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Gleichzeitig waren auch die zentralen Organe zur geistigen Irreführung und Verhetzung der Bevölkerung wie Presse, Rundfunk, Film usw. außer Kraft gesetzt. Während die sowjetische Besatzungsmacht in Ostdeutschland alles unternahm, damit die antifaschistisch-demokratischen Kräfte gemäß dem Programm der KPD und dem Potsdamer Abkommen an die Errichtung der antifaschi stisch-demokratischen Ordnung gehen konn ten, wurde in den westlichen Besatzungszonen genau das Gegenteil getan. Das beweisen die Tatsachen. Bereits wenige Wochen nach der bedin gungslosen Kapitulation wurde in Ostdeutsch land der Befehl Nr. 2 erlassen, der die Zulas sung der politischen Parteien und Organisatio nen beinhaltete. Er bezog sich nicht nur auf die Arbeiterparteien, sondern auch auf andere antifaschistisch-demokratische Parteien, wie LDPD und CDU und auf die Bildung der freien Gewerkschaften. Die westlichen Besatzungsmächte waren an einer solchen Entwicklung nicht interessiert. Im Gegenteil, sie taten alles, um den anti faschistisch-demokratischen Kräften die Mög lichkeit zu nehmen, sich zu betätigen. Die späte Zulassung von Parteien, die nur auf Kreisebene erlaubt wurden, die Behinderung der Arbeit der Gewerkschaften und viele an dere Maßnahmen beweisen das. Demgegenüber aber gab es bereits Ende 1945/Anfang 1946 allein in Bayern über 20 Un ternehmerorganisationen, mit denen sich das Monopolkapital frühzeitig wieder Interessen vertretungen schuf, die einer Demokratisie rung entgegenarbeiteten und die restaurativen Kräfte der Wirtschaft zusammenfaßten. Es war ganz klar, daß es gerade zwischen diesen Ünternehmerorganisationen und den Besat zungsarmeen zu einer engen Zusammenarbeit kam. Warum die westlichen Besatzungsmächte der antifaschistisch-demokratischen Entwick- lung in ihren Besatzungszonen entgegenwirk ten, hat Arthur D. Kahn, der als Mitarbeiter der amerikanischen Militärregierung die Be satzungspolitik aus eigener Anschauung kennt, sehr offen zugegeben. Er schrieb in seinem Buch „Offiziere, Kardinäle und Konzerne — Ein Amerikaner über Deutschland“ folgendes: „Die großen Korporationen und Bank häuser in Amerika... waren an ihren In vestierungen und ihrem Besitz in Deutsch land besonders interessiert — zum Beispiel die Trusts General Motors, General Elec tric, Ford, die Standard Öil of New Jer sey, die International Telephone & Tele graph Company usw. Sie würden alles tun, um ihren Besitz zurückzuerhalten, sicherzustellen und zu vergrößern. Außer dem hatten große amerikanische Unter nehmungen Finanz- und Handelskontakte sowie Patentverträge mit deutschen Kar tellen abgeschlossen, die jetzt, nachdem der Krieg beendet war, wieder wirksam wurden.“ Daher stellten sich viele amerikanische und britische Unternehmer offen gegen die Bestim mungen des Potsdamer Abkommens, welche die Fragen der Reparationen, die Zerstörung der Rüstungsindustrie sowie die Begrenzung der Produktion Deutschlands betrafen, und gegen die bereits wirksam gewordenen Be schlüsse der Nürnberger Prozesse. „Viele der Offiziere unserer Militär regierung, die selbst Unternehmer waren, erstarrten vor Ehrfurcht vor den Ma gnaten der internationalen Kartelle.“ Das schreibt Kahn. Der Mann ist kein Mar xist, aber man kann das als sehr brauchbares Material durchaus respektieren. Man muß noch hinzufügen, daß bereits zur damaligen Zeit von seifen der imperialisti schen Besatzungsmächte der Plan ins Auge ge faßt wurde, Westdeutschland, das heißt den Teil Deutschlands, der von ihnen besetzt war, als Menschenreservoir, Rüstungspotential und Territorium zu nutzen für den Kampf gegen die Sowjetunion und das sich entwickelnde sozialistische Lager. Natürlich konnten zu dem Zeitpunkt die im perialistischen Mächte noch nicht so offen mit ihren Forderungen und ihren Plänen auf treten. Unter dem Druck der Völker und der Sowjetunion mußten sie auf der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 wichtige internationale Probleme der Nach kriegsordnung und besonders die Behandlung des gemeinsam besetzten Deutschlands ver traglich niederlegen. In diesem Vertrag wurde eindeutig das fest gelegt, was bereits die KPD in ihrem Aufruf vom 11. 6. 1945 als Hauptaufgabe für alle anti faschistisch-demokratischen Kräfte gestellt hatte: Der deutsche Militarismus und Nazis mus werden ausgerottet und alle Maßnahmen getroffen, die verhindern, daß Deutschland je mals wieder seine Nachbarn oder die Erhal tung des Friedens in der ganzen Welt bedro hen kann. Die Absichten der Westmächte, Deutschland zu spalten, zu zerstückeln und die deutsche Friedensbereitschaft aus ' Konkurrenzgründen zu vernichten oder niederzuhalten und dem deutschen Imperialismus Brücken zu bauen, scheiterten an der festen Haltung der Sowjet union. Ihrer Initiative ist es zu verdanken, daß die Potsdamer Konferenz beschloß, ein ein heitliches, demokratisches und friedliebendes Deutschland zu schaffen, in dem das deutsche Volk durch demokratische Bewährung seine volle Unabhängigkeit zurückerhält.