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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 10.1966
- Erscheinungsdatum
- 1966
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196600005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19660000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19660000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 10.1966
-
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- Ausgabe Nr. 40, 13.10.1966 1
- Ausgabe Nr. 41, 20.10.1966 1
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- Ausgabe Nr. 44, 03.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 45, 10.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 46, 17.11.1966 1
- Ausgabe Nr. 47, 24.11.1966 1
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- Ausgabe Nr. 49, 08.12.1966 1
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Band 10.1966
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In Kürze findet im Schauspielhaus eine geschlossene AuffUhrung von Rolf Hochhuths „Stellvertreter" für die Karl-Marx-Universität statt. Darüber hinaus ermöglichte bereits der Assistentenklub der Medizinischen Fakultät einer Reihe Universitätsangehöriger den Be such der Aufführung und lud auch schon für vergangenen Montag zu einem Klubgespräch mit Generalintendant Nationalpreisträger Prof. Karl Kayser, Chefdramaturg Hans Michael Richter und anderen Theaterleuten ein. Die Diskussion über das erregende Stück des westdeutschen Nonkonformisten Hochhuth und seine Leipziger Interpretation ist damit an unserer Universität im Gange. Sehr rasch führte das lebhafte Gespräch im Assistentenklub von theaterfachlichen Proble men des Stückes und der Leipziger Auffüh rung zur inhaltlichen Grundproblematik, zum Anliegen und zur Aussage des „Stellvertre ters". Prof. Kayser hob hervor, daß sich die Inszenierung - im Sinne des Autors - nicht gegen die Kirche oder den Katholizismus richtet, sondern das allgemeingültige Problem der tatkräftigen persönlichen Entscheidung im Sinne des Humanismus und der Gleich gültigkeit in den Mittelpunkt stellt. Der ehr liche, vom Geist des Humanismus getragene Kampf Gersteins und Riccardos um die Sauberkeit der Kirche erfordere, diese Figu ren auch ehrlich darzustellen. Dagegen dränge der vom Anfikommunismus diktierte, nicht eindeutig ablehnende, alles offen lassende Standpunkt gegenüber dem deutschen Fa schismus den Papst in Richtung des Ahuma- nen. Nicht taktische Erwägungen des Kampfes gegen den Faschismus seien für seine Haltung bestimmend gewesen, sondern reale macht politische, nicht zuletzt auch unmittelbare ökonomische Interessen. Weil es dabei um konkrete historische Umstände geht und nicht in erster Linie um die Person Pius XII. - dar auf wies insbesondere Hans Michael Richter hin -, deshalb sei auch die Frage gegenstands los, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn ein Papst wie Johannes XXIII. diese Entschei dung hätte fällen müssen. In der Diskussion spielte im Zusammenhang mit den Konsequenzen, die der einzelne ent sprechend seiner Verantwortung zu ziehen habe, auch die Problematik der unsittlichen Gewalt und der sittlichen, weil im Interesse der Menschlichkeit ausgeübten, Macht eine Rolle. In der Diskussion kam zum Ausdruck, daß der Sozialismus jene reale Macht dar stellt, die zur konsequenten Verwirklichung der humanistischen Ideale imstande ist; er fordere auch vom Arzt über ein eng ein gegrenztes Berufsethos hinaus einen festen politischen Standpunkt. Wir glauben, daß der nachstehende Bei trag den geistigen Austausch über das Stück und seine Probleme befruchten und zu dessen tieferem Verständnis beitragen kann. Manfred Diersch Und auch Jesuiten-Pater UZ 17/66, Seite 4 Seit einigen Wochen zeigen unserer Republik Hochhuths Aufbau-Verlag brachte im digen Piscator-Premiere über Vertreter“ informiert und sich gen des Autors bekannt. In neute und direkte Begegnung nun Bühnen Drama, der Vorjahr die den „Stell- zum Anlie- unsere er- mit diesem Buchausgabe heraus. Unbekannt jedoch waren Autor und Stück bei uns schon vor dem nicht. Unsere Presse, auch Fernsehen und Rundfunk, haben seit jener denkwür- fürchtet als'ihre Verurteilung durch den Papst. Der Papst wird als eine Kraft ge sehen, die Hitler potentiell am gefährlich sten war. Der Respekt, den der Autor vor dem Papst als moralischer Instanz hegt, führt zu einer einseitigen Beurteilung des konflikts, den sein Stück behandelt, von untergeordnetem Rang. Anliegen ist es vielmehr, das Versagen des Vatikans in einer geschichtlich genau be stimmten Situation aus erkennbaren Grün den zu zeigen. Er ruft keine antireligiö sen Stimmungen oder Ressentiments her vor. Das Schauspiel ist ausdrücklich über zeugten Katholiken gewidmet, die aus christlichem Gewissen gegen den Faschis mus auftraten. Der Held des Stückes ist auch nach dem Vorbild des Paters M. Kolbe gezeichnet, der in Auschwitz das Leben für seine Leidensgefährten opferte. — Selbst Schwächen, die dem Stück aus mar xistischer Sicht anhaften, widerlegen noch die klerikalen Vorwürfe gegen den Ver fasser: Hochhuth stellt die Situation so dar, als hätten die Faschisten nichts mehr ge- Papst Pius XII. als dem Stellvertreter Got tes auf Erden. Fontana fordert den offe nen Protest gegen den millionenfachen Mord an den Juden in Hitlers Vernich tungslagern. Riccardo erwartet den Auf ruf an eine halbe Milliarde Katholiken, den faschistischen Verbrechen Widerstand entgegenzusetzen. Der Vatikan hilft zwar einzelnen Opfern, aber er scheut , die grundsätzliche und direkte Verurteilung des Faschismus. Der Papst protestiert selbst dann nicht, als unter den Fenstern des Vatikans die Juden Roms nach Auschwitz verschleppt werden. Riccardo erhebt des halb Anklage, der Papst mißachte das christliche Gebot der Nächstenliebe. Fon tana legt selbst den Judenstern als Zei chen der Verfolgung an und geht freiwil lig nach Auschwitz. Er wird zum Stellver treter: Sein Martyrium soll das Versagen des Stellvertreters Gottes sühnen. — Han delt es sich demnach um ein nur histori sches Drama, das unbegründet den Vor ¬ auch der Opfergang von Hochhuths Held ist nur für christliches Denken vorbildlich, dem Atheisten erscheint dieses Opfer sinnlos. Versteht man den „Stellvertreter“ nur als ein „christliches Trauerspiel“, indem man ihn auf eine innerkirchliche Problematik reduziert, so kann man die Wirkungen, die dar- Sein Entblößende Konfrontation Das Schauspiel wird schließlich am un bequemsten, wenn es die bestialische Nazi welt selbst auf die Bühne bringt. Der Zu schauer erlebt das Todesgrauen der Opfer, und er sieht ihre Peiniger. Der Autor nennt die Verantwortlichen beim Namen, er zeigt die Nutznießer der Menschenöfen. Eich mann kegelt im Kreise seiner Kumpane und versorgt die Herren von Krupp und IG- Farben mit „billigem Menschenmaterial“. Alle diese Gestalten, die kapitalistischen Profiteure, die Schergen und Denunzianten, die hübsche SS-Braut und die Nicht-Wis sen-Wollenden sind der Wirklichkeit ent nommen. Ein Beispiel aus der Einleitung des letzten, des Auschwitz-Aktes, macht deutlich, welchen Zündstoff der Dichter aufgreift. Er schreibt: „Selbst die Tatsache, daß wir Auschwitz heute besichtigen kön- Als Erwin Piscator im Frühjahr 1963 in Westberlin den dramatischen Erstling eines bis dahin unbekannten Mannes insze nierte, sprach er von einem „erregenden und notwendigen Stück“. Seine Hoffnung, das Werk möge „zuerst und zuletzt in dem ins Leben Gesprochenen, ins Leben Ein greifenden“ wirksam sein, wurde erfüllt: der Streit um Rolf Hochhuths „Stellvertre ter“, den es seit dieser Premiere gibt, ist dafür Beweis. Die Auseinandersetzung um ein Kunstwerk offenbarte im Geistigen die politischen Fronten imperialistischer Gegenwart. Piscator hatte zur Einleitung des Stückes geschrieben: „Es nennt scho nungslos die Dinge beim Namen; .. .es teilt den Schuldigen ihr Maß an Schuld zu; es erinnert alle Beteiligten daran, daß die sich... entschieden haben, auch dann, wenn sie sich nicht entschieden.“ Gleiches hätte der Antifaschist Piscator auch von je ner letzten großen Inszenierung sagen kön nen, die er im Herbst 1965, also wenige Monate vor seinem plötzlichen Tode, auf die Bühne brachte. „Die Ermittlung“ von Peter Weiss provozierte mit ihrer Wahr heit ebenso wie Hochhuths „Stellvertreter“, Beide Stücke bringen faschistische Vergan genheit auf die Bühne, beide handeln von Auschwitz, und beide treffen damit ihre Gegenwart. Die Erregung entsteht durch begriffene historische Wahrheit, die durch ihre Aktualität aufrüttelt. Pater Leiber gesteht: Antikommunismus Es geht dem Autor also gar nicht um, ein Porträt Pius XII. zu geben. storiker H. Maier veröffentlichte bei uns eine „Soziologie der Päpste“, und der Deutschamerikaner G. Lewy, ein ehema liger Emigrant, publizierte ein Werk über die „Katholische Kirche und das Dritte Reich“. Beide Wissenschaftler bestätigten die Thesen Hochhuths: Es ist heute unbe streitbar, daß Pius XII. über Umfang und Formen des faschistischen Judenmordes informiert war. Und es steht fest, daß er gegen diesen Massenmord nicht unmißver ständlich protestierte. Das „Äußerste“, zu dem sich dieser Papst bewegen ließ, war jenes Kommunique über seine Liebestä tigkeit, das auch im Drama wörtlich ver arbeitet ist. Über dieses Dokument berich tete der Botschafter Hitlers beim Vatikan nach Berlin, sein Stil sei „reiflich gewun den und unklar“. Gegen diese Veröffent lichungen seien daher von faschistischer Seite keine Einwendungen zu erheben. Hochhuth sagt einfach die Wahrheit, wenn er feststellt: Der Papst war moralisch ver pflichtet, die Naziverbrechen ohne Um schweife zu verdammen, er hat es nicht getan. Davon zu sprechen, das Schweigen hätte „Schlimmeres“ verhüten sollen, er scheint angesichts der geschehenen Bestia litäten und des moralischen Anspruchs der päpstlichen Instanz geradezu als Blasphe mie. — Hochhuth glaubt außerdem, der Protest des Papstes hätte, zumindest in den letzten Kriegsjahren, dem Morden Einhalt geboten. Diese Überzeugung bleibt Hypothese. Sie ist angesichts des Grund- Riccardo Fontana und wurf erhebt, der Vatikan habe gegenüber der faschistischen Unmenschlichkeit ver sagt? Oder ist es gar ein antikatholisches Stück, das Pius XII. verunglimpft? Beides hat man dem Autor vorgeworfen, beides ist falsch. Hochhuth ging als Historiker ans Werk. Er studierte alle Dokumente, die ihm für seinen Stoff zugänglich waren. Der doku mentarische Anhang der Buchausgabe zeugt vom Forscherfleiß des Dichters. Zwei Werke von Historikern, die etwa zur sel ben Zeit wie Hochhuth die Politik des Vatikans untersuchten, erschienen im vergangenen Jahr. Der marxistische Hi- Drama ist daher auch das Wissen um den „Fall“, den man in der kapitalistischen Welt aus Hochhuth gemacht hat, einge schlossen. Wir erleben dieses Drama an ders, weil wir ihm in einer anderen, der sozialistischen Welt begegnen. Gerade deshalb lohnt sich die Besinnung darauf, welchen Streit dieses Stüde im Westen aus löste. Schon die ersten Begleiterscheinun gen waren bezeichnend. Der Hamburger Verlag Rütten & Loening druckte zu erst den Text, scheute dann aber vor der Veröffentlichung zurück. Rowohlt über nahm das Manuskript und machte es Pis cator zugänglich. Dieser suchte für sein Theater nach einem Stück, das „dem all gemeinen Vergessenwollen in Dingen un serer jüngsten Geschichte“ entgegenwirken sollte. Seine Entscheidung für Hochhuths Drama wurde zur kulturpolitischen Tat. Noch vor der Uraufführung gab es ano nyme Drohungen gegen den Regisseur, der Autor wurde beschimpft und schließlich die Premiere durch organisierte Zwischen rufe gestört. Es kam zu einem Theater abend, der die Zuschauer in Beteiligte ver wandelte. Die Auseinandersetzung auf der Bühne bedingte die Stellungnahme im Zuschauerraum. — Diese Vorgänge haben sich in ähnlicher Form dann wiederholt: Etwa bei der Baseler Aufführung waren faule Eier das stärkste Argument der Geg ner, in Paris wurde die Premiere durch weiße Mäuse und Flugblätter unterbro chen. Immer wieder fand jedoch die Auf führung des Schauspiels einen außerge wöhnlichen Beifall. Hochhuth errang ge radezu einen sensationellen Welterfolg mit einem Drama, dessen leidenschaftliche An klage die Geister unmißverständlich scheidet. Historiker bestätigen Hochhuths Thesen Worum geht es? Der dramatische Kon flikt entwickelt sich zwischen dem jungen er auslöste, nicht erklären. Hochhuth ver sucht das Schweigen des Papstes zu deuten, indem er dessen inneren Konflikt zwischen christlichem Gewissen und politischer Be rechnung aufdeckt. Der Autor erkennt ge schichtliche Zusammenhänge und stellt sie dar. Das antikommunistische Konzept hin derte Pius XII. daran, Hitler zu verurteilen; dieser erscheint ihm als „Retter des Abend landes“ vor der „bolschewistischen Gefahr“. In der Absicht, seinen Herrn zu verteidigen, hat Pater Leiber, der Sekretär Pius XII., diese Auffassung Hochhuths bestätigt. Lei ber schrieb: „Es bleibt dabei: Von den bei den Systemen des Nationalsozialismus und Bolschewismus hat Pius XII. den Bolsche wismus für das gefährlichere gehalten.“ Im Stück wird der Kardinal, ein politischer Berater des Papstes, gefragt: „Warum sagt/ der Papst kein Wort dazu, daß dort. / wo seine Kirchtürme stehen, auch Hitlers Schornsteine rauchen?“ Er antwortet: „Sind Sie so engstirnig, zu übersehen,... / daß jeder Fluch der Kurie gegen Hitler / zur Siegesfanfare / der Bolschewisten wird. .. ?“ Von eindringlicher Aktualität ist die Ent gegnung, die der Kardinal darauf erhält: „Jeder europäische Verbrecher, der hab gierig nach Osten blickt, wird in Zukunft aufs neue behaupten, er müsse die Zivili sation retten.“ Der Papst übernimmt hier eine „Stellvertretung“ im politischen Sinn. Die antikommunistische Doktrin stellt ihn an die Seite des Bösen. Der Dichter trifft ein Axiom gegenwärtiger kapitalistischer Politik, dessen verhängnisvolle Konsequen zen er vor Augen führt. Eben deshalb fühlt sich diese Politik von Hochhuth provoziert. antifaschistischen Widerstands. Hochhuths „Stellvertreter** und die historische Wahrheit gendpfleger, ... Pensionäre, Staatssekre E täre oder Gynäkologen ihr Brot verdieneni andere Menschen zu töten.“ Jede Berufs/S bezeichnung ist hier symptomatisch. M i ihnen konfrontiert Hochhuth faschistisc i lier gibt sich die 1 Selbstverteidigung 0 8(2 d kommunistische distischer Trick. täglich auf der Rutschbahn ins deutschaS Wirtschaftswunder“. Jene Szenen, die.di5 faschistische Wirklichkeit- auf die Bühos5 bringen, gehören zur politischen Substat.i des Stückes. In ihnen zeigt der Dichter Eoj Wicklungslinien und Modifikationen Vo32 Faschismus in die heutige westdeutsche G) Seilschaftsstruktur. j V? 6 nen wie das Kolosseum, kann uns kaud überzeugen, daß . . . diese riesige Fabrik anlage mit geregeltem Bahnverkehr eigen errichtet wurde, um durch normale Men । sehen, die jetzt etwa als Amtsrichter, Ju Vergangenheit mit westdeutscher Gegen wart. Über die Herren von IG-Farben uDl Krupp, die in Auschwitz ein- und ausgehen schreibt der Autor, wir erblicken sie „heul’ das Buch von Hochhuth großartig anpro sen. Es dürfte Ihnen bekannt sein, daß d von Schuld und Sühne, aus < . nichts herausgelesen werden könnte. D1 So ist das Drama bewußt auf die En । Scheidung beim Zuschauer angelegt, und “ ses Schmierwerk den katholischen Gläud gen unerwünscht ist. Sie werden die Kons quenzen ziehen müssen . . . Kennen Sie 0 Macht unserer Organisation?“ Diese Sprad. ist bekannt. Ihre Diktion verrät den fascb stischen Jargon. — Im Bonner Parlame gestanden die Revanchisten Majonica 18 Lemmer, daß sie sich von Hochhuths St 11 , getroffen fühlten, und der Bonner Minis* Schröder bedauerte vor dem gleichen Pan’ ment, daß ein Deutscher dieses Stück 8 schrieben habe! Hier gibt sich die an antifaschistischen Anschein, einen deb schenfreundlichen Papst“ zu verteidig Das Getroffensein zeigt sich als propaga spielt nicht mit Allegorien, um die Sina losigkeit des Daseins zu beweisen und 8 jede Entscheidungsmöglichkeit zu negiere”; Auch gibt Hochhuth kein abstraktes Spil VG 98her \ Une 50* *su *2Shr %der Grenze zwischen gut und böse ist im hist - risch und moralisch erkennbaren Rahma | fixiert. Die Besinnung auf die faschistisc i Barbarei führt auch zur Erhellung ein ‘ Gegenwart, in der die Gespenster der Ve gangenheit gefährlich lebendig geblieb” sind. So nimmt es nicht wunder, wenn di” ses Stück und sein Autor von allen reakti, nären Elementen verleumdet und bekämp wurde. (Der gleiche Vorgang wiederho sich beim Auschwitzstück des Peter Weiss In Westdeutschland gab es anonyme Dro briefe an Buchhandlungen, die den „Sten Vertreter“ verkauften. Ein Beispiel “ viele: „Mit Bedauern stelle ich fest, daßS5 Wer bstraktes SP 1 ’! 3 dem alles u i n knnte Dd | Wie lange bleibt das Stück aktuell? Wir wissen, Hochhuth emigrierte an. sichts solcher Bedrohungen 1963 aus WSs deutschland. Sein Fall macht deutich, d nicht nur Erkenntniskraft zum Finden C Wahrheit im heutigen Westdeutschland? hört, sondern auch der Mut, sie auszusP chen. Wenn wir Hochhuths Drama oei sehen, so betrachten wir es auch als 0 Stück jenes Schriftstellers, der 1963 du seinen Mut zur historischen Wahrheit, Bonner Regierungschef das Wort vodv.Pe scher und Banausen“ entlockte. Die vo8 stellte Phrase fiel, und das imperialistisi Wesen trug sich nackt zur Schau. Und ”. deshalb, weil der Schriftsteller wieder 6 Grundfrage kapitalistischer Gegenwart 3ae gegriffen hatte: Sein Aufsatz über 0 sozialen Verhältnisse in der Bundesre blik erinnerte an ein Tabu bourgeo3" Ideologie. Hochhuth schrieb, der Klass” kampf ist nicht zu Ende, seine Ursach, liegen in den kapitalistischen Eigentun Verhältnissen. Das Aussprechen dieh simplen Wahrheit war für westdeutso Verhältnisse im Jahre 1965 eine Sensatid Auch dies gehört zum Verständnis O „Stellvertreters“: Er bleibt brennend akt und notwendig, solange die kapitalistis? Gesellschaft von seiner Wahrheit provo?’ wird, weil das Verbrechen der Vergange heit in ihr latent ist.
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