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Veranstaltungskalender des Kulturzentrums der Karl-Marx-Universität zur 800-Jahr-Feier 2. Oktober, 15 Uhr, Grimmaische Straße: Gemischtes Chorprogramm des Ensembles „Pawel Kortschagin". 2. Oktober. 16.30 Uhr, Markt: Leipziger Studentenlieder und Gesänge. (Studenten- bühne). 3. Oktober, 17 Uhr, Clara-Zetkin-Park, Dah- lienterrasse: Literarisch-musikalische Veran staltung der Studentenbühne. 3. Oktober, 17.30 Uhr, Johannapark: Estra- denprogramm des Fürnberg-Ensembles. 3. Oktober, 19 Uhr, Handelsbörse: Traum und Tat. Eine Louis-Fürnberg-Soiree. 3. Oktober, 19.30 Uhr, Altes Rathaus: Fest liche Serenade des Akademischen Orchesters. 4. Oktober, 19.30 Uhr, Haus der DSF: So wjetische Lyrik der Gegenwart (Studenten bühne). 5. Oktober, 17 Uhr, Johannapark: Gemisch tes Chorprogramm des Ensembles „Pawel Kortschagin". 5. Oktober, 19.30 Uhr, Altes Rathaus: Ju gendkonzert des Akademischen Orchesters. 5. Oktober, 19.30 Uhr, Fachschule für Post- und Fernmeldewesen: Festprogramm der En sembles der Karl-Marx-Universität. 6. Oktober, 17.30 Uhr, Grimmaische Straße: Estradenprogramm des Fürnberg-Ensembles. 6. Oktober, 18.30 Uhr, Grimmaische Straße: Chorkonzert des Universitätschores. -6. Oktober, 19 Uhr, Handelsbörse: Feuer und Rhythmus. Fürnberg-Ensemble. 7. Oktober, 10 Uhr, Markt: Literarisch-musi kalische Veranstaltung. Fürnberg-Ensemble. 7. Oktober, 11 Uhr, Petersstraße: Tanzpro gramm des Fürnberg-Ensembles. 7. Oktober, 16.30 Uhr, Clara-Zetkin-Park, Freibühne: Festtag des Sieges. Fürnberg-En semble. Die Musikwissenschaft und ihre gesellschaftlichen Bezüge Die Sprache ist die unmittelbare Wirklichkeit des Gedankens — die ses Wort von Karl Marx ist für eine Philologische Fakultät von besonde rer Bedeutung. Demgegenüber scheint die Musik reinster Ausdruck des Gefühls zu sein; vielleicht mei nen manche gar. daß dort, wo die Worte aufhören, die Töne einsetzen und das Reich des „Irrationalen“ be ginnt, wie das oft in Hinblick auf die großartige Kunst Johann Seba stian Bachs, des Schutzpatrons der Leipziger Musik, behauptet wird. Ich denke, es ist notwendig, den realistischen, wirklichkeitsgebunde nen Aspekt der Musik zu erkennen, ihre Stellung und Funktion im menschlichen Leben, im Leben der Gesellschaft zu präzisieren und fest zulegen; das ist m. E. die wesent liche Aufgabe der Musikwissen schaft, des Musikwissenschaftlers, des forschenden, des lehrenden und des lernenden. Im Rahmen der vielfältigen Wissen schaftszweige einer Universität, auch innerhalb , einer reichgegliederten Philosophischen oder Philologischen Fakultät, mag unsere Disziplin klein, fast etwas am Rande liegend, erscheinen, und doch füllt sie einen großen Teil unseres Daseins aus, als Ausdruck unseres Denkens und Füh lens, das sie zugleich oft unbemerkt, wesentlich mitzugestalten vermag. Die Musikwissenschaft hat die Auf gabe, diesen wichtigen Bereich der menschlichen Beziehungen zu erfor schen und wirksam zu machen, sei ner ideellen Bestimmung zuzufüh ren, die eben in der Förderung des menschlichen Zusammenlebens lie gen muß. Unsere Wissenschaft soll beratend, lenkend, leitend und leh rend die verschiedenen musisch-mu sikalischen Kontakte zu entwickeln, zu vertiefen und verbreiten suchen. Ein wichtiger Aspekt ist ihr somit von vornherein immanent, der er- zieherische; Musikerziehung ist ein Teil der Musikwissenschaft, ihr ge sellschaftlich aktivster Teil. Jede Disziplin hat. gerade bei den Gei stes- und Gesellschaftswissenschaf ¬ wichtiges Fach zu studieren sowie das gesell ¬ schaftswissenschaftliche Grundstu- sollten diese As- der großen Traditionen, die gerade mit reichem Allgemein- und Spe- Teilen. Ohne Mühe 20 Gebiete der Mu- auch abgesehen von abgestuften histori- jedes dieser Ge- künstlerisch-prak- historisch-systema- seine pädagogisch- pekte bei unserer künftigen Arbeit stärker ins Auge fassen, eingedenk in allen ihren wären 10 oder sikwissenschaft, ihrer vielfältig werden können; biete hat seine tisch e und seine tische, aber auch so be- ist dium und die Pädagogik, in vielem die Grundlage Ihres Lebensberufes; diese Gebiete dürfen in der Vorberei tung Ihrer späteren Tätigkeit nicht vernachlässigt werden. Der harmonisch gebildete Mensch zweites, nicht weniger von Musikwis- Musikerziehung zialwissen, wir benötigen ihn ge rade auf musikerzieherischem Ge biete; eine gediegene musikalische Ausbildung ist die Grundlage, füh ren muß die Wissenschaft. Das Vo lumen und die Qualität unserer Be mühungen um unsere schöne Kunst und Wissenschaft ist allseitig zu in tensivieren, eingedenk der Verpflich tung, die heute vor jedem denken den Menschen steht: alle Kräfte ein zusetzen für eine Humanisierung der menschlichen Beziehungen, nicht allein im Sinne der „Ehrfurcht vor dem Leben“, wie sie der kürzlich verstorbene große Humanist und Bach-Forscher Albert Schweitzer so schön formulierte und in einem tä tigen Leben ohnegleichen zu ver wirklichen suchte, sondern in einem großen Kollektiv beim Aufbau einer neuen sozialistischen Gesellschaft, in der die Musik, die musische Betäti gung eine umfassende und ständig wachsende Bedeutung gewinnt. Aus einer Ansprache zur Eröffnung des Studienjahres 1965 66 von Prof. Dr. Siegmund-Schultze, komm. Direktor des Instituts für Musikwissenschaft erzieherische Seite und benötigt so mit seine spezielle Methodik. So ist schon von der Idee aus ein Neben oder Gegeneinanderstellen von Mu sikwissenschaft und Musikerziehung Nonsens; in der Praxis sind sie stän dig aufeinander angewiesen, ge rade, wenn wir das Wesen der Mu sik in der Einheit von Schöpfertum, Reproduktion und Rezeption begrei fen. Notwendigerweise gibt es des halb in einem Institut für Musik wissenschaft drei große Lehr- und Forschungskomplexe, einen theore tischen, einen praktischen und einen methodischen Bereich, die. bei rela tiver Selbständigkeit, eng Zusam menwirken, von der Theorie gelei tet, auf der Grundlage der künstle rischen Praxis, mit Hilfe einer fun dierten Methodik. Auf jeden Fall muß der wissenschaftliche Bereich die Arbeit des Instituts bestimmen; wie die Kunst und auch die Musik keine ideologisch indifferente Hal tung beziehen kann und in der Ver gangenheit bezogen hat, trifft das nicht weniger für ihre Wissenschaft zu, die dadurch gleichsam eine dop pelte Verantwortung vor der Gesell schaft hat, sich ständig engagieren muß; und das gilt nicht nur für die spezielle Musikerziehung, sondern gerade auch für den philologisch- historisch-ästhetischen Bereich der Musikwissenschaft. Eine ihrer Be sonderheiten liegt in dem äußerst engen Wechselverhältnis von spezi fisch forscherischen, bildenden und erzieherischen Aufgaben sowie in der notwendigen ständigen Bezie hung zur künstlerischen Praxis. Diese Tatsache bestimmt auch die außerordentlich mannigfaltigen Mög lichkeiten des Einsatzes der Absol venten unseres Instituts. Es sind ja drei Bereiche: • Die Ausbildung hochqualifizier ter Schulmusiker als die bei wei tem umfassendste und vorrangige Aufgabe. • Die Ausbildung von Musikerzie hern bzw. Musikdozenten für Universitäten, Hochschulen und sellschaf fliehen Bedürfnissen; wichtig für sie Traditionen, währte Erfahrungen sind, es sehen Richtung, aufzuzählen, die ge rade heute stärkste Spezialisierung und Profilierung verlangen und von einem einzelnen Wissenschaftler kaum mehr auch nur überblickt Gegenüberstellung senschaft und falsch. Ich denke, wir All diese Ausbildungszweige und Berufsziele gehören eng zusammen, verlangen, mit entsprechender Modi fizierung, den Einsatz und die Be herrschung zahlreicher Teildiszipli nen. Ich nenne einige: Musikhisto rie, Musikästhetik, Musikpsycholo gie, Musikethnologie, Akustik, Mu siktheorie, Musikalische Quellen kunde, Mathematische Methoden, Rezeptionsforschung, Musiksoziolo gie; und all diese Gebiete, von de nen viele in Leipzig sogar sehr spe zifiziert gelehrt werden, haben je weils ihre Unterdisziplinen, haben jeweils ihre methodische und popu lärwissenschaftliche Seite. Die Perspektive der Musikwis senschaft gestaltet sich nach den ge- andere Lehr- und Forschungsein richtungen außerhalb der allge meinbildenden Schule. • Die Heranbildung von musikwis senschaftlichen Diplomanden für die Musikpraxis (wie Musikrefe renten, Kritikern, Dramaturgen, Fachmethodikern, Verlags- und Rundfunk - Redakteuren oder -Lektoren). selbstverständlich, daß die neuen Aufgaben gesellschaftswissenschaft licher Lehre und Forschung im Zeit alter der wissenschaftlich-technischen Revolution und beim umfassenden Aufbau des Sozialismus in unserer Republik auch von uns erkannt und in Angriff genommen werden müssen. Lehre und Forschung bilden an der Universität eine Einheit, nicht zu letzt der künftige Schulmusiker muß befähigt werden, in seinem Wirkungsgebiet auch als Forscher tätig zu sein. Schon deshalb ist eine ten, vorrangig eine ethisch-erziehe rische Funktion, ganz besonders in der sozialistischen Gesellschaft und bei unserer dringlichen Aufgabe, das einheitliche sozialistische Bil dungssystem in die Tat umzusetzen. Für die Musikwissenschaft, als dem kulturwissenschaftlichen Be reich zugehörig, gilt diese Forde rung in höchstem Maße, und zwar kalischen Mittelalters und hervor ragende Bach-Spezialist, aus dessen Händen ich das Direktorat über nehme, sind verpflichtende Namen; wir müssen bestrebt sein, diese gro ßen Traditionen mit dem Neuen in unserem Leben, mit den Aufgaben der sozialistischen Kulturrevolution in Lehre und Forschung zu verbin den, vor allem mit den Aufgaben der Musikerziehung. Ich weiß mich eins in diesem Bestreben mit vie len Damen und Herren des Lehr körpers, die ich persönlich hoch schätze, Forschern, Künstlern, Me thodikern. Es gibt zahlreiche neue Aufgaben, die nur in Gemeinschafts arbeit gelöst werden können; so wohl inhaltlich wie organisatorisch dürfte deshalb einiges zu verändern sein. Eine straffere Koordinierung der gesamten Lehr- und For schungstätigkeit, insbesondere in der Zusammenarbeit der beiden noch ziemlich getrennt arbeitenden Abteilungen, scheint mir dabei vor dringlich zu sein im Sinne der von mir angedeuteten grundsätzlichen Erwägungen. Das Institut für Mu sikwissenschaft muß bemüht sein, ein wahrhaft sozialistisches Lehr und Forschungskollektiv darzustellen, in all seinen Abteilungen und Be reichen, im Lehrkörper, unter den Studierenden, die zu ihrem Groß teil zu Lehrern der sozialistischen Schüle ausgebildet werden. Ich möchte den Studierenden ans Herz legen: Das Studium der Mu sikwissenschaft, der Musikerziehung ist gewiß anstrengend, aber durch seine vielfältigen Kontakte zum Le ben im wissenschaftlichen, künstle rischen und praktischen Bereich; in der Einheit von Gedanklichem, Emotionalem und Spielerischem auch besonders reich und beglückend. Ver gessen Sie nicht, daß die Musik, die gewiß unser aller liebste Beschäfti gung ist, nicht isoliert in der Welt existiert, daß es gilt, sie sinnvoll, verantwortlich in die Lebenspro zesse einzufügen und zur Wirkung zu bringen! Sie haben zudem ein die Leipziger Musikwissenschaft aufzuweisen hat. Namen wie Hugo Riemann, Hermann Abert, Arnold Schering und Heinrich Besseier spre chen für sich, nicht weniger Institu tionen wie die Musikhochschule, das musikalische Verlagswesen, die Tho maner, das Gewandhaus, die Oper, ganz zu schweigen von unserem eigentlichen Studien- und For- sChungsobjekt. den großen Kompo nisten von Johann Hermann Schein über Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schu mann und Richard Wagner bis zu unseren Gegenwartskomponisten, von den Leistungen der vorrangig in Leipzig erblühten frühbürger lichen Musizierpraxis bis zur Musik des sozialistischen Realismus. Walter Serauky. der im Händel- Gedenkjahr 1959 viel zu früh ver storbene bedeutende Händel-For scher, und Heinrich Besseier, der weltbekannte Erforscher des musi- iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiu iIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIILIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII i ■ N - V or kurzer Zeit wurde im „Forum“ die letzte Fortsetzung des Romans von Hermann Kant „Die Aula“ ver öffentlicht. Mit diesem Roman wurde die Literatur in unserer Re publik um ein Werk bereichert, bei dem nicht nur der Inhalt, die dargestellte Pro blematik, sondern vor allem die künstle rischen Gestaltungsmethoden Stoff zu in teressanten Diskussionen bieten werden. Wir lernen Studenten einer Arbeiter- und-Bauern-Fakultät kennen. Und wir lernen sie kennen in einer Zeit, da man sie noch spöttisch als Abc-Studenten ver lachte. Von dem Beginn ihres neuen Le bens an der ersten Arbeiter-und-Bauern- Fakultät, die in unserer Republik ins Le ben gerufen wurde, von ihrem Wachsen mit dieser Fakultät, von einer tiefen Freundschaft, von Hindernissen, großen und kleinen, die diese Freundschaft über winden half und von echten tiefen Pro blemen und Konflikten, die wir auch heute noch nicht immer rechtzeitig erken nen und lösen, erzählt dieses Werk. Man könnte also annehmen, bei diesem neuen Roman handele es sich um einen Rückblick auf eine Zeit, die wir, die heu tigen Studenten, mehr oder weniger be wußt erlebt haben. Dennoch ist dieser Ro man keine Beweihräucherung einer Zeit, „Da wir noch in Holzpantoffeln herumlie fen ...“ Hermann Kant läßt seinen Robert Iswall dazu treffend sagen: „Es war immer, als ob sich einer brüstet, er mache nun schon lange nicht mehr in die Hosen, aber schön, schön sei es gewesen, damals, als er es getan, schön und schwer, und vor allem letzteres sollten die nicht vergessen, die heutzutage dank der Anstrengungen hrer Vorgänger gleichsam stubenrein auf die Welt kämen.“ UZ 38/65, Seite 4 Die Aula Ein Student über den neuen Studentenroman von Hermann Kant Doch Robert erkennt auch, daß dieses Urteil ungerecht und übertrieben ist, denn „man konnte keine Zukunft haben ohne Vergangenheit: das war eine Binsenweis heit und bedurfte keiner Diskussion. Es lief immer auf das Wie hinaus: wie sollte man von der Vergangenheit sprechen vor Leuten, für die sie Vorvergangenheit war.“ Und meiner Meinung nach ist es Her mann Kant großartig gelungen, eine Ant wort auf die Frage nach diesem W i e zu geben. Die künstlerische Meisterschaft, mit der das Werk gestaltet wurde, läßt die Menschen, die verschiedenen Situationen und sogar die kleinste Episode so wirk lichkeitsnah und plastisch vor uns er stehen, daß wir glauben, selbst an allem teilzuhaben. Die angeschnittenen Problemkreise ge hören keineswegs ausschließlich zu jener Zeit, die wir heute „Vergangenheit“ nen nen. Natürlich steht heute vor uns nicht mehr die Aufgabe, die Bildungsprivilegien irgendwelcher besitzender Schichten zu be seitigen. Auch ist längst erwiesen, daß ein Arbeiterkind die Wissenschaft zu meistern versteht. Eine andere Problematik, die vom Schriftsteller berührt wird, beschäftigt sich mit den Methoden der sozialistischen Menschenführung. Mit tiefer psycholo gischer Kenntnis konfrontiert uns Kant mit Situationen und Handlungen, die uns zum Nachdenken anregen. So meine ich. daß wir Menschen vom Schlage eines An ¬ gelhoff auch heute noch hier und da an treffen können: „Fast in jeder Versamm lung hatte er die Leitung, und die Hälfte aller Diskussionsbeiträge kam von ihm.“ Alle Vorgänge an der Fakultät, besonders die negativen, kannte er und wußte sie nach Überwindung seiner „kleinbürger lichen Skrupel“ geschickt und entschlossen bei ihrem politischen Namen zu nennen. Aber es gab da nicht nur solche Angel- hoffs. Mit wieviel Liebe zeichnet Hermann Kant die Gestalt des Haiduck. Genossen wie ihm verdanken wir all das, worauf wir heute stolz sind. Vor ihnen stand nicht nur die Aufgabe, die Menschen für das Neue zu begeistern, sondern sie muß ten gleichzeitig etwas weitaus Schwierige res bewältigen: Sie mußten das von sol chen Angelhoffs oft zerstörte oder schwer erschütterte Vertrauen der Menschen zum Neuen wiederherstellen Aber das Werk beschränkt sich nicht auf einen Rückblick in das Gestern. Im Gegen teil! Dieses Gestern ist eng mit dem Heute verflochten. Vom Standpunkt dieses Heute wird das Gestern kritisch, oft hu moristisch-spöttisch unter die Lupe ge nommen. Hermann Kant gelingt es in zweifacher Weise, eine Brücke aus der Gegenwart in das Gestern zu schlagen. Einmal ist es eine historische Brücke, die uns in die Jahre der Entstehung unserer Republik und unseres neuen Lebens führt, und zum anderen ist es eine Brücke, die uns vom Heute in eine Welt führt, die für uns Vergangenheit, für die Menschen in Westdeutschland aber bittere Gegen wart ist. Das Wesen jener Welt erkennen wir aus den Gesprächen des Hermann Grieper, des Hamburger Kneipenbesitzers. Sein Dasein charakterisiert er treffend mit dem einen Satz: „Dreißig Jahre nur Kriminelles und keinen Tag Zeit.“ Sein ganzer Stolz ist es, ein „Fleißmensch“ zu sein. Und Robert Is wall. seinen Schwager, achtet er, da er auch in ihm einen „Fleißmenschen“ er kennt. Aber welche Früchte tragen der Fleiß eines Grieper und der eines Iswall? Der Fleiß eines Menschen, der sein Leben im Sumpf von Korruption und Verbrechen lebt und der Fleiß eines Genossen, der tief mit dem Leben in unserer Republik ver bunden ist? Und was wurde aus dem Jugendfreund Quasi Riek? Wie hatte er seine Fähigkei ten, seine große Begabung für Mathematik genutzt in einem Lande, in dem alles käuflich war? Warum hatte er unsere Republik verlassen, in der er alle Mög lichkeiten zur weiteren Entwicklung vor gefunden hatte? Ungelöste Rätsel stehen vor Robert Iswall. Die tiefe echte Freund schaft, die ihn einst mit diesem Quasi, mit Trullesand und Jakob Filter verbunden hatte, war nicht mehr. Ich halte die Gestaltung der Konflikte, die sich aus dieser zerstörten Freund schaft für Robert ergeben, für äußerst ge lungen. Dem Autor gelingt es besonders hier, eine Spannung zu erzeugen, deren Bogen er bis gegen Ende des Romans durchspannt: oft wird die Schuld Iswalls an der zerstörten Harmonie im Verhält nis der Freunde angedeutet, die wahren Ursachen erfahren wir jedoch erst gegen Ende des Werkes. Robert treibt es nun. nach vielen Jah ren, sich vor den Freunden zu seiner Schuld zu bekennen. Sollte es nicht mög lich sein, die alte Freundschaft noch ein mal neu zu beginnen? Und wie kann man die Handlungen anderer Menschen beur teilen oder verstehen, wenn man bei sich selbst keine Sauberkeit und Ordnung in seinen Beziehungen zur Umwelt geschaf fen hat. Erst dann hatte man das Recht, sich an „Großprojekte“ der Kritik zu wagen. Es ist Hermann Kant gelungen, ein schwieriges Problem der künstlerischen Gestaltung zu meistern: die Darstellung der gesamten Romanhandlung in verschie denen zeitlichen Ebenen. Bei einer solchen Methode besteht die Gefahr, daß das Ver ständnis des Werkes für den Leser er schwert wird Vielleicht hätte man aus diesem Grunde manchmal auf das Inein anderübergehen einer Zeitebene in eine andere verzichten können. Andererseits bringt diese Art zu schreiben neue Züge in die Werke unserer Gegenwartsliteratur, und sie stellt eine wertvolle Bereicherung dar. Abschließend möchte ich mir und allen wünschen, die sich für die neuen Werke unserer jungen Schriftsteller interessieren, daß dieses interessante Buch Hermann Kants bald in allen Buchhandlungen er hältlich ist und Grundlage zu regen Dis kussionen sein wird. H. Schneider Germ./Slaw., 4. Stdj, A de 2 Durch c bduktic ’ Sozi; Khältni en sie Bellsch: ellscha Iden a * wii Wien, ie den ! objek en. 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