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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
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- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band
Band 9.1965
1
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„LIBERALISIERUNG" Im Gegensatz zu den militant-aggressi ven Kräften haben Angehörige der Bour geoisie, auch der monopolistischen, begon nen, die Politik und das veränderte inter nationale Kräfteverhältnis realistischer einzuschätzen. Sie haben die Notwendig keit der Verhütung des atomaren Krieges ! — richtiger: des atomaren Selbstmordes — erkannt. Besonders die militärische Stärke der Sowjetunion hat wesentlich Zur Ernüchterung vieler imperialistischer j Politiker beigetragen. Selbst der Strauß- 11 Intimus Freiherr von Guttenberg, einer der übelsten militanten Scharfmacher, sieht sich zu folgendem Eingeständnis ver- । anlaßt: „Die eingetretene Verwundbarkeit der Vereinigten Staaten hat eine Diskus sion über die NATO in Gang gesetzt, die bis heute andauert. Ihr bisheriges Resul tat ist wachsende Unsicherheit und Kon- zeptlosigkeit.“ 1 Viele Politiker und Ideologen der Bour geoisie lehnen die starre, alle Realitäten ignorierende, militante Politik der Ultras ab und fordern eine bewegliche, flexible Außen- und Deutschlandpolitik. Sie begin nen zu verstehen, daß die sozialistische Gesellschaftsordnung in der DDR und allen sozialistischen Staaten nicht durch militärische Aktionen beseitigt werden kann. Sie sehen sich deshalb gezwungen, die bestehenden Realitäten in irgendeiner Weise anzuerkennen und der Politik der friedlichen Koexistenz zwischen Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftsordnun gen bestimmte Zugeständnisse zu machen. Da sie aber andererseits ihre imperialisti sche Grundhaltung nicht aufgeben, ver suchen sie, eine Veränderung des Kräfte verhältnisses und die Beseitigung der so zialistischen Gesellschaftsordnung auf Um- Wegen und auf „friedliche“ Weise, durch eine „Politik der kleinen Schritte“ zu er reichen. In der Hamburger Wochenzeitung „Die 'Zeit“ schreibt der amerikanische „Sowje- ologe" und außenpolitische Berater der USA-Regierung Brzezinski: „Der Westen hat erkannt, daß er die kommunistische Herrschaft in den osteuropäischen Län dern nicht beseitigen kann... Die wün schenswerte Form der Umwandlung würde mit einer internen Liberalisierung der Osteuropäischen Staaten beginnen.“ 2 Sehr aufschlußreich sind auch folgende Ausführungen der Gräfin Dönhoff zum Deutschlandproblem: „Es gibt Probleme — ünd die deutsche Frage gehört dazu, wie anstreben, wollen die „flexiblen“ Antikom munisten das sozialistische Lager schritt weise zurückdrängen und befürworten deshalb eine „Politik der kleinen Schritte“. Eine Veränderung in den sozialistischen Ländern hoffen sie durch eine „interne Liberalisierung“ zu erreichen. Die ideolo gische Diversion gegen die sozialistischen Länder ist deshalb ein wesentliches Mittel der Kampfweise des flexiblen Antikom munismus. Sie ist jedoch nicht ihre Er findung. Die ideologische Diversion ist älter als der flexible Antikommunismus und ist auch eine Waffe der militant-ag- gressiven Ultras. Beide widmen dem Export der bürgerlichen Ideologie und der Suche nach neuen Mitteln der ideolo gischen Diversion große Aufmerksamkeit. Für die Ultras ist die ideologische Diver sion ein Bestandteil der psychologischen Kriegführung. In diesem Rahmen hat sie die Aufgabe, den Gegner der Bundeswehr (die DDR bzw. andere sozialistische Staa ten) innerlich zu zersetzen und zu lähmen. Zersetzung der politisch-moralischen Ein heit der Volksmassen, Demoralisierung der Bevölkerung, Erzeugung von Unruhen und schließliche Inszenierung von konter revolutionären Aktionen, das ist die Ziel stellung der ideologischen Diversion im Rahmen der psychologischen Kriegführung. Die Vertreter des flexiblen Antikommu nismus haben die Aussichtslosigkeit dieser Politik erkannt und orientieren sich nicht unmittelbar auf die Auslösung einer Kon terrevolution und einer militärischen Aktion. Sie streben eine „friedliche Um wandlung“ (Liberalisierung) der Gesell schaftsordnung in den sozialistischen Län dern an. Unter „Liberalisierung“ verstehen die bürgerlichen Ideologen die Zurückdrän- gung der Macht des sozialistischen Staates und des sozialistischen Bewußtseins und das Einfließen kapitalistischen Gedanken gutes in den sozialistischen Ländern. Die Imperialisten hoffen, durch die ideologische Diversion eine gewisse Transformation der sozialistischen Gesellschaftsordnung zu er reichen und sie möchten, daß dies der erste Schritt auf dem Wege zur Beseiti gung der sozialistischen Ordnung ist. In dem amerikanischen Buch „A Forward Strategy for America“ schreiben die Ver fasser von einem Minimal- und Maximal programm ihrer Strategie. Das Minimal programm, das mittels der ideologischen Diversion verwirklicht werden soll, hat das Ziel, den sozialistischen Staat zu Von Prof. Dr. HANS BEYER seelisch, künstlerisch, wissenschaftlich der artig viel zu bieten, daß wir in einem Aus tausch nie verlieren können (Darüber läßt sich natürlich streiten —HB) — vorausge setzt natürlich, daß wir die richtigen Leute einsetzen... wir sollten ihnen nicht mit den Rötlichen, den Aufweichlern, den Knochenlosen aufwarten." 11 Daß die herr schenden Kreise Westdeutschlands keine echten menschlichen und der Verständi gung dienenden Kontakte wünschen, son dern solche sogar fürchten, zeigt sich nicht nur in der Verzögerung beim Zustande kommen des Passierschein-Abkommens in Berlin, sondern auch bei vielen anderen Anlässen. Wenn z. B. FDJler oder Ge werkschafter aus der DDR nach West deutschland kommen, „dann verschwinden die Feiertagsfloskeln von den .Brüdern und Schwestern“' schlagartig aus dem amt lichen Wortschatz; dann sieht man nur noch rot. Dann wird verhaftet, verhört, durchsucht. „Manchmal wird verurteilt, meist abgeschoben“ und „immer wieder hat“ die westdeutsche „Obrigkeit ihre Schizophrenie bezeugt, indem sie mit einer Hand Aufrufe zu vermehrten Kontakten unterschrieb und mit der anderen Ver haftungsbefehle ausfertigte.“ 12 Daß es sich bei den „Liberalisierungs"- Bestrebungen um eine ideologische Diver sion im wahrsten Sinne des Wortes han delt, bescheinigt Arnold Buchholz in der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift „Osteuropa“. Buchholz beschäftigte sich mit der Frage: „Auf welchem Wege ent sprechende Wandlungen (in den sozialisti schen Ländern — HB) vor sich gehen kön nen?" Dazu erklärt er: „Solange die Ideo logie weiter besteht, müssen alle Verände rungen des Kommunismus — sö weitrei chend sie auch sein mögen — als vor dergründig angesehen werden, da die Voraussetzungen und Ziele dieselben blei ben. Von einer echten Strukturänderung im kommunistischen Bereich wird man erst sprechen können, wenn ein Bruch oder eine Umformung der heutigen Ideo logie vorhergegangen ist." 13 Länder einzuschleusen, das sozialistische Bewußtsein zu zersetzen und zurückzu drängen, müssen erkannt und entschieden bekämpft werden. Nicht deshalb, weil wir befürchten, daß damit die sozialistische Vorwärtsentwicklung aufgehalten werden kann, sondern weil sie sich negativ auf die internationale Entspannung und Ver ständigung auswirken, weil sie eine hem mende und schädliche Wirkung auf solche Menschen ausüben können, die die Ziele der Imperialisten noch nicht erkannt ha ben. Der imperialistischen Politik, wie sie das internationale Monopolkapital in der Vergangenheit betrieb und wie sie die Ultras noch heute betreiben, die auf die direkte militärische Vernichtung der so zialistischen Länder gerichtet ist, ent spricht eine militant antikommunistische Argumentation, die der beabsichtigten Aggression den Glorienschein einer „Be freiungsmission“ verleihen soll. „Hunger, Elend, Chaos, Not und brutaler Terror herrschen in den von den Kommunisten beherrschten Ländern“, so lautete die Hauptargumentation des Antikommunis mus. Die ökonomische, soziale, kulturelle und militärische Entwicklung des soziali stischen Weltsystems haben dazu geführt, daß die Politik der Ultras gescheitert ist, damit hat auch zugleich die militante an tikommunistische Argumentation bankrott gemacht. Viele Vertreter, insbesondere die des flexiblen Antikommunismus, haben be griffen, daß sie die bisherige antikommu nistische Argumentation nicht mehr ver wenden können. Sie brauchen zur Irre führung der Massen in den kapitalisti schen Ländern und für die ideologische Diversion gegen die sozialistischen Staaten eine neue Argumentation. Von den antikommunistischen Ideologen werden deshalb verschiedene Theorien entwickelt, denen zufolge sich der Kom munismus von innen heraus wandelt und sich selbst überwindet. Nach diesen Theo- stische Irrlehre vom angeblichen Ver schwinden der Klassen und des Klassen kampfes neu aufgelegt und als Resultat der technischen Entwicklung dargestellt. Die technische Revolution hat in den ent wickelten kapitalistischen Industrieländern zu einer beachtlichen Erhöhung der Ar beitsproduktivität geführt, und diese wie derum hat es ermöglicht, daß auch der Lebensstandard breiter Schichten ange stiegen ist. Umgekehrt aber hat diese Entwicklung nicht zur Beseitigung oder Nivellierung des Gegensatzes von Aus beutern und Ausgebeuteten geführt. Die Statistik der Streikkämpfe und der Aktio nen der Arbeiterklasse und anderer werk tätiger Schichten in den entwickelten ka pitalistischen Ländern zeugen, von einer Verschärfung des Klassenkampfes. Auf die sozialistischen Länder ange wandt, soll mit Hilfe der Theorie von der „Wohlstandsgesellschaft“ die ideolo gische Diversion vorangetrieben werden, indem die Auffassung verbreitet wird, der Wohlstand führe in den sozialistischen Ländern angeblich zur Verbürgerlichung der Menschen und damit zur Abkehr vom Kommunismus. Die antikommunistischen Streiter geben sich der Illusion hin, daß durch die Erhöhung des Lebensstandards eine Wandlung in den sozialistischen Staa ten herbeigeführt wird, die zu einer An näherung an die kapitalistische Gesell schaft führt. Der Publizist und politische Kommen tator beim Bayrischen Rundfunk, Johan nes Gaitanides, entwickelt auf diesem Ge biete folgenden exemplarischen Unsinn: „Der Droge der Utopie (damit ist der wis senschaftliche Kommunismus gemeint — HB) verfallen vor allem die Massen, die nichts zu verlieren haben; in dem Maße, wie sie, auch die kommunistischen Mas sen, zu Habenden werden, die etwas zu verlieren haben, immunisieren, sie sich ge gen die Utopie und werden ihrer weniger bedürftig — Besitz zähmt, Besitz entradi- kalisiert: der Speckkommunismus macht den utopischen Kommunismus entbehrlich, ja er fegt ihn vom gedeckten Tisch.“ 17 Es ist eine wahrhaft originelle Theorie, wenn die antikommunistischen Ideologen nunmehr behaupten, der Sozialismus würde durch den wachsenden Wohlstand der Massen beseitigt. Über vier Jahrzehnte schrieben die antikommunistischen Propa gandisten, daß in der Sowjetunion und später auch in den anderen sozialistischen Ländern angeblich ein wirtschaftliches und ideologische Diversion das jüdisch-arabische Problem —, für die es keine Lösung gibt. Daran müssen wir hi ; gewöhnen. Die Vorstellungen, alle Probleme seien, irgendwie auflösbar, stam- men aus einer Zeit, in der dieses ,irgend- wie mindestens als Ultima ratio der Krieg war. Seit der Krieg als letzte Mög- lichkeit ausfällt, bedeutet dies, daß wir Vhit ungelösten Problemen koexistieren üssen. Das einzige, was wir in der ^eutschlandfrage angesichts der sich stän dig verändernden politischen Konstellation lun können, ist, im Praktischen die Poli- Ek der kleinen Schritte fortzusetzen, im Hrundsätzlichen die Dinge nicht zu prä- iudizieren, sondern sie nach Möglichkeit in Cer Schwebe zu halten.“ 2 Zu ähnlichen Erkenntnissen ist auch der Mitarbeiter der politischen Redaktion des Westberliner Rundfunks, Peter Bender, bekommen. In seiner Schrift „Offensive Entspannung“ stellt er fest, daß die Mög- ichkeit fehlt, in der DDR, „machtpolitisch eine Änderung durchzusetzen.“ 1 Bender ist auch zu folgender Erkenntnis gekommen: »Die gesamte Bevölkerung der DDR Meint — soweit man so etwas verallge meinernd sagen darf — ein Stück nach links' gerückt zu sein.“ Und der von anti- kommunistischen Propagandisten gehegte Wunsch, daß die DDR zusammenbrechen höge, ist Benders richtiger Erkenntnis ach, „so ziemlich das einzige, was mit Sicherheit nicht eintreten wird.“ 5 Er machte sich bei den unbelehrbaren, aggressiv-mili- tonten Politikern des Bonner Staates unbe lebt, indem er aus der gegenwärtigen -age die Schlußfolgerung zieht: „Wie auch ^mer man die Lage betrachtet, in Deutschland ist und bleibt der Status quo Voraussetzung aller Politik.“' 1 Die Ausführungen von Brzezinski, Ben- der und der Gräfin Dönhoff zeigen, daß -das veränderte Kräfteverhältnis im inter- Nationalen Maßstab und in Deutschland fealistischer eingeschätzt wird und daß lich auch im westlichen Lager immer stärker die Erkenntnis durchsetzt, daß die n der Adenauer-Ära und von der Erhard- Regierung bisher verfolgte Politik geschei- lert ist. Sie sind zugleich ein Ausdruck ür die Krise und Perspektivlosigkeit der Westdeutschen imperialistischen Deutsch- andpolitik; sie verdeutlichen, daß die Aflexiblen" Vertreter ebenfalls keine echte Alternative in der Deutschlandfrage be- besitzen. Eine solche können sie deshalb Nicht haben, weil sie letztlich nach den «eichen Zielen wie die aggressiv-revan- Shistischen Kräfte streben. I Im Gegensatz zu den militant-aggressi- Ven Ultras, die einen frontalen Angriff ge- das gesamte sozialistische Weltsystem schwächen, und das Maximalprogramm beinhaltet die Vernichtung der sozialisti schen Gesellschaftsordnung.’ Die ideologische Aufweichung und Zer setzung soll vor allem durch gezielte und kontrollierte Kontakte gefördert werden. Der amerikanische Botschafter in Bonn, George C. Mc Ghee, erklärte Mitte Februar 1964 in einem Vortrag vor der westdeut schen Gesellschaft für auswärtige Politik: „Diese Kontakte vervielfältigen sich durch den Reiseverkehr und die größere Frei zügigkeit zwischen Ost und West. Derar tige Begegnungen tragen auch unmittelbar zur Atiflockerung und Liberalisierung der geschlossenen Gesellschaft bei.“ 8 Theo Sommer entwickelt in der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ Ansichten, wie ein Wandel durch Annäherung und Kon takte in der DDR erzielt werden soll. „Was wir brauchen“, so schreibt Sommer, „ist eine vernünftige Politik des Interims ... sie muß den Status quo auflockern, da er schon nicht in frontalem Ansturm zu überwinden ist. Solch eine Interimspolitik bedarf der Gelassenheit, der Geduld und der Phantasie. Sie muß darauf zielen, durch stärkere Bindungen und Verbindun gen zwischen Westdeutschland und Ost deutschland diesen Wandel zu schaffen — durch Kontakte, Zeitungsaustausch, Kre dite, Passierscheine, Reisen. Sie darf nicht auf das Mögliche verzichten, weil sie etwa nur das Unmögliche anzuvisieren ver mag.“" Ähnliche illusorische Vorstellungen hat auch Peter Bender. Er meint, daß Kon takte auflockernd wirken und daß eine sozialistische Gesellschaft, die diesen Kon takten ausgesetzt ist, in einem langsamen Prozeß für die bürgerliche Ideologie emp fänglich wird. 10 Die Ausführungen von Sommer und Bender beweisen, daß es auch den Vertretern der flexiblen Politik nicht um familiäre, ehrliche und der wah ren Verständigung dienende Kontakte zwi schen Organisationen und Bürgern aus der DDR, Westdeutschland und Westberlin geht. Für sie sind die Kontakte nur ein Mittel zur Förderung der ideologischen Diversion. Von Kontakten sprechen heute auch Bonner Politiker und andere Vertreter aus dem Lager der militanten Antikom munisten. Ihnen geht es dabei um den Einsatz von geeigneten Leuten (man könnte auch sagen: Diversanten) wie Herr von Kühnelt-Leddihn im „Rheini- schen Merkur“ bescheinigt: „Alle erdenk lichen Kontakte pflegen. Das mag hie und da ein Risiko bedeuten, aber das müssen wir auf uns nehmen. Wir haben geistig, Der Angriff richtet sich in erster Linie gegen den Marxismus-Leninismus und ge gen das sozialistische Bewußtsein der Menschen in den sozialistischen Ländern. Die sozialistische Ideologie ist die zen trale Frage, von der ausgehend die Gesell schaftsordnung in den sozialistischen Staaten aufgeweicht, zersetzt und schließ lich beseitigt werden soll. Die Zeitschrift „Osteuropa“ begann im Oktober 1963 eine Artikelreihe unter dem Motto „Einbruch des Westens“, die sich mit den Möglichkeiten des Eindringens der bürgerlichen Ideologie in die sozialistischen Länder beschäftigt. Diese Aufsatzreihe ist deshalb sehr aufschlußreich, weil sie die Breite der ideologischen Diversion zeigt. In einem Artikel beschäftigt sich Hein rich Martin mit den westlichen Einflüssen auf dem Gebiet der Mode. 14 Große Be deutung wird den westlichen Touristen beigemessen. Über dieses Problem schreibt Werner Leithmüller u. a.: „Auf Gebieten des äußerlichen Lebens — zum Beispiel Mode, Eßgewohnheiten, Tänze — ist es ohne weiteres einleuchtend, daß die west lichen Ausländer, seien sie Touristen oder länger im Lande Verweilende, allein durch ihr Erscheinen und Auftreten einen ge wissen Einfluß ausüben können.. In die sem Sinne spielt der Tourismus tatsächlich eine wichtige Rolle — nicht direkt beim Eindringen westlicher Ideen, obwohl auch das vorkommt, sondern beim Aufkommen eigener, anderer als der... kommunisti schen Ideen." 11 Weitere Aufsätze der ge nannten Artikelreihe beschäftigen sich mit Fragen der Musik, des Theaters usw. Diese Artikelreihe zeigt, daß die Impe rialisten nichts unversucht lassen, um die ideologische Diversion zum Erfolg zu füh ren, und sie verdeutlicht — was manche Leute noch nicht erkannt haben oder nicht glauben wollen —, daß von unseren Geg nern auch die Mode, der Tanz, die Musik, das Theater u. a. im Kampf gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung ausge- nutzt werden. Besonders über die Kunst und Literatur wird versucht, in die sozia listische Ideologie einzubrechen. Große Anstrengungen werden auch unternom men, um mit Hilfe bestimmter Musik und Tänze Dekadenz und Demoralisierung in unsere Republik zu tragen. Peter Bender glaubt, „daß Niethosen nur der Anfang sind, daß es mit Italienschlagern weiter geht, sidh zum Jazz steigert und in der Forderung endet,“ 16 sich andere gesell schaftliche Verhältnisse zu schaffen. Die Bestrebungen der imperialistischen Ideologen, die darauf zielen, die imperia listische Ideologie in die sozialistischen rien, die der theoretischen Untermauerung der ideologischen Diversion dienen sollen, nähert sich die Entwicklung in den sozia listischen Ländern immer mehr dem Ka pitalismus an. Parallel dazu wird das Märchen verbreitet, daß der Kapitalismus eigentlich gar kein Kapitalismus mehr ist, sondern eine „Wohlstandsgesellschaft“. Es handelt sich bei diesen Theorien um zwei Seiten der antikommunistischen Propa ganda, wobei jede Seite ihre spezifische Funktion hat. Verschiedene antikommunistische Ideo logen bemühen sich, Theorien zu entwik- keln, denen zufolge sich der Kapitalismus und der Sozialismus in der gleichen Rich tung entwickeln, wobei der Sozialismus dem Kapitalismus und umgekehrt der Kapita lismus dem Sozialismus immer ähnlicher werden und sich im Verlaufe dieses Prozes ses als Synthese eine sogenannte „Indu striegesellschaft“ herausbildet. Diese Kon vergenztheorie, die von den Amerikanern Kennan und Rostow entwickelt wurde, geht davon aus, daß die Entwicklung der Pro duktion, besonders durch die Rationalisie rung und Automatisierung zu einer An gleichung der unterschiedlichen gesellschaft lichen Systeme führt. Alle derartigen Theorien von der an geblichen Angleichung von Sozialismus und Kapitalismus, sind ein Resultat des veränderten Kräfteverhältnisses in der Welt und ein Ausdruck des Differenzie rungsprozesses innerhalb der Großbour geoisie. Hinter diesen Konvergenztheorien stehen Teile der liberalen Großbourgeoi sie, die sich der illusionären Hoffnung hingeben, daß der Grundwiderspruch zwi schen Kapitalismus und Sozialismus durch die allmähliche Wandlung und Synthese beider Gesellschaftsordnungen konfliktlos gelöst wird. Es ist kein Zufall, daß die Irrlehre von der „Industriegesellschaft“ zu einer Leitidee der imperialistischen Ideo logie wurde. Sie ist der ideologische Re flex auf die Herausbildung des sozialisti schen Weltsystems und die technische Re volution, der Versuch, die kapitalistischen Produktionsverhältnisse in ihrer sozialen Funktion zu leugnen und aus dem Denken der Menschen zu verbannen. Die angebliche Annäherung von Kapi talismus und Sozialismus soll auch mit Hilfe der „Theorie“ von der sogenannten „Wohlstandsgesellschaft“ begründet wer den. Auch diese „Theorie“ hat im Rahmen der antikommunistischen Propaganda zwei Funktionen. In den kapitalistischen Län dern wird damit die schon wiederholt von der Geschichte widerlegte, alte kapitali- Chaos herrsche und die Menschen dort in Not und Elend lebten. Wiederholt wurde der angeblich bevorstehende wirtschaft liche Zusammenbruch prophezeit. Der erfolgreiche Aufbau der sozialisti schen Gesellschaftsordnung, die grandio sen ökonomischen, politischen und kultu rellen Erfolge in den sozialistischen Län dern haben diese ganze verlogene Argu mentation des Antikommunismus zunichte gemacht Die antikommunistischen Strei ter, die jahrelang prophezeiten, daß die „Not“ und das „Elend“ der Menschen zum Zusammenbruch der sozialistischen Staa ten führe, sehen sich heute gezwungen, ihre „Theorie“ umzudrehen und behaup ten nunmehr das Gegenteil, daß nämlich der Wohlstand der Menschen in den so zialistischen Ländern zur Überwindung des Kommunismus führe. Selbstverständlich gehen in den soziali stischen Ländern große Veränderungen vor sich. Sie werden bedingt durch die Voll endung des sozialistischen Aufbaus und durch die technische Revolution. Für das Wesen der Gesellschaftsordnung ist je doch entscheidend, in wessen Händen sich die Staatsmacht und die Produktionsmit tel befinden, in wessen Interesse die Pro duktion entwickelt und der Gewinn ver teilt wird. Das sind die Grundfragen, und daran ändert sich nichts. Die antikommu nistischen Ideologen wollen nicht wahr haben, daß der Übergang vom Kapitalis mus zum Sozialismus Hauptinhalt und grundlegendes Entwicklungsgesetz unserer Epoche ist. • Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg: Wenn der Westen will. Stuttgart-Degerloch. Zweite Auflage 1965, S. 122 ’Die Zeit (Hamburg), 19. März 1965 8 Die Zeit (Hamburg), 12. März 1965 •Peter Bender: Offensive Entspannung. Köln- Berlin 1965, 4. Auflage, S. 10 »Ebenda, s. 13 •Ebenda, S. 6 ’ A. Forward Strategy for Amerika. New York 1961, S. 2701. •Die Zeit (Hamburg), 28. Februar 1964 ’Die Zeit (Hamburg), 5. Juni 1964 10 Peter Bender, s. o., S. 45 11 Rheinischer Merkur (Köln), 3. Januar 1968 22 Die Zeit (Hamburg), 3, September 1965 13 Osteuropa (Stuttgart), 1964. Heft 10 11 Osteuropa (Stuttgart), 1963, Heft 10 25 Osteuropa (Stuttgart), 1964, Heft 2 16 Peter Bender, s. o., S. 51 ” J. Gaitanides: Die Zukunft des Kommunismus. München 1963, S. 134 UZ 47/65, Seite 5
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