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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 47, 25.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band 9.1965
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(Fortsetzung von Seite 10) Beschluß, die ökonomischen Beziehungen zu Kairo abzubrechen. Die Antwort der ägyptischen Patrioten war eindeutig. »Akhbar el Yom“ gab der hiesigen Mei nung wie folgt Ausdruck: „Durch seine Hal tung gegen die arabischen Staaten ... hat Westdeutschland seinen Charakter als Ko- lonialstaat entlarvt, der nicht weniger ko- knialistisch ist, als der seiner Verbündeten in der NATO. Es ist offensichtlich, daß die Dreier - Achse: Westdeutschland — USA — Israel durch ihre Handlungen beabsichtigt, im Nahen Osten ein Spannungsfeld zu tchaffen und den Frieden zu bedrohen.“ Am Abend des 27. Februar erfolgte die feierliche Eröffnung des am Nil-Ufer in El Giza herrlich gelegenen „Hauses der Freundschaft", der Deutsch-Arabischen Ge sellschaft der DDR. Natürlich war ich, in meiner Eigenschaft als Präsidiumsmitglied der DAG, zusammen mit Dr. Manfred Voigt, kommissarischer Leiter der Ab teilung Ökonomie des Orientalischen Insti tuts unserer Universität, der zu einem zweimonatigen Studienaufenthalt in der VAR weilt, dabei. Die Festansprachen hiel ten Prof. Dr. Hartke, Präsident der Deut- schen Akademie der Wissenschaften und Vizepräsident der DAG, sowie der stell vertretende Ministerpräsident und Vorsit zende der Arabisch-Deutschen Gesellschaft der VAR, Dr. Nour Eddine Tarraf. Bereits in wenigen Tagen läuft in dem Haus, das unter anderem mit einer vorzüglichen Bibliothek ausgestattet ist, der erste Deutsch - Sprachkurs für etwa 30 Ägyp ter an. Lektor ist Dr. Helbig von der Sprachabteilung unserer Universität. Während der Cocktail-Party hatte ich Gelegenheit zu einem ausführlichen und sehr interessanten Gespräch mit Prof. Hus sein, Unterstaatssekretär im Kulturmini sterium, über die Vertiefung der wissen schaftlichen Kontakte zwischen den Asien- und Afrika-Wissenschaftlern der DDR und der VAR. * Am Sonntag, dem 28. Februar, besuchte Walter Ulbricht das Ägyptische Museum, das unter allen Museen der Welt die reich haltigste Sammlung pharaonischer Kunst- schätze enthält. Unmittelbar anschließend Wurden die offiziellen Verhandlungen fortgesetzt. Besonders die Einladung an den ägyptischen Staatspräsidenten zum Besuch der DDR fand in der Abendpresse der Hauptstadt starke Beachtung. Am glei- dien Tage kamen die Experten beider Staaten zur zweiten gemeinsamen Sitzung über das Kulturabkommen zusammen. Durch die ausgezeichnete Vorbereitung beider Seiten wurde schnell Übereinkunft erzielt, und schon am nächsten Tage er- folgte die Unterzeichnung. Mit großer Freude kann ich hier mittei- en, daß in dem Abkommen die Vertie- fung der wissenschaftlichen Zusammen- Rrbeit zwischen dem Orientalischen Insti- ut Und dem Institut für tropische und sub- Topische Landwirtschaft der Karl-Marx- Vniversität und den Parallel-Instituten der VAR festgelegt wurde. Auch ein Besuch, den Dr. Voigt und ich am gleichen Tage dem Rektor der Ain-Shams-Universität abstatteten, brachte die große Aufgeschlos senheit für eine enge Kooperation der wis senschaftlichen Arbeit zum Ausdruck. * Der 1. März brachte mit der Unterzeich nung der gemeinsamen Erklärung und der Abkommen über ökonomische, wissen- schaftlich-technische und kulturelle Zusam menarbeit einen neuen Höhepunkt des Staatsbesuches am Nil. Diese Dokumente sind ebenso wie die Aussprachen ' beider Staatsoberhäupter auf dem festlichen Ban- kett. das Walter Ulbricht zu Ehren Präsi dent Nassers am Abend im Abdin-Palast Rab, ein echter Ausdruck der freundschaft lichen Verbundenheit beider Staaten und Völker. Ein ereignisreicher Tag, dieser 2. März! Pür mich auch deshalb, weil ich in Be- Eleitung Prof. Hartkes die Bekanntschaft des Rektors der Universität Kairo WO 000 Studenten) machen und unter Füh- rung des bekannten Ägyptologen Prof. Abu Bakr die Besichtigung der noch nicht der Öffentlichkeit freigegebenen rund 4500 Jahre alten und 30 Meter langen Königsbarke am Fuße der Cheopspyra mide miterleben durfte. Am 2. März müssen wir uns nach der Von Dr. Bolz im Park des Kubbeh-Palastes Geleiteten Pressekonferenz beeilen, um fechtzeitig zur Verabschiedung des Vor sitzenden des Staatsrates der DDR am Ramses-Bahnhof zu sein. Wie der Emp- fang, so ist auch die Verabschiedung zwi schen beiden Staatsoberhäuptern, ihren Gattinnen und der Begleitung von über- Wältigender Herzlichkeit. Und während sich der Zug nach der Heldenstadt Port Baid in Bewegung setzt, und sich die «Völkerfreundschaft“ zur Aufnahme der hohen Gäste rüstet, bleiben wir, voller un- Zergeßlicher Eindrücke zurück. „Al Gom- houria“ machte sich zum Sprecher aller Ägypter, indem sie schrieb: „Der Besuch Walter Ulbrichts geht heute zu Ende. Es War ein Freundschaftsbesuch. Walter Ul- br scht kam in unser Land als ein Freund. der ein befreundetes Volk vertritt. Er kehrt heute nach Hause zurück, aber die Freund schaft unseres Volkes zum deutschen Volk w ird ihn begleiten ... Die Verhandlungen fischen Walter Ulbricht und Nasser wa- Ten nicht nur ein Gewinn für die beiden Länder, sondern sie trugen zum gegensei- tiaen Verstehen und zur Annäherung der Völker im internationalen Maßstab bei.“ Für uns. die wir als DDR-Bürger in der VAR bleiben, ist es ein beglückendes Ge fühl. unmittelbar an der Festigung dieser Freundschaft mitarbeiten zu können. Be- reits morgen begebe ich mich in Beglei tung von Prof. Hartke und des Oberbür germeisters von Halle zu einem Freund- Schaftsbesuch zum Gouverneur von Alex andria und am 5.. 6. und 7. März führt uns die Reise in das Landwirtschaftszen- trum Faijum, nach Ismailia, Suez und Za- mietta. Viele Grüße aus der Hauvtstadt der VAR Ihr Lothar Rathmann D ie Entwicklung des staatsmono polistischen Kapitalismus in Westdeutschland hat weitrei chende Konsequenzen für alle Be reiche des gesellschaftlichen Lebens. Selbstverständlich ist auch die Er ziehung und Bildung der jungen Generation dem Diktat der Monopo listen ausgeliefert. Schule und Er- Ziehung sind wesentliche Gebiete, auf denen die reaktionäre volksfeind liche Ideologie des Imperialismus sich voll entfalten und die jungen, heranwachsenden Menschen geistig ausrichten und vergiften kann. Das trifft auch auf das gesamte Schul- und Erziehungswesen Westdeutsch lands zu. Aber wesentlich schärfer noch und akzentuierter tritt uns die Ideologie des staatsmonopolistischen Kapitalismus auf dem Gebiet der Bildungspolitik entgegen, das — sehr zu Unrecht— in der Vergangenheit nicht genügend im Blickfeld unse res Interesses lag: die Auslands schulpolitik des westdeutschen Staa tes. Was haben wir darunter zu ver stehen? Der westdeutsche Imperialismus widmet nicht allein der ökonomi schen und politischen Durchdringung anderer Länder seine Aufmerk samkeit. Wichtige Hilfsdienste lei sten dabei die verschiedensten kul turellen und schulischen Einrichtun gen. Westdeutsche Schulen in frem den Ländern, Studium ausländischer Studenten an westdeutschen Uni versitäten und Hochschulen, west deutsche Sprachinstitute in wichti gen Städten des Auslandes, alles das sind bekannte Einrichtungen. Sie haben eine zum Teil sehr lange Tradition, und sie sind auch keines wegs mit der Existenz des Imperia lismus untrennbar verbunden. Sie sind nicht „von Haus aus“ Stütz punkte neokolonialistischer Politik. Aber unter der Herrschaft des deut schen Imperialismus werden sie da zu herabgewürdigt. Sie nehmen im ( System der westdeutschen Außenpo litik einen ganz bestimmten we sentlichen Platz ein. Die politischen, ökonomischen und sozialen Funk tionen dieser und anderer Einrich tungen, ihren Platz im System der Politik des westdeutschen Imperia lismus näher zu bestimmen, soll Anliegen unseres Artikels sein. Deutlich werden heute zwei wesentliche Tendenzen der west deutschen Auslandsschulpolitik: ! Die Auslandsschulpolitik des Bonner Staates - Ausdruck der Interessen des Monopolkapitals v KS . w---e-aaaoaacEKaccoZa.6..52a3 Stützpunkte für Bonn: EWG-Schulen zurlntegration, „Bildungshilfe" für junge National staaten y -- ’m , -- . , !| Von Dr. Joachim Gehler, Institut für Pädagogik J Erstens. Die Bestrebungen der Integration Westeuropas unter der Herrschaft des westdeutschen Im perialismus werden begleitet von der Ausarbeitung einer Theorie der sogenannten „europäischen Erziehung“, die die Widerspiege lung der reaktionären Europa ideologie des Imperialismus ist. Zweitens. Die Versuche der neo kolonialistischen Beherrschung ver schiedener Entwicklungsländer durch den westdeutschen Imperia lismus werden ergänzt bzw. gehen Hand in Hand mit Versuchen, Ein fluß auf die Entwicklung des Volksbildungswesens der Länder zu gewinnen. Diese zwei wesentlichen Tenden zen haben ihren ideologischen Nähr boden im Antikommunismus als der Staatsdoktrin des westdeutschen Im perialismus. Probleme der „„Europaerziehung4a E s ist bekannt, daß der Imperia- F lismus in den letzten Jahrzehnten nicht ohne Erfolg bemüht war, die objektiven Tendenzen der Inter nationalisierung der Produktion zu nutzen, und daß dabei besonders der westdeutsche Imperialismus ver suchte, eine Vormachtstellung zu er ringen. Die EWG und andere Orga nisationen des internationalen Kapi tals sind das Ergebnis dieser Be mühungen. Die Europaidee kann als eine wesentliche ideelle Grund lage der Integrationsbestrebungen betrachtet werden. In der Pädagogik besonders Westeuropas entstand eine ganze Richtung der vergleichenden Pädagogik, die sich das Ziel setzte, eine Integration auf erziehungs-und bildungspolitischem Gebiet zu errei chen. Es entstanden Schulen der EWG in Westdeutschland, Luxem burg, Frankreich und anderen EWG- Staaten, in denen junge Menschen der verschiedenen Länder im Geiste der „christlich-abendländischen euro päischen Kultur“ erzogen werden sollen. Bei den verschiedenen Gremien der EWG bestehen Schul- und Bil dungsausschüsse, die die Aufgabe haben, die Schulpolitik der Länder zu koordinieren, die Herausgabe der Schulbücher zu kontrollieren und da für zu sorgen, daß in allen Schulen der EWG-Staaten die ideologischen Grundlagen der imperialistischen Integration Westeuropas gelehrt wer den. Das hat sehr praktische — im Sinne der Ökonomie praktische — Bedeutung. So stellen sich verschie dene westeuropäische vergleichende Pädagogen die Aufgabe, eine Theo rie des „europäischen Bewußtseins“ zu entwickeln. Des weiteren wird die Aufgabe gestellt, eine „euro ¬ päische Bildungsökonomie“ aufzu bauen, um auf deren Grundlage zu einer „Harmonisierung der Berufs ausbildung“ in den EWG-Ländern zu kommen. Das heißt aber nichts anderes, als daß die Berufsausbil dung so organisiert werden soll, daß bestimmte Länder nur noch für be stimmte Berufssparten ausbilden. Das Ergebnis wäre eine Aufsplitte rung der Facharbeiterstämme in den verschiedenen Konzernunternehmen, eine „Internationalisierung“ der Be legschaften der Großbetriebe. Der schrankenlosen Ausbeutung der „Gastarbeiter“ — die bekanntlich schon heute in Westdeutschland an die finstersten Zeiten der faschisti schen Zwangsarbeitergesetze er innert — wären dann kaum noch Grenzen gesetzt, während alle natio nalen Gewerkschaftsverbände bei ihrer augenblicklichen Arbeitsweise zum Scheitern verurteilt wären. Die Entmachtung der Arbeiterklasse, die Möglichkeiten, hohe und höchste Pro fite herauszuschlagen, das sind die letzten Ursachen der „Europa erziehung“ imperialistischer Prä gung. Einzig das Profitstreben der großen Monopole ist die Richtlinie der staatlichen schulpolitischen Maß nahmen wie der theoretischen päd agogischen Arbeit, die die Integra tion des Schulwesens im EWG-Be- reich zum Ziele hat. Die ideologische Grundhaltung der westdeutschen bürgerlichen verglei chenden Pädagogik ist dem Anti kommunismus eng verbunden. So polemisiert der Nestor der imperia listischen Vertreter der vergleichen den Pädagogik in Westdeutschland, Friedrich Schneider, gegen die „Ent- christlichung" der Pädagogik, gegen die Zusammenarbeit mit den Päd agogen der sozialistischen Länder, wie sie sich z. B. teilweise in der UNESCO vollzieht, weil diese die Pädagogik jeglichen „metaphysischen Gehalts“ entkleideten und gegen eine „christliche Neugestaltung Europas“ aufträten. Unter dem Deckmantel des Christentums wird hier ein Antikommunismus gepredigt, der sattsam bekannt ist. In der Tat, die Pädagogen der sozialistischen Länder — und nicht nur sie — treten gegen Mystifizie rung des Erziehungs- und Bildungs prozesses auf, noch mehr, sie ent hüllen die Klassenbedingtheit der Erziehung und weisen der Pädagogik den Platz zu, der ihr zukommt. Die Erziehung und Bildung vollzieht sich nicht im luftleeren Raum, ist kein autonomes Gebilde, wie die bürgerliche Pädagogik uns glauben machen will. Die Versuche Schnei ders und anderer bürgerlicher ver gleichender Pädagogen, die „christ liche Erneuerung Europas“ mit einer unsachlichen und üblen Polemik gegen die Erfolge der sozialistischen Pädagogik zu verknüpfen, zeigen eindeutig die Stoßrichtung: Die Er folge der Länder des Sozialismus auf dem Gebiete des Bildungs- und Erziehungswesens sollen ver unglimpft und als nichtexistent hin gestellt werden. E ine zweite Seite der westdeut- E schen Auslandsschulpolitik wird durch das Bemühen charakterisiert, in einer Reihe Entwicklungsländern ökonomischen und politischen Ein fluß zu gewinnen und dazu Einrich tungen des Bildungswesens zu miß brauchen. Es gibt verschiedene sol cher Einrichtungen — die wichtigsten seien genannt: Auslandsschulen, Stu dium von Ausländern in West deutschland, Einrichtung von deut schen Sprachlektoraten, Einsatz so genannter Entwicklungshelfer, die — nach dem Beispiel des amerikani schen „Friedenskorps“ — in Entwick lungsländern bei der Entwicklung der ländlichen Gebiete „helfen“ sol len. Diese Formen werden gegenwärtig ergänzt durch die Einrichtung von Ausbildungsmöglichkeiten von Fach arbeitern, Meistern, Ingenieuren usw. in den Ländern selbst. Charakteri stisch ist die enge Verquickung die ser Ausbildungseinrichtungen mit Betrieben und anderen Objekten, die im Rahmen der westdeutschen „Wirtschaftshilfe“ errichtet werden. Worin besteht nun das Neue in der Entwicklung der neokolonialisti schen Auslandsschulpolitik? Schon früher gab es einen großen Teil der genannten Einrichtungen in verschiedenen Ländern. So gibt es z. B. schon rund 80 Jahre Auslands schulen in den verschiedenen Län dern. Ursprünglich dienten sie der Beschulung von deutschen Auswan dererkindern, vor allem in Latein amerika und Südosteuropa. Die Na zis hatten diese Schulen zu Stütz punkten ihrer Fünften Kolonne ausgebaut, und nach 1945 übernah men sehr bald die westdeutschen Imperialisten die Schulen wieder in ihre Regie, nachdem sie in den Kriegsjahren und kurz danach die Kontrolle verloren hatten. Nach offi ziellen westdeutschen Quellen gab es 1960 123 Auslandsschulen mit ins gesamt 48 000 Schülern. Diese Schu len werden durch das Bonner Aus wärtige Amt finanziert und erhal ten einen großen Teil ihrer Lehrer sowie der Lehrmaterialien durch das Auswärtige Amt. Besucht werden sie hauptsächlich durch Kinder ein flußreicher Kreise des Gastlandes. Da diese Schulen durchweg Privat anstalten sind, können sie durch hohe Schulgelder eine soziale Aus lese treffen und tun das auch. Die Orientierung dieser Schulen geht ein deutig auf die politischen und wirt schaftlichen - Führungskreise des Gastlandes. In einem Memorandum des Bon ner Auswärtigen Amtes an den Bun destag heißt es u. a.: „Bedeutende Persönlichkeiten der Politik, Wirt schaft und Wissenschaft, die aus den deutschen Auslandsschulen hervor gegangen sind, fühlen sich für ihr Leben mit Deutschland verbunden.“ Es ist wohl überflüssig zu betonen, daß mit Deutschland das imperia listische Westdeutschland gemeint ist. Wie aber wirkt sich das in den einzelnen Ländern aus? Auch dafür nur ein Beispiel: Als im Jahre 1960 der Bundestag nach neuen Quellen für die Aufrüstungsfinanzierung suchte, wollte er die Gelder für Aus landsschulen streichen. Erregte Pro teste sowohl vom Auswärtigen Amt als auch aus dem Ausland hoben ein wenig den Schleier, mit dem die westdeutschen Imperialisten im all gemeinen diese Schulen umgeben. So schrieb der Vorstand des Deutsch-Chilenischen Lehrervereins an den Bundestag: „Ein entscheiden der Grundzug liegt seit jeher in der bewußten Ausbildung von chileni schen Staatsbürgern...“ Welche Art von Staatsbürgern gemeint ist, wird deutlicher, wenn man liest: „Die enge Verflechtung mit dem chileni schen Leben drückt sich beispiels weise darin aus, daß im Jahre 1960 drei amtierende Staatsminister, sechs Abgeordnete, zwei Botschafter, . . . fünf Regierungspräsidenten, der Ge neralstabschef des chilenischen Hee res, verschiedene Dekane und viele Universitätsprofessoren zu unseren ehemaligen Schülern zählen.“ Die westdeutschen Auslandsschu len haben einmal die Aufgabe, die Theorien und die Ideologie des west deutschen Imperialismus in verschie denen Ländern zu verbreiten und die Jugend — besser: einen Teil der Jugend; und zwar den Teil, aus dem sich voraussichtlich die spätere poli tische, ökonomische und wissen schaftliche Führungsschicht des Lan des rekrutiert — im Sinne des Im perialismus zu beeinflussen. Zum an deren sollen die Schulen mithelfen, ein antikommunistisches Bollwerk zu errichten. Damit sind sie eindeu tig gegen die nationale Befreiungs bewegung in den Entwicklungslän dern gerichtet. Sie sind Stützpunkte der neokolonialistischen Politik des westdeutschen Imperialismus. Gegenwärtig entwickelt sich aber in Westdeutschland eine gewisse Neuorientierung, eine Zusammenfas sung aller vorhandenen Kräfte auf bestimmte Ziele. Die Zusammen fassung aller Formen der „Entwick lungshilfe“ und ihr konzentrierter Einsatz hat eine primär politische Aufgabe: die jungen Nationalstaaten auf einen kapitalistischen Weg zu drängen und den ökonomischen Druck der imperialistischen Staaten durch eine entsprechende ideologi sche Beeinflussung im gewissen Sinne „unsichtbar“ zu machen. Be reits in seiner Regierungserklärung am 18. Oktober 1963 sagte Kanzler Erhard sinngemäß, daß die wirt schaftliche „Entwicklungshilfe“ künf tig wesentlich stärker mit „Bildungs hilfe“ gekoppelt werden müsse, um in den Entwicklungsländern zur Bildung eines „staatstragenden Mit telstandes“ beitragen zu können. Aus vielen ähnlichen Äußerungen und offiziellen Erklärungen westdeut scher führender Kreise kann man etwa folgende Linie erkennen: O Kapital- und Warenexport, technische Hilfe und Bildungs hilfe (Auslandsschulen, Ausbildung von Praktikanten aus Entwick lungsländern, Ausländerstudium, Einsatz von Entwicklungshelfern usw.) werden als ein Komplex be handelt und entsprechend ein gesetzt. Der Akzent liegt dabei immer stärker auf der Entwick lung nationaler Kader durch west deutsche Ausbildungseinrichtungen im In- wie im Ausland. Zu beobachten ist eine immer stärkere Konzentration aller staatlichen und privaten Hilfsorga nisationen (Duisbergstiftung, Fried- rich-Ebert-Stiftung, Goetheinsti- tute, Entwicklungsdienst usw.) auf bestimmte Komplexe, sowohl auf bestimmte Länder als auch Indu striezweige, Gebiete u. ä. Inter essant ist dabei, daß sich mehr und mehr etwa folgende Arbeits teilung herausbildet: Die westdeut schen Monopole exportieren ihr Kapital, während der Bonner Staat für die Ausbildung entsprechender Fachkräfte sorgt. © Versucht wird, eine enge Ko ordination mit den Neokolo nialisten anderer imperialistischer Staaten zu erreichen. Das ge schieht z. B. in den entsprechen den Organen der EWG, die be kanntlich in den „assoziierten“ Ländern, besonders in Afrika, auch „Bildungshilfe“ leisten. Die Kon kurrenz zwischen den imperialisti schen Staaten läßt das natürlich zu einer sehr relativen Angelegen heit werden. © Es wird versucht, die west deutsche öffentliche Meinung durch Presse, Rundfunk und Fern sehen entsprechend zu beeinflus sen. Die „Bildungspolitischen Leit sätze“ der SPD betonen ausdrück lich, daß es notwendig sei, daß die „Massenmedien den Aufgaben der Bildungshilfe erhöhte Aufmerk samkeit ...“ schenken. Dieser Versuch einer knappen Zu sammenfassung zeigt deutlich die Tendenzen der westdeutschen „Bil dungshilfe“. Es wird deutlich, daß die west deutsche Auslandsschulpolitik ein Teil der Politik des Neokolonialis mus des deutschen Imperialismus und seines Staates ist. UZ 10-11/65, Seite 11
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