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der wissenschaftlichen Forschungsarbeit nicht vertraut werden kann. Unter der Methodo logie der wissenschaftlichen Forschungs- arbeit versteht man natürlich gleichzeitig die allgemeine Methodologie des wissenschaft lichen Denkens, d. h. die materialistisch-dia lektische Methode, sowie diejenigen Metho den der wissenschaftlichen Forschung, die für die jeweilige Wissenschaft spezifisch sind. Während die allgemeinen Gesetze der wis senschaftlich-dialektischen Art des Denkens durch das Studium aller Gegenstände über nommen werden kann, wird die spezielle Methodologie der chemischen Forschung und Enthüllung neuer chemischer Kenntnisse nur durch ein gut organisiertes Chemiestudium erworben. Die Hauptgründe für die immer größere Wichtigkeit der Einführung der Studenten in die Methodologie der wissenschaftlichen For- schungsarbeit sind folgende: Die Entwicklung der Chemie stellt nicht nur eine Bereicherung und unablässige Akku mulation neuer Entdeckungen und Erkennt nisse dar, sondern auch eine ununterbrochene Entwicklung wissenschaftlicher Methoden der chemischen Forschung, Ähnlich wie auf ande ren wissenschaftlichen Gebieten ist es auch in der Chemie nicht möglich, die Forschungs resultate gesondert von der Forschungsmetho dologie zu sehen. Die Kenntnis der Methodologie der wissen schaftlichen Forschung in der Chemie ist eine Vorbedingung für die schöpferische Anwen dung der chemischen Theorie in der Lebens praxis. Die Wissenschaft und die Technik entwickeln sich mit einem solchen Tempo, daß der zeitgenössische Mensch nicht lange nur von jenem „Kapital“, das er in der Schule erworben hat, schöpfen kann. Die zeitgemäße Bildung wird weniger danach ge schätzt, ob sie einen großen Fonds an Kennt nissen geboten hat. sondern mehr danach, ob sie die Studenten zur Selbsterziehung be fähigt und bei ihnen das Bedürfnis für selb ständige Weiterbildung entwickelt. Die Grundprinzipien für eine erfolgreiche Selbstbildung werden jedoch am besten mit der Methodologie des wissenschaftlichen Ar beitens vermittelt. Dipl.-Ing. Dipl.-Ök. FRITSCH, Werkdirektor des Kombinates „Otto Grotewohl" Böhlen Probleme der Menschenführung im Chemiebetrieb Die Schlußfolgerung, die Spezialausbildung wegen der Kurzlebigkeit der Erkenntnisse auf dem Gebiet des Maschinen- und Appa ratebaues soweit wie möglich zu reduzieren, wurde, so schien es mir. ausgehend von einem Einsatz der Absolventen in der Forschung oder an der Hochschule gebracht. Meine Aus- führungen beziehen sich auf Tätigkeiten im Betrieb. Da sie nicht nur den eigentlichen Betriebsleiter, den Leiter in der Produktion, betreffen, sondern auch Technologen, Kon strukteure oder Mitarbeiter in der Forschung, sind sie sicherlich auch über den Betrieb hin aus zutreffend. Wird in den Grundsätzen für die Gestal tung des einheitlichen sozialistischen Bildungs systems gefordert: „Die Absolventen sollen in der Lage sein, als Leiter von Kollektiven wirksam zu sein“, so darf das m. E. nicht auf Betriebs- oder Abteilungsleiter in Produk tionsbetrieben, auf Leiter von Kollektiven wie z. B. Schichtleiter beschränkt gesehen werden. Jede Tätigkeit eines Absolventen der Fachrichtungen der Karl-Marx-Universität, ob er als Technologe, wissenschaftlicher Mit arbeiter. Projektant oder Forscher in unse rem Kombinat eingesetzt wird, erfordert das Leiten von Menschen. In den meisten Fällen ist ihm ein kleines Kollektiv unterstellt, in jedem Fall kann sein Wissen, das er sich während des Studiums erworben hat, im Betrieb nur über die Tätigkeit mehrerer oder vieler Menschen wirksam werden. Vom Produktionsinstitut, einer gemein samen Einrichtung der Karl-Marx-Universi tät und unseres Kombinates, wird ein Kom plexpraktikum in unserem Kombinat durch geführt. In den wenigen Wochen des Koi- plexpraktikums gewannen die Studenten be reits einen Eindruck, der unseren Erfahrun gen entspricht: Der Absolvent hat durchaus ein hohes Fachwissen, er bringt jedoch ein sehr unterschiedliches Maß an Voraussetzun gen zur Führung' von Menschen mit. Das fachspezifische Wissen, gepaart mit Selbstvertrauen, das aus praxisnahen Stu dienergebnissen resultiert, ist die erste Vor aussetzung für einen Leiter. Dazu sind tech nologische Kenntnisse erforderlich, die vor allem aus allgemeinen verfahrens- und ma schinentechnischen Kenntnissen, dem Wissen um die Verflechtungen im speziellen Indu striezweig und um volkswirtschaftliche Ko operationsbeziehungen bestehen sollen, die wiederum ergänzt werden durch Praktikums- erfahrungen, die besondere betriebliche Er kenntnisse vermitteln. Weiterhin ist ein öko nomisches und organisatorisches Wissen not wendig. Zum Beispiel braucht der Absolvent Kenntnisse über die Arbeitsteilung im Be-