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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 47, 25.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band 9.1965
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| | | Der Griff der Monopole nach dem Staat IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINIIIIIIIIIIIIIIIIIIHMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMMIIIMIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIWIIIhIIIIImIIIIIIIIIIIIIIIIIIIT Einige Fakten zum Thema staatsmonopolistischer Kapitalismus in Westdeutschland / Von Dozent Dr. Günther Kesselbauer Das 7. Plenum unserer Partei hat eine Reihe Fragen aufgeworfen, die gegenwärtig stark im Mittelpunkt der Diskussionen ste hen. Vor allem ist es die Entwicklung in Deutschland, die viele beschäftigt. Unsere Republik hat in den letzten Jahren ihre po litische und ökonomische Position gefestigt und hat mit Vorschlägen zur Lösung der nationalen Frage ihren Friedenswillen bewiesen. In den letzten Wochen hat unsere Par tei neben der klaren Aufgabenstellung für die Entwicklung unseres Staates bis 1970 mit aller Eindringlichkeit die aggressiven Absichten der Bonner Machthaber ent larvt. Der Atomminenplan hat den Ernst der gegenwärtigen Situation nachdrücklich unterstrichen. Es wird aber auch deutlich, daß diese Gefahr, die seitens des westdeutschen Im perialismus und Militarismus droht, un terschätzt wird. Aber gibt es nicht genü gend Erfahrungen hinsichtlich der Politik des deutschen Imperialismus? Wir sollten deshalb stärker diese historischen Erfah rungen erläutern und ins Gedächtnis zu rückrufen, denn es geht darum, den Ver derbern des deutschen Volkes ein für alle mal das Handwerk zu legen. Es ist nicht zufällig, wenn die Bonner Machthaber gerade gegenwärtig so stark um den Besitz und die Verfügungsgewalt von Atomwaffen bemüht sind. Das west deutsche Monopolkapital hat sich eine ökonomische Basis geschaffen, auf deren Grundlage es zu aggressiven Aktionen übergehen kann. Mit Hilfe staatsmonopo- . listischer Maßnahmen verfügen die Mono pole über eine modern ausgerüstete und durchorganisierte Industrie, die jederzeit in vollem Umfang militärischen Erforder nissen Rechnung tragen kann. Weiterhin ist es den Monopolen gelun gen, sich beachtliche wirtschaftliche Posi tionen in anderen europäischen Staaten zu erobern. Das wurde u. a. durch eine groß angelegte Exportoffensive erreicht. Bis 1963 z. B. hatten die westdeutschen Monopole Auslandskapitalanlagen von 6,1 Milliarden aus privaten Mitteln und 10,6 Milliarden aus staatlichen Mitteln. Der Export Westdeutschlands, der 1950 8,362 Milliarden Mark betrug, steigerte sich bis Ende 1963 auf etwa 58,5 Milliarden Mark. Von allen europäischen kapitalistischen Staaten hat Westdeutschland'als einziges Land schon seit 1952 eine aktive Handels bilanz. Zwei Zahlen sollen diese Export entwicklung noch verdeutlichen. Wenn man das Jahr 1953=100 setzt, so ent wickelte sich der westdeutsche Export von 1950=56 auf 185 im Jahre 1957. Der USA-Export entwickelte sich im gleichen Zeitraum von 73 auf 123. Sehr aufschluß reich sind folgende Tatsachen: Hinsichtlich des Anteils an der Einfuhr der kapitalistischen Länder Europas stand Westdeutschland 1957 in England und Spanien an dritter Stelle, in Italien und Frankreich an zweiter Stelle hinter den USA. (Hier ist der Anteil der USA von 23,34 Prozent 1950 auf 18,77 Prozent 1957 zurückgegangen, der Anteil Westdeutsch lands aber von 8,23 Prozent auf 12,23 Pro zent gestiegen.) In allen anderen kapita listischen Ländern liegt Westdeutschland an erster Stelle, z. B. in den Niederlanden mit 18,51, in Belgien und Luxemburg mit 15,57, Schweiz mit 25,59. Schweden mit 22,06 Prozent usw. Wir wissen jedoch, daß diese ökonomi schen Positionen' im Interesse der Mono pole geschaffen wurden. Um aber die wirklichen Absichten, die sich hinter die ser ökonomischen Expansion verbergen, richtig verstehen und einschätzen zu kön nen, sei ein Blick in die Geschichte getan. In seiner Selbstüberschätzung und fal schen Einschätzung der Lage glaubte der deutsche Imperialismus 1914 an einen' schnellen Sieg. Das hatte u. a. zur Folge, daß schon Ende 1914 ernste .Schwierig keiten hinsichtlich der Rohstoffversorgung der Kriegswirtschaft eintraten. Auf In itiative Walter Rathenaus, Aufsichtsrats vorsitzender der AEG. wurde deshalb die Kriegsrohstoffabteilung beim Kriegsmini sterium gebildet. Mit dieser Institution verfügten die großen deutschen Monopole erstmalig über eine staatliche Einrichtung, die es ihnen ermöglichte, über die Roh stoffbewirtschaftung die gesamte Wirt schaft ihren Interessen' unterzuordnen. Das Ergebnis dieser Politik zeigte sich in den erzielten Gewinnen. Die AEG z. B. erzielte 1914/15 einen Reingewinn von 21,29 Millionen Mark und 1916/17 30,37 Millionen Mark, der sich im Laufe des Krieges weiter erhöhte. Die ganze Bru talität des deutschen Imperialismus wird jedoch deutlich, wenn man folgendes liest. In einem Protokoll der Kriegsrohstoffab teilung vom August 1917 heißt es: „Der Charaker des jetzigen Krieges bringt es mit sich, daß mit der Möglich keit eines raschen Wiederauflebens der Feindseligkeiten noch geraume Zeit nach dem Abschluß des Friedens zu rechnen ist. Im besonderen hat sich die Heeresverwal tung auch darauf einzurichten, daß viel leicht wiederum England sich unter un seren Feinden befindet, und daß wir dann wieder vom Seeweg abgeschnitten sein werden. Ebenso ist damit zu rechnen, daß ein neuer Krieg vielleicht noch einmal eine ganze Welt von Feinden gegen uns in Waffen stellt, daß also dann unsere ganze Bevölkerung in den Dienst der Kriegsführung zu stellen ist.“ 1 ) In den Richtlinien vom Februar 1918 wird festgelegt, daß es die Aufgabe im Frieden sei, die deutsche Wirtschaft für einen kommenden Krieg von der Rohstoff zufuhr aus dem Ausland unabhängig zu machen. Das heißt also, der deutsche Im perialismus bereitete sich auf den zweiten Weltkrieg vor, als der erste noch nicht be endet war. Verfolgt man die Praxis des Monopol kapitals nach dem ersten Weltkrieg, so zeigt sich deutlich, daß die Konzeption von 1917/18 voll verwirklicht wurde. Die Vorbe reitung des zweiten Weltkrieges hat es be wiesen. Die wirtschaftliche Ausplünderung Europas und die Ausnützung dieser Län der während des Krieges entsprachen den Machtansprüchen des deutschen Im perialismus. Damit wurde jedoch auch die Grundlage für die spätere Zeit geschaf fen. Lassen wir Tatsachen sprechen. Im August 1940 wurde in einem Geheimerlaß Görings folgendes formuliert: „Ein Ziel der deutschen Wirtschaftspo litik ist die Vergrößerung des deutschen Einflusses bei ausländischen Unterneh mungen. Ob und inwieweit der Friedens vertrag die Abtretung von Anteilen usw. bringen wird, ist noch nicht zu übersehen. Notwendig ist es aber schon jetzt, daß jede Gelegenheit ausgenutzt wird, um noch während des Krieges der deutschen Wirtschaft Eingang in die interessanten Objekte der Wirtschaft der besetzten Län der zu ermöglichen und Verschiebungen zu verhindern, die die Erreichung des oben genannten Zieles erschweren kön nen.“ 2 ) Im Oktober 1940 beschäftigte sich der „Große Beirat der Reichsgruppe Industrie“, ein Instrument der Monopole, mit ..Ge genwartsfragen der deutschen Wirtschaft und die zukünftige Gestaltung der euro päischen Großraumwirtschaft“. In dieser Sitzung wurde praktisch jene wirtschafts- politische Konzeption entwickelt, die in der EWG und der EFTA praktiziert wurde und wird. Im Protokoll dieser- Sitzung ist die Rede des Ministerialdirektors Dr. Schlotterer, Vertreter des Reichswirtschaftsministe- riums enthalten. Er erklärte, daß die deutschen Monopole nicht vom Standpunkt des Siegers die „zukünftige europäische Großraumwirtschaft“ gestalten dürften. Was er darunter versteht, sagt er so: „Selbstverständlich wollen wir etwas; selbstverständlich müssen wir etwas wol len, denn wenn wir schließlich die Füh rung in Europa haben, dann müssen wir auch Einfluß haben; und das setzt eben voraus, daß wir uns diejenigen Positionen in Europa verschaffen, die wir brauchen, um unsere führende Rolle spielen zu kön nen.“ 3 ) Am Beispiel der belgischen Eisen- und Stahlindustrie erläuterte Schlotterer dann, daß der „ ... deutschen Wirtschaft... ge nügend wirtschaftliche Möglichkeiten und Druckmittel zur Verfügung (ständen), um ihren Willen durchzusetzen und die rich tigen Lösungen in Europa zu erreichen.“ 4 ) An anderer Stelle heißt es dann noch: „Und für den Anfang ist es sogar tak tisch richtig, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und zu sagen: das und das ist unrentabel, das muß stillgelegt wer den. Es ist viel besser, man spricht zu nächst über diese Dinge nicht und fängt mit einem positiven Beitrag zur Mitarbeit an.. ,“ 5 ) Man beachte, diese Konzeption wurde 1940 erarbeitet. Wenn man nun unter diesen Gesichtspunkten die gegenwärtige Expansionspolitik der Bonner Machthaber auf ökonomischem Gebiet betrachtet, so wird deutlich, daß es dem westdeutschen Imperialismus gelungen ist, auf diese Weise Machtpositionen in Europa zu er langen, die er auch ausnützt und jetzt den nächsten Schritt geht, um auf mili tärischem Gebiet mit Hilfe von Atom waffen gerüstet zu sein, einen neuen Krieg zu entfesseln. Es gibt keinen Zweifel, daß der west deutsche Imperialismus zur Durchsetzung seiner Pläne nicht nur das Leben unseres Volkes, sondern auch das der Völker Eu ropas aufs Spiel setzt. An seiner Gefähr lichkeit kann man auf Grund der ge schichtlichen Erfahrungen nicht zweifeln. Das allen bewußt zu machen, ist eine große Aufgabe. In der weiteren sozialisti schen Entwicklung unserer DDR liegt die Garantie, daß es den Verderbern unseres Volkes nicht gelingen wird, ihr Ziel zu erreichen. Jeder einzelne kann und muß dazu beitragen. 1) Alfred Müller: Die Kriegsrohstoffbewirt schaftung 1914—1918 im Dienste des deutschen Monopolkapitals. Akademie-Verlag, Berlin 1955, S. 125. 2) Der Reichsmarschall des Großdeutschen Rei ches, Beauftragter für den Vierjahresplan, Berlin, 2. August 1940. vgl. Ulshöfer, Einfluß nahme auf Wirtschaftsunternehmungen in den besetzten nord-, west- und südosteuro päischen Ländern während des zweiten Welt krieges, insbesondere der Erwerb von Be teiligungen (Verflechtungen), Institut für Be satzungsfragen Tübingen, 1958, S. 148. 3) IG-Farben Wipo 14. Dezember 1940, Proto koll der Sitzung des Großen Beirats der Reichsgruppe Industrie, 3. 10. 1940, Werklei tung Gajewski. Nr. 111, Seite 15. ') Ebd. Seite 18. 5) Protokoll der Sitzung des Großen Beirats, Seite 20. Mediziner berieten Studium der Vorklinik | Uber das IV. Nationale Symposium in Jena berichtet Dozent Dr. habil. Harald Aurich Am 29. und 30. Januar 1965 fand in Jena im Auftrage des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen das IV. Natio nale Symposium statt, das sich mit der Reform des vorklinischen Abschnitts des Medizinstudiums und der Verbindung von vorklinischem und klinischem Studium zu einem einheitlichen Gesamtstudium der Medizin befaßte. Alle an dieser großen Ausbildungs- und Erziehungsaufgabe be teiligten und interessierten Hochschulleh rer, Wissenschaftler, gesellschaftlichen Or ganisationen und Studenten waren dazu vorn Rektor der Friedrich-Schiller-Univer sität und von den Dekanen der Medizini- sehen und Naturwissenschaftlichen Fakul tät dieser Hochschule eingeladen worden. Auch von der Karl-Marx-Universität in Leipzig nahm eine starke Delegation von nahezu 40 Angehörigen an diesem Sym posium teil. Eine Woche vorher hatte in Leipzig bereits durch Initiative von Spec- tabilis Prof. Dr. Wildführ und Herrn Prof. Dr. D ü r w a 1 d . dem Vorsitzenden der Kommission „Forschung und Lehre“ der Fakultätsgewerkschaftsleitung, eine Beratung über die Konzeption der Medi zinischen Fakultät der Karl-Marx-Univer sität zur vorklinischen Studienreform statt gefunden, die die in Leipzig seit Jahren geführten Diskussionen zu diesem Thema einheitlich zusammenfaßte. Der Wert die ses praktisch von der gesamten Fakultät erarbeiteten gemeinsamen Standpunktes als Vorbereitung für das Jenaer Sympo sium war unbestritten. Nach der Begrüßung durch den Staats sekretär, Prof. Dr. Gießmann, und durch den Rektor der Friedrich-Schiller- Universität begann das Symposium in Jena mit 4 einführenden Referaten, von denen das erste („Grundsätze und Prinzi pien der in der Vorklinik erstrebten Ver änderungen“) von Spectabilis Prof. Dr. Frunder (Jena) gehalten wurde. Diese allgemeinen Grundsätze können in folgen den Punkten zusammengefaßt werden: 1. Enge Verknüpfung von theoretischer und praktisch-klinischer Ausbildung zu einem einheitlichen Gesamtstudium der Medizin. 2. Auf das Gesamtausbildungsziel abge- stimmte Stoffauswahl in allen Fächern. 3. Verwendung des Wissens der vorher- Phenden Ausbildung in allen nachfolgen den Studienabschnitten. 4. Ausbildung nach komplexen Schwer punkten. 5. Begrenzung des Pflichtunterrichts auf 25 Wochenstunden. 6. Verteilung des Pflichtunterrichts auf 50 Prozent Vorlesungen und 50 Prozent Praktika und Seminare. 7. Verstärkung der Erziehungsarbeit. 8. Schaffung enger Kontakte zwischen Hochschullehrern, Assistenten und Studen ten — direkt und über die gesellschaft lichen Organisationen. Das zweite Referat, gehalten von Magni fizenz Prof. Dr. Drehfahl (Jena), be schäftigte sich mit dem „Beitrag der Na turwissenschaften zur vorklinischen Aus bildung der Mediziner“. Chemie, Physik, Biologie und Mathematik sollten dem Me dizinstudenten ein theoretisches, anwen dungsfähiges Grundwissen vermitteln, auf das er in den nachfolgenden Studienab schnitten organisch auf bauen kann. Der Inhalt sollte in jedem Falle für das Medi zinstudium spezifiziert sein und im Aus bildungsziel den vorwiegend in der medi zinischen Praxis tätigen Arzt im Auge haben. Das dritte Hauptreferat („Erziehungs grundsätze in der vorklinischen Ausbil dung“) wurde von Prof. Dr. Dr. Rapo port (Berlin) gehalten. Der Inhalt dieses Vortrages, der in den anschließenden Dis kussionen seiner Bedeutung entsprechend viel zu kurz wegkam, kann in folgenden Thesen kurz zusammengefaßt werden: 1. Ausbildung und Erziehung sind eine Einheit. Die Konzeption des Gesamtstu diums muß einheitlich und umfassend sein und dem Fortschritt der Wissenschaften entsprechen. 2. Die Gemeinsamkeit des Lehrkörpers und die Entwicklung sozialistischer Er zieherkollektive ist für die Erziehung der Studenten wesentlich. 3. Ausbildung und Erziehung sind ge meinsame Aufgabe von Lehrkörper und Studenten. 4. Sozialistische Arbeitsmoral, Verant wortungsbewußtsein, Ehrlichkeit, ein ma terialistisches Weltbild und kollektive Ar beit sind Grundlagen der studentischen Moral. 5. Die FDJ vertritt allseitig die studenti schen Interessen und Rechte. 6. Alle Lehrveranstaltungen besitzen einen hohen erzieherischen Gehalt. 7. Lehr- und Prüfmethoden müssen die Erziehung zur Denkfähigkeit, Selbständig keit, Ehrlichkeit und Kontinuität der Ar beit sichern. Das vierte Hauptreferat, vorgetragen von Dr. Hess (Jena), beschäftigte sich mit den „Prinzipien des gesellschaftswissen schaftlichen Grundstudiums und seiner Integrierung mit dem Fachstudium“. Aus gehend von der Tatsache, daß das gesell- schaftswissenschaftliche Grundstudium fester Bestandteil des Medizinstudiums ist, wurden Wege und Möglichkeiten darge legt, diesen Teil der medizinischen Aus bildung noch stärker als bisher fachbe zogen zu lehren und ihn fest mit dem naturwissenschaftlich-medizinischen Teil des Studiums zu integrieren. Nach Abschluß dieser Hauptvorträge fand eine freimütig und verantwortungs bewußt geführte Plenardiskussion zu grundsätzlichen Fragen der Studienreform statt, an der sich über 20 Diskussions redner — sowohl Hochschullehrer als auch fachlich ausgezeichnete Studenten — be teiligten. Dabei wurcen alle Probleme vom Inhalt und nicht von der Stunden zahl her erörtert und dadurch eine gün stige Atmosphäre geschaffen. Neben den allgemeinen Grundsätzen wurden prinzi pielle Fragen des Unterrichts aller vor klinischen Fächer berührt und dabei die Vorstellungen der einzelnen Fakultäten zur Studienreform erläutert. Den Vor schlag der Medizinischen Fakultät Leipzig (vgl. Universitätszeitung vom 14. 1, 165) begründete Prodekan P . Dri sch e 1. Bis auf den Entwurf der Medizi nischen Fakultät in Halle — der einen innerhalb eines jeden Semesters schwer punktmäßig verteilten Unterricht in allen Fächern parallel bis zum 5. Semester und anschließend Abschlußprüfungen in allen Disziplinen vorsah — hatten alle anderen Pläne sehr viele Gemeinsamkeiten, von denen besonders eine mehl’ oder minder strenge Schwerpunktverteilung auf die einzelnen Semester sowie der Abschluß der anatomischen Grundausbildung nach dem 3. Semester hervorzuheben sind. Wäh rend der Jenaer Plan den Schwerpunkt Physik/Chemie ins erste Semester, den Schwerpunkt Anatomie ins zweite und dritte Semester und den Schwerpunkt Bio- logie/Physiologie/Physiologische Chemie ins vierte und fünfte Semester verlegte, sah der Berliner Plan das erste und zweite Semester für Anatomie und Biologie und das dritte Semester für Physik und Che mie vor, wobei die beiden letzten Fächer einen fließenden Übergang zu den physio logischen Disziplinen erhalten, für die auch im Berliner Plan das vierte und fünfte Semester zur Verfügung stehen sollen. Der Vorschlag unserer Fakultät stellt somit einen Mittelweg zwischen diesen beiden Ansichten dar und berücksichtigt Argu mente sowohl der Jenaer als auch der Berliner Fakultät. Das wichtigste und wertvollste Ergebnis der Plenardiskussion ist sicher, daß die in den Hauptreferaten dargelegten allgemei nen Grundsätze und Ziele der Ausbildung und Erziehung innerhalb des vorklinischen Studienabschnittes nahezu vorbehaltlos anerkannt wurden. Unterschiedliche Auf fassungen gab es bei Problemen, die für den Inhalt der Studienreform nur zweit rangige Bedeutung besitzen (Reihenfolge des zu bietenden Stoffes, Umfang der komplexen Schwerpunkte u. a.). Einer be sonderen Erwähnung bedarf hier noch die Feststellung des Beirates für Stomatologie, daß die jahrelang umstrittene vorklinische Ausbildung der Studenten der Zahnmedi zin auch in Zukunft in gleicher Weise wie für die Humanmedizin erfolgen soll. An dieser Stelle soll auch erwähnt wer den, daß am Abend des ersten Beratungs- tages ein den Anliegen der Studienreform gewidmetes Kabarett stattfand, das, von im Physikum stehenden Medizinstudenten durchgeführt, den Anwesenden in vorzüg licher Form die Schwächen des Medizin studiums aus dem Blickwinkel der Stu denten offenbarte und von allen mit sehr viel Beifall bedacht wurde. Der zweite Tag des Symposiums wurde in Gruppendiskussionen durchgeführt, wo bei sich das Plenum auf 3 Gruppen ver teilte: „Mathematik, Physik, Chemie“, „Biologie“ und „Gesellschaftswissenschaf ten und Probleme des einheitlichen Ge samtstudiums“. In diesem Abschnitt der Beratung wurden nun auch spezifische Probleme eines jeden Fachs besprochen, die sich vor allem auf dessen stofflichen Inhalt, eine zweckmäßigere Arbeitsteilung innerhalb der Fächer, eine sinnvolle Rei henfolge des zu bietenden Stoffes, auf Möglichkeiten komplexer Studienveran staltungen und auf eine intensive Verzah nung und Ausbildung mit den klinischen Fächern bezogen. Auch hier wurde über viele Diskussionspunkte eine einheitliche Auffassung erzielt. Die Begrenzung des Pflichtunterrichts auf 25 Wochenstunden und dessen Verteilung auf Vorlesungen und Praktika im Verhältnis 1:1 wurde all gemein unterstützt. Die Persönlichkeits erziehung der Studenten gehört zu den Aufgaben des Hochschullehrers und muß verstärkt werden. Die Gesellschaftswis senschaften sind fester Bestandteil des Medizinstudiums. Die Fremdsprachenaus bildung sollte in der Oberschule abge schlossen sein, wobei eine fachverbundene Weiterentwicklung von fakultativem Fremdsprachenunterricht an der Hoch schule sinnvoll erscheint. Für wisseischaft- lieh tätige Assistenten sollte er sogar fest zum Ausbildungsprogramm an den Insti tuten und Kliniken gehören. Vorlesungen in Mathematik, biologischer Statistik und Psychhologie gehören zum Medizinstu dium. Den Inhalt eines jeden Lehrfaches zu erarbeiten, ihn streng und detailliert zu definieren und ihn dem Fortschritt der Wissenschaften, den Bedürfnissen des klinischen Studiums und der medizini schen Praxis anzupassen, sollte die näch ste Aufgabe der verantwortlichen Hoch schullehrer und der an der Ausbildung und Erziehung beteiligten Wissenschaftler sein. Die Medizinischen Fakultäten in Leipzig und Halle wurden mit der Er arbeitung eines entsprechenden umfassen den Vorschlags für die physiologischen Fächer betraut. Eine fortwährende Über prüfung des Stoffangebotes und der An forderungen an den Studenten wird dabei für die Zukunft unerläßlich sein. Im Anschluß an die Gruppendiskussio nen wurde über deren Ergebnisse vor dem Plenum zusammenfassend berichtet, noch einmal grundsätzlich diskutiert und damit das Symposium beendet. Durch die Beratung in Jena wurde zwei fellos — auch wenn bestimmte Fragen noch offen blieben — ein großer Schritt in der Reform des Medizinstudiums nach vorn getan. Das drückt sich nicht nur in der allgemeinen Anerkennung der Grund sätze und Prinzipien der Studienreform und in vielen Gemeinsamkeiten der An sichten aus, sondern auch in wertvollen Anregungen und Gedanken, die jeder Teilnehmer dort erhielt. Auf der anderen Seite ist unbestritten, daß auf dem Wege zu einer einheitlichen, umfassenden Bil dung des Medizinstudenten noch große Aufgaben vor uns stehen, die in der Zu kunft von uns gelöst werden müssen. UZ 6/65, Seite 5
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