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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 47, 25.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band
Band 9.1965
1
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Prof. Dr. Gottfried Uhlig zu Zu Problemen des staatsmonopolistischen Kapitalismus und zur Strategie und Taktik der Arbeiterklasse Die Rolle des Staates im modernen Kapitalismus Von Dr. Hans Wilde, Institut für Politische Ökonomie Auf allen wichtigen Beratungen, Kongressen und Parteitagen der kommunistischen und Arbeiterpar teien wurde immer den Fragen des Imperialismus große Aufmerksam keit gewidmet. Auf den Beratungen in den letzten Jahren wurde . der konkreten Analyse des heutigen Im perialismus noch größere Aufmerk samkeit geschenkt, als vorher. Das war kein Zufall. Die wissenschaft liche Analyse des modernen Kapita lismus, der sich in den staatsmono polistischen Kapitalismus gewandelt hat, ist die Hauptvoraussetzung, um die wissenschaftlichen. Grundlagen für die Strategie und Taktik der Arbeiterklasse im Kampf gegen den staatsmonopolistischen Kapitalismus zu schaffen. In den letzten Jahren hat sich der ■westdeutsche Imperialismus im rück sichtslosen monopolistischen Kon kurrenzkampf und durch die gewal tig gestiegene Ausbeutung der west deutschen Werktätigen an die zweite Stelle in der kapitalistischen Welt geschoben. Die Offensive der westdeutschen staatsmonopolistischen Reaktion be droht nicht nur die demokratischen Rechte der Werktätigen West deutschlands, bedroht nicht nur die gesamte demokratische Arbeiter bewegung, sondern auch den Frie den in Europa und in der Welt. Es ist deshalb ein tiefes nationales An liegen der Gesellschaftswissenschaft ler unserer Republik, das Gesamt system und den Funktionsmechanis mus des westdeutschen Imperialis mus umfassend zu erforschen, um der Arbeiterklasse, auch den west deutschen Arbeitern, durch ihre Er kenntnisse Unterstützung in ihrem entscheidenden Kampf um die Le bensfragen der Nation zu geben. Für jeden Genossen unserer Uni versität, gleich welcher Fachrich tung, ist es notwendig, einige Grund fragen der Theorie des Imperialis mus neu zu durchdenken; vor allem auch deshalb, weil in der Vergan genheit durch dogmatische Verzer rungen und Schwarzweißmalerei wichtige Aspekte der wissenschaft lichen Analyse der ökonomischen Prozesse im modernen Kapitalismus vernachlässigt und somit Fehlein schätzungen leichter möglich wur den und den Kampf gegen den Im- peralismus erschwerten. Wir wollen deshalb in mehreren Beiträgen versuchen, einige neue Er kenntnisse über den staatsmonopo listischen Kapitalismus und über die Möglichkeiten der Einschränkung und Zurückdrängung der Macht der Monopole darzulegen. Entwicklung und Wesen mmmmmmmmmmammman Bereits gegen Ende des ersten Weltkrieges stellte W. L. Lenin auf Grund seiner Untersuchungen über den Imperialismus fest, daß der mo nopolistische Kapitalismus sich in den staatsmonopolistischen Kapita lismus verwandelt 1 . Das kriegswirt schaftliche Regulierungssystem in den kriegführenden imperialistischen Staaten ermöglichte den Monopoli sten, ihre Profite planmäßiger ein zustreichen als je zuvor. Nicht zu letzt dadurch, daß die Arbeiterklasse wie unter den Bedingungen „eines Militärzuchthauses“ ausgebeutet wer den konnte. In der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg wurden dann weitere spezifische Seiten des staatsmonopolistischen Kapitalismus durch die Monopole mit Hilfe des Staates zu einem Ge samtsystem entwickelt. In dem um fassenden Netz der staatsmonopoli stischen Zwangsmaßnahmen, wie es der Faschismus zur Vorbereitung und Durchführung des zweiten .Welt krieges knüpfte, fand das seinen deutlichen Ausdruck. Auch während des zweiten Welt krieges und in der Nachkriegszeit Wurde das Gesamtsystem des staats- UZ 9/65. Seite 6 monopolistischen Kapitalismus in den einzelnen Ländern weiter aus gebaut. Dieser Prozeß ist in den ein zelnen imperialistischen Ländern nicht abgeschlossen. So heißt es dann auch im Programm unserer Partei, daß der Imperialismus untrennbar mit der Entwicklung des staatsmo nopolistischen Kapitalismus verbun den ist 2 . Auf den ersten Blick scheint es so, als stellte sich der staatsmonopo listische Kapitalismus als Unterord nung der Macht des Staates unter die Macht der Monopole dar, als sei der staatsmonopolistische Kapitalis mus nur eine neue, eine klügere Politik der Monopole, um die Macht des Staates zur Realisierung der Mo nopolprofite ausnutzen. Das ist zwei fellos eine richtige Erkenntnis, aber doch nur eine Teilerkenntnis. Denn der staatsmonopolistische Kapitalis mus ist mehr als die Unterordnung des Staates unter die Macht der Monopole, er ist die Verschmelzung der Macht der Monopole mit der Macht des Staates, die sich aus der objektiven Entwicklung des Grund widerspruchs des Kapitalismus er gibt. Der Grundwiderspruch des Kapi talismus — gesellschaftlicher Charak ter der Produktion und die privat kapitalistische Aneignung der Resul tate der Produktion — wird durch den Konkurrenzkampf zwischen den Kapitalisten vorangetrieben. Be reits in der Zeit der Entwicklung des vormonopolistischen Kapitalis mus führte die Akkumulation des Kapitals, die Konzentration und Zentralisation des Kapitals so weit, daß die klassische Form des kapi talistischen Privateigentums an Pro duktionsmitteln — ein Kapitalist als Eigentümer der Produktionsmittel — nicht mehr dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem Stand der Produktivkräfte, die ja im Prozeß der Konzentration und Zentralisation des Kapitals ihren Ausdruck finden, entsprach. Marx, der diesen Prozeß untersuchte, kam zu folgender Erkenntnis: „Das Kapital, das an sich auf ge- sellschaftlicher Produktionsweise be ruht und eine gesellschaftliche Kon zentration von Produktionsmitteln und Arbeitskräften voraussetzt, er hält hier (in den Aktiengesellschaften — H.W.) direkt die Form von Gesell- schäftskapital (Kapital direkt assozi ierter Individuen) im Gegensatz zum Privatkapital, und seine Unterneh mungen treten auf als Gesellschafts unternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es ist die Aufhebung des Kapitals als Privat eigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst.“ 3 4 Diese Entwicklung der Form der kapitalistischen Produktionsverhält nisse, die schon anzeigt, daß nur das gesellschaftliche Eigentum an Pro duktionsmitteln der schnellen Ent wicklung der Produktivkräfte ent spricht, gab aber auch unter kapita listischen Bedingungen die Möglich keit zur Weiterentwicklung der Pro duktivkräfte. Mit der Herausbildung des Imperialismus, der Ablösung der freien Konkurrenz durch das Monopol und die monopolistische Konkurrenz entwickelten sich Mo nopolorganisationen — Ringe, Cor ner, Interessengemeinschaften Kar telle, Konzerne, Syndikate, Trusts und in der heutigen Zeit die neue Form der Finanzgruppe. Schon Engels charakterisierte die ersten Formen der Kartelle und der zeitweiligen internationalen Kartelle als die zweite und dritte Potenz der Aktiengesellschaften/ 1 Und es ist sicher richtig, die bekannten anderen Formen der Monopole wie Konzern, Syndikat, Trust und Finanzgruppen als eine weitere Strukturentwicklung des kapitalistischen Eigentums, als eine höhere Potenz der früher vor handenen Formen der kapitalisti schen Produktionsverhältnisse zu betrachten. Indem die privaten Formen der Monopole durch die Struktur und die Größe des Kapitals, über das sie verfügen, der Entwicklung der Pro duktivkräfte, besonders der materi ellen Produktivkräfte, neue Möglich keiten schaffen, wird aber gleich zeitig die organische Zusammenset zung des Kapitals erhöht, das Ge setz vom tendenziellen Fall der Pro fitrate wirkt. Dieses Gesetz wird durch die Gesetze des Monopolpro fits und seiner Realisierung nicht aufgehoben. Ganz im Gegenteil. Dem raschen Anwachsen der Produktion steht die stets zunehmende Lang samkeit der Ausbildung des Mark tes gegenüber. Die Schutzzollpolitik, typisch für den Imperialismus, stei gert noch künstlich die Produktions fähigkeit der monopolistischen Indu strie in den einzelnen Ländern. Die Folgen sind Überproduktion, ge drückte Preise und fallende Profite. 5 * Weit vorausschauend weist Marx in seiner Untersuchung über das zinstragende Kapital darauf hin, daß die Aktiengesellschaft in ge wissen Sphären das Monopol her stellt, „und es (das Monopol — H.W.) fordert daher die Staatseinmischung heraus“ 5 . Die Staatseinmischung zeigt sich in den verschiedensten Formen, sei es, daß der Staat als ideeller Ge samtkapitalist zum Vorteil der Mo nopole bestimmte Gesetze erläßt, z. B. über die Schutzzölle oder, wie wir es in Westdeutschland nach dem zweiten Weltkrieg erlebten, mit dem Gesetz der Währungsreform (Juni 1948) und dem damit verbundenen DM-Eröffnungsbilanz-Gesetz vom August 1949, daß die Realisierung der Kriegsgewinne ermöglichte, oder in den Steuergesetzen, welche den Monopolisten Steuergeschenke und damit Monopolprofite gewähren. Aber der Staat greift nicht nur durch die Gesetzgebung in den Wirtschaftsablauf ein. Der Stand der Entwicklung der Produktivkräfte verlangt immer mehr, daß der Staat nicht nur als ideeller, sondern auch als reeller Gesamtkapitalist auftritt und so die privaten Monopole stützt und die Realisierung des Monopol profits sichert. Er muß reell als Ge samtkapitalist fungieren, weil die Aufrüstung und die Durchführung von Kriegen, die gesetzmäßig aus dem Imperialismus entspringen und gewaltige Teile des Nationalein kommens verschlingen, nur von ihm in der Eigenschaft als ideeller und reeller Gesamtkapitalist organisiert werden können, nur er ist in der Lage, als ideeller und reeller Ge samtkapitalist den Ablauf des ge sellschaftlichen Reproduktionspro prozesses auf erweiterter Stufenlei ter, der allein schon durch die Ab lösung der freien Konkurrenz ge stört ist, einigermaßen zu gewähr leisten; und nicht zuletzt ist nur er als ideeller und reeller Gesamtkapi talist in der Lage, in den Konkur renzkampf gegen andere imperiali stische Länder, die einen ähnlichen Stand in der Entwicklung der ka pitalistischen Produktionsverhält nisse und der Produktivkräfte ha ben, und in die politische und öko nomische Auseinandersetzung mit dem sozialistischen Lager, in dem die Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte über einstimmen, im Interesse der priva ten Monopole eingreifen. Nur einige Zahlen, die verdeut lichen, welche gewaltigen Kapital investitionen beim heutigen Stand der Entwicklung der Produktiv kräfte notwendig sind: So betragen z. B. die Kosten zur Einrichtung eines Arbeitsplatzes im modernen Siemens - Martin - Walzwerk der Klöckner AG Bremen 500 000 West mark, und zur Errichtung eines Ar beitsplatzes an der Mitteleisenstraße der Dortmund-Hörder-Hüttenunion AG werden rund 1,1 Millionen West mark benötigt. 7 Die Aufwendungen an Anfangskapital übersteigen oft die Möglichkeiten eines Privatmono pols. Der Staatseingriff wird not wendig, entweder tritt der Staat selbst als Unternehmer auf oder er ermöglicht über den Staatshaushalt die Mobilisierung des fixen Kapi tals. So werden heute in West deutschland 70-80 Prozent aller In vestitionen durch staatsmonopolisti sche Maßnahmen finanziert wie Ein richtung von staatlichen Betrie ben oder Subventionen, Darlehen oder Kredite u. a. m. an private Mo nopole. Allein von 1950 bis zur Ge genwart wurden mehr als 200 Mil liarden DM aus dem Staatshaushalt für direkte staatliche Investitionen oder über Anleihen, Subventionen usw. für private Investionen zur Verfügung gestellt. 8 Eine besondere Rolle spielen in diesem Zusammenhang Erfindungen, die von grundsätzlicher revolutionä rer Bedeutung sind oder Entwick lungen für die Aufrüstung. Der ge genwärtige Stand von Wissenschaft und Technik macht Untersuchungen notwendig, die die Möglichkeiten einzelner Monopole überschreiten, die aber besonders im Wettbewerb der beiden Systeme in der Welt für das Monopolkapital größte Bedeu tung haben (z. B. Raumforschung, Atomwirtschaft u. a.). Deshalb greift der monopolistische Staat in die Forschung ein, übernimmt die Fi nanzierung dieser Vorhaben durch die Ausplünderung der Mehrheit der Bevölkerung. In den USA wur den 1963 80 Prozent der Forschung vom Staat bezahlt. Ähnlich liegen die Verhältnisse in Westdeutschland. mmmmmmmmmammmmmmuem Schlußfolgerungen mmeammzugmmamamammaim Aus den bisherigen Darlegungen müssen folgende Schlußfolgerungen gezogen werden: Der Imperialismus ist untrenn bar mit der Entwicklung des staatsmonopolistischen Kapitalismus verbunden. Er ist kein besonderes Stadium des Kapitalismus, welches nach dem Imperialismus folgt. 9 Die Ursache für das Entstehen des staatsmonopolistischen Ka pitalismus ist die Verschärfung des Grundwiderspruches des Kapi talismus — gesellschaftliche Produk tion und privatkapitalistische Form der Aneignung der Resultate der Produktion. © Die Form und die Struktur des kapitalistischen Eigentums ent wickelt sich vom kapitalistischen Eigentum in der Hand eines Kapita listen über die Aktiengesellschaft, über die verschiedenen Formen der pri vaten Monopole bis zum Staatsmo nopol. Die Entwicklung des kapita listischen Eigentums zeigt bereits deutlich, daß gesellschaftliches Eigen tum notwendig ist, um die weitere Entwicklung der Produktivkräfte zu ermöglichen. Die entwickelten For men des kapitalistischen Eigentums sind „die Aufhebung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst“ (Marx). Sie hemmen nicht nur die Entwicklung der Produktiv kräfte, sondern ermöglichen unter den Bedingungen des Imperialismus auch ihre Entwicklung und erschlie ßen damit neue Profitquellen für das Monopolkapital. O Der imperialistische Staat ist nicht nur eine politische Erschei nung, sondern wird mit der Entwick lung des Imperialismus in der all gemeinen Krise des Kapitalismus zu einer reellen ökonomischen Kraft, die mit der Macht der privaten Mo nopole verschmilzt. Der imperiali stische Staat ist heute zum direk ten Ausbeuter großer Teile des Vol kes geworden. Das Wesen des staats monopolistischen Kapitalismus zeigt sich in der Verschmelzung der Macht der Monopole mit der Macht des Staates. Bereits die dargelegten Verände rungen in der Entwicklung des heu tigen Imperialismus lassen erken nen, daß die Arbeiterklasse und die anderen ausgebeuteten Schichten diese Änderungen bei der Festle gung der Strategie und Taktik be rücksichtigen müssen. (Wir werden in weiteren Beiträgen darauf ein gehen.) 1 Vgl. W. L. Lenin, AW in 2 Ba., Bd. II Moskau 1947, S. 158 2 Vgl. Programm der SED, Dietz Verlag Berlin 1963, S. 18 3 K. Marx, Das Kapital, Bd. III, Berlin 1949, S. 477 4 Vgl. F. Engels in: Karl Marx; Das Kapital, Bd. III, S. 478 5 ebenda 0 Karl Marx, a. a. O., S. 479 7 Vgl. „Einheit“, Heft 4/1963, S. 79 8 Otto Reinhold, Der westdeutsche staatsmonopolistische Kapitalismus und die Wirtschaftspolitik der Er hard-Regierung, Berlin 1964, S. 27 9 Vgl. Albrecht Heinze'/Horst Rich ter, Multimillionäre, Minister, Mili taristen, Berlin 1963, 1. Kapitel DENKEN LERNEN AN DER GESCHICHTE Es mag manchen Leser befremden; daß hier ein Pädagoge zu Angelegenheiten der Wirtschaftswissen schaftlichen Fakultät Stellung nimmt. Aber der Auf satz des Genossen Prof. Dr. Günter Fabiunke „Den ken lernen an der Geschichte" (UZ 7/1965) hat eine Problematik berührt, die bei weitem nicht nur den Wirtschaftswissenschaftler angeht. Genosse Fabiunke schneidet die generelle Frage nach der Bedeutung historischer Disziplinen für die Ausbildung sozia listischer Fachleute an. Diese Frage wird nicht immer richtig beantwortet. Genosse Fabiunke weist darauf hin, daß das Stu dium der Geschichte der Politischen Ökonomie in seiner Bedeutung unterschätzt und verkannt wird. 568528*53£M,50r stellt sich heraus, aau 3 # Bedeutung des Studiums- der Ge- E 95 schichte der Politischen Ökonomie für die k: Bildung und Erziehung unseres akade-8 22 mischen Nachwuchses, auf wirtschattswis 6 H senschaftlichem Gebiet weithin untert:9 schätzt und teilweise sogar völlig verkannt 32wird Die gegenwärtigen Lehr- und. AusE: SWildüngspläne bringen das deutlich zumß 2AAusdruck. Im Interesse einer immer enge68 S^ren fachlichen Spezialisierung .2882534833 Ähnliches gilt im Bereich der Lehrerausbildung für die Geschichte der Erziehung. Sie wird von ver schiedenen Seiten als recht überflüssiger Bestand teil des Lehrerstudiums angesehen, der dem Lehrer „in der Praxis nichts nütze“. Ihre Stundenzahl wurde in den letzten Jahren fast auf ein Drittel reduziert. Das könnte man begrüßen, wenn es einer allge meinen, Tendenz entspräche. Aber in der Lehreraus bildung wird großenteils noch mit extensiven Me thoden gearbeitet, und die Wochenstundenzahlen sind oft unvertretbar hoch. Auch von der Geschichte der Erziehung kann man - um die Worte des Ge nossen Fabiunke zu gebrauchen - feststellen, daß sie „als angeblich nicht so wichtiger und praxis wirksamer Bestandteil der . . . Grundausbildung aus den Lehr- und Ausbildungsplänen Schritt für Schritt hinauskomplimentiert" wird. Genosse Fabiunke weist auch darauf hin, wo die Ursachen für diesen „ahistorischen Trend“ in der Gestaltung der Studienpläne zu suchen sind — wiederum nicht nur im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich: in einer sehr engen Auffassung von der Verbindung der Theorie und Praxis, einer Auffas sung, die in gefährliche Nähe des Pragmatismus gerät. In der Lehrerausbildung wird beispielsweise nicht nur von einigen Studenten die Meinung ver treten, theoretische Lehrveranstaltungen seien nur dann praxiswirksam, wenn sie Stoffgebiete behan deln, die irgendwo im Lehrplan der Schule auf tauchen, oder wenn sie Gebrauchsanweisungen für die Gestaltung bestimmter Unterrichtsstunden ver mitteln. Die Rolle der Theorie wird darauf redu ziert, unmittelbare Handreichung für die Lösung der einzelnen Aufgaben in der Praxis zu bieten. Wollten wir uns auf diesen Standpunkt begeben, würden wir die künftigen Lehrer zur Handwerkelei erziehen, aber nicht zu schöpferischer pädagogischer Arbeit. Das schöpferische Durchdenken einer Proble matik ist aber ohne Kenntnis und Beachtung ihrer Geschichte schlechterdings unmöglich. Die Vertreter historischer Disziplinen sind aller dings oft an der Unterschätzung ihrer Wissenschaf ten im Ausbildungsgang nicht ganz schuldlos. Auch dafür scheint mir der Beitrag des Genossen Fabi unke ein Beispiel zu sein. Er legt ausführlich dar, weshalb das Studium der klassischen und der mo dernen bürgerlichen Politischen Ökonomie für den sozialistischen Wirtschaftswissenschaftler nützlich und unentbehrlich ist. Aber hat nicht auch der Sozialis mus seine Geschichte? Die marxistische Politische Ökonomie entstand vor 120 Jahren. Als lebendige Wissenschaft hat sie sich seit dieser Zeit entwickelt und bereichert. Beraubt man nicht die Geschichte der Politischen Ökonomie ihres wichtigsten und für die Gegenwart bedeutsamsten Teils, wenn man sie auf die bürgerliche Politische Ökonomie beschränkt? Wie leicht entsteht dadurch der Eindruck, als han dele es sich bei der marxistisch-leninistischen Poli tischen Ökonomie um eine „fertige“, keiner Ent wicklung unterworfene Lehre, also um ein Dogma! In wenigen Monaten feiern wir den 20. Jahrestag der Befreiung und damit des Beginns unserer volksdemokratischen. Revolution. Dessen ungeachtet verhalten wir uns oft, als sei diese größte Revo- lution der deutschen Geschichte noch gar kein Teil der Geschichte. Dadurch verzichten wir in den histo rischen Disziplinen auf die wertvollsten Aussage möglichkeiten. Wir begeben uns der besten Ge legenheit, einen unmittelbaren Beitrag zur Lösung aktueller Fragen zu leisten. Wir erwarten Ihre Meinung zur Frage Hat der Sozialismus keine Geschichte ?
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