den. So sind im Perspektivplan der Universi tät 32 Forschungsschwerpunkte ausgewiesen, auf die die personellen Kräfte und materiel len Mittel in erheblichem Umfang konzen- friert werden. Diese Konzentration greift je doch über den Rahmen der Universität hin aus und umfaßt die Profilierung ganzer Fach richtungen. In dem von mir vertretenen Ge biet — der Geographie — ist in den Perspektiv plänen aller Universitäts- und Hochschul institute der Republik eine Konzentration der Forschung auf 4 oder 5 Themengruppen vor gesehen und auch schon zu einem guten Teil verwirklicht. Die Bestimmung dieser The mengruppen erfolgte teils von der Einschät zung der modernen Entwicklungstendenzen des Fachgebiets her, teils wurde sie von den unmittelbaren Bedürfnissen der gesellschaft lichen Praxis abgeleitet. So arbeiten zum Beispiel Mitarbeiter aus fast allen geographi schen Instituten der DDR gemeinsam mit Wissenschaftlern aus einigen anderen Wis sensbereichen an Problemen der territorialen Auswirkungen der technischen Revolution. Die Profilierung der Forschung kann bei Anerkennung des Prinzips der Einheit von Lehre und Forschung naturgemäß nicht ohne Auswirkungen auf die inhaltliche Gestaltung der Hochschulbildung bleiben. Die Tiefe der Erkenntnis geht in der Forschung auf Ko sten der Breite wissenschaftlichen Arbeitens. Daraus ergibt sich die wesentliche Frage nach der Breite und Tiefe der Bildung. Es kann gefragt werden, ob dem auf sei nem Spezialgebiet forschenden Hochschulleh rer aus seiner Forschungsarbeit heute noch die notwendige Substanz für die Wissensver mittlung an die Studenten erwächst. Lassen Sie mich diese Fragestellung noch von einer anderen Seite her beleuchten. Die Vertragsforschung hat in den letzten Jahren an der Karl-Marx-Universität ebenso wie an anderen Universitäten und Hochschulen der DDR eine schnelle Entwicklung erfahren. 1958 waren von 278 Forschungsthemen der Insti tute erstmalig 17 Themen vertraglich gebun den, zumeist durch den Vertragsabschluß zwi schen einem Industriebetrieb und einem In stitut der Universität. 1965 bestehen an der Karl-Marx-Universität Forschungsverträge für 96 Themen, das sind fast 30 Prozent aller bearbeiteten Themen. Das Gewicht der Vertragsforschung erhöht sich noch dadurch, daß etwa die Hälfte aller Forschungsmittel an der Universität aus der Vertragsforschung fließen. Das ist Ausdruck einer engen Verbindung der Wissenschaft mit der gesellschaftlichen Praxis. Die Universität kommt damit der Forderung nach, ihre gro ßen wissenschaftlichen Potenzen dem soziali stischen Aufbau nutzbar zu machen. Rückwirkungen auf die inhaltliche Gestal tung der Hochschulbildung ergeben sich dar aus. daß mit der Ausweitung der Vertrags forschung eine Tendenz zur Erweiterung der angewandten Forschung oder zumindest der „gezielten“ Grundlagenforschung auf Kosten der Erkundungsforschung — der „reinen“ Grundlagenforschung — verbunden ist. Es er- wächst, zumindest dem Anschein nach, dar aus eine Diskrepanz zwischen der Forderung nach Spezialisierung in der Forschung im Verhältnis zu einer anzustrebenden und not wendigen Breite der Lehre, sowie zwischen den Forderungen einer praxisverbundenen ge zielten Grundlagenforschung oder angewand ten Forschung im Verhältnis zur immer wie der und mit vollem Recht geforderten Kon zentration der Hochschulbildung auf die Ver mittlung von grundlegenden und allgemeinen Zusammenhängen und Gesetzen der Wissen schaft. Erkundungsforschung zielt in erster Linie auf die Erkenntnis innerer Zusammenhänge und gesetzmäßiger Erscheinungen. Sie wird in diesem Sinne einer breiteren Grundbildung in besonderem Maße gerecht. Angewandte Forschung zielt in der Lehre stärker auf eine vertiefende Spezialisierung. Trotz aller Ein wände, die mit dem Blick auf die Lehre ge genüber der Spezialisierung und einer ver stärkten Hinwendung der Hochschulforschung zu praxisnahen Themen erhoben werden können, muß man unseres Erachtens diese Entwicklungstendenzen positiv bewerten. Eine Spezialisierung der Forschung ruft nicht notwendigerweise eine Vereinseitigung in der Lehre hervor. Vielmehr hebt die Konzen trierung der geistigen und materiellen Mittel in der Forschung das wissenschaftliche Ni veau auch in der Lehre auf eine höhere Stufe. Hinzu kommt, daß jeder echte wissenschaft liche Fortschritt heute nicht mehr das Werk einzelner, sondern Ausdruck konzentrierter Gemeinschaftsleistungen ist. In der Gemein schaftsarbeit hat der Hochschullehrer die Möglichkeit, die mit seiner Spezialisierung scheinbar verlorengehende Breite in der Be herrschung der Grundlagen seines Faches zu kompensieren. Diese Seite ist unseres Erachtens bei den Diskussionen um die Entwicklung der sozia listischen Gemeinschaftsarbeit bisher viel zu wenig beachtet worden. Der in Forschungs gemeinschaften mitarbeitende Hochschulleh rer wird bei komplexen Themenstellungen mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Aspekten und Meinungen konfrontiert, die zur Befruchtung der eigenen wissenschaft lichen Arbeit und zur vertieften Erkenntnis in seinem Fachgebiet führen. Lassen Sie mich auch dazu noch einmal die Erfahrungen aus meinem eigenen Fachgebiet zugrunde legen. Die spezialisierte Beschäftigung zum Bei spiel mit Problemen der territorialen Bedin gungen und Auswirkungen der technischen Revolution, die in Gemeinschaftsarbeit von Geographen, Ökonomen und Technikern im