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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 47, 25.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band 9.1965
1
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"lilliIiiiIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIImIIiaiIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Dozent Dr. Werner Müllers Uber das Kriterium gesellschaftlichen Fortschritts Vortrag auf dem Habilitationskolloquium am Institut für Philosophie "lIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIiIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIL Soziale und technische; Revolution unse- 2 Zeit erfordern in erkenntnistheoreti- Sher und methodologischer wie in welt- Rnschaulicher und ethischer Hinsicht, das Sriterium des gesellschaftlichen Fort- Tritts präziser zu bestimmen. Auszugehen 8 davon, daß die komplexe Struktur des Rialen Organismus und dessen Dynamik p komplexes Kriterium des gesellschaft- Nhen Fortschritts bedingt, das die konkret- istorische Komponente in sich einschließen Tuß. Erster Gesichtspunkt muß sein, daß dem iSsellschaftlichen Fortschritt die Entwick- Nhg der Produktivkräfte zugrunde liegt. Ie Produktivkräfte sind vom Menschen Weckentsprechend veränderte und seinem Willen unterworfene Naturkräfte. Die Bachsende Naturbeherrschung wird durch “8 Arbeit realisiert, die als Existenzgrund- 38e der menschlichen Gesellschaft zugleich 2 Kontinuität des gesellschaftlichen Fort- Shritts determiniert. In einem unendlichen, ' seinen historischen Formen qualitativ er schiedenartigen Prozeß befriedigt und Beugt die Arbeit spezifische Lebens- Büdürfnisse der Menschen. Da der Mensch 8 Hauptproduktivkraft ist. impliziert die dalektik der sachlich-technischen und der Bbendig-menschlichen Elemente der Pro- BUktivkräfte stets auch das konkret-histo- “che Bedürfnis ihrer Weiterentwicklung. Nun genügt es nicht, sich für die Be- WDmung des gesellschaftlichen Fort- pitts und seines allgemeinen objektiven Bteriums darauf zu beschränken, daß die Elektische Beziehung zwischen Produk- Bedürfnis und Konsumtion in spezi- Ther Weise den Trieb für die Produktion 8 höherer Entwicklungsstufe einschließt, k) die Qualität der Bedürfnisse letztlich f" der Entwicklung der Produktivkräfte Brespondiert. Das System der mannig- "tigen Bedürfnisse der Gesellschaft, der Klassen, der Gruppen und Individuen ent wickelt sich auf der Grundlage und im Rahmen der Gesamtheit der bestehenden Produktionsverhältnisse. Denn wie Marx nachwies — als er das ökonomische Bewe gungsgesetz der kapitalistischen Produk- tionsweise analysierte und darstellte — wird das „wirklich gesellschaftliche Be dürfnis“ von vornherein durch die kapita listischen Eigentumsverhältnisse defor miert. Deshalb ist eine lediglich die sach lich-technische Seite der Produktivkräfte heraushebende, aber Stellung und Funktion des Menschen (der Klassen) in den ökono mischen sowie allen weiteren gesellschaft lichen Beziehungen mißachtende Charakte ristik des gesellschaftlichen Fortschritts nicht nur unzureichend, sondern grundsätz lich falsch. Auf dieser undialektisch-ideali- stischen Gesellschaftstheorie beruhen pessi mistische Konzeptionen der „Technikdämo nie“ eines Th. Litt, K. Löwith u. a., pseudo optimistische Anschauungen imperialisti scher „Technikphilosophen“ wie F Des sauer, F. Gogarten sowie die „Theorien der einheitlichen Industriegesellschaft" eines W. W. Rostow, H. Freyer usw. Ihnen allen ist die reaktionäre soziale Funktion ge meinsam, von Inhalt, Merkmalen, Trieb kräften und Entwicklungsrichtung der tech nischen Revolution in ihrer humanistischen Bestimmtheit im Sozialismus gegenüber dem Imperialismus mit seinen neuen Zügen kapitalistischer Entfremdung abzulenken. So muß die technische Revolution unter dem Aspekt bewertet werden, wie sie die dem antagonistischen Fortschritt eigentüm liche Disharmonie, Disproportionalität, Dis kontinuität, Beschränktheit und Spontanei tät vertieft und modifiziert oder dies unter sozialistischen Produktionsverhältnissen grundlegend aufhebt und schrittweise über windet. Zwar - schließt die technische Revo lution im staatsmonopolistischen Kapitalis mus insofern ein Element des gesellschaft lichen Fortschritts in sich ein, als sie die materiellen Voraussetzungen und be stimmte subjektive Bedingungen für den gesetzmäßigen Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus konzentriert vertieft und verbreitert. Dies bedeutet freilich nicht, daß sich der Kapitalismus auf dem Wege vom Monopolkapitalismus zum staatsmonopoli stischen Kapitalismus seiner Grundwider sprüche entledigt habe und das Verfalls stadium. des Kapitalismus sich in ein an seinem Ende noch irgendwie „fortschritt liches“ Stadium transponieren würde. In keinem Falle darf sich jedoch die Arbeiter klasse — als Träger des gesellschaftlichen Fortschritts im Kapitalismus — (wie dies kürzlich die Automatisierungsdebatte der IG Metall „Automation — Risiko und Chance“ sowie die Diskussion auf dem Phi losophenkongreß der DDR nachwies) zur technischen Revolution etwa als moderner Maschinenstürmer verhalten. Die Entwicklung der Produktivkräfte kann nur dann Fortschrittskriterium sein, wenn darin einbezogen ist, was diese Ent wicklung der Produktivkräfte den Volks massen bringt. Die Produktion um des Menschen — und nicht um des Profits — wil len zu begreifen, bedeutet aber nicht, den Menschen zum „homo consumens“ zu de gradieren, sondern alle Potenzen derjeni gen sozialökonomischen Beziehungen wirk sam zu machen bzw. die Voraussetzungen dafür zu schaffen, in denen sich der Mensch nicht als Opfer und passives Objekt einer ihm feindlich gesinnten Technik fühlt, son- f dern er Subjekt, Schöpfer und Nutznießer der technischen Revolution in einem ist. 2 Das Kriterium des gesellschaftlichen Fortschritts ist nur dann exakt bestimmt, wenn die Subjekt-Objekt-Dialektik und damit die wachsende Rolle des subjektiven Faktors im Geschichtsprozeß real adäquat erfaßt wird. Mechanistische Begriffsbestim mungen des gesellschaftlichen Gesetzes ha ben wesentlich den inneren Zusammenhang zwischen Fortschritt und Freiheit zurück treten lassen. den jungen Nationalstaaten auf ihrem nichtkapitalistischen Entwicklungsweg der Grad der Bewußtheit im Geschichtsprozeß, wie die friedliche Koexistenz von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung als Sieg der Demokratie in den internationalen Beziehungen nicht nur effektiven Fort schritt bedeutet sondern der konsequente Kampf darum begünstigende und be schleunigende Bedingung weiterer Fort schritte in allen Bereichen des revolutio nären Weltprozesses darstellt. Stürmische Entwicklung der Produktiv kräfte ist in der modernen Epoche erst dann Wesensmerkmal fortschrittlicher Ge sellschaftsordnung, wenn eine sozial ge rechte und wissenschaftlich begründete, alle schöpferischen Fähigkeiten der Werktäti gen freisetzende und fördernde Leitung der technischen und der kulturellen Revolu tion gewährleistet ist. Der Grad der bewuß ten, planmäßigen Lenkung und Leitung der gesellschaftlichen Entwicklung im Inter esse der Werktätigen und durch ihre eigene Tat ist ein wesentlicher Faktor sozialen Fortschritts, der im allgemeinen Fort schrittskriterium seinen Ausdruck finden muß. Verschiedenartige Formen staats monopolistischer Planifikation, Program mierung, Regulierung sind als bewußtge Anpassung an objektive Gesetzmäßigkei ten, die durch das Herrschaftssystem des staatsmonopolistischen Kapitalismus deter miniert sind, in gewissem Maße Elemente gesellschaftlichen Fortschritts. Jedoch sind sie durch die antihumanistische Zielstellung der Profitmaximierung und des militanten Antikommunismus deformiert. Sie können aber durch konsequente demokratische Re formen unter Führung der Arbeiterklasse in wachsendem Maße humanistischen Zwek- ken dienstbar gemacht und als Elemente des gesellschaftlichen Fortschritts zuneh mend zur Geltung gebracht werden. 3 Da in der Menschheitsgeschichte nichts geschieht ohne die bewußte, zielstrebige praktische Tätigkeit der Menschen, tritt die konkret-historische Wirkungsweise gesell schaftlicher Struktur- und Entwicklungs gesetze als Gradmesser des gesellschaft lichen Fortschritts zutage. Notwendige spe zifische Wirkungsbedingung gesellschaft licher Gesetzmäßigkeit sind die bestehen den sozialökonomischen Verhältnisse, die letztlich den Grad der Beherrschung der spontanen gesellschaftlichen Kräfte deter minieren. Soziale und politische Ungleich heit sowie geistige Rückständigkeit werden im historischen Prozeß in dem Maße über wunden, wie die Volksmassen als ge schichtsbewegende Kräfte demokratische Freiheiten erringen, sichern und auf dem Wege zur sozialistischen Revolution er neuern. Sobald das sozialistische Welt system als. Triebkraft des weltgeschicht lichen Fortschritts wirkt, sind neue Mög lichkeiten für den demokratischen Kampf geschaffen, die in ihrer historischen natio nalen und internationalen Ausprägung mannigfachen objektiven gesellschaftlichen Erfordernisse' bewußt durchzusetzen. So wächst mit den sich festigenden und erwei ternden demokratischen Machtpositionen in Im Unterschied zu bisherigen Definitio nen des Fortschrittskriteriums muß auch der Grad der Entwicklung der Persönlich keit als Element des gesellschaftlichen Fort schritts verstanden werden. Im sozialen Menschentyp der verschiedenen sozial-öko nomischen Formationen drückt sich die sich im Geschichtsprozeß selbst fortschreitend entwickelnde dialektische Beziehung zwi schen Individuum und Gesellschaft aus. Der Anteil des einzelnen am gesellschaft lichen Fortschritt hängt wesentlich davon ab, ob und in welcher Hinsicht die sozial- ökonomischen Verhältnisse die Entwick lung der Persönlichkeit ermöglichen und erfordern. Die im Geschichtsprozeß aller Epochen gesetzmäßige Umsetzung der ma teriellen Triebkräfte der gesellschaftlichen Entwicklung in ideelle und deren Materia lisierung in den Ergebnissen der prakti schen Tätigkeit gewinnt unter sozialisti schen Bedingungen eine neue Qualität. Die Wirkungskraft der persönlichen Leistung wächst im Sozialismus gegenüber der Aus beutergesellschaft deshalb qualitativ, weil sie als unmittelbar gesellschaftliche Arbeit und als zielstrebige, im gesamtgesellschaft lichen Rahmen geplante und organisierte Tätigkeit im sozialistischen Kollektiv die Schöpferkräfte im Hinblick auf solche Ziere entfalten hilft, die der Gesellschaft, dem Betrieb, dem Kollektiv, dem einzelnen nüt zen. Im Interesse des sozialistischen Fort schritts und seiner optimalen Beschleuni gung liegt es deshalb, bei der Lösung öko nomischer und anderer gesellschaftlicher Aufgaben das individuelle sozialistische Bewußtsein (in allen seinen Formen) so zu entwickeln, daß es zur ideellen Triebkraft des persönlichen Handelns wird und sich in der Praxis die bewußt herbeigeführte Übereinstimmung persönlicher, kollektiver und gesellschaftlicher Interessen verwirk licht. Wenn die Herausbildung allseitig ent-. wickelter und gebildeter Menschen zur wichtigsten Bedingung, zum revolutionär sten Element der modernen Produktiv kräfte wird, dann zeigt dies besonders deutlich den spezifischen Grad des sozialen Fortschritts. So kann der gesellschaftliche Fortschritt eben daran gemessen werden, wie Entwicklung der Produktivkräfte im Interesse des Menschen und Entwicklung der Persönlichkeit zur wachsenden Macht über Natur und Gesellschaft für humani stische Zwecke miteinander übereinstim men. Werden Subjekt-Objekt-Dialektik und dialektische Beziehung von Individuum und Gesellschaft mißachtet, kann das Fort schrittskriterium nicht zureichend bestimmt werden. Berücksichtigt man die genannten Aspekte, so ist das allgemeine objektive Kriterium des gesellschaftlichen Fort schritts durch folgende drei Momente cha rakterisiert: 1. den Grad der Beherrschung der ele mentaren Naturkräfte durch die Gesell schaft, der durch die Entwicklung der Pro duktivkräfte und das Niveau der Arbeits produktivität bestimmt wird; ihm ent spricht — gemäß den sozialökonomischen Verhältnissen — der Grad des Lebensstan dards der Mehrzahl der Bevölkerung; 2. den Grad der Überwindung des spon tanen Wirkens der gesellschaftlichen Kräfte und des Anwachsens der Bewußtheit im Kampf um die Befreiung der werktätigen Menschen von sozialer und politischer Un gleichheit und geistiger Rückständigkeit und das Ausmaß der dabei erzielten Er folge; ihm entspricht — gemäß der Ent wicklung der Klassenkräfte — der Grad der Teilnahme, Aktivität und Initiative der Volksmassen am Freiheitskampf um po litische, ökonomische, soziale und geistig kulturelle Ziele sowie das Ausmaß der be wußten Beherrschung und Durchsetzung der Struktur- und Entwicklungsgesetze der Gesellschaft; 3. den Grad der Bildung und Entwicklung der Persönlichkeit, das Ausmaß der Rolle der Einzelpersönlichkeit im Produktions prozeß und in allen Lebensbereichen, die Intensität der Kollektivbeziehungen, die Annäherung und wesentliche Durchdrin gung von Individuellem und Gesellschaft lichem; ihm entspricht — gemäß dem Rah men der errungenen gesellschaftlichen Freiheit der Grad der Überwindung der individuellen Unfreiheit in ihren verschie denartigen Ausprägungen und das Ausmaß der Formierung der schöpferischen, allsei tig entwickelten Persönlichkeit in- neuen Gemeinschaftsbeziehungen. Philosophische Probleme der technischen Revolution im Sozialismus und im staatsmonopolistischen Kapitalismus "IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Aussichtslose I Manipulationen | bürgerlicher I Ideologen | ^■llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllltllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Das Institut für Philosophie veranstaltete zum Thema „Wesen und Funktion der impe rialistischen Ideologie im staatsmonopolistischen Kapitalismus“ am 24. Juni 1965 ein theoretisches Seminar, an dem als Gast Prof. Walter Hollitzscher, Mitglied des ZK der Kommunistischen Partei Österreichs, teilnahm. Als Grundlage dieses Seminars diente das Buch des Berliner Philosophen Wolfgang Heise „Aufbruch in die Illusion“ sowie einige marxistische Zeitschriftenaufsätze über westdeutsche Ideologie. Unser Bericht stützt sich auf das Referat von D. Dünger, wissenschaftlicher Assi stent am Institut für Philosophie, und Ergebnisse der Diskussion. der Periode des staatsmonopolistischen G3pitalismus ist auch im Verhältnis von Wonomie, Politik und Ideologie eine Ver- Lirung eingetreten. Diese Veränderung C r ifft sowohl Inhalt als auch Funktion der BDerialistischen Ideologie, sie resultiert 18 dem durch die technische Revolution gierten Versuch, die Krise der bürger- Shen Ideologie zu bewältigen. gDie technische Revolution als qualitativer Prung in der Entwicklung der Produktiv- Bäfte ist untrennbar verbunden mit der in "serer Epoche sich vollziehenden sozialen fVolution, mit dem Übergang vom Kapi- Smus zum Kommunismus. Diese Einheit 10 sozialer und technischer Revolution Vzt sich in einem komplizierten, äußerst vdersprüchlichen Prozeß durch; das Be- pSben der imperialistischen Ökonomen, dolitiker und Ideologen, die technische von q1 sozialen Revolution zu trennen — die 116 zu meistern und die andere zu ver hindern — ist Bestandteil dieses wider sprüchlichen Gesamtprozesses. Die bürgerliche Ideologie gerät in einen unüberwindlichen Gegensatz. Einerseits er fordert die technische Revolution wissen schaftliche Planung, Leitung und Lenkung aller gesellschaftlichen Prozesse im gesell schaftlichen Rahmen. Es drängt sich dabei sofort die Frage auf, inwieweit die bürger lichen Gesellschaftswissenschaften selbst diese Aufgabe lösen könnten, das heißt, in wieweit sie überhaupt wissenschaftlichen Charakter tragen. Die westdeutsche Ge schichtsideologie und die Soziologie reflek tieren sehr klar dieses Dilemma ihrer Si tuation. Inhaltliche und methodologische Manipulationen sollen diese Wissenschaften für ihre neue Aufgabenstellung umformen. In der Soziologie wird sehr lebhaft die For derung nach einer Gesamttheorie erhoben (Rene König), die Geschichtsideologie be müht sich, das Tabu „Gesetzmäßigkeit“ zu durchbrechen, die Geschichtsschreibung und den Geschichtsunterricht zu politisieren, die Gesichte der Arbeiterbewegung in For schung und Darstellung zu integrieren usw. 1 Alle diese Bestrebungen zerbrechen in letzter Konsequenz an den kapitalistischen sozialen Verhältnissen, die der wissen schaftlich gelenkten Gesellschaft eine ob jektive Schranke setzen und die für die Ge sellschaftswissenschaften die Grenzen der Erkenntnis abstecken. Dieser Forderung nach Wissenschaft steht das Interesse an der Illusion, am Irrationa lismus, an Religion und Mystizismus gegen über. Die soziale Sicherheit des heutigen Kapi talismus in einer zum Sozialismus Kommu nismus drängenden Welt zwingt die im perialistische Ideologie, besonders die Phi losophie als weltanschauliche’ Basis, zur Verschleierung der sozialen Gesetze, zur Postulierung des Glaubens zum Dreh- und Angelpunkt der wissenschaftlichen Er kenntnis und des sozialen Handelns. Wolfgang Heise entwickelt diesen Pro zeß beweiskräftig und detailliert in seinem Buch „Aufbruch in die Illusion“ für die deutsche bürgerliche Philosophie der letz ten 100 Jahre. Wie empfindlich die bürger liche Philosophie die Interessen der- herr schenden Monopolgruppen reflektiert, zeigt die Nachkriegsperiode in Westdeutschland. Die existentialistische „Angst“ und „Furcht“ der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde Mitte der 50er Jahre verdrängt, überwunden durch die „Neue Geborgen heit“ Bollnows, der westdeutsche Imperia lismus hat sich restauriert und weltan schaulich reetabliert — und folgerichtig vollzieht sich der Übergang zur- Aggression, die offen geforderte Politisierung der Phi losophie, das Abwenden von der existentia- listischen Dämonisierung der Technik und das Hinwenden zur „positiven Koexistenz des christlichen Glaubens in einer un christlichen Welt“. 2 Der Glaube wird zur Garantie einer echten technischen und sozialen Entwick lung, weil er einerseits Erkenntnis und technische Vervollkommnung fordert (Macht euch die Erde untertan!), anderer seits jedoch sehr deutlich dem Menschen die Grenzen seines Wissens und Handelns zieht. Der unverfälschte Widerspruch von Wissenschaft und Religion verschärft sich in dem Maße, wie sowohl technische Re volution als auch soziale Revolution im welthistorischen Prozeß fortschreiten. Lös bar ist ei- auf dem Boden des Kapitalis mus niemals; Apologetik und partielles Erkenntnisinteresse sind nur Reflex des Grundwiderspruchs zwischen vergesell schafteten, nach Wissenschaft drängenden Produktivkräften und privatkapitalisti schen, monopolistischen Produktionsver hältnissen. Der Gegensatz von Wissenschaft und Illusion liegt ebenfalls dem System der imperialistischen Meinungsproduktion und -lenkung zugrunde. Die technische Revolu tion fördert die Tendenz des Rationalis mus, die Wissenschaft durchdringt das ge samte Leben. Die Logik der gesellschaft lichen Entwicklung zeichnet sich dadurch klarer und deutlicher ab. Das System der imperialistischen Meinungsbildung ver sucht, diese Tendenz zum ■ Gesetzesden ken zu paralysieren, indem mittels irra tionalistischer Methoden und illusionärem religiösem Inhalt das Wesen des Kapita lismus verzerrt, ins Gegenteil verkehrt, reflektierende Erscheinungen propagiert werden, z. B. Freiheit, Gleichheit, Ge meinschaft, Wohlfahrtsstaat usw. Den Grundzug dieser vor allem emotional wir kenden Propaganda bildet der Antikom munismus als verbindende Einheit, Dieses System der Meinungsbildung und -lenkung ist sehr vielschichtig und varia bel. Seine wesentlichsten Bestandteile sind die Presse (Springer-Konzern, Bertels- mann-Konzern), Rundfunk, Fernsehen, das Bildungswesen, die religiösen Institutio nen, der überwiegende Teil der Filmpro duktion und schlißlich 95% der konsu mierten Literatur Westdeutschlands, die zum größten Teil aus den berüchtigten Pabel-, Moewig- und Bastei-Verlagen stammen. „Für jeden etwas!“ — so könnte man die Devise jener Meinungsmacher um schreiben. Je stärker die rationalistischen Tendenzen durch Wissenschaft und Tech nik wirksam werden, desto raffinierter und verzweigter arbeitet ihnen dieses System entgegen. 3 Zu diesem Problem wandte Prof. Hol litzscher in der Diskussion ein, man dürfe die Tendenz zur Rationalisierung, zum Gesetzesdenken in Kreisen der Naturwis senschaftler nicht überschätzen. Im Er kenntnisprozeß dieser Forscher spiele we niger das Know what, sondern vor allem das Know how die entscheidende Rolle. Die Erkenntnis der gesellschaftlichen Gesetz mäßigkeiten ist aber nur möglich, wenn das Know what in den Mittelpunkt rückt. Prof. Hollitzscher zeigte sehr anschaulich die Kompliziertheit des weltanschaulichen Kampfes im Geistesleben Österreichs, die Differenzierung innerhalb der herrschenden klerikalen Ideologie, die Beziehung von Weltbild (spontaner Materialismus) und Weltanschauung (religiöser Glaube) in breiten Kreisen der bürgerlichen Intelli genz. Durch den massiven katholischen Ein fluß sei der ehemals herrschende Positivis mus („Wiener Kreis“) fast völlig liquidiert. „Aufbruch in die Illusion“ von Wolfgang Heise war ein heiß umstrittenes Diskus sionsobjekt. Prof. Kosing und andere Dis kussionsteilnehmer vertraten die Ansicht, die von Heise herausgearbeitete Tendenz der Theologisierung in der modernen bür gerlichen Philosophie dürfe nicht verabso lutiert werden. Ebenso stark sei die im Neopositivismus reflektierte Tendenz der Rationalisierung. Die Einschätzung des Neopositivismus sei deshalb einseitig, an manchen Stellen des Buches sogar falsch. Selbst bei Anerkennung dieser kritischen Einwände ist die Arbeit von Wolfgang Heise eine gute und ausführliche materiali- stische Grundlage für die Auseinanderset zung mit der imperialistischen Ideologie Westdeutschlands und ihrer weltanschau lichen, philosophischen Basis. Wolfgang Heise überschrieb den letzten Abschnitt seines Buches „Alternative“. Die Gesell schaftswissenschaftler der DDR haben gegenüber den humanistischen, progressi ven Kräften in der westdeutschen Wissen schaft und Kultur eine ernste und große Verpflichtung, denn der Kampf gegen die Verfechter der Illusion, die Propagandisten des Irrationalismus vollzieht sich im Rah men der gesamten Nation. t Siehe G. Lozek, „Staatsmonopolistischer Kapitalismus und Geschichtsideologie“ in: „Geschichtsunterricht und Staatsbürgerkunde“; Heft 5/65 2 Besonders deutlich wird diese aggressive Tendenz auf dem Philosophiekongreß in Münster 1962. Vgl. dazu W. Müller D. Dünger: „Politik und .Philosophie und Fortschritt“ 1 ; Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Heft 5/1965 3 Vgl. die Artikelserie von Oskar Neumann im „Sonntag“ Nr. 20. 22. 24/1965 UZ 28/65, Seite 5
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