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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 9.1965
- Erscheinungsdatum
- 1965
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19650000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19650000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 9.1965
1
- Ausgabe Nr. 1, 07.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 2, 14.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 3, 21.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 4, 28.01.1965 1
- Ausgabe Nr. 5, 04.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 6, 11.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 7, 18.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 8, 25.02.1965 1
- Ausgabe Nr. 9, 11.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 10/11, 18.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 12, 25.03.1965 1
- Ausgabe Nr. 13, 01.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 14, 08.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 15, 15.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 16, 29.04.1965 1
- Ausgabe Nr. 17, 06.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 18/19, 13.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 20, 20.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 21, 28.05.1965 1
- Ausgabe Nr. 22/23, 10.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 24, 17.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 25, 24.06.1965 1
- Ausgabe Nr. 26, 01.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 27, 08.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 28, 15.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 29, 22.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 30/31, 29.07.1965 1
- Ausgabe Nr. 32/33, 26.08.1965 1
- Ausgabe Nr. 34, 02.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 35, 16.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 36/37, 23.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 38, 30.09.1965 1
- Ausgabe Nr. 39, 07.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 40, 14.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 41, 21.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 42, 28.10.1965 1
- Ausgabe Nr. 43/44, 04.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 45, 11.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 46, 18.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 47, 25.11.1965 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 02.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 50, 09.12.1965 1
- Ausgabe Nr. 51, 16.12.1965 1
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Band 9.1965
1
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I I I Kulturwissenschaft Ge ¬ in Zukunft am Institut fortgeführt. E. Lippold / D. Blörnert E ie allgemeine Kulturtheorie hat es in kannte Formen und Einrichtungen der Er- ziehungs- und Bildungsarbeit noch besser zu nutzen, zugleich aber alle heute noch spontan wirkenden Faktoren der Persön lichkeitsformung immer stärker unter die gesellschaftliche Kontrolle zu bringen. turpolitischen bracht. Sicher bei höheren Philologische = I In einschlägigen Abhandlungen — übri gens auch weitgehend im „Pädagogischen Wörterbuch“ — wird die ästhetische Erzie hung wesentlich als die Geschmacksbildung definiert. Einer solchen Auffassung ent sprechen bestimmte Zielsetzungen bei der Lehrerbildung. Andere Meinungen, sie tre ten weniger theoretisch und stärker im praktischen Handeln in Erscheinung, sehen im Vermitteln kunstgeschichtlich-theoreti- scher Kenntnisse die Hauptaufgabe des Unterrichtes in den sogenannten musischen Fächern im literarischen Teil des Deutsch unterrichtes oder einer fremdsprachlichen Ausbildung, im Musik- und Zeichenunter richt. I = der wird richtungen der Philologischen Fakultät im allgemeinen und unseres Institutes im be sonderen auf wichtige Verpflichtungen auf merksam. Wo wir auch arbeiten mögen, als Lehrer in verschiedenen Einrichtungen des schulischen Bildungssystems, als Organisa toren der sozialistischen Erziehung in der kulturellen Massenarbeit oder in Fern sehen, Rundfunk und Presse, als verant wortliche Mitarbeiter des Staatsapparates oder gesellschaftlicher Organisationen, wir müssen jene Möglichkeiten des ständigen Lernens für die Bürger der sozialistischen Gesellschaft organisieren. Und wir werden dies nur tun können, wenn wir selbst, diese Forderung, ständig zu lernen, ständig er- füllen . . . Wir dürfen jedoch andererseits nicht übersehen, daß die Mehrzahl der von uns ausgebildeten Kader einmal helfen muß, den kulturell-künstlerischen Bereich unse- Wissenschaftler und Studenten des und Kulturtheorie veranstalteten am schaftliches Kolloquium über einige auf dem Gebiet der Kultur und Kunst Wir veröffentlichen nachstehend Auszüge aus dem ein leitenden Vortrag des Genossen Prof. Dr. Erhard John: Für die Ästhetik wie für die eng mit uns verbundenen kunst. und literaturwissen- schaftlichen Fachrichtungen heißt dies auch, die Aufgaben der ästhetischen Erziehung unter neuen gesellschaftlichen Bedingungen gründlich zu durchdenken. An das Kurzreferat des Studenten Siegfried Weiner, 3. Studienjahr, schloß sich eine rege Diskussion zu Fra gen der kulturellen Bedürfnisse der Werktätigen und zur erzieherischen Wirkung der sozialistisch-realistischen Kunst an. Dabei ging es besonders darum, wie durch exakte wissenschaftliche Analyse der kulturellen Bedürfnisstruk tur bestimmter sozialer Gruppen und durch die Erfor schung der erzieherischen Wirksamkeit einzelner Kunst werke und Genres Voraussetzungen für die prognostische Planung kultureller Prozesse geschaffen werden können. Eine derartige Form der kollektiven Auswertung Parteidokumente hat sich als fruchtbar erwiesen und Instituts für Ästhetik 11. Juni ein wissen wichtige Aufgaben nach dem 9. Plenum turellen Entwicklung im allgemeinen und die Komplexität der kulturellen Entwick lung im besonderen zu studieren. Hier erscheinen Bemerkungen zum kul- des ZK der SED. In seinem einleitenden Vortrag charak terisierte Prof. Dr. Erhard John die neuen Aufgaben der Kultur- und Kunstwissenschaften nach dem 9. Plenum. Zur Vorbereitung hatten alle Studenten kleinere schrift liche Ausarbeitungen vorgelegt, von denen die zwei besten Arbeiten vorgetragen wurden. Die Diskussionsgrundlage des Studenten Wolf, 3. Stu dienjahr, hatte Probleme und Fragen der Lenkung und Leitung der Kulturarbeit zum Inhalt. In der anschließen den Diskussion wurde versucht, theoretisch zu erfassen, welche objektiven Faktoren die Planung auf kulturellem Gebiet bestimmen, welche Faktoren dabei relativ kon stant sind und welche sich durch einen stark dynamischen Charakter auszeichnen. der zukünftigen leitenden Tätigkeit auf kulturellem biet. mit der Aufforderung an die Kunst-, Literatur- und Kulturwissenschaften, sich stärker in Instrumente der prognosti schen Planung und Leitung kultureller Pro zesse zu verwandeln. Darüber hinaus stellt das 9. Plenum uns eine weitere Aufgabe, für deren Lösung es bestenfalls bescheidene erste Ansätze gibt, (so in dem gemeinsamen kulturpolitischen Praktikum der kunst-, musik- und litera turwissenschaftlichen Institute 1964 und Komplexpraktika wieder so zu organisie ren, wie wir es im vorigen Jahr im Auf trag des Prorektors für Studienangelegen heiten getan haben. Ein solches Praktikum allein zu tragen übersteigt unsere Kräfte und Möglichkeiten. Aber deswegen sollte der Gedanke kulturpolitischer Komplex praktika für künftige Pädagogen nicht völ lig aufgegeben werden. Entgegen manchen Meinungen trägt es zur speziellen Ausbil dung der Erzieher bei. Es hilft die Viel schichtigkeit der gesellschaftlichen Erzie hungsfaktoren und die sich daraus ergeben den Probleme durch eine unmittelbare Be rührung mit der kulturpolitischen und ge sellschaftlichen Praxis besser zu begreifen und dürfte den Blick für die tatsächliche Rolle von Kunst und Literatur im geistigen Leben der Bevölkerung schärfen. Sicher brauchten wir — ich erwähnte dies schon in der wissenschaftlichen Konferenz des Senats und der Gesellschaft für vermag dies bekanntlich in einem hohen Maße. Musisch-ästhetische Erziehung unter den Bedingungen der sozialistischen Kultur revolution und der wissenschaftlich-techni- sehen Revolution ist natürlich auch Ge schmacksbildung. Sie ist dies in einem her vorragendem Maße. Zugleich aber muß sie mehr sein; sie muß das Bedürfnis nach Kunst wie Verständnis für die Sprache der Kunst ausbilden, gleichzeitig aber über die Kunst bzw. mit deren Hilfe sozialistische Persönlichkeiten erziehen ... Wenn der Unterricht in musischen Fä chern mit künstlerischen Mitteln jenen Menschen formen soll, der unter sozialisti schen Bedingungen die wissenschaftlich- technische Revolution meistert und die sozialistische Demokratie entwickelt, müs sen bei der Ausbildung von Kadern ge wisse „Umgruppierungen“ in der Ausbil dung und Stoffvermittlung zumindest er wogen werden. Vermutlich wird es not wendig sein, die Vermittlung historischen Wissens auf bestimmte Schwerpunkte zu konzentrieren und stärker Fragen des sozia listischen Menschenbildes, der Komplexi tät, der politischen, ökonomischen und kul- die aktive Hilfe der Kunst- und Literatur- wissenschaft. Diese müssen aktiver in die konkreten künstlerischen Auseinanderset zungen eingreifen, gute Erfahrungen ver allgemeinern und neue Maßstäbe durchset zen helfen. Völlig unrecht hat dabei jener, der meint, das 9. Plenum habe damit nichts Neues ge sagt, weil er nicht bestimmte neue Züge und Qualitäten in diesen Forderungen sieht. Diese neuen Qualitäten sind begründet sozialistischen Persönlichkeit zu stellen ha ben. Die Konstruktion und Beherrschung der neuen Technik verlangt ein immer höheres kulturell-technisches (ma thematisch-natur wissenschaftlich-technisches) Niveau der Produzenten. Die größeren positiven oder negativen Folgen einer humanistischen oder antihumanistischen Nutzung einer erreich ten Naturbeherrschung, die wachsende Be deutung der schöpferischen Initiative der Persönlichkeit im politischen und ökonomi- schen Leben, die komplizierten Formen, die der Kampf für Frieden und gesellschaft lichen Fortschritt im internationalen Maß stab annimmt, verlangen ein wesentlich höheres kulturell-ideologisches Niveau der Persönlichkeit (eine höhere weltanschau lich-moralische Bildung). Die wachsende Bedeutung der schöpferischen Arbeit wird höhere Anforderungen an solche subjekti ven Potenzen wie Entdeckerfreude und schöpferische Phantasie stellen. Der verän derte Charakter der Arbeit und die damit verknüpfte veränderte physische Belastung des Menschen verlangen eine entwickelte sozialistische Körperkultur. Diese objektiven kulturellen Erforder nisse müssen uns veranlassen, bisher be- Komplexpraktikum ange- wird es nicht möglich sein, Anforderungen an unsere Fakultät kulturpolitische Erzieherisch wertvoll waren die von den Studenten selbst entwickelten Gedanken über ihre Vorstellungen von Modernstes (Neuestes) und die historisch vollkommenste Lösung einer Aufgabe bei der Naturbeherrschung zusammen. Die Kunst hingegen gestaltet stets ein bestimm tes Menschenbild und bestimmte klassen bedingte gesellschaftliche Beziehungen. Sie hat ideologischen Charakter, und das „Neueste“ braucht hinsichtlich der histo risch möglichen ' künstlerisch-ästhetischen Aneignung der Wirklichkeit durchaus nicht immer das „Vollkommenste“ zu sein. Deshalb bekräftigte das 9. Plenum erneut die prinzipielle Ablehnung aller Versuche, in modernistischen Tendenzen künstlerische Vorbilder und Qualitätsmaßstäbe zu sehen. Es setzte einen anderen, verbindlichen Maß stab für künstlerische Qualität: Unsere sozialistisch-realistische Kunst muß ihre echte Meisterschaft in der Fähig keit bewähren, das neue Menschenbild un serer Epoche, das Herausbilden neuer menschlicher Qualitäten und die Probleme unserer Zeit künstlerisch überzeugend zu gestalten. Jedes echte künstlerische Neuerertum kann zwar kritisch bisherige künstlerische Erfahrungen zu verwerten suchen, muß sich aber an dieser Aufgabe entzünden und an ihr bewähren. Das künstlerische Schaffen braucht dabei durch die Notwendigkeit, den Künst lern zu helfen, jene Schaffensprobleme zu lösen, die mit der Gestaltung des soziali stischen Menschenbildes unter den Bedin gungen der wissenschaftlich-technischen Revolution verknüpft sind: • einem hervorragenden Maße mit dem nbsMenschen, mit der Entwicklung seiner kektiven Kultur sowie jenen objektiven , turgütern in Wissenschaft und Kunst 8nu h, die es gestatten, sozialistische Per- Rjchkeiten zu formen und das Kultur- 3 der gebildeten sozialistischen Nation Gerwirklichen. Besonders bedeutsam ist Wei ein Gedanke, den Walter Ulbricht in 1Blem Referat auf dem 9. Plenum entwik- F Fortschritte auf ökonomischem Ge- ? sind mit der schöpferischen Arbeit von i Rer mehr Menschen verbunden. Die . 8istische Demokratie appelliert an alle Oer, aktiv und bewußt mitzuarbeiten. 4 verlangt, höhere Anforderungen an iBildung der Menschen wie an das Be- iSsichtigen wissenschaftlicher und mora- Prinzipien beim Umgang mit Men- "en zu stellen. Keineswegs zufällig folgte im Blickpunkt des 9. Plenums ; Bestätigung des neuen ökonomischen “‘6ms bei der Leitung der Volkswirt- B’ft die Diskussion der Grundsätze für L einheitliche sozialistische Bildungs- J n - In der Präambel des entsprechenden Gtzes finden wir dann folgende pro- "matischen Sätze: hohes Maß der Bildtmg und des ^hstischen Verhaltens der Menschen ^ßußt entscheidend das Tempo des ge- i^haftUchen Fortschritts. Zugleich wer- ^[Bildung und Kultur in einem weit Maße als bisher zur Sache des en Volkes. Zur Erreichung dieser Ziele %88 notwendig, das einheitliche sozia- %che Bildungssystem zu schaffen. Es 85, dem Wachsen und Werden allseitig ^j^eter, das heißt sozialistisch beivuß- %4 hochqualifizierter, gesunder, geistig $ körperlich leistungsfähiger kulturvol- bMenschen, die fähig und bereit sind, die iorischen Aufgaben unserer Zeit zu er- (Neues Deutschland. ND-Dokumen- Don, 24. 3. 1965. S. 4) . . . 9. Plenum nimmt diese Gedanken auf sgerweitert zugleich die Problemstellung, elte zu untersuchen, welche Lebensfak- V überhaupt persönlichkeitsbildend SeKen und wie man durch eine entspre- Formierung des gesamten geistig- sirellen Lebens die subjektiven, kultu- Be Ethnischen wie kulturell-ideologischen “dzen sozialistischer Persönlichkeiten . besser ausbilden könne. stsdeutungsvoll für unsere Arbeit wie die buTpolitische Praxis sind zwei weitere 670 legende Gedanken im Referat Walter ‘orgchts. Der wissenschaftlich-technische reschritt stelle auch qualitativ neue kul- U Ie Aufgaben und verlange einen neuen B"icklungsgrad der praktischen, geisti- 6; Somit auch künstlerischen Fähigkeiten 4des politisch-moralischen Verhaltens is Werktätigen. Es erweise sich deshalb 8int wendig, den Prozeß des Lernens, der ung und Selbsterziehung zeitlich wie 8 senständlich" auszudehnen (siehe hierzu l aynders Neues Deutschland. 28. 4. 1965. 80 k heche Gedanken machen uns. Wissen- kuntler wie Studenten der literatur-, st- und kulturwissenschaftlichen Fach- res geistigen Lebens bzw. die Erziehung sozialistischer Persönlichkeiten mit kultu rell-künstlerischen Mitteln zu organisieren. Es ist deshalb begründet, ausführlicher auf einige Probleme der künstlerischen Ent wicklung einzugehen, die auf dem 9. Ple num behandelt wurden. Diese sind übri gens nicht nur für unsere Fachrichtung, sondern auch für die kunst- und literatur wissenschaftlichen Fachrichtungen über haupt bedeutungsvoll, mit denen wir bei der Ausbildung der Studenten zusammen arbeiten. Wenn der Zusammenhang zwi schen dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt und der sozialistischen Kultur entwicklung immer stärker die gegenwär tige Etappe unserer Kulturrevolution be stimmt, so müssen uns bei der Behandlung kulturell-künstlerischer Fragen zwei Pro bleme stärker als bisher interessieren: Welche Forderungen an das sozialistische Menschenbild ergeben sich aus der wissen schaftlich-technischen Revolution, und welche Konsequenzen hat dies für die Kunst? Wie kann die Kunst ihrerseits helfen, Aufgaben zu lösen, die das gesellschaftliche Leben überhaupt im Zusammenhang mit der wissenschaftlich-technischen Revolution stellt? Damit ist eine weitere theoretische Frage verknüpft, die gegenwärtig nicht selten — in Leipzig zum Beispiel bei der bildkünst lerischen Ausgestaltung des Hotels „Deutschland“ — aufgeworfen wird: Im Kampf für den wissenschaftlich-tech nischen Fortschritt scheuen wir uns nicht, naturwissenschaftlich-technische Errungen schaften fortgeschrittener kapitalistischer Länder zu übernehmen. Wir fragen nicht, woher modernste Technik stammt, sondern bemühen uns, sie anzuwenden. Sollten wir uns nicht auch in der Kunst ebenso „vor urteilsfrei“ zeigen und uns auf das Mo dernste in künstlerischer Hinsicht orientie ren? Menschen, die so fragen, übersehen, daß Naturwissenschaft und Technik die Beherr schung indifferenter Naturgesetze durch den Menschen repräsentieren. In ihnen fällt dem kulturpolitischen Praktikum des Insti tutes für Ästhetik und Kulturtheorie 1965). „Für die Enttvicklung des geistig-kultu rellen Lebens in Stadt und Land ist es un erläßlich geworden, die Wirkungsweise von Kunst und Literatur auf die Menschen wis senschaftlich zu erforschen und die Ent wicklungstendenzen der ästhetischen Be dürfnisse des Volkes zu ergründen. (Her vorhebung — E. J.). Dabei ist besonders der Einfluß solcher neuer Kultureinrichtungen wie Fernsehen, Rundfunk, Schallplatte usw. zu berücksichtigen.“ (Neues Deutsch land, 28. 4. 1965, S. 8). Wenn die in der Philologischen Fakultät vereinigten kunst-, literatur- und kultur wissenschaftlichen Institute die Entwick lung des sozialistischen Realismus nach 1945 erforschen und dabei diese grundlegenden Hinweise berücksichtigen wollen, müssen sie nicht nur das Entstehen und die sicht baren Qualitäten sozialistisch-realistischer Kunstwerke, sondern auch deren kulturell- erzieherisches und kulturell-unterhaltendes Wirken im gesellschaftlichen Leben erfor- ischen. In einem gewissen Sinn kann dies eine innere Umstellung und eine nicht immer leichte Trennung von einer liebgewordenen, lediglich historisch beschreibenden Unter suchung künstlerischer Prozesse bedeuten. Aber diese Umstellung ist notwendig, und das gesellschaftlich-öffentliche Ansehen der kunst-, literatur- und kulturwissenschaft lichen Institute unserer Universität dürfte erheblich davon abhängen, wie es ihnen ge lingt, bei der Arbeit an ihrem Forschungs schwerpunkt historisch-kritische Analyse und Untersuchungen der gesellschaftlichen Wirksamkeit unserer sozialistisch-realisti schen Kunst miteinander zu verknüpfen... D as Gesetz über das einheitliche soziali stische Bildungswesen, der Philo sophenkongreß und ganz besonders das 9. Plenum zeigen sehr eindrucksvoll, wie die mit der wissenschaftlich-technischen Revolution unter sozialistischen Bedingun gen verknüpften Prozesse unseres gesell schaftlichen Lebens erheblich die Anforde rungen erhöhen, die wir an die Bildung der Solche etwas engen Auffassungen von der ästhetischen Erziehung sehen sich immer stärker mit folgenden Tatsachen konfrontiert: Das schnell wachsende natur wissenschaftlich-technische Wissen und die objektiven Bedürfnisse der wissenschaft lich-technischen Revolution zwingen uns zu fragen, ob und wie zumindest ein Minimum des Wissens und des Wissenszuwachses ver mittelt werden kann. In Lehrplandiskus sionen geht es dann meistens um Erweite rung oder Verminderung von Stundenzah len verschiedener Fächer. Kann aber eine musische Erziehung, die nur eine oft auch noch unbestimmt definierte Geschmacks bildung anstrebt, dem wachsenden Druck objektiver Forderungen verschiedener Wis sensbereiche den Nachweis eigener Wich tigkeit entgegensetzen? Wir fordern vom Künstler, den ganzen Reichtum unseres Lebens darzustellen und erwarten von ihm Kunstwerke, die unser Wissen vom Menschen bereichern, unser Gefühl ansprechen und unseren Willen organisieren können. Ist es nicht die natürlichste Sache der Welt, von einer sozialistischen musisch ästhetischen Erziehung zu fordern, ziel bewußt und systematisch diese Kunstwerke und ihre Potenzen zur allseitigen, vor allem zur kulturell-ideologischen Formung der Persönlichkeit, zur Bereicherung ihres kon kreten Wissens vom Menschen, zur Kulti vierung sozialistischer Gefühle, zur Diffe renzierung unserer Sinneswahrnehmung, zur Bereicherung des anschaulichen Den kens und der schöpferischen Phantasie zu nutzen, ohne die im Zeitalter der wissen schaftlich-technischen Revolution auch Naturwissenschaftler und Techniker nicht auskommen? Die musisch-ästhetische Erziehung wird auch stärker in der Begegnung mit dem Kunstwerk das Bedürfnis nach Kunstgenuß entwickeln müssen. Denn durch die wissen schaftlich-technische Revolution wird sich die Freizeit und das objektive gesellschaft liche Erfordernis nach einer Freizeitgestal tung erweitern, die Unterhaltung und Per sönlichkeitsbildung vereinigt. Die Kunst Deutsch-Sowjetische Freundschaft — auch gründliche wissenschaftliche Untersuchun gen über die spezifische Wirkung ästhetisch künstlerischer Mittel bei der sozialistischen Bewußtseinsbildung. Unser Institut hat diese Aufgabe als seinen speziellen For schungsschwerpunkt gewählt. Das 9. Ple num bestätigt die gesellschaftliche Bedeu tung dieses Anliegens. Es zeigt aber auch sehr klar, daß ein so umfassendes Problem von einem Institut allein nicht gelöst wer den kann. Es wird notwendig sein, in einer wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit innerhalb unserer Universität, aber auch im Republikmaßstab, über die Wirkungs forschung Beiträge zu einer Theorie der sozialistischen Erziehung mit ästhetisch künstlerischen Mitteln, zu einer „Didaktik der ästhetischen Erziehung“ zu erarbeiten. Vielleicht sollte hier noch eine Möglich keit durchdacht werden: Im humanistischen Gymnasium wurde, wobei sich mit dem Übergang zum Imperia lismus und im Faschismus die Akzente ent scheidend verschoben, vor allem in den so genannten „klassischen Fächern“ sehr ziel bewußt die intensive Begegnung und gei stige Auseinandersetzung mit relativ weni gen, aber sorgfältig ausgewählten Zeugnis sen der antiken Kultur, vor allein der Philo sophie und Kunst, organisiert und auf diese Weise eine intellektuelle, moralische, und ästhetische Formung der Persönlichkeit er reicht, die durch konkrete gesellschaftliche Bedingungen bestimmt war. Sollte nicht unsere ästhetisch-musische Erziehung, die sich hinsichtlich ihrer „Stun denwünsche“ wohl nicht bestimmten Not wendigkeiten verschließen kann, die sich aus der wachsenden Masse des Bildungs stoffes und der notwendigen Auswahl er geben, sich darauf konzentrieren, eine inten sive geistige Auseinandersetzung mit sorg fältig ausgewählten Werken des humani stischen Erbes unserer Nation wie anderer Völker und der sozialistischen Gegenwarts kunst zu organisieren, und vor allem durch Tiefe und Qualität dieser Auseinanderset zung geschmacksbildend und persönlich keitsformend zu wirken. UZ 25/65, Seite 5
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