten ideolo gischen Offensive, deren Anlaß nicht die wachsende Schwäche, sondern die wach Diese und ähnliche Äußerungen führen der CDU/CSU-Politiker kann man als Startschuß zu einer Kampagne gegen oppo sitionelle Kulturschaffende ansehen, die von organisiertem Rufmord in entsprechen den Presseorganen über die „behördlich ge nehmigte“ Bücherverbrennung zum Ver such der Brandstiftung am Wohnhaus von Günther Grass reicht. Krämer-Badoni hört das Wort Kultur und greift zum Revolver Zur Charakteristik der „Tonart“ nur einige Sätze aus einem Beitrag des mili tanten Reaktionärs Rudolf Krämer-Badoni im „Tagesspiegel“ vom 23. 10. 1965: Der Autor polemisiert gegen humanistische Schriftsteller, die aus Opposition gegen das geistige Klima in der Bundesrepublik diese verlassen haben — wie Enzensberger, Heinz von Cramer, Hochhuth — und schreibt: „Und das ist’s, luas ich satt habe. Fort während falle ich hier über Leute, die an geblich wegen Stickluft emigriert sind und trotzdem hier umherschwirren und Hono rare kassieren, Verträge abschließen, Zeit schriften herausgeben, in Blättern schrei ben, die sie gestern noch als den letzten Dreck gefeiert haben, Vorträge halten, in Seminaren säen, sich in Erinnerung bringen. Da fällt mir das Atmen schwer. Auch ich habe einen Schwiegervater im Ausland und könnte mit Leichtigkeit meinen amtlichen Wohnsitz draußen nehmen und die Hono rare hier in Deutschland aus gutem Grund persönlich kassieren. Auch ich bin aus der westdeutsche Gerichte über die Barbareien von Auschwitz urteilen; wenn sie gegen den völkerrechtswidrigen, barbarischen impe rialistischen Bombenterror protestieren, der gegen friedliche vietnamesische Städte und Dörfer geführt wird, nicht auf einen breiten Widerhall humanistisch gesinnter Kultur schaffender kapitalistischer Länder, speziell auch Westdeutschlands, zu zählen? Ist nicht so ein besonders breites Bündnis ge gen Militarismus, Imperialismus und Faschismus möglich? Sollten sich deshalb nicht Künstler der Deutschen Demokrati schen Republik gegenwärtig vorwiegend auf solche Probleme konzentrieren, um so leichter eine gemeinsame Plattform zu fin den? Ergeben sich dann nicht aus dieser Gemeinsamkeit des stofflichen Ausgangs punktes selbstverständlich inhaltliche und formale Gemeinsamkeiten? Tatsächlich ist dies eine sehr komplizierte Frage! Unbestreitbar müssen und werden sich sozialistisch-realistische Künstler mit Antihumanismus, Militarismus und Impe rialismus in spezifisch künstlerischen For men auseinanderzusetzen haben. Eindrucks voll zeigten Verlauf und künstlerischer Ge halt der VIII. Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche, welche künstlerischen Aufgaben und Leistungen hier möglich sind und in welch breiter Front sich humanistische Künstler aus der ganzen Welt mit unterschiedlichen künstle rischen Handschriften und weltanschau lichen Positionen im Kampf gegen Faschis mus, Neofaschismus, Imperialismus und imperialistischen Krieg vereinigen können. Aber dürfen sich sozialistische Künstler, unter gesellschaftlichen Verhältnissen le und sich korrekt an die Grenzen hält, die ihm durch die Interessen der herrschenden Klassen gezogen werden. Künstlerische Meisterung der sozialisti schen Wirklichkeit entkräftet den Anti kommunismus Auch darf heute kein sozialistischer Künstler übersehen, welche Rolle der Anti kommunismus bei der psychologischen Kriegsvorbereitung spielt und welche An strengungen die imperialistische Propa ganda unternimmt, sich mit dem Schlag wort des „Totalitarismus“ scheinbar „anti faschistisch“ gegen alte Formen des Faschismus zu wenden, gleichzeitig den Sozialismus zu diffamieren. Auf diesen Zu sammenhang wurde in dem Kolloquium „Humanismus heute“ anläßlich der VIII. Internationalen Dokumentar- und Kurzfilmwoche hingewiesen. Es wäre töricht, bestimmte mögliche Wir kungen solcher ideologischer Diversionen bei humanistisch gesinnten Kulturschaffen den Westdeutschlands und anderer kapita listischer Länder zu übersehen. Besonders repräsentativ für die Situation, in der sich dann humanistisch gesinnte Künstler West deutschlands und kapitalistischer Länder befinden, scheinen die Versuche westdeut scher Künstler zu sein, vor den vorletzten respektive den letzten Bundestagswahlen in entsprechenden Stellungnahmen für die SPD einzutreten. Geschah dies vor der vor letzten Bundestagswahl noch unter dem Gesichtspunkt der möglichen Alternative, Künstlerisches Schaffen und Klassenkampf in Deutschland sende politische, wirtschaftliche und kultu relle Stärke unserer Republik ist, sehr oft um „spezifisch künstlerische“ Fragen. Tat sächlich aber muß man dies im Gesamt zusammenhang des politischen, ideologi schen und wirtschaftlichen Klassenkamp fes in Deutschland sehen. Charakteristisch für die Entwicklung des kulturellen Lebens ist aber nicht nur der Versuch der herrschenden imperialistischen Bourgeoisie, auch auf kulturpolitischem Ge biet zu einer ihren Interessen entsprechen den Machtkonzentration zu kommen, den militaristisch-klerikalen Kurs in der Kul turpolitik zu verschärfen, die kulturellen Institutionen den Interessen des staats monopolistischen Kapitalismus unterzu ordnen, die kulturellen Massenkommuni kationsmittel in ihrem Interesse zu nutzen und nicht zuletzt über diese auch einen ent sprechenden Einfluß auf unser kulturelles Leben zu gewinnen. Symptome für größere Entschiedenheit der westdeutschen Oppositionellen In Westdeutschland entwickelt sich auch — und unstreitig mit wachsender Stärke — eine humanistisch-demokratische Opposi tion gegen die antinationale Politik der Bonner Ultras, und bestimmte Künstler — dies gilt vor allem für Schriftsteller und darstellende Künstler — treten, obgleich unterschiedlich und differenziert, sowohl mit einer künstlerischen wie auch einer direkt politischen Kritik an der Politik der Bonner Ultras auf. Einen gewissen Höhe punkt in diesem Auftreten bildet das künst lerische Werk Rolf Hochhuths, „Der Stell vertreter“, wie seine publizistische Kritik an der westdeutschen Gesellschaft, die in der Feststellung gipfelte, daß es — entgegen allen Behauptungen der Bonner offiziösen Ideologie, in der Bundesrepublik einen Klassenkampf gibt. Kann man dieses, durch unsere Presse weit bekannte Auftre ten eines der begabtesten jungen Schrift steller Westdeutschlands als symptomatisch für eine größere Entschiedenheit in der kritisch-humanistischen Auseinanderset zung mit der westdeutschen Wirklichkeit ansehen, dessen Konsequenz vielleicht nur noch durch Peter Weiss übertroffen wurde, so kann auch als symptomatisch Erhards Reaktion eingeschätzt werden, seine Be merkung, daß hier, das heißt bei einer sol chen Kritik, der Schriftsteller aufhöre und der „Pinscher“ anfange, berechtigte Empö rung unter den humanistisch gesinnten Künstlern Westdeutschlands wie in unserer Deutschen Demokratischen Republik aus löste. Naziarmee emigriert, um mein Leben zu retten. Aber ich bin noch nie auf den Ein fall gekommen, moralische Wechsel daraus zu ziehen. Wenn ich emigriere, dann des halb, weil ich es unter diesen neudeutschen asketischen Wohlstandsmaden, unter diesen Pseudo-Emi- und Revrigranten nicht mehr aushalte. Aber wer klopft ihnen dann auf die fetten Finger?“ Die Werke dieser humanistischen Künst ler, die sich kritisch mit den Erscheinungen der bundesdeutschen Wirklichkeit wie der faschistischen Vergangenheit auseinander setzen, werden in wachsendem Maße Bür gern unserer Deutschen Demokratischen Re publik zugänglich gemacht. Ihr Schaffen ist im besten Sinn als Element einer demokra tischen und humanistischen Kultur inner halb des kulturellen Lebens einzuschätzen; ihre kritische Auseinandersetzung mit der bundesdeutschen (bourgeois-imperialisti schen) Wirklichkeit ist ein echter Beitrag zur Entwicklung unserer humanistischen Nationalkultur, Resultat der künstlerisch ästhetisch-produktiven Aneignung be stimmter gesellschaftlicher Auseinanderset zungen mit einem konkreten Teil Deutsch lands zu einem konkreten Zeitpunkt. Das künstlerisch-ästhetisch-rezeptive An- eignen der Leistungen dieser humanisti schen Künstler ist unbestreitbar ein Teil der sozialistischen deutschen Nationalkul tur, die auf das in diesen Werken aufge speicherte, künstlerisch-produktiv gewon nene Wissen von Menschen und konkreten Erfahrungen im Ringen um humanistische Prinzipien im menschlichen Zusammen leben nicht verzichtet. Das antiimperialistische Bündnis und die Potenzen des sozialistischen Schriftstellers Eine andere und sehr komplizierte Frage ist folgende: Drängen nicht die vielfältigen Anzeichen für eine wachsende Refaschisierung des Bonner Staates, für diese schreckliche Ge fahr, die Atomwaffen in den Händen der Bonner Ultras darstellen, den wissenschaft lich denkenden wie künstlerisch produzie renden Menschen, auch in der DDR, dazu, sich mit Faschismus und Militarismus immer wieder auseinanderzusetzen, die Menschen zum Widerstand gegen imperia listische Kriegsvorbereitungen gegen den „verdeckten“ wie gegen den bereits „unver deckten“ imperialistischen Krieg (Vietnam) aufzurütteln? Vermögen sozialistisch-reali stische Künstler, wenn sie ihre Stimme ge gen die barbarische Milde erheben, mit der bend, die ein Wiedererstehen des Faschis mus und Imperialismus unmöglich machen, nur mit einem allgemeinen humanistischen Protest, nur mit dem Ausruf begnügen: „Das darf nicht sein“ ? Müssen sie nicht, wie dies eben Michael Romm in „Der gewöhn liche Faschismus“ gelang, zu den tiefen Wurzeln des Imperialismus vordringen und mit spezifisch künstlerischen Mitteln auf reißen, weshalb der sozialistische Aufbau, je schneller er voranschreitet, das utopisch humanistische „Das darf nie wiedet sein“ in ein real-humanistisches „Das wird nicht wieder sein“ verwandelt? Opposition als Dogma In der Theorie wie in der Praxis jener humanistisch gesinnten Kulturschaffenden bildet sich unter- dem Einfluß der konkreten Aufgaben, die sie zu lösen haben — näm lich, sich mit ihrer Wirklichkeit scharf aus einanderzusetzen — auch ein Kriterium des „künstlerisch Wertvollen“ heraus, das all zuleicht verabsolutiert wird, nämlich die prinzipielle Opposition des Künstlers gegen die Gesellschaft, in der er lebt. Das Bestrei ten dieser Tatsache durch die marxistisch- leninistische Kunsttheorie wird nicht selten als dogmatisch angesehen. Tatsächlich ist es aber nicht zuletzt charakteristisch für den Dogmatismus im'theoretischen Denken, einmal auf Grund bestimmter objektiver Umstände gewonnene Einsichten als ewig und unverbrüchlich zu erklären und nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß sich diese objektiven Verhältnisse geändert haben. Und der Übergang von einer in antagoni stische Klassen gespaltenen Gesellschaft zum Sozialismus ist tatsächlich eine grund legende umwälzende Veränderung der ob jektiven Verhältnisse. Es ist gar nicht dogmatisch festzustellen, ob sich aus die ser veränderten Wirklichkeit auch eine ver änderte Position des Künstlers zu den Lebenserscheinungen ergibt. Dogmatisch im vollsten Sinne des Wortes ist es vielmehr, dies zu leugnen. Der Hinweis auf wenig verantwortungs volle Schönfärberei, die bei mangelnder künstlerischer Begabung und künstleri schem Verantwortungsbewußtsein unter sozialistischen Bedingungen natürlich mög lich ist, kann nicht als Argument gegen die grundsätzliche Forderung anerkannt wer den, den veränderten Charakter der gesell schaftlichen Widersprüche in ihrer künst lerischen Darstellung zu berücksichtigen. Denn talentlose Schaumschlägerei kann es durchaus auch in Form eines „Rebellen- tums“ geben, das unter kapitalistischen Be dingungen Stürme im Wasserglas hervor ruft, es sich aber sonst wohlergehen läßt so erfolgte dies vor der letzten Bundes tagswahl unter der Losung „Für eine neue Regierung keine Alternative“. In diesem Zusammenhang brauchen wir nicht aus führlich darzulegen, ob tatsächlich eine Alternative möglich war und möglich ist, daß aber nicht zuletzt der Einfluß des Anti kommunismus ein Hindernis ist, sich für eine solche Alternative zu entscheiden. Aber eine Kritik der kapitalistischen Ge sellschaft und der mit ihrer inneren Ent wicklungsdialektik verbundenen Gefahr eines aggressiven Atomkrieges hebt sich in der Endkonsequenz selbst auf, wenn sie diese schlechte Welt noch als die beste aller möglichen Welten anerkennt. Wenn sozialistisch-realistische Künstler in der Deutschen Demokratischen Repu blik nicht nur bei der Verurteilung impe rialistischer Kriegsvorbereitungen stehen bleiben, sondern auch künstlerisch über zeugend den neuen, bedeutenden Gehalt der sozialistischen Ordnung und unsere Be mühungen zeigen, so schwächen sie nicht die antifaschistische und imperialistische Front gegen die Bonner Ultras, sondern sie können im Gegenteil vielen humanistisch gesinnten Kulturschaffenden in West deutschland und anderen kapitalistischen Ländern helfen, das „trojanische Pferd“ oder die „fünfte Kolonne“ der imperialisti schen Ideologie innerhalb antiimperialisti scher Bestrebungen, den Einfluß des Anti kommunismus zu überwinden. Dies bedeu tet in Deutschland, die ideologisch-psycho logische Kriegsvorbereitung empfindlich zu treffen. Wenn jeder konkrete Fortschritt beim sozialistischen Aufbau in der Deutschen Demokratischen Republik das utopisch humanistische „Das darf nicht sein“ in ein real-humanistisches „Das wird nicht sein“ verwandeln hilft, so bedeutet jede politi sche, wirtschaftliche, kulturell-ideologische Stärkung unserer Republik — von der Festi gung ihrer Verteidigungsbereitschaft bis zur Stärkung des sozialistischen Bewußt seins mit künstlerischen Mitteln — einen Beitrag, der antagonistische Widersprüche in Deutschland in einer Weise lösen hilft, die den Interessen der überwältigenden Mehrheit unserer Nation und auch des ge sellschaftlichen Fortschritts entspricht. Ein künstlerisches Schaffen, das zwar mutig die Widersprüche unseres Lebens aufdeckt, gleichzeitig jedoch ihren Charakter und ihre Bedeutung „vor dem Hintergrund“ der antagonistischen Klassengegensätze richtig begreift respektive ihre mögliche, obgleich nicht immer leichte Lösung fördert, ist des halb die große, hier und heute in der künst lerischen Praxis zu lösende Aufgabe.
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