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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 47, 25.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band 9.1965
1
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Technische Revolution und gesellschaftswissenschaftliches Grundstudium ie sich gegenwärtig vollziehende technische Revolution ist Aus druck der gesetzmäßigen Ent wicklung der Produktionsweise. Als objektiver komplexer Pro zeß wird sie durch eine sprung hafte Veränderung der Produk tivkräfte ausgelöst. Bereits Karl Marx schrieb bezüglich der modernen Industrie: „Ihre technische Basis ist daher revo lutionär... Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andere Methoden wälzt sie beständig mit der technischen Grund lage der Produktion die Funktionen der Arbeiter und die gesellschaftlichen Kom binationen des Arbeitsprozesse um.“ 1 ) In der DDR ist die Meisterung der tech nischen Revolution zum Hauptinhalt des umfassenden Aufbaus des Sozialismus ge worden. Die Technik wirkt über die Öko nomie auf alle Seiten des gesellschaftlichen Lebens ein. Das erfordert in allen Berei chen eine neue Qualität der Leitung. Eine besondere Verantwortung tragen dabei der sozialistische Staat und sein Recht, als Hauptinstrumente des sozialistischen Auf baus. Durch den sozialistischen Staat wird der objektive Prozeß der technischen Revolu tion aufgedeckt und den Volksmassen be wußt gemacht. Das ist die Grundlage, um durch die organisierte Kraft der Werk tätigen die technische Revolution zum Siege zu führen. Insofern ist die Organi sierung der technischen Revolution auch nur in enger Gemeinschaft zwischen Inge nieuren, Technikern, Ökonomen, Juristen und anderen Wissenschaftlern, zwischen Theoretikern und Praktikern aller Be reiche unter Leitung des sozialistischen Staates möglich. Es besteht eine gemein same Verantwortung der Natur- und Ge sellschaftswissenschaftler für den wissen schaftlich-technischen Fortschritt. „Es ist falsch zu behaupten, daß der technische Fortschritt nicht Sache der Wirtschaftler sei. Der Wirtschaftler sollte nicht nur die wirtschaftliche Seite des technischen Fortschritts kennen, sondern auch seine. wichtigsten Gesetzmäßigkeiten und Ten denzen. Die wirksamsten Richtungen des technischen Fortschritts können nur durch die gemeinsamen Bemühungen der Tech niker und Wirtschaftler festgelegt werden. Bei der Entwicklung der erfolgreichsten Richtungen in der Automatisierung der Produktion und bei der Herstellung wirk- samster automatischer Systeme ist ihre Zusammenarbeit besonders erforderlich.“ 2 * * ) In der DDR sind zur Durchsetzung der technischen Revolution zwei Aufgaben zu lösen: die Anpassung des Entwicklungs ¬ standes der Technik an den Welthöchst stand und die ständige Anpassung des Höchststandes der Technik an den Höchst stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Aus dieser Aufgabe resultiert die zen trale Stellung des wissenschaftlich-tech nischen Fortschritts im Gesamtsystem der Volkswirtschaftsplanung. Davon ausgehend bezeichnet W. Ulbricht den Plan der Wissenschaften als das Kernstück des Per spektivplanes bis 1970.3) Der sozialistische Staat plant die Ent wicklung neuer wissenschaftlicher Erkennt nisse und deren Einführung in die Praxis. Er schafft die entsprechenden materiellen und finanziellen Voraussetzungen und ent wickelt die erforderlichen Kader. Die spe zifische Aufgabe des sozialistischen Rechts in der technischen Revolution unter den Bedingungen des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft resultieren aus der wirt schaftlich-organisatorischen Funktion des sozialistischen Staates. Der sozialistische Staat setzt das Recht als Instrument der planmäßigen Entfaltung der Produktiv kräfte und der sozialistischen Produktions verhältnisse ein. Die ökonomischen Be dürfnisse müssen „durch den Staatswillen hindurchgehen, um allgemeine Geltung in der Form von Gesetzen zu erhalten.“«) In sofern kann die staatliche Leitung als Be standteil der Produktionsweise gefaßt wer den. Der allgemeine Überbaucharakter der staatlichen Leitung bleibt davon unbe- rührt. Das Recht kann die objektiven Gesetz mäßigkeiten der technisch-ökonomischen Entwicklung selbstverständlich nicht än dern oder aufheben. Trotzdem ist es durch das sozialistische Recht möglich, die ge sellschaftlichen Entwicklungsgesetze zu be einflussen, ihren Verlauf zu beschleunigen und die Ausnutzung der Naturgesetze zu organisieren. Eine Vielzahl von Impulsen zur Erhöhung des Tempos der technischen Revolution ergeben sich beispielsweise aus der Lösung folgender juristischer Pro bleme: Rechtscharakter des Volkswirt- schaftsplanes und seiner Teile, unterschied liche Stufen der Rechtsverbindlichkeiten der einzelnen Kennzahlen, rechtliche Form als Gewand für technische Normen, Ver tragsforschung, Qualitätsfestlegungen, Sy stematik der Gesetzgebungstechnik, Rechts schutz für Neuerer, Erfinder und Urheber, Sanktionen für Hemmnisse bei der Durch setzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und vieler anderer mehr. Von großer Bedeutung für den erfolg reichen Verlauf der wissenschaftlich-tech nischen Revolution im allgemeinen und für die Beseitigung des gegenwärtig vorhan denen Rückstandes der Technik gegen über den naturwissenschaftlichen Erkennt nissen im besonderen ist die schnelle Um setzung der Ergebnisse von Wissenschaft und Technik in der Praxis. Hierbei hat das Recht zahlreiche Funktionen zu erfüllen, denn „um in Gesetzform sanktioniert zu werden, müssen in jedem einzelnen Fall die ökonomischen Tatsachen die Form juri stischer Motive annehmen.“ 5 ) Die Gesamtheit dieser Probleme zeigt, daß „der Grad der Einwirkung der Men schen auf die Natur heute sowohl vom Ent wicklungsstand der Naturwissenschaften und der Technik, von der Dynamik der Vervollkommnung der materiellen Pro duktivkräfte als auch vom Charakter der Gesellschaftsverhältnisse, vom Grad der Beherrschung der gesellschaftlichen Gesetz mäßigkeiten, vom Stand der Gesellschafts wissenschaften abhängig“ ist. 6 ) Die Revolutionierung der gesellschaftlichen Produktion durch die Erkenntnisse und Methoden der modernen Wissenschaft und die auf dieser Grundlage entstehende neue Technik bedingen auch Veränderungen im sozialistischen Menschenbild. Die Grund thesen des marxistischen Menschenbildes, in denen u. a. vom Menschen als Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse, seiner Bestätigung und Entfaltung in der Arbeit gesprochen wird, genügen heute in dieser Allgemeinheit nicht mehr. Einer der hervor ragendsten Züge des sozialistischen Men schen ist seine allseitige Entwicklung, sein neues Verhältnis zur Kultur, seine Fähig keit, die wachsenden Anforderungen der technischen Revolution durch die Teilnahme an der Leitung der Gesellschaft schöpferisch zu bewältigen. Die sich entfaltende indivi duelle Totalität von vielfältigen Eigenschaf ten — wie sie im Arbeitsleben und für die gesellschaftliche Betätigeng erforderlich ist — darf nicht schlechthin als Mannigfal tigkeit angesehen werden. Bildung, poli tische Haltung, geistig-kulturelles Niveau und Charakter stehen untereinander in einem strukturellen Zusammenhang. Sie befähigen den einzelnen zu einem zweck- entsprechenden Verhalten. Große persön liche Selbständigkeit, schöpferisches Neue rertum, hohes Selbstbewußtsein und Ehr gefühl, ausgeprägte selbstkritische Beur teilung der eigenen Tätigkeit — das sind einige Grundeigenschaften der Persönlich keit, die im weiteren Verlauf der tech nischen Revolution im Sozialismus das neue Menschenbild prägen. Sie wirken ihrerseits im Zusammenhang mit der sozia listischen Bildung, dem Wissen und Kön nen auf die Produktion zurück und brin gen letztlich die Hauptproduktivkraft Mensch zum Ausdruck. So, wie der praktische Kampf um die Durchsetzung der technischen Revolution von Natur- und Gesellschaftswissenschaft- lern geführt wird, muß auch in der Lehre gesichert werden, daß „den Studenten aller Fachrichtungen bestimmte Grundkennt- nisse über das Wesen der technischen Re volution, ihre Gesetzmäßigkeiten und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Be reiche des gesellschaftlichen Lebens“ 7 ) vermittelt werden. Dabei hat das gesell schaftswissenschaftliche Grundstudium in der Einheit seiner Bestandteile (dialekti scher und historischer Materialismus, poli tische Ökonomie des Kapitalismus und des Sozialismus, wissenschaftlicher Sozialismus/ Kommunismus, Geschichte der Arbeiter bewegung) eine besondere Verantwortung. Die Grundprobleme der technischen Revo lution sollten ebenso wie andere Fragen komplexe (z. B. Dialektik zwischen dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte und dem Charakter der Produktionsver hältnisse, Wesen der objektiven Gesetze, Vergesellschaftung der Produktion und die Tätigkeit des Menschen, Entfremdung) das gemeinsame Anliegen aller Fachgruppen der Abteilungen Marxismus-Leninismus an den einzelnen Fakultäten sein. Erst die gemeinsame Untersuchung der Probleme der technischen Revolution durch die Philo sophen, Ökonomen und Historiker — ge gebenenfalls unter Einbeziehung von Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern — ermöglicht eine exakte Lehr konzeption. Bei der technischen Revolution als einer komplexen gesellschaftlichen Erscheinung empfiehlt es sich, ehe die spezifischen öko nomischen und philosophischen Aspekte im Grundstudium herausgearbeitet wer den, eine von allen Fachrichtungen getra gene einheitliche Grundvorlesung zu hal ten. Diese sollte folgende Komplexe um fassen: • Die technische Revolution als materi elle Grundlage des weltweiten Überganges vom Kapitalismus zum Sozialismus. • Die allgemeingültigen Gesetzmäßig keiten der technischen Revolution und ihre unterschiedliche Durchsetzung entsprechend den jeweiligen Produktionsverhältnissen. • Über die allgemeinen Merkmale hin- ausgehende spezifische Wesenszüge der technischen Revolution im Sozialismus. • Die Durchsetzung der technischen Re volution im Sozialismus als bewußte Aktion der Volksmassen — dargestellt am Beispiel der RGW-Staaten. • Technische Revolution und marxi stisches Menschenbild. • Technische Revolution und die Zu kunft der Menschheit (Fortschrittskrite rium). Außerdem bewährt sich im gesellschaft lichen Bereich — dem im bestimmten Maße die enge Verbindung zu den aktuellen naturwissenschaftlich-technischen Entwick lungstendenzen fehlt — die Einbezie ¬ hung von Praktikern in die Lehre. So spra chen an der Juristenfakultät ein Betriebs ingenieur des Maschinenbaus zum Plan Neue Technik und ein Bauingenieur über den Kampf um die Durchsetzung der tech nischen Revolution in der Baumaterialien industrie. \ Problematisch ist der Zeitpunkt für die komplexe Grundvorlesung „Technische Re volution“. Auf jeden Fall muß sie im ersten Studienjahr gehalten werden. An der Ju ristenfakultät erweist es sich als günstig, die Vorlesung nach der Darlegung der Grundlagen des historischen Materialismus zu lesen. Zu diesem Zeitpunkt werden in der politischen Ökonomie moderne Pro bleme des staatsmonopolistischen Kapita lismus und in der Geschichte der Arbeiter bewegung Fragen der sozialistischen Um wälzung in der DDR gelehrt. Je gründlicher die Fachgruppen der Ab teilung Marxismus-Leninismus der Fakul täten von einem einheitlichen Standpunkt die Gesetzmäßigkeiten der technischen Re volution darlegen, um so leichter haben es die verschiedenen unmittelbaren Fachdiszi plinen bei der Vermittlung ihrer speziellen Problematik. Das gilt nicht nur im mathe matisch-naturwissenschaftlichen Bereich, sondern ebenso an den gesellschaftswissen schaftlichen Fakultäten. Die einheitlichen Grundvorlesungen aller Bestandteile des Marxismus-Leninismus innerhalb der ver bindlich festgelegten Stundenzahl bietet zahlreiche Vorteile: Die Studenten werden am konkreten Fragenkomplex mit der Einheit des Marxis mus-Leninismus vertraut gemacht. Dadurch kann in bestimmter Weise das „Schubfach denken“ überwunden werden. Das gewählte Problem, im speziellen Fall die Gesetzmäßigkeiten der technischen Revolution, kann gründlicher dargestellt werden, als wenn einseitig einmal der Philosoph und einmal der Ökonom aus der Sicht seines Faches Stellung nimmt; außer dem werden so auch Überschneidungen verhindert. Die Gesamtzahl der Stunden wird bes ser ausgenutzt. Neben der einheitlichen Grundvorlesung wird freie Zeit für die Darlegung von Spezialproblemen in der Philosophie und in der politischen Öko nomie sowie durch Fachwissenschaftler und Praktiker im Rahmen des Grundstudiums geschaffen. Durch die Darlegung der Gesetzmäßig keiten der technischen Revolution im ge sellschaftswissenschaftlichen Grundstudium wird einmal mehr bewiesen, daß der Marxismus-Leninismus eine moderne Wis senschaft ist, die alle wissenschaftlichen Disziplinen befruchten kann. Das Studium des Marxismus-Leninismus kann auf diese Weise Natur- und Gesellschaftswissenschaft ler zu Organisatoren der Revolution in der gesellschaftlichen Praxis erziehen. ’) K. Marx; Das Kapital, Berlin 1953, Bd. I, S. 512. 2 ) Klimenko; Technischer Fortschritt in der Zeit des umfassenden Aufbaus des Kommu nismus, Presse der SU, Nr. 106/1960 (Beilage). 3) Vgl. W. Ulbricht; Probleme der Aus arbeitung des Perspektivplanes bis 1970;‘Die Wirtschaft 38/1964, S. 5. $ Marx/Engels; Ausgewählte Schriften in zwei Bänden, Bd. II, Berlin 1951, S, 475. 5 ) Ebenda, S. 370. 6) Wissenschaftliche Führungstätigkeit - Kern des neuen ökonomischen Systems, Leit artikel, Staat und Recht 6/1964, S. 982. ’) UZ-Interview mit Prof. Dr. Kosing; UZ, Nr, 17/1965, S. 5. ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■»■■■■■■■■■■■■in Von Dr. Jürgen Becher und Dr. Paul Friedrich, Abteilung Marxismus-Leninismus der Juristenfakultät Prof. Dr. Walter Markov, Direktor des Instituts für Allgemeine Geschichte der Karl- Marx-Universität, nahm auf Einladung der Regierung von Tansania und des University College Dar es-Salaam als Vertreter der DDR- Historiker am Internationalen Kongreß für afrikanische Geschichte in Dar es-Salaam teil. Eindrücke von diesem bedeutsamen Kongreß und vom Gastgeberland schildert Prof. Mar kov im nachstehenden Artikel. Der Internationale Kongreß für Afrika nische Geschichte (vom 26. September bis 2. Oktober 1965) ist nicht leicht nieder gekommen. Zwei Jahre lang hat sich die Socit Africaine de Cui Cure (S. A. C.) mit Sitz in Paris um ihn bemüht, ehe er in Dar es-Salaam Gestalt annahm. Als ge meinsame Einlader zeichneten die Regie rung der Republik Tansania und das ört liche University College, federführend dessen Department für Geschichte unter Prof. T. O. Ranger — einem Engländer, der als Mitglied der ZAPU in Südrhode sien auf die schwarze Liste der Rassisten geriet. Es waren Ferien, und die benei denswert splendiden Studentenheime auf luftigem Hügel nahmen die Gäste, fern vom Trubel der Hauptstadt, liebenswür dig auf. Es war fürwahr eine Arbeitstagung, eine Woche lang von morgens um neun bis abends nach zehn. Entgegen meinem ursprünglichen Zweifel waren die meisten wirklich meistens da und hielten bis zum UZ 45/65, Seite 4 Geschichte in Dar es-Salaam Ende durch. Und wie! Das vorgesehene und im Schnitt eingehaltene Verhältnis zwischen Redezeit der Referenten und freier Diskussion (ablesen war verboten und wurde gar nicht erst versucht) be trug — Nachahmung empfehlend — eins zu zwei; in der Regel mußte trotzdem noch ein beweglicher Vorsitzender die Sprechlust der Opponenten gerecht auf teilen, um den davoneilenden Zeitplan einzuholen. Präsident Nyerere hatte auf dem Eröff nungsbankett dem Interesse Ausdruck verliehen, das dem Kongreß im Lande — nach einer soeben erst abklingenden, tem peramentvollen Wahlkampagne — ent gegengebracht würde. Er vermerkte dazu launig, daß es ihm jedoch nicht auf „Bei fallskundgebungen für Beschlüsse und Resolutionen, die von den Politikern be reits formuliert worden seien“, ankäme, sondern auf frisches und weiterführendes wissenschaftliches Streben. Davon war eine Menge zu spüren, und die Veranstalter hatten für eine gesunde Mischung gesorgt. Legitimerweise stellte die University of East Africa, d. h. die drei Colleges von Makerere in Uganda, Nairobi in Kenya und Dar es-Salaam in Tansania ein gutes Drittel der rund hun dert Delegierten. Ein weiteres Drittel blieb der ostafrikanischen Öffentlichkeit vorbehalten — staatlichen Einrichtungen, gesellschaftlichen Organisationen und Ge- schichtslehrern, das letzte schließlich den „Delegierten aus Übersee“; Afrikanern südlich und nördlich der Sahara, Euro päern, Amerikanern und Asiaten. Aus der UdSSR kam Prof. Jastrebova (unser Gast auf der Leipziger Konferenz 1961), aus der Volksrepublik Polen Prof. Lewicki (Krakau), aus der CSSR Dr. Hrbek, des sen vor Lebendigkeit sprühende Vor schläge zur Periodisierung der afrikani schen Geschichte das Auditorium mit gehen ließen. Der Westen war u. a. durch Oliver (London), Cornevin (Paris), Wal lerstein (USA), Shepperson (Edinburgh), Ariane Chiva Deluz (Paris) und Levtzion (Jerusalem) vertreten. Aus der Bundes republik ließen sich lediglich zwei orts ansässige Aspiranten und ein Botschafts rat blicken. Unter den afrikanischen Hi storikern ragten Dr. Ogot (Nairobi) als glänzender Kongreßpräsident, Prof. P. E. Mveng (als Abgesandter der S. A. C.), Prof. Ajayi (Ibadan), Dr. Abir (Addis Abeba), O. Ismail (Khartum), Bakary Kamian (Bamako, unser Gast in Leipzig 1959), M. Kiwanuka (Makerere), K. Y. Daaku aus Accra, Y. A. Youssef (Kopti sche Universität in Kairo) u. a. hervor. Die Thematik reichte von kniffligen Quellenfragen über Vergleiche der Stu dienpläne an afrikanischen Universitäten bis zu Erörterungen über Kolonialismus und nationalen Befreiungskampf. Oft prallten die Meinungen aufeinander, und das war erwünscht. So hatte ich im Rah men einer der drei öffentlichen Vorlesun gen, die starken Zuspruch fanden, eine Diskussion zur Geschichtsschreibung über den Kolonialismus, gefolgt von einem afrikanischen und einem englischen Red ner, zu bestreiten, und auch bei diesen Abendveranstaltungen schaltete sich ein nimmermüdes Publikum in Frage und Antwort ein. Kritisches? Nun, unseres Dafürhaltens teilen sich Geschichtsauffassungen natür lich nicht ohne weiteres in „westliche“, „östliche“ und „afrikanische“. Aber ganz so haben es wohl auch nicht alle unter den Gastgebern gemeint. Sie betrachten sich als im Prüfstand streitender Metho dologien, ehe sie sich entscheiden möch ten, und das hat seinen guten Sinn. An bietenden und Nachfragenden erwächst daraus eine gleich große Verantwortung. Meines Erachtens haben einige „west liche“ Vertreter im Bestreben, ihre Ware zu verkaufen, zu viel und zu gern ge sprochen. Man mußte jedoch vor allem mit großem Ernst anhören, was die jung« afrikanische Wissenschaft bereits auszu sagen hat: es gilt daraus für den „Uni versalhistoriker“ zu lernen. Tansania ist ein großes Land; zu groß, um seine Schönheit „am Rande des Kon gresses“ einzufangen. Einiges konnte ich sehen: Chitticks Ausgrabungen in Kilwa, den Manyara-See im Ostafrikanischen Graben, den Meru und den Kilimandscharo — einmal sogar ohne die obligate Wol kenkappe. Für Olduvai, die „Wiege der Menschheit“, reichte die Zeit nicht; ein Rundgang durch das Nationalmuseum mußte sie ersetzen. Aber da sind die Menschen, die zuversichtlich darangehen, ihren jungen Staat zu bauen. Sie sind selbst jung, aufgeschlossen dem Neuen. Ich begegnete ihnen im Kivukoni College, wo ich — schwerlich zum Vergnügen der westdeutschen CDU, die dort in „Entwick lungshilfe“ macht — über „Revolution in der Weltgeschichte“ las: ich traf sie zahl reich auf dem schönen Empfang, zu dem die Vertretung unserer Deutschen Demo kratischen Republik zu Ehren des Natio nalfeiertages am 7. Oktober eingeladen hatte. Sie schätzen die deutsche Wissen schaft hoch, und es wird beiden Staaten zum Vorteil gereichen, wenn sich unsere freundschaftlichen Beziehungen allseitig weiter vertiefen. Auch die Deutsch-Afri kanische Gesellschaft in der DDR, über deren Aufgabenkreis ich verschiedentlich unterrichten durfte, will hierzu gern ihren Beitrag leisten. Walter Markov er hr ge re Bc 1 pol twart be V en A erung mare i Ihi Revs rüstt sisch in Bi ter l? Di friet igno erer rollt. I ein ist e: ‘von Mpu: Deiter ismu es n en. I Beinal 1 zu < en. I qual hpfet pff ‘gen erial • Na pol ‘ seh: ' Zeit nd g< ferui Bensir völkei sheb hmer g V 1 gi die Aui weise len Jing nwa teriel 1 für ’tdeu o vo ü Ki Mlieb tepul } ob spa: fahr t R a Res Pion ie I ude Hpz isse "tset: 1 ers tes i Mmis Versa samr herhe Qesor blerr Rden. Sh k 8 z. i chaf i Ak’ Qen en j ‛ser ’ Bir f Vel ) sich Qdige 3 V Ber soz 'Spiel.' stiger "dkor plen • Ju he I ai wirk Dblen ; Jus Sultät ultä Gerer Nank 245
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